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Wochenende 27 – die Welt in der wir leben

von am 19. Juli 2014

P7190227Nichts wirklich Dramatisches, nichts wirklich Schlimmes. Trotzdem ein trauriger Morgen.

Heute habe ich mal wieder ein paar Fotos vom Fortschritt an der Brücke gemacht. Dabei ist mir der Polizist positiv aufgefallen, der vor dem Jüdischen Museum Wache geschoben hat. Ja, da steht eigentlich fast jeden Tag ein einsamer Streifenpolizist um das Gebäude zu bewachen. Der nette Beamte hat einer jungen Dame geholfen, die anscheinend Probleme mit ihrem Kinderwagen hatte. Hilfsbereit und freundlich hat er mit ihr zusammen die richtige Einstellung für den Kinderwagen getroffen. Ein echt idyllisches Bild. Ruhige, langsam fortschreitende Baustelle mit hilfsbereitem Polizisten. Echt angenehm. Musste ich alter Querulant gleich denken, dass die Beamten von der Polizei eben doch aus einem anderen Holz geschnitzt sind, als die Angestellten des VÜD, die durch "Abschussprämien" und Fernüberwachung zu so etwas nicht einmal Zeit hätten, sondern nur darauf bedacht sind, möglichst viele Knöllchen zu verteilen.

Jetzt ist es so, zur Erklärung für alle, die die Situation nicht so genau kennen, dass durch die seit über einem Jahr bestehende Totalsperre der Straße, ein gewaltiger Umweg in Kauf genommen werden muss, wenn man nicht Fußgänger oder Radfahrer ist. Deswegen nehmen viele Rollerfahrer die "Abkürzung" durch die Baustelle, um die dem Verkehrskollaps nahe Rottendorfer zu umgehen. Natürlich ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, aber, bei entsprechendem Verhalten, ein völlig ungefährliches und vor allem nachvollziehbares Unterfangen, das etliche Kilometer und je nach Verkehrssituation etliche Minuten und Nerven sparen kann.

Als ich den Laden aufgesperrt und alles verräumt hatte, war die obligatorische Guten-Morgen-Zigarette vor der Tür an der Reihe. Dabei konnte ich beobachten, wie der Polizist eine Rollerfahrerin "abgefangen" hat, die genau diese Abkürzung genommen hat. Na, das gibt bestimmt eine Moralpredigt ;-). Neugierig geworden und in dem festen Vorsatz einen netten Beitrag hier zu schreiben, bin ich dann nochmal schnell hochgeradelt, um diese Vermutung zu verifizieren. Die Antwort des Beamten war wirklich interessant. "Die Dame hat bezahlt. Das ist ein Weg, der für Radfahrer und für Fußgänger frei ist und nicht für Rollerfahrer, die abkürzen wollen. Nur so lernen die das." Völlig korrekt und gemäß der StVO aber wirklich total daneben. Wenn Regeln das Gehirn ersetzen, sind wir genau da, wo wir jetzt sind. Mit dem Finger wackeln und "Na, na, na" oder, von mir aus, Ohren langziehen, wenn die Dame "durchgebraust" wäre, aber mit Augenzwinkern und Augenmaß und nicht mit einer kostenpflichtigen Verwarnung. Das ist absolut unnötig und trägt zu dem Bild bei, das ich (leider) von unseren Ordnungshütern habe. Wo ist die alte Zeit, als der Polizist noch "Dein Freund und Helfer" war?

Ich bin ein wenig frustriert, hatte ich doch die Erwartungshaltung, dass eine positive Antwort auf meine Frage kommen würde. So ist das eben. Erwartungshaltung beeinflusst zu einem großen Teil die Rezeption der Antwort. Jetzt bin ich sauer und die netten Polizisten von neulich sind vergessen. Schade, aber das ist unsere Welt. Recht und Ordnung.

von am 19. Juli 2014

P7190227Nichts wirklich Dramatisches, nichts wirklich Schlimmes. Trotzdem ein trauriger Morgen.

Heute habe ich mal wieder ein paar Fotos vom Fortschritt an der Brücke gemacht. Dabei ist mir der Polizist positiv aufgefallen, der vor dem Jüdischen Museum Wache geschoben hat. Ja, da steht eigentlich fast jeden Tag ein einsamer Streifenpolizist um das Gebäude zu bewachen. Der nette Beamte hat einer jungen Dame geholfen, die anscheinend Probleme mit ihrem Kinderwagen hatte. Hilfsbereit und freundlich hat er mit ihr zusammen die richtige Einstellung für den Kinderwagen getroffen. Ein echt idyllisches Bild. Ruhige, langsam fortschreitende Baustelle mit hilfsbereitem Polizisten. Echt angenehm. Musste ich alter Querulant gleich denken, dass die Beamten von der Polizei eben doch aus einem anderen Holz geschnitzt sind, als die Angestellten des VÜD, die durch "Abschussprämien" und Fernüberwachung zu so etwas nicht einmal Zeit hätten, sondern nur darauf bedacht sind, möglichst viele Knöllchen zu verteilen.

