Science Fiction

Blumen für Algernon

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Blumen für Algernon

Blumen für Algernon
Autor:
Keyes, Daniel
Verlag, Nummer:
Klett Cotta 978 3 608 93782 4

Blumen für Algernon ist nur rein formal ein SF-Roman. Die im Buch beschriebene Therapie ist fiktiv. Darauf beruht die Genre Zuordnung.
Der Roman ist ein herrausragendes Beispiel dafür, wie innovativ und einzigartig phantastische Literatur Aspekte der menschlichen Psyche, soziale Strukturen und ethische Prinzipien zu analysieren und ohne pädagogischen Zeigefinger zu vermitteln versteht.
Inhalt:
Der Roman besteht aus den Aufzeichnungen des Charlie Gordon. Charlies Tagebuch beginnt ganz am Anfang seiner Therapie zusammenhanglos brabbelnd, fast unverständlich. Charlie ist der erste Mensch und, nach der Maus Algernon, das zweite Lebewesen, das durch ein neu entwickeltes Wundermittel „erweckt“ wird. Vom debilen, kaum des Lesens fähigen Minderbemittelten entwickelt er sich im Laufe des Romans zu einer genialen überragenden Intelligenz. Sein Horizont erweitert sich, sein Schreibstil verändert sich und damit auch sein Umfeld – oder sein Blickwinkel auf sich selbs und sein Umfeld. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung bemerkt er die ersten regressiven Anzeichen an der vor ihm behandelten Maus Algernon…
Beurteilung:
In genialer Weise beschreibt Daniel Keyes den geistigen Aufstieg und Fall des Charlie Gordon. Verpackt in die tagebuchartigen Aufzeichnungen eines erwachenden Geistes philosophiert er dabei über den Sinn des Lebens, über zwischenmenschliche Beziehungen, über Wahrheit und Lüge, Freude und Leid, Glück und Schmerz.
Fazit:
Ein Buch, auf dem eigentlich stehen müsste: UNBEDINGT LESEN!
Ein Buch, das in all seiner Traurigkeit die wirklich wichtigen Dinge im Leben erkennen lässt. Ein Buch, das eine bedeutende, wichtige Botschaft mitzuteilen hat.

Blumen für Algernon
Autor:
Keyes, Daniel
Verlag, Nummer:
Klett Cotta 978 3 608 93782 4

Blumen für Algernon ist nur rein formal ein SF-Roman. Die im Buch beschriebene Therapie ist fiktiv. Darauf beruht die Genre Zuordnung.
Der Roman ist ein herrausragendes Beispiel dafür, wie innovativ und einzigartig phantastische Literatur Aspekte der menschlichen Psyche, soziale Strukturen und ethische Prinzipien zu analysieren und ohne pädagogischen Zeigefinger zu vermitteln versteht.
Inhalt:
Der Roman besteht aus den Aufzeichnungen des Charlie Gordon.

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Die Wand

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Wand

Die Wand
Autor:
Haushofer, Marlen
Verlag, Nummer:
List TB 3 548 60571 0

Nachkatastrophenromane III
Auch die Wand ist gewissermaßen ein Nachkatastrophenroman. Im Stile von Mary Shellys „Verney der letzte Mensch“ oder George R. Stewarts „Leben ohne Ende“ als subjektive Erzählung. Die Beschreibung und Spezifizierung der Katastrophe an sich wird völlig ausgelassen. Nur die Gefühle und Empfindungen der Protagonistin und deren Umgang mit der Einsamkeit sind im Stile einer Robinsonade das zentrale Thema.
Inhalt:
Das Tagebuch beginnt an dem Tag, als die Ich-Erzählerin mit ihrer Kusine und deren Mann in dem kleinen Jagdhaus in den Bergen ankommt. Nach der Ankunft bleibt sie allein im Haus, während das Paar noch den Abend im nahen Dorf verbringen will. Am nächsten Morgen erwacht die Erzählerin allein, umgeben von einer unsichtbaren, unüberwindlichen Barriere, hinter der scheinbar alles in eine Totenstarre gefallen ist.
Nach und nach erkennt sie den Ernst ihrer Lage und beginnt, ihre Umgebung zu erkunden und sich einzurichten. Allein, umgeben von ein paar überlebenden Tieren und der Natur der Berge.
Beurteilung:
„Die Wand“ ist ein erschreckend beeindruckendes Werk über Einsamkeit, erzählt mit der Kraft und Intensität der Einfachheit.
Die namenlose Ich-Erzählerin erlebt ihre Robinson-Rolle als einfache Frau, groß geworden in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts. Lange vor der Frauenbewegung, lange bevor es selbstverständlich war, von Gleichstellung und Emanzipation zu sprechen.
Nicht tatkräftig, neugierig oder mit dem Mut der Verzweiflung stellt sie sich ihrer Situation, sondern ergeben und demütig. Kein Aufbegehren, kein Abenteuer nur Ergebenheit. Die eindrucksvolle Leidensgeschichte einer Frau.
Fazit:
Trotz der manchmal enervierenden Leidensbereitschaft und Schwäche der Protagonistin beeindruckt der Roman durch seine unglaublich einfühlsame und sprachgewandte Erzälweise. Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Buch, dessen Heldin so fremd und unvorstellbar anders ist, als mein eigenes tatkräftiges und unruhiges Ego derart faszinieren könnte.

