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Freunde der grafischen Novelle aufgepasst

von am 20. Juli 2011

Es gibt wieder ein paar neue Graphic Novels, die empfehlenswert sind. Da ist zum Beispiel die neue Arbeit des Italieners Manuele Fior: "Fünftausend Kilometer in der Sekunde". Es ist einfach erstaunlich, wie sich Fior mit jedem Titel weiterentwickelt.

In seinem neuen Buch geht es um drei Jugendliche, deren Wege sich zunächst kreuzen und dann wieder trennen. Fior verfolgt in großen Zeitsprüngen die Schicksale des zurückhaltenden Piero und von Lucia. Er illustriert seine Geschichte in wunderschönen Aquarellfarben, die Fior direkt aufzutragen scheint. Clever erzählt, interessante Charaktere, stimmungsvolle Farben!

 

 

Streng genommen vielleicht keine Graphic Novel, aber kunstvolle Zeichungen und eine grandios erzählte Geschichte enthält "Mattéo" von Jean-Pierre Gibrat allemal. Nun ist der zweite und abschließende Band "Zweiter Teil 1917-1918" erschienen.

Gibrat erzählt mit Augenzwinkern die Geschichte des spanischen Titelhelden, der mit seiner Mutter in Frankreich lebt. Um Juliette zu imponieren meldet er sich im Ersten Weltkrieg freiwillig und im zweiten Band verschlägt es ihn als Anarchisten nach Russland, um dort die Revolution zu unterstützen. Amüsant, hintergründig, toller Strich!

 

 

"Kein Blick zurück" stammt von dem spanischen Newcomer Dani Montero. Für sein Debüt wurde gleich ausgezeichnet (der Jury war Miguelanxo Prado beigesessen). Der Animationskünstler und Illustrator hat sich nun auch in die Comicwelt gewagt – mit Erfolg!

Montero erzählt mit dynamischem Strich die Geschichte von Jamie und seinem Hund Toby. Nachdem seine Beziehung zu Bruch geht, will er sein Leben nochmal von vorn beginnen. Doch aller Anfang gestaltet sich schwer. Montero überrascht seine Leser, indem er eine ungewohnte Wendung einschlägt. Leichtfüßig gezeichnet, gut konstruiert!

 

 

Baru ist zurück! In "Hau die Bässe rein, Bruno" schöpft der Franzose wieder aus den Vollen. Ein junges afrikanisches Fußballtalent fliegt illegal nach Frankreich, um dort seinen Traum vom Profisport zu verwirklichen endet aber als Hilfsarbeiter.

Ein Ex-Häftling will nach Jahren der Haft noch einmal einen großen Coup landen. Dafür braucht er die Hilfe eines Spezialisten. Doch der perfekte Plan geht nur zur Hälfte auf und die Wege der unterschiedlichen Charaktere kreuzen sich.  Baru at his best – wer ihn noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen!

 

 

Jeff Lemires "Essex County"-Trilogie geht in die zweite Runde. Mit "Geister Geschichten" ist nun die melancholisch-schöne Erinnerungsgeschichte um einen gealterten Hokey-Spieler auch auf Deutsch erschienen.

Als Alkoholiker und Pflegefall entführen den Ex-Profisportler Szenen aus dem trostlosen Alltag in seine bewegte Vergangenheit. Lemire erzählt in cineastischen Schwarzweißbildern von Enttäuschung, Schuld, Sühne, Verlust, aber auch von Erfolg und Liebe. Markanter Strich, cineastische Illustrationen, ergreifende Story!

 

 

von am 20. Juli 2011

Es gibt wieder ein paar neue Graphic Novels, die empfehlenswert sind. Da ist zum Beispiel die neue Arbeit des Italieners Manuele Fior: "Fünftausend Kilometer in der Sekunde". Es ist einfach erstaunlich, wie sich Fior mit jedem Titel weiterentwickelt.

