Gerds Lesestapel

Da meine Rezis meist nur als Tipps eingestreut sind und ich ansonsten eher andere Artikel schreibe, gibt es nur eine kleine Reihe von Buchbesprechungen von mir.

End of Men

von am 11. September 2023 noch kein Kommentar

End of Men
von Christina Sweeney-Baird
Heyne, Juli 2023 17,00 Euro
ISBN 9783453322820

Im englischen Original ist das Buch bereits im April 2021 erschienen und in der ersten deutschen Ausgabe Oktober des gleichen Jahres bei Diana (Penguin Random House Gruppe) unter dem Titel "Die andere Hälfte der Welt" erschienen. Auf den ersten Blick ein typisches Corona-Buch.

Stimmt vielleicht auch, wenn man das Buch auf die Pandemie reduziert. Das eigentliche Thema ist aber nicht die Pandemie an sich, sondern eben den Folgen der geschlechtsspezifischen Auswirkungen der Pandemie. In Christina Sweeney-Bairds Debutroman sterben über 90% der Männer an der sich rasend schnell ausbreitenden Pandemie. Auch nicht ganz neu. Der französische Romancier Robert Merle hat bereits 74 im Roman "Die geschützten Männer" ein sehr ähnliches Szenario beschrieben. Bereits 1970 (Erstveröffentlichung 1975) lebt "Janet" in "Planet der Frauen" von Joanna Russ in einer Welt, in der die Männer bereits vor fast 1000 Jahren durch eine Seuche ausgerottet wurden. Die Comicserie "Y The Last Man" von Brian K. Vaughan aus dem Jahr 2002 behandelt das Aussterben der Männer ähnlich radikal. Ich bin sicher, es gibt noch jede Menge andere phantastische Werke, die das Thema behandeln und im Prinzip dreht die großartige Margaret Atwood 1985 ganz ohne Pandemie mit ihrem "Der Report der Magd" den Spieß um.

Es geht also um Rollen, um Geschlechter, um Unterschiede um Gesellschaftsentwürfe, um Unterdrückung und eben um die Situation, wenn das Gleichgewicht zerstört wird. Wenn der Fortbestand der Spezies nicht auf natürlichem Weg gewährleistet ist. Wenn starre Strukturen zerbrechen. Auch wenn Christina Sweeney-Bairds mir persönlich an manchen Stellen etwas zu gefühlsbetont schreibt, ist dieser Roman einer von den ganz großen. Nicht nur die erschreckende Ausbreitung der Seuche und die ersten Konsequenzen, sondern eben auch die direkten Folgen des Zusammenbrechens unserer gewachsenen Männerkultur. Bei weitem nicht einseitig, sondern sachlich konsequent. Wenn Mechaniker eben fast ausschließlich Mechaniker sind. Wenn Techniker eben fast ausschließlich techniker sind. Was geschieht, wenn durch diese Strukturen strukturelle Lücken und Löcher entstehen, bei der Wartung, bei der Versorgung, aber auch an Entscheidungspositionen. Wie schnell kann ein Umdenken und vor allem eine Umstrukturierung und Umorientierung überhaupt funktionieren…

Also für mich, als alten weißen Mann war das Buch wertvoll und wichtig und ich habe jeder Zeile mit Interesse gelesen. Keine Pandemie-Trittbrettfahrt und kein aufgewärmtes Thema. Im Gegenteil. Eine Frau, die diese Sicht beschreibt (und eben nicht in einer 100 Jahre zurückliegenden Konsequenz). Eine Frau, die sich sehr genau mit reellen Strukturen auseinander gesetzt hat. Eine Frau, die nicht von der Ausbeutung der letzten Frauen schreibt, oder von der endlich möglichen Emanzipation aus dem Patriarchat, sondern einfach nur dem Leser klar macht, wie unsere Welt tickt. Eigentlich ist das Buch eine Fabel in einer erdachten Zukunft, die es uns ermöglicht den Istzustand besser zu verorten.

Wirklich lesenswert.

End of Men
von Christina Sweeney-Baird
Heyne, Juli 2023 17,00 Euro
ISBN 9783453322820

Im englischen Original ist das Buch bereits im April 2021 erschienen und in der ersten deutschen Ausgabe Oktober des gleichen Jahres bei Diana (Penguin Random House Gruppe) unter dem Titel "Die andere Hälfte der Welt" erschienen. Auf den ersten Blick ein typisches Corona-Buch.
Stimmt vielleicht auch, wenn man das Buch auf die

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Die Tausend Leben des Ardor Benn

von am 26. Juli 2023 noch kein Kommentar

Die Abenteuer des Meisters von List und Tücke Band 1
Die Tausend Leben des Ardor Benn

von Tyler Whitesides
Panini, Oktober 2022 19,00 Euro
ISBN 9783833242793

Soeben ist Teil 2 erschienen und noch in diesem Jahr wird der 3. veröffentlicht. Ich liebe phantastische Geschichten um Gauner, Schurken und Diebe. Aber die Luft ist da auch ziemlich dünn. Eben weil ich gewaltige Werke kenne und deswegen ein wenig vorbelegt bin. Dreckige Welten aus alten Zeiten wie Lankhmar (Fritz Leiber) oder Freistadt (Robert Asprin) haben es mir angetan, aber auch aktuellere Helden wie etwa Locke Lamora von Scott Lynch haben definitiv ihre Spuren hinterlassen.

Jetzt ist natürlich der lange Titel samt Untertitel, wenn auch dem Zeitgeist geschuldet, schon derart viel versprechend, dass ich um das Buch gar nicht herum kommen konnte. Tyler Whitesides beschreitet neue und alte Wege. Und… bleibt derart außerhalb der Range und Erzählart erwähnter Werke, dass ich mich schnell und leicht auf die humorig flotte Welt, die plakativen Charaktere und das wunderbar frische Szenario einlassen konnte. Wirklich hilfreich ist die Innenseite des Umschlags mit Ideen des Autors und einer Skizzierung der (Insel)Welt.

Mit den Geschichten um Ardor Benn hat Tyler Whitesides das Rad nicht neu erfunden. Wirklich witzig finde ich auch, dass mir die Protagonisten eher als Stereotype Schauspieler vor Augen sind, als als "echte" Charaktere. Aber vielleicht ist es genau das, was den Einstieg so leicht macht. Man hat automatisch filmreife Bilder vor Augen. Dass es dann vielmehr die Welt und die Belebung dieser Welt durch Flora, Fauna und Magie sind, die den Leser fesseln und in den Bann ziehen, bildet einen wunderbaren Hintergrund für die wirklich überraschenden Wendungen und Twists.

Im Laden habe ich gemischtes Feedback zum Buch bekommen, aber auch helle Begeisterung. Und mich hat Tyler Whitesides definitiv am Haken. Teil zwei ist fast durch und auf den dritten freue ich mich jetzt schon. Könnte der Abschluss sein. Ich bin gespannt…

Die Abenteuer des Meisters von List und Tücke Band 1
Die Tausend Leben des Ardor Benn

von Tyler Whitesides
Panini, Oktober 2022 19,00 Euro
ISBN 9783833242793

Soeben ist Teil 2 erschienen und noch in diesem Jahr wird der 3. veröffentlicht. Ich liebe phantastische Geschichten um Gauner, Schurken und Diebe. Aber die Luft ist da auch ziemlich dünn. Eben weil ich gewaltige Werke kenne und deswegen

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Noah schläft: Die Rückkehr der Arche

von am 26. Juni 2023 noch kein Kommentar

Noah schläft: Die Rückkehr der Arche
von Lutz Büge
Sparkys Edition Verlag, April 2023 22,50 Euro
ISBN 9783949768088

Wieder einmal eines von diesen Büchern, die ich eher durch Zufall entdeckt habe. Kleiner Verlag und versteckt zwischen wenig Phantastischem. Deswegen auch erst zwei Monate nach Erscheinen. Der Teaser hat mich angelacht und angemacht, also lag das Büchlein dann bei uns im Laden, bei den Neuheiten. Ich hatte mir bereits ein Exemplar auf den lesestapel gepackt, aber nicht allzuweit oben…

Und dann gibt es da diese Zufälle. Obwohl man in diesem Fall eher nicht von einem Zufall, sondern von einer gewissen Gesetzmäßigkeit ausgehen muss. Ein Freund und Kunde kommt in den Laden. Einer jener Buchmenschen, die über ein profundes und tiefes literarisches Wissen verfügen und selbst über ein gewaltiges Spektrum von persönlichen Erlebnissen mit Büchern und Autoren verfügt. Kleine Abschweifung, aber diesen Hut musste ich ziehen. Also jener Buchmensch kommt in den Laden und screent mit geübtem Auge die Neuheitenauslage. "Oh, dass der mal wieder was geschrieben hat?, den hab ich doch vor Jahren mal bei einer Lesung in Frankfurt im "Oscar Wilde"* getroffen. Hast du das schon gelesen?" Ich so. "Nein, liegt auf meinem Lesestapel. Bin ich zufällich darüber gestolpert. Aber ich habe noch nicht angefangen. Les ich aber auf jeden Fall." Der Buchmensch dann wieder: "Sag mir Bescheid, wie du es fandest."

Also gleich mal reingeschnuppert. War gerade eh nicht viel los. Schneller als gedacht waren die ersten 60 Seiten gefressen. Ganz und gar mein Lesestil. Unglaublich irre Situationen, schräge Charaktere und ein prägnanter, wohlformulierter Schreibstil, der nicht umsonst an Douglas Adams erinnert. Mehr geht jetzt im Laden aber nicht.

Unwillig lege ich das Buch beiseite.

Was soll ich sagen. Das immerhin 360 Seiten Büchlein hörft den Schlag nicht. Zwei Abende und es ist durch. Ein wunderbar skurriles Weltraum Abenteuer mit jeder Menge philosophischer Fragen und kluger Antworten. Gleichzeitig eine Reise in oder durch das Selbst. Ohne Zeigefinger oder Belehrung – wunderbar humoristisch verpackte Weisheit. Dass der Held schwul ist, könnte auf den ersten Blick fast ein wenig anbiedernd an Zeitgeist wirken, ist aber in keinster Weise generisch, sondern ein authentischer Teil des gesamten Werkes. Lutz Büge hängt sich nicht an irgendwelche Trends, sondern tut vielmehr das, was große Meister vor ihm getan haben. Große Fragen in humoristische Erzählungen verpacken und Science Fiction auf eine wunderbare Weise als Spielfeld für philosophische Gedankenexperimente und provokant kritische Denkmodelle verwenden. Und dabei muss ich sagen, ich habe laaaanggge nichts mehr so Rundes gelesen, das mich derart gefesselt hat.

Ich lehne mich aus dem Fenster und verleihe Lutz Büge den Douglas Adams Award, den es natürlich gar nicht gibt.

*das "Oscar Wilde" war eine echt sympatische "schwule" Buchhandlung in Frankfurt, die leider bereits in den 2010ern für immer die Türen geschlossen hat.

