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Die Tage danach – kryptisch

von am 26. Juni 2020

Bei meinem letzten "off topic" Beitrag habe ich über meine kleine "Schaffenspause" geschrieben und ein paar Fragen in den Raum gestellt. Eigentlich (und ich benutze dieses Wort höchst ungern) hatte ich die Fragen rethorisch gemeint. Interessanter Weise kamen jede Menge Antworten zu diesen Fragen. Elektronisch, fernmündlich und persönlich. Außerdem gab es auch beschwerden, dass meine Äußerungen (wie immer) kryptisch und unverständlich waren.

Ich fürchte, ich muss mich da wohl an der Nase zupfen. Denn irgendwie gelingt es mir in letzter Zeit öfter, mich unklar auszudrücken und dadurch Verwirrung oder sogar Unmut zu erzeugen. In dieser Richtung erst einmal eine globale Entschuldigung. Wir alle versuchen uns immer korrekt und freundlich zu verhalten. Sicher gibt es manchmal Momente, in denen man eher gestresst ist und deswegen vielleicht nicht den richtigen Ton trifft. Ihr seht ja oft nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Tagesablauf und manchmal wirkt das eben anders, als wenn man das große Ganze kennt. Keine Ausrede, nur der Versuch einer Erklärung mit der Bitte um Verständnis.

Alles frisch

Wenn Lieferungen kommen, packen wir meistens direkt vorne im Verkaufsraum aus. Da kann es dann schon mal sein, dass Ware vorübergehend herumsteht, die ein Kunde gerne kaufen möchte, vielleicht sogar bestellt hat. Wenn wir diese jetzt aber "einfach so" schnell direkt verkaufen, ist das im Nachhinein oft sehr aufwändig und vor allem fehleranfällig. Deswegen kann es in solchen Fällen einfach mal zu Wartezeiten kommen. Bitte habt dafür Verständnis, dass es für uns essentiell wichtig ist, den kompletten Vorgang des Auspackens abgeschlossen zu haben. Mengen kontrollieren, einbuchen ins Warenwirtschaftssystem, Abos und Bestellungen zuordnen. Erst dann ist die Ware "ordentlich" verkaufbar. Wenn diese Kette unterbrochen ist, können Fehler passieren und im schlimmsten Fall ein Kunde, der den entsprechenden Artikel bereits vorbestellt hat, leer ausgehen. Memo an mich selbst: Trotzdem lieber mal eine Ausnahme, die Aufwand bereitet, als allzu "fränkisch" gewirkt.

Just in Time

Unser Sortiment beinhaltet eine ganze Menge und erstreckt sich ganz schön in die Breite. Es wird aber immer Produkte in dieser Range geben, die schwierig zu beschaffen sind oder unverhältnismäßig teurer als im Netz. In letzterem Fall sage ich ganz einfach, wir können nicht mit allem mithalten und sind euch sicher nicht böse, wenn ihr deutliche Preisdifferenzen ansprecht und im Zweifelsfall dann doch das bessere Angebot wahrnehmt. Bei schwieriger Beschaffung ist das eine andere Sache. Auch da ist es uns oft fast lieber, ihr schlagt dann doch im Netz zu. Oft sind diese Produkte eh wenig rentabel und vor allem ist (verständlicher) Ärger vorprogrammiert. Auch wenn wir mögliche Schwierigkeiten und zeitliche Verzögerungen im Vorfeld deutlich erklären, bleibt in solchen Fällen gerne mal ein "Geschmäckle" zurück. Auch das verstehen wir. Geduld ist eine Sache, aber unverständliche Lieferzeiten und schier endlose Verzögerungen können auch den treuesten Kunden in die Verzweiflung treiben. Sorry auch dafür, aber manche Dinge können wir einfach nicht beeinflussen. Memo an mich selbst: Noch deutlicher kommunizieren.

