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Die Nerds schlagen zurück

von am 30. August 2011

Ich kann mich noch an meine Zeit in der Star Trek-Fanszene vor über zehn Jahren erinnern. Zu dieser Zeit besuchte ich regelmäßig mit Freunden und unserem Fanclub (The Final Frontier) diverse Conventions. Schon damals ärgerten wir uns über die oberflächliche und schlichtweg falsche Berichterstattung in den Medien, die uns Trekkies oder Trekker nur allzu gerne als realitätsfremde Freaks hinstellte und die darin gipfelte, dass Captain Kirk und Commander Spock gar einmal für den Selbstmord von zwei Jugendlichen verantwortlich gemacht wurden. Auf Conventions stürzten sich Kammerateams vorzugsweise auf die paar wenigen kostümierten Fans und in der TV-Reportage wurde von alledem, was man im Interview gesagt und erzählt hatte, am liebsten nur eine einzige Frage herausgeschnitten, nämlich die, welchen Charakter man denn darstelle, obschon wir damals mitnichten Live-Rollenspiele betrieben (heute gibt es sogar ein paar Star Trek LARPs) und uns mitunter einfach nur so kleideten, wie beispielsweise auch ein Fußballfan das Trikot eines Spielers seiner favorisierten Mannschaft anzieht. Übrigens, ich habe noch nie gesehen, dass in Reportagen Fußballfans gefragt werden, welchen Spieler sie darstellen…

Allein, damals blieb uns nicht viel mehr als unserem Unmut über diese ungerechte öffentliche Darstellung im Freundeskreis und auf unseren monatlichen Treffen kurz Luft zu machen und sich, im weiteren Bekannten- oder Kollegenkreis, um einen Abbau der Vorurteile zu bemühen. Medial blieb lediglich, in einem der Fanzines einen Leserbrief oder Artikel darüber zu schreiben oder zu versuchen, auf die Berichterstattung in auflagenstärkeren Magazinen, durch konkrete Informationslieferung selbst Einfluss zu nehmen. Die Sensationspresse oder die TV-Sender, die für die Verbreitung der Klischees und deren Aufrechterhaltung verantwortlich waren, konnten wir dabei nur selten direkt treffen. Und nicht viel anders verhielt es sich auch oft in der jüngeren Vergangenheit, wenn etwa über LARPer, Rollenspieler, Fantasyleser, Comicfans oder Cosplayer berichtet wurde.

Wie sich die Zeiten und auch die Reaktions-Möglichkeiten der Fans geändert haben, ist mir vor ein paar Tagen, nicht ganz ohne augenzwinkerndes Amüsement und mir einer gewissen Genugtuung klar geworden, als ich auf die empörten Reaktionen von etlichen Gamern im Netz stieß, die sich auf einen Beitrag von RTL über die Gamescom bezogen. Was war geschehen?

Die GamesCom ist das weltweit größte Messe und Event-Highlight für interaktive Spiele und Unterhaltung, zu der dieses Jahr 275.000 Besucher nach Köln kamen. Im Magazin Explosiv machte sich RTL am 19.08.2011 in einem über 5-minütigen Beitrag in sehr abschätziger Weise über Besucher der Veranstaltung lustig, indem ein paar einzelne Besucher bloßgestellt und diffamiert wurden und die Gamer gemeinhin als nach Computer und Alkohol süchtig, ungepflegt, sozial isoliert und beziehungsgestört dargestellt wurden.

