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Was ich schon immer einmal wissen wollte… 6 Fragen an Verlage

von am 6. Juli 2018

Ich bin gerade wieder einmal an den Halbjahres-Vormerkern. Mehr als ein Meter Prospekte warten darauf, durchgesehen zu werde. Um nicht völlig abzustumpfen, muss ich mir zwischendrin ein wenig Luft verschaffen… Vielleicht habt ihr so auch etwas zu lachen:

1. Covergestaltung ist mir seid Jahren ein Rätsel

Vor allem bei deutschen Verlagen. Mal sind Kaputzen in, mal Kreuze und dann taucht plötzlich auf jedem Buch so etwas auf. Gesichtslos und ohne Wiedererkennungswert. Reihen mit gewohntem Design werden aprupt in neue Gewänder gekleidet. Und für all diesen Mist gibt es jetzt auch noch tolle neue Marketingnamen. Was zum Teufel bedeutet: "Jetzt bei Penguin Taschenbuch in der Erfolgsausstattung!"? und was meint: Jetzt "In neuer Autorenausstattung"? Ich kapiers nicht. Für mich ist es nur einfach ärgerlich, dass zum Beispiel eine meiner Lieblingsserien "Flavia de Luce" immer tolle, konsistente Cover hatte, bis irgendein Hirni die Gestaltung völlig umgekrempelt hat… …dass der visuelle Neustart der Serie "Spiel der Götter" leider auch gar nix gebracht hat in Bezug auf die Geschwindigkeit der längst überfälligen Veröffentlichung der Abschlussbände… …oder, dass "Die Chroniken des eisernen Druiden" zum Glück trotz der RTL II Seriencover gut laufen, das alte war echt hübsch und mit dem neuen Mist musst du die Leser erst überzeugen trotzdem auf dich zu vertrauen.
Wer macht denn so etwas, Herr Klett-Cotta*?

2. Titelwahl und Titelübersetzung

In wie weit sich Übersetzer Gedanken machen, wie ein Buch im Deutschen heißen soll, weiß ich nicht. Vielleicht wird dieser Teil auch nur der Marketing-Abteilung übergeben. Dass sinnvolle Titel für deutsche Übersetzungen etwas ganz schwieriges und zugleich wichtiges sind, zeigen gelungene Umsetzungen. Manchmal muss man ein passendes Idiom finden oder eine klingende Neuschöpfung schaffen. "Brave New World" wurde erst mit "Wackere Neue Welt" interpretiert und später als "Schöne Neue Welt". "The Dispossessed" hatte zunächst den klingenden deutschen Namen "Planet der Habenichtse", wurde dann etwas unglücklich zu "Die Enteigneten" um aktuell unter dem Titel "Freie Geister" vorzuliegen. "Träumen Roboter von elektrischen Schafen" wird zu "Bladerunner" und so weiter. In diesem Fall noch verständlich, weil der Film in Deutschland ebenfalls unter dem Originaltitel erschien. Warum zum Teufel muss aber heute jeder Mist einen englischen Titel haben mit dämlichen deutschen Untertiteln, die – Bildschlagzeilen gleich – Leselust entfachen sollen? "Dark Lake" ist der Titel und auf dem Cover sieht man einen dunklen See. Die Handlung dreht sich um den Fund einer Leiche an diesem dunklen See. Bitte! warum muss der Titel dann englisch sein? Warum nicht "Am Grunde des Sees" oder "Das Mädchen aus dem See"? Und dann der Untertitel: "Sie war so schön, jetzt ist sie tot". Sowas hab ich in der Grundschule schon hübscher verpackt! Wer denkt sich so etwas aus? Wenn man überhaupt von denken sprechen kann. Oder sind solche Namensgebungen Ergebnis fundierter Statistiken, die den potentiellen Leser für derart dämlich hält, auf so einen Mist zu fliegen? Kein Wunder, dass wir derartig gewaltige Rückgänge im Absatz von Buchern verzeichnen. Wenn das Konsumvieh, welches als Zielgruppe ermittelt wurde wirklich so dumm wäre, KÖNNTE ES GAR NICHT MEHR LESEN! (und damit hacke ich nicht auf Lesern, sondern auf Marketingleuten herum!) Bitte liebe Verlage, besinnt euch darauf, dass "Das Buch" als Kulturgut steuerlich begünstigt ist und dass damit auch eine gewisse Verantwortung verbunden ist.
Oder haben sie das vergessen, Herr Fischer TOR*?