Geblubber vs Gejammer

Ich rede im Moment öfter einmal über unsere Erlebnisse während des Lockdown. Dabei vergleiche ich gerne die Welle der Solidarität, die uns entgegengeschlagen ist mit dem "Normalzustand". Dabei möchte ich weder jammern, noch irgendetwas schlechtreden. Dass wir heute "danach" noch hier sind und es uns wahrscheinlich besser geht als manch anderem im Einzelhandel, haben wir den vielen treuen und hilfsbereiten Kunden zu verdanken. Das ist toll. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass der wirtschaftliche Allgemeinzustand des Ladens aufgrund vielfältiger Faktoren seit Jahren zumindest schwierig ist. Wenn ich dann die Frage stelle, woher dieser Unterschied in der sichtbaren Wertschätzung kommt, meine ich das nicht irgendwie abwertend unseren Kunden gegenüber, sondern als ehrliche Frage. Wir freuen uns maßlos über das entgegengebrachte Vertrauen, über eure Anteilname, Wertschätzung und Hilfe, die uns wahnsinnig geholfen hat und uns vor allem auch auf einer Welle der Hoffnung und Euphorie durch diese Zeit getragen hat. Es wäre eben nur schön, wenn all das insgesamt und langanhaltend wäre um unsere Gesamtsituation endlich einmal wieder längerfristig zu entspannen. Wenn ich also wen durch mein Gejammer verschreckt haben sollte – wir wissen sehr wohl, dass wir ohne euch nichts wären. Wenn Wartezeiten durch interne Abläufe zum Ärgernis geworden sind, tut es mir leid, wenn es schlecht komuniziert war oder nach Willkür gerochen hat. Wir und besonders ich, da ich öfter mal der Stein des Anstoßes war und bin, versuchen euch bestmöglich zu behandeln und eure Wünsche möglichst schnell und kompetent zu erfüllen. Memo an mich selbst: Weniger jammern, mehr loben.

Wir wertschätzen euch sehr. Ohne euch haben wir keine Daseinsberechtigung. Danke für eure Treue und manchmal auch eure Geduld.

von am 26. Juni 2020

Bei meinem letzten "off topic" Beitrag habe ich über meine kleine "Schaffenspause" geschrieben und ein paar Fragen in den Raum gestellt. Eigentlich (und ich benutze dieses Wort höchst ungern) hatte ich die Fragen rethorisch gemeint. Interessanter Weise kamen jede Menge Antworten zu diesen Fragen. Elektronisch, fernmündlich und persönlich. Außerdem gab es auch beschwerden, dass meine Äußerungen (wie immer) kryptisch und unverständlich waren.

Ich fürchte, ich muss mich da wohl an der Nase zupfen. Denn irgendwie gelingt es mir in letzter Zeit öfter, mich unklar auszudrücken und dadurch Verwirrung oder sogar Unmut zu erzeugen. In dieser Richtung erst einmal eine globale Entschuldigung. Wir alle versuchen uns immer korrekt und freundlich zu verhalten. Sicher gibt es manchmal Momente, in denen man eher gestresst ist und deswegen vielleicht nicht den richtigen Ton trifft. Ihr seht ja oft nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Tagesablauf und manchmal wirkt das eben anders, als wenn man das große Ganze kennt. Keine Ausrede, nur der Versuch einer Erklärung mit der Bitte um Verständnis.

Alles frisch

Wenn Lieferungen kommen, packen wir meistens direkt vorne im Verkaufsraum aus. Da kann es dann schon mal sein, dass Ware vorübergehend herumsteht, die ein Kunde gerne kaufen möchte, vielleicht sogar bestellt hat. Wenn wir diese jetzt aber "einfach so" schnell direkt verkaufen, ist das im Nachhinein oft sehr aufwändig und vor allem fehleranfällig. Deswegen kann es in solchen Fällen einfach mal zu Wartezeiten kommen. Bitte habt dafür Verständnis, dass es für uns essentiell wichtig ist, den kompletten Vorgang des Auspackens abgeschlossen zu haben. Mengen kontrollieren, einbuchen ins Warenwirtschaftssystem, Abos und Bestellungen zuordnen. Erst dann ist die Ware "ordentlich" verkaufbar. Wenn diese Kette unterbrochen ist, können Fehler passieren und im schlimmsten Fall ein Kunde, der den entsprechenden Artikel bereits vorbestellt hat, leer ausgehen. Memo an mich selbst: Trotzdem lieber mal eine Ausnahme, die Aufwand bereitet, als allzu "fränkisch" gewirkt.