Die Wand
Autor:
Haushofer, Marlen
Verlag, Nummer:
List TB 3 548 60571 0

Nachkatastrophenromane III
Auch die Wand ist gewissermaßen ein Nachkatastrophenroman. Im Stile von Mary Shellys „Verney der letzte Mensch“ oder George R. Stewarts „Leben ohne Ende“ als subjektive Erzählung. Die Beschreibung und Spezifizierung der Katastrophe an sich wird völlig ausgelassen. Nur die Gefühle und Empfindungen der Protagonistin und deren Umgang mit der Einsamkeit sind im Stile einer Robinsonade das zentrale Thema.

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Die Triffids

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Triffids

Die Triffids
Autor:
Wyndham, John
Verlag, Nummer:
Heinrich & Hahn
3-86597-036-2

Nachkatastrophenromane II
Der Klassiker aus diesem Besprechungstrio.
Inhalt:
In jener denkwürdigen Nacht liegt William Masen nach einem Autounfall mit verbundenen Augen im Krankenhaus. Nahezu alle anderen Bewohner unseres Planeten beobachten die unglaublichen Lichtspiele, die sich durch kosmische Ereignisse am Nachthimmel zeigen…
…und erblinden innerhalb weniger Stunden. Das daraus folgende Chaos einer Apokalypse biblischen Ausmaßes trifft jeden Teil der Erde. Überall bricht die Zivilisation zusammen. Überall tasten verzweifelte Menschen durch geisterhafte Straßen. Hilflos sterben sie in einer plötzlich feindlichen Umwelt. William Masen und einige wenige andere, die durch Zufall unversehrt geblieben sind, finden sich in einer Welt des Grauens wieder. Hungernde, verzweifelte Menschen und außerdem …Triffids.
Genetisch manipulierte Pflanzen zur Lösung der Treibstoff- und Nahrungsmittelknappheit unserer übervölkerten Welt. Triffids sind Lieferanten eines hochwertigen Öls und werden in gigantischen Hochsicherheits-Farmen gehalten. Denn Triffids sind nicht verwurzelt, also orts-treu wie gewöhnliche Nutzpflanzen. Sie können sich fortbewegen und sie verfügen über einen Giftstachel.
Vom Menschen geschaffen, werden sie dessen größter Albtraum.
Beurteilung:
Die Triffids von John Wyndham ist gleichzeitig eines der ältesten und eines der herausragendsten Werke dieses Genres. Die actionlastige, rasante Story bringt die Schrecken einer Welt nach dem Zusammenbruch unserer Zivilisation auf den Punkt. Der betont sachliche Erzählstil erhöht die Wirkung dieser Bilder noch, indem er den Eindruck eines Tatsachenberichtes erweckt. Der zunächst völlig unkoordinierte Kampf ums Überleben, das Grauen der Überlebenden in einer Welt, in der wieder das Recht des Stärkeren regiert, Hoffnungen, Träume und Pläne für eine Zukunft. All das beschreibt Wyndham auf knapp 260 Seiten in derart eindringlicher Manier, dass man kaum zum Atem holen kommt.
Fazit:
„Die Triffids“ hat mit seiner harten unmissverständlichen Art ein ganzes Genre geprägt und sicherlich nicht zuletzt auch über Charlton Heston alias „Der Omega Mann“ und Romeros Zombie-Filme zur Style-Bildung einer ganzen Subkultur aus Filmen, Comics und Romanen beigetragen.
Schön, dass der Klassiker jetzt in einer soliden Ausgabe in gebundener Form endlich wieder erhältlich ist.

