aus Horsts Comicsammlung

Auch Horsts Comicsammlung kann sich sehen lassen. Und ab und an reizt es ihn eben auch mal über die Neunte Kunst zu schreiben.

Superbrain Comics mal zwei

von am 26. Februar 2024 noch kein Kommentar

Casey Zakroff & Pat Lewis
SUPERBRAIN-COMICS: DIE GEHEIMNISSE DER WALE.
Ü: Anna Taube, Vorwort: Asha de Vos
(WHALES / 2021)
Bindlach, Loewe, 2024, 128 S.
ISBN 978-3-7432-1800-0
Hardcover / 15,00 Euro

MK Reed & Joe Flood
SUPERBRAIN-COMICS: AUF DEN SPUREN DER DINOSAURIER.
Ü: Anna Taube, Vorwort: Leonard Finkelman
(DINOSAURS / 2016)
Bindlach, Loewe, 2024, 128 S.
ISBN 978-3-7432-1801-7
Hardcover / 15,00 Euro

Das Geschäft mit den Comics brummt. Mangas, Superhelden, Funnies, Erwachsenen-Comics und Kinder-Comics; die Comic-Verlage haben den Markt im Griff und unter sich aufgeteilt. Doch ein Segment scheint noch Nachholbedarf und Platz für einen Neuling zu haben: der Sachbuch-Comic. So in etwa dürften die Verantwortlichen beim Loewe Verlag während ihrer „Was-können-wir-noch-machen-um-weiter-zu-wachsen?“-Sitzungen argumentiert haben. Das Ergebnis liegt jetzt auf dem Tisch – die Comic-Sachbuch-Reihe SUPERBRAIN-COMICS!

Im Februar erschienen die ersten beiden Bücher, die sich mit biologischen Themen befassen. Zum einen mit den jugendliche Leser*innen immer wieder begeisternden Dinosauriern, zum anderen mit den größten noch lebenden Säugetieren, den Walen.

In DIE GEHEIMNISSE DER WALE erzählen Casey Zakroff und Pat Lewis aus der Sicht von Flitz, eines jungen Schnabelwals, über das vielfältige und spannende Leben der Tiere unterhalb des Meeresspiegels – und davon, wie Flitz versucht, mehr über jene geheimnisvollen fremden Wesen namens »Menschen« zu erfahren, die ab und zu an der Oberfläche auftauchen und seltsame Dinge tun …

Das Kreativ-Team MK Reed und Joe Flood wählt für den immerhin für einen Eisner Award nominierten Band AUF DEN SPUREN DER DINOSAURIER einen anderen Ansatz. Sie erzählen die Geschichte als Zeitreise durch die verschiedenen „Das-wissen-wir-sicher!“-Stufen der Wissenschaft. Als um 1800 n. Chr. die ersten Saurier-Versteinerungen ausgegraben werden, glaubt man noch, dass die Welt kaum älter ist als die mit der Bibel „nachweisbaren“ 6000 Jahre. In den folgenden 200 Jahren wächst nicht nur unser Universum und dessen Alter, sondern auch das Wissen um die Dinosaurier. Wenn dieser Comic eines zeigt, dann, dass jedes „sicher“ geglaubte Wissen um den Zustand der Welt nur relativ ist – denn die nächste Ausgrabung, die nächste Entdeckung kann schon wieder alles über den Haufen werfen.

Ausgestattet sind die SUPERBRAIN-COMICS jeweils mit Vorworten von Fachleuten aus den Spezialgebieten die sie behandeln. Zusätzlich gibt es am Ende ein Glossar mit Worterklärungen und weiterführenden Informationen. Mir haben die beiden Bücher viel Vergnügen bereitet und ich werde sie jetzt einfach an meine Enkelinnen weiterreichen – mit dem guten Gefühl, dass sie auch dort willkommen sein werden.

Horst Illmer

Casey Zakroff & Pat Lewis
SUPERBRAIN-COMICS: DIE GEHEIMNISSE DER WALE.
Ü: Anna Taube, Vorwort: Asha de Vos
(WHALES / 2021)
Bindlach, Loewe, 2024, 128 S.
ISBN 978-3-7432-1800-0
Hardcover / 15,00 Euro

MK Reed & Joe Flood
SUPERBRAIN-COMICS: AUF DEN SPUREN DER DINOSAURIER.
Ü: Anna Taube, Vorwort: Leonard Finkelman
(DINOSAURS / 2016)
Bindlach, Loewe, 2024, 128 S.
ISBN 978-3-7432-1801-7
Hardcover / 15,00 Euro
Das Geschäft mit den Comics brummt. Mangas, Superhelden, Funnies, Erwachsenen-Comics und Kinder-Comics;

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Batman: One Bad Day: Riddler

von am 13. September 2023 1 Kommentar

Tom King (Text) & Mitch Gerads (Bilder)
BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER
Übersetzung: Ralph Kruhm
(Batman – One Bad Day: The Riddler / 2022)
Stuttgart, Panini Comics, 2023, o. S. (76 Seiten)
ISBN 978-3-7416-3283-9 / 18 Euro
Großformatiges Hardcover

Im Laufe meines Lebens habe ich schon sehr viele BATMAN-Geschichten gelesen, gute und schlechte, herausragende und ganz nette, ein paar wenige erreichten sogar Weltklasse-Niveau.

Im Laufe meines Lebens habe ich auch schon eine ganze Reihe von Comiczeichnern und Comictextern kommen und gehen sehen, manche in Personalunion, manche im Team – und die meisten vergesse ich schnell wieder.

Dann gibt es alle paar Jahre diesen Moment – ein Comic brennt sich gnadenlos ins Hirn, verlangt nach der vollen Aufmerksamkeit, bringt Saiten zum Schwingen, die lange nicht mehr geklungen haben und ich weiß genau: das ist wieder so ein Autor, so ein Zeichner, den oder die muss ich im Auge behalten.

Mit dem 1978 geborenen US-Amerikaner Tom King ist erneut ein solcher Künstler in mein Leser-Leben getreten. Zuerst habe ich, auf eine Empfehlung hin, die 2020 entstandene Geschichte STRANGE ADVENTURES gelesen; dann folgte Ende 2021 die WATCHMEN-Erweiterung um den einzigartigen RORSCHACH; und jetzt, nachdem ich erfuhr, dass King dafür schon wieder einen Eisner Award gewonnen hat, nahm ich mir BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER vor.

Das Konzept der ganzen „One Bad Day“-Reihe stammt eigentlich von Alan Moore und seinem Ausflug ins Batman-Universum mit THE KILLING JOKE (1988), in dem er postulierte, dass „ein furchtbarer Tag“ ausreiche, um alles zu ändern. DC hat das nun aufgegriffen und lässt seine besten Autoren und Zeichner jeweils einen der bekanntesten Batman-Gegner in einem Solo-Abenteuer-Album mit dem Dunklen Ritter in den Ring steigen.

Die Idee, für den Einstieg in diese Serie Tom King und Mitch Gerads auf den Riddler anzusetzen erweist sich als Glücksgriff. Was King zu Mr. E. Nigma einfällt, stellt alles auf den Kopf, was Batman-Leser bisher über den Liebhaber mehr oder weniger gelungener oder witziger Fragespiele wussten.

BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER ist ein sehr brutaler, sehr erwachsener Comic, der zwar im Superhelden-Milieu angesiedelt ist, jedoch viel mehr Wert auf eine stimmige Charakterisierung der Handelnden legt, als auf Gimmicks und Gadgets.

Alle paar Jahre lese ich einen Comic, von dem ich weiß, dass er mir auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird und den ich guten Gewissens weiterempfehlen kann: BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER ist solch ein Comic.

Horst Illmer

Tom King (Text) & Mitch Gerads (Bilder)
BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER
Übersetzung: Ralph Kruhm
(Batman – One Bad Day: The Riddler / 2022)
Stuttgart, Panini Comics, 2023, o. S. (76 Seiten)
ISBN 978-3-7416-3283-9 / 18 Euro
Großformatiges Hardcover

Im Laufe meines Lebens habe ich schon sehr viele BATMAN-Geschichten gelesen, gute und schlechte, herausragende und ganz nette, ein paar wenige erreichten sogar Weltklasse-Niveau.
Im Laufe meines Lebens

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Die Känguru Comics

von am 17. Juli 2023 Kommentare deaktiviert für Die Känguru Comics

Marc-Uwe Kling (Text) & Bernd Kissel (Bilder)
DIE KÄNGURU-COMICS.
Band 1: ALSO ICH KÖNNTE DAS BESSER
Hamburg, Carlsen, 2022, 224 S.
ISBN 978-3-551-72828-9 / Hardcover 22,00 Euro

&
Band 2: DU WÜRDEST ES EH NICHT GLAUBEN
Hamburg, Carlsen, 2023, 224 S.
ISBN 978-3-551-73009-1 / Hardcover / 22,00 Euro

Betrachtungen über den Zustand der Zeit anzustellen, führt manchmal zu logischen Brüchen und verwirrenden Ergebnissen. Anders als Mister Spock (zuletzt in STAR TREK: DISCOVERY) gehe ich jedoch davon aus, dass sich am Ende einfach alles in der richtigen Reihenfolge befindet.

Deshalb gibt es hier jetzt zum Erscheinen des zweiten Bandes den Hinweis auf den ersten Band von DIE KÄNGURU-COMICS – ALSO ICH KÖNNTE DAS BESSER, einen von Marc-Uwe Kling geschriebenen und von Bernd Kissel gezeichneten Tages-Strip, der seit Dezember 2020 auf ZEIT-online erscheint und hier bis Dezember 2021 gesammelt als Buch vorliegt. Ähnlich wie damals bei den berühmten PEANUTS-Comicstrips gibt es unter der Woche einfarbige 4-Bilder-Streifen und am Sonntag dann eine Farbseite. Neben dem Känguru und unserem beliebten Kleinkünstler („Ich bin kein Kleinkünstler!“) Marc-Uwe haben sich sehr schnell eine multikulturelle Nachbarsfamilie und, etwas überraschend, die auf unseren Nachbar­planeten ausgewanderten Visionäre „Elon & Jeff on Mars“ etabliert.

Obwohl ich zu Beginn etwas Zweifel hegte, inwieweit sich die Geschichten um das tierisch-menschliche Dream-Team von Buch und Hörbuch ins Comic übertragen lassen, wusste ich bereits nach wenigen Seiten, dass es weit besser klappt, als daraus einen Realfilm zu machen.

Und so habe ich, aufs Höchste amüsiert, diesen ersten Band genossen, der in seiner haptischen Form weit mehr enthält als einfach nur „gedruckte Internetseiten“. Die Entwicklung im Storytelling und in der bildhaften Gestaltung sind viel besser/einfacher nachzuvollziehen, die zeitliche Zuordnung nach über zwei Jahren fällt erheblich leichter und übers Inhaltsverzeichnis Themenschwerpunkte raussuchen ist jetzt auch möglich.