In seinem neuen Buch geht es um drei Jugendliche, deren Wege sich zunächst kreuzen und dann wieder trennen. Fior verfolgt in großen Zeitsprüngen die Schicksale des zurückhaltenden Piero und von Lucia. Er illustriert seine Geschichte in wunderschönen Aquarellfarben, die Fior direkt aufzutragen scheint. Clever erzählt, interessante Charaktere, stimmungsvolle Farben!

 

 

Streng genommen vielleicht keine Graphic Novel, aber kunstvolle Zeichungen und eine grandios erzählte Geschichte enthält "Mattéo" von Jean-Pierre Gibrat allemal. Nun ist der zweite und abschließende Band "Zweiter Teil 1917-1918" erschienen.

Gibrat erzählt mit Augenzwinkern die Geschichte des spanischen Titelhelden, der mit seiner Mutter in Frankreich lebt. Um Juliette zu imponieren meldet er sich im Ersten Weltkrieg freiwillig und im zweiten Band verschlägt es ihn als Anarchisten nach Russland, um dort die Revolution zu unterstützen. Amüsant, hintergründig, toller Strich!

 

 

"Kein Blick zurück" stammt von dem spanischen Newcomer Dani Montero. Für sein Debüt wurde gleich ausgezeichnet (der Jury war Miguelanxo Prado beigesessen). Der Animationskünstler und Illustrator hat sich nun auch in die Comicwelt gewagt – mit Erfolg!

Montero erzählt mit dynamischem Strich die Geschichte von Jamie und seinem Hund Toby. Nachdem seine Beziehung zu Bruch geht, will er sein Leben nochmal von vorn beginnen. Doch aller Anfang gestaltet sich schwer. Montero überrascht seine Leser, indem er eine ungewohnte Wendung einschlägt. Leichtfüßig gezeichnet, gut konstruiert!

 

 

Baru ist zurück! In "Hau die Bässe rein, Bruno" schöpft der Franzose wieder aus den Vollen. Ein junges afrikanisches Fußballtalent fliegt illegal nach Frankreich, um dort seinen Traum vom Profisport zu verwirklichen endet aber als Hilfsarbeiter.

Ein Ex-Häftling will nach Jahren der Haft noch einmal einen großen Coup landen. Dafür braucht er die Hilfe eines Spezialisten. Doch der perfekte Plan geht nur zur Hälfte auf und die Wege der unterschiedlichen Charaktere kreuzen sich.  Baru at his best – wer ihn noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen!

 

 

Jeff Lemires "Essex County"-Trilogie geht in die zweite Runde. Mit "Geister Geschichten" ist nun die melancholisch-schöne Erinnerungsgeschichte um einen gealterten Hokey-Spieler auch auf Deutsch erschienen.

Als Alkoholiker und Pflegefall entführen den Ex-Profisportler Szenen aus dem trostlosen Alltag in seine bewegte Vergangenheit. Lemire erzählt in cineastischen Schwarzweißbildern von Enttäuschung, Schuld, Sühne, Verlust, aber auch von Erfolg und Liebe. Markanter Strich, cineastische Illustrationen, ergreifende Story!

 

 

6 Kommentare zu “Freunde der grafischen Novelle aufgepasst”

  1. ijon tichy sagt:

    Ich hab vergessen an den richtigen Stellen Emotiocons zu setzen 😉 Ich war nicht angepisst, aber wollte durchaus eine Lanze für den Begriff brechen.

    Dass der Begriff dennoch recht problematisch ist und so ziemlich keiner genau weiß, wo eine GN anfängt und wo genau aufhört, gebe ich zu. Mir ging es eher darum aufzuzeigen, dass diejenigen, die den Begriff erfunden und in Deutschland medial verbreitet haben, nicht "despektierlich" (das Fremdwort kannte ich gar nicht!) mit dem Medium umgehen, sondern im Gegenteil, das Medium voranbringen woll(t)en.

