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Das Leben und das Schreiben

von am 28. Januar 2025

  • Stephen King
    DAS LEBEN UND DAS SCHREIBEN.
    (Durchgesehene und erweiterte Jubiläumsausgabe)
    Aus dem Englischen von Andrea Fischer
    (ON WRITING – A MEMOIR OF THE CRAFT / 2000 & 2025)
    München, Heyne Verlag, 2025, 400 S.
    ISBN 978-3-453-44297-9 / 18,00 Euro
    Hardcover

Ist es erforderlich, Stephen King zu lieben, um auch noch seine Autobiographie zu lesen?

Nun, sicherlich ist es hilfreich, schon einige Bücher des amerikanischen Autors zu kennen. Es reicht jedoch schon das normale Interesse eines durchschnittlich neugierigen Menschen aus, der wissen will, was die Welt so zu bieten hat, für einen der erfolgreichsten und meistgelesenen Romanautoren der letzten Jahrzehnte.

Ist es erforderlich, selbst schreiben zu wollen, um Stephen Kings Betrachtungen über das Schreiben verstehen zu können?

Auch hier ist es nicht schlecht, selbst schon einmal ein paar Seiten geschrieben zu haben, oder zumindest ein literarisches Interesse zu besitzen, das darüber hinausgeht, die Fussballergebnisse in der Montagsausgabe der Lokalzeitung zu studieren. Es reicht aber auch, wenn man zu den „guten Lesern“ gehört (was das ist, erklärt uns King in ganz wenigen, einprägsamen Worten) – der Gewinn, den dieser Einblick in die Werkstatt eines Meisters gewährt, ist beträchtlich.

Zu Beginn, und dann noch mal, ganz am Ende des Buches, breitet Stephen King sein bisheriges Leben vor uns aus. Er macht das nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge, er springt mal vor, mal zurück. Er zeigt uns „Snapshots“, Bilder, die wichtige Stationen in diesem Leben darstellen und führt uns von 1947 bis ins neue Jahrtausend.

Dabei gelingt es ihm, uns das Gefühl von „Wahrhaftigkeit“ zu vermitteln. Es sieht jedenfalls nicht so aus, als ob King irgendetwas Wichtiges verschweigen wollte. Selbst auf seine Drogen- und Alkoholsucht kommt er ausführlich zu sprechen. Ein kleines Meisterwerk ist der Text über seinen Unfall 1999, bei dem er fast zu Tode gekommen wäre. Ohne Weinerlichkeit, jedoch mit erkennbarem Zorn und sehr viel Demut und Dankbarkeit, berichtet er über den Unfallhergang und die langwierige Rekonvaleszenz. Dabei wird erkennbar, wie wichtig für diesen Mann das Schreiben war und ist!

Es ist im Mittelteil, der sich mit Kings Art des Schreibens beschäftigt, viel von Praxis und wenig von Theorie die Rede. Er betrachtet seine Arbeit zu einem gewissen Teil als Handwerk, als erlernbares und vor allen Dingen beherrschbares und verbesserungsfähiges Handwerk. Andersherum gesagt: Aus einem Stümper wird nie ein guter Autor, aber aus einem talentierten Schreiber kann noch etwas werden. Und auch ganz klar: Niemand wird durch Fleiß zum Genie! Aber es kann gelingen, sein Publikum nicht zu langweilen, seine Sätze und Abschnitte zu einem lesenswerten Text zu fügen – und damit manchmal auch noch etwas Geld zu verdienen.

Muss man King nun lieben? Muss man selbst mit dem Schreiben anfangen? Nach diesem Buch fällt beides etwas leichter.

Horst Illmer

warenkorbIhr könnt alle lieferbaren Artikel
im Webshop bestellen oder via e-mail im Laden anfragen

von am 28. Januar 2025

  • Stephen King
    DAS LEBEN UND DAS SCHREIBEN.
    (Durchgesehene und erweiterte Jubiläumsausgabe)
    Aus dem Englischen von Andrea Fischer
    (ON WRITING – A MEMOIR OF THE CRAFT / 2000 & 2025)
    München, Heyne Verlag, 2025, 400 S.
    ISBN 978-3-453-44297-9 / 18,00 Euro
    Hardcover

Ist es erforderlich, Stephen King zu lieben, um auch noch seine Autobiographie zu lesen?

Nun, sicherlich ist es hilfreich, schon einige Bücher des amerikanischen Autors zu kennen. Es reicht jedoch schon das normale Interesse eines durchschnittlich neugierigen Menschen aus, der wissen will, was die Welt so zu bieten hat, für einen der erfolgreichsten und meistgelesenen Romanautoren der letzten Jahrzehnte.

Ist es erforderlich, selbst schreiben zu wollen, um Stephen Kings Betrachtungen über das Schreiben verstehen zu können?

Auch hier ist es nicht schlecht, selbst schon einmal ein paar Seiten geschrieben zu haben, oder zumindest ein literarisches Interesse zu besitzen, das darüber hinausgeht, die Fussballergebnisse in der Montagsausgabe der Lokalzeitung zu studieren. Es reicht aber auch, wenn man zu den „guten Lesern“ gehört (was das ist, erklärt uns King in ganz wenigen, einprägsamen Worten) – der Gewinn, den dieser Einblick in die Werkstatt eines Meisters gewährt, ist beträchtlich.

Zu Beginn, und dann noch mal, ganz am Ende des Buches, breitet Stephen King sein bisheriges Leben vor uns aus. Er macht das nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge, er springt mal vor, mal zurück. Er zeigt uns „Snapshots“, Bilder, die wichtige Stationen in diesem Leben darstellen und führt uns von 1947 bis ins neue Jahrtausend.

Dabei gelingt es ihm, uns das Gefühl von „Wahrhaftigkeit“ zu vermitteln. Es sieht jedenfalls nicht so aus, als ob King irgendetwas Wichtiges verschweigen wollte. Selbst auf seine Drogen- und Alkoholsucht kommt er ausführlich zu sprechen. Ein kleines Meisterwerk ist der Text über seinen Unfall 1999, bei dem er fast zu Tode gekommen wäre. Ohne Weinerlichkeit, jedoch mit erkennbarem Zorn und sehr viel Demut und Dankbarkeit, berichtet er über den Unfallhergang und die langwierige Rekonvaleszenz. Dabei wird erkennbar, wie wichtig für diesen Mann das Schreiben war und ist!

Es ist im Mittelteil, der sich mit Kings Art des Schreibens beschäftigt, viel von Praxis und wenig von Theorie die Rede. Er betrachtet seine Arbeit zu einem gewissen Teil als Handwerk, als erlernbares und vor allen Dingen beherrschbares und verbesserungsfähiges Handwerk. Andersherum gesagt: Aus einem Stümper wird nie ein guter Autor, aber aus einem talentierten Schreiber kann noch etwas werden. Und auch ganz klar: Niemand wird durch Fleiß zum Genie! Aber es kann gelingen, sein Publikum nicht zu langweilen, seine Sätze und Abschnitte zu einem lesenswerten Text zu fügen – und damit manchmal auch noch etwas Geld zu verdienen.

Muss man King nun lieben? Muss man selbst mit dem Schreiben anfangen? Nach diesem Buch fällt beides etwas leichter.

Horst Illmer

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