Noah schläft: Die Rückkehr der Arche
von Lutz Büge
Sparkys Edition Verlag, April 2023 22,50 Euro
ISBN 9783949768088

Wieder einmal eines von diesen Büchern, die ich eher durch Zufall entdeckt habe. Kleiner Verlag und versteckt zwischen wenig Phantastischem. Deswegen auch erst zwei Monate nach Erscheinen. Der Teaser hat mich angelacht und angemacht, also lag das Büchlein dann bei uns im Laden, bei den Neuheiten.

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Die grauen Bastarde

von am 14. Juni 2023 noch kein Kommentar

Die Geteilten Lande 1: Die grauen Bastarde
von Jonathan French
ins Deutsche übertragen von Helga Parmiter
Panini Verlag, Oktober 2022 19,00 Euro
ISBN 9783833242809

Gerade habe ich "Die wahren Bastarde" (Teil 2, der im Mai erschienen ist) weggelesen. Mit viel Spaß. Schon bei "Die grauen Bastade" war mir die Rollenspielnähe aufgefallen. Und da wir in letzter Zeit öfter um dieses Thema gekreist sind, bietet es sich an, die Romane von Jonathan French als abgefahrenes Setting für ein Fantasy Rollenspiel zu empfehlen. Das Gute ist, dass man die "Geteilten Lande" ganz einfach mit spannendem Lesevergnügen aufsaugen kann, um die nötigen Hintergründe für ein rauhes Fantasyabenteuer mit "Mad Max" Anstrich zu "erlernen".

Das Setting, in dem die Halb Ork Bastarde ihr rauhes Wildschwein Rocker Leben führen, ist einfach herrlich und herrlich einfach. Der Wahlspruch von Schakal und seiner Bande "Lebe im Sattel. Stirb auf dem Keiler" liegt offensichtlich irgendwo zwischen Cowboyfantasy und Rockertraum. Eben Hart und cool und vor allem auch ein echt frisches Setting. Habe ich so noch nicht gelesen. Ich habe mich in beiden Bänden prächtig unterhalten gefühlt. Popcorn Kino mit ein paar überraschenden Wendungen und jeder Menge Testosteron. Ob man sich auf diese geradlinigen Rabauken einlassen will, ist vielleicht auch eine Frage des eigenen Testosteronspiegels. Tief drin hat doch jede Leserin und jeder Leser eine geheime Trash Seite. Meine war hier gut getroffen.

Und… und da schließt sich der Kreis zum Anfang… dieses coole Setting hat mir so richtig Bock gemacht, diese Welt zu bespielen. Und genau das ist ja manchmal die perfekte Lösung. Nebenbei, beim Lesen gleich noch die Steilvorlage für ein paar wirklich gute Abenteuer Ideen abzugreifen. Die geteilten Lande lassen sich in fast jede Fantasy Welt einbauen und bieten eine interessante Sicht auf Orks, Halb-Orks und Menschen. Wie groß man als Spielleiter dann diese Region auf der Karte macht, lässt sich denke ich recht gut skalieren. Je nach dem, ob es eine kleine Singularität für ein, zwei Abenteuer bleiben soll, oder Stoff für eine epische Kampagne bieten. "Meine" Spieler werden auf jeden Fall in Kürze auf eine Rotte raubeiniger, wildschweinreitender Halb Orks Treffen, die ein kleines, unbedeutendes Herzogtum vor den Biestern aus den Bergen beschützen.

Tolle Inspiration. Danke schön Mr French.

Die Geteilten Lande 1: Die grauen Bastarde
von Jonathan French
ins Deutsche übertragen von Helga Parmiter
Panini Verlag, Oktober 2022 19,00 Euro
ISBN 9783833242809
Gerade habe ich "Die wahren Bastarde" (Teil 2, der im Mai erschienen ist) weggelesen. Mit viel Spaß. Schon bei "Die grauen Bastade" war mir die Rollenspielnähe aufgefallen. Und da wir in letzter Zeit öfter um dieses Thema gekreist sind, bietet es

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Adventskalender 2022 T-21 "Wir empfehlen ihnen Asprin…"

von am 3. Dezember 2022 Kommentare deaktiviert für Adventskalender 2022 T-21 "Wir empfehlen ihnen Asprin…"

Robert Asprin
Ein Dämon zu viel Band 1 des Dämonen Zyklus
(Another Fine Myth)
Blanvalet Taschenbuchverlag 2021
220 Seiten 9,00 €
Übersetzung: Sylvia Brecht
ISBN 9783734162794

"Wir wissen nicht, was ihnen dieser freundliche Buchhändler empfiehlt. Wir empfehlen ihnen Asprin" War der, der Werbung eines ähnlich klingenden Produktes von Bayer nachempfundene Slogan für die Dämonenreihe von Robert Asprin. Damals. Als es auch noch die entsprechende Werbung mit diesem Wortlaut gab. Das war 1980. Da nämlich erschien der erste Band der Dämonenreihe "Ein Dämon zuviel" in deutscher Sprache in der Bastei Lübbe Fantasy Reihe. Bis 1994 waren es dann mit "Ein Dämon wollte Hochzeit machen" zehn Bände. 

Wir alle haben die Bücher damals rauf und runter gelesen und unendlich viele Sätze, vor allem Dialoge  haben sich prägend in unseren Wortschatz geschlichen. 80er Jahre Humor für Rollenspieler wie gemacht. Robert Asprin hat später noch ein viel wichtigeres Projekt ins Leben gerufen. Die Freistattromane, in denen er Spielleitergleich Autorinnen und Autoren mit klingenden Namen angeleitet hat, in seiner Welt über unterschiedliche Charaktere zu schreiben. Daraus ist ebenfalls eine stattliche Reihe von Büchern entstanden. Größtenteils mit Kurzgeschichten, die, wie einzelne Kapitel eines Romans, aus unterschiedlichen Perspektiven den Plot vorangetrieben haben. Auch diese Reihe für mich meisterlich, auch wenn Robert Asprin hier "nur" wenige eigene Texte beigetragen hat und ansonsten eben als Spielleiter oder – mehr im Sinne eines Herausgebers – als Redakteur gewirkt hat. Wie auch immer. Irgendwann wurde es still um Herrn Asprin und erst viel später, Anfang der 2000er, ging es dann weiter, mit seinen Geschichten aus dem Dämonen Zyklus. Insgesamt bis immerhin Band 19.

Da war für mich aber irgendwie dann schon der Dampf raus und deswegen war ich jetzt wirklich skeptisch, wie gut oder schlecht die Serie bis heute gealtert ist. Und sie ist verdammt gut gealtert. Außer ein paar Kleinigkeiten in der Übersetzung, ist alles beim Alten geblieben. Auch meine Begeisterung. Und auch heute wieder zeigen mir unsere Verkaufszahlen (gemessen natürlich an Folgebänden, Nummer eins wäre ja unsinnig), dass die Empfehlung immer noch ins Schwarze trifft.

Die Abenteuer des (ziemlich unfähigen, weil ganz am Anfang seiner Karriere stehenden) Magierlehrlings Skeeve und des prahlerisch großspurigen Dämonen Aahz sind auch heute noch ein Garant für Lacher. Allein die Kapitelüberschriften mit den zugeordneten Zitaten (Ah, daher hat Herr Kling diese Idee) sind immer wieder einen Brüller Wert. Schön, dass die Reihe auch heute noch ankommt. Auch oder gerade bei jungen LeserInnen.

Gut gemacht Herr Asprin und danke für die vielen Stunden des Spaßes und der herrlichen Unterhaltung, die sie uns beschert haben.

Robert Asprin
Ein Dämon zu viel Band 1 des Dämonen Zyklus
(Another Fine Myth)
Blanvalet Taschenbuchverlag 2021
220 Seiten 9,00 €
Übersetzung: Sylvia Brecht
ISBN 9783734162794
"Wir wissen nicht, was ihnen dieser freundliche Buchhändler empfiehlt. Wir empfehlen ihnen Asprin" War der, der Werbung eines ähnlich klingenden Produktes von Bayer nachempfundene Slogan für die Dämonenreihe von Robert Asprin. Damals. Als es auch noch die entsprechende Werbung

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Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt

von am 28. September 2022 Kommentare deaktiviert für Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt

Erika, Swyler
Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt
Originaltitel: Light from other Stars
Übersetzung: Astrid, Finke
Blanvalet Taschenbuchverlag 445 Seiten 2022 € 11,00
ISBN: 9783734111242

Dünnes Eis, auf das ich mich begebe. Das Buch ist definitiv bei unserer Kundschaft relativ schlecht angekommen (Die gebundene Version ist bereits 21 erschienen). Zu zäh, zu verwirrend technisch, zu emotional, zu ungreifbar, zu…

Und ja, ich kann vieles davon nachvollziehen. Auch mir ist das Lesen nicht immer flüssig von der Hand gegangen. Ich habe immer wieder einzelne Absätze nachgelesen. Trotzdem hat mich das Buch auf eine seltsame Weise absolut fasziniert. Der SF Aspekt ist trotz des relativ anspruchsvollen technischen und physikalischen Anteils im Grunde nur ein erzählerischer Kniff. Denn im Grunde dreht sich die komplette Geschichte um zwischenmenschliche Beziehungen, Eltern Kind Ängste und Gefühlswelten. Entsprechend habe ich große Teile des Buches auch eher gefühlsmäßig als mit dem Verstand aufgenommen. Erika Swyler schreibt den Roman mit den zwei Zeitebenen einer Jugend in den 80ern und einer Reise zu fremden Welten in einer nicht näher definierten Zukunft fast eher wie eine Anthologie. Die Stränge sind teilweise stilistisch und handlungsbezogen derart weit entfernt, dass es fast wie ein Bruch wirkt. Ich war lange Zeit nicht sicher, ob ich den Stil einfach nur unfertig finden soll, oder ob mich genau das als bewusst gesetztes Mittel fasziniert.

Nedda ist Teil der Crew des Raumschiffes "Chawla". Auf dem Weg zu einem fernen Planeten. Die, vor allem zu Anfang, über weite Strecken in Neddas Erinnerung an ihre Kindheit spielende Handlung ist gefühlvoll und sprachlich wunderbar an eine kindliche Sicht angepasst. Die Verknüpfung der Geschehnisse damals und der in der zukünftigen Handlungsebene zu bewältigenden Probleme ist physikalisch und emotional verknüpft. Es fällt mir schwer das in Worte zu fassen, ohne Spoiler, der ohnehin stark durch meine persönliche Wahrnehmung gefärbt wäre.

Deswegen belasse ich es dabei, euch einfach das Buch nahezulegen. All denen, die zwischen den Zeilen und mit dem Herzen lesen. Ähnlich wie "Gewitter über Pluto" von Herrn Steinfest ist auch das vorliegende Werk von Erika Swyler ein SF Roman, ohne einer zu sein. Wenn ihr also diese Erwartungshaltung ausschalten könnt, euch an gewagten Gedankenspielen und einfühlsamer Sprache erfreuen könnt: Lesen.