Die Triffids
Autor:
Wyndham, John
Verlag, Nummer:
Heinrich & Hahn
3-86597-036-2

Nachkatastrophenromane II
Der Klassiker aus diesem Besprechungstrio.
Inhalt:
In jener denkwürdigen Nacht liegt William Masen nach einem Autounfall mit verbundenen Augen im Krankenhaus. Nahezu alle anderen Bewohner unseres Planeten beobachten die unglaublichen Lichtspiele, die sich durch kosmische Ereignisse am Nachthimmel zeigen…
…und erblinden innerhalb weniger Stunden. Das daraus folgende Chaos einer Apokalypse biblischen Ausmaßes trifft jeden Teil der Erde.

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Ausgebrannt

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Ausgebrannt

Ausgebrannt
Autor:
Eschbach, Andreas
Verlag, Nummer:
Lübbe
978-3-785-72274-9

Warnung!
Die Besprechung von „Ausgebrannt“ ist für mich eine höchst zwiespältige Angelegenheit: der Autor hat die Handlung des Buches so aufgebaut, dass der Leser lange Zeit nicht ahnt, was ihn erwartet. Die Aufmachung und der Klappentext des Buches verraten aber in jedem Fall bereits so viel, dass ein unbedarftes Lesen fast unmöglich ist.
Obwohl ich mich bemüht habe, keine wichtigen Aspekte zu verraten und mich auf keinen Fall weiter als der Klappentext gewagt habe, sei dennoch gesagt, dass es sicher interessant ist, das Buch ohne jegliches Vorwissen zu lesen. Das bedeutet: Hier aufhören!
Nachkatastrophenromane I
Ausgebrannt ist die erste von drei Buchbesprechungen, die sich mit dem Genre Nachkatastrophenroman befassen.
Ausgebrannt ist zugleich das aktuellste Werk eines bereits einschlägig bekannten, deutschen Science-Fiction Autors und auch das einzige der drei besprochenen, das wirklich ganz direkten Bezug auf aktuelle Entwicklungen nimmt und das Ende der bestehenden Gesellschaft aus diesen ableitet.
Inhalt:
Der Deutsche Markus Westermann will den amerikanischen Traum leben. Vom Tellerwäscher zum Millionär und möglichst ohne Anstrengung. Aus diesem Grund hat er sich intern bei seiner Firma für ein Projekt nach Amerika beworben. Seine Vision ist es mit OPM (other peoples money) OPI (other peoples ideas) zu realisieren und so mit einer eigenen Firma ganz nach oben zu kommen. Markus kämpft auf diesem Weg mit allen Mitteln. Sein großes Ziel rückt immer näher, auch wenn es manchmal eng wird. Als er auf seiner Achterbahnfahrt durch die Finanzwelt auf den österreichischen Ölbohrtechniker Karl Walter Block trifft, scheint alles steil nach oben zu gehen. Öl in Hülle und Fülle. Durch Blocks revolutionäre Theorien scheinen alle bisherigen Prognosen Schall und Rauch. Der Traum vom schnellen Geld wird greifbar.
Doch dann bricht alles zusammen…
Beurteilung:
Wäre nicht der Titel und der leider sehr viel verratende Klappentext, wäre der Leser durch die Wendung zur Katastrophe wirklich überrascht. Andreas Eschbach schafft es, in der ersten Hälfte seines Buches eine rasante, kaleidoskopische Verkettung verschiedener Handlungsstränge anzulegen. Durch das Netz der ständig wechselnden Personen, Orte und Zeitebenen formt sich nach und nach ein immer klareres Bild der Geschehnisse. Eines nach dem anderen passen die Teile des Puzzles zueinander. Bis zur Mitte des Buches sind fast alle losen Enden der verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Mit der Zusammenführung der verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen wird die Geschichte linear, und der Leser folgt Markus Westermann durch die Kulisse unserer zerfallenden Zivilisation. Der bei nahezu allen anderen Nachkatastrophenromanen stattfindende große Knall fehlt. Vielleicht ist es jedoch gerade dieser schleichende Untergang, resultierend auf bekannten Tatsachen, recherchierten Fakten und unser aller Angst vor dem Ende des Öls, der die Geschichte so beängstigend und glaubwürdig macht.
Fazit:
Spannend und mitreißend geschrieben. Das ist der Stoff für einen echten Bestseller. Gut recherchierte Unterhaltung. Ein Endzeitszenario ohne den ganz großen Schrecken. Leicht verdaulich aber dennoch hervorragend beobachtet und gekonnt gesponnen.
Dieser Eschbach kann es locker mit einem Dan Brown aufnehmen.
Und für eine Verfilmung würde sich das Buch allemal eignen.

