anrufen
finden

Fall des Giganten

von am 20. Februar 2019

Vergangene Woche ist eine der Säulen des deutschen Buchhandels in die Knie gegangen. Die KNV hat am 14.02.2019 beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenz beantragt. Die, für euch als Endkunden, weitesgehend unbekannte Größe Koch Neff & Volckmar ist eines der drei relevanten Logistikunternehmen, die dafür sorgen, dass das Netz der unzähligen kleinen, mittleren und großen Buchhandlungen in Deutschland über Nacht mit der gesamten Bandbreite lieferbarer Bücher versorgt wird. Diese Schnellschiene ist eines der Instrumente, die uns kleinen Buchhändlern eine gewisse Kompetivität zu Amazon bietet. Vielfalt und flächendeckende Versorgung vor Ort. (Fast) jedes lieferbare Buch von heute auf morgen in deine Buchhandlung – in vielen Fällen wie bei uns auch via Webshop, bequem von zu Hause aus. Abends geklickt und in deiner Buchhandlung um die Ecke abgeholt.

Wir sind von dieser Insolvenz in Bezug auf Schnelllieferservice nicht direkt betroffen, da wir an Libri angeschlossen sind. Uns betrifft "nur" der Aspekt, dass die KNV mehr ist, als Barsortiment (Schnellieferservice). Gerade kleinere Verlage sind vom zweiten Standbein absolut abhängig. Die KNV – beziehungsweise zur KNV gehörige Firmenteile fungieren als Verlagsauslieferung und vertreiben das Sortiment vieler Verlage komplett an den Buchhandel. Dazu gehören auch große Verlagshäuser, wie dtv, Piper oder Suhrkamp. Das Thema ist für alle relevant und sollte auch in der Breite wahrgenommen werden.

Seit der Bekanntgabe der Insolvenz wird an vielen Stellen heftig diskutiert.

Über Sinn und Unsinn dieser Übernachtbelieferung ansich, ökologisch und ökonomisch. Man macht sich über Auswirkungen auf den Buchmarkt Gedanken, für Verlage und Buchhandlungen. Mögliche Rettungswege werden analysiert, staatliche Intervention oder mögliche Investoren – unter anderem auch amazon(!). Viele kluge Köpfe werden zerbrochen und kompetente Stimmen melden sich zu Wort. Ist die Krise hausgemacht oder die Folge der Umsatzeinbrüche im stationären Buchhandel. Die ganze Bandbreite der vielfältigen Henne-Ei Problematik.

Was für mich als Essenz bleibt, ist die Aufgabe, daran zu erinnern, dass unsere Kultur sich zu einem nicht unbeträchhtlichen Teil aus der Mannigfaltigkeit literarischer Produkte definiert. Das Buch und in unserem Fall natürlich auch das Comic ist ein wichtiger Aspekt europäischer Kultur und Vielfalt. Lassen wir den rein bestsellergesteuerten Kommerz beiseite, ist das gedruckte Wort als geistiges Kulturgut ein großer Schatz, eine mächtige Triebfeder und ein Teil des gesellschaftlichen Erbes von Generationen – ob eskapistisch, unterhaltend, zerstreuend und träumerisch oder intellektuel fordernd, bildend und philosophisch Ausdruck. Große Worte, aber denkt mal darüber nach.

All diese Vielfalt braucht aber auch Vielfalt im stationären Buchhandel. Onlineshops und Buchkaufhäuser können dies niemals abbilden oder erhalten. Kleine, ambitionierte Verlagshäuser (ich rede hier nicht von Selfpublishing!) gehören in eine solche Landschaft genauso wie Spezialbuchhandlungen oder insgesamt die Vielzahl der kleinen, inhabergeführten Vor-Ort-Buchhandlungen. Gerade in Randbereichen, wie Comics und Phantastik können kleine Verlage nicht ohne Plattform existieren. Natürlich sind auch Mengen wichtig und da führt kein Weg an Amazon vorbei, aber gleichermaßen eben auch nicht am weitverbreiteten Buchhandel, wo man sich mit Gleichgesinnten austauschen und in den Büchern blättern kann. Deswegen ist der "Fall" dieses Giganten in meinen Augen vor allem ein ultimatives Warnsignal. Egal ob hausgemacht oder äußeren Umständen geschuldet.