3. Schulaufsatz Erörterung

Wer schreibt eigentlich die Texte in den Verlagsprogrammen? Wenn ich in der Ankündigung eines rennomierten Literaturverlages zum neuen Werk einer brillianten und vor allem wortgewandten Autorin das Deutsch eines 5.Klasse Schulaufsatzes vorgesetzt bekomme, dreht sich mir der Magen um. Wenn ich niemanden ausreichend qualifizierten bezahlen möchte, einen angemessenen Text zu schreiben, dann lasse ich es komplett sein. Dann reicht es auch, einfach den Autorennamen für sich sprechen zu lassen. Das Prädikat "Spitzentitel", die Zitathülsen aus Presseartikeln und die gekauften Lobhudeleien umsatzstarker Kollegen gehen mir am Arsch vorbei. Von unsinnigen Pairingalgorythmen ausgeworfene Vergleiche "für alle Leser von" erinnert an Big "A" mit "Kunden die diesen Artikel gekauft haben" nur eben umgekehrt. Aber so wirklich den Vogel schießen Deutschaufsätze mit Inhaltsangaben und Erörterungen ab. Bitte nicht! Nehmt Rücksicht auf meine geistige Stabilität. Ich bin Buchhändler geworden, weil ich das geschriebene Wort liebe. "Ebenso geht es um…" war mir in der 5. zu plump. Habt Erbarmen mit mir und mit Juli Zeh (um deren neues Werk es geht)!
Ich will auch nicht wissen, dass dieses Buch "Eines der Lieblingsbücher auf Barack Obamas Leseliste" ist. Und bei der Adelung: "Der wohl größte noch lebende Schriftsteller Portugals" (okay, es könnte Andorra sein, außerdem war ich in Portugal und weiß, dass der Portugiese eher – wie auch wir Franken – zu Bauch und geringer Körpergröße neigt…) kommt mir unweigerlich der Kalauer meines Großvaters in den Sinn: "Der beste Roman, den ich heute gelesen habe."
Wer also schreibt die Texte, Herr Lübbe*?

4. Sind Autoren die besseren Buchhändler?

Wenn ich während der Durchsicht der Halbjahresprospekte die Kommentare anderer Autoren zu Büchern ihrer Kollegen betrachte, fällt mir die Ballung noch stärker auf, als im Alltag unserer Buchhandlung. Es gehört zu meinen Pflichten als Buchhändler, viel zu lesen. Ein nicht wirklich unangenehmer Tätigkeitsbereich, aber ein recht zeitintensiver. Es gibt mit Sicherheit Kollegen, die sich dieser Aufgabe noch deutlich gewissenhafter widmen, dennoch ist es ein ganz schönes Pensum, das auch ich in diesem Bereich bewältige. Ich lese recht schnell, dafür wahrscheinlich nicht so oft wie andere. Lass mich mal das extreme Beispiele Denis Scheck nennen, der laut eigener Aussage tatsächlich all die Bücher liest, über die er spricht. Trotz seines Credos, je schneller sich ein Buch liest, desto besser ist es auch, so liefert er selbst als eine Art Begründung oder Erklärung: "ich werde gut dafür bezahlt, sie zu lesen" (Zitat Landeszeitung.de 12.12.17 Der Bücherfresser). Autoren werden normalerweise im Gegensatz zu Buchhändlern und Literaturkritikern dafür bezahlt, die Worte niederzuschreiben und nicht zu lesen. Warum zum Teufel steht auf unzähligen Büchern dann, welcher Autor dieses Werk toll findet. Vielleicht haben wir da die Erklärung, warum Herr Martin nichts mehr zu Stande bringt. Vielleicht zahlen ihm die Verlage einfach mehr, wenn er seinen Senf zu irgendwelchen Werken abgibt, als wenn er seinen eigenen Senf abgibt. So viele Bücher, die er toll findet, schafft nicht einmal Herr Scheck – und der findet ja die Hälfte auch noch "nicht toll". Davon habe ich bei Herrn Martin noch nie etwas gelesen… also liest er entweder nur gute Bücher oder noch mehr!"
Ist das so, Herr Martin*?