Als Psychologe weiß ich ja, dass wir einerseits alle in Klischees denken und dass diese durchaus sinnvoll sind, da sie eine kompaktere und schnellere Informationsverarbeitung ermöglichen. Andererseits sind Klischees auch gefährlich, da sie zu Fehlschlüssen führen können. Ganz zu schweigen davon, dass ein TV-Sender einen Beitrag natürlich so gestaltet, dass er eine möglichst gute Quote bekommt, wozu wiederum Überzeichnungen und Klischees prädestinierte Werkzeuge sind. Anscheinend haben aber die Redakteure, die die Reportage gedreht haben und die Verantwortlichen beim Privatsender fälschlicherweise selbst an das Klischee geglaubt, das sie mit ihrem Beitrag gezeichnet haben und dabei die Menge und die Möglichkeiten der Gamer grandios unterschätzt. Denn RTL hat wohl nicht bedacht, wie viele Leute zumindest gelegentlich Computer spielen und dass Leute, die in ihrer Freizeit gerne Computerspielen, zum einen zumeist ganz normale Menschen sind, die aus allen Schichten der Gesellschaft und aus allen Altersklassen kommen und zum anderen natürlich auch Internet-affin und gut miteinander vernetzt sind. Denn wahrscheinlich haben zunächst nur ein paar Gamer den Beitrag während der ursprünglichen Ausstrahlung gesehen. Aber viele von ihnen haben dann Freunde und Bekannte darauf aufmerksam gemacht, die sich dann die Reportage nachträglich im Netz angesehen haben. Dabei ist es sodann mitnichten geblieben. Einem faszinierend emotional-sachlichen und einfach klugen Aufruf zu einem geordneten Protest von Rainer Schauder auf Youtube, der seinen Kanal, seinen Blog und soziale Netzwerke eigentlich dafür nutzt, um mit anderen Gamern seine Faszination über sein Hobby zu teilen, schlossen sich hunderte Gamer an, verbreiteten den Aufruf weiter, drehten selbst Videos und Satiren, schrieben offene Briefe, bloggten, kommentierten, komponierten einen Protestsong und beschwerten sich zu Tausenden beim Bürgerportal der Landesmedienanstalten im Netz, sodass die Seite zeitweilig nicht mehr erreichbar war.

Auch wenn der Beitrag von der für die Aufsicht über RTL zuständige Landesmedienanstalt in der Zwischenzeit als keinesfalls rechtswidrig eingestuft wurde, so hat es immerhin eine offizielle Stellungnahme dazu gegeben und auch RTL sowie einer der Redakteure des Beitrages wurden bereits zu einer Entschuldigung bewogen. Freilich, welche Auswirkungen die Reaktionen über die Berichterstattung in der Sendezentrale sonst ausgelöst haben mögen, werden wir wohl nie erfahren. Bleibt zu hoffen, dass dies zukünftig eine Mahnung an RTL im Speziellen und die Medien im Allgemeinen ist, die vielleicht zu etwas angemesseneren Betrachtungen über uns, die wir ja eigentlich alle nur dem einen oder anderen Hobby frönen, führen wird. Zumindest träumen darf man ja und als Nerd, mache ich das ja ohnehin ständig…

POWAQQATSI, Nerd, Hermke-Stammkunde und Diplom-Psychologe und sicher auch noch über ein Dutzend anderer Dinge, deren einzelne Aufzählung jedoch für diesen Beitrag irrelevant ist.

von am 30. August 2011

Ich kann mich noch an meine Zeit in der Star Trek-Fanszene vor über zehn Jahren erinnern. Zu dieser Zeit besuchte ich regelmäßig mit Freunden und unserem Fanclub (The Final Frontier) diverse Conventions. Schon damals ärgerten wir uns über die oberflächliche und schlichtweg falsche Berichterstattung in den Medien, die uns Trekkies oder Trekker nur allzu gerne als realitätsfremde Freaks hinstellte und die darin gipfelte, dass Captain Kirk und Commander Spock gar einmal für den Selbstmord von zwei Jugendlichen verantwortlich gemacht wurden. Auf Conventions stürzten sich Kammerateams vorzugsweise auf die paar wenigen kostümierten Fans und in der TV-Reportage wurde von alledem, was man im Interview gesagt und erzählt hatte, am liebsten nur eine einzige Frage herausgeschnitten, nämlich die, welchen Charakter man denn darstelle, obschon wir damals mitnichten Live-Rollenspiele betrieben (heute gibt es sogar ein paar Star Trek LARPs) und uns mitunter einfach nur so kleideten, wie beispielsweise auch ein Fußballfan das Trikot eines Spielers seiner favorisierten Mannschaft anzieht. Übrigens, ich habe noch nie gesehen, dass in Reportagen Fußballfans gefragt werden, welchen Spieler sie darstellen…