Ausgebrannt
Autor:
Eschbach, Andreas
Verlag, Nummer:
Lübbe
978-3-785-72274-9

Warnung!
Die Besprechung von „Ausgebrannt“ ist für mich eine höchst zwiespältige Angelegenheit: der Autor hat die Handlung des Buches so aufgebaut, dass der Leser lange Zeit nicht ahnt, was ihn erwartet. Die Aufmachung und der Klappentext des Buches verraten aber in jedem Fall bereits so viel, dass ein unbedarftes Lesen fast unmöglich ist.
Obwohl ich mich bemüht habe, keine wichtigen Aspekte zu verraten und mich auf keinen Fall weiter als der Klappentext gewagt habe,

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Am Vorabend der Ewigkeit

von am 11. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: Am Vorabend der Ewigkeit (Hothouse bzw. The Long Afternoon of Earth)
Autor: Brian W. Aldiss
Verlag, Nummer: Goldmann 25046

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Vor mehr als 36 Jahren las ich diesen Roman erstmals (gleicher Titel, Heyne 3030) in der damaligen deutschen Erstausgabe, die um zwei unbedeutende Episoden gekürzt war. Mehr als 20 Jahre später wurde er mit neuem Titel (Der lange Nachmittag der Erde, Heyne Bibliothek der SF-Literatur 61) wiederum aufgelegt. Diese ungekürzte und vortrefflich neu übersetzte Version verführte mich zur nochmaligen Lektüre. Dabei genoss ich den leicht aufblitzenden Wortwitz der neuen Fassung, ergänzt durch zwei zusätzliche Abhandlungen über Aldiss´ Schaffen im allgemeinen und zum vorliegenden Werk im besonderen. Nun, beide Taschenbücher sind leider längst vergriffen, und die Bibliotheks-Ausgabe ist kaum noch aufzutreiben. 1998 wurde der Roman von Goldmann zum Glück neu herausgebracht und ist immer noch zu erhalten. Leider hat man hierfür die alte Version gewählt, aber der Spatz in der Hand… Vor kurzem fiel mir dieses schmale Bändchen von ca. 190 Seiten Umfang wieder in die Hände, und ich konnte nicht widerstehen, es zum dritten Mal zu lesen. Meine freudige Erwartung wurde auch diesmal nicht enttäuscht und ich konnte erneut feststellen, daß der Roman ein wichtiges und immer noch sehr lesenswertes Werk ist.

Inhalt:
„Am Vorabend der Ewigkeit“ beschreibt unsere Welt in einer weit in der Zukunft liegenden Zeit, in der die Sonne allmählich zur Nova wird. Die Rotation der Erde hat sich so stark verlangsamt, daß sie der Sonne immer dieselbe Seite zuwendet und der Mond immer an der gleichen Stelle steht. Das daraus resultierende Treibhausklima hat die Pflanzen zu gigantischer Größe mutieren lassen. Das Aussterben der meisten Tierarten, durch die starke Sonnenstrahlung verursacht, gab den Pflanzen die Möglichkeit, die Rolle der verschwundenen Fauna zu übernehmen, bis hin zu extrem gefährlichen Raubpflanzen. Kleine, isolierte Stammesgruppen von Menschen, immer von einer älteren Frau angeführt, leben in den ganze Kontinente überspannenden Wäldern. Sie bewegen sich in unglaublicher Höhe auf riesigen Ästen wie auf Überlandstraßen, beständig auf der Hut vor versteckten und übermächtigen Gefahren. Gren, ein halbwüchsiger Junge, der gegen seine Rolle als behüteter zukünftiger „Zeuger“ rebelliert, wird vom Stamm ausgestoßen und beginnt, nur von dem Mädchen Poyly begleitet, eine phantastische Odyssee durch eine fremdartige und erschreckende Welt.