5. Warum wandern Bücher?

Es gibt nur wenige einheitliche Veröffentlichungen von Reihen. Entgegen dem Wunsch derjenigen, die sich gerne Bücher in Regale stellen und das dann gerne auch optisch konsistent haben. Und das sollten ja wohl Menschen sein, die von den Verlagen als Zielgruppe bezeichnet werden müssten. Es ist daher unverständlich, warum nicht nur, wie oben bereits erwähnt, die Covergestaltung gewechselt wird, sondern gleich auch noch der Verlag. In der gleichen Verlagsgruppe wohlgemerkt. Das Lied von Eis und Feuer (in der einheitlichen Neuausgabe!) 1-8 Bei Blanvalet und 9-10 bei Penhaligon. Lockwood & Co 1-3 cbj und 4 erscheint bei cbt. Anderes Label, anderes Logo, andere Rückengestaltung. Warum!?! Also nicht, dass es keine größeren Probleme auf der Welt gäbe, aber warum? Wahrscheinlich rege ich mich gerade nur deswegen darüber auf, weil es nicht nur im Regal beschissen aussieht, sondern weil die konsistente Artikeleinpflege in unsere Datenbank dadurch natürlich wesentlich aufwändiger und zeitintensiver ist.
Aber trotzdem. Warum ist das so, Herr Random House*?

6. Halbwertszeit?

Eine der symptomatischen Unarten im deutschen Buchhandel ist die kurze lieferbar-Haltung. Die Halbwertszeit von Büchern liegt etwa bei einem, maximal zwei Jahren. Die zweite Unart ist der inflationäre Umgang mit dem, das den amerikanischen Namen Paperback und dann noch wertige Bezeichnungen wie Klappenbroschur, aufwändige Prägung, Farbschnitt oder sonstigen Schnickschnack beigefügt bekommt. Aufgeblasene überteuerte Taschenbücher in Großschrift für Menschen mit Sehschwäche. Ein knappes Jahr später gibts das Ganze dann als "normales" Taschenbuch nachgeliefert. Immer noch sehr gut lesbar, wesentlich weniger Platz einnehmend und zu akzeptablem Preis. Oft kommt zu allem Übel noch dazu, dass die ersten Bände einer Reihe dann schon nicht mehr in der einen Form, die letzten noch nicht (oder nie) in der anderen Form erscheinen. Eindeutig ein Geschenk für die jährlich schwindenden Leserzahlen und ein Tribut an geringere Verkaufszahlen. Dann kann der stolze Besitzer einer privaten Bibliothek trotz nur drei beinhaltender Serien und zehn Einzelbänden auf ein beeindruckendes Bücherregal verweisen.
Habe ich das richtig verstanden, Herr Knaur*?

*Die Verlagsnamen und der Autorenname sind zufällig gewählt, da sich ähnliche Missstände über alle Verlage erstrecken.

von am 6. Juli 2018

Ich bin gerade wieder einmal an den Halbjahres-Vormerkern. Mehr als ein Meter Prospekte warten darauf, durchgesehen zu werde. Um nicht völlig abzustumpfen, muss ich mir zwischendrin ein wenig Luft verschaffen… Vielleicht habt ihr so auch etwas zu lachen:

1. Covergestaltung ist mir seid Jahren ein Rätsel

Vor allem bei deutschen Verlagen. Mal sind Kaputzen in, mal Kreuze und dann taucht plötzlich auf jedem Buch so etwas auf. Gesichtslos und ohne Wiedererkennungswert. Reihen mit gewohntem Design werden aprupt in neue Gewänder gekleidet. Und für all diesen Mist gibt es jetzt auch noch tolle neue Marketingnamen. Was zum Teufel bedeutet: "Jetzt bei Penguin Taschenbuch in der Erfolgsausstattung!"? und was meint: Jetzt "In neuer Autorenausstattung"? Ich kapiers nicht. Für mich ist es nur einfach ärgerlich, dass zum Beispiel eine meiner Lieblingsserien "Flavia de Luce" immer tolle, konsistente Cover hatte, bis irgendein Hirni die Gestaltung völlig umgekrempelt hat… …dass der visuelle Neustart der Serie "Spiel der Götter" leider auch gar nix gebracht hat in Bezug auf die Geschwindigkeit der längst überfälligen Veröffentlichung der Abschlussbände… …oder, dass "Die Chroniken des eisernen Druiden" zum Glück trotz der RTL II Seriencover gut laufen, das alte war echt hübsch und mit dem neuen Mist musst du die Leser erst überzeugen trotzdem auf dich zu vertrauen.
Wer macht denn so etwas, Herr Klett-Cotta*?

