Der Tag vor der Revolution
von Horst Illmeram 24. November 2025

- Ursula K. Le Guin
DER TAG VOR DER REVOLUTION.
25 Science-Fiction-Storys.
Originalausgabe
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt und mit einem Nachwort von Karen Nölle
Frankfurt a. M., TOR (S. Fischer), 2025, 782 S.
ISBN 978-3-596-71087-4 / 36,00 Euro
Hardcover
Die US-amerikanische Autorin Ursula K. Le Guin (1929–2018) erlebt seit einigen Jahren bei uns endlich die verdiente, aber leider lange Zeit verweigerte, Aufmerksamkeit, die einer Weltliteratin zusteht. Die Verlage TOR und Carcosa kümmern sich um ihre Hauptwerke, die in hervorragenden Erst- oder Neuübersetzungen, hauptsächlich durch die kongeniale Karen Nölle, neue Leser*innen-Generationen begeistern.
Dabei handelt es sich jedoch überwiegend um Romane (von einem Essay-Band bei Golkonda und der überaus beliebten »Tragetaschentheorie« in »Am Anfang war der Beutel« bei Oya einmal abgesehen), ihre über einhundert Stories und Novellen wurden in den letzten dreißig Jahren sehr stiefmütterlich behandelt.
Mit dem monumentalen Band DER TAG VOR DER REVOLUTION, der zur Buchmesse 2025 erschienen ist, erfährt auch dieser Missstand Abhilfe. Gleich 25 Science-Fiction-Storys sind hier auf fast 800 Seiten versammelt, immerhin fünf von ihnen als Deutsche Erstausgaben, die anderen durchgesehen und neu übertragen.
Natürlich sucht der Kennerblick zuerst die großen Klassiker („Die aus Omelas fortgehen“, „Neun Leben“ oder „Der Tag vor der Revolution“), aber nach so langer Zeit ist das müßig und eher dem Alter des Rezensenten geschuldet. Tatsächlich ist es so, dass in dieser Sammlung kein einziger Ausfall zu verzeichnen ist. Es geht eher um Vorlieben: Geschichten, die im Rahmen der Hainish-Ökumene angesiedelt sind, oder Stories, die für sich alleine stehen. Frühe Texte, die (gewissermaßen) noch der traditionellen Science Fiction angehören, oder Erzählungen, in denen Le Guin ihre stetig weiter entwickelte Meisterschaft durch Themenwahl und Konzentration auf Wesentliches beweist.
Karen Nölle verfolgt diese Entwicklung in ihrem ausführlichen Nachwort, lässt jedoch auch Le Guin selbst in zwei klugen Essays („Darf ich mich vorstellen?“ und „Science Fiction lese ich nicht“) über das Verhältnis zwischen Autorin und Publikum nachdenken.
(Seufzer) Ich weiß – Kurzgeschichten sind für viele Leser*innen eine eher abschreckende Textsorte. Aber! Wenn Sie in diesem Jahr nur eine einzige Story-Sammlung kaufen und lesen wollen, werden Sie hier den ultimativen Kick erleben. (Und vielleicht noch mal ganz neu nachdenken, über Ihr Verhältnis zur kurzen Literaturform.)
Horst Illmer
- Kategorie: Bücher , Horsts Bibliothek , Science Fiction
- Keine Kommentare
von Horst Illmeram 24. November 2025

- Ursula K. Le Guin
DER TAG VOR DER REVOLUTION.
25 Science-Fiction-Storys.
Originalausgabe
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt und mit einem Nachwort von Karen Nölle
Frankfurt a. M., TOR (S. Fischer), 2025, 782 S.
ISBN 978-3-596-71087-4 / 36,00 Euro
Hardcover
Die US-amerikanische Autorin Ursula K. Le Guin (1929–2018) erlebt seit einigen Jahren bei uns endlich die verdiente, aber leider lange Zeit verweigerte, Aufmerksamkeit, die einer Weltliteratin zusteht. Die Verlage TOR und Carcosa kümmern sich um ihre Hauptwerke, die in hervorragenden Erst- oder Neuübersetzungen, hauptsächlich durch die kongeniale Karen Nölle, neue Leser*innen-Generationen begeistern.
Dabei handelt es sich jedoch überwiegend um Romane (von einem Essay-Band bei Golkonda und der überaus beliebten »Tragetaschentheorie« in »Am Anfang war der Beutel« bei Oya einmal abgesehen), ihre über einhundert Stories und Novellen wurden in den letzten dreißig Jahren sehr stiefmütterlich behandelt.
Mit dem monumentalen Band DER TAG VOR DER REVOLUTION, der zur Buchmesse 2025 erschienen ist, erfährt auch dieser Missstand Abhilfe. Gleich 25 Science-Fiction-Storys sind hier auf fast 800 Seiten versammelt, immerhin fünf von ihnen als Deutsche Erstausgaben, die anderen durchgesehen und neu übertragen.
Natürlich sucht der Kennerblick zuerst die großen Klassiker („Die aus Omelas fortgehen“, „Neun Leben“ oder „Der Tag vor der Revolution“), aber nach so langer Zeit ist das müßig und eher dem Alter des Rezensenten geschuldet. Tatsächlich ist es so, dass in dieser Sammlung kein einziger Ausfall zu verzeichnen ist. Es geht eher um Vorlieben: Geschichten, die im Rahmen der Hainish-Ökumene angesiedelt sind, oder Stories, die für sich alleine stehen. Frühe Texte, die (gewissermaßen) noch der traditionellen Science Fiction angehören, oder Erzählungen, in denen Le Guin ihre stetig weiter entwickelte Meisterschaft durch Themenwahl und Konzentration auf Wesentliches beweist.
Karen Nölle verfolgt diese Entwicklung in ihrem ausführlichen Nachwort, lässt jedoch auch Le Guin selbst in zwei klugen Essays („Darf ich mich vorstellen?“ und „Science Fiction lese ich nicht“) über das Verhältnis zwischen Autorin und Publikum nachdenken.
(Seufzer) Ich weiß – Kurzgeschichten sind für viele Leser*innen eine eher abschreckende Textsorte. Aber! Wenn Sie in diesem Jahr nur eine einzige Story-Sammlung kaufen und lesen wollen, werden Sie hier den ultimativen Kick erleben. (Und vielleicht noch mal ganz neu nachdenken, über Ihr Verhältnis zur kurzen Literaturform.)
Horst Illmer
- Kategorie: Bücher , Horsts Bibliothek , Science Fiction
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