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Der Wüstenplanet

von am 23. August 2021

Frank Herbert
DER WÜSTENPLANET. Roman.
Ü : Jakob Schmidt, Ill.: John Schoenherr
(DUNE / 1965)
München, Heyne, 2016, 800 S.
ISBN 978-3-453-31717-8

Seit der ersten (stark gekürzten) deutschen Übersetzung von Frank Herberts Roman DER WÜSTENPLANET durch Wulf H. Bergner im Jahr 1967 lebten die Leser hierzulande mit der Frage, was denn an diesem Werk so besonderes sei. Auch die 1978 erfolgte (und danach noch mehrmals überarbeitete) Fassung von Ronald M. Hahn wurde der Sprachgewalt Herberts nicht wirklich gerecht. Erst die seit 2016 vorliegende Übertragung durch Jakob Schmidt kann als wirklich gelungen gelten und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit für viele Jahre ihre Gültigkeit bewahren.
Bei wenigen Büchern aus dem Bereich der Science Fiction gibt es derart unterschiedliche Urteile wie bei diesem, mittlerweile über fünfzig Jahre alten Roman. Immer wieder gewinnt das Buch Umfragen nach dem besten Science-Fiction-Roman aller Zeiten und ebenso vehement bestreiten seine Kritiker jede inhaltliche wie stilistische Qualität.
Frank Herbert hat einen Abenteuer-Roman geschrieben, der auf einem Planeten namens Arrakis spielt und die Entwicklung eines jungen Mannes zum Anführer und Rebellen beschreibt. Auf dieser obersten Textschicht entwickelt sich eine Geschichte, die ebenso farbig wie spannend ist und einen faszinierend detaillierten Weltentwurf vorstellt.
Der Wüstenplanet selbst wird zum machtvoll Mitwirkenden und entfaltet sich vor dem Leser als ein ökologisches System, dessen Darstellung weit über alles hinausgeht, was die Science Fiction bis dahin kannte. Herbert gelingt es, das Zusammenspiel von Sand, Wind, Würmern, Wasser, Luft- und Bodenschichten, ja selbst der Mikroorganismen als spannenden Bestandteil der Erzählung mitzugeben. Es wird klar, dass grobe Eingriffe, wie zum Beispiel das Terraforming, nur zur Vernichtung dieses Kreislaufs führen können. Wenn man Arrakis verändern will, wenn man für die einheimischen Fremen eine leichter erträgliche Welt formen will, muss man mit ihnen und den naturgegebenen Möglichkeiten ein langsames und vorsichtiges Programm entwickeln und ausführen.
Von allen unterschwelligen Motiven, die Frank Herbert in dieses Buch gelegt hat, ist das wohl am leichtesten zu übersehende das der utopischen Gesellschaft der Fremen. Mit der Beschreibung der Lebensweise dieses Wüstenvolkes, seiner Riten und Gebräuche, seiner Stammesstruktur und Religion, seiner Kunst, die Möglichkeiten dieser unwirtlichen Welt zu nutzen und jede Verschwendung zu vermeiden, bringt der Autor viele Ideen auf den Punkt, die sich erst Jahre später in den Programmen von Umweltgruppen und Parteien artikulierten.
Das alles macht aus dem WÜSTENPLANETEN ein meisterhaftes Buch, einen Jahrhundert-Roman, den zu lesen man sich keinesfalls entgehen lassen sollte!

