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Adventskalender 2025 T-23: Stonehenge – Die Kathedrale der Zeit

von am 1. Dezember 2025

  • Ken Follett
    Stonehenge – Die Kathedrale der Zeit
    Aus dem Englischen von Rainer Schumacher und Dietmar Schmidt
    Köln, Lübbe Verlag, 2025, 672 S.
    ISBN 9783757701239 / 36,00 Euro
    Hardcover

Ja, Ken Follett muss man eigentlich nicht rezensieren oder bewerben. Aber "Die Säulen der Erde" war immer eine der Top Empfehlungen von Hermke UND ebenfalls ein Buch, das ich sehr schätze. Über die spätere Einordung als ersten Teil der  Kingsbridge Serie muss ich dann schon ein wenig schmunzeln. Denn "Die Säulen der Erde" ist ein komplett in sich geschlossener Einzelband und meiner Meinung nach konnte keiner der späteren "Teile" diese einzigartige Stimmung, Spannung und Tiefe erreichen.

Versteht mich nicht falsch, Ken Follett schreibt routiniert und mit gleichbleibender Qualität. Stets gut recherchiert und mit Feingefühl und Fantasie um fiktive Protagonisten und Geschehnisse erweitert. Trotzdem kam keiner der Romane an "Die Säulen der Erde" heran. Für mich (und Hermke) jedenfalls.

Anders war das jetzt bei "Stonehenge". Obwohl ich mich über die marketingtechnischen Platitüde "Kathedrale der Zeit" in Anlehnung an "Die Säulen der Erde" schon ziemlich amüsiert habe, habe ich den neuen Roman wieder gelesen. Und bin belohnt worden. 

Ken Follet schreibt in gewohnt unterhaltender Manier, die Eckdaten sind auf dem Stand neuester Erkenntnisse und in diesen historischen Unterbau erzählt er die Geschichten mehrerer Protagonistinnen, ja vornehmlich weiblicher Identifikationsfiguren, die rund und authentisch wirken. Eine davon ist Joia, Priesterin des Hirtenvolkes. Eine durch und durch charismatische Frau mit der Vision, ein Monument für die Ewigkeit zu errichten. Den langsam verfallenden, hölzernen Kultplatz durch ein steinernes Monument zu ersetzen.

Dabei geht Follet langsam und bedächtig vor. Zeichnet erst Bilder der unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen. Die Sammler, die klassischen Überlebensstrategien steinzeitlicher Lebensart folgen, die Hirten, die domestiziertes Vieh nutzen und schließlich die ortsgebundenen Bauern, die ihr Ackerland bestellen. Er lässt sich viel Zeit einen Eindruck dieser Lebenskonzepte, der jeweiligen Menschen und der Konflikte der Stämme untereinander zu zeichnen. Natürlich ist all das, vor allem die individuellen Beschreibungen von Problemlösungen und Inventionen genauso wie die sozialen Strukturen und Hierarchien, wenig wissenschaftlich belegbar. Trotzdem gelingt es ihm eine plastische Vorstellung möglicher gesellschaftlicher Ordnungen und Strukturen zu erzeugen. Dabei ganz bewusst unterschiedliche Modelle vom strengen Patriarchat der Bauern über das fast anarchische Waldvolk zu der utopischen Mischform beim Hirtenvolk gegenüber zu stellen. Gerade die Mischform mit leicht matriarchalischen Zügen beim Hirtenvolk und die starken Frauencharaktere wirken trotz des modernen Anscheins durch und durch authentisch.

Die Härte und Brutalität dieser frühen Kulturen zeigt sich an vielen Stellen des Romans. Es ist also keinesfalls eine heile Welt. Trotz der leicht utopischen Schilderung der Gesellschaft des Hirtenvolkes und der Priesterinnen. Mord und Totschlag, Krankheit und Unfälle, Brutalität und andauernder Überlebenskampf. All das wird ausreichend authentisch und teilweise fast schon frustrierend dargestellt. Da ist man als Leser fast schon froh, dass am Ende ja alles gut wird und der Traum Joias in Erfüllung gehen muss. Denn wie wir wissen, steht Stonehenge ja bis heute.

Stonehenge hat mich sehr gut unterhalten. Ich konnte mich mit den Protagonisten angenehm einfach anfreunden. Ich konnte mit ihnen Bangen und hoffen, trauern und lieben. Ich denke, es hat bei mir "Die Säulen der Erde" von Platz eins verdrängt. Obwohl der zeitliche Abstand dieses Buch schon ziemlich in den Olymp gehoben hatte. Wir wissen ja alle, wie verklärt oft solche Erinnerungen sind. Seis drum. Der Einduck von Stonehenge ist frisch und das Buch hat alles, was man von einem solchen historisierenden Roman erwarten kann.