    Auch für mich ist "Watchmen" im Übrigen eine GN (der Titel wird so weit ich mich erinner' auch auf dem GN-Aufklärungs-Flyer abgebildet). Grundsätzlich würde ich aber schon so weit gehen und nicht jeden x-beliebigen abgeschlossenen Superhero-Band als GN bezeichnen. Aber es ist schon schwer, da eine eindeutige Trennlinie zu ziehen.

  2. Oliver L. sagt:

    @ Marco: Sorry, da hast Du was missverstanden! Das sollte kein Angriff sein. Ich wollte nur, dass Henry sich hier beteiligt (dass der FB-Kommentar hier auftaucht habe ich erst danach gesehen). Die Diskussion hier weiterzuführen habe ich als in Deinem Sinne betrachtet. Den Rest schiebe ich mal auf meine flinke Zunge. Me be muy sorry! Ich wollte Dir sicher nicht auf die Zehen treten.

    "Graphic Novel" ist meines Erachtens einfach eine total schwammige Bezeichnung. Was ist der gewisse Anspruch? Ab wann gilt eine Serie als abgeschlossen? In der Diskussion im PF wurde "Cerebus" genannt. Das ist recht umfangreich. Einige dort wollten die Reihe daher als nicht geeignet ausschließen.

    Wären im Gegenzug Marvels "New Warriors" (erste Serie) eine GN weil es "nur" 75 Ausgaben gab (im Vergleich zu hunderten bei "Cerebus")? Und was ist mit hochgelobten Strecken innerhalb der Endlosserien wie John Byrnes "Fantastic Four"?

    Die Frage nach der Definition von Anspruch ist noch schlimmer. Was ist Anspruch? Welcher Anspruch? Im PF wollten sie "Watchmen" ausschließen, weil es formal eine Superheldengeschichte ist! Die haben vollkommen außer acht gelassen, was Moore und Gibbons da getan haben. Artwork wurde von diesen Knalltüten ohnehin komplett ignoriert. Ohne Artwork gibt es halt weder Comic noch Graphic Novel…

    Ein gutes Beispiel wäre "Kingdom Come". Mark Waid schreibt wie ein 14jähriger. Mehr als einmal macht er penetrant darauf aufmerksam, dass er mit KC gerne ein zweites "Watchmen" geschaffen hätte. Das hat er meines Erachtens nicht annähernd geschafft. Zum Teil liegt das an den Bildern von Alex Ross. Die mögen auf den ersten Blick schön aussehen, aber haben im Grunde keine Substanz. Keinerlei Dynamik oder Storytelling. So funktionieren Comics nunmal nicht. Im direkten Vergleich haben Byrnes F4, wenn wir die Anspruchsdefinition gelten lassen wollen, die Bezeichnung "Graphic Novel" sehr viel mehr verdient als "Kingdom Come". Wir wissen beide welches Werk die Bezeichnung trägt…

    Das ganze lässt sich ewig so weitermachen. Ohne jemals einen allgemeingültigen Konsens zu finden. GN ist ein Marketingbegriff. Das ist auch vollkommen legitim. Innerhalb der Comicszene ist er aber irgendwo unnötig. Besonders wenn er solch bizarre Diskussionen wie im PF hervorruft. Und bei denen hatte ich mehr als einmal das Gefühl, dass sie sich für ihr Hobby schämen.

    Bei Arte laufen übrigens oft genug Dokus, in denen auch das Wort "Comic" fällt. Aber da sind uns die Franzosen eh voraus. 😉

  3. ijon tichy sagt:

    @Benton/Lorenz:
    Wieso sollte sich "der Behringer" freuen? Der Behringer hat den Begriff weder erfunden (das war Will Eisner) noch in Deutschland medial verbreitet (das waren Carlsen und dann avant-verlag, Reprodukt, Edition52 und Edition Moderne).

    "Graphic Novel" ist deshalb auch kein Ausdruck "der aus einer vermeindlichen Minderwertigkeit der 9. Kunst entstanden ist und ist despektierlich gegenüber dem Medium Comic" ist.