Erika, Swyler
Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt
Originaltitel: Light from other Stars
Übersetzung: Astrid, Finke
Blanvalet Taschenbuchverlag 445 Seiten 2022 € 11,00
ISBN: 9783734111242
Dünnes Eis, auf das ich mich begebe. Das Buch ist definitiv bei unserer Kundschaft relativ schlecht angekommen (Die gebundene Version ist bereits 21 erschienen). Zu zäh, zu verwirrend technisch, zu emotional, zu ungreifbar, zu…
Und ja, ich kann vieles

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Freiheitsgeld von Andreas Eschbach

von am 5. September 2022 Kommentare deaktiviert für Freiheitsgeld von Andreas Eschbach

Eschbach, Andreas
Freiheitsgeld
Lübbe Hardcover 26.08.2022
526 Seiten 25,- €
ISBN 9783785728123

Noch ganz frisch, der neue Roman von Andreas Eschbach. Bereits der zweite nach "Eines Menschen Flügel". Ihr wisst, wie ich das Buch gefeiert habe und immer noch fällt es mir schwer, nicht jedes weitere seiner Bücher an diesem Werk zu bemessen. Ist vielleicht ein wenig ungerecht von mir, aber so ist das eben.

Dabei lese ich von Anfang an jedes Buch von Herrn Eschbach und bin selten wirklich enttäuscht gewesen. Man muss sich wohl damit abfinden, dass der explizite Phantastik Leser nicht die direkte Zielgruppe ist. So gut die Ideen eigentlich immer sind, bleibt die letztendliche Auflösung dann doch fast immer harmloser und netter, als die oft explosiven Themen hoffen lassen. Dem Mainstream geschuldet. Kann ich verstehen, schließlich will Herr Eschbach weiterhin auf den Bestsellerlisten ganz oben angesiedelt sein. Verdient ja seine Brötchen damit. Da muss man den ein oder anderen bitteren Drop dann doch vorher rundlutschen. Warum ich doch immer wieder dabei bleibe? Weil die Ideen wirklich gut, die Erzählweise spannend und auch die Sprache "angenehm passend" ist.

Auch "Freiheitsgeld" reißt Themen an, die mir wichtig sind und die in meinen persönlichen utopischen oder dystopischen Tabernakel gehören. Wie gewohnt ist der Aufbau spannend und der Leser erfährt in kurzen schlaglichtartigen (Aktion)Szenen gleich zu Beginn, wann die Geschichte spielt, nämlich in einer nicht allzu fernen Zukunft, basierend auf Entscheidungen, die in einem denkbaren Heute getroffen wurden und was die großen Themen sind. Leider waren mir die Unterschiede zwischen dem Hier und Jetzt und dieser erdachten Zukunftswelt noch ein wenig "harmlos". Und die "angenehm passende" Sprache wirkt diesmal tatsächlich viel zu schwach oder gar unpassend. Begrifflichkeiten und auch Gegenstände des täglichen Bedarfs, die schon heute aus der Mode gekommen sind, werden fleißig weiterbenutzt. Vielleicht sind diesmal die Zugeständnisse an ein Bestsellerlisten Publikum einfach zu deutlich. Trotzdem hat mich Andreas Eschbach sofort gepackt und so konnte ich das Buch nur selten aus der Hand legen.

Die Geschichte mit dem bedingungslosem Grundeinkommen, dem Überwachungsstaat, soziale Apartheid, der opportunistischen Denkweise der Individuen und die letztendlichen Konsequenzen habe ich schon härter und glaubwürdiger gelesen, aber selten so leicht verpackt. Entsprechend lässt sich das Buch fast in einem Rutsch durchlesen, hält den Leser auf Trapp und bei Laune und am Ende verzeit man die der Massenkompatibilität geschuldete Harmlosigkeit. Immerhin lässt Herr Eschbach ausreichend Platz für die eigene Phantasie.

Wie bei (fast) jedem seiner Bücher hätte ich mir am Ende mehr Härte und Konsequenz gewünscht. Andererseits ist vielleicht gerade die in der eigenen Vorstellungskraft ablaufende, innere Diskussion dann doch mehr wert, als man zuerst wahrnimmt. Deswegen von meiner Seite eine Empfehlung für Leser, die dem Genre nicht so treu und mit ihm nicht so vertraut sind, wie ich. Und immer noch ein sehr unterhaltsamer Tipp, für alle, die eben das Mainstream Auge zudrücken können und sich einfach gerne von Herrn Eschbach unterhalten lassen.

Eschbach, Andreas
Freiheitsgeld
Lübbe Hardcover 26.08.2022
526 Seiten 25,- €
ISBN 9783785728123

Noch ganz frisch, der neue Roman von Andreas Eschbach. Bereits der zweite nach "Eines Menschen Flügel". Ihr wisst, wie ich das Buch gefeiert habe und immer noch fällt es mir schwer, nicht jedes weitere seiner Bücher an diesem Werk zu bemessen. Ist vielleicht ein wenig ungerecht von mir, aber so ist das eben.
Dabei

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GRM oder GRiMe

von am 22. August 2022 Kommentare deaktiviert für GRM oder GRiMe

GRM – Brainfuck
Berg, Sibylle
Kiepenheuer & Witsch 2019
Hardcover 9783462051438 € 25,00
Paperback 9783462000207 € 14

Die ENTSCHULDIGUNG: Ich gestehe es. Ich bin relativ unbedarft an diesen Roman von Sibylle Berg herangegangen. Diese Naivität war bereits nach wenigen Seiten vaporisiert. Irgendwie zwischen Faszination, Fassungslosigkeit und Impertinenz.

Ich bin wegen der Fortsetzung "RCE – #RemoteCodeExecution" zufällig im Kundengespräch über das Buch gestolpert. Wie so oft schamvoll versteckt im Verlagsprogramm ohne Hinweis auf Science Fiction oder Dystopie. Im Nachhinein war das wohl wieder ein peinlicher blinder Fleck in meiner unzureichenden, maskulinen Wahrnehmung. Ich sag nur Spiegel-Bestsellerliste, eigener Wikipedia-Eintrag (für das Buch!), riesige Fangemeinde. Wie gesagt, ich gestehe es.

Und dann habe ich dieses Buch auch noch als geeignetes, unterhaltsames Hörbuch für eine Autofahrt in einen Kurzurlaub mit einem befreundeten Pärchen gewählt. Ich höre da immer gerne um die Fahrtzeit zu verkürzen und eben nebenbei zu lesen, ohne zu lesen. Mir war nicht klar, dass ich Pandoras Büchse in den MP3 Player gepackt habe.

Das ERGEBNIS: Wir sind nicht ganz fertig geworden. Alle wollten unbedingt weiterlesen und ich habe das Buch jeweils bestellt.

Das BUCH: Ganz ehrlich, ich habe noch nie einen so wütenden, bösen und gleichzeitig faszinierend realen Roman über unsere Welt und unsere Zukunft gelesen. "Die Straße" von Cormac McCarthy wirkt dagegen wie eine romantische Erzählung. Dazu tragen die entlarvend direkte Sprache, die plakativen Charaktere und die absolute Nähe zur Realität bei.  Erst spät im Buch wird aus dem hässlichen Zerrbild der Gegenwart eine  noch viel hässlichere Zukunft. Abscheu und eine sieche Akklamation fesseln den Leser oder in unserem Fall den Hörer. Ich habe das Buch am Ende dann noch fertig gehört UND gelesen. Es hält, was es verspricht. Bitter bis zum Ende. Selbst der aufglimmende Funke von Hoffnung erlischt. Als wäre es den Protagonisten nicht mehr möglich, eigene Entscheidungen zu treffen.

"Wenn ein Mensch nicht wählen kann, hört er auf, Mensch zu sein" (Anthony Burgess in Clockwork Orange)

Der TITEL: Der den Titel gebende Musikstil Grime ist tatsächlich im Londoner Eastend entstanden. Kaputte, aggressive No Future Jugendbewegung. Punk von heute.

Die AUTORIN: (oder "an die Autorin") Das Buch hat die Wucht eines Dampfhammers. Dabei wird mit dessen Hilfe ein virtuos gefaltetes Stück Stahl geschmiedet. Glühend die Sprache, hitzig die Sicht der Dinge, scharf die Zunge und tödlich die Sense.

Ich würde dieses Buch gerne vollständig verehren und lieben können. Ich bin seit den ersten paar Minuten des Zuhörens und später des Lesens fasziniert. Ich hätte diesem Buch gerne den (zeitgemäßen) Stellenwert eines "Der Report der Magd" von Margaret Atwood und die treffsichere Kühle eines "Unterleuten" von Juli Zeh attestiert. Immer wieder zwischendrin war ich auch davon überzeugt, dass ich am Ende genau an diesem Punkt stehen würde. So wie ich es sehe gibt es eine gewaltige Gruppe Fans, die das wohl auch so sehen. Nichts für ungut. Ich liebe das Buch (und mittlerweile auch weitere), aber manchmal ist mir die eskalierende Frustration zu Y lastig, der Fokus zu zentriert, die exemplarischen Lebenswege zu plakativ. Für den Olymp reicht es mir nicht ganz. Aber vermutlich soll dieses Buch ja gar nicht meinen persönlichen Gerd Award bekommen, sondern einfach nur Luft machen, aufrütteln und schreien. Und das kann es hervorragend. Ich gebe nur zu bedenken, dass man mit extremer Provokation selten Erkenntnis oder Sympathie für die Sache erzeugt. Und der reale Bezug braucht mehr als nur zustimmendes Nicken aus den eigenen Reihen.

Manchmal muss man sich halt einfach Luft machen. Und bei derart eloquenter Stimme kommt dann ein Buch heraus, dessen Lektüre ich (mit Verspätung) einfach nur empfehlen muss.

RCE – #RemoteCodeExecution
Berg, Sibylle
Kiepenheuer & Witsch 2022
Hardcover 9783462001648 € 26,00

GRM – Brainfuck
Berg, Sibylle
Kiepenheuer & Witsch 2019
Hardcover 9783462051438 € 25,00
Paperback 9783462000207 € 14

Die ENTSCHULDIGUNG: Ich gestehe es. Ich bin relativ unbedarft an diesen Roman von Sibylle Berg herangegangen. Diese Naivität war bereits nach wenigen Seiten vaporisiert. Irgendwie zwischen Faszination, Fassungslosigkeit und Impertinenz.
Ich bin wegen der Fortsetzung "RCE – #RemoteCodeExecution" zufällig im Kundengespräch über das Buch gestolpert. Wie so oft schamvoll

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Systemfehler

von am 21. März 2022 Kommentare deaktiviert für Systemfehler

Wolf Harlander
Systemfehler
Rowohlt Taschenbuch, 2021, 496 S.
ISBN 9783499006616 / 16,00 Euro

Zwischen all den Rezensionen unserer fleißigen Helferlein ist es ab und an gar nicht so einfach, den rechten Moment abzupassen, auch mal wieder selbst in die Tasten zu greifen.

Dass ich jetzt gerade dieses Buch unter die Lupe nehme liegt daran, dass ich mich einfach gut unterhalten habe und dass MITCH vor gar nicht allzu langer Zeit Blackout besprochen hat. Systemfehler ist ein sauberer Mainstream Thriller aus deutscher Feder in der Tradition eines Marc Elsberg. Nicht wirklich neu, nicht wirklich ernsthaft konsequent am Ende, ein bisschen James Bond, stets zur rechten Zeit am rechten Ort, aber eben wirklich unterhaltsam.

