Die Petition zum Erhalt des Programmkinos in Würzburg:
http://www.programmkino-wuerzburg.de
Ich möchte in diesem Zusammenhang ein paar Worte loswerden und meine eigene etwas differenziertere Meinung, bezüglich der euphorischen Lobpreisungen des Corso und der Tiraden auf die bösen Multiplexe, zur Diskussion stellen. Markige Sprüche wie: „für Kinokultur in der Innenstadt“, „für alternativen zum blockbuster-kino“ und „zum Erhalt von Kultur, Filmkunst und kleinen Gewerben, die nicht von großen Konzernen überrannt werden dürfen“ sind zwar verständlich, aber offensichtlich fehlt da doch noch etwas der Blick für die reale Gesamtsituation.
Zunächst einmal bin ich als Mitinhaber eines kleinen Ladengeschäftes, der durchaus auch weiß, wie sich die derzeitige konjunkturelle Lage auf regionale Kleinunternehmer auswirkt, natürlich auch für die kleinen regionalen Betriebe und als Buchhändler definitiv auch für den Erhalt von diversifizierter Kultur.
In einer Gesellschaft, die im besonderen im Bereich Unterhaltungsmedien in einer Art kapitalistisch ausgelegt ist, ist es unmöglich sich gegen alle Strömungen zu stellen. Glaubt ihr, die Betreiber würden aufgeben, wo doch Kino ihr Leben ist/war, wenn es wirtschaftlich nicht unumgänglich wäre? Wenn nicht genügend Besucher in ein Würzburger Programmkino, das seit Generationen existiert hat, gehen um es finanziell zu tragen, wie soll es dann mit einem neuen funktionieren, das erst aufgebaut werden muss? Auch das andere regionale Programmkino kämpft ums Überleben. Das Casablanca in Ochsenfurt ist auch sehr nett und die Fahrt lohnt sich auf jeden Fall. Aber auch dort kämpft man mit unterirdischen Besucherzahlen und beschissenen Konditionen der großen Filmverleihe.
Und die andere Aussage, mit den großen Konzernen ist ja auch nur ein weiterer Punkt, mal das eigene Verhalten zu überdenken. Das Cineworld im Mainfrankenpark hat genau wie das Corso regionale Betreiber und… eine sehr rührige Veranstaltungsleiterin, die immer wieder mit viel Energie versucht hat das Spektrum zu erweitern. Auch entgegen wirtschaftlicher Aspekte.
Seid doch nicht so naiv. Geld regiert die Welt. Ein kleiner Unternehmer kann sich in unserer Welt nicht die Freiheit nehmen, das zu tun, was er möchte. Er ist von uns abhängig. Wer Kino als gesellschaftliches Ereignis sieht und gerne eine Vielfalt erhalten möchte, muss auch dafür sorgen, dass die monetäre Grundlage erhalten bleibt.
Raubkopien aus dem www, DVD-Abende und eine allgemeine Dissozialisierung sind da bestimmt nicht förderlich. Wer Vielfalt erhalten möchte, der muss sie auch fördern. An das Kulturbudget der Stadt Würzburg braucht man nicht zu appelieren. Einer Entscheidung des Stadtrates ist es schließlich zu verdanken, dass wir das Cinemaxx in der Stadt haben und nicht das Cineworld, gegründet von den beiden großen regionalen Kinobetreibern, des ehemaligen Bavaria und Corso.
Wer in unserer Welt lebt, sich nicht gegen das System stellt, aber in ihm auch nicht bereit ist sich seinen Mechanismen zu unterwerfen, hat die Funktionalität nicht verstanden.
Klar wünsche ich mir wie so viele andere auch weiterhin das Corso. Gerade ich, der viele der Leute gut kennt, die ihr Herzblut da hineingesteckt haben. Aber es gibt einfach keine Zukunft dafür, es sei denn es ändert sich grundsätzlich was in unseren Köpfen und dadurch in der Welt. Wir sind die Welt und wir machen die Welt. Nicht die Welt macht uns.