    Will Eisner liebte das Medium, so viel kann man wohl behaupten.

    Ich gehe auch mal davon aus, dass die oben aufgeführten Verlage Comics lieben.

    Diese Verlage haben den Begriff als Label medial verbreitet, um in den Buchhandel zu kommen, was nach wie vor sehr schwer für Comicverlage ist, die meist nur in den Fachhandel kommen. Ähnlich wie beim Manga verfolgt man dadurch die Strategie neue Leser, auch außerhalb der Comicszene "abzuholen" – und die gehen in den Buch- und nicht in den Fachhandel.

    Wenn diese Strategie tatsächlich aufgeht und dadurch neue Leser für das Medium gewonnen werden können, dann kann von mir aus das Medium auch "Wolkenkuckucksheim" heißen. Momentan sieht es ganz danach aus: immer mehr Medien berichten in ihren Sendungen über Graphic Novels – nicht Comics (!).

    Ich persöhnlich brauche keinen aufwertenden Begriff um meine Comic-Lektüre vor mir zu legitimieren.

    Der Begriff ist nun mal im Umlauf, das kann mögen oder nicht, aber nicht ignorieren. "Comicroman" würde mir auch völlig ausreichen, um abgeschlossene Comics mit einem gewissen Anspruch zu umschreiben.

  4. Oliver L. sagt:

    Nein, ich meinte eher allgemein. "Watchmen" gilt ja auch als Graphic Novel. Ist aber ursprünglich in zwölf Teilen erschienen. Marvel hatte mal eine ganze Reihe "Marvel Graphic Novels" genannt. Angelehnt ans europäische Albumformat.

    Und Begriffstechnisch: grafischer Roman. Auch Romane sind nicht alle anspruchsvoll.

    Der Begriff ist halt irgendwo auch nur Werbemaßnahme.

    Interessanterweise läuft im Paniniforum (of all Places) seit gestern oder vorgestern eine ähnliche Diskussion (wenn auch ohne meine Beteiligung).

    http://www.paninicomics.de/forum/index.php?page=Thread&threadID=19252

    Mein Beitrag hier kam eher zustande, weil ich kurz zuvor mit… Gerd oder Burn darüber gesprochen hatte. Der wurde ja eine ganze Weile nicht moderiert… 😉 Hat also weder etwas mit Deinem Artikel noch den besprochenen Comics zu tun.

    Gestern wiederum hatte ich mit Markus darüber gesprochen.

  5. ijon tichy sagt:

    Du meinst sicherlich wegen Matteo? Das ist in Expertenkreisen momentan höchst umstritten und wird in Deutschland heiß diskutiert. In den USA ist ja alles GN was abgeschlossen ist, egal welche Qualitäten der Inhalt hat.

    Aber formell gesehen meint der Begriff in Deutschland tendenziell Comics, die Größe und Umfang von Romanen haben, also eher klein, handlich und kompakt sind. Außerdem sind GN i.d.R. abgeschlossen und nicht mehrteilig.

    In diesen Punkten würde das typisch franko-belgische Albumformat von Matteo (groß und schmal) und seine serielle Veröffentlichungsart nicht ins Muster passen.

    Inhaltlich meint der Begriff meist anspruchsvolle Geschichten und/oder künstlerisch ambitionierte Bilder.

    Dieses Kriterium erfüllt Matteo zweifelsohne.

    Aber letztlich ist das nicht so einfach und muss meiner Meinung nach von Fall zu Fall entschieden werden. Sind alle Splitter Books-Titel auch GN, nur weil sie abgeschlossen und im Romanformat erscheinen? Ich denke: Nein.

    Andererseits ist diese Spaltung in GN und Comics auch unbedeutend, wenn man ganz einfach offen für gute Geschichten oder Artworks bleibt – egal welches Format und Etikett…

  6. Oliver L. sagt:

    Wirft nun die Frage auf, was genau nun eine Graphic Novel ist und ab wann ein Comic Anspruch auf diesen Titel hat…

comicdealer.de