Das gilt natürlich ebenso für Band 2: DIE KÄNGURU-COMICS – DU WÜRDEST ES EH NICHT GLAUBEN, der die Strips von Januar 2022 bis Februar 2023 enthält (inklusive exklusivem Bonusmaterial) und sehr schön zeigt, dass Autor und Zeichner inzwischen ein eingespieltes Team sind, dass die Grenzen dieses Formats spielerisch ausweitet.

Gefahrenhinweis: Diese Comics können süchtig machen.

Horst Illmer

Marc-Uwe Kling (Text) & Bernd Kissel (Bilder)
DIE KÄNGURU-COMICS.
Band 1: ALSO ICH KÖNNTE DAS BESSER
Hamburg, Carlsen, 2022, 224 S.
ISBN 978-3-551-72828-9 / Hardcover 22,00 Euro

&
Band 2: DU WÜRDEST ES EH NICHT GLAUBEN
Hamburg, Carlsen, 2023, 224 S.
ISBN 978-3-551-73009-1 / Hardcover / 22,00 Euro
Betrachtungen über den Zustand der Zeit anzustellen, führt manchmal zu logischen Brüchen und verwirrenden Ergebnissen. Anders als Mister Spock (zuletzt in

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Der Vagabund der Unendlichkeit

von am 10. Mai 2023 Kommentare deaktiviert für Der Vagabund der Unendlichkeit

Julio Ribera (Bilder) & Christian Godard (Text)
DER VAGABUND DER UNENDLICHKEIT. Integral-Ausgabe.
Band 1 – ZUM UNMÖGLICHEN STERN.
Übersetzung: Klaus Jöken; Kommentar: Peter Nover
(Le Vagabond des Limbes, Band 1 bis 4, 1975–1979)
Leipzig, Kult Comics, 2023, 232 S.
ISBN 978-3-96430-270-0 / 39,00 Euro
Hardcover

Gut zwanzig Jahre nach dem Ende der Comic-Reihe LE VAGABOND DES LIMBES (und nur zwei Jahre nach meinem in der phantastisch! 81 im Januar 2021 formulierten Wunsch nach einer deutschen Komplett-Ausgabe) gibt es für die Anhänger dieser in Deutschland bisher unter dem Serientitel DIE VAGABUNDEN DER UNENDLICHKEIT schändlich misshandelten Geschichte ein Happy End! Der Leipziger Verlag Kult Comics bringt ab sofort eine „Integral“-Ausgabe von DER VAGABUND DER UNENDLICHKEIT in acht großformatigen Hardcoverbänden heraus.

Band 1 ZUM UNMÖGLICHEN STERN ist bereits erschienen und beinhaltet die Alben 1 bis 4 der Originalserie die zwischen 1975 und 1979 erschienen sind. Dazu gibt es ein Vorwort von Reihenredakteur Peter Nover und zu jedem Abenteuer umfangreiche Anmerkungen mit jeder Menge exklusivem Bildmaterial. Die beiden Schöpfer der Kult-Serie waren der spanische Zeichner Julio Ribera (1927–2018), der 1954 nach Frankreich ging und dort 1975 gemeinsam mit dem 1932 geborenen französischen Texter Christian Godard das Science-Fiction-Abenteuer LE VAGABOND DES LIMBES aus der Taufe hob. Nach mehr als fünfundzwanzig Jahren und dreißig Bänden, in denen Axle Munshine seiner Traum-Liebe Shimere quer durch die Galaxis und alle vorstellbaren Dimensionen nachgejagt war, fand seine Suche 2003 in Band 31 einen zufriedenstellenden und doch überraschenden Abschluss.

Neben der normalen gibt es bei Kult Comics auch eine Vorzugs-Ausgabe (99 Exemplare) mit einem von Godard signierten Ex Libris und einem Variant-Cover.

Unverzichtbar!

Horst Illmer

Julio Ribera (Bilder) & Christian Godard (Text)
DER VAGABUND DER UNENDLICHKEIT. Integral-Ausgabe.
Band 1 – ZUM UNMÖGLICHEN STERN.
Übersetzung: Klaus Jöken; Kommentar: Peter Nover
(Le Vagabond des Limbes, Band 1 bis 4, 1975–1979)
Leipzig, Kult Comics, 2023, 232 S.
ISBN 978-3-96430-270-0 / 39,00 Euro
Hardcover

Gut zwanzig Jahre nach dem Ende der Comic-Reihe LE VAGABOND DES LIMBES (und nur zwei Jahre nach meinem in der phantastisch! 81 im

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Street Cop

von am 15. März 2023 Kommentare deaktiviert für Street Cop

Robert Coover
STREET COP.
Übersetzt von Clemens Meyer
Illustrationen von Art Spiegelman
(STREET COP / 2020)
Frankfurt/M., Berlin, S.Fischer, 2023, 132 S.
ISBN 978-3-10-397529-1 / 22,00 Euro

Der S.Fischer Verlag hat seinen Lesern zum 75. Geburtstag des Comic-Bestseller-Autors & -Zeichners Art Spiegelman (am 15. Februar 2023) ganz überraschend ein neues Buch geschenkt. Das kleinformatige und kaum 130 Seiten umfassende Werk enthält eine Science-Fiction-Geschichte von Robert Coover und trägt den Titel STREET COP. Spiegelman tritt hier als Illustrator an Coovers Seite. Er fertigte den Umschlag sowie zwanzig farbige Bilder an, die Spiegelman dabei zeigen, wie er, in absoluter Höchstform, einen Spaziergang durch die Comic-Historie hinlegt. Von Winsor McCay über EC-Grusel-Comics bis hin zu Robert Crumbs U-Comix und seinen eigenen MAUS-Geschichten reichen die Zitatsplitter, wobei jederzeit das Spiegelman-Original erkennbar bleibt.
Worum geht es in STREET COP? Coover wollte vor allem an Stelle eines Privatdetektivs oder eines Kriminalbeamten einmal einen ganz gewöhnlichen Straßen-Polizisten zur zentralen Figur einer Geschichte machen. Sein Ich-Erzähler ist ein leicht trotteliger Verlierertyp, der mit der neuen Technik in einem zukünftigen New York nicht so richtig zurechtkommt. Das beginnt mit der sexy KI-Assistentin auf seinem Diensthandy und hört mit den sich unablässig verschiebenden Straßenzügen aus dem 3D-Drucker, die ständig irgendwo in der Stadt auftauchen, noch lange nicht auf. Trotzdem versucht er, seinen Job zu erledigen, so gut es eben möglich ist in dieser surreal anmutenden neuen Welt. Selbst wenn es dabei um mysteriöse Todesfälle oder illegale Geschäfte mit echten Zombies geht. Als ihm im Laufe eines sehr langen Arbeitstages langsam klar wird, dass ihn seine Vorgesetzten und die Nachrichtenmedien zum Abschuss freigegeben haben, kommen ihm seine Erfahrungen als ehemaliger Drogendealer zugute. Es entwickelt sich eine atemberaubende Hetzjagd durch den Big Apple, die schon fast filmreif genannt werden kann. Auf der einen Seite verfolgt ihn eine unsichtbare, anonyme und unpersönliche Bürokratie, auf der anderen Seite verhelfen ihm fliegende Oldtimerautos, die Gäste einer Nudisten-Bar und eine ebenso verliebte wie untote Mutantin immer wieder zur Flucht.
Robert Coovers kurze Erzählung ist stilistisch so dicht gepackt, dass daraus auch ein weit umfangreicherer Science-Fiction-Roman in der Nachfolge des frühen Philip K. Dick hätte werden können. Hier wirken dann auch Spiegelmans Illustrationen imaginationsfördernd: die Doppelseite, die den Besuch des Street Cops in der „Zoohandlung Living Dead“ zeigt, spart dem Autor locker zwanzig Seiten ausführlicher Beschreibung – und bringt in Kleindetails auch noch den hintergründigen Humor des Ganzen zum Vorschein.
Jedenfalls steckt in dem relativ kleinen Büchlein weit mehr, als ihm auf den ersten Blick anzusehen ist. Ich empfehle, einfach mal rein zu schnuppern – da zeigen zwei Altmeister, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören!

Horst Illmer

Robert Coover
STREET COP.
Übersetzt von Clemens Meyer
Illustrationen von Art Spiegelman
(STREET COP / 2020)
Frankfurt/M., Berlin, S.Fischer, 2023, 132 S.
ISBN 978-3-10-397529-1 / 22,00 Euro

Der S.Fischer Verlag hat seinen Lesern zum 75. Geburtstag des Comic-Bestseller-Autors & -Zeichners Art Spiegelman (am 15. Februar 2023) ganz überraschend ein neues Buch geschenkt. Das kleinformatige und kaum 130 Seiten umfassende Werk enthält eine Science-Fiction-Geschichte von Robert Coover und

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CAMP 4

von am 13. März 2023 Kommentare deaktiviert für CAMP 4

Volker Hamann & Matthias Hoffmann (Hrsg.)
CAMP 4
Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur
Barmstedt, Edition Alfons, 2022, 140 S.
Großformat / 19,00 Euro

Ende des Jahres 2022 erschien die langerwartete, heißersehnte Ausgabe Nummer 4 von CAMP, dem weltbesten Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur. Nach dreijähriger Pause hatten die Herausgeber Volker Hamann und Matthias Hofmann endlich genug Material zusammen (und die nötige Zeit für ihr Lieblingsprojekt auf der Zeitsparkasse angehäuft) und was soll man sagen: das Warten hat sich gelohnt.

Bereits das Titelbild (von Beeple, dem auch die erste große Bilderstrecke gewidmet ist) ist spektakulär – und die Texte und Bilder im Inneren halten dieses Niveau. Es gibt reichbebilderte Artikel u. a. von Hartmut Becker über die Kinderbuchillustratorin Ditz von Schneidewind; Paolo Caneppele und Günter Krenn schreiben über das seit einhundert Jahren andauernde Fortleben Nosferatus in der Neunten Kunst, Heinz J. Galle über Spielzeug-Roboter aus Blech, Christian A. Bachmann über quadratische Pulp-Bücher in den USA, Alex Nevala-Lee über die unschönen Seiten von Isaac Asimov, Horst Illmer über unbrennbare Bücher und Christian Blees stellt die vielfältigen Arbeiten des britischen Bildkünstlers Richard Clifton-Dey vor.

Das alles (und der ganze Rest) ist in einem wunderschönen, großzügigen und übersichtlichen Design gestaltet, das ständig zum Zurückblättern, intensiven Noch-mal-Betrachten, durch die Finger laufen lassen, an anderer Stelle festlesen und stetigem Erstaunen einlädt. An dieser Heftgestaltung können sich praktisch alle anderen (und nicht nur Genre-)Magazine ein Beispiel nehmen!