Allein der Titel zeigt ja schon, um welche Art Thriller es sich dreht. Ein überzeugend aufgebauter Angriff über Schadprogramme auf unsere vernetzte Welt. Sympathische und ausreichend glaubhafte Protagonisten. Mehr als eine Prise Klischee. Was Wolf Harlander an Ingredenzien verarbeitet ist nicht außergewöhnlich. Trotzdem schafft er es, den Leser zu fesseln und sogar an der ein oder anderen Stelle ins Grübeln zu bringen. Gerade die Nutzung von Klischees und Stereotypen macht die Situation dann doch wieder erschreckend. In zweiter Instanz, nach der oberflächlichen Schilderung der grundsätzlichen Situation erschafft Harlander Bilder und Situationen, die fast real und wirklich eindringlich erscheinen.

Mich hat er ein paarmal tatsächlich überrascht. Nicht mit den großen bewusst filmischen Szenen, sondern bei kleinen, realistischen Situationen. Und in diesem Fall reicht mir das völlig aus. Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt, habe die fast 500 Seiten im Flug gelesen und war am Ende fast traurig, dass er das Buch wohl doch bewusst als Bestseller geschrieben hat. Mir wäre am Ende ein fataler Rundumschlag lieber gewesen. Das geht aber anscheinend nicht, wenn man sich verkaufen will. Ist ja in dem Genre kein Einzelfall.

Harlander ist dem Genre treu. Auch sein Erstling "42 Grad" bedient die Mainstream Weltuntergangs Schiene und liest sich ebenfalls spannend und bei "Schmelzpunkt", das im Mai erscheint, erwarte ich nicht weniger.

Wolf Harlander
Systemfehler
Rowohlt Taschenbuch, 2021, 496 S.
ISBN 9783499006616 / 16,00 Euro

Zwischen all den Rezensionen unserer fleißigen Helferlein ist es ab und an gar nicht so einfach, den rechten Moment abzupassen, auch mal wieder selbst in die Tasten zu greifen.
Dass ich jetzt gerade dieses Buch unter die Lupe nehme liegt daran, dass ich mich einfach gut unterhalten habe und dass

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Adventskalender 2021 T-19 "Das Spiel der Götter"

von am 5. Dezember 2021 Kommentare deaktiviert für Adventskalender 2021 T-19 "Das Spiel der Götter"

Erikson, Steven
Das Spiel der Götter 19
Der verkrüppelte Gott
Aus dem Amerikanischen von Weinert, Simon
(The Crippled God (The Malazan Book of the Fallen 10, Part 2))
Blanvalet, München, 2021, 767 S.
ISBN 9783734161162 / 12,00 Euro

Es ist vollbracht. Als ich 2000 den ersten band dieser epischen Fantasy-Reihe gelesen habe, war mir nicht klar, wie lange ich darauf warten würde, zu ende zu lesen. Im August ist jetzt (endlich) der letzte Teil dieser unvergleichlichen, meisterhaften und herausragenden Fantasy Saga erschienen.

Dabei kann an Steven Erikson in keinem Fall irgendetwas vorwerfen. Die englischen 10 Bände der Saga sind tatsächlich fast im Jahrestakt erschienen, die Rädchen im Getriebe lagen diesmal ausschließlich in der Lokalisierung. Die und das muss ich zugeben trotz Wechsel des Übersetzers, kurz vor der Ziellinie am Ende vorbildlich gelungen ist.

Zu der Reihe mag ich gar nichts sagen. Zu oft und zu viel ist bereits darüber geschrieben worden. Für mich war alles, vom Aufbau über die Charaktere bis hin zu kleinen Nebengeschichten perfekt. Die Reihe ist sicher nichts für reine Actionleser, wer sich aber auf etwas komplexes und völlig neues einlassen kann, der wird belohnt. Mit sensationellen Bänden, deren Zusammenhang und Gesamtkonzept sich erst ganz langsam für den Leser öffnen.

Das Einzige, was wahrscheinlich bedauerlich bleiben wird, ist, dass es  vermutlich keine weiteren Bände in deutscher Sprache geben wird. Und das, obwohl sowohl Erikson, als auch sein Freund und Mit-Welten-Schaffer Ian Cameron Esslemont noch weitere Geschichten und Ideen in der Welt Malaz zu Papier gebracht haben.

Je mehr Käufer die Reihe findet, desto größer wir die Wahrscheinlichkeit vielleicht doch noch. Probiert es aus, es lohnt sich…

Erikson, Steven
Das Spiel der Götter 19
Der verkrüppelte Gott
Aus dem Amerikanischen von Weinert, Simon
(The Crippled God (The Malazan Book of the Fallen 10, Part 2))
Blanvalet, München, 2021, 767 S.
ISBN 9783734161162 / 12,00 Euro

Es ist vollbracht. Als ich 2000 den ersten band dieser epischen Fantasy-Reihe gelesen habe, war mir nicht klar, wie lange ich darauf warten würde, zu ende zu lesen. Im

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Neues und Altes aus dem Kanon-Universum

von am 15. Juni 2021 1 Kommentar

Michael Marraks "Anima ex Machina".  Jetzt bin ich durch und gerade heute ist auch eine zweite Charge eingetrudelt. Wieder von der auf 111 Exemplare limitierten, signierten und nummerierten Version.

Mit Büchern, denen man selbst bereits jede Menge Vorschußlorbeeren zugestanden hat, ist das immer so eine Sache. Eigentlich will man ja, dass man trotzdem noch positiv Überrascht wird. Oder wie in diesem Fall, dass die Fortetzung des Monumentalwerkes "Der Kanon mechanischer Seelen" eben noch eins draufsetzt.

Der erste Teil ist eine Ausarbeitung der bereits veröffentlichten Novelle "Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit". Hätte auch daneben gehen können. Ist aber frisch und eben doch anders und… setzt die weitere Handlung in den entsprechenden Rahmen. Wieder einmal sprüht die Welt über vor außergewöhnlichen Ideen und die Geschichte bekommt jeweils rechtzeitig den nötigen Twist. "Anima ex Machina" ist wie nach Hause kommen und doch wieder eine freudige Überraschung vorzufinden. All die liebgewonnenen Charaktere und die bezaubernde Leichtigkeit und Farbenfreude dieser Welt erfüllen alles, was man sich gewünscht hat.

Am Ende ist es gar nicht mehr nötig, dass der erste Roman übertroffen würde. Viel zu schön war dieser erneute Aufenthalt im "Kanon-Universum". Es scheint, als hätte Michael Marrak ähnliche Fähigkeiten, wie seine Heldin "Ninive". Nur dass er nicht einfach nur einzelne "tote Dinge" beseelen und zum Leben erwecken kann, sondern ganze Welten. Ich war dort und habe es mit meinen eigenen (inneren) Augen gesehen. Und ich würde jederzeit noch einmal mit auf die Reise gehen…

Michael Marraks "Anima ex Machina".  Jetzt bin ich durch und gerade heute ist auch eine zweite Charge eingetrudelt. Wieder von der auf 111 Exemplare limitierten, signierten und nummerierten Version.
Mit Büchern, denen man selbst bereits jede Menge Vorschußlorbeeren zugestanden hat, ist das immer so eine Sache. Eigentlich will man ja, dass man trotzdem noch positiv Überrascht wird. Oder wie in diesem

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Anima Ex Machina

von am 26. Mai 2021 4 Kommentare

Michael Marrak
Anima Ex Machina
Ein Kanon-Roman
edition mono/monochrom November 2020
ISBN 9783902796738

In einem meiner letzten Artikel habe ich über drei deutsche Autoren geschrieben, die in meinem ganz persönlichen Olymp leben. Prompt hat mich einer davon kontaktiert und darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Fortsetzung zu eben diesem von mir so hoch gelobten Werk "Der Kanon mechanischer Seelen" gibt. Ich zitiere: "Der Roman ist Ende Oktober 2020 in der Wiener Edition Mono erschienen, in einer limitierten Auflage von 333 Exemplaren – als mein Artist-in-Residence-Projekt meines über zweimonatigen Wien-Aufenthalts letztes Jahr."

Hab ich "natürlich" nicht. Es ist einfach zu schwierig, den kompletten Ausstoß aller Verlage ständig auf dem Schirm zu haben. Und da fallen auch ambitionierte oder sogar herausragende Werke bei Kleinverlagen eben manchmal durchs Raster. Ich bin nicht mal sicher, ob Horst das Buch schon auf dem Schim hatte ;-). In jedem Fall liegt das Werk jetzt in signierter Version im Laden vor. Ich hab mir gleich eines geschnappt und bin gespannt wie ein Flitzebogen…

Danke Michael. Für den Tipp und für den Kontakt zum Verlag. Du wirst hier beizeiten eine Rezi vorfinden…

Michael Marrak
Anima Ex Machina
Ein Kanon-Roman
edition mono/monochrom November 2020
ISBN 9783902796738

In einem meiner letzten Artikel habe ich über drei deutsche Autoren geschrieben, die in meinem ganz persönlichen Olymp leben. Prompt hat mich einer davon kontaktiert und darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Fortsetzung zu eben diesem von mir so hoch gelobten Werk "Der Kanon mechanischer Seelen" gibt. Ich zitiere: "Der Roman ist

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Ein deutscher Autor für "meinen Olymp"

von am 17. Mai 2021 4 Kommentare

Immer wieder werden wir nach guten Einzelbänden gefragt. Auch immer wieder nach Werken deutscher Autoren. Klar, da gibt es mittlerweile auch jede Menge. Und nicht mal schlecht. Von gutem Lesefutter bis hin zu grandios. Ich will mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen, weil so etwas ja immer subjektiv bleibt. Keine endlose Aufzählung von Namen mit der implizierten Gefahr wieder irgendjemanden vergessen zu haben.

Ganz klar aus meiner Sicht: es gibt viele gute und sehr gute aktive deutschsprachige Autoren aber nur drei, die eindeutig der Science Fiction und Fantasy im engeren Sinn zugeordnet werden können und es in meinen ganz persönlichen Olymp geschafft haben. Über Walter Moers habe ich oft geschrieben. Mit "Rumo" war er der erste, der das für mich geschafft hat (Rezi von mir / Rezi von Horst). Der zweite, Michael Marrak, ist ein gar nicht so wirklich bekannter Autor, hat sich aber mit dem "Kanon mechanischer Seelen" eindeutig seine Eintrittskarte verdient (Rezi vom Horst). Letzten Herbst ist ein dritter dazugekommen. Ich habe jedes (glaube ich) seiner Bücher mit Freuden und großer Erwartung gelesen (aber das gilt auch für andere Autoren). Manche waren schon sehr gut, aber für den Olymp hat es bisher nicht gereicht. Mit seinem aktuellen Werk "Eines Menschen Flügel" hat sich Andreas Eschbach in meinen Olymp und auch in die Riege der wirklich gewaltigen internationalen Autoren hineingeschrieben.

Andreas Eschbach
Eines Menschen Flügel
Lübbe
Oktober 2020 – 1264 Seiten – € 26,00
ISBN: 9783785727027

Grandioser Weltenentwurf, höchste Erzählkunst, tiefe Charaktere, spannende Twists und ein "echtes" Ende.