Just in Time

Unser Sortiment beinhaltet eine ganze Menge und erstreckt sich ganz schön in die Breite. Es wird aber immer Produkte in dieser Range geben, die schwierig zu beschaffen sind oder unverhältnismäßig teurer als im Netz. In letzterem Fall sage ich ganz einfach, wir können nicht mit allem mithalten und sind euch sicher nicht böse, wenn ihr deutliche Preisdifferenzen ansprecht und im Zweifelsfall dann doch das bessere Angebot wahrnehmt. Bei schwieriger Beschaffung ist das eine andere Sache. Auch da ist es uns oft fast lieber, ihr schlagt dann doch im Netz zu. Oft sind diese Produkte eh wenig rentabel und vor allem ist (verständlicher) Ärger vorprogrammiert. Auch wenn wir mögliche Schwierigkeiten und zeitliche Verzögerungen im Vorfeld deutlich erklären, bleibt in solchen Fällen gerne mal ein "Geschmäckle" zurück. Auch das verstehen wir. Geduld ist eine Sache, aber unverständliche Lieferzeiten und schier endlose Verzögerungen können auch den treuesten Kunden in die Verzweiflung treiben. Sorry auch dafür, aber manche Dinge können wir einfach nicht beeinflussen. Memo an mich selbst: Noch deutlicher kommunizieren.

Geblubber vs Gejammer

Ich rede im Moment öfter einmal über unsere Erlebnisse während des Lockdown. Dabei vergleiche ich gerne die Welle der Solidarität, die uns entgegengeschlagen ist mit dem "Normalzustand". Dabei möchte ich weder jammern, noch irgendetwas schlechtreden. Dass wir heute "danach" noch hier sind und es uns wahrscheinlich besser geht als manch anderem im Einzelhandel, haben wir den vielen treuen und hilfsbereiten Kunden zu verdanken. Das ist toll. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass der wirtschaftliche Allgemeinzustand des Ladens aufgrund vielfältiger Faktoren seit Jahren zumindest schwierig ist. Wenn ich dann die Frage stelle, woher dieser Unterschied in der sichtbaren Wertschätzung kommt, meine ich das nicht irgendwie abwertend unseren Kunden gegenüber, sondern als ehrliche Frage. Wir freuen uns maßlos über das entgegengebrachte Vertrauen, über eure Anteilname, Wertschätzung und Hilfe, die uns wahnsinnig geholfen hat und uns vor allem auch auf einer Welle der Hoffnung und Euphorie durch diese Zeit getragen hat. Es wäre eben nur schön, wenn all das insgesamt und langanhaltend wäre um unsere Gesamtsituation endlich einmal wieder längerfristig zu entspannen. Wenn ich also wen durch mein Gejammer verschreckt haben sollte – wir wissen sehr wohl, dass wir ohne euch nichts wären. Wenn Wartezeiten durch interne Abläufe zum Ärgernis geworden sind, tut es mir leid, wenn es schlecht komuniziert war oder nach Willkür gerochen hat. Wir und besonders ich, da ich öfter mal der Stein des Anstoßes war und bin, versuchen euch bestmöglich zu behandeln und eure Wünsche möglichst schnell und kompetent zu erfüllen. Memo an mich selbst: Weniger jammern, mehr loben.

Wir wertschätzen euch sehr. Ohne euch haben wir keine Daseinsberechtigung. Danke für eure Treue und manchmal auch eure Geduld.

2 Kommentare zu “Die Tage danach – kryptisch”

  1. Frank sagt:

    Gerd, danke für die ehrlichen aufrichtigen und netten Worte. Aber ich finde nicht, dass ihr euch mit Erklärungen aufhalten müsst. Der Laden ist ein Kleinod und sollte als solcher wertgeschätzt und behandelt werden.
    In der heutigen Zeit, und das muss ich leider feststellen, alleine schon wegen meiner Erfahrungen in der Arbeit, ist der Einzelne für sich gesehen alles. Ja leider ist das so, da kann man froh sein, dass sich Menschen finden, die euch Supporten haben. Aber bestimmt nicht um euch ausschließlich was Gutes zu wollen, sondern auch, um sich den Laden zu erhalten.

    Wer online bestellen will, weil er nicht in die Stadt fahren möchte, oder es morgen sofort unbedingt braucht, der soll Online bestellen. Mach ich auch so (Bei Elektronik etc…) Aber ein Buch, bitte, dass kann auch mal nen Tag länger warten. Wer sich da beschwert, dass es mal ein paar Stunden länger dauern kann, sollte nicht meckern, sondern sich mal an die "entschleunigte gute alte Zeit" zurück erinnern.