Jetzt ist es so, zur Erklärung für alle, die die Situation nicht so genau kennen, dass durch die seit über einem Jahr bestehende Totalsperre der Straße, ein gewaltiger Umweg in Kauf genommen werden muss, wenn man nicht Fußgänger oder Radfahrer ist. Deswegen nehmen viele Rollerfahrer die "Abkürzung" durch die Baustelle, um die dem Verkehrskollaps nahe Rottendorfer zu umgehen. Natürlich ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, aber, bei entsprechendem Verhalten, ein völlig ungefährliches und vor allem nachvollziehbares Unterfangen, das etliche Kilometer und je nach Verkehrssituation etliche Minuten und Nerven sparen kann.

Als ich den Laden aufgesperrt und alles verräumt hatte, war die obligatorische Guten-Morgen-Zigarette vor der Tür an der Reihe. Dabei konnte ich beobachten, wie der Polizist eine Rollerfahrerin "abgefangen" hat, die genau diese Abkürzung genommen hat. Na, das gibt bestimmt eine Moralpredigt ;-). Neugierig geworden und in dem festen Vorsatz einen netten Beitrag hier zu schreiben, bin ich dann nochmal schnell hochgeradelt, um diese Vermutung zu verifizieren. Die Antwort des Beamten war wirklich interessant. "Die Dame hat bezahlt. Das ist ein Weg, der für Radfahrer und für Fußgänger frei ist und nicht für Rollerfahrer, die abkürzen wollen. Nur so lernen die das." Völlig korrekt und gemäß der StVO aber wirklich total daneben. Wenn Regeln das Gehirn ersetzen, sind wir genau da, wo wir jetzt sind. Mit dem Finger wackeln und "Na, na, na" oder, von mir aus, Ohren langziehen, wenn die Dame "durchgebraust" wäre, aber mit Augenzwinkern und Augenmaß und nicht mit einer kostenpflichtigen Verwarnung. Das ist absolut unnötig und trägt zu dem Bild bei, das ich (leider) von unseren Ordnungshütern habe. Wo ist die alte Zeit, als der Polizist noch "Dein Freund und Helfer" war?

Ich bin ein wenig frustriert, hatte ich doch die Erwartungshaltung, dass eine positive Antwort auf meine Frage kommen würde. So ist das eben. Erwartungshaltung beeinflusst zu einem großen Teil die Rezeption der Antwort. Jetzt bin ich sauer und die netten Polizisten von neulich sind vergessen. Schade, aber das ist unsere Welt. Recht und Ordnung.

3 Kommentare zu “Wochenende 27 – die Welt in der wir leben”

  1. Hazamel sagt:

    Ich muss als Fußgänger übrigens seit einiger Zeit widersprechen. Seitdem da oben mal kurzzeitig Aktionismus ausgebrochen ist… äh… war, darf man sich jetzt von der Bahnunterführung über gesetzte Randsteine und Schotterpiste kämpfen, wenn man überhaupt durchkommt oder sich traut. Kurzzeitig war ja ganz zu oder so verwirrend, dass ich dann lieber an der LVA runter bin und den Bahnsteig entlang. Verkehrstechnisch ist die Baustelle also mittlerweile nicht nur für den motorisierten Verkehr eine Katastrophe.

  2. Kai sagt:

    Ja lieber Gerd,
    man muss es einfach mal so sehen: In einer so schnelllebigen und hektischen Zeit wie der heutigen habt ihr das große Glück von der Stadt einen kurzen Moment der Ruhe eingeräumt zu bekommen. Kein Auto Lärm, kein Gehupe, kein Fluchen durch die heruntergekurbelte Fensterscheibe. In einem Land in dem es vor Akademikern so strotzt seht ihr hart arbeitende Bauarbeiter direkt vor eurer Tür. Jedes Kleinkind wäre entzückt über die tollen Traktoren direkt vor eurer Haustür. Und durch die großzügige Spende der Rollerfahrerin wird auch die Baustelle vor eurer Tür in Bälde der Vergangenheit angehören. Mit diesen Worten verabschiede ich mich und hoffe dass ich irgendwann mal den Weg zu euch durch das Labyrinth der Baustelle finden kann;-)
    PS:Sarkasmus!;-)

  3. Andy sagt:

    Mein Freund ich helf dir!

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