Wenn dabei jedes Mal so eine tolle CAMP-Ausgabe herauskommt, dann lohnt es sich auch nochmals drei Jahre auf die nächste Nummer zu warten – und dabei immer mal wieder die alten Ausgaben durchzusehen.

Horst Illmer

Volker Hamann & Matthias Hoffmann (Hrsg.)
CAMP 4
Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur
Barmstedt, Edition Alfons, 2022, 140 S.
Großformat / 19,00 Euro

Ende des Jahres 2022 erschien die langerwartete, heißersehnte Ausgabe Nummer 4 von CAMP, dem weltbesten Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur. Nach dreijähriger Pause hatten die Herausgeber Volker Hamann und Matthias Hofmann endlich genug Material zusammen (und die nötige Zeit für

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Comicverführer

von am 6. März 2023 Kommentare deaktiviert für Comicverführer

Timur Vermes
COMICVERFÜHRER.
Hamburg, HarperCollins, 2022, 319 S.
ISBN 978-3-365-00058-8 / 25,00 Euro
Kartoniert

Etwas überraschend tauchte das Sachbuch COMICVERFÜHRER (HarperCollins, 319 S.) von Timur Vermes vor Kurzem auf meinem „Radarschirm“ auf. Vermes hatte ich bisher nur als Autor von ER IST WIEDER DA (2012) gekannt, dass er nicht nur Club-Fan, sondern auch ein Comic-Kenner allerersten Ranges ist, war mir neu.

Angelehnt an Rolf Vollmanns unerreichten „Roman-Verführer“ DIE WUNDERBAREN FALSCHMÜNZER erzählt Vermes von den Bildergeschichten seiner Jugend und den „Wiedereinstiegsdrogen“, die ihn als erwachsenen Comic-Leser erneut in ihren Bann schlugen. Da ist naturgemäß vieles dabei, das man kennt (WATCHMEN, MAUS und Will Eisner), aber in 36 Kapiteln (die Titel tragen wie „Draufgänger, Dummköpfe, Drecksäcke“, Rückenschwimmen für romantiker“ oder „Die Sache mit den Mangas“) stellt Vermes auch viele Alternativen zum altbekannten Mainstream vor, gibt Anregungen und fügt auch, durchaus kritisch, jeweils eine Reihe von „Outtakes“ hinzu, die er für erwähnenswert aber nicht essenziell hält.

Und ein Buch, das mit den Worten „Frank Miller ist schuld“ beginnt, muss einfach jeden echten Comic-Fan zum Weiterlesen reizen!

Horst Illmer

Timur Vermes
COMICVERFÜHRER.
Hamburg, HarperCollins, 2022, 319 S.
ISBN 978-3-365-00058-8 / 25,00 Euro
Kartoniert

Etwas überraschend tauchte das Sachbuch COMICVERFÜHRER (HarperCollins, 319 S.) von Timur Vermes vor Kurzem auf meinem „Radarschirm“ auf. Vermes hatte ich bisher nur als Autor von ER IST WIEDER DA (2012) gekannt, dass er nicht nur Club-Fan, sondern auch ein Comic-Kenner allerersten Ranges ist, war mir neu.
Angelehnt an Rolf Vollmanns unerreichten

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Im Schatten keiner Türme

von am 13. Februar 2023 Kommentare deaktiviert für Im Schatten keiner Türme

Art Spiegelman (Text & Bilder)
IM SCHATTEN KEINER TÜRME.
Aus dem Amerikanischen von Christine Brinck und Jürgen von Rutenberg
(IN THE SHADOW OF NO TOWERS / 2004)
Frankfurt, S. Fischer, 2019, 42 S.
Pappband im Überformat 36,5 x 25,5 cm
ISBN 978-3-10-397479-9 / 34,90 Euro

Am 15. Februar 2023 jährt sich der Geburtstag von Art Spiegelman zum 75. Mal. Obwohl ihm nach dem Pulizer Preis 1992 (für MAUS) und dem Siegfried Unseld Preis 2012 in den USA im letzten Jahr die „Medal for Distinguished Contribution to American Letters“ der National Book Foundation verliehen wurde, erfährt er hierzulande bei weitem nicht die Aufmerksamkeit, die ihm eigentlich zustünde. Das hat vermutlich damit zu tun, dass Spiegelman „Comics“ zeichnet.

Und Comics, schon immer im Spannungsfeld zwischen leichter/seichter Unterhaltung für ein Massenpublikum und höchstem künstlerischem Anspruch hin und her schwankend, haben im Literaturbetrieb immer noch einen schweren Stand. Dabei sind es die Arbeiten von Künstlern wie Art Spiegelman, die belegen, dass Comics im Allgemeinen, und nicht nur in Form der inzwischen allgemein akzeptierten „graphic novel“, ein ernst zu nehmendes Medium darstellen.

Deshalb wollte ich anstelle eines Geburtstagsständchens unbedingt eines meiner Lieblingsbücher von Spiegelman vorstellen.

Und das ist IM SCHATTEN KEINER TÜRME, das trotz seines Riesenformats in einem ganz bewusst gewählten minimalistisch-unaufgeregtem Design daherkommt, eine gleichermaßen bemerkens- wie beachtenswerte Ausnahmeerscheinung.
Der mattschwarze Einbandhintergrund wirkt durch die in schwarzem Hochglanzlack aufgetragenen Silhouetten der „Twin Towers“, das bunte Comic-Strip-Fenster und den in Grau gehaltenen Titel und Autornamen wie das Bildnis eines New York bei Stromausfall, aus dessen Black Out-Finsternis ein einzelnes, hellerleuchtetes Fenster heraussticht. Das macht bereits aus dem Bucheinband ein einzigartiges „Memento mori!“ für den 11. September 2001.
Art Spiegelman war ein von diesem Terrorakt gleich mehrfach Betroffener: Zum einen befinden sich sein Atelier und seine Wohnung im Süden Manhattans, zum anderen ging seine Tochter in eine Schule, direkt neben dem (ehemaligen) WTC-Standort. Da Spiegelman mitsamt Frau und Tochter an jenem verhängnisvollen Tag zuhause (also in Lower Manhattan) war, erlebten sie den Angriff und die Zerstörung der Türme aus nächster Nähe.
Art Spiegelman ist zugleich ein von mehreren Terrorakten Betroffener: Der Anschlag vom 11. September war für ihn ein weiteres Glied in einer Katastrophen-Kette, die bereits in den 1930er und 40er Jahren mit dem Vernichtungsfeldzug gegen die Juden in Europa begann (geschildert in dem immer noch unvergleichlichen MAUS-Büchern), sich mit anti-jüdischen Erlebnissen in den USA und dem völlig undemokratischen „Regierungssturz“ des Jahres 2000 durch George W. Bush fortsetzte – gefolgt vom hastig ausgerufenen und nur von persönlichen Interessen geleiteten „Krieg gegen den Terror“ des Bush-Regimes.
Wer nun glaubt, für all das wären wohl tausend Romanseiten nicht genug, der wird erstaunt feststellen, dass ein Genius wie der von Art Spiegelman genau zehn Comic-Seiten dafür brauchte.

Horst Illmer

Art Spiegelman (Text & Bilder)
IM SCHATTEN KEINER TÜRME.
Aus dem Amerikanischen von Christine Brinck und Jürgen von Rutenberg
(IN THE SHADOW OF NO TOWERS / 2004)
Frankfurt, S. Fischer, 2019, 42 S.
Pappband im Überformat 36,5 x 25,5 cm
ISBN 978-3-10-397479-9 / 34,90 Euro

Am 15. Februar 2023 jährt sich der Geburtstag von Art Spiegelman zum 75. Mal. Obwohl ihm nach dem Pulizer Preis 1992 (für

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Das Humboldt-Tier – Ein Marsupilami-Abenteuer

von am 31. Oktober 2022 Kommentare deaktiviert für Das Humboldt-Tier – Ein Marsupilami-Abenteuer

Flix (Text & Zeichnungen)
DAS HUMBOLDT-TIER. Ein Marsupilami-Abenteuer.
Hamburg, Carlsen, 2022, 72 Seiten
ISBN 978-3-551-78168-0 / 16,00 €
Hardcover-Album im Großformat

Flix, der eigentlich Felix Görmann heißt und 1976 in Münster geboren wurde, gehört seit fast 25 Jahren zu den innovativsten und erfolgreichsten deutschen Comic-Künstlern. Sein Portfolio reicht von Adaptionen klassischer Stoffe (FAUST, 1998; DON QUIJOTE, 2012) über Funnies (SCHÖNE TÖCHTER, 2015) bis hin zum wöchentlichen Zeitungs-Comicstrip der alten Schule (GLÜCKSKIND, seit 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung).
Seine Liebe zum franko-belgischen Comic und der Ligne claire belegen Homage-Bücher wie SPIROU IN BERLIN (2018) und das seit ein paar Wochen vorliegende MARSUPILAMI-Abenteuer DAS HUMBOLDT-TIER.

Flix erzählt in seinem Comic eine Vor- und Parallel-Geschichte zum bekannten MARSUPILAMI-Universum: Bei ihm trifft der ebenso wagemutige wie unbekümmerte Naturforscher Alexander von Humboldt während seiner Südamerika-Reise im Jahr 1801 auf ein gelb-schwarz geflecktes Tier mit langem Schwanz, das gleichermaßen neugierig wie mutig auftritt und Humboldt samt Begleitung mehrfach das Leben rettet. Dieser revanchiert sich dafür mit Ignoranz („Ein Affe! Kennste einen, kennste alle.“), packt das schlafende Tier jedoch zu seinen anderen „Fundsachen“ und lässt alles nach Berlin bringen.

130 Jahre später: Dezember 1931, Winter in Berlin; Weltwirtschaftskriese, Inflation, Hunger und Kälte halten die deutsche Hauptstadt fest im Griff. Ein kleines Mädchen, dessen alleinerziehende Mutter tagsüber arbeiten muss und deshalb ein schlechtes Gewissen hat, darf mit deren Erlaubnis den Nachbarn zu seiner Arbeit im Archiv des Naturkundemuseums begleiten. Dort stöbert sie unbeaufsichtigt zwischen Humboldts staubigen Kisten herum – und natürlich fällt eine runter und heraus purzelt …

Der Rest ist eine liebevoll zwischen Zeitgeschichte und Versatzstücken aus der MARSUPIAMI-Überlieferung und Flix-eigenen Charakteren (wie z. B. das unerschrockene und trotzige Kind) hin und her pendelnde Comic-Erzählung, die alle Erwartungen weit übertrifft und mit zum Besten gehört, was in der inzwischen schon recht anschaulichen Reihe mit Homagen an bekannte Comic-Figuren in den letzten Jahren erschienen ist.