In einer von Menschen besiedelten Welt führen die genetisch veränderten Nachkommen der ersten Besucher ein isoliertes, vom Rest der Menschheit vergessenes Leben. Von den Ahnen mit Flügeln ausgestattet, dem nötigen Rüstzeug um der fremden Welt zu trotzen. Strengen Richtlinien und Geboten folgend.

In individuellen Lebensstrecken und Abenteuern führt uns Eschbach in die komplexen Hintergründe und Geheimnisse der fremden Welt ein. Behutsam, Stückchen für Stückchen die Vergangenheit und die Zusammenhänge enthüllend.

Der Leser ist nie gelangweilt, immer wieder überrascht und stets mittendrin. Andreas Eschbach lässt uns selten mehr Wissen, als seine Charaktere. Dadurch bleibt auch die vordergründige Geschichte immer spannend. Das wirklich gewaltige ist aber der Zusammenhang, der hinter allem steht. Der viel mehr bedeutet als eine von Menschen vergessene Welt, auf der die geflügelten Nachkommen einer kleinen Expedition über Generationen eine fremdartige Kultur entwickelt haben.

Versucht Eschbach manchmal, Nerdbücher für JederFrau zu schreiben, trotzdem immer gut aber auf jeden Fall am Ende dann kompromissbereit und ganz Bestsellerautor, hat er sich diesmal wieder absolut dem Genre hingegeben. Danke für dieses Juwel.

Ein großartiger Roman von einem Autor, der jetzt in meinem Olymp zu Hause ist.

Immer wieder werden wir nach guten Einzelbänden gefragt. Auch immer wieder nach Werken deutscher Autoren. Klar, da gibt es mittlerweile auch jede Menge. Und nicht mal schlecht. Von gutem Lesefutter bis hin zu grandios. Ich will mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen, weil so etwas ja immer subjektiv bleibt. Keine endlose Aufzählung von Namen mit der implizierten Gefahr wieder

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Ender’s Game – Der Auftakt

von am 1. Oktober 2013 1 Kommentar

Enders SpielDer Roman "Das große Spiel" von Orson Scott Card basiert auf einer Kurzgeschichte, die der Autor bereits 1977 für ein Magazin veröffentlichte. Entsprechend einfach und knapp ist die vordergründige Handlung, die kaum über den Kurzgeschichten-Charakter hinauswächst. Vielmehr sind es die Details im Hintergrund und der Blickwinkel, die den Reiz ausmachen. Card hat mit dieser Ausarbeitung der ursprünglichen Kurzgeschichte den Grundstein für eine komplexe Buchreihe geschaffen und vor allem im Hinblick auf den bereits im Folgejahr erscheinenden zweiten Band bereits vorbereitende Hinweise und Charaktermerkmale seiner Protagonisten aufgezeigt.

Enders SchattenDie einzelnen Bände der Ender-Reihe und auch des zweiten, parallel spielenden Schatten-Zyklus sind jeweils in sich abgeschlossen. Überraschende Wendungen und konträre Aspekte entstehen erst innerhalb der Serie. So erklärt sich der Hintergrund der Schuld, um deren Sühne sich der zweite, wesentlich später spielende Teil "Sprecher für die Toten" erst im Nachhinein und trübt nicht schon in "Das große Spiel" die Sicht des Lesers.

Leider sind im Deutschen derzeit nur die beiden ersten Teile der jeweiligen Zyklen beim Heyne Jugendbuchlabel "Heyne fliegt" lieferbar. Es wäre zu wünschen, dass mit einem potentiellen Erfolg des Filmes, auch in Deutschland die Lücke geschlossen wird und vor allem die noch nie übersetzten weiteren Teile in einer Werksausgabe erscheinen werden.

Card hat für die ersten beiden Bände "Das große Spiel" und "Sprecher für die Toten" in zwei aufeinanderfolgenden Jahren die beiden wichtigsten Genrepreise, den Hugo und den Nebula Award erhalten. Mit diesem doppelten Doppel steht er ganz oben im Olymp phantastischer Autoren. Ein solches Potential sollte auch in der deutschen SF-Diaspora gewürdigt werden.

EnderDie Ender-Serie

Das große Spiel, Bastei-Lübbe 1986 (Ender’s Game 1985)
Sprecher für die Toten, Bastei-Lübbe 1988 (Speaker for the Dead 1986)
Xenozid, Bastei-Lübbe 1992 (Xenocide 1991)
Enders Kinder, Bastei-Lübbe 1998 (Children of the Mind 1996)
Ender in Exile, 2008

EnderDer Schatten-Zyklus (parallel zur Ender-Serie)

Enders Schatten, Festa Verlag, 2004 (Ender’s Shadow 1999)
Shadow of the Hegemon, 2001
Shadow Puppets, 2002
Shadow of the Giant, 2005
Shadows in Flight, 2012

Mit dem in Planung befindlichen Buch Shadows Alive sollen die Ender-Serie und der Schatten-Zyklus abgeschlossen werden.

Der Roman "Das große Spiel" von Orson Scott Card basiert auf einer Kurzgeschichte, die der Autor bereits 1977 für ein Magazin veröffentlichte. Entsprechend einfach und knapp ist die vordergründige Handlung, die kaum über den Kurzgeschichten-Charakter hinauswächst. Vielmehr sind es die Details im Hintergrund und der Blickwinkel, die den Reiz ausmachen. Card hat mit dieser Ausarbeitung der ursprünglichen Kurzgeschichte den Grundstein

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Rumo

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Rumo

Rumo und die Wunder im Dunkeln
Autor:
Moers, Walter
Verlag, Nummer:
Piper HC 4548
ISBN: 9783492045650

Rumo und die Wunder im Dunkeln ist das dritte Buch der in Zamonien spielenden, phantastischen Romane von Walter Moers.
Nachdem er uns mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ als märchenhaftem Reise und Abenteuerroman mit den erklärungsbedürftigen Wundern, Daseinsformen und Phänomenen Zamoniens und Umgebung bekannt gemacht hat, mit „Ensel und Krete“ die lieb gewonnene Gemeinschaft der Buntbären als Polizeistaat enttarnt und uns in das Schaffen von „Hildegunst von Mythenmetz“, des größten zamonischen Dichters eingeführt hat, legt Walter Moers mit „Rumo und die Wunder im Dunkeln“ die Übersetzung des nächsten epochalen Werks des zamonischen Dichters „Hildegunst von Mythenmetz“ vor.
Inhalt:
Rumo ist ein knuddeliger, süßer, kleiner Wolpertingerwelpe und er ist allein, verängstigt und zum Sterben verurteilt.
Von einer Horde der gefürchteten Teufelszyklopen bei einem unmenschlichen Gemetzel entführt und aus seiner vertrauten Umgebung gerissen, verschleppt auf die berüchtigten Zyklopenfelsen, fristet Rumo jetzt seine Tage in der Speisekammer der Teufelszyklopen – als lebender Lebensmittelvorrat.
In der selben hoffnungslosen Lage befindet sich auch Volzotan Smeik, die Haifischmade. Er weiß um die besonderen Fähigkeiten der Wolpertinger, um ihr angeborenes Geschick im Kampf, um ihre instinktiven Killerfähigkeiten und ihre übermenschliche Schnelligkeit, die sie nahezu allen anderen Lebewesen gegenüber turmhoch überlegen macht. Smeik selbst ist ein Schreibtischtäter. Ein Theoretiker, der jedoch die Gabe hat, Situationen zu analysieren und Funktionalitäten zu erkennen, die anderen verborgen bleiben. Er sieht in Rumo seine Chance, aus der Vorratskammer der Teufelszyklopen auszubrechen. Und so beginnt die ungleiche Freundschaft zwischen Rumo und Smeik. Die Haifischmade füttert den Wolpertinger mit all dem theoretischen Wissen, all den taktischen und strategischen Kenntnissen, die diesen zu einem Meister des Kampfes machen sollen. In der Theorie. Und tatsächlich, all das fällt auf fruchtbaren Boden. Während die Beiden Mechanismen entwickelt haben, in der Vorratskammer der Zyklopen möglichst unauffällig zu wirken und somit all ihre bemitleidenswerten Schicksalsgefährten zu überleben, wird aus dem Welpen ein junger Krieger. In ihm vereint sich das Genom des Killers mit der taktischen Ausbildung eines Heerführers.
Geschmiedet in den Abgründen der Teufelsfelsen, gehärtet vom Meister der Schlachtentheorie und erprobt in blutiger Schlacht, macht Rumo sich auf, sein großes Abenteuer zu erleben, das Abenteuer des Lebens, in einer Welt voller Wunder und Gefahren, voller Hass und Liebe.
Beurteilung:
Wieder einmal ist es Walter Moers gelungen, eine neue und unerwartete Facette seiner Phantasie zu offenbaren. Abenteuer pur – an exotischen Schauplätzen. Alte Bekannte und neue Helden. Allen voran das martialische Volk der Wolpertinger auf ihrem Weg in die Freiheit. Kampfszenen werden in solch unglaublich bildreicher Sprache beschrieben, dass man sie wie in einer Dokumentation analytisch sequenziert miterlebt und unweigerlich das Gefühl hat, man befinde sich in einer „Bullet Time“ Szene aus Matrix. Fremdartige Orte erreichen eine solch plastische Dichte, dass man ihre Gerüche wahrnimmt, ihre Geräusche hört und ihre mannigfaltigen Farben sieht. Neben den mitreißenden Beschreibungen und den exotischen Schauplätzen ist es, wie immer, die liebenswerte Vertrautheit der Protagonisten, ihre großen und kleinen Kämpfe und Probleme, allesamt Parabeln auf unser alltägliches Leben oder personifizierte Aspekte unserer Persönlichkeit, die uns zum träumen bringen.
Fazit:
Nie zuvor habe ich die Abgründe der menschlichen Seele ähnlich greifbar und plastisch beschrieben gesehen. Nie zuvor war Zamonien so böse – und dabei doch so voller Wunder und Schönheit. Walter Moers führt uns mit märchenhafter Leichtigkeit durch dieses Abenteuer zwischen Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, Gottfried August Bürgers „Baron von Münchhausen“ und Joseph von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Wer nicht nur was „zum Naschen“ will, der muss dieses Buch unbedingt lesen. Moersscher Wortwitz, fesselnde Spannung, ferne Länder, Freundschaft und wahre Liebe –
Komm mit ins Abenteuerland!
Nachtrag:
Mitlerweile ist mit „Die Stadt der träumenden Bücher“ der nächste Roman aus Zamonien erschienen, eine Ode an Bücher und ein Prunkstück von spielerischem Umgang mit Literatur. Im Oktober 2007 soll „Der Schrecksenmeister“ veröffentlicht werden.