Allein, damals blieb uns nicht viel mehr als unserem Unmut über diese ungerechte öffentliche Darstellung im Freundeskreis und auf unseren monatlichen Treffen kurz Luft zu machen und sich, im weiteren Bekannten- oder Kollegenkreis, um einen Abbau der Vorurteile zu bemühen. Medial blieb lediglich, in einem der Fanzines einen Leserbrief oder Artikel darüber zu schreiben oder zu versuchen, auf die Berichterstattung in auflagenstärkeren Magazinen, durch konkrete Informationslieferung selbst Einfluss zu nehmen. Die Sensationspresse oder die TV-Sender, die für die Verbreitung der Klischees und deren Aufrechterhaltung verantwortlich waren, konnten wir dabei nur selten direkt treffen. Und nicht viel anders verhielt es sich auch oft in der jüngeren Vergangenheit, wenn etwa über LARPer, Rollenspieler, Fantasyleser, Comicfans oder Cosplayer berichtet wurde.

Wie sich die Zeiten und auch die Reaktions-Möglichkeiten der Fans geändert haben, ist mir vor ein paar Tagen, nicht ganz ohne augenzwinkerndes Amüsement und mir einer gewissen Genugtuung klar geworden, als ich auf die empörten Reaktionen von etlichen Gamern im Netz stieß, die sich auf einen Beitrag von RTL über die Gamescom bezogen. Was war geschehen?

Die GamesCom ist das weltweit größte Messe und Event-Highlight für interaktive Spiele und Unterhaltung, zu der dieses Jahr 275.000 Besucher nach Köln kamen. Im Magazin Explosiv machte sich RTL am 19.08.2011 in einem über 5-minütigen Beitrag in sehr abschätziger Weise über Besucher der Veranstaltung lustig, indem ein paar einzelne Besucher bloßgestellt und diffamiert wurden und die Gamer gemeinhin als nach Computer und Alkohol süchtig, ungepflegt, sozial isoliert und beziehungsgestört dargestellt wurden.

Als Psychologe weiß ich ja, dass wir einerseits alle in Klischees denken und dass diese durchaus sinnvoll sind, da sie eine kompaktere und schnellere Informationsverarbeitung ermöglichen. Andererseits sind Klischees auch gefährlich, da sie zu Fehlschlüssen führen können. Ganz zu schweigen davon, dass ein TV-Sender einen Beitrag natürlich so gestaltet, dass er eine möglichst gute Quote bekommt, wozu wiederum Überzeichnungen und Klischees prädestinierte Werkzeuge sind. Anscheinend haben aber die Redakteure, die die Reportage gedreht haben und die Verantwortlichen beim Privatsender fälschlicherweise selbst an das Klischee geglaubt, das sie mit ihrem Beitrag gezeichnet haben und dabei die Menge und die Möglichkeiten der Gamer grandios unterschätzt. Denn RTL hat wohl nicht bedacht, wie viele Leute zumindest gelegentlich Computer spielen und dass Leute, die in ihrer Freizeit gerne Computerspielen, zum einen zumeist ganz normale Menschen sind, die aus allen Schichten der Gesellschaft und aus allen Altersklassen kommen und zum anderen natürlich auch Internet-affin und gut miteinander vernetzt sind. Denn wahrscheinlich haben zunächst nur ein paar Gamer den Beitrag während der ursprünglichen Ausstrahlung gesehen. Aber viele von ihnen haben dann Freunde und Bekannte darauf aufmerksam gemacht, die sich dann die Reportage nachträglich im Netz angesehen haben. Dabei ist es sodann mitnichten geblieben. Einem faszinierend emotional-sachlichen und einfach klugen Aufruf zu einem geordneten Protest von Rainer Schauder auf Youtube, der seinen Kanal, seinen Blog und soziale Netzwerke eigentlich dafür nutzt, um mit anderen Gamern seine Faszination über sein Hobby zu teilen, schlossen sich hunderte Gamer an, verbreiteten den Aufruf weiter, drehten selbst Videos und Satiren, schrieben offene Briefe, bloggten, kommentierten, komponierten einen Protestsong und beschwerten sich zu Tausenden beim Bürgerportal der Landesmedienanstalten im Netz, sodass die Seite zeitweilig nicht mehr erreichbar war.