2. Titelwahl und Titelübersetzung

In wie weit sich Übersetzer Gedanken machen, wie ein Buch im Deutschen heißen soll, weiß ich nicht. Vielleicht wird dieser Teil auch nur der Marketing-Abteilung übergeben. Dass sinnvolle Titel für deutsche Übersetzungen etwas ganz schwieriges und zugleich wichtiges sind, zeigen gelungene Umsetzungen. Manchmal muss man ein passendes Idiom finden oder eine klingende Neuschöpfung schaffen. "Brave New World" wurde erst mit "Wackere Neue Welt" interpretiert und später als "Schöne Neue Welt". "The Dispossessed" hatte zunächst den klingenden deutschen Namen "Planet der Habenichtse", wurde dann etwas unglücklich zu "Die Enteigneten" um aktuell unter dem Titel "Freie Geister" vorzuliegen. "Träumen Roboter von elektrischen Schafen" wird zu "Bladerunner" und so weiter. In diesem Fall noch verständlich, weil der Film in Deutschland ebenfalls unter dem Originaltitel erschien. Warum zum Teufel muss aber heute jeder Mist einen englischen Titel haben mit dämlichen deutschen Untertiteln, die – Bildschlagzeilen gleich – Leselust entfachen sollen? "Dark Lake" ist der Titel und auf dem Cover sieht man einen dunklen See. Die Handlung dreht sich um den Fund einer Leiche an diesem dunklen See. Bitte! warum muss der Titel dann englisch sein? Warum nicht "Am Grunde des Sees" oder "Das Mädchen aus dem See"? Und dann der Untertitel: "Sie war so schön, jetzt ist sie tot". Sowas hab ich in der Grundschule schon hübscher verpackt! Wer denkt sich so etwas aus? Wenn man überhaupt von denken sprechen kann. Oder sind solche Namensgebungen Ergebnis fundierter Statistiken, die den potentiellen Leser für derart dämlich hält, auf so einen Mist zu fliegen? Kein Wunder, dass wir derartig gewaltige Rückgänge im Absatz von Buchern verzeichnen. Wenn das Konsumvieh, welches als Zielgruppe ermittelt wurde wirklich so dumm wäre, KÖNNTE ES GAR NICHT MEHR LESEN! (und damit hacke ich nicht auf Lesern, sondern auf Marketingleuten herum!) Bitte liebe Verlage, besinnt euch darauf, dass "Das Buch" als Kulturgut steuerlich begünstigt ist und dass damit auch eine gewisse Verantwortung verbunden ist.
Oder haben sie das vergessen, Herr Fischer TOR*?