Rumo und die Wunder im Dunkeln
Autor:
Moers, Walter
Verlag, Nummer:
Piper HC 4548
ISBN: 9783492045650

Rumo und die Wunder im Dunkeln ist das dritte Buch der in Zamonien spielenden, phantastischen Romane von Walter Moers.
Nachdem er uns mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ als märchenhaftem Reise und Abenteuerroman mit den erklärungsbedürftigen Wundern, Daseinsformen und Phänomenen Zamoniens und Umgebung bekannt gemacht hat, mit „Ensel und

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Gedankenhaie

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Gedankenhaie

Gedankenhaie (The Raw Shark Texts)
Autor:
Hall, Stephen
Verlag, Nummer:
Piper HC 5035
ISBN 9783492050357

Selten habe ich ein Buch so verschlungen, obwohl es derart komplex und fremdartig angelegt ist. Selten hat mir ein Buch größere Rätsel aufgegeben. So konnte ich bis zum Ende keine Zuordnung zu einem Genre finden.
…und dann handelt es sich noch um das Erstlingswerk eines Quer-Einsteigers.
Inhalt:
Der Inhalt ist bis zu einem gewissen Punkt sehr schnell und einfach wiederzugeben. Eric Sanderson erwacht und all seine Erinnerungen sind gelöscht. Vollkommen und absolut. Der persönliche Teil, seine Identität ist einfach verschwunden. In seiner völligen Hilflosigkeit erreicht ihn ein Brief: „Eins nach dem anderen. Bleiben Sie ruhig. Wenn Sie das hier lesen, bin ich nicht mehr da. Nehmen Sie den Hörer und drücken Sie die Eins. Dr. Randle wird sich melden, Sie müssen sofort zu ihr fahren. Sofort. Mit Bedauern und voller Hoffnung, gezeichnet der Erste Eric Sanderson.“
Der erste aus einer langen Reihe von Briefen, die ihn einweihen in die Realität hinter der Realität. Eric Sanderson macht sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit, sich selbst und der Wirklichkeit. Auf diesem Weg erwarten ihn haarsträubende Abenteuer, wilde Verfolgungsjagden, surreale Begegnungen und …die Liebe.
Beurteilung:
Das schon tausendmal da gewesene Thema eines Mannes, der das Gedächtnis verloren hat, wird von Anfang an völlig neu und anders erzählt. Der Autor bedient sich keiner bekannten Klischees, nutzt, im Gegenteil, deren Umschiffung als Stilmittel.
Anfangs unverständlich und fragmentarisch, dem Zustand des Protagonisten angepasst, später ständig wechselnd zwischen ruhigen, nachdenklichen, in wirrer Ziellosigkeit dahin fließenden Episoden und rasanten, actiongeladenen Verfolgungsjagden auf der Suche nach seinem Selbst und der Realität, fesselt der Autor den Leser an die Handlung.
Stephen Hall schickt seinen Helden auf eine Reise, die dem Leser auf wunderbare Weise verschiedenste Welten, Wirklichkeiten und Phantasien eröffnet. Dabei beschreitet er einen schmalen Grat nach dem anderen. Lockt den Leser in schwindelnde Höhen mit Angst einflößenden Abgründen rechts und links des Weges. Selten war für mich die zwingend stringente Logik von emotionalen Zusammenhängen plastischer und nachvollziehbarer beschrieben. Ebenso selten waren Beschreibungen von Zwischenwelten, von Welten hinter unserer Welt auch nur annähernd so heimelig und so selbstverständlich intim. Phantastisch, spielerisch verschlüsselt und wunderbar altmodisch ist die Realität hinter der Realität. Märchenhaft und mirakulös wie die zamonischen Phantasie-Welten eines Walter Moers. In den tiefsten Tiefen des eigenen Ich gefangen, einem kaum greifbaren Gefühl folgend wie Santiago, der andalusische Hirtenjunge aus Coelhos „Der Alchimist“, trifft Eric Sanderson auf viele spirituelle Boten, die ihm bei seiner Selbstfindung helfen und ihn Schritt für Schritt auf seinem Weg begleiten. Die Grenze zwischen Realität, Esoterik und Wahn verschwimmt zunehmend.
Am Ende bieten sich dem Leser viele Wege, das Buch und die Geschichte zu verstehen. Bewusst überlässt es Stephen Hall dem Leser, wie rosarot oder fatalistisch er die Auflösung wahrnehmen möchte.
Fazit:
Trotz der zum Teil klischeehaft filmischen Erzählweise und der bewusst provozierten Assoziation mit Matrix führt der Autor den Leser auf eine esoterische Reise durch das Selbst mit vielen tiefen Wahrheiten, die einen noch lange träumen lässt. Gerne würde ich noch einmal in die wunderbare Realität hinter der Realität zurückkehren.
Ein herausragendes Erstlingswerk, das Hoffnung auf weitere Bücher aus dieser Feder weckt.
Mein besonderer Dank gilt der wundervoll einfühlsamen Übersetzung durch das Dreierteam Marcus Ingendaay, Susanne Hornfleck und Sonja Hauser.

Gedankenhaie (The Raw Shark Texts)
Autor:
Hall, Stephen
Verlag, Nummer:
Piper HC 5035
ISBN 9783492050357

Selten habe ich ein Buch so verschlungen, obwohl es derart komplex und fremdartig angelegt ist. Selten hat mir ein Buch größere Rätsel aufgegeben. So konnte ich bis zum Ende keine Zuordnung zu einem Genre finden.
…und dann handelt es sich noch um das Erstlingswerk eines Quer-Einsteigers.
Inhalt:
Der Inhalt ist bis zu einem gewissen

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Blumen für Algernon

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Blumen für Algernon

Blumen für Algernon
Autor:
Keyes, Daniel
Verlag, Nummer:
Klett Cotta 978 3 608 93782 4

Blumen für Algernon ist nur rein formal ein SF-Roman. Die im Buch beschriebene Therapie ist fiktiv. Darauf beruht die Genre Zuordnung.
Der Roman ist ein herrausragendes Beispiel dafür, wie innovativ und einzigartig phantastische Literatur Aspekte der menschlichen Psyche, soziale Strukturen und ethische Prinzipien zu analysieren und ohne pädagogischen Zeigefinger zu vermitteln versteht.
Inhalt:
Der Roman besteht aus den Aufzeichnungen des Charlie Gordon. Charlies Tagebuch beginnt ganz am Anfang seiner Therapie zusammenhanglos brabbelnd, fast unverständlich. Charlie ist der erste Mensch und, nach der Maus Algernon, das zweite Lebewesen, das durch ein neu entwickeltes Wundermittel „erweckt“ wird. Vom debilen, kaum des Lesens fähigen Minderbemittelten entwickelt er sich im Laufe des Romans zu einer genialen überragenden Intelligenz. Sein Horizont erweitert sich, sein Schreibstil verändert sich und damit auch sein Umfeld – oder sein Blickwinkel auf sich selbs und sein Umfeld. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung bemerkt er die ersten regressiven Anzeichen an der vor ihm behandelten Maus Algernon…
Beurteilung:
In genialer Weise beschreibt Daniel Keyes den geistigen Aufstieg und Fall des Charlie Gordon. Verpackt in die tagebuchartigen Aufzeichnungen eines erwachenden Geistes philosophiert er dabei über den Sinn des Lebens, über zwischenmenschliche Beziehungen, über Wahrheit und Lüge, Freude und Leid, Glück und Schmerz.
Fazit:
Ein Buch, auf dem eigentlich stehen müsste: UNBEDINGT LESEN!
Ein Buch, das in all seiner Traurigkeit die wirklich wichtigen Dinge im Leben erkennen lässt. Ein Buch, das eine bedeutende, wichtige Botschaft mitzuteilen hat.

Blumen für Algernon
Autor:
Keyes, Daniel
Verlag, Nummer:
Klett Cotta 978 3 608 93782 4
Blumen für Algernon ist nur rein formal ein SF-Roman. Die im Buch beschriebene Therapie ist fiktiv. Darauf beruht die Genre Zuordnung.
Der Roman ist ein herrausragendes Beispiel dafür, wie innovativ und einzigartig phantastische Literatur Aspekte der menschlichen Psyche, soziale Strukturen und ethische Prinzipien zu analysieren und ohne pädagogischen Zeigefinger zu vermitteln

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Die Wand

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Wand

Die Wand
Autor:
Haushofer, Marlen
Verlag, Nummer:
List TB 3 548 60571 0

Nachkatastrophenromane III
Auch die Wand ist gewissermaßen ein Nachkatastrophenroman. Im Stile von Mary Shellys „Verney der letzte Mensch“ oder George R. Stewarts „Leben ohne Ende“ als subjektive Erzählung. Die Beschreibung und Spezifizierung der Katastrophe an sich wird völlig ausgelassen. Nur die Gefühle und Empfindungen der Protagonistin und deren Umgang mit der Einsamkeit sind im Stile einer Robinsonade das zentrale Thema.
Inhalt:
Das Tagebuch beginnt an dem Tag, als die Ich-Erzählerin mit ihrer Kusine und deren Mann in dem kleinen Jagdhaus in den Bergen ankommt. Nach der Ankunft bleibt sie allein im Haus, während das Paar noch den Abend im nahen Dorf verbringen will. Am nächsten Morgen erwacht die Erzählerin allein, umgeben von einer unsichtbaren, unüberwindlichen Barriere, hinter der scheinbar alles in eine Totenstarre gefallen ist.
Nach und nach erkennt sie den Ernst ihrer Lage und beginnt, ihre Umgebung zu erkunden und sich einzurichten. Allein, umgeben von ein paar überlebenden Tieren und der Natur der Berge.
Beurteilung:
„Die Wand“ ist ein erschreckend beeindruckendes Werk über Einsamkeit, erzählt mit der Kraft und Intensität der Einfachheit.
Die namenlose Ich-Erzählerin erlebt ihre Robinson-Rolle als einfache Frau, groß geworden in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts. Lange vor der Frauenbewegung, lange bevor es selbstverständlich war, von Gleichstellung und Emanzipation zu sprechen.
Nicht tatkräftig, neugierig oder mit dem Mut der Verzweiflung stellt sie sich ihrer Situation, sondern ergeben und demütig. Kein Aufbegehren, kein Abenteuer nur Ergebenheit. Die eindrucksvolle Leidensgeschichte einer Frau.
Fazit:
Trotz der manchmal enervierenden Leidensbereitschaft und Schwäche der Protagonistin beeindruckt der Roman durch seine unglaublich einfühlsame und sprachgewandte Erzälweise. Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Buch, dessen Heldin so fremd und unvorstellbar anders ist, als mein eigenes tatkräftiges und unruhiges Ego derart faszinieren könnte.

