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Star Wars Zeichner Emilio Laiso am 29.06. bei uns – Signierstunde und Comic-Kultur

von am 23. Juni 2018

Am Freitag, 29.06.2018 ab 14:00 Uhr ist es wieder soweit und wir begrüßen einen Comiczeichner bei uns im Laden, der schon vielen eurer Lieblingshelden Leben eingehaucht hat (Deadpool, Avengers, Star Wars…). Eine tolle Möglichkeit, einem Profi bei der Arbeit zuzusehen, mit ihm zu tratschen und einen Blick auf seine Kunst zu werfen. Zusätzlich könnt ihr euch einen Sketch und eine Signatur von Emilio Laiso ergattern und so ein ganz privates Unikat mit nach Hause nehmen. Als Erinnerung an einen schönen Nachmittag, einen Menschen und einen Künstler.
Mit Emilio Laiso setzen wir eine Lange Reihe von Signierstunden fort, bei denen wir euch nicht nur die Künstler hinter euren Lieblingshelden zum Greifen nahe bringen, sondern euch auch mit dem kulturellen Aspekt der Neunten Kunst bakannt machen.
Bei der letzten Signierstunde mit Jidi und Ageng kam es im Gespräch zu einem Punkt, der mich nachdenklich gemacht hat, weshalb ich bereits in der Nachbereitung ein paar Worte dazu verloren habe. Die besagte Frage von Ageng hat mich jetzt bewogen, einen kleinen Beitrag zum Thema Neunte Kunst und Comic-Kultur zu verfassen.

Comic-Kultur – aus meiner Sicht

Wer in Deutschland um Comic-Kultur bemüht ist fühlt sich recht allein. Mit Comic-Kultur meine ich nicht Fandom oder Kommerz, sondern tatsächlich den kulturellen Aspekt der neunten Kunst. Lasst mich – um das zu erklären – euch einladen, eine kleine Reise um die Welt zu machen. Zu den Ballungszentren des Comics, die wir in Ostasien, den USA und Westeuropa finden.

Ostasien – Kunst als ehrenvolles Handwerk

Asien und vor allem Japan (China, Taiwan…) stehen dabei für eine jahrhundertealte Tradition die sich aus Kunst und Malerei ganz fließend und wie selbstverständlich zum heutigen Manga entwickelt hat. Als Würzburger und Comicfans hatte man beispielsweise 2011 bei der Ausstellung "manga-do, der Weg des manga" im Siebold Museum die Chance, die Ursprünge ostasiatischer Comic-Kunst zu bewundern. Aus dieser Tradition erklärt sich auch der kulturelle Stellenwert und die naturgemäße Gleichstellung mit anderen Kunstformen. Wer Comiczeichner werden will, lernt diesen Beruf in traditioneller Weise. Der zukünftige Zeichner geht bei einem Meister in die Lehre und ist jahrelang dessen Gehilfe. Eine solche Ausbildung folgt dem in vielerlei Filmen gezeigten und oft auch verballhornten Weg eines Schülers der Kampfkünste. Statt "auftragen und polieren" heißt es hier Wolken und andere ungeliebte Hintergründe fertigstellen und voller Demut auf kleine Brotkrumen warten, die der Meister zuwirft. Am Ende – nach jahrelanger Lehrzeit – ist man dann selbst Meister seines Faches und kann seine eigene Kunst zu Markte tragen. Kunst als traditionelles Handwerk und gleichzeitig als respektable und ehrenhafte Meisterschaft.

USA – Lohnsklaven und Turbokapitalisten

Durch die gewaltige Maschinerie großer Verlage und Produktionsfirmen war der Zeichner von Gebrauchskunst in Amerika nichts weiter als ein ausgebeuteter Fließbandarbeiter (siehe hierzu auch den wunderbaren Artikel von Horst über Graphic Novel "Joe Shuster – Vater der Superhelden"). Ob Disneyfilm, Superheldencomic oder Zeitungsstrip – die Namen der Künstler, Zeichner und Geschichtenerzähler, bleiben unerwähnt und im Dunkeln. Der amerikanische Turbokapitalismus sieht den Künstler als Billiglohnsklaven des Konzernes und sein Werk als Wegwerfprodukt. Einzig das fertige Endprodukt unter dem Markenlogo zählt.
Erst viel später kommt es im Kampf der Gewerkschaften um Arbeiterrechte zu ersten Veränderungen. Durch gesellschaftlichen und kulturellen Wandel folgt die teilweise viel zu späte und manchmal posthume Anerkennung ihres Schaffens. Trotz aller Veränderungen bleibt es jedoch einigen wenigen vorbehalten, tatsächlich auf Podesten zu stehen. Auch wenn das Comic selbst faktisch als fester Bestandteil der (Pop)Kultur gesehen wird, sequentielle Kunst und grafisches Erzählen den Einzug in Universitäten gefunden haben und einzelne Namen in den Olymp aufgestiegen sind, klafft die Schere zwischen Kunst und Ausbeutung bis heute weit auf, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die neunte Kunst – Frankreich und Belgien