Horst Illmer

von am 23. August 2021

Frank Herbert
DER WÜSTENPLANET. Roman.
Ü : Jakob Schmidt, Ill.: John Schoenherr
(DUNE / 1965)
München, Heyne, 2016, 800 S.
ISBN 978-3-453-31717-8

Seit der ersten (stark gekürzten) deutschen Übersetzung von Frank Herberts Roman DER WÜSTENPLANET durch Wulf H. Bergner im Jahr 1967 lebten die Leser hierzulande mit der Frage, was denn an diesem Werk so besonderes sei. Auch die 1978 erfolgte (und danach noch mehrmals überarbeitete) Fassung von Ronald M. Hahn wurde der Sprachgewalt Herberts nicht wirklich gerecht. Erst die seit 2016 vorliegende Übertragung durch Jakob Schmidt kann als wirklich gelungen gelten und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit für viele Jahre ihre Gültigkeit bewahren.
Bei wenigen Büchern aus dem Bereich der Science Fiction gibt es derart unterschiedliche Urteile wie bei diesem, mittlerweile über fünfzig Jahre alten Roman. Immer wieder gewinnt das Buch Umfragen nach dem besten Science-Fiction-Roman aller Zeiten und ebenso vehement bestreiten seine Kritiker jede inhaltliche wie stilistische Qualität.
Frank Herbert hat einen Abenteuer-Roman geschrieben, der auf einem Planeten namens Arrakis spielt und die Entwicklung eines jungen Mannes zum Anführer und Rebellen beschreibt. Auf dieser obersten Textschicht entwickelt sich eine Geschichte, die ebenso farbig wie spannend ist und einen faszinierend detaillierten Weltentwurf vorstellt.
Der Wüstenplanet selbst wird zum machtvoll Mitwirkenden und entfaltet sich vor dem Leser als ein ökologisches System, dessen Darstellung weit über alles hinausgeht, was die Science Fiction bis dahin kannte. Herbert gelingt es, das Zusammenspiel von Sand, Wind, Würmern, Wasser, Luft- und Bodenschichten, ja selbst der Mikroorganismen als spannenden Bestandteil der Erzählung mitzugeben. Es wird klar, dass grobe Eingriffe, wie zum Beispiel das Terraforming, nur zur Vernichtung dieses Kreislaufs führen können. Wenn man Arrakis verändern will, wenn man für die einheimischen Fremen eine leichter erträgliche Welt formen will, muss man mit ihnen und den naturgegebenen Möglichkeiten ein langsames und vorsichtiges Programm entwickeln und ausführen.
Von allen unterschwelligen Motiven, die Frank Herbert in dieses Buch gelegt hat, ist das wohl am leichtesten zu übersehende das der utopischen Gesellschaft der Fremen. Mit der Beschreibung der Lebensweise dieses Wüstenvolkes, seiner Riten und Gebräuche, seiner Stammesstruktur und Religion, seiner Kunst, die Möglichkeiten dieser unwirtlichen Welt zu nutzen und jede Verschwendung zu vermeiden, bringt der Autor viele Ideen auf den Punkt, die sich erst Jahre später in den Programmen von Umweltgruppen und Parteien artikulierten.
Das alles macht aus dem WÜSTENPLANETEN ein meisterhaftes Buch, einen Jahrhundert-Roman, den zu lesen man sich keinesfalls entgehen lassen sollte!

Horst Illmer

3 Kommentare zu “Der Wüstenplanet”

  1. Oliver sagt:

    Ich würde zum Bradbury raten.

    1. MITCH sagt:

      Hallo Oliver, besten Dank für deinen Tipp! Jetzt werden wohl die Mars-Chroniken sehr bald auf meinem Nachttisch liegen.

  2. MITCH sagt:

    Lieber Horst,
    lieben Dank für die tolle Rezension.

    Das macht unwiderstehliche Lust auf Herberts "Jahrhundert-Roman"…

    "Der Wüstenplanet" steht schon seit geraumer Zeit in meinem Bücherregal und wartet auf meine Zuwendung.

    Die Woche steht für mich wieder mein heiliger Gang zu meiner kleinen Bibliothek an, … und jetzt habe ich Dank Deiner Rezension noch mehr Qual der Wahl … Zuerst "Eines Menschen Flügel" oder zuerst "Die Mars-Chroniken" oder doch lieber gleich "Der Wüstenplanet" …

    Oh je, oh je … 😉

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