Adventskalender 2025 T-14: Denial of Service
von Horst Illmeram 10. Dezember 2025

- Aiki Mira
DENIAL OF SERVICE. Science-Fiction-Thriller.
Frankfurt a. M., TOR, 2025, 252 S.
ISBN 978-3-596-71182-6 / 18,00 Euro
Klappenbroschur
Nach Hamburg und Berlin jetzt also noch Frankfurt am Main – Städte sind bei Aiki Mira nie nur Kulisse, Städte sind Lebewesen, Protagonisten, Mitspieler. Frankfurt zum Beispiel ist ein eigener Staat im Staat geworden, finanzmächtiger als viele der kleineren Nationen, mit eigener Regierung und Rechtsprechung und Vollzugsbehörden. Und Frankfurt hat eine eigene Starke KI, ein künstliches neuronales Netzwerk mit eigenen Moralvorstellungen. Das KNN sorgt für die Stadt und ihre Bewohner, regelt im Hintergrund alles Nötige und weiß über alles Bescheid. Und eines Tages verweigert das KNN sich – DOS: Denial of Service.
In den Hochhaustürmen der Banken, den Wohnsilos, den Bürogebäuden einerseits, aber auch in den Slums, den Parks, den Plätzen läuft das Leben erst einmal weiter wie bisher. Aber bei den Mächtigen im Hintergrund beginnt die nervöse Suche nach den Ursachen – denn ohne die allumfassende Hintergrundsteuerung des KNN droht der Zusammenbruch des Systems, das Scheitern des utopischen Versprechens von der sich selbst steuernden Metropolis.
Inmitten dieser chaostheoretischen Versuchsanordnung versuchen ein Dutzend Personen, Androiden, Tiere und allerlei Mischformen dazwischen ihr Leben so zu gestalten, dass sie unterhalb der Reizschwelle der allgegenwärtigen Überwachung bleiben. Denn deren Aufmerksamkeit zu erregen bringt Minuspunkte ein, was Ärger und Stress oder Schlimmeres bedeutet. So begegnen wir auf den ersten Seiten der Snack-Buden-Besitzerin Per, der Stadtverwaltungs-Mitarbeiterin Jov und dem Drohnen-Spray-Künstler Tad. Zusammengeführt werden sie durch den überraschenden Tod einer Freundin von Tad in Pers Snackbar.
Die Suche nach den Ursachen und Verantwortlichen müssen die drei selbst in die Hand nehmen, da sich die Stadt blind und taub stellt. Dabei treffen sie auf Drogendealer, Geheimbünde, korrupte Beamte, geheime Forschungslabors und heimliche Unterstützer.
Das alles erzählt Aiki Mira in einer selbst entwickelten, diesmal auch noch überaus lyrischen Sprache, die in sehr kurzen Kapiteln und einer auf das Notwendigste reduzierten Form spielerisch-leicht 3-D-Puzzle-Szenen vor unsere Augen bringt, zur Seite schiebt und darauf vertraut, dass sich am Ende ein vollständiges und größeres Bild ergibt als die Summe dieser Fragmente.
Das geheime Bindemittel, mit dem das alles zusammengeführt wird, der Grund dafür, dass der Rhythmus uns so tief bewegt und so fasziniert bei der Stange hält, ist: Liebe. Über alle Probleme und Abenteuer in DENIAL OF SERVICE hinweg zeigen alle Figuren starke Gefühle. Natürlich sind darunter auch Egoismus, Furcht, Zweifel, Gier, Unsicherheit und alle anderen möglichen Beweggründe für mehr oder weniger nachvollziehbares Handeln, aber als die wichtigste Emotion entpuppt sich die Zuneigung.
DENIAL OF SERVICE ist also nicht nur der spannende Science-Fiction-Thriller, den uns der Untertitel verspricht, nicht nur ein sprachlich eleganter Blick auf die heute schon absehbaren Entwicklungen von künstlicher Intelligenz und urbanen Großlösungen, sondern auch ein Plädoyer für mehr Empathie, mehr Gelassenheit, mehr Zusammenarbeit bei den dadurch entstehenden Problemfeldern. Oder ganz kurz: Der gelungene Abschluss von Aiki Miras Zukunfts-Städte-Trilogie!
Dem Roman gelingt dabei etwas, das inzwischen nur noch sehr wenige Bücher überhaupt versuchen – und noch weniger erreichen: Am Ende entlässt DENIAL OF SERVICE seine Protagonisten und Leser*innen mit dem Gefühl einer möglichen positiven Zukunft aus seinen Fängen.
Ich stelle mir Aiki Mira als glücklichen Menschen vor. Anders wäre dieses Liebeslied in Prosa gar nicht zu erklären.