In Frankreich heißt eine der bedeutendsten kulturellen Einrichtungen für bildende Künste an erster Stelle Comic und dann erst Malerei. Cité internationale de la bande dessinée et de l’image (bis 2008 Centre national de la bande dessinée et de l’image). In Belgien widmen sich etliche Museen, darunter der beeindruckende Komplex des Musée Hergé der Kunstform Comic. Höchste Kulturpreise gehen regelmäßig an Comiczeichner. Comics sind nicht nur in der Kultur angekommen, sondern ein tragender Aspekt.

Der Hauptunterschied zu Deutschland ist trotz allem nicht die kulturelle, sondern die breite Akzeptanz. Was hilft es, wenn Comic durch Kunstbegriffe wie Craphic Novel heute im deutschen Feuilleton angekommen sind und Lehrer oder Professoren verschämt einzelne Werke im Unterricht behandeln und verwenden. In New York, Tokyo und Paris sitzen Bänker, Professoren, Vorstandsvorsitzende mit Schlips und feinem Zwirn comiclesend in City Subway, Métro, Tōkyō no chikatetsu und Underground. Bei uns bleibt das Heftchen als höchstes der Gefühle schamhaft hinter SZ oder FAZ verborgen oder gleich im Rucksack und Aktenkoffer.

Wilhelm Busch – ein Vater des Comic

Der vor über hundert Jahren verstorbene Wilhelm Busch mit seinem Max und Moritz gilt allgemein als einer der Väter des Comic und damit als Beleg, dass diese Ignoranz nicht immer in Deutschland geherrscht hat. Es gibt jede Menge Erklärungsansätze, den Stellenwert des Comic in Deutschland betreffend. Der mir am sinnvollsten erscheinende hängt mit einem deutlichem Verlust an Leichtigkeit während des – und nach dem verlorenen Krieg zusammen. Der deutschen Lebensart wohnt oder wohnte lange Zeit eine indoktrinierte Ernsthaftigkeit und Schwere inne welche eine gestrenge Grenze zieht zwischen ernsthafter Literatur und Schund zwischen Kunst und Kitsch.

Denkt einfach einmal kurz darüber nach, dass auch anerkannte Künstler wie Riemenschneider, Doré oder Tiepolo nichts anderes als Gebrauchskunst gefertigt haben und beileibe nicht allein sondern ebenfalls mit Schülern oder Helfern zusammen.

Sketch von Guillem March 2013 bei uns im Laden

Wie man das Comic betrachten kann

Wenn wir von Comiczeichnern reden haben wir im Normalfall deren Endprodukt im Kopf. Ja, Comiczeichner sind mit Sicherheit Künstler, die Gebrauchskunst erzeugen. Der Fokus liegt auf dem gedruckten Endprodukt wie beim Buch, wo auch nicht die Kritzeleien im Skript bewertet werden. Trotzdem ist die Sache beim Comic naturgemäß etwas anders gelagert. Häufig wird das Endprodukt den Zwischenstadien bei weitem nicht gerecht. Mein ganz persönlicher Blickwinkel auf die Kunst des Comics ist sehr stark durch Besuche großer Ausstellungen und die Begegnungen mit Künstlern geprägt. Natürlich lese ich nach wie vor gerne Comics aber meine Liebe gilt nicht nur dem Endprodukt, sondern auch der Kunst. Viele Originalseiten, die ich sehen durfte und zum Teil auch erworben habe, all die tollen Sketche, bei denen ich anwesend war oder die ich als Widmung für mich selbst bekommen habe sind mir heute mehr wert, als eine umfangreiche Sammlung. Es ist mir weit mehr Wert, Moebius noch kennengelernt, einem Vortrag von ihm gelauscht und einen winzigen Sketch von ihm ergattert zu haben, als dass ich sein komplettes Werk im Schrank stehen habe.

Wer Comics wirklich verstehen möchte, sollte sich nicht nur an seiner licht- und luftdicht vertpackten Sammlung delektieren, sondern den Geist atmen, der in ihnen steckt. Comics wollen ans Licht, sie wollen gesehen und gezeigt werden. Besucht Ausstellungen, kommt zu Signierstunden, sprecht mit Künstlern, seht euch Originalseiten an, hängt Kunstdrucke auf, tragt T-Shirts, lebt die Comic-Kultur!