Beurteilung:
Das Buch, für das Aldiss 1962 mit dem Hugo-Award ausgezeichnet wurde, entstand durch Zusammenfassung mehrerer Kurzgeschichten zu einem Episodenroman. Der Autor schildert eine Welt voller Wunder und Gefahren, bevölkert von unglaublichen Wesen, wobei der Held immer wieder bizarren Situationen ausgesetzt wird. Die stark fantasyhaft geprägte Reise durch eine letztlich zum Untergang verurteilte Welt erinnert unwillkürlich an die Odyssee, an Gullivers Reisen oder an Sindbad, den Seefahrer. Viele Ereignisse, Lebewesen und Tragödien werden nur bruchstückhaft dargestellt, nicht erklärt. Aber das liegt offensichtlich auch nicht in der Absicht des Schriftstellers, der keine naturwissenschaftlich fundierte Analyse anstrebt. Er läßt vielmehr eine Fülle von eindringlichen und phantastischen Bildern und Situationen aufblitzen, die dennoch eine dramatische Gesamtschau unserer Erde in fernster Zukunft heraufbeschwört, wie sie suggestiver und einprägsamer kaum vorstellbar ist, voll überbordender Einfälle und von überwältigender Eindringlichkeit.
Allerdings ist der Roman für Leser, die eine „sympathische“ Bezugsperson suchen, weniger zu empfehlen, denn Gren ist ganz schön egoistisch und in manchen Situationen ziemlich rücksichtslos. Von Selbstzweifeln ganz und gar nicht geplagt, trifft er keineswegs immer die „richtigen“ Entscheidungen und opfert auch in einigen Situationen bedenkenlos Mitglieder seiner während der Irrfahrt angewachsenen Schar. Eine auf den ersten Blick halbwegs selbstlose Handlung, die Befreiung der „Dickbäuche“, erweist sich schon bald als Fehlschlag für Grens Gruppe und die unglücklichen „Befreiten“. Zudem ist er auch ganz und gar nicht der Typus des vorausplanenden Helden, wird in den meisten Situationen zum Spielball der Ereignisse und verfällt immer mehr dem Einfluß eines intelligenten Parasiten, der ihn für seine Ziele ausnützt, ihn aber gleichzeitig auch klüger und reifer macht. Daß er sich zum Schluß von diesem bösen Einfluß befreien kann, gelingt nur mit Hilfe einer anderen Intelligenz.

Fazit:
„Am Vorabend der Ewigkeit“ besticht durch außergewöhnliche Eindringlichkeit, ist an keiner Stelle langatmig, stilistisch hervorragend ausgeführt, in eigentlich jeder Hinsicht ein Meisterwerk, nach dessen Lektüre man glaubt, einen dickleibigen Wälzer gelesen zu haben, so viele atemberaubende Ideen sind darin enthalten. Faszinierende Protagonisten bereichern Aldiss´ Welt. Exotik, Abenteuer, Ideen, die die Grenze zur Fantasy überschreiten, eine eigentümliche Mischung aus Faszination und atemberaubendem Miterleben, aber auch immer bewusste Distanz zum herumgestoßenen Helden kennzeichnen dieses Werk. Dabei stehen die zahlreichen gefährlichen und aufregenden Ereignisse sowie die Dynamik des Geschehens in einem auffallenden Gegensatz zur erstarrten Welt. Detailfreude und knappe, aber trotz ihrer Ausschnitthaftigkeit genaue Beobachtungen lassen ein unglaublich dichtes Panorama entstehen, sodaß der Roman auch beim wiederholten Lesen nichts an Wirkung verliert.