    Mit Erschrecken habe ich gelesen, dass es offensichtlich tatsächlich Kunden gibt, die sich darüber aufregen, dass Bücher oder Comics nicht direkt aus der Versandverpackung heraus verkauft werden können. Echt heftig, siehe hierzu DER EINZELNE ist ALLES!

    Nicht jeder ist zu jeder Zeit gleich gut, oder schlecht drauf. Einfach mal an die eigene Nase fassen. Kunde ist König…. tzz. Ich finde, mein eigenes Handeln und Behandeln des Einzelnen reflektiert sich auch darauf, wie ich behandelt werde.

    Ich bin nie schlecht oder schnippisch behandelt worden, und ich bin seit mehreren Jahrzehnten Kunde!

    Also wie immer bleibt mir nur zu sagen.. Bleibt Stark, haltet durch und macht weiter so, verbiegt euch nicht.

    Danke für eure Mühen!!!!

    Frank

    1. Gerd sagt:

      Hi Frank,
      etwas mehr Ruhe und Geduld würde uns tatsächlich allen gut tun. Wir alle sind aber viel zu vielen Einflüssen unterworfen. Die eigene zur Verfügung stehende Zeit ist bei vielen deutlich gepackter als "früher". Die Selbstverständlichkeit der stetigen "übernacht" Verfügbarkeit ist tief verwurzelt. Das Konsum-Schlaraffenland hat unser aller Erwartungshaltung nachhaltig beeinflusst.
      Es hat nichts mit gut oder böse zu tun, es ist einfach so.
      In Punkto Bücher möchte ich hier nochmal betonen, dass es selbstverständlich durch die Buchpreisbindung keine Unterschiede im Preis gibt und wir ja selbst an die entsprechende Schnellschiene angeschlossen sind. Jedes lieferbare Buch, bis 18:00 Uhr bestellt ist am nächsten Morgen noch vor Ladenöffnung vor Ort und kann entsprechend ab 10:00 Uhr abgeholt werden.
      Der Buchmarkt (größtenteils inklusive Comics) ist demnach nahezu perfekt abgedeckt.
      Schwierig wird es bei Exoten, die jenseits der Rentabilität für die großen Schnelllieferschienen sind und eben bei den Spielen oder Importprodukten. Da existiert keine Preisbindung sondern in Teilen sogar nicht einmal eine UVP. Das führt zu einem extremen Wettbewerb und genau da sind wir im Preis oft nicht konkurrenzfähig und in der Beschaffung von bestimmte Lieferanten und Großhändlern abhängig, bei denen wir wiederum unterschiedlich gute Konditionen und Lieferzeiträume haben.
      Bei den Import-Comics aus den Staaten können wir zum Beispiel bei Bestsellern die Preise unmöglich halten. Dafür bieten wir ein rundum sorglos Paket und importieren eben auch Serien und Comics, die für die großen Versender unrentabel sind.
      Bei den Spielen führen wir vielleicht nicht alles, kennen uns aber aus. Fast jedes Spiel, das wir führen haben wir auch selbst gespielt oder zumindest angespielt und können fundiert darüber reden und / oder es zeigen und erklären.
      Der Kunde müsste also Fairness halber immer das Gesamtpaket vergleichen, was natürlich schwer fällt.
      Die Komplexität der Sache ist viel zu hoch, für eine einzige Antwort und auch für einen einzelnen Artikel. Ich kann da immer nur Teilaspekte ansprechen und erklären. Und im Endeffekt ist es dann doch wieder Wurst, weil diese Teilaspekte eh nicht zählen, wenn es um einen direkten Vergleich geht. Es ist und bleibt ein Eiertanz und wir können immer nur versuchen, jeden Einzelfall möglichst eindeutig zu kommunizieren.
      Wir sind im Handel heute ja auch Dienstleister. Ein prall gefüllter Laden reicht längst nicht mehr. Diese Rolle müssen wir möglichst gut und kompetent erfüllen. Dazu gehört eben auch die eigenen Grenzen zu kennen und zu kommunizieren.
      Kein Gejammer 😉
      Gerd

comicdealer.de