  • Kategorie: Comics
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von am 23. Juni 2018

Am Freitag, 29.06.2018 ab 14:00 Uhr ist es wieder soweit und wir begrüßen einen Comiczeichner bei uns im Laden, der schon vielen eurer Lieblingshelden Leben eingehaucht hat (Deadpool, Avengers, Star Wars…). Eine tolle Möglichkeit, einem Profi bei der Arbeit zuzusehen, mit ihm zu tratschen und einen Blick auf seine Kunst zu werfen. Zusätzlich könnt ihr euch einen Sketch und eine Signatur von Emilio Laiso ergattern und so ein ganz privates Unikat mit nach Hause nehmen. Als Erinnerung an einen schönen Nachmittag, einen Menschen und einen Künstler.
Mit Emilio Laiso setzen wir eine Lange Reihe von Signierstunden fort, bei denen wir euch nicht nur die Künstler hinter euren Lieblingshelden zum Greifen nahe bringen, sondern euch auch mit dem kulturellen Aspekt der Neunten Kunst bakannt machen.
Bei der letzten Signierstunde mit Jidi und Ageng kam es im Gespräch zu einem Punkt, der mich nachdenklich gemacht hat, weshalb ich bereits in der Nachbereitung ein paar Worte dazu verloren habe. Die besagte Frage von Ageng hat mich jetzt bewogen, einen kleinen Beitrag zum Thema Neunte Kunst und Comic-Kultur zu verfassen.

Comic-Kultur – aus meiner Sicht

Wer in Deutschland um Comic-Kultur bemüht ist fühlt sich recht allein. Mit Comic-Kultur meine ich nicht Fandom oder Kommerz, sondern tatsächlich den kulturellen Aspekt der neunten Kunst. Lasst mich – um das zu erklären – euch einladen, eine kleine Reise um die Welt zu machen. Zu den Ballungszentren des Comics, die wir in Ostasien, den USA und Westeuropa finden.

Ostasien – Kunst als ehrenvolles Handwerk

Asien und vor allem Japan (China, Taiwan…) stehen dabei für eine jahrhundertealte Tradition die sich aus Kunst und Malerei ganz fließend und wie selbstverständlich zum heutigen Manga entwickelt hat. Als Würzburger und Comicfans hatte man beispielsweise 2011 bei der Ausstellung "manga-do, der Weg des manga" im Siebold Museum die Chance, die Ursprünge ostasiatischer Comic-Kunst zu bewundern. Aus dieser Tradition erklärt sich auch der kulturelle Stellenwert und die naturgemäße Gleichstellung mit anderen Kunstformen. Wer Comiczeichner werden will, lernt diesen Beruf in traditioneller Weise. Der zukünftige Zeichner geht bei einem Meister in die Lehre und ist jahrelang dessen Gehilfe. Eine solche Ausbildung folgt dem in vielerlei Filmen gezeigten und oft auch verballhornten Weg eines Schülers der Kampfkünste. Statt "auftragen und polieren" heißt es hier Wolken und andere ungeliebte Hintergründe fertigstellen und voller Demut auf kleine Brotkrumen warten, die der Meister zuwirft. Am Ende – nach jahrelanger Lehrzeit – ist man dann selbst Meister seines Faches und kann seine eigene Kunst zu Markte tragen. Kunst als traditionelles Handwerk und gleichzeitig als respektable und ehrenhafte Meisterschaft.

USA – Lohnsklaven und Turbokapitalisten

Durch die gewaltige Maschinerie großer Verlage und Produktionsfirmen war der Zeichner von Gebrauchskunst in Amerika nichts weiter als ein ausgebeuteter Fließbandarbeiter (siehe hierzu auch den wunderbaren Artikel von Horst über Graphic Novel "Joe Shuster – Vater der Superhelden"). Ob Disneyfilm, Superheldencomic oder Zeitungsstrip – die Namen der Künstler, Zeichner und Geschichtenerzähler, bleiben unerwähnt und im Dunkeln. Der amerikanische Turbokapitalismus sieht den Künstler als Billiglohnsklaven des Konzernes und sein Werk als Wegwerfprodukt. Einzig das fertige Endprodukt unter dem Markenlogo zählt.
Erst viel später kommt es im Kampf der Gewerkschaften um Arbeiterrechte zu ersten Veränderungen. Durch gesellschaftlichen und kulturellen Wandel folgt die teilweise viel zu späte und manchmal posthume Anerkennung ihres Schaffens. Trotz aller Veränderungen bleibt es jedoch einigen wenigen vorbehalten, tatsächlich auf Podesten zu stehen. Auch wenn das Comic selbst faktisch als fester Bestandteil der (Pop)Kultur gesehen wird, sequentielle Kunst und grafisches Erzählen den Einzug in Universitäten gefunden haben und einzelne Namen in den Olymp aufgestiegen sind, klafft die Schere zwischen Kunst und Ausbeutung bis heute weit auf, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die neunte Kunst – Frankreich und Belgien