Die Verortung im „realen“ Raum-Zeit-Gefüge sorgt zudem dafür, dass DAS HUMBOLDT-TIER auch von Leser*innen genossen werden kann, die bisher weder SPIROU & FANTASIO noch das MARSUPILAMI kennen (ja, auch die soll es geben) und die gegen eine fantastische Idee in einer realistischen Geschichte keine Einwände haben.

Horst Illmer

Flix (Text & Zeichnungen)
DAS HUMBOLDT-TIER. Ein Marsupilami-Abenteuer.
Hamburg, Carlsen, 2022, 72 Seiten
ISBN 978-3-551-78168-0 / 16,00 €
Hardcover-Album im Großformat

Flix, der eigentlich Felix Görmann heißt und 1976 in Münster geboren wurde, gehört seit fast 25 Jahren zu den innovativsten und erfolgreichsten deutschen Comic-Künstlern. Sein Portfolio reicht von Adaptionen klassischer Stoffe (FAUST, 1998; DON QUIJOTE, 2012) über Funnies (SCHÖNE TÖCHTER, 2015) bis hin zum

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Lee Falks Phantom

von am 3. August 2022 Kommentare deaktiviert für Lee Falks Phantom

Christian Blees
LEE FALKS PHANTOM.
Der ultimative Wegweiser durch den Dschungel der deutschsprachigen Veröffentlichungen.
Texte zur Graphischen Literatur Band 5
Barmstedt, Verlag Volker Hamann / Edition Alfons, 2022, 240 Seiten
ISBN 978-3-946266-35-8 / 29,95 Euro

Als im Februar 1936 der erste Comicstrip mit der von Lee Falk (1911–1999) erfundenen PHANTOM-Figur erschien, wurde damit Comic-Geschichte geschrieben. Der weltweite Siegeszug als Zeitungs-Strip und (ab 1938) als Comic-Heft führte dazu, dass zwischenzeitlich mehr als 100 Millionen Leser täglich die Abenteuer von PHANTOM verschlangen. Da diese Faszination, wenngleich in abgeschwächter Form, bis heute anhält, war es wohl unumgänglich, dass die PHANTOM-Geschichte einmal von kundiger Hand niedergeschrieben wurde.

In der Edition Alfons liegt nun in der Reihe „Texte zur Graphischen Literatur“ der von Christian Blees verfasste 5. Band LEE FALKS PHANTOM vor. Auf 240 Seiten erzählt Blees die Historie dieses Superhelden-Vorläufers nach, vom ersten Strip am 17. Februar 1936 im New York Evening Journal bis hin zu den im deutschen Wick Verlag 2022 und 2023 geplanten „Phantom-Comics“.

Dabei geht er überwiegend chronologisch vor, beginnt mit den amerikanischen Originalveröffentlichungen und arbeitet sich im zweiten Teil dann an der (für „normale“ Leser*innen) unfassbar unübersichtlichen deutschsprachigen Publikationsgeschichte ab. Die letzten 40 Seiten füllen dann insgesamt zwanzig (!) Tabellen, anhand derer sich Sammler und Forscher einen Überblick über die zig-tausend PHANTOM-Seiten verschaffen können, die in den letzten 85 Jahren veröffentlicht wurden. Wenn Autor und Verlag (im Untertitel) also behaupten, LEE FALKS PHANTOM sei „der ultimative Wegweiser durch den Dschungel der deutschsprachigen Veröffentlichungen“, kann man ihnen nur Recht geben.

Ein Band, der für die Comic-Forschung (und die Erschließung der eigenen Sammlung) unverzichtbar ist.

Horst Illmer

Christian Blees
LEE FALKS PHANTOM.
Der ultimative Wegweiser durch den Dschungel der deutschsprachigen Veröffentlichungen.
Texte zur Graphischen Literatur Band 5
Barmstedt, Verlag Volker Hamann / Edition Alfons, 2022, 240 Seiten
ISBN 978-3-946266-35-8 / 29,95 Euro

Als im Februar 1936 der erste Comicstrip mit der von Lee Falk (1911–1999) erfundenen PHANTOM-Figur erschien, wurde damit Comic-Geschichte geschrieben. Der weltweite Siegeszug als Zeitungs-Strip und (ab 1938) als Comic-Heft führte

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Ein seltsamer Tag

von am 18. Juli 2022 Kommentare deaktiviert für Ein seltsamer Tag

Olaf Brill (Text) & Michael Vogt (Bilder)
EIN SELTSAMER TAG.
DIE TRANSUNIVERSALE EISENBAHN UND ANDERE ROBOTERMÄRCHEN.
Stuttgart, Panini, 2022, 104 S.
ISBN 978-3-7416-3093-4
Hardcover / 29,00 Euro

Bereits seit 2011 läuft die Comic-Serie EIN SELTSAMER TAG, gezeichnet von Michael Vogt, getextet von Olaf Brill, im Science-Fiction-Magazin phantastisch! (sowie in Einzelepisoden auch immer mal an anderer Stelle). Held der inzwischen mehr als fünfzig Episoden ist der Roboter „Elf-Zehn“, der irgendwo in einem recht menschenleeren Universum nicht nur die tollsten Abenteuer, sondern auch die „Gefahren“ des häuslichen Lebens zu bestehen hat. Selbst für Leser*innen der ersten Stunde ist es da schwer, den Überblick zu bewahren bzw. „das Ganze“ im Gedächtnis zu behalten.
2018 gab es bereits einen ersten Sammelband (Episode 1 bis 32) im Atlantis Verlag, jetzt hat der Panini Verlag das Potenzial dieser bebilderten Robotermärchen erkannt und im Sommer 2022 eine neue Gesamtausgabe (inklusive einiger Erstveröffentlichungen) vorgelegt, die den epischen Titel EIN SELTSAMER TAG: DIE TRANSUNIVERSALE EISENBAHN UND ANDERE ROBOTERMÄRCHEN trägt und im Album-Großformat immerhin 104 Seiten stark geworden ist.
Dieser Band ist für Fans der Serie ein „muss“, zugleich ein hübsches Geschenk für jedes Alter und Geschlecht, und für Neueinsteiger einfach eine unerschöpfliche Fundgrube herrlich-skurriler Stories, die vermutlich selbst Stanislaw Lem, dem Meistererzähler der ROBOTERMÄRCHEN, gefallen hätten.

Horst Illmer

Olaf Brill (Text) & Michael Vogt (Bilder)
EIN SELTSAMER TAG.
DIE TRANSUNIVERSALE EISENBAHN UND ANDERE ROBOTERMÄRCHEN.
Stuttgart, Panini, 2022, 104 S.
ISBN 978-3-7416-3093-4
Hardcover / 29,00 Euro

Bereits seit 2011 läuft die Comic-Serie EIN SELTSAMER TAG, gezeichnet von Michael Vogt, getextet von Olaf Brill, im Science-Fiction-Magazin phantastisch! (sowie in Einzelepisoden auch immer mal an anderer Stelle). Held der inzwischen mehr als fünfzig Episoden ist der

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Schlachthof 5 oder der Kinderkreuzzug: Ein Pflichttanz mit dem Tode

von am 8. Juni 2022 Kommentare deaktiviert für Schlachthof 5 oder der Kinderkreuzzug: Ein Pflichttanz mit dem Tode

Kurt Vonnegut mit Ryan North (Text) & Albert Monteys (Bilder)
SCHLACHTHOF 5 ODER DER KINDERKREUZZUG: EIN PFLICHTTANZ MIT DEM TODE.
Ü: Matthias Wieland
(SLAUGHTERHOUSE-FIVE / 2020)
Ludwigsburg, Cross Cult, 2022, 192 S.
ISBN 978-3-96658-504-0 / 35,00 Euro
Hardcover-Album

Ich kenne und liebe Vonneguts Roman SLAUGHTERHOUSE-FIVE/SCHLACHTHOF 5 seit vielen Jahrzehnten, habe ihn immer mal wieder zur Hand genommen (auch mehrfach rezensiert) und betrachtete den Hinweis auf eine Visualisierung via Bildergeschichte mit etwas zwiespältigen Gefühlen.

Nun, nach der Lektüre der Graphic Novel SCHLACHTHOF 5 ODER DER KINDERKREUZZUG, für deren Skript der Kanadier Ryan North verantwortlich zeichnet und deren Bilder vom Spanier Albert Monteys stammen, überwiegt die Erleichterung: Dieses Buch war ein Monument seit es 1969 erschienen ist – und es ist ein monumentaler Comic daraus geworden!

Autor und Zeichner nehmen sich viel Raum (fast 200 Seiten) und „übersetzen“ Vonneguts Text gekonnt und respektvoll ins Medium Comic. Beachtlich ist dabei, dass sie nicht nur die, auch bei Vonnegut schon vorhandenen, plakativen Szenen von Sex, Gewalt und Alien-Exotik in den Vordergrund stellen und so billige Effekthascherei betreiben, sondern ihren Protagonisten Billy Pilgrim ebenso geduldig wie liebevoll auch dann begleiten, wenn er sinnend im Bett liegt, Patienten in seiner Praxis untersucht, mit Geschäftsfreunden langweilige Partys feiert oder geduldig die besorgten Vorwürfe seiner Tochter über sich ergehen lässt.

SCHLACHTHOF 5 ODER DER KINDERKREUZZUG war schon immer mehr als „nur“ ein Anti-Kriegsbuch oder ein Science-Fiction-Roman oder eine satirische Zustandsbeschreibung der menschlichen Rasse: Vonneguts Text ist ein erzählerisches Meisterwerk, ein Jahrhundertbuch – und die Graphic Novel von North und Monteys wird dem absolut gerecht.

Die Transformation in ein anderes Medium ist geglückt und so wird SCHLACHTHOF 5 ODER DER KINDERKREUZZUG nicht nur Menschen erfreuen, die das Original noch nicht kennen, sondern auch allen anderen Vergnügen beim „Wieder-Lesen“ bereiten.

