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Neonomicon – Alan Moore auf Lovecrafts Spuren

von am 10. November 2011

Howard Phillips Lovecraft (1890 – 1937) ist der wohl einflussreichste Horrorautor der Moderne. Seine Geschichten haben nicht nur eine Unzahl an Autoren inspiriert, sein Einfluss ist auch in der Musik oder in japanischen Zeichentrickfilmen zu spüren. Das gilt ganz besonders für seine Erzählungen über Cthulhu und die Großen Alten. Kurz und bündig: Wann immer Ihr einem Tentakelmonster begegnet, ist das die Schuld des Einsiedlers aus Providence.

Über Alan Moore (1953) wurde wohl schon alles gesagt. Nun, vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass der Autor Alan Moore wohl nicht mit dem verschollenen zweiten Drummer von Judas Priest identitsch ist. Immerhin wurde dieser Alan Moore bereits 1947 geboren. Zurück zum Thema. So wichtig H. P. Lovecraft für die unheimliche Literatur ist, so wichtig ist Alan Moore für die Welt des Comics. Lovecrafts Einfluss auf Moore ist spätestens seit „Watchmen“ bekannt. Der Squid dürfte nicht umsonst wie eine Kreatur aus dem Cthulhu-Mythos aussehen. In „Neonomicon“ hat sich der Engländer eben dieser Geschichten angenommen.

Die deutsche Ausgabe von Panini besteht aus der Comic-Adaption von Moore Kurzgeschichte „The Courtyard“ (adaptiert von Antony Johnston) und der vierteiligen Miniserie „Neonomicon“. Als Zeichner fungierte durchgehend Jacen Burrows. Der Band kostet 16,95 Euro und ist für Leser ab 18 Jahren empfohlen!

>Aus den „blasphemischen Riten“ von einst wird endlich das, was der schüchterne Herr aus Providence immer damit gemeint hat: Sex mit großen, schleimigen Monstern!<

Der Klappentext mag provokant sein und sicher wird nicht jeder dem zustimmen. Ebenso werden einige der im Comic enthalten biographischen Daten wohl ein Kopfschütteln hervorrufen. Wer jedoch Lovecrafts Geschichten kennt, wird aber erkennen, wie der Verfasser auf diesen Gedanken kam. Und sind wir ehrlich, die Vermischung der Menschen aus Innsmouth mit den Tiefen Wesen spricht eine deutliche Sprache.

Natürlich galt Lovecraft als ein Meister der Andeutung. Hier wird nichts angedeutet. Nicht umsonst wird das Buch für ein erwachsenes Publikum empfohlen. Von Mord und Gewalt über Nacktheit und Orgien bis hin zu Sex mit Fischmonstern gibt es das volle Programm. Dabei wirkt es durchaus etwas weit hergeholt, dass Hauptdarstellerin Merril Brears ausgerechnet wegen Sexsucht in Behandlung war. Ob das in Lovecrafts Sinne wäre, sei einfach mal dahingestellt. An all den Anspielungen auf seine eigenen Werke und die jener Autoren, die seine Zeitgenossen oder Vorbilder waren, hätte er aber seine helle Freude gehabt. Diese Querverweise sind so vielfältig, dass Moore im zweiten Kapitel von „Neonomicon“ (das vierte Kapitel im Buch) gleich selber auf die Herkunft von einigen dieser Anspielungen zu sprechen kommt. Schön ist, dass hierbei auch die doppelte Herkunft von Carcosa nicht vergessen wurde. Wobei sich Johnny Carcosa mit seiner seidenen Maske wohl eindeutig auf Robert W. Chambers’ „The King in Yellow“ bezieht. Am Ende gibt es auf eben dieses Werk eine weitere Anspielung. Achtet auf die Bilder und sucht die Namen „Camilla“ und „Cassilda“.

Unter dem berühmten und oft zitierten Strich funktioniert dieses Aufeinandertreffen der Titanen Moore und Lovecraft. Gerade weil Moore sich hier nicht sklavisch an die Vorlage hält, und sein Bild der Großen Alten fast schon im Gegensatz zu dem Lovecrafts steht. Hier wird auch interessant, wo R’lyeh wirklich liegt… Als Fan von sowohl Alan Moore als auch H. P. Lovecraft wurde ich von „Neonomicon“ nicht enttäuscht!

Neonomicon (Panini Verlag, 16,95 Euro) bei Comicdealer bestellen

von am 10. November 2011

Howard Phillips Lovecraft (1890 – 1937) ist der wohl einflussreichste Horrorautor der Moderne. Seine Geschichten haben nicht nur eine Unzahl an Autoren inspiriert, sein Einfluss ist auch in der Musik oder in japanischen Zeichentrickfilmen zu spüren. Das gilt ganz besonders für seine Erzählungen über Cthulhu und die Großen Alten. Kurz und bündig: Wann immer Ihr einem Tentakelmonster begegnet, ist das die Schuld des Einsiedlers aus Providence.

Über Alan Moore (1953) wurde wohl schon alles gesagt. Nun, vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass der Autor Alan Moore wohl nicht mit dem verschollenen zweiten Drummer von Judas Priest identitsch ist. Immerhin wurde dieser Alan Moore bereits 1947 geboren. Zurück zum Thema. So wichtig H. P. Lovecraft für die unheimliche Literatur ist, so wichtig ist Alan Moore für die Welt des Comics. Lovecrafts Einfluss auf Moore ist spätestens seit „Watchmen“ bekannt. Der Squid dürfte nicht umsonst wie eine Kreatur aus dem Cthulhu-Mythos aussehen. In „Neonomicon“ hat sich der Engländer eben dieser Geschichten angenommen.

