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Die Geissel des Himmels

von am 15. November 2018

Ursula K. Le Guin
DIE GEISSEL DES HIMMELS. Roman.
Erste ungekürzte Ausgabe, übersetzt von Joachim Körber
(The Lathe of Heaven / 1971)
Bellheim, Edition Phantasia, 223 S., April 2006
Phantasia Papberback – Science Fiction – Band 1005
ISBN 3-937897-16-X / 14,90 Euro

Nachdem die frühen Science-Fiction-Romane Ursula K. Le Guins auf fernen Welten und weit in der Zukunft spielten, begab sie sich mit DIE GEISSEL DES HIMMELS erstmals auf die Erde, genauer: nach Portland, Oregon, in ihre Heimatstadt. Handlungszeitraum ist die nahe Zukunft – und unser Planet ist in keinem besonders guten Zustand.
Die erwarteten Verschlechterungen von Klima und politischer Realität sind eingetreten. Terrorismus und Seuchen, Naturkatastrophen und Überbevölkerung beherrschen das Bild.
In der Mitte dieses Panoramas steht George Orr, ein völlig durchschnittlicher Mann. Und zugleich der außergewöhnlichste Mensch des Planeten.
Denn George Orrs Träume werden wahr, das heißt sie verändern die Realität. Da sich allerdings nur Orr selbst an die Welt vor diesen Änderungen erinnern kann, steht er seit Jahren am Rande des Wahnsinns. Nur seine seelische Integrität und mentale Ausgewogenheit bewahren ihn vor dem Abgleiten in Wahnvorstellungen oder Allmachtsphantasien.
Der Zufall führt ihn schließlich zu Dr. William Haber, einem Psychologen mit dem Spezialgebiet Traumforschung. Nach anfänglichen Zweifeln erlebt Haber jedoch selbst, wie Orrs Träume wirken. Der gute Doktor fasst einen Plan: Er will mit Orrs Hilfe eine bessere, eine „schöne, neue Welt“ erschaffen.
Trotz Orrs dringlicher Bitten, mit den Versuchen aufzuhören und obwohl die Veränderungen zumeist nicht zum Besseren gelingen, macht Haber weiter – besessen von der Gier nach Macht …
Der Roman ist von einer tiefen Emotionalität durchdrungen, die Leserinnen und Leser berührt ohne sie zu bevormunden. Die ethischen Fragen einer absoluten Macht – auch in den Händen des gutwilligsten Menschen – werden auf interessante, mitreißende Weise durchgespielt. Ob wir eines Tages wohl soweit sind, dass wir verantwortungsvoll mit solchen Fähigkeiten umgehen werden, steht am Ende „in den Sternen“.
Le Guins Buch lässt jedoch Raum für Hoffnung.

Horst Illmer

von am 15. November 2018

Ursula K. Le Guin
DIE GEISSEL DES HIMMELS. Roman.
Erste ungekürzte Ausgabe, übersetzt von Joachim Körber
(The Lathe of Heaven / 1971)
Bellheim, Edition Phantasia, 223 S., April 2006
Phantasia Papberback – Science Fiction – Band 1005
ISBN 3-937897-16-X / 14,90 Euro

Nachdem die frühen Science-Fiction-Romane Ursula K. Le Guins auf fernen Welten und weit in der Zukunft spielten, begab sie sich mit DIE GEISSEL DES HIMMELS erstmals auf die Erde, genauer: nach Portland, Oregon, in ihre Heimatstadt. Handlungszeitraum ist die nahe Zukunft – und unser Planet ist in keinem besonders guten Zustand.
Die erwarteten Verschlechterungen von Klima und politischer Realität sind eingetreten. Terrorismus und Seuchen, Naturkatastrophen und Überbevölkerung beherrschen das Bild.
In der Mitte dieses Panoramas steht George Orr, ein völlig durchschnittlicher Mann. Und zugleich der außergewöhnlichste Mensch des Planeten.
Denn George Orrs Träume werden wahr, das heißt sie verändern die Realität. Da sich allerdings nur Orr selbst an die Welt vor diesen Änderungen erinnern kann, steht er seit Jahren am Rande des Wahnsinns. Nur seine seelische Integrität und mentale Ausgewogenheit bewahren ihn vor dem Abgleiten in Wahnvorstellungen oder Allmachtsphantasien.
Der Zufall führt ihn schließlich zu Dr. William Haber, einem Psychologen mit dem Spezialgebiet Traumforschung. Nach anfänglichen Zweifeln erlebt Haber jedoch selbst, wie Orrs Träume wirken. Der gute Doktor fasst einen Plan: Er will mit Orrs Hilfe eine bessere, eine „schöne, neue Welt“ erschaffen.
Trotz Orrs dringlicher Bitten, mit den Versuchen aufzuhören und obwohl die Veränderungen zumeist nicht zum Besseren gelingen, macht Haber weiter – besessen von der Gier nach Macht …
Der Roman ist von einer tiefen Emotionalität durchdrungen, die Leserinnen und Leser berührt ohne sie zu bevormunden. Die ethischen Fragen einer absoluten Macht – auch in den Händen des gutwilligsten Menschen – werden auf interessante, mitreißende Weise durchgespielt. Ob wir eines Tages wohl soweit sind, dass wir verantwortungsvoll mit solchen Fähigkeiten umgehen werden, steht am Ende „in den Sternen“.
Le Guins Buch lässt jedoch Raum für Hoffnung.

Horst Illmer

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