Horst Illmer

Kurt Vonnegut mit Ryan North (Text) & Albert Monteys (Bilder)
SCHLACHTHOF 5 ODER DER KINDERKREUZZUG: EIN PFLICHTTANZ MIT DEM TODE.
Ü: Matthias Wieland
(SLAUGHTERHOUSE-FIVE / 2020)
Ludwigsburg, Cross Cult, 2022, 192 S.
ISBN 978-3-96658-504-0 / 35,00 Euro
Hardcover-Album

Ich kenne und liebe Vonneguts Roman SLAUGHTERHOUSE-FIVE/SCHLACHTHOF 5 seit vielen Jahrzehnten, habe ihn immer mal wieder zur Hand genommen (auch mehrfach rezensiert) und betrachtete den Hinweis auf

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Die geheime Geschichte von Wonder Woman

von am 1. Juni 2022 1 Kommentar

Jill Lepore
DIE GEHEIME GESCHICHTE VON WONDER WOMAN.
Ü: Werner Roller
(THE SECRET HISTORY OF WONDER WOMAN / 2014)
München, C. H. Beck, 2022, 552 S.
ISBN 978-3-406-78455-2
Hardcover / 29,90 Euro

Sie war die erste Superheldin der Comic-Geschichte und ihre Erfolgsgeschichte gleicht der ihrer Kollegen Batman und Superman: Die Rede ist von Wonder Woman, die Ende 1941 ihren ersten Auftritt im achten Heft von DCs All-Star Comics hatte.

So konnte also auch Diana Prince (WWs Tarnidentität) inzwischen ihren „Achtzigsten“ feiern; und alles Wissenswerte über die kampferprobte Amazone ist nachzulesen in dem soeben bei C. H. Beck erschienenen Band DIE GEHEIME GESCHICHTE VON WONDER WOMAN. Geschrieben hat diese „Secret History“ die amerikanische Geschichtsphilosophin Jill Lepore, die weltweit mit DIESE WAHRHEITEN, einem historischen Wälzer über die Vereinigten Staaten, Erfolg hatte und 2021 mit dem Hannah-Arendt-Preis ausgezeichnet wurde.

Lepores Comic-Biografie, die im Original bereits 2014 erschien, berichtet nicht nur über die Meilensteine in Wonder Womans Publikationsgeschichte, sondern bringt auch jede Menge bisher unbekannter Fakten über deren Erfinder, den Experimental-Psychologen William M. Marston zutage. Zugleich zieht Lepore durchaus schlüssige Querverbindungen zum (amerikanischen) Feminismus, der sich mit Wonder Woman auch erst einmal anfreunden musste. Das großformatige Hardcover enthält jede Menge Bildmaterial, den üblichen akademischen Anhang (inklusive Register), und ist in der Übersetzung von Werner Roller eine durchaus kurzweilige Lektüre.

Horst Illmer

Jill Lepore
DIE GEHEIME GESCHICHTE VON WONDER WOMAN.
Ü: Werner Roller
(THE SECRET HISTORY OF WONDER WOMAN / 2014)
München, C. H. Beck, 2022, 552 S.
ISBN 978-3-406-78455-2
Hardcover / 29,90 Euro

Sie war die erste Superheldin der Comic-Geschichte und ihre Erfolgsgeschichte gleicht der ihrer Kollegen Batman und Superman: Die Rede ist von Wonder Woman, die Ende 1941 ihren ersten Auftritt im achten Heft von DCs All-Star

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Schwarze Spiegel

von am 28. März 2022 Kommentare deaktiviert für Schwarze Spiegel

Arno Schmidt & Nicolas Mahler
SCHWARZE SPIEGEL.
Illustriert von Niclas Mahler
Berlin, Suhrkamp, 2021, 190 Seiten
Bibliothek Suhrkamp, Band 1528
ISBN 978-3-518-22528-8

Und dann gab’s 2021 noch SCHWARZE SPIEGEL, ein ARNO SCHMIDT-Comic, gezeichnet von Nicolas Mahler, dem 1969 in Wien geborenen und vielfach preisgekrönten Karikaturisten und Meister der „Verknappung“.
Seine Nacherzählung einer Science-Fiction-Story von Schmidt (aus dem Jahr 1955) erschien in der klassischen „Hochliteratur“-Reihe „Bibliothek Suhrkamp“, die dafür ihr „heiliges“ Klein-Oktav-Format aufgeben musste, da Mahlers Bilder dann doch etwas mehr Platz brauchten.
Dafür erzählt er mit dem Tuschepinsel in Schwarz und Lila vom Leben eines Misanthropen, nachdem ein Atomkrieg im Jahr 1960 zumindest dessen Lebensraum – also Deutschland – menschenleer hinterlassen hat. Der Ich-Erzähler fährt mit dem Rad übers Land, besorgt sich aus den Ruinen was er braucht, stöbert durch Kaufläden und Museen – und redet sich ein: ALLES IST GUT.
Bis dann – hoppla – eine Frau auftaucht! Und sofort kommen die alten Eitelkeiten wieder zum Vorschein, beginnt der Balz-Tanz aufs Neue, „entdecken“ sich Mann und Frau wie zu allen Zeiten.
Allerdings scheint SIE die Klügere zu sein. Nach einiger Zeit drängt es sie zum Aufbruch: Die Welt will erforscht werden – und Sie ist offensichtlich nicht so selbstgenügsam – auch nicht so mit sich selbst allein zufrieden – wie ER. Mit einem Trick gelingt es IHR, eine peinliche Abschiedsszene zu vermeiden und einfach zu verschwinden. Wieder ist ER allein – aber es steht jetzt die Frage im Raum, ob immer noch ALLES GUT ist?

Horst Illmer

Arno Schmidt & Nicolas Mahler
SCHWARZE SPIEGEL.
Illustriert von Niclas Mahler
Berlin, Suhrkamp, 2021, 190 Seiten
Bibliothek Suhrkamp, Band 1528
ISBN 978-3-518-22528-8

Und dann gab’s 2021 noch SCHWARZE SPIEGEL, ein ARNO SCHMIDT-Comic, gezeichnet von Nicolas Mahler, dem 1969 in Wien geborenen und vielfach preisgekrönten Karikaturisten und Meister der „Verknappung“.
Seine Nacherzählung einer Science-Fiction-Story von Schmidt (aus dem Jahr 1955) erschien in der klassischen „Hochliteratur“-Reihe „Bibliothek Suhrkamp“, die

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1984 – Dreierlei Antworten von Horst

von am 9. März 2022 Kommentare deaktiviert für 1984 – Dreierlei Antworten von Horst

Angeregt durch das Gespräch, das Gerd, Bernie und Ralph Ende Februar für den WÜRZBLOG führten, und bei dem ihnen gerade mal keine wirklich gelungenen Umsetzungen von Literatur ins Medium Comic einfielen, wollte ich mich kurz „einbringen“ und die folgenden drei Graphic Novels zu einem literarischen Vorbild vorstellen:
1984
Jean-Christophe Derrien (Text)
Rémi Torregrossa (Bilder)
Übersetzung: Anja Kootz
München, Knesebeck, 2021, 124 S.
ISBN 978-3-95728-468-6 / 22,- Euro

1984 – BIG BROTHER IS WATCHING YOU
Sybille Titeux de la Croix (Text)
Amazing Ameziane (Bilder)
Übersetzung: Harald Sachse
Bielefeld, Splitter, 2021, 232 S.
ISBN 978-3-96219-102-3 / 29,80 Euro

1984
Fido Nesti (Text & Bilder)
Übersetzung: Michael Walter
Berlin, Ullstein, 2021, 224 S.
ISBN 978-3-550-20087-8 / 25,00 Euro

Größtmögliche Freiheit im künstlerischen Ausdruck oder größtmögliche Werktreue? Nirgendwo stellt sich diese Frage deutlicher als bei der bildhaften Umsetzung eines literarischen Werkes – sei es als Film, Fernsehserie oder Comic. An dieser Stelle wollen wir uns auf das Nacherzählen von George Orwells Roman 1984 in gezeichneter Form konzentrieren, also etwas, das gemeinhin als Comic bzw. Graphic Novel tituliert wird.

Nachdem die Rechteinhaber siebzig Jahre lang verhindert haben, dass Orwells Werk in Comicform „trivialisiert“ werden konnte, sind nach Ablauf des Copyrights ab 2021 keine Hindernisse mehr vorhanden. Gestartet hat den Reigen der 1984-Adaptionen hierzulande der Knesebeck Verlag aus München, in dem Anfang des Jahres 2021 die gleichnamige Graphic Novel als Übersetzung aus dem Französischen erschien. Das Szenario stammt von dem 1971 geborenen Drehbuchautor und Comic-Fan Jean-Christophe Derrien, die Bilder (und die Kolorierung) schuf der französische Zeichner Rémi Torregrossa, die Übersetzung wurde von Anja Kootz besorgt. Das 124 Seiten umfassende Hardcover enthält eine in düsteren Grautönen gehaltene „originalgetreue Adaption des Kultromans“ (Klappentext), die zur Mitte hin einige in zarten Pastelltönen gehaltene farbige Szenen bekommt (als sich Julia und Winston auf dem Land treffen und erstmals Sex miteinander haben), jedoch schnell wieder „ergraut“. Nur noch ganz selten werden einzelne Panels von Torregrossa eingefärbt um die Aufmerksamkeit der Betrachter*innen auf bestimmte Details zu lenken. Erwartungsgemäß wurde hier der „Anhang“ (der ja eine Erläuterung der Grammatikregeln ist) weggelassen – aber die von Orwell in ihm versteckte Hoffnung wird von Torregrossa in einer grün aufbrechenden Kastanienblüte gezeigt, die als kleines Bildquadrat eine ansonsten leere schwarze Schlussseite beherrscht.

Während Derrien und Torregrossa mit feinem, fast distanziert wirkendem „europäischem“ Strich und einer aufs Wesentliche reduzierten Story den Roman auf etwas mehr als einhundert Seiten unterbringen, kommt die bei Splitter veröffentlichte Ausgabe von 1984 – BIG BROTHER IS WATCHING YOU in der Adaption von Sybille Titeux de la Croix und Amazing Ameziane nahezu marktschreierisch und großspurig daher. Das 232 Seiten starke Hardcover ist deutlich größer und schwerer als die Knesebeck-Ausgabe und wirkt – vor allem zu Beginn – sehr bunt. Allerdings beweisen die beiden französischen Künstler, die mit MUHAMMAD ALI – DIE COMIC-BIOGRAFIE bereits 2015 einen internationalen Bestseller hatten, dass sie aufs Beste eingespielt sind. Während Titeux de la Croix’ Szenario (das von Harald Sachse eingedeutscht wurde) den Romantext, mit nur ganz behutsamen Kürzungen, größtenteils verwendet, wird Amazing Ameziane in seiner Bildsprache (die zwischendurch immer wieder einmal sehr stark an den Frank Miller der SIN CITY-Bücher erinnert) immer zurückhaltender und farbloser, bis, nach den reinen Grautönen der Folterszenen im dritten Teil, erst in der Schlussszene im Kaffe Kastanienbaum wieder etwas Farbe ins Spiel kommt. An dieser Stelle endet die Graphic Novel – für den „Appedix“ findet sich keine Entsprechung.