Titel: Am Vorabend der Ewigkeit (Hothouse bzw. The Long Afternoon of Earth)
Autor: Brian W. Aldiss
Verlag, Nummer: Goldmann 25046

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Vor mehr als 36 Jahren las ich diesen Roman erstmals (gleicher Titel, Heyne 3030) in der damaligen deutschen Erstausgabe, die um zwei unbedeutende Episoden gekürzt war. Mehr als 20 Jahre später wurde er mit neuem Titel (Der lange Nachmittag der Erde, Heyne Bibliothek der SF-Literatur 61) wiederum aufgelegt.

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Beowulfs Kinder

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Beowulfs Kinder

Titel: Beowulfs Kinder (Beowulf’s Children)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Bastei 24223

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Der Folgeband zu dem vor vielen Jahren erschienenen "Der Held von Avalon" (Bastei 23089) kann notfalls auch als eigenständiger Roman gelesen werden. Immer wieder rollen Rückblenden zumindest umrißhaft das Geschehen des früheren Werkes auf. Dies geschieht jedoch in Form von allgemein verbindlichen Verhaltensregeln und persönlichen Erinnerungsbildern so gekonnt, daß es nie belehrend oder gar langweilig wirkt.
Inhalt:
Die Vorsichtsmaßnahmen und Tabus, die aus der fast vollständigen Zerstörung der ersten Kolonistensiedlungen auf Avalon, einem Planeten der 4. Sonne von Tau Ceti, resultieren, will die nächste Generation nicht mehr akzeptieren. Dies ist wohl auch dadurch erklärbar, daß die Insel Camelot, das bisherige Siedlungsgebiet, nach einem Vernichtungsfeldzug völlig frei ist von den Grendels, einer äußerst aggressiven und unglaublich überlebensfähigen Lebensform. Zwar verfolgt die Nachfolgegeneration, die frei ist von den Folgeschäden des "Eises" (des Tiefkühlschlafs während des Weltraumflugs), keine einheitliche Politik. Aber die charismatische Ausstrahlung ihres jungen Führers, der ein sehr starkes Durchsetzungsvermögen besitzt, bringt eine Gruppe von ihnen dazu, eine Station auf dem unerforschten Festland zu errichten. Das ist die Ausgangssituation für das weitere Geschehen.
Beurteilung:
"Der Held von Avalon" bietet fast nur äußere Spannung, weist keine psychologische Glaubwürdigkeit auf, zeigt einen einsamen Helden und letztlich Retter der Kolonie. Allerdings muß zugestanden werden, daß der erste Roman als reine Action-Lektüre sehr wohl Wirkung erzielt. Um so erfreulicher ist der nicht nur relative Tiefgang des Folgebandes. Neben der reichlich vorhandenen Spannung und den gelungenen Überraschungsmomenten kommen auch die psychologischen Aspekte im konfliktreichen Zusammenleben nicht zu kurz. Die Autoren überzeugen durch abwechslungsreiche Handlungsstränge und schaffen durch das Überblenden in die Perspektive der einzelnen Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Zielen und Charakteren ein breit gefächertes und zum Nachdenken anregendes Erzählspektrum. Sie benötigen keinen Überhelden im Besitz der alleinigen Wahrheit. Zwar steht die Erforschung der komplexen Fauna und Flora mit ihren Chancen und Risiken im Vordergrund, aber die eigentliche innere Dynamik und die unerwarteten Wendungen erwachsen aus den zwischenmenschlichen Konflikten der Kolonisten.
Fazit:
Diese vielschichtige Mischung aus sozialen und biologischen Komponenten, das Fehlen von Führern mit übermenschlichen Fähigkeiten und die Faszination eines fremden Planeten, dessen Rätsel und Gefahren sehr geschickt Stück für Stück erklärbar werden, machen "Beowulfs Kinder" zu einem Spitzenroman. Angenehm überrascht auch, daß den mörderischen Grendels, im ersten Roman nur biologische Vernichtungsmaschinen, eine gewisse Intelligenz und soziales Anpassungsvermögen zugestanden wird. Vielleicht entspricht das Werk nicht der Erwartungshaltung einer vorrangig an technischen Aspekten orientierten Leserschaft, da keine Weiterentwicklung der vorhandenen Technologie stattfindet. Obwohl Gefühle und Beziehungsprobleme nicht ausgespart, ja sogar Erziehungstheorien hinterfragt werden, bleibt der Roman spannend und abwechslungsreich bis zur letzten Seite.