Horst Illmer
- Kategorie: Adventskalender , Bücher , Horsts Bibliothek , Science Fiction , Tipps
- Keine Kommentare
von Horst Illmeram 10. Dezember 2025

- Aiki Mira
DENIAL OF SERVICE. Science-Fiction-Thriller.
Frankfurt a. M., TOR, 2025, 252 S.
ISBN 978-3-596-71182-6 / 18,00 Euro
Klappenbroschur
Nach Hamburg und Berlin jetzt also noch Frankfurt am Main – Städte sind bei Aiki Mira nie nur Kulisse, Städte sind Lebewesen, Protagonisten, Mitspieler. Frankfurt zum Beispiel ist ein eigener Staat im Staat geworden, finanzmächtiger als viele der kleineren Nationen, mit eigener Regierung und Rechtsprechung und Vollzugsbehörden. Und Frankfurt hat eine eigene Starke KI, ein künstliches neuronales Netzwerk mit eigenen Moralvorstellungen. Das KNN sorgt für die Stadt und ihre Bewohner, regelt im Hintergrund alles Nötige und weiß über alles Bescheid. Und eines Tages verweigert das KNN sich – DOS: Denial of Service.
In den Hochhaustürmen der Banken, den Wohnsilos, den Bürogebäuden einerseits, aber auch in den Slums, den Parks, den Plätzen läuft das Leben erst einmal weiter wie bisher. Aber bei den Mächtigen im Hintergrund beginnt die nervöse Suche nach den Ursachen – denn ohne die allumfassende Hintergrundsteuerung des KNN droht der Zusammenbruch des Systems, das Scheitern des utopischen Versprechens von der sich selbst steuernden Metropolis.
Inmitten dieser chaostheoretischen Versuchsanordnung versuchen ein Dutzend Personen, Androiden, Tiere und allerlei Mischformen dazwischen ihr Leben so zu gestalten, dass sie unterhalb der Reizschwelle der allgegenwärtigen Überwachung bleiben. Denn deren Aufmerksamkeit zu erregen bringt Minuspunkte ein, was Ärger und Stress oder Schlimmeres bedeutet. So begegnen wir auf den ersten Seiten der Snack-Buden-Besitzerin Per, der Stadtverwaltungs-Mitarbeiterin Jov und dem Drohnen-Spray-Künstler Tad. Zusammengeführt werden sie durch den überraschenden Tod einer Freundin von Tad in Pers Snackbar.
Die Suche nach den Ursachen und Verantwortlichen müssen die drei selbst in die Hand nehmen, da sich die Stadt blind und taub stellt. Dabei treffen sie auf Drogendealer, Geheimbünde, korrupte Beamte, geheime Forschungslabors und heimliche Unterstützer.
Das alles erzählt Aiki Mira in einer selbst entwickelten, diesmal auch noch überaus lyrischen Sprache, die in sehr kurzen Kapiteln und einer auf das Notwendigste reduzierten Form spielerisch-leicht 3-D-Puzzle-Szenen vor unsere Augen bringt, zur Seite schiebt und darauf vertraut, dass sich am Ende ein vollständiges und größeres Bild ergibt als die Summe dieser Fragmente.
Das geheime Bindemittel, mit dem das alles zusammengeführt wird, der Grund dafür, dass der Rhythmus uns so tief bewegt und so fasziniert bei der Stange hält, ist: Liebe. Über alle Probleme und Abenteuer in DENIAL OF SERVICE hinweg zeigen alle Figuren starke Gefühle. Natürlich sind darunter auch Egoismus, Furcht, Zweifel, Gier, Unsicherheit und alle anderen möglichen Beweggründe für mehr oder weniger nachvollziehbares Handeln, aber als die wichtigste Emotion entpuppt sich die Zuneigung.
DENIAL OF SERVICE ist also nicht nur der spannende Science-Fiction-Thriller, den uns der Untertitel verspricht, nicht nur ein sprachlich eleganter Blick auf die heute schon absehbaren Entwicklungen von künstlicher Intelligenz und urbanen Großlösungen, sondern auch ein Plädoyer für mehr Empathie, mehr Gelassenheit, mehr Zusammenarbeit bei den dadurch entstehenden Problemfeldern. Oder ganz kurz: Der gelungene Abschluss von Aiki Miras Zukunfts-Städte-Trilogie!
Dem Roman gelingt dabei etwas, das inzwischen nur noch sehr wenige Bücher überhaupt versuchen – und noch weniger erreichen: Am Ende entlässt DENIAL OF SERVICE seine Protagonisten und Leser*innen mit dem Gefühl einer möglichen positiven Zukunft aus seinen Fängen.
Ich stelle mir Aiki Mira als glücklichen Menschen vor. Anders wäre dieses Liebeslied in Prosa gar nicht zu erklären.
Horst Illmer
- Kategorie: Adventskalender , Bücher , Horsts Bibliothek , Science Fiction , Tipps
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