Die Wand
Autor:
Haushofer, Marlen
Verlag, Nummer:
List TB 3 548 60571 0

Nachkatastrophenromane III
Auch die Wand ist gewissermaßen ein Nachkatastrophenroman. Im Stile von Mary Shellys „Verney der letzte Mensch“ oder George R. Stewarts „Leben ohne Ende“ als subjektive Erzählung. Die Beschreibung und Spezifizierung der Katastrophe an sich wird völlig ausgelassen. Nur die Gefühle und Empfindungen der Protagonistin und deren Umgang mit der Einsamkeit

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Die Triffids

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Triffids

Die Triffids
Autor:
Wyndham, John
Verlag, Nummer:
Heinrich & Hahn
3-86597-036-2

Nachkatastrophenromane II
Der Klassiker aus diesem Besprechungstrio.
Inhalt:
In jener denkwürdigen Nacht liegt William Masen nach einem Autounfall mit verbundenen Augen im Krankenhaus. Nahezu alle anderen Bewohner unseres Planeten beobachten die unglaublichen Lichtspiele, die sich durch kosmische Ereignisse am Nachthimmel zeigen…
…und erblinden innerhalb weniger Stunden. Das daraus folgende Chaos einer Apokalypse biblischen Ausmaßes trifft jeden Teil der Erde. Überall bricht die Zivilisation zusammen. Überall tasten verzweifelte Menschen durch geisterhafte Straßen. Hilflos sterben sie in einer plötzlich feindlichen Umwelt. William Masen und einige wenige andere, die durch Zufall unversehrt geblieben sind, finden sich in einer Welt des Grauens wieder. Hungernde, verzweifelte Menschen und außerdem …Triffids.
Genetisch manipulierte Pflanzen zur Lösung der Treibstoff- und Nahrungsmittelknappheit unserer übervölkerten Welt. Triffids sind Lieferanten eines hochwertigen Öls und werden in gigantischen Hochsicherheits-Farmen gehalten. Denn Triffids sind nicht verwurzelt, also orts-treu wie gewöhnliche Nutzpflanzen. Sie können sich fortbewegen und sie verfügen über einen Giftstachel.
Vom Menschen geschaffen, werden sie dessen größter Albtraum.
Beurteilung:
Die Triffids von John Wyndham ist gleichzeitig eines der ältesten und eines der herausragendsten Werke dieses Genres. Die actionlastige, rasante Story bringt die Schrecken einer Welt nach dem Zusammenbruch unserer Zivilisation auf den Punkt. Der betont sachliche Erzählstil erhöht die Wirkung dieser Bilder noch, indem er den Eindruck eines Tatsachenberichtes erweckt. Der zunächst völlig unkoordinierte Kampf ums Überleben, das Grauen der Überlebenden in einer Welt, in der wieder das Recht des Stärkeren regiert, Hoffnungen, Träume und Pläne für eine Zukunft. All das beschreibt Wyndham auf knapp 260 Seiten in derart eindringlicher Manier, dass man kaum zum Atem holen kommt.
Fazit:
„Die Triffids“ hat mit seiner harten unmissverständlichen Art ein ganzes Genre geprägt und sicherlich nicht zuletzt auch über Charlton Heston alias „Der Omega Mann“ und Romeros Zombie-Filme zur Style-Bildung einer ganzen Subkultur aus Filmen, Comics und Romanen beigetragen.
Schön, dass der Klassiker jetzt in einer soliden Ausgabe in gebundener Form endlich wieder erhältlich ist.

Die Triffids
Autor:
Wyndham, John
Verlag, Nummer:
Heinrich & Hahn
3-86597-036-2

Nachkatastrophenromane II
Der Klassiker aus diesem Besprechungstrio.
Inhalt:
In jener denkwürdigen Nacht liegt William Masen nach einem Autounfall mit verbundenen Augen im Krankenhaus. Nahezu alle anderen Bewohner unseres Planeten beobachten die unglaublichen Lichtspiele, die sich durch kosmische Ereignisse am Nachthimmel zeigen…
…und erblinden innerhalb weniger Stunden. Das daraus folgende Chaos einer Apokalypse biblischen Ausmaßes trifft jeden Teil der

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Ausgebrannt

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Ausgebrannt

Ausgebrannt
Autor:
Eschbach, Andreas
Verlag, Nummer:
Lübbe
978-3-785-72274-9

Warnung!
Die Besprechung von „Ausgebrannt“ ist für mich eine höchst zwiespältige Angelegenheit: der Autor hat die Handlung des Buches so aufgebaut, dass der Leser lange Zeit nicht ahnt, was ihn erwartet. Die Aufmachung und der Klappentext des Buches verraten aber in jedem Fall bereits so viel, dass ein unbedarftes Lesen fast unmöglich ist.
Obwohl ich mich bemüht habe, keine wichtigen Aspekte zu verraten und mich auf keinen Fall weiter als der Klappentext gewagt habe, sei dennoch gesagt, dass es sicher interessant ist, das Buch ohne jegliches Vorwissen zu lesen. Das bedeutet: Hier aufhören!
Nachkatastrophenromane I
Ausgebrannt ist die erste von drei Buchbesprechungen, die sich mit dem Genre Nachkatastrophenroman befassen.
Ausgebrannt ist zugleich das aktuellste Werk eines bereits einschlägig bekannten, deutschen Science-Fiction Autors und auch das einzige der drei besprochenen, das wirklich ganz direkten Bezug auf aktuelle Entwicklungen nimmt und das Ende der bestehenden Gesellschaft aus diesen ableitet.
Inhalt:
Der Deutsche Markus Westermann will den amerikanischen Traum leben. Vom Tellerwäscher zum Millionär und möglichst ohne Anstrengung. Aus diesem Grund hat er sich intern bei seiner Firma für ein Projekt nach Amerika beworben. Seine Vision ist es mit OPM (other peoples money) OPI (other peoples ideas) zu realisieren und so mit einer eigenen Firma ganz nach oben zu kommen. Markus kämpft auf diesem Weg mit allen Mitteln. Sein großes Ziel rückt immer näher, auch wenn es manchmal eng wird. Als er auf seiner Achterbahnfahrt durch die Finanzwelt auf den österreichischen Ölbohrtechniker Karl Walter Block trifft, scheint alles steil nach oben zu gehen. Öl in Hülle und Fülle. Durch Blocks revolutionäre Theorien scheinen alle bisherigen Prognosen Schall und Rauch. Der Traum vom schnellen Geld wird greifbar.
Doch dann bricht alles zusammen…
Beurteilung:
Wäre nicht der Titel und der leider sehr viel verratende Klappentext, wäre der Leser durch die Wendung zur Katastrophe wirklich überrascht. Andreas Eschbach schafft es, in der ersten Hälfte seines Buches eine rasante, kaleidoskopische Verkettung verschiedener Handlungsstränge anzulegen. Durch das Netz der ständig wechselnden Personen, Orte und Zeitebenen formt sich nach und nach ein immer klareres Bild der Geschehnisse. Eines nach dem anderen passen die Teile des Puzzles zueinander. Bis zur Mitte des Buches sind fast alle losen Enden der verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Mit der Zusammenführung der verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen wird die Geschichte linear, und der Leser folgt Markus Westermann durch die Kulisse unserer zerfallenden Zivilisation. Der bei nahezu allen anderen Nachkatastrophenromanen stattfindende große Knall fehlt. Vielleicht ist es jedoch gerade dieser schleichende Untergang, resultierend auf bekannten Tatsachen, recherchierten Fakten und unser aller Angst vor dem Ende des Öls, der die Geschichte so beängstigend und glaubwürdig macht.
Fazit:
Spannend und mitreißend geschrieben. Das ist der Stoff für einen echten Bestseller. Gut recherchierte Unterhaltung. Ein Endzeitszenario ohne den ganz großen Schrecken. Leicht verdaulich aber dennoch hervorragend beobachtet und gekonnt gesponnen.
Dieser Eschbach kann es locker mit einem Dan Brown aufnehmen.
Und für eine Verfilmung würde sich das Buch allemal eignen.

Ausgebrannt
Autor:
Eschbach, Andreas
Verlag, Nummer:
Lübbe
978-3-785-72274-9

Warnung!
Die Besprechung von „Ausgebrannt“ ist für mich eine höchst zwiespältige Angelegenheit: der Autor hat die Handlung des Buches so aufgebaut, dass der Leser lange Zeit nicht ahnt, was ihn erwartet. Die Aufmachung und der Klappentext des Buches verraten aber in jedem Fall bereits so viel, dass ein unbedarftes Lesen fast unmöglich ist.
Obwohl ich mich bemüht habe, keine

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Das gestohlene Kind

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Das gestohlene Kind

Das gestohlene Kind
Autor:
Donohue, Keith
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

„Das gestohlene Kind“ ist das Erstlingswerk eines irisch stämmigen Nordamerikaners. Keith Donohue legt mit seinem Roman Debut ein bezauberndes Märchen für Erwachsene vor. Von der ersten Seite an nimmt er den Leser gefangen in dieser wundervoll schwermütigen Stimmung von den zum greifen nah wirkenden Gestalten aus der Welt der irischen Mythen.
Inhalt:
Der kleine Henry wird mit sieben Jahren von Kobolden ausgetauscht und ein Wechselbalg an seiner statt in die Obhut der Eltern gegeben.
Henry durchläuft die Metamorphose eines Wechselbalgs und wird selbst zu einem Wesen des Waldes. Als Aniday lebt er unter den Kobolden und wird Teil ihrer archaischen Gesellschaft. Seine ursprüngliche Identität verliert sich bald in den Nebeln seiner Erinnerung und die neue Realität verändert sein Wesen fast vollständig. Einzig der ungestümer Wunsch eines Kontakts mit seinem alter Ego bildet eine Brücke zu seiner Vergangenheit. Doch auch der „neue Henry“ ist erfüllt von einem kaum greifbaren Verlangen nach seiner vor langer Zeit verlorenen Identität. Denn jeder Wechselbalg war einst ein Mensch und erst wenn es an der Zeit ist schließt sich der Kreis.
Beurteilung:
Wenig romantisch und fast schon brutal ist das Leben innerhalb des Kobold-Clans. Trotzdem erfüllt es den Leser mit Wehmut, wenn Aniday durch die Wälder streift. Sein persönliches Leid, seine privaten Wünsche und seine Beweggründe sind unglaublich plastisch und einfühlsam beschrieben. Sein Weg unter den Wesen des Waldes rührt den Leser zu Tränen. Die aus beiden Sichten, dem neuen Henry und Aniday, alternierende, tagebuchartige Erzählung zeigt in oft drastischer Härte die Mechanismen der Wechselbälge. Dennoch verspürt der Leser eigentlich immer die Wärme einer feenhaften Traumwelt, die einst Bestand hatte aber in unserer Welt zu einem anachronistischen Relikt geworden ist, zu einem Fossil, das längst ausgestorben ist.
Fazit:
Spannend und zu jeder Zeit fesselnd ist dieser Roman ein wunderschönes trauriges Märchen und zugleich eine erschreckend reale Anklage unserer Zerstörung der Welt. An manchen Stellen an den Abgründen des Seins und dennoch voller hoffnungsvoller Träume. Die bewegende Schilderung des Weges eines menschlichen Wesens durch eine feindliche Welt. Trotz aller Fatalität versöhnlich und träumerisch

Das gestohlene Kind
Autor:
Donohue, Keith
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

„Das gestohlene Kind“ ist das Erstlingswerk eines irisch stämmigen Nordamerikaners. Keith Donohue legt mit seinem Roman Debut ein bezauberndes Märchen für Erwachsene vor. Von der ersten Seite an nimmt er den Leser gefangen in dieser wundervoll schwermütigen Stimmung von den zum greifen nah wirkenden Gestalten aus der Welt der irischen Mythen.
Inhalt:
Der kleine Henry wird

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Die Maske der Verräter

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Maske der Verräter

Die Maske der Verräter
Autor:
Schweikert, Ulrike
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