Auch wenn der Beitrag von der für die Aufsicht über RTL zuständige Landesmedienanstalt in der Zwischenzeit als keinesfalls rechtswidrig eingestuft wurde, so hat es immerhin eine offizielle Stellungnahme dazu gegeben und auch RTL sowie einer der Redakteure des Beitrages wurden bereits zu einer Entschuldigung bewogen. Freilich, welche Auswirkungen die Reaktionen über die Berichterstattung in der Sendezentrale sonst ausgelöst haben mögen, werden wir wohl nie erfahren. Bleibt zu hoffen, dass dies zukünftig eine Mahnung an RTL im Speziellen und die Medien im Allgemeinen ist, die vielleicht zu etwas angemesseneren Betrachtungen über uns, die wir ja eigentlich alle nur dem einen oder anderen Hobby frönen, führen wird. Zumindest träumen darf man ja und als Nerd, mache ich das ja ohnehin ständig…

POWAQQATSI, Nerd, Hermke-Stammkunde und Diplom-Psychologe und sicher auch noch über ein Dutzend anderer Dinge, deren einzelne Aufzählung jedoch für diesen Beitrag irrelevant ist.

9 Kommentare zu “Die Nerds schlagen zurück”

  1. POWAQQATSI sagt:

    Wo wir u.a. bei Nerds und Vorurteilen sind – bin gerade durch einen anderen Blog auf einen netten, schon etwas älteren Beitrag von ZDF Kultur zum Thema "Die Geschichte der Quest" aufmerksam geworden:

    http://greifenklaue.wordpress.com/2011/09/06/zdf-kultur-die-geschichte-der-quest/

    Ach ja, und wenn es darum geht, eine wirklich gute Dokumentation über Rollenspiele zu sehen, dann ist diese hier mein absoluter Favourit:

    http://vimeo.com/16064142

  2. Ruus sagt:

    Ich hab peripher auch schon schlechte Erfahrungen mit RTL und Co. machen müssen. So hatte ich ziemliche Schwierigkeiten, Probanden für einen Fragebogen aus einem Personenkreis mit einer bestimmten psychiatrischen Erkrankung zu finden. Schließlich habe ich erfahren, daß bereits eben jene genannten Sender über die Thematik der Betroffenen geritten sind. Sie haben sich weder an vorher gemachte Absprachen gehalten, noch die Privatsphäre und Bedürfnisse der Betroffenen genügend geachtet. Bei diesen Sendern geht es schlicht und einfach darum Leute vorzuführen, die Leute aufzumischen um damit Quote zu machen. Und die Masse pflegt eben ihre Klischees, freut sich über den Schaden der anderen und die Volksverblödung geht weiter.

  3. Hazamel sagt:

    Schön geschrieben 🙂

    Ich weigere mich aber in dem Bericht eine Meta-Ebene zu akzeptieren oder dem Redakteur einen tieferen Hintergrund oder gar eine Persiflage unterstellen zu wollen. Letzterer hat sich durch seine Kommentare auf Facebook jeden Zweifels, dass es sich wirklich um einen Kunstgriff handelte, entledigt.
    Aber vorallem ist der Beitrag für mich eines: Dumm! Unglaublich dumm!