3. Schulaufsatz Erörterung

Wer schreibt eigentlich die Texte in den Verlagsprogrammen? Wenn ich in der Ankündigung eines rennomierten Literaturverlages zum neuen Werk einer brillianten und vor allem wortgewandten Autorin das Deutsch eines 5.Klasse Schulaufsatzes vorgesetzt bekomme, dreht sich mir der Magen um. Wenn ich niemanden ausreichend qualifizierten bezahlen möchte, einen angemessenen Text zu schreiben, dann lasse ich es komplett sein. Dann reicht es auch, einfach den Autorennamen für sich sprechen zu lassen. Das Prädikat "Spitzentitel", die Zitathülsen aus Presseartikeln und die gekauften Lobhudeleien umsatzstarker Kollegen gehen mir am Arsch vorbei. Von unsinnigen Pairingalgorythmen ausgeworfene Vergleiche "für alle Leser von" erinnert an Big "A" mit "Kunden die diesen Artikel gekauft haben" nur eben umgekehrt. Aber so wirklich den Vogel schießen Deutschaufsätze mit Inhaltsangaben und Erörterungen ab. Bitte nicht! Nehmt Rücksicht auf meine geistige Stabilität. Ich bin Buchhändler geworden, weil ich das geschriebene Wort liebe. "Ebenso geht es um…" war mir in der 5. zu plump. Habt Erbarmen mit mir und mit Juli Zeh (um deren neues Werk es geht)!
Ich will auch nicht wissen, dass dieses Buch "Eines der Lieblingsbücher auf Barack Obamas Leseliste" ist. Und bei der Adelung: "Der wohl größte noch lebende Schriftsteller Portugals" (okay, es könnte Andorra sein, außerdem war ich in Portugal und weiß, dass der Portugiese eher – wie auch wir Franken – zu Bauch und geringer Körpergröße neigt…) kommt mir unweigerlich der Kalauer meines Großvaters in den Sinn: "Der beste Roman, den ich heute gelesen habe."
Wer also schreibt die Texte, Herr Lübbe*?

4. Sind Autoren die besseren Buchhändler?

Wenn ich während der Durchsicht der Halbjahresprospekte die Kommentare anderer Autoren zu Büchern ihrer Kollegen betrachte, fällt mir die Ballung noch stärker auf, als im Alltag unserer Buchhandlung. Es gehört zu meinen Pflichten als Buchhändler, viel zu lesen. Ein nicht wirklich unangenehmer Tätigkeitsbereich, aber ein recht zeitintensiver. Es gibt mit Sicherheit Kollegen, die sich dieser Aufgabe noch deutlich gewissenhafter widmen, dennoch ist es ein ganz schönes Pensum, das auch ich in diesem Bereich bewältige. Ich lese recht schnell, dafür wahrscheinlich nicht so oft wie andere. Lass mich mal das extreme Beispiele Denis Scheck nennen, der laut eigener Aussage tatsächlich all die Bücher liest, über die er spricht. Trotz seines Credos, je schneller sich ein Buch liest, desto besser ist es auch, so liefert er selbst als eine Art Begründung oder Erklärung: "ich werde gut dafür bezahlt, sie zu lesen" (Zitat Landeszeitung.de 12.12.17 Der Bücherfresser). Autoren werden normalerweise im Gegensatz zu Buchhändlern und Literaturkritikern dafür bezahlt, die Worte niederzuschreiben und nicht zu lesen. Warum zum Teufel steht auf unzähligen Büchern dann, welcher Autor dieses Werk toll findet. Vielleicht haben wir da die Erklärung, warum Herr Martin nichts mehr zu Stande bringt. Vielleicht zahlen ihm die Verlage einfach mehr, wenn er seinen Senf zu irgendwelchen Werken abgibt, als wenn er seinen eigenen Senf abgibt. So viele Bücher, die er toll findet, schafft nicht einmal Herr Scheck – und der findet ja die Hälfte auch noch "nicht toll". Davon habe ich bei Herrn Martin noch nie etwas gelesen… also liest er entweder nur gute Bücher oder noch mehr!"
Ist das so, Herr Martin*?

5. Warum wandern Bücher?

Es gibt nur wenige einheitliche Veröffentlichungen von Reihen. Entgegen dem Wunsch derjenigen, die sich gerne Bücher in Regale stellen und das dann gerne auch optisch konsistent haben. Und das sollten ja wohl Menschen sein, die von den Verlagen als Zielgruppe bezeichnet werden müssten. Es ist daher unverständlich, warum nicht nur, wie oben bereits erwähnt, die Covergestaltung gewechselt wird, sondern gleich auch noch der Verlag. In der gleichen Verlagsgruppe wohlgemerkt. Das Lied von Eis und Feuer (in der einheitlichen Neuausgabe!) 1-8 Bei Blanvalet und 9-10 bei Penhaligon. Lockwood & Co 1-3 cbj und 4 erscheint bei cbt. Anderes Label, anderes Logo, andere Rückengestaltung. Warum!?! Also nicht, dass es keine größeren Probleme auf der Welt gäbe, aber warum? Wahrscheinlich rege ich mich gerade nur deswegen darüber auf, weil es nicht nur im Regal beschissen aussieht, sondern weil die konsistente Artikeleinpflege in unsere Datenbank dadurch natürlich wesentlich aufwändiger und zeitintensiver ist.
Aber trotzdem. Warum ist das so, Herr Random House*?

