Infrastrukturen
von Gerd am 27. Dezember 2009 8 Kommentare
Die state Zeit ist gekommen und ich habe ein wenig Muße. Zeit um nachzudenken und die Gedanken zu sortieren.
Dabei ist so etwas wie ein Jahresrückblick und ein Vorsatz herausgekommen. Das Jahr 2009 war für uns als kleinen Laden nicht unbedingt einfach. Auch wenn wir uns nach bestem Wissen und Gewissen bemüht haben, den Wünschen unserer Kunden gerecht zu werden und unserem gemeinsamen Lieblingsgenre, der Phantastik, ein würdiges zu Hause zu bieten, sind wir mit unseren Anstrengungen nicht immer erfolgreich gewesen. Wie unterschiedlich unser Wirken aufgenommen wird, hat sich zum Teil auch in Reaktionen hier auf unserer Seite widergespiegelt. In Zeiten der Rezession und der Angst vor wirtschaftlichem Niedergang treten die Veränderungen in den Sichtweisen und Gewohnheiten noch deutlicher hervor. Der Wandel im Kaufverhalten ist sicher nicht mehr vollständig umzukehren. Die stetig wachsende Rolle von Online Shops und vor allem die Möglichkeit globalen Shoppings und sekundenschnell abrufbarer Preisvergleiche macht die Reste der lokalen Infrastruktur zu Dinosauriern, die dem Wandel der ökonomischen Evolution nicht folgen können. Die oberflächliche und Suchmaschinen-optimierte Informationsbeschaffung macht es scheinbar unendlich leicht den Schnäppchen der Welt hinterher zu surfen. Was dabei vollkommen in Vergessenheit gerät, ist, dass die fast schon völlig zerschlagenen Strukturen lebendiger Ortschaften und Stadtteile durchaus auch ihre Vorteile haben. Im Bewusstsein der meisten Menschen haben die kleinen Geschäfte in ihrer Nachbarschaft fast vollständig aufgehört zu existieren. Weder die auf der Hand liegenden praktischen Vorteile, noch ein regionaler oder sogar persönlicher Bezug kann an dieser Entwicklung etwas ändern. Ich gebe zu, dass diese Entwicklung weder neu noch besonders überraschend ist. Dennoch muss ich sie nicht mögen und auch nicht als unumstößlich akzeptieren.
Für mich persönlich ist der direkte Kontakt zu Menschen, und dazu gehören für mich eben auch die Menschen, die Produkte verkaufen, die ich erwerben will oder muss, nicht nur ein peripherer Luxus, sondern definitiv Lebensqualität. Wie kann ich mich überrascht geben, wenn alles um mich herum immer schneller, immer unpersönlicher und immer leerer wird, wenn ich selbst meine Beziehungen zu Mitmenschen vernachlässige und bewusst die Drähte zu meiner eigenen kleinen Welt durchtrenne. Ich muss nicht neidvoll gen Süden blicken, nach dem Urlaub beeindruckt von dem netten und gemütlichen Leben in irgendeinem italienischen Fischerdorf, wenn ich gleichzeitig, kaum wieder zu Hause zum Discounter hetze um meine Lebensmittelvorräte möglichst billig und geschmacksneutral aufzufüllen. Billige Bio-Äpfel aus Neuseeland, eingeschweißtes Fleisch von amerikanischen Rindviechern und mittelmäßigen Wein aus Kalifornien, möglichst gefällig und unkompliziert.
Ich will es nicht glauben, dass es so sein muss. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, die Kultur der regionalen Produkte und der ansäßigen Unternehmen zu retten. Selbstverständlich bin ich nicht so größenwahnsinnig zu einem Boykott gegenüber Discountern und Internetgiganten aufzurufen. Das bringt nichts und ist verdampfte negative Energie. Ich möchte das Pferd andersherum aufzäumen und positiv an die Sache herangehen. Statt zu meckern, empfehlen. Es gibt so viele regionale Unternehmen, die wir