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Memory Wall

von am 3. Januar 2018

Anthony Doerr
MEMORY WALL. Novelle.
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
(Memory Wall / 2010)
München, C. H. Beck, 2016, 135 Seiten
ISBN 978-3-406-68961-1

Es kommt nur alle Heilige Zeiten einmal vor, dass mich eine Leseempfehlung aus dem Radio, zum sofortigen Kauf eines Buches bewegt. Umso dankbarer bin ich dem Zufall, dass ich Ulla Müllers Besprechung von Anthony Doerrs Novelle MEMORY WALL, die bereits 2016 erschienen ist, auf Bayern 1 gehört habe.
Der Inhalt dieses schmalen Bändchens hat es in sich: Es geht ums Älterwerden, um die damit einhergehenden Demenzerscheinungen, um Verlust, um Rassenfragen, um skrupellose Sammler, um unerwartete Menschlichkeit in hoffnungslosen Situationen – und darum, wie man sein Leben weiterlebt, auch wenn das Ende absehbar ist. Die Geschichte spielt in einer nahen Zukunft in einem Vorort von Kapstadt. Dort lebt die vermögende, aber leider demente, Witwe Alma, liebevoll umsorgt von ihrem Angestellten Pheko, der sie mehrmals im Monat zu einem Arzt fährt, der aus dem „interzellulären Raum“ ihres Körpers verlorengegangene Erinnerungen gewinnt und auf Kassetten speichert. Diese Kassetten kann Alma dann zuhause ansehen und so ihre Trauer um den Verlust ihres Mannes ein wenig dämpfen.
Aber in ihren Gedächtnis-Aufzeichnungen gibt es auch eine Kassette, für die sich zwielichtige Sammler interessieren. Deshalb erhält Alma seit einigen Wochen allnächtlichen Besuch von zwei Einbrechern …
Es ist jedoch nicht diese zwischen Science Fiction und Krimi angesiedelte Handlung, die MEMORY WALL zu einem so beeindruckenden Werk macht, sondern die, von Werner Löcher-Lawrence hervorragend übersetzte, stilistische Brillanz mit der Doerr seine Protagonisten zum Leben erweckt. Die oftmals nur mit wenigen Zeilen charakterisierten Figuren stehen trotz ihrer teilweise abscheulichen Taten in all ihrer fragilen Menschlichkeit vor dem Leserauge und vermögen es, uns zu ergreifen. Auf seine Art womöglich ein Meisterwerk.

Horst Illmer

von am 3. Januar 2018

Anthony Doerr
MEMORY WALL. Novelle.
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
(Memory Wall / 2010)
München, C. H. Beck, 2016, 135 Seiten
ISBN 978-3-406-68961-1

Es kommt nur alle Heilige Zeiten einmal vor, dass mich eine Leseempfehlung aus dem Radio, zum sofortigen Kauf eines Buches bewegt. Umso dankbarer bin ich dem Zufall, dass ich Ulla Müllers Besprechung von Anthony Doerrs Novelle MEMORY WALL, die bereits 2016 erschienen ist, auf Bayern 1 gehört habe.
Der Inhalt dieses schmalen Bändchens hat es in sich: Es geht ums Älterwerden, um die damit einhergehenden Demenzerscheinungen, um Verlust, um Rassenfragen, um skrupellose Sammler, um unerwartete Menschlichkeit in hoffnungslosen Situationen – und darum, wie man sein Leben weiterlebt, auch wenn das Ende absehbar ist. Die Geschichte spielt in einer nahen Zukunft in einem Vorort von Kapstadt. Dort lebt die vermögende, aber leider demente, Witwe Alma, liebevoll umsorgt von ihrem Angestellten Pheko, der sie mehrmals im Monat zu einem Arzt fährt, der aus dem „interzellulären Raum“ ihres Körpers verlorengegangene Erinnerungen gewinnt und auf Kassetten speichert. Diese Kassetten kann Alma dann zuhause ansehen und so ihre Trauer um den Verlust ihres Mannes ein wenig dämpfen.
Aber in ihren Gedächtnis-Aufzeichnungen gibt es auch eine Kassette, für die sich zwielichtige Sammler interessieren. Deshalb erhält Alma seit einigen Wochen allnächtlichen Besuch von zwei Einbrechern …
Es ist jedoch nicht diese zwischen Science Fiction und Krimi angesiedelte Handlung, die MEMORY WALL zu einem so beeindruckenden Werk macht, sondern die, von Werner Löcher-Lawrence hervorragend übersetzte, stilistische Brillanz mit der Doerr seine Protagonisten zum Leben erweckt. Die oftmals nur mit wenigen Zeilen charakterisierten Figuren stehen trotz ihrer teilweise abscheulichen Taten in all ihrer fragilen Menschlichkeit vor dem Leserauge und vermögen es, uns zu ergreifen. Auf seine Art womöglich ein Meisterwerk.

Horst Illmer

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