Mit Fido Nesti betritt ein 1971 im brasilianischen Sao Paulo geborener Südamerikaner die Bühne, dessen Blick auf die europäische Nachkriegswelt naturgemäß nochmals völlig anders ist als bei seinen französischen Kolleginnen und Kollegen. Der Autodidakt Nesti arbeitet seit über dreißig Jahren als Illustrator für Magazine und als Comiczeichner – und ist dem Orwell’schen Roman schon seit seiner Schulzeit „verfallen“. Seine bei Ullstein veröffentlichte Adaption ist eine Mischung aus franko-belgischer „ligne claire“ und dem kunstvoll-verknappten Zeichenstil eines Seth. An den erinnert auch die in düsteren grau-orange-rot Farben gehaltene Kolorierung. Die Seitenaufteilung folgt überwiegend dem klassischen 9-Pannels-pro Seite-Muster, wird jedoch immer wieder aufgebrochen, bis hin zu ganzseitigen, hoch-dynamischen und -drastischen Bildern. Das durchgängige Hand-Lettering wird an zwei Stellen aufgegeben: Zum einen sind die Passagen, die Winston seiner Julia aus Goldsteins Buch vorliest im Maschinensatz und mit einer anderen Hintergrundfarbe gestaltet; und der „Appendix“ mit den „Grundlagen des Neusprech“ ist als Anhang nach der letzten Bildseite angefügt. Die Buchgestaltung wirkt durch den glatten Beschnitt und den dicken Karton der Buchdeckel sehr rustikal, fast so, als ob die Graphic Novel von einer Zeitmaschine aus einer Ära der Knappheit und des Mangels zu uns gebracht worden wäre.

Nun, liebe Leserin, lieber Leser, liegt es an Dir! Welche dieser Ausgaben Du nun liest, bleibt allein Deinem Kunstverständnis und Deinen Vorlieben vorbehalten. Die Auswahl zu haben ist ein Privileg, das wir vor allem unserer vielfältigen Verlagslandschaft verdanken – dieses wundervolle Privileg zu nutzen ist nicht nur wertvoll sondern auch eine Verpflichtung.
George Orwells Buch gehört zum unzerstörbaren kollektiven Wissen um die Hinfälligkeit des Lebens und die Gefahren der Macht. 1984 ist immer – auch jetzt!

Horst Illmer

Angeregt durch das Gespräch, das Gerd, Bernie und Ralph Ende Februar für den WÜRZBLOG führten, und bei dem ihnen gerade mal keine wirklich gelungenen Umsetzungen von Literatur ins Medium Comic einfielen, wollte ich mich kurz „einbringen“ und die folgenden drei Graphic Novels zu einem literarischen Vorbild vorstellen:
1984
Jean-Christophe Derrien (Text)
Rémi Torregrossa (Bilder)
Übersetzung: Anja Kootz
München, Knesebeck, 2021, 124 S.
ISBN 978-3-95728-468-6

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Die Geschichte der Science Fiction

von am 8. November 2021 7 Kommentare

Xavier Dollo (Text) & Djibril Morissette-Phan (Zeichnungen & Farbe)
DIE GESCHICHTE DER SCIENCE FICTION.
Übersetzt von Harald Sachse
(HISTOIRE DE LA SCIENCE-FICTION / 2020)
Bielefeld, Splitter, 2021, 216 Seiten
ISBN 978-3-96219-103-0 / 29,80 Euro
Hardcover

Nicht „eine“, sondern DIE GESCHICHTE DER SCIENCE FICTION will uns der französische Buchliebhaber und Autor Xavier Dollo erzählen – illustriert durch die Zeichnungen des Franko-Kanadiers Djibril Morissette-Phan. Denn DIE GESCHICHTE DER SCIENCE FICTION, die im Herbst 2021 von Harald Sachse übersetzt bei Splitter auf Deutsch erschien, ist ein Sach-Comic!

Wie der französische Bestsellerautor Pierre Bordage in seinem Vorwort schreibt, erfordert es „eine gehörige Portion Mut oder Leichtsinn“, solch eine Literaturgeschichte anzugehen. Beides scheinen Dollo und Morissette-Phan im Überfluss zu besitzen.

Sobald man die ersten Seiten hinter sich gelassen hat, verschwindet jeder Zweifel daran, ob ein 200-Seiten-Comic dieser Aufgabe gewachsen sein könne. Natürlich lassen sich Autorinnen, Werke, Filme oder Comics finden, die hier fehlen (Wo wäre das nicht der Fall?), aber weder was die historische Entwicklung unseres Lieblings-Genres, noch die wichtigsten Kunstwerke und ihre Erschaffer angeht, sind allzu auffällig Lücken erkennbar.

Dafür aber gibt es hier (wie nicht anders zu erwarten, wenn die Franzosen das Heft in die Hand nehmen) viele Ansicht, Eindrücke und Hinweise zu entdecken, die in den meisten angloamerikanischen Sekundärwerken zur Science Fiction marginalisiert werden oder ganz fehlen. Sicherlich ist es für uns erst einmal erstaunlich, wieviele französische Werke angeführt werden – andererseits wünsche ich mir oftmals, dass es hierzulande ein stärkeres Bewusstsein dafür gäbe, welch herausragende Geschichten deutschsprachige Erzähler und Erzählerinnen im Bereich der phantastischen Literatur über die Jahrhunderte verfasst haben.

Was die Produktion und das Erscheinungsbild angeht, muss man auch dem Splitter Verlag ein Lob aussprechen, der trotz der ungewöhnlich großen Textmenge das Handlettering beibehalten hat. Und die stabile Fadenheftung sorgt dafür, dass der Band auch bei intensiver Nutzung (Hallo Didaktiker, Aufgemerkt! Dies ist ein Sachbuch, das man im Unterricht durchaus mal verwenden könnte!!) in Form bleibt.

Insoweit: Ein gelungener Versuch!

Horst Illmer

Xavier Dollo (Text) & Djibril Morissette-Phan (Zeichnungen & Farbe)
DIE GESCHICHTE DER SCIENCE FICTION.
Übersetzt von Harald Sachse
(HISTOIRE DE LA SCIENCE-FICTION / 2020)
Bielefeld, Splitter, 2021, 216 Seiten
ISBN 978-3-96219-103-0 / 29,80 Euro
Hardcover

Nicht „eine“, sondern DIE GESCHICHTE DER SCIENCE FICTION will uns der französische Buchliebhaber und Autor Xavier Dollo erzählen – illustriert durch die Zeichnungen des Franko-Kanadiers Djibril Morissette-Phan. Denn DIE GESCHICHTE DER

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Zarter Schmelz

von am 18. August 2021 1 Kommentar

Ralf König (Text, Zeichnungen & Farbe)
LUCKY LUKE HOMMAGE 5 – ZARTER SCHMELZ.
Berlin, Egmont, 2021, 64 S.
ISBN 978-3-7704-0500-8 / 16,00 Euro
Hardcover

Warum soll es eigentlich immer nur für US-amerikanische Superhelden neue Origin-Storys geben?

Der inzwischen auch schon 75-jährige Lucky Luke jedenfalls bekommt im fünften „Hommage“-Band ZARTER SCHMELZ vom deutschen Kult-Comic-Zeichner Ralf König ein seinem Alter angemessenes Best-Ager-Abenteuer auf die Unterwäsche (das typische Superhelden-Kostüm) geschrieben – inklusive Rückblick auf die Zeit, als er mit seinem Colt noch etwas unbedachter um sich schoss als heutzutage.

Der „poor lonesome Cowboy“ tritt in dieser Geschichte erst einmal einen Schritt zurück und überlässt die Bühne einem ebenso ungleichen wie illustren Duo, dessen Schicksal aus der Rückblende erzählt wird: Terrence McQueen und Bud Willis haben während eines gemeinsamen Schafe-Hüten-Auftrags nämliche ihre Zuneigung zueinander entdeckt – und weil im Wilden Westen so etwas noch auf sehr großes Unverständnis stößt, muss Lucky Luke ganz tief in die Trickkiste greifen, um ihnen eine gemeinsame Zukunft zu ermöglichen. Unterstützt und behindert wird er dabei von lieben alten Bekannten wie den Daltons und Calamity Jane, einem Schweizer Viehzüchter mit lila Kühen und den Einwohnern von Straight Gulch, einer typischen Westernstadt, wo Neuankömmlinge auf dem Ortsschild den „freundlichen“ Hinweis lesen können: „Fremder, mach dich vom Acker, sonst liegst du bald drunter!“

König gelingt das Kunststück, seinen Lucky Luke in jedem Moment „original“ erscheinen zu lassen und trotzdem einen humorvoll geschriebenen und gezeichneten „typischen“ Ralf-König-Comic zu produzieren. Hut ab!

Horst Illmer

Ralf König (Text, Zeichnungen & Farbe)
LUCKY LUKE HOMMAGE 5 – ZARTER SCHMELZ.
Berlin, Egmont, 2021, 64 S.
ISBN 978-3-7704-0500-8 / 16,00 Euro
Hardcover

Warum soll es eigentlich immer nur für US-amerikanische Superhelden neue Origin-Storys geben?
Der inzwischen auch schon 75-jährige Lucky Luke jedenfalls bekommt im fünften „Hommage“-Band ZARTER SCHMELZ vom deutschen Kult-Comic-Zeichner Ralf König ein seinem Alter angemessenes Best-Ager-Abenteuer auf die Unterwäsche (das typische

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Shangri-La

von am 19. Juli 2021 Kommentare deaktiviert für Shangri-La

Mathieu Bablet (Text & Bilder)
SHANGRI-LA.
Übersetzt von Harald Sachse
(SHANGRI-LA / 2016)
Bielefeld, Splitter, 2021, 223 S.
ISBN 978-3-96792-065-9 / 39,80 Euro
Großformatiges Hardcover

Bei Splitter erschien soeben mit SHANGRI-LA von Mathieu Bablet (Wort & Bild) einer der eindrucksvollsten Comics der letzten Jahre.
Bablet, 1987 in Frankreich geboren und seit zehn Jahren im Geschäft, lässt sich in seinem bisherigen Opus Magnum alle Zeit der Welt und erzählt seine Geschichte einer zukünftigen Menschheit in liebevoller Detailversessenheit und großen Bildern. Seine Protagonisten leben in einer riesigen Raumstation, die ihre Kreise seit Jahrhunderten über einer unbewohnbar gewordenen Erde zieht, und führen dort, regiert von der Führungsetage von Tianzhu Enterprises, eines monopolistischen Konzerns, ein sorgloses Leben als Konsumenten vieler sinn- und nutzloser Luxusgüter – doch nicht alle sind damit zufrieden: Es formieren sich Widerstandsgruppen mit unterschiedlichen, und sich oftmals widersprechenden, Zielen.
Geschildert werden die Ereignisse aus der Sicht einer Handvoll Figuren, die sowohl für Tianzhu arbeiten (wie Scott und sein Bruder Virgil) als auch dagegen opponieren (wie der mysteriöse Rebellenführer „Mister Sunshine“). Sie alle haben gute Gründe für ihr Handeln, zweifeln manchmal an ihnen, wechseln die Seiten – und versuchen, mit ihrem Stück vom Kuchen so etwas wie ein „glückliches“ Leben zu führen.
Noch während Scott im Auftrag der Konzernleitung versucht, die Erzeugung einer Materie-Antimaterie-Singularität durch einen Haufen abtrünniger Physiker zu verhindern, eskaliert die Situation auf der Station …
Auf den ersten Blick sind es natürlich die wundervollen Bilder, mit denen Bablet seine Seiten füllt, die herausragende Kolorierung und das riesige Format, die Eindruck machen. Allerdings stehen sein worldbuilding und sein herausragendes storytelling seinen zeichnerischen Fähigkeiten keinesfalls nach. Eine so komplexe Geschichte auf über zweihundert Seiten zusammenzuhalten und am Ende alle Fäden zu einem stimmigen Ganzen zu verknüpfen, zeugen von echter Meisterschaft.
Bablets Geschichte ist stimmig durchkomponiert und nutzt alle Vorteile, die sich durch die Verbindung von Bild und Text anbieten.
Einfach Exzellent!