Der eigentlich als Jugendbuch konzipiert historische Krimi spielt in Würzburg. Ich habe das Buch mit viel Freude gelesen und möchte behaupten, dass es ein spannender historischer Krimi ist, der genauso Erwachsene in seinen Bann zieht.
Inhalt:
Würzburg im Jahr 1453: Der Schmiede-Lehrling Jos beobachtet durch Zufall wie drei maskierte Fremde des nächtens in die Schmiede seines Meisters eindringen um eines ihrer Pferde beschlagen zu lassen. Heimlich belauscht er deren Gespräch und erfährt bruchstückhaft von einem geplanten Mordanschlag. Von diesem Tag an ist Jos mitten im großen Abenteuer seines Lebens. Mit jugendlichem Eifer versuchen er und seine Freundin Sara hinter die Geheimnisse und Verschwörungen der Maskierten zu kommen. Ein kriminalistisches Jugendabenteuer in einer Zeit politischer Umstürze und Wirren beginnt.
Beurteilung:
Gut recherchiert und mit vielen Details aus dem Historischen Würzburg angereichert ist dieser Roman von Ulrike Schweikert ein echtes Muss für Würzburger. Die ausführliche Vorarbeit und nicht zuletzt die „Schnupperlehre“ bei einem guten Bekannten von mir dem Wikinger-Schmied Keitel kleiden die spannende Handlung in ein schlüssiges authentisches Gewand. Während des Lesens streift man durch ein Würzburg des ausgehenden Mittelalters. Viel Lokalkolorit und wunderbare Details machen diesen Weg zu einem sehr reellen Erlebnis. Als Abrundung ist am Anfang des Buches die historische Karte der Stadt abgebildet. Vor diesem Hintergrund spinnt Ulrike Schweikert das spannende Garn eines politischen Krimis, das den Leser bis zum Ende mit zittern lässt.
Fazit:
Ausnahmsweise mal zwei Anglizismen als Fazit, weil sie gar so gut passen und diesem Buch viel gerechter werden, als den bekannteren Vertretern, für deren Vermarktung sie geschaffen wurden.
Ein echter All-Ager voller Spannung.
Ein Page-Turner der die Nacht zum Tage macht.

Die Maske der Verräter
Autor:
Schweikert, Ulrike
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

Der eigentlich als Jugendbuch konzipiert historische Krimi spielt in Würzburg. Ich habe das Buch mit viel Freude gelesen und möchte behaupten, dass es ein spannender historischer Krimi ist, der genauso Erwachsene in seinen Bann zieht.
Inhalt:
Würzburg im Jahr 1453: Der Schmiede-Lehrling Jos beobachtet durch Zufall wie drei maskierte Fremde des nächtens in die Schmiede

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Nocturna

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Nocturna

Nocturna
Autor:
Nuyen, Jenny-Mai
Verlag, Nummer:
CBJ
978-3570-13337-8

Mit Nocturna hat Jenny-May Nuyen mit ihren gerade einmal neunzehn Jahren ihren dritten Fantasy Roman verfaßt. Damit ist sie wie Christopher Paolini, dem Autor von Eragon ein „Wunderkind“. Nur finde ich, sind ihre Bücher wesentlich authentischer und innovativer. Wunderbar flüssig und spannend zu lesen, mit auch für Erwachsene überraschenden tiefgründigen Helden.
Inhalt:
Nocturna, Eine Stadt der Diebe und Mörder, der Geheimgesellschaften und Spitzel. Eine Fantasystadt wie eine viktorianische Metropole.
Apolonia, das verzogene Gör aus der Upper-Class, Vampa der Junge ohne Vergangenheit, der in der Gosse lebt und Tigwid der kleine „Gangster“ aus der Unterwelt der Diebe werden vom Schicksal zusammengewürfelt. Drei Kinder aus unterschiedlichsten sozialen Schichten und mit ganz unterschiedlichen Träumen und Beweggründen müssen sich der größten Bedrohung stellen, der Nocturna je gegenübergestanden war. Einer Bedrohung von innen durch mächtige Geheimbünde und verfilzte Seilschaften, die bereits seit Jahren stetig wächst. Apolonia, deren Mutter durch die Machenschaften „der Dichter“ getötet wurde, die nur auf Rache sinnt, Vampa, dessen Erinnerungen von „den Dichtern“ gestohlen wurden und Tigwid, der wie ein Einfaltspinsel auf die Menagerie stolpert, bald in diese bald in jene Richtung getrieben, müssen ihren gemeinsamen Nenner erkennen, denn nur gemeinsam können sie das teuflische Blendwerk der mächtigen Gegner durchschauen und deren Finstere Pläne vereiteln.
Beurteilung:
Noch dichter, noch überraschender und facettenreicher sind die Charaktere in Jenny-Mays neuestem Roman. Die Tiefgründigkeit ist für mich an manchen Stellen beängstigend, vor allem wenn man sich das zarte Alter der Autorin vor Augen hält. Jenny May entlarvt die Relativität subjektiver Wahrnehmung als Grundproblem sozialer Strukturen. Die Protagonisten ihres Romans könnten, wenn sie über genügend Objektivität verfügen würden, ihre Aufgabe viel einfacher und effektiver lösen und zu einem gemeinsamen Glück finden.
Tiefe Einblicke in die Macht von Manipulation und Desinformation und unsere Bereitschaft einer Verführung zu erliegen und dem Verführer zu folgen, sind in diesen Roman auf ganz und gar unaufdringliche Art und Weise eingeflossen. Jenny May behandelt das gewichtiges Thema ohne jeden pädagogischen Zeigefinger. Ihre unschuldige Art mit der Thematik umzugehen macht zugleich die Stärke des Buches aus. Die Protagonisten sind bis ins letzte glaubwürdig und trotz aller Fehler fast schon gute Freunde, denen man über ihre Fehler hinweghelfen und ihre Scheuklappen herunterreißen möchte.
Fazit:
Nocturna ist sicherlich kein ganz großes Buch. In jedem Fall aber ein ein wirklich unterhaltsamer Jugendroman, den ich allen Freunden phantastischer Abenteuer nahelegen möchte. Ohne sich in epischer Breite zu verlieren hält die Autorin den Spannungsbogen und erzählt eine facettenreiche und schlüssige Geschichte.

Nocturna
Autor:
Nuyen, Jenny-Mai
Verlag, Nummer:
CBJ
978-3570-13337-8

Mit Nocturna hat Jenny-May Nuyen mit ihren gerade einmal neunzehn Jahren ihren dritten Fantasy Roman verfaßt. Damit ist sie wie Christopher Paolini, dem Autor von Eragon ein „Wunderkind“. Nur finde ich, sind ihre Bücher wesentlich authentischer und innovativer. Wunderbar flüssig und spannend zu lesen, mit auch für Erwachsene überraschenden tiefgründigen Helden.
Inhalt:
Nocturna, Eine Stadt der Diebe und Mörder, der

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Seide und Schwert

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Seide und Schwert

Seide und Schwert
Das Wolkenvolk 1
Autor:
Meyer, Kai
Verlag, Nummer:
Loewe Verlag
978-378555741-9

„Seide und Schwert“ bildet den Auftakt zu Kai Meyers Wolkenvolk-Trilogie. Hier beginnt Niccolos wunderbare Reise durch das mythologische China von 1760.
Inhalt:
Vor Jahrhunderten hat der „Große Leonardo“ die Wolkeninsel konstruiert. Durch gewaltige Aetherpumpen wird eine Wolke stabilisiert und befindet sich als fliegende Insel seit zweihundertfünfzig Jahren in der Luft. Fast ohne Kontakt zur Außenwelt. Die gesellschaftlichen Strukturen der Insel sind starr und streng hierarchisch. Unsinnige Verbote und dogmatische Gesetze regeln das Leben der Bewohner in ihrem selbstgewählten Exil. So träumt der junge Niccolo, als Außenseiter am Rande der Gesellschaft lebend, davon, eines Tages die Insel zu verlassen und wirklichen Boden unter den Füßen zu verspüren.
Als eines Tages durch eine Fehlfunktion der Aetherpumpen die Insel abzustürzen droht und das Ende unausweichlich scheint, wird dieser Traum zur Realität. Doch anstatt, wie erträumt, alles hinter sich lassen zu können wird Niccolo zum Hoffnungsträger für sein ganzes Volk. Er macht sich am Erdboden auf die Suche nach den legendären Drachen, denn aus dem Atem dieser Geschöpfe entsteht der Aether. Zum Zeitpunkt des Beihnahe-Absturzes hat sich die Insel zwischen drei mächtigen Bergen im Reich der Mitte verkeilt. Niccolos langer Weg durch ein China zwischen Geschichte und Mythologie beginnt.
Beurteilung:
Kai Meyer erschafft mit seiner Trilogie vom Wolkenvolk eine märchenhaft phantastische Welt. Inspiriert durch die unterschiedliche Kulturen Italiens und Chinas, deren Helden und Sagen, mischt der Autor farbenfroh und die ganze Palette nutzend, eine wunderbar bunte Welt zusammen. Obwohl er sich mit seinen Beschreibungen bewusst an Filme wie „Hero“, „Tiger and Dragon“ oder „House of Flying Daggers“ anlehnt und vor allem in den Kampfsequenzen klassische Elemente der Peking Oper wie den „Federflug“ nutzt wendet er sich mit dieser Trilogie eindeutig an ein relativ junges Publikum. Trotz seiner weitschweifenden Beschreibungen und seinen wundervoll ausgearbeiteten Charakteren vergisst er dabei leider den Aspekt der Fremdheit vollkommen und streift interkulturelle Probleme nur ganz am Rande. Niccolos Reise und seine Suche nach Rettung für sein Volk wird dabei zu einer wilden Reise durch die jugendliche Gefühlswelt. Der unglaublich einfallsreiche Plot, die mannigfaltigen Ideen und die, wenn auch manchmal zu ausführlichen, Verstrickungen der Protagonisten stehen leider oft langweiligen Wiederholungen und allzu epischen Beschreibungen gegenüber.
Fazit:
Wer schnell liest und sich nicht zu sehr daran stört, dass manches doch sehr jugendlich gehalten ist, kann sich mit Niccolos Abenteuern in eine wunderbar farbenprächtige Fantasy-Welt versetzen lassen. Ich habe die Trilogie trotz meiner Kritik wirklich genossen und am Ende überragen die vielen schönen Bilder doch die manchmal etwas zähe Handlung.

Seide und Schwert
Das Wolkenvolk 1
Autor:
Meyer, Kai
Verlag, Nummer:
Loewe Verlag
978-378555741-9

„Seide und Schwert“ bildet den Auftakt zu Kai Meyers Wolkenvolk-Trilogie. Hier beginnt Niccolos wunderbare Reise durch das mythologische China von 1760.
Inhalt:
Vor Jahrhunderten hat der „Große Leonardo“ die Wolkeninsel konstruiert. Durch gewaltige Aetherpumpen wird eine Wolke stabilisiert und befindet sich als fliegende Insel seit zweihundertfünfzig Jahren in der Luft. Fast ohne Kontakt zur Außenwelt.

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