Die deutsche Ausgabe von Panini besteht aus der Comic-Adaption von Moore Kurzgeschichte „The Courtyard“ (adaptiert von Antony Johnston) und der vierteiligen Miniserie „Neonomicon“. Als Zeichner fungierte durchgehend Jacen Burrows. Der Band kostet 16,95 Euro und ist für Leser ab 18 Jahren empfohlen!

>Aus den „blasphemischen Riten“ von einst wird endlich das, was der schüchterne Herr aus Providence immer damit gemeint hat: Sex mit großen, schleimigen Monstern!<

Der Klappentext mag provokant sein und sicher wird nicht jeder dem zustimmen. Ebenso werden einige der im Comic enthalten biographischen Daten wohl ein Kopfschütteln hervorrufen. Wer jedoch Lovecrafts Geschichten kennt, wird aber erkennen, wie der Verfasser auf diesen Gedanken kam. Und sind wir ehrlich, die Vermischung der Menschen aus Innsmouth mit den Tiefen Wesen spricht eine deutliche Sprache.

Natürlich galt Lovecraft als ein Meister der Andeutung. Hier wird nichts angedeutet. Nicht umsonst wird das Buch für ein erwachsenes Publikum empfohlen. Von Mord und Gewalt über Nacktheit und Orgien bis hin zu Sex mit Fischmonstern gibt es das volle Programm. Dabei wirkt es durchaus etwas weit hergeholt, dass Hauptdarstellerin Merril Brears ausgerechnet wegen Sexsucht in Behandlung war. Ob das in Lovecrafts Sinne wäre, sei einfach mal dahingestellt. An all den Anspielungen auf seine eigenen Werke und die jener Autoren, die seine Zeitgenossen oder Vorbilder waren, hätte er aber seine helle Freude gehabt. Diese Querverweise sind so vielfältig, dass Moore im zweiten Kapitel von „Neonomicon“ (das vierte Kapitel im Buch) gleich selber auf die Herkunft von einigen dieser Anspielungen zu sprechen kommt. Schön ist, dass hierbei auch die doppelte Herkunft von Carcosa nicht vergessen wurde. Wobei sich Johnny Carcosa mit seiner seidenen Maske wohl eindeutig auf Robert W. Chambers’ „The King in Yellow“ bezieht. Am Ende gibt es auf eben dieses Werk eine weitere Anspielung. Achtet auf die Bilder und sucht die Namen „Camilla“ und „Cassilda“.

Unter dem berühmten und oft zitierten Strich funktioniert dieses Aufeinandertreffen der Titanen Moore und Lovecraft. Gerade weil Moore sich hier nicht sklavisch an die Vorlage hält, und sein Bild der Großen Alten fast schon im Gegensatz zu dem Lovecrafts steht. Hier wird auch interessant, wo R’lyeh wirklich liegt… Als Fan von sowohl Alan Moore als auch H. P. Lovecraft wurde ich von „Neonomicon“ nicht enttäuscht!

Neonomicon (Panini Verlag, 16,95 Euro) bei Comicdealer bestellen

6 Kommentare zu “Neonomicon – Alan Moore auf Lovecrafts Spuren”

  1. Kain Wolfshead sagt:

    Klar lese ich. Ich würde es aber weder mit "From Hell" noch mit "Watchmen" vergleichen. Klar, in FH gibt es die eine oder andere Andeutung des Übernatürlichen. Aber das ist noch mal eine ganz andere Baustelle.

    Lovecraft wurde im Blog in letzter Zeit öfter erwähnt. Lies Dich einfach mal durch die verschiedenen Artikel. Bei Interesse einfach weitere Fragen stellen oder auf den Link für die Bestellung klicken.

  2. Cosmo sagt:

    Kain, keine Ahnung ob du das liest aber ich habe es endlich angefangen. Erstamal nur Courtyard. Das ist verdammt gut.
    Den Zeichner finde ich nicht so toll aber das wird ziemlich egal als es richtig losgeht.
    Geht mehr richtung From Hell als Watchmen.
    Wenn Johnston schon so gut ist, mach ich gleich mal mit dem "reinen Moore" weiter.

  3. Kain Wolfshead sagt:

    Ach, eines noch: Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Antony Johnston nicht in den Credits genannt wird (wobei er zumindest im Vorwort oder auf dem Buchrücken Erwähnung findet).

    Daher noch mal ganz deutlich: Die ersten beiden Geschichten ("The Courtyard") wurden von Johnston verfasst, der eine Kurzgeschichte von Alan Moore in Comicform adaptiert hat! Die Miniserie "Neonomicon" ist dann reiner Moore …

  4. Kain Wolfshead sagt:

    Dann bin ich gespannt, wie Dir der Band zusagen wird. Was aus dem Text nicht ganz hervorgeht: "Neonomicon" beinhaltet den für Moore fast typischen Dekonstruktivismus, den man ganz groß auch bei "Watchmen" oder davor bei "Marvelman" schon gesehen hat. Geht hier natürlich in Richtung Lovecrafts. Sollte kein Problem sein, da Moore ja durchaus von HPL beeinflusst wurde (der Squid aus "Watchmen" könnte einer der Großen Alten sein), aber der eine oder andere Lovecraft-Purist könnte sich an diesem Band stören. Und was Lovecraft selber dazu gesagt hätte, dass es in seinen Stories um "Sex mit großen, schleimigen Monstern" gehen soll, werden wir nie erfahren …

  5. POWAQQATSI sagt:

    Schöne Besprechung – den Comic muss ich natürlich haben! Bislang komme ich auf ne 100%-Quote bei den Anschaffungen aufgrund Deiner Rezis Oli – gut, nur gut, dass Du diese wohldosiert verfasst 😉

comicdealer.de