6. Halbwertszeit?

Eine der symptomatischen Unarten im deutschen Buchhandel ist die kurze lieferbar-Haltung. Die Halbwertszeit von Büchern liegt etwa bei einem, maximal zwei Jahren. Die zweite Unart ist der inflationäre Umgang mit dem, das den amerikanischen Namen Paperback und dann noch wertige Bezeichnungen wie Klappenbroschur, aufwändige Prägung, Farbschnitt oder sonstigen Schnickschnack beigefügt bekommt. Aufgeblasene überteuerte Taschenbücher in Großschrift für Menschen mit Sehschwäche. Ein knappes Jahr später gibts das Ganze dann als "normales" Taschenbuch nachgeliefert. Immer noch sehr gut lesbar, wesentlich weniger Platz einnehmend und zu akzeptablem Preis. Oft kommt zu allem Übel noch dazu, dass die ersten Bände einer Reihe dann schon nicht mehr in der einen Form, die letzten noch nicht (oder nie) in der anderen Form erscheinen. Eindeutig ein Geschenk für die jährlich schwindenden Leserzahlen und ein Tribut an geringere Verkaufszahlen. Dann kann der stolze Besitzer einer privaten Bibliothek trotz nur drei beinhaltender Serien und zehn Einzelbänden auf ein beeindruckendes Bücherregal verweisen.
Habe ich das richtig verstanden, Herr Knaur*?

*Die Verlagsnamen und der Autorenname sind zufällig gewählt, da sich ähnliche Missstände über alle Verlage erstrecken.

2 Kommentare zu “Was ich schon immer einmal wissen wollte… 6 Fragen an Verlage”

  1. Holger sagt:

    Lieber Gerd,

    genau diese Punkte kotzen mich auch schon jahrelang an und ich hab sie im Geiste auch schon oft geschrieben und diesen XYZ geschickt, aber mir war dann doch meine Zeit fürs Schreiben zu schade, denn man stösst ja eh nur auf taube Ohren.
    Zur Ergänzung:
    Punkt 7 bzw. Punkt 2.5: Böswillige Veränderung von Namen bei Wiederveröffentlichung.

    Zum einen natürlich schön, dass der gute Fitz wieder erhältlich ist, aber muss z.B Band 1 nach Adept des Assassinen (Bastei) und Der Weitseher (Heyne aka RH) jetzt Die Gabe der Könige (penhalidingens aks RH) heißen?

    Man (der vom Hermke eben noch einen Adept des Assassinen wärmstens empfohlen bekommen hat) wartet ewig auf die deutsche Übersetzung der Abschlussreihe vom Fitz und muss schon zweimal hinschaun, um nicht über die Namensänderung der ursprünglichen Assassinenreihe zu stolpern und im Anschluss über die neuumbenannte "Narrenreihe".

    Mal gespannt, ob wir/ich dann 2019 wirklich auch alle neuen Teile serviert bekommen, oder ob die Random House Idioten (mein Staatsfeind Nr.1*) wieder über ihre eigene Verwirrungsstrategie und eventuell schlechte Absatzzahlen stolpern.
    Grüße
    Holger
    * z.B.: Im Orginal endlich abgeschlossene Reihen in der dt. Übersetzung bei Band 3 von 5 die Notbremse ziehen und den Kunden verhungern lassen (z.B Daniel Hanover Abraham oder Ken Scholes)

    1. Gerd sagt:

      Die Liste an ärgerlichen Details und echten Schnitzer ist ellenlang. Was fehlt ist Nachhaltigkeit, Blick für den Markt (in unserem Segment eben auch die Fans und Sammler) und vor allem das Herzblut für die Sache. So etwas entsteht eben, wenn sich Herausgeber oder Editoren entweder selbst aus den Reihen herzloser Finanzandroiden rekrutieren oder zwingend an deren Weisungen gebunden sind. Siehe auch meine Folgeartikel Marktreport I bis III

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