In Frankreich heißt eine der bedeutendsten kulturellen Einrichtungen für bildende Künste an erster Stelle Comic und dann erst Malerei. Cité internationale de la bande dessinée et de l’image (bis 2008 Centre national de la bande dessinée et de l’image). In Belgien widmen sich etliche Museen, darunter der beeindruckende Komplex des Musée Hergé der Kunstform Comic. Höchste Kulturpreise gehen regelmäßig an Comiczeichner. Comics sind nicht nur in der Kultur angekommen, sondern ein tragender Aspekt.

Der Hauptunterschied zu Deutschland ist trotz allem nicht die kulturelle, sondern die breite Akzeptanz. Was hilft es, wenn Comic durch Kunstbegriffe wie Craphic Novel heute im deutschen Feuilleton angekommen sind und Lehrer oder Professoren verschämt einzelne Werke im Unterricht behandeln und verwenden. In New York, Tokyo und Paris sitzen Bänker, Professoren, Vorstandsvorsitzende mit Schlips und feinem Zwirn comiclesend in City Subway, Métro, Tōkyō no chikatetsu und Underground. Bei uns bleibt das Heftchen als höchstes der Gefühle schamhaft hinter SZ oder FAZ verborgen oder gleich im Rucksack und Aktenkoffer.

Wilhelm Busch – ein Vater des Comic

Der vor über hundert Jahren verstorbene Wilhelm Busch mit seinem Max und Moritz gilt allgemein als einer der Väter des Comic und damit als Beleg, dass diese Ignoranz nicht immer in Deutschland geherrscht hat. Es gibt jede Menge Erklärungsansätze, den Stellenwert des Comic in Deutschland betreffend. Der mir am sinnvollsten erscheinende hängt mit einem deutlichem Verlust an Leichtigkeit während des – und nach dem verlorenen Krieg zusammen. Der deutschen Lebensart wohnt oder wohnte lange Zeit eine indoktrinierte Ernsthaftigkeit und Schwere inne welche eine gestrenge Grenze zieht zwischen ernsthafter Literatur und Schund zwischen Kunst und Kitsch.

Denkt einfach einmal kurz darüber nach, dass auch anerkannte Künstler wie Riemenschneider, Doré oder Tiepolo nichts anderes als Gebrauchskunst gefertigt haben und beileibe nicht allein sondern ebenfalls mit Schülern oder Helfern zusammen.

Sketch von Guillem March 2013 bei uns im Laden

Wie man das Comic betrachten kann

Wenn wir von Comiczeichnern reden haben wir im Normalfall deren Endprodukt im Kopf. Ja, Comiczeichner sind mit Sicherheit Künstler, die Gebrauchskunst erzeugen. Der Fokus liegt auf dem gedruckten Endprodukt wie beim Buch, wo auch nicht die Kritzeleien im Skript bewertet werden. Trotzdem ist die Sache beim Comic naturgemäß etwas anders gelagert. Häufig wird das Endprodukt den Zwischenstadien bei weitem nicht gerecht. Mein ganz persönlicher Blickwinkel auf die Kunst des Comics ist sehr stark durch Besuche großer Ausstellungen und die Begegnungen mit Künstlern geprägt. Natürlich lese ich nach wie vor gerne Comics aber meine Liebe gilt nicht nur dem Endprodukt, sondern auch der Kunst. Viele Originalseiten, die ich sehen durfte und zum Teil auch erworben habe, all die tollen Sketche, bei denen ich anwesend war oder die ich als Widmung für mich selbst bekommen habe sind mir heute mehr wert, als eine umfangreiche Sammlung. Es ist mir weit mehr Wert, Moebius noch kennengelernt, einem Vortrag von ihm gelauscht und einen winzigen Sketch von ihm ergattert zu haben, als dass ich sein komplettes Werk im Schrank stehen habe.

Wer Comics wirklich verstehen möchte, sollte sich nicht nur an seiner licht- und luftdicht vertpackten Sammlung delektieren, sondern den Geist atmen, der in ihnen steckt. Comics wollen ans Licht, sie wollen gesehen und gezeigt werden. Besucht Ausstellungen, kommt zu Signierstunden, sprecht mit Künstlern, seht euch Originalseiten an, hängt Kunstdrucke auf, tragt T-Shirts, lebt die Comic-Kultur!

  • Kategorie: Comics
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