Titel: Beowulfs Kinder (Beowulf’s Children)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Bastei 24223

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Der Folgeband zu dem vor vielen Jahren erschienenen "Der Held von Avalon" (Bastei 23089) kann notfalls auch als eigenständiger Roman gelesen werden. Immer wieder rollen Rückblenden zumindest umrißhaft das Geschehen des früheren Werkes auf. Dies geschieht jedoch in Form von allgemein verbindlichen Verhaltensregeln und persönlichen Erinnerungsbildern so gekonnt, daß es nie belehrend oder gar langweilig wirkt.

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Der Splitter im Auge Gottes

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Der Splitter im Auge Gottes

Titel: Der Splitter im Auge Gottes (The Mote in God’s Eye)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Heyne 06/3531, 06/8220

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien unter der Heyne Reihenbandnummer 21532

Dieser schon vor fast zwanzig Jahren in Deutschland erstmals aufgelegte Roman zählt zu den wenigen Werken, die seitdem ununterbrochen verfügbar sind. Erneute Aktualität erlangte er durch die vor kurzem erschienene Fortsetzung „Der Ring um das Auge Gottes“ (Heyne 5180), die m.E. allerdings weit weniger interessant ist als sein Vorgänger.
Inhalt:
Im vierten Jahrtausend sendet das zweite Sternenimperium der Menschheit eine Expedition von zwei Schiffen aus, die Kontakt mit einer Fremdrasse, den „Splits“, aufnehmen soll. Diese, die im Gegensatz zum Imperium keinen überlichtschnellen Raumschiffantrieb besitzen, aber technologisch dennoch weit fortgeschritten sind, bewohnen das Sonnensystem „Splitter im Auge Gottes“. Stück für Stück wird das gefährliche Geheimnis dieser fremden Lebensform enträtselt, die von Geburt an spezialisiert, d.h. biologisch auf bestimmte Funktionen programmiert sind.
Beurteilung:
Dies ist die Ausgangsposition des sehr spannenden Romans, dessen Hauptreiz das Detektivspiel bildet, wie die Delegation der Menschen die biologische Zwangslage der „Splits“ nach und nach erkennt und einordnet. Diese faszinierende Puzzle wird unterstrichen durch die gelungene Schilderung der facettenreichen fremden Kultur. Die Aliens sind in Klassen eingeteilt: Herrschende, Vermittler (eine Art Dolmetscher-Diplomaten) und eine zahlreiche dumpfe Subspezies ohne eigentliche Intelligenz, die aber instinktgeleitet Maschinen konstruieren und erhalten kann. Leider sind die menschlichen Charaktere meist sehr schablonenhaft dargestellt, wirken stereotyp und umrißhaft. Nicht vieles wird hinterfragt, der gedankliche Hintergrund ist wenig glaubhaft – vielleicht am fragwürdigsten in der Tatsache, daß die Menschheit im Kosmos feudalistisch organisiert ist, na ja …
Fazit:
Trotz dieser Schwächen und gelegentlicher Längen besticht dieser umfangreiche Roman durch starke Spannung. Sicherlich werden die Leser, die sich an gelegentlichen Kritikpunkten nicht übermäßig stören, fasziniert sein von der absolut fremdartigen und doch letztlich in sich logischen Darstellung dieser fremden Kultur, ihrer Zwänge und Ziele. Wer sich in die pralle und erregende Welt dieser Space Opera hineinziehen läßt, wird sicherlich auf seine Kosten kommen und verstehen, warum dieses Werk bei den Lesern so großen Erfolg hatte und noch immer hat.

Titel: Der Splitter im Auge Gottes (The Mote in God’s Eye)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Heyne 06/3531, 06/8220

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien unter der Heyne Reihenbandnummer 21532

Dieser schon vor fast zwanzig Jahren in Deutschland erstmals aufgelegte Roman zählt zu den wenigen Werken, die seitdem ununterbrochen verfügbar sind. Erneute Aktualität erlangte er durch die vor kurzem erschienene Fortsetzung „Der Ring um das Auge Gottes“ (Heyne 5180),

den ganzen Beitrag lesen…