Horst Illmer

Mathieu Bablet (Text & Bilder)
SHANGRI-LA.
Übersetzt von Harald Sachse
(SHANGRI-LA / 2016)
Bielefeld, Splitter, 2021, 223 S.
ISBN 978-3-96792-065-9 / 39,80 Euro
Großformatiges Hardcover

Bei Splitter erschien soeben mit SHANGRI-LA von Mathieu Bablet (Wort & Bild) einer der eindrucksvollsten Comics der letzten Jahre.
Bablet, 1987 in Frankreich geboren und seit zehn Jahren im Geschäft, lässt sich in seinem bisherigen Opus Magnum alle Zeit der Welt und

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The Postman from Space: The Biker Bandits

von am 23. Juni 2021 Kommentare deaktiviert für The Postman from Space: The Biker Bandits

Guillaume Perreault (Text & Bilder)
THE POSTMAN FROM SPACE – THE BIKER BANDITS.
Translated by Francois Bui
(Le facteur de l’espace 2: Les Pilleurs à moteurs / 2019)
New York, Holliday House, 2021, 154 S.
ISBN 978-0-8234-4520-2

Unser Freund Bob, der Weltraumpostbote, hat Gefallen gefunden an den aufregenden Seiten seines Berufs – da empfindet er es fast schon als Affront, als er eines schönen Morgens nur einen einzigen Brief erhält, den er einem „Mr. King“ auf dem Nachbarplaneten zustellen soll.
Und, fast hätte es der Boss vergessen, außerdem muss er noch einen Neuling mitnehmen und einlernen. Ohne Widerrede! Denn der Boss weiß genau, dass Bob lieber alleine unterwegs ist. So ist das Verhältnis zwischen Bob und Marcelle (yep, auch noch ein weiblicher Trainee!) zuerst ein wenig angespannt. Dann aber sagt sich der erfahrene Bob: „Nur ein Brief, nur ein Tag, was soll da schon schiefgehen …?“

Natürlich alles!!!

Auch in seinem zweiten Abenteuer mit dem POSTMAN FROM SPACE versteht es der Kanadier Guillaume Perreault auf Schönste, gleichzeitig alle Erwartungen zu erfüllen, die sich nach der Lektüre des ersten Bandes eingestellt haben, und dann doch auch wieder ein Ideenfeuerwerk abzubrennen, das die Leserschaft freudig überrascht. Bis dieser vermaledeite Brief endlich bei „Mr. King“ angekommen ist, braucht es mehr als nur einen Blick ins „Handbuch des perfekten Zustellers“ und diverse Sprünge über den eigenen Schatten …

Große Unterhaltung, garantiert.

Horst Illmer

Guillaume Perreault (Text & Bilder)
THE POSTMAN FROM SPACE – THE BIKER BANDITS.
Translated by Francois Bui
(Le facteur de l’espace 2: Les Pilleurs à moteurs / 2019)
New York, Holliday House, 2021, 154 S.
ISBN 978-0-8234-4520-2

Unser Freund Bob, der Weltraumpostbote, hat Gefallen gefunden an den aufregenden Seiten seines Berufs – da empfindet er es fast schon als Affront, als er eines schönen Morgens

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Will Eisner – Graphic Novel Godfather

von am 14. April 2021 Kommentare deaktiviert für Will Eisner – Graphic Novel Godfather

Alexander Braun
WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER.
Berlin, Avant Verlag, 2021, 384 Seiten
ISBN 978-3-96445-050-0 / 39,00 Euro
Großformatiges Hardcover

Die Kunstform des sequenziellen Erzählens – allgemein als „Comic“ bekannt – entwickelte ihre Massenwirksamkeit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts parallel zum Siegeszug der Zeitungen und Zeitschriften, in denen sie von Beginn an Teil der Erfolgsgeschichte waren. Als in den 1930er Jahren daraus die eigenständige Form der Comic-Hefte entstand, gehörte Will Eisner (1917–2005) zu den „Paten“ (engl. „Godfather“) dieser zuerst ungeliebten Ableger der später so genannten „neunten Kunst“. Und als 1978 mit A CONTRACT WITH GOD (dt. als EIN VERTRAG MIT GOTT) die erste „Graphic Novel“ als Buch in einem Literaturverlag den Anspruch erhob, ernstzunehmende Literatur darzustellen, hob derselbe Will Eisner damit ein seither immer wirkmächtigeres und beliebteres Genre aus der Taufe.

Deshalb ist der Titel von Alexander Brauns Biografie WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER gut gewählt. In diesem durchgängig bebilderten, riesenformatigen, kiloschweren Prachtband wird Eisner anhand seiner Werke porträtiert. Braun beschreibt Eisners außergewöhnlichen Lebensweg in zwölf Kapiteln, die von seinen frühesten Versuchen als Comiczeichner über die ersten Erfolge, die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die anschließende Arbeit für die US-Army, bis hin zum gefeierten Comeback und der späten Beschäftigung mit den jüdischen Wurzeln reichen.

Dazu gibt es ein ausführliches Interview mit Eisners Freund und Verleger Denis Kitchen sowie ein Kurzporträt von Eisner Gattin Ann, ein Werkverzeichnis und eine Auswahlbibliografie.

Das fast 400 Seiten umfassende Kompendium dient gleichzeitig als Katalog zu einer derzeit in Dortmund stattfindenden Ausstellung, die dann (hoffentlich) im nächsten Jahr zum Internationalen Comic Salon nach Erlangen wandert. Sicherlich gehört ein Besuch dort zu den Pflichtveranstaltungen für Alle, die sich für Comics interessieren – die Zeit bis dahin aber kann man sich nicht schöner vertreiben als mit dem Blättern, Stöbern und Schmökern in WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER!

Horst Illmer

Alexander Braun
WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER.
Berlin, Avant Verlag, 2021, 384 Seiten
ISBN 978-3-96445-050-0 / 39,00 Euro
Großformatiges Hardcover

Die Kunstform des sequenziellen Erzählens – allgemein als „Comic“ bekannt – entwickelte ihre Massenwirksamkeit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts parallel zum Siegeszug der Zeitungen und Zeitschriften, in denen sie von Beginn an Teil der Erfolgsgeschichte waren. Als in den 1930er Jahren daraus

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Adventskalender 2020 T-14 "Little Bird"

von am 10. Dezember 2020 Kommentare deaktiviert für Adventskalender 2020 T-14 "Little Bird"

Darcy Van Poelgeest (Text), Ian Bertram (Bilder) & Matt Hollingsworth (Farben)
LITTLE BIRD – Buch Eins: DER KAMPF UM ELDER’S HOPE
Übersetzung: Peter Schadt
(Little Bird / 2019/20)
Ludwigsburg, cross cult, 2020, 200 Seiten
ISBN 978-3-966582-10-0, 35,00 Euro
Großformatiges Hardcover mit laminiertem Einband

Vorstellen möchte ich heute einen, meiner unmaßgeblichen Meinung nach, sensationell guten Comic:
Gemeint ist damit LITTLE BIRD – Buch Eins: DER KAMPF UM ELDER’S HOPE, geschrieben von Darcy Van Poelgeest, gezeichnet von Ian Bertram und koloriert von Matt Hollingsworth, der in den USA als fünfteilige Miniserie veröffentlicht wurde (in Frankreich und Kanada erschien gleich das Album) und in diesem Jahr den EISNER AWARD als beste „limited Series“ gewonnen hat.

Der monumentale Hardcoverband, den cross cult soeben veröffentlicht hat, übertrifft die Originalausgaben sowohl im Format als auch in der Ausstattung – und wird dem Gesamtkunstwerk, das LITTLE BIRD darstellt, damit durchaus gerecht.
Die Geschichte kreist um das kleine Mädchen Little Bird, das von seiner Mutter auserwählt wurde, den Widerstand der letzten kanadischen Ureinwohner gegen ein menschenverachtendes, diktatorisches Regime von christlichen Gotteskriegern anzuführen, das ganz Nordamerika beherrschen will. Da Little Birds Familie über gewisse Fähigkeiten (je nach Betrachtungsweise Magie oder Mutation) verfügt, ist dieses Unterfangen nicht ganz so hoffnungslos, wie es auf den ersten Blick erscheint …

Was den Comic für mich jedoch weit über das Gewohnte und Erwartete hinaushebt, sind die Bilder, mit denen Bertram und Hollingsworth das Geschehen darstellen. In Bildgestaltung, Farbgebung und Seitenaufbau erinnert LITTLE BIRD an Moebius und Druillet, in Dynamik und Detailfreude an Geoff Darrow, jedoch zeigen die Künstler durchgängig einen eigenständigen „look“ und den Willen, über ihre Vorbilder hinauszugehen.
Beeindruckend!