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von am 1. Dezember 2025

  • Ken Follett
    Stonehenge – Die Kathedrale der Zeit
    Aus dem Englischen von Rainer Schumacher und Dietmar Schmidt
    Köln, Lübbe Verlag, 2025, 672 S.
    ISBN 9783757701239 / 36,00 Euro
    Hardcover

Ja, Ken Follett muss man eigentlich nicht rezensieren oder bewerben. Aber "Die Säulen der Erde" war immer eine der Top Empfehlungen von Hermke UND ebenfalls ein Buch, das ich sehr schätze. Über die spätere Einordung als ersten Teil der  Kingsbridge Serie muss ich dann schon ein wenig schmunzeln. Denn "Die Säulen der Erde" ist ein komplett in sich geschlossener Einzelband und meiner Meinung nach konnte keiner der späteren "Teile" diese einzigartige Stimmung, Spannung und Tiefe erreichen.

Versteht mich nicht falsch, Ken Follett schreibt routiniert und mit gleichbleibender Qualität. Stets gut recherchiert und mit Feingefühl und Fantasie um fiktive Protagonisten und Geschehnisse erweitert. Trotzdem kam keiner der Romane an "Die Säulen der Erde" heran. Für mich (und Hermke) jedenfalls.

Anders war das jetzt bei "Stonehenge". Obwohl ich mich über die marketingtechnischen Platitüde "Kathedrale der Zeit" in Anlehnung an "Die Säulen der Erde" schon ziemlich amüsiert habe, habe ich den neuen Roman wieder gelesen. Und bin belohnt worden. 

Ken Follet schreibt in gewohnt unterhaltender Manier, die Eckdaten sind auf dem Stand neuester Erkenntnisse und in diesen historischen Unterbau erzählt er die Geschichten mehrerer Protagonistinnen, ja vornehmlich weiblicher Identifikationsfiguren, die rund und authentisch wirken. Eine davon ist Joia, Priesterin des Hirtenvolkes. Eine durch und durch charismatische Frau mit der Vision, ein Monument für die Ewigkeit zu errichten. Den langsam verfallenden, hölzernen Kultplatz durch ein steinernes Monument zu ersetzen.

Dabei geht Follet langsam und bedächtig vor. Zeichnet erst Bilder der unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen. Die Sammler, die klassischen Überlebensstrategien steinzeitlicher Lebensart folgen, die Hirten, die domestiziertes Vieh nutzen und schließlich die ortsgebundenen Bauern, die ihr Ackerland bestellen. Er lässt sich viel Zeit einen Eindruck dieser Lebenskonzepte, der jeweiligen Menschen und der Konflikte der Stämme untereinander zu zeichnen. Natürlich ist all das, vor allem die individuellen Beschreibungen von Problemlösungen und Inventionen genauso wie die sozialen Strukturen und Hierarchien, wenig wissenschaftlich belegbar. Trotzdem gelingt es ihm eine plastische Vorstellung möglicher gesellschaftlicher Ordnungen und Strukturen zu erzeugen. Dabei ganz bewusst unterschiedliche Modelle vom strengen Patriarchat der Bauern über das fast anarchische Waldvolk zu der utopischen Mischform beim Hirtenvolk gegenüber zu stellen. Gerade die Mischform mit leicht matriarchalischen Zügen beim Hirtenvolk und die starken Frauencharaktere wirken trotz des modernen Anscheins durch und durch authentisch.

Die Härte und Brutalität dieser frühen Kulturen zeigt sich an vielen Stellen des Romans. Es ist also keinesfalls eine heile Welt. Trotz der leicht utopischen Schilderung der Gesellschaft des Hirtenvolkes und der Priesterinnen. Mord und Totschlag, Krankheit und Unfälle, Brutalität und andauernder Überlebenskampf. All das wird ausreichend authentisch und teilweise fast schon frustrierend dargestellt. Da ist man als Leser fast schon froh, dass am Ende ja alles gut wird und der Traum Joias in Erfüllung gehen muss. Denn wie wir wissen, steht Stonehenge ja bis heute.

Stonehenge hat mich sehr gut unterhalten. Ich konnte mich mit den Protagonisten angenehm einfach anfreunden. Ich konnte mit ihnen Bangen und hoffen, trauern und lieben. Ich denke, es hat bei mir "Die Säulen der Erde" von Platz eins verdrängt. Obwohl der zeitliche Abstand dieses Buch schon ziemlich in den Olymp gehoben hatte. Wir wissen ja alle, wie verklärt oft solche Erinnerungen sind. Seis drum. Der Einduck von Stonehenge ist frisch und das Buch hat alles, was man von einem solchen historisierenden Roman erwarten kann.

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