    Selbst als Nerd und Gamer muss ich gestehen, dass ich bei diesem Artikel so viel Aufregung verspürt habe wie bei den Schlagzeilen einer berüchtigten Boulevard-Zeitung.
    Ich musste von POWAQQATSI erst fast schon genötigt werden mich auf meinem Blog zu äußern. Nicht umsonst habe ich da schon erwähnt, dass sich die Gamerblogs, die ich so im Feedreader habe, zu dem Thema gar nicht geäußert haben 😉

    Problematisch ist aus meiner Sicht etwas anderes: Die Uhrzeit bzw. Sendungen zu denen dieser Bericht gesendet wurde. Das Klientel von Explosiv und Punkt 12 dürfte auch eher die Bild-Zeitung auf dem Tisch haben liegen statt der Süddeutschen.
    Und genau die dürfte die Gegenwelle gar nicht erreicht haben. Nein, viel mehr dürften sich diese Menschen in ihrem Weltbild bestätigt sehen, dass diese Killerspielspielerraubkopiermörder ganz schwer einen an der Klatsche haben und arme Mädchen belästigen.

    Ansonsten sehe ich es wie Gerd. Ist halt Sommer… Aber ja, es ist selbst in meinen Augen schräg sich als Charaktere aus Army of Two verkleidet (Und das von jemand der Schnabelstiefel und einen Rapier besitzt…) aber vielleicht ist das auch nur der stille Protest gegen die BPjM 😉

  4. Glokta sagt:

    Ich für meinen Teil kann mich nicht genug daran erfreuen, dass dieser Beitrag solche Wellen geschlagen hat.

    Ich erinnere mich gut daran, wie vor einigen Jahren ein Aufruf "besorgter" Eltern stattfand, nachdem man bei einem Jungen, der für den Tod einiger Menschen verantwortlich war, das Spiel Counter Strike fand.
    In der Aktion hieß es, es würde ein großer Container aufgestellt werden, und man könne in einem Akt der "Reinigung" alle Killerspiele aus dem eigenen Haushalt dort gemeinschaftlich vernichten.
    Ich hoffe meine Formulierung ist nicht zu sarkastisch geraten, aber ich habe mich damals immens darüber aufgeregt, denn gestützt wurde diese Aktion – natürlich – von der dort regierenden Partei sowie von dem großen Privatsender mit den Drei Buchstaben.

    Die Quintessenz des damaligen Beitrages war, dass Eltern hellhörig sein sollen, denn wenn ihre Kinder Spiele spielen, in denen es darum ginge möglichs viele Lebewesen zu töten, dann werden Sie Amokläufer.

    Ich möchte das Thema gar nicht so breit treten, denn gegen diese These gibt es wahrscheinlich hunderte Argumente. Ich finde es verdeutlicht aber sehr schön, wie einfach unsere Gesellschaft gestrickt ist.

    Wenn etwa schlimmes passiert, muss es schnell einen Schuldigen geben. UND NUR EINEN. Denn darauf kann man sich gemeinsam konzentrieren und diesen dann vernichtenen. Hat man das geschafft, ist die Welt wieder gerettet.

    Dass wir Gamer in einem so schlechten "nerdigen" Licht stehen, hängt stark damit zusammen, dass viel zu häufig solche schlechten Eigenschaften (sozial isoliert, abgestumpft etc.) suggeriert werden und von vielen, vielen profilierungssüchtigen Psychologen auch noch "sachlich" gestützt werden.

    Schnell ist dann die Politik vor Ort, und springt auf das Pferd mit auf um darzustellen wie wichtig es doch ist hier Einhalt zu gebieten.

