Die Schwarzen Brüder
von Gerdam 6. Oktober 2025
- Hannes Binder nach dem Kinderbuch von Lisa Tetzner
Die Schwarzen Brüder
Frankfurt, FISCHER Sauerländer 2019
ISBN 9783737356947 € 24,00
Ja, ich hatte diese Graphic Novel in keinster Weise auf dem Schirm. Genau wie Bernie. Jetzt hat aber Nina im letzten Podcast derart darüber geschwärmt, dass ich mir sofort eine Ausgabe besorgen musste – das hübsche Büchlein mit den 144 Seiten flux gelesen habe – extrem beeindruckt war und sofort eine Rezi dazu schreiben musste.
Zuerst einmal muss ich gestehen, dass mir auch das Buch und die Autorin vollkommen unbekannt war. Die Wissenslücke um Lisa Tetzner (geb. 10. November 1894 in Zittau verst. 2. Juli 1963 in Lugano) war schnell zu schließen, da die ziemlich bekannte Dame wohl ein eher peinlicher schwarzer Fleck in meiner Allgemeinbildung war. Auch mit Hannes Binder (geb. 7. Oktober 1947 in Zürich) ist das nicht anders. Nach der schnellen Info in Wikipedia habe ich mir von beiden gleich weitere Werke besorgt. Nina hat recht. Beeindruckend und rührend und eben meisterhaft in Bildern umgesetzt.
Das Buch ist ein Grenzgänger zwischen illustriertem Text und Comic. Trotzdem passt der Begriff Graphic Novel eindeutig. Denn Hannes Binders Bilder stellen sowohl einzelne, exemplarische Szenen dar, als auch sequentielle Folgen. Stets von den kurzen, knappen, teils fast nüchternen Beschreibungen des Geschehens begleitet. Dabei wechseln sich längere Textpassagen mit wörtlicher Rede ab und bilden trotz des fragmentarischen Anscheins ein harmonisches Ganzes. Die Texte sind nicht, wie ich zuerst vermutet habe, einfach Auszüge aus dem Roman, sondern in Teilen gekürzte und angepasste Zitate, die den Tonus aber trefflich wiedergeben.
Die auf Tatsachen basierende Geschichte ist eindringlich und zutiefst berührend. Sie beginnt im Jahr 1838 in den Alpen. Das karge Leben der Bergbauern zwingt sie dazu ihre Kinder in Lohnarbeit in italienische Großstädte zu verkaufen. Die "Schwarzen Brüder" müssen in den Großstädten Kamine reinigen. Aber nicht irgendwie als Schornsteinfeger, sondern als lebende Schlotbürsten. Unmenschliche Bedingungen, lebensgefährliche Situationen, katastrophale Hygiene… und keine Chance, dieser Falle zu entkommen. Diese triste und hoffnungslose Stimmung spiegelt sich grandios in der Schabkarton-Technik der Bilder von Hannes Binder wider.
Am Ende transportiert das Buch eine rührende Geschichte von Freundschaft, Hoffnung und Zuversicht. Ja, ich bin sehr froh, diese Lücke geschlossen zu haben und kann das Werk nur wärmstens empfehlen.
- Kategorie: Comics , dt. Comics , europäische Schule , Graphic Novel
- Keine Kommentare
von Gerdam 6. Oktober 2025
- Hannes Binder nach dem Kinderbuch von Lisa Tetzner
Die Schwarzen Brüder
Frankfurt, FISCHER Sauerländer 2019
ISBN 9783737356947 € 24,00
Ja, ich hatte diese Graphic Novel in keinster Weise auf dem Schirm. Genau wie Bernie. Jetzt hat aber Nina im letzten Podcast derart darüber geschwärmt, dass ich mir sofort eine Ausgabe besorgen musste – das hübsche Büchlein mit den 144 Seiten flux gelesen habe – extrem beeindruckt war und sofort eine Rezi dazu schreiben musste.
Zuerst einmal muss ich gestehen, dass mir auch das Buch und die Autorin vollkommen unbekannt war. Die Wissenslücke um Lisa Tetzner (geb. 10. November 1894 in Zittau verst. 2. Juli 1963 in Lugano) war schnell zu schließen, da die ziemlich bekannte Dame wohl ein eher peinlicher schwarzer Fleck in meiner Allgemeinbildung war. Auch mit Hannes Binder (geb. 7. Oktober 1947 in Zürich) ist das nicht anders. Nach der schnellen Info in Wikipedia habe ich mir von beiden gleich weitere Werke besorgt. Nina hat recht. Beeindruckend und rührend und eben meisterhaft in Bildern umgesetzt.
Das Buch ist ein Grenzgänger zwischen illustriertem Text und Comic. Trotzdem passt der Begriff Graphic Novel eindeutig. Denn Hannes Binders Bilder stellen sowohl einzelne, exemplarische Szenen dar, als auch sequentielle Folgen. Stets von den kurzen, knappen, teils fast nüchternen Beschreibungen des Geschehens begleitet. Dabei wechseln sich längere Textpassagen mit wörtlicher Rede ab und bilden trotz des fragmentarischen Anscheins ein harmonisches Ganzes. Die Texte sind nicht, wie ich zuerst vermutet habe, einfach Auszüge aus dem Roman, sondern in Teilen gekürzte und angepasste Zitate, die den Tonus aber trefflich wiedergeben.
Die auf Tatsachen basierende Geschichte ist eindringlich und zutiefst berührend. Sie beginnt im Jahr 1838 in den Alpen. Das karge Leben der Bergbauern zwingt sie dazu ihre Kinder in Lohnarbeit in italienische Großstädte zu verkaufen. Die "Schwarzen Brüder" müssen in den Großstädten Kamine reinigen. Aber nicht irgendwie als Schornsteinfeger, sondern als lebende Schlotbürsten. Unmenschliche Bedingungen, lebensgefährliche Situationen, katastrophale Hygiene… und keine Chance, dieser Falle zu entkommen. Diese triste und hoffnungslose Stimmung spiegelt sich grandios in der Schabkarton-Technik der Bilder von Hannes Binder wider.
Am Ende transportiert das Buch eine rührende Geschichte von Freundschaft, Hoffnung und Zuversicht. Ja, ich bin sehr froh, diese Lücke geschlossen zu haben und kann das Werk nur wärmstens empfehlen.
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