von am 20. Februar 2019

Vergangene Woche ist eine der Säulen des deutschen Buchhandels in die Knie gegangen. Die KNV hat am 14.02.2019 beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenz beantragt. Die, für euch als Endkunden, weitesgehend unbekannte Größe Koch Neff & Volckmar ist eines der drei relevanten Logistikunternehmen, die dafür sorgen, dass das Netz der unzähligen kleinen, mittleren und großen Buchhandlungen in Deutschland über Nacht mit der gesamten Bandbreite lieferbarer Bücher versorgt wird. Diese Schnellschiene ist eines der Instrumente, die uns kleinen Buchhändlern eine gewisse Kompetivität zu Amazon bietet. Vielfalt und flächendeckende Versorgung vor Ort. (Fast) jedes lieferbare Buch von heute auf morgen in deine Buchhandlung – in vielen Fällen wie bei uns auch via Webshop, bequem von zu Hause aus. Abends geklickt und in deiner Buchhandlung um die Ecke abgeholt.

Wir sind von dieser Insolvenz in Bezug auf Schnelllieferservice nicht direkt betroffen, da wir an Libri angeschlossen sind. Uns betrifft "nur" der Aspekt, dass die KNV mehr ist, als Barsortiment (Schnellieferservice). Gerade kleinere Verlage sind vom zweiten Standbein absolut abhängig. Die KNV – beziehungsweise zur KNV gehörige Firmenteile fungieren als Verlagsauslieferung und vertreiben das Sortiment vieler Verlage komplett an den Buchhandel. Dazu gehören auch große Verlagshäuser, wie dtv, Piper oder Suhrkamp. Das Thema ist für alle relevant und sollte auch in der Breite wahrgenommen werden.

Seit der Bekanntgabe der Insolvenz wird an vielen Stellen heftig diskutiert.

Über Sinn und Unsinn dieser Übernachtbelieferung ansich, ökologisch und ökonomisch. Man macht sich über Auswirkungen auf den Buchmarkt Gedanken, für Verlage und Buchhandlungen. Mögliche Rettungswege werden analysiert, staatliche Intervention oder mögliche Investoren – unter anderem auch amazon(!). Viele kluge Köpfe werden zerbrochen und kompetente Stimmen melden sich zu Wort. Ist die Krise hausgemacht oder die Folge der Umsatzeinbrüche im stationären Buchhandel. Die ganze Bandbreite der vielfältigen Henne-Ei Problematik.

Was für mich als Essenz bleibt, ist die Aufgabe, daran zu erinnern, dass unsere Kultur sich zu einem nicht unbeträchhtlichen Teil aus der Mannigfaltigkeit literarischer Produkte definiert. Das Buch und in unserem Fall natürlich auch das Comic ist ein wichtiger Aspekt europäischer Kultur und Vielfalt. Lassen wir den rein bestsellergesteuerten Kommerz beiseite, ist das gedruckte Wort als geistiges Kulturgut ein großer Schatz, eine mächtige Triebfeder und ein Teil des gesellschaftlichen Erbes von Generationen – ob eskapistisch, unterhaltend, zerstreuend und träumerisch oder intellektuel fordernd, bildend und philosophisch Ausdruck. Große Worte, aber denkt mal darüber nach.

All diese Vielfalt braucht aber auch Vielfalt im stationären Buchhandel. Onlineshops und Buchkaufhäuser können dies niemals abbilden oder erhalten. Kleine, ambitionierte Verlagshäuser (ich rede hier nicht von Selfpublishing!) gehören in eine solche Landschaft genauso wie Spezialbuchhandlungen oder insgesamt die Vielzahl der kleinen, inhabergeführten Vor-Ort-Buchhandlungen. Gerade in Randbereichen, wie Comics und Phantastik können kleine Verlage nicht ohne Plattform existieren. Natürlich sind auch Mengen wichtig und da führt kein Weg an Amazon vorbei, aber gleichermaßen eben auch nicht am weitverbreiteten Buchhandel, wo man sich mit Gleichgesinnten austauschen und in den Büchern blättern kann. Deswegen ist der "Fall" dieses Giganten in meinen Augen vor allem ein ultimatives Warnsignal. Egal ob hausgemacht oder äußeren Umständen geschuldet.

Kommentarfunktion ist deaktiviert.

comicdealer.de