    Für mich ist dieser Gamescom Beitrag ein weiteres Beispiel dafür, dass im TV nur noch Klischees konsumiert werden, weil die Notwendigkeit besteht, das Bild, das so lange aufgebaut wurde, zu stützen, schließlich erwartet die verängstigte Mutter, der parolenschwingende Stammtischbruder und jeder andere Klischeebürger, dass er ein solches Bild von einer Veranstaltung präsentiert bekommt, auf die offensichtlich ja nur Bekloppte gehen.

    Wahrscheinlich wird man dieser Entwicklung niemals Einhalt gebieten können, aber ein wenig Angst macht es einem/mir schon.
    Und übrigens Angst. Ich hoffe ich bekommen keinen "Boutiquen" Verbot, schließlich habe ich oben genanntes Spiel auch schon gespielt….

    Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe es irgendwie geschafft mich dem Sog der Abstumpfung zu entziehen…

    oder…? 😉

    Grüße

    der Superior

  5. burn sagt:

    Darum ist ja gerade die Science Fiction so ein gutes Medium um sich mal vor Augen zu führen, was passieren "könnte", wenn das alles noch weiter geht. Also beispielsweise die Macht der Medien steigt o ä.
    POWAQQATSI hat ja nicht umsonst Orwell in diesem Zusammenhang zitiert.
    Deshalb raten wir Euch ja auch so Zeug wie (siehe unten) zu lesen und vor allem die Denkbirne nicht ganz abzuschalten:

    https://www.comicdealer.de/allgemeines/politik-und-kritik-in-der-science-fiction/
    https://www.comicdealer.de/buecher/little-brother/
    https://www.comicdealer.de/buecher/kluge-gedanken/

  6. POWAQQATSI sagt:

    @Gerd, habe auch schon mit anderen Freunden über das Thema gesprochen, wo ein ganz ähnlicher Einwand wie von Dir aufkam – wir hatten uns gefragt, warum es nicht einen ähnlichen Entrüstungssturm gibt, wenn wirkliche Randgruppen unserer Gesellschaft wie beispielsweise HARTZ-IV-Empfänger von den Medien öffentlich diffamiert und beleidigt werden. Die traurige Antwort lautet wohl, weil sie keine Lobby haben und weil (der Masse von Ihnen) womöglich das Selbstbewusstsein und vor allem die entsprechende Vernetzung (im Sinne einer Organisation wie durch die Foren, Blogs und Kanäle der Gamer) fehlt.
    Davon abgesehen fand ich es einfach interessant (und auch irgendwie schön) zu sehen, dass der medialen Allmacht eines TV-Senders, die inzwischen Verbreitung und Vernetzung durch das Internet entgegensteht. Freilich birgt das auch Gefahren für die Zukunft. Und durch einige überzogene und unschöne Reaktionen einzelnen Menschen wie der jungen Messehostess gegenüber, sieht man ja einmal mehr, dass wir Menschen im Grunde genommen nichts dazu gelernt haben. Aber das zeigte uns ja schon Orwells Farm der Tiere und sicher noch weit über ein Dutzend anderer Werke aus der Phantastik, die zu zitieren, Du sicher weitaus besser als ich in der Lage bist 🙂

  7. Gerd sagt:

    Auf jeden Fall! Es trifft da nicht die falschen. Und wenn mal jemand seine Meinung zum Qualitätsjournalismus der Privaten kund tut, ist es mir eigentlich Jacke wie Hose, aus welchem Grund. Besser wäre vielleicht trotzdem noch etwas weniger Subjektivität und etwas mehr Altruismus. Aber man kann sich ja so etwas nicht malen 😉
    Ich fand es nur wenig sinnvoll sich auf ein ähnlich billiges Niveau herabzulassen. Der Gegen-Beitrag von GIGA war als Persiflage eigentlich echt witzig, bis zu dem Punkt, als Laura synchronisiert wurde… Das GAMONA Interview mit eben jener Dame war dann schon echt derb, aber da kann man nur sagen selbst schuld.
    Alles in allem, gute Sache, an manchen Stellen etwas übers Ziel hinausgeschossen, in Bezug auf Privatpersonen. Was den Sender betrifft, Eishockey!

