Letzte Woche hatten wir wieder mal ein sehr ausführliches Gespräch mit einem Kunden über unsere Homepage.
Die Ausgangsfrage war, wie so oft…
Kunde: "Habt ihr eigentlich eine Internetseite?"
Ja, eine Seite haben wir, wie alle, die das lesen, offensichtlich mitbekommen haben. Also bedarf es an dieser Stelle keiner weiteren Erläuterung. Wie eigentlich immer, wenn diese Frage gestellt wird, war der Kunde natürlich mit der Nennung unserer Internetseite und einer, in die Hand gegebenen Visitenkarte, nicht zufrieden. Denn die Frage, die ihn eigentlich bewegte, war nicht, ob wir eine Seite haben, sondern…
Kunde: "Kann ich dann bei euch auch im Internet bestellen?"
Gut jetzt wird es schwieriger. Selbstverständlich haben wir einen Versand. Selbstverständlich kannst du uns jederzeit eine Email schicken und wir liefern portofrei und auf Rechnung. Aber wir haben kein Warenkorb-System, weil das für uns zu aufwendig ist, und wir uns das als "kleiner Laden" einfach nicht leisten können.
Kunde: "Aber es gibt doch auch Warenkorb-Systeme, die nichts kosten. Das kann doch nicht so schwierig sein?"
Das Problem ist nicht in erster Linie ein bestehendes Warenkorb-System zu nutzen, sondern eine sinnvolle Schnittstelle mit unserem Warenwirtschafts-System und unserer Lagerverwaltung zu schaffen. Die unglaubliche Artikelvielfalt ist schon im Haus sehr aufwendig zu verwalten. Es gibt leider keine wirklich befriedigende Lösung für unsere Branche und wir müssen jeden Artikel, der bei uns im Laden steht, mit der Hand einpflegen. Wenn, dann muss ein Warenkorbsystem auch direkt auf unsere Daten zugreifen können und da gibt es eben keine günstige Lösung.
Kunde: "Aber es gibt doch eigentlich alle Daten bereits, auch im Internet. Bei meiner CD Sammlung, wird ja auch bereits beim Einlesen ein kompletter Datensatz inklusive Cover angelegt. Und außerdem gibt es doch Studentenprojekte und Open Source."
Ja
Aber leider haben wir diesen Weg bereits zu beschreiten versucht. Ohne Erfolg. Das Vorhaben ist einfach zu aufwendig für ein Studentenprojekt. Dann hat man nach Monaten des Aufwandes wieder nur eine Baustelle. Und für die Open Source Gemeinde ist das ganze einfach zu speziell. Ich selbst, bin in vielen Linuxforen aktiv und kenne mich mit etlichen aktuellen Distributionen recht gut aus und suche auch da immer wieder nach Möglichkeiten.
Kunde: "Das kann doch gar nicht sein. Die aktive Gemeinschaft ist doch riesig und gerade in eurem Bereich sollte es da reges Interesse am Erhalt kleiner autarker Infrastrukturen geben. Sind die Open Source Leute nicht alle gegen die Macht der Konzerne? Versucht doch mal ein Anforderungsprofil auf eurer Seite zu posten!"
Okay
Vielleicht ist das Ganze ja doch nicht so aussichtslos, wie ich denke. Ich poste jetzt einfach hier, an dieser Stelle, mal einen Aufruf.
Wenn irgendjemand eine Idee hat, wie man kostengünstig (…und ich meine wirklich kostengünstig, nicht irgendwie relativ billig oder gar nicht mal so teuer…) ein Warenkorb-Projekt anstoßen kann, mit Schnittstelle zu einem Warenwirtschaftssystem im Bereich Buchhandel (Comics und Spiele, eben unserem vollen Programm), dann möge er sich zu Wort melden. Ich bin gerne bereit in ein potentielles Open Source Projekt unser gesamtes Know How einfließen zu lassen. Auch wieder einmal Zeit und Energie, denn ein Erfolg wäre, denke ich, für den Erhalt bestehender Strukturen und "kleiner Läden" wirklich interessant.
Interessant im Sinne eines Open Source Projektes ist in erster Linie der Dualismus unseres Genres. Die Anforderungen von Sammlern an Datenbanken setzen ähnliche Strukturen voraus, wie beispielsweise unser Antiquariat.
Die Argumentation, dass alle relevanten Daten im Prinzip für eine ähnliche Abfrage, wie die CD-Database oder die Amazon-Cover-Fetcher vorhanden wären, ist definitiv auch richtig. In allen Bereichen gibt es recht vollständige Datenbanken, die nur alle unterschiedlich aufgebaut sind und deren Strukturen erst in eine entsprechende Maske gepresst werden müssten. Viele der Daten sind bestimmt auch in irgendeiner exportierten Form zu bekommen. Eine zentrale, organisch wachsende Datenbank wäre sicher auch im Sinne aller Sammler, Verlage und Geschäfte in dieser sehr überschaubaren Branche.
Aus all diesen Gründen habe ich mich entschlossen, damit den Anfang zu machen, bei uns im Forum einen neuen Unterpunkt für diesen Bereich zu eröffnen. Ich freue mich über jeden Tip oder Hinweis. Vielleicht kommen ja doch noch ganz sinnvolle Ideen dabei heraus. Wenn ich Cory Doctorow glauben schenke, ist das Potential der Codeschreiber ja weit gestreut und vielleicht gelingt es mir ja hiermit ein bisschen Energie zu bündeln.