Horst Illmer

Darcy Van Poelgeest (Text), Ian Bertram (Bilder) & Matt Hollingsworth (Farben)
LITTLE BIRD – Buch Eins: DER KAMPF UM ELDER’S HOPE
Übersetzung: Peter Schadt
(Little Bird / 2019/20)
Ludwigsburg, cross cult, 2020, 200 Seiten
ISBN 978-3-966582-10-0, 35,00 Euro
Großformatiges Hardcover mit laminiertem Einband

Vorstellen möchte ich heute einen, meiner unmaßgeblichen Meinung nach, sensationell guten Comic:
Gemeint ist damit LITTLE BIRD – Buch Eins: DER KAMPF UM ELDER’S HOPE,

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Einstein

von am 4. November 2020 Kommentare deaktiviert für Einstein

Torben Kuhlmann (Text & Bilder)
Einstein. Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit.
Zürich, NordSüd, 2020, o. S. (128 S.)
ISBN 978-3-314-10529-6 / 22,00 Euro
Großformatiges Hardcover

Ganz großes Kopf-Kino bietet die inzwischen vierte bebilderte „alternative Weltgeschichte der Mäuse-Erfindungen“ von Torben Kuhlmann, die unter dem Titel EINSTEIN im NordSüd Verlag erschienen ist. Diesmal können wir „die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ mit verfolgen – und erneut zeigt sich, dass die uns Menschen bisher geläufige Geschichtsschreibung durchaus einige „Ergänzungen“ aus dem Blickwinkel der kleinen Nager verträgt.
Nach den Büchern über LINDBERGH, ARMSTRONG und EDISON, die historische Ereignisse „neu“ erzählen, wendet sich Kuhlmann in EINSTEIN erstmals der „echten“ Science Fiction zu und lässt seine vierpfotigen Helden weit über das Menschen bisher Mögliche hinausgreifen und einige Dinge erfinden, zu denen Alberte Einstein zwar die Grundlagen schuf, aber die Menschheit noch lange nicht reif ist …

Horst Illmer

Torben Kuhlmann (Text & Bilder)
Einstein. Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit.
Zürich, NordSüd, 2020, o. S. (128 S.)
ISBN 978-3-314-10529-6 / 22,00 Euro
Großformatiges Hardcover

Ganz großes Kopf-Kino bietet die inzwischen vierte bebilderte „alternative Weltgeschichte der Mäuse-Erfindungen“ von Torben Kuhlmann, die unter dem Titel EINSTEIN im NordSüd Verlag erschienen ist. Diesmal können wir „die fantastische Reise einer Maus durch Raum und

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The History of EC Comics

von am 26. Oktober 2020 Kommentare deaktiviert für The History of EC Comics

Grant Geissman
THE HISTORY OF EC COMICS.
Originalausgabe
Köln, Taschen, 2020, 600 S.
ISBN 978-3-8365-4976-9
Hardcover, Leineneinband mit Schutzumschlag, 29 x 39,5 cm, 6 kg
Die Erstausgabe ist auf 5000 nummerierte Exemplare limitiert.

Der Comic-Book-Verleger Bill Gaines hatte es wirklich nicht leicht in seinem Leben: Sein Vater M. C. Gaines, der EC 1933 gegründet hatte, hielt ihn lange Zeit für einen Versager – und als er es dann allen gezeigt hatte, hielt ihn Friedrich Wertheimer für die Verkörperung alles Bösen und schob ihm die Verantwortung zu für die Verwahrlosung der amerikanischen Jugend. Dabei wollte Bill doch immer nur eines: Die besten Comics der Welt produzieren.
Und für einen kurzen Zeitraum gelang ihm dies auch!
Gemeinsam mit Künstlern wie Harvey Kurtzman, Al Williamson, Frank Frazetta und Wally Wood machte Bill Gaines, nachdem er 1947 Chef wurde, aus EC (zuerst für Educational Comics, dann für Entertaining Comics), dem ersten „richtigen“ Comic-Verlag Amerikas, den führenden und richtungsweisenden Publikumsverlag für „Bilderheftchen“.
Wie es soweit kam und das weitere Schicksal von Gaines und EC erzählt der Comic-Book-Historiker Grant Geissman im Verlauf der 600 Riesenseiten von THE HISTORY OF EC COMICS.
In Format und Ausstattung vom Taschen Verlag an die bereits erschienen Reverenztitel über DC und Marvel angepasst, gelingt es diesem von den Fans heiß ersehnten Monumentalwerk sogar, seine beiden Vorläufer noch zu übertreffen: Aufgrund des Umstandes, dass EC seine Produktion 1956 einstellen musste, war es möglich am Ende des Buches eine über 100 Seiten umfassende Bild-Bibliografie aufzunehmen die zurecht den Titel „EC’s Complete Covers 1942–1956“ trägt!
So sieht es also aus, wenn Fan-Träume wahr werden.

Horst Illmer

Grant Geissman
THE HISTORY OF EC COMICS.
Originalausgabe
Köln, Taschen, 2020, 600 S.
ISBN 978-3-8365-4976-9
Hardcover, Leineneinband mit Schutzumschlag, 29 x 39,5 cm, 6 kg
Die Erstausgabe ist auf 5000 nummerierte Exemplare limitiert.

Der Comic-Book-Verleger Bill Gaines hatte es wirklich nicht leicht in seinem Leben: Sein Vater M. C. Gaines, der EC 1933 gegründet hatte, hielt ihn lange Zeit für einen Versager – und als er es

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COZMIC

von am 27. Juli 2020 Kommentare deaktiviert für COZMIC

René Moreau & Michael Vogt (Hrsg.)
COZMIC
Die phantastische Comic-Anthologie – Vol. 02
Stolberg, Atlantis, 2020, 94 Seiten
ISBN 987-3-86402-667-6 / 19,90
Großformatiges Hardcover

Wenn es Prosa-Anthologien schon schwer haben, die Aufmerksamkeit des Lesepublikums zu gewinnen, so ist das für Comic-Anthologien fast unmöglich. In der steten Flut wöchentlicher Neuerscheinungen, die ja inzwischen nicht nur bei den Heftchen, sondern auch bei den Alben für ein dermaßenes „Schnell-drehen“ sorgt, dass selbst die ausgepufftesten Nerds „ins Schwimmen“ kommen, bedarf es einiger Chuzpe, diesem Trend die Stirn bieten zu wollen.

Furchtlosigkeit im Kampf um Leser, Engagement für das geliebte Genre, unbedingter Glaube ans eigene Produkt – all dies darf man bei René Moreau und Michael Vogt, den Herausgebern von COZMIC, ebenso voraussetzen wie beim Atlantis Verlag, dem inzwischen gar nicht mehr so kleinen „Kleinverlag“, in dem DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE erscheint.
Nach dem Start im letzten Jahr liegt/steht jetzt im Frühsommer 2020 die Nummer 2 in den Comic-Shops und Buchhandlungen. Das Großformat und der feste Einband deuten bereits darauf hin, dass auch dieser Band über den Tag hinaus Haltbarkeit und Wert erstrebt. Das Coverbild von Meike Schultchen ist um gleich mehrere Klassen attraktiver als beim Startband (und auch beim für den Herbst angekündigten Band 3 scheint sich dies positiv fortzusetzen).
Inhaltlich ist das Konzept natürlich unverändert: Die Fortsetzungsgeschichten von Schultchen und Maximilian Meier gehen in die zweite Runde, zu Brill/Vogts Mega-Erfolgs-Serie „Ein seltsamer Tag“ (u. a. in phantastisch!) und zu Spree/Wiesers „Die Abenteuer des Raumschiffs EXODUS“ gibt es neue Episoden und von dem halben Dutzend Kurzgeschichten haben mich vor allem die von Frauke Berger („Nachtfalter“) und Endres/Hulm („Narben machen sexy“) überzeugt. Fasziniert war ich von den sechs Seiten von Ingo „Krimalkin“ Lohse („Bilder der fließenden Welt“), die eine Verbeugung vor den Großmeistern Moebius und Druillet machen, jedoch mit starken „Eigenheiten“ aufwarten. Wenn man dann noch Olaf Brills erschöpfend-ausführlichen Artikel über den SF-Comic LUC ORIENT hinzunimmt, sind die fast 100 Seiten fast zu wenig für diesen wunderbaren Überblick über die Vielseitigkeit der einheimischen Comic-Szene.

Wünschen wir uns also, dass COZMIC seine „Mission“ noch einige Ausgaben lang fortsetzen kann – und damit zeigt, dass auch der Comic (über den Tages-Strip hinaus) für kürzere Geschichten durchaus geeignet ist.

Horst Illmer

René Moreau & Michael Vogt (Hrsg.)
COZMIC
Die phantastische Comic-Anthologie – Vol. 02
Stolberg, Atlantis, 2020, 94 Seiten
ISBN 987-3-86402-667-6 / 19,90
Großformatiges Hardcover

Wenn es Prosa-Anthologien schon schwer haben, die Aufmerksamkeit des Lesepublikums zu gewinnen, so ist das für Comic-Anthologien fast unmöglich. In der steten Flut wöchentlicher Neuerscheinungen, die ja inzwischen nicht nur bei den Heftchen, sondern auch bei den Alben für ein dermaßenes „Schnell-drehen“

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Abteilung für irre Theorien

von am 5. Juli 2020 1 Kommentar

Tom Gauld
ABTEILUNG FÜR IRRE THEORIEN.
Übersetzt von Christoph Schuler
(DEPARTMENT OF MIND-BLOWING THEORIES / 2020)
Zürich, Edition Moderne, 2020, 160 Seiten
ISBN 978-3-03731-202-5

Der 1976 geborene Schotte Tom Gauld gehört zu jener raren Sorte von Cartoonisten, deren Bilder(geschichten) so deutlich für sich sprechen, dass sie eigentlich auch ohne Übersetzung zu verstehen sind. Trotzdem muss man natürlich dankbar sein, dass sein DEPARTMENT OF MIND-BLOWING THEORIES (Originalausgabe bei Canongate bzw. Drawn & Quartely) so zeitnah wie selten für die Edition Moderne von Christoph Schuler ins Deutsche übersetzt wurde und ab sofort unter dem Titel ABTEILUNG FÜR IRRE THEORIEN erhältlich ist.
Die 150 Cartoons nehmen den Wissenschaftsbetrieb ordentlich auf den Arm, erfreuen aber sicherlich auch Menschen, die außerhalb einer Universität ihren Lebensinhalt gefunden haben. Die jeweils eine Seite füllenden Zeichnungen wurden speziell für die Zeitschrift New Scientist Magazine gezeichnet und laufen deshalb im englischen Untertitel als „Science Cartoons“ – aber keine Angst, Tom Gauld kann gar nicht anders und hat jede Menge Science Fiction hineingeschmuggelt.

Horst Illmer

Tom Gauld
ABTEILUNG FÜR IRRE THEORIEN.
Übersetzt von Christoph Schuler
(DEPARTMENT OF MIND-BLOWING THEORIES / 2020)
Zürich, Edition Moderne, 2020, 160 Seiten
ISBN 978-3-03731-202-5

Der 1976 geborene Schotte Tom Gauld gehört zu jener raren Sorte von Cartoonisten, deren Bilder(geschichten) so deutlich für sich sprechen, dass sie eigentlich auch ohne Übersetzung zu verstehen sind. Trotzdem muss man natürlich dankbar sein, dass sein DEPARTMENT OF MIND-BLOWING THEORIES (Originalausgabe

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