  8. Oliver sagt:

    Guter Beitrag, Gerd. Aber es ist auch für Dich relativierend. 😉

    Mir ging das ja ziemlich vorbei. Vielleicht weil es mich nicht schert, wenn ein Idiot… mir sagt, dass er etwas für dumm hält, das ich mache. Vielleicht auch weil ich kein Gamer bin. In dem Fall… man weiß ja von wem es kommt. RTL. Wobei es sicherlich auch nicht verkehrt war, dass mal zurückgefeuert wurde.

  9. Gerd sagt:

    Ich habe die ganze Tirade verfolgt. Mit gemischten Gefühlen.
    Einerseits war der Beitrag von RTL definitiv dumm und diffamierend, aber eigentlich nicht unerwartet. Wer zwischen den Zeilen lesen kann und über genügend Hirnschmalz verfügt, mehr als nur die Nahrungsaufnahme und das tägliche Styling zu bewältigen, hat eigentlich bemerken müssen, wie wenig subtil der Sprecher seine Inszenierung über O-Töne gelegt hat. Die Instrumentalisierung der eigentlich recht netten jungen Dame Laura Da Silva, die anfangs noch versucht hat, das Ganze zu relativisieren, war peinlich und hat in erster Linie sie selbst als hirnloses Fashion-Victim entstellt.
    Deswegen konnte ich andererseits nicht ganz den Sturm der Entrüstung IHR gegenüber verstehen. Dass der Sender und im Übrigen eigentlich die ganze Palette der Privaten immer nur auf den Schein achten und möglichst billige, schlecht gemachte Unterhaltung als Trägerwelle für Werbebotschaften nutzen, ist nicht neu. Wer Berichterstattung auf Privatsendern anschaut, darf sich nicht wundern, wenn er billige, gefärbte Meinungsmache sieht. Wer es durchhält einen ganzen Tag vor Privatsendern zu verbringen ist entweder schon hirntot oder wird es dadurch.
    Wirklich interessant war für mich einmal mehr, die bewundernswerte Energie, die von einer Community ausgehen kann. Wenn man es bewerkstelligen könnte, diese Energie für wirklich wichtige, politische Zwecke zu nutzen und nicht nur für beleidigte Leberwurst Spielchen, könnte man einiges bewegen. Das Weltgeschehen der letzten Monate hat das gezeigt. Das Netzt ist mächtig geworden. Zu mächtig um es als Instrument für persönliche Fehden zu nutzen.
    Ich sehe das Ganze mit einer gewissen distanzierten Skepsis. Einerseits, gut, man muss sich nicht alles gefallen lassen, andererseits kann ich den immensen Aufruhr nicht ganz nachvollziehen. Vielleicht ist es einfach nur so, dass ein Sender, der sich ständig über Randgruppen lustig macht, diesmal an die falsche geraten ist.
    Trotzdem bringt das alles nichts, wenn es keine Konsequenzen nach sich zieht und die Einschaltquoten weiterhin mit billiger, beschämender Unterhaltung und schlechtem Journalismus gehalten werden können. Ist es nicht irgendwie auch so, dass wir als Deutsche einfach nur das Fernsehprogramm bekommen, das wir verdienen? Und offensichtlich haben es ja auch genug aus eben dieser Gamer-Szene gesehen…
    Als Gamer, Nerd, Comic Book Guy, Mittelalterfreak und überhaupt Mitglied 1001er Randgruppe kann ich nur Helmut Schmidt zitieren:"Ich habe in dieser Republik schon ganz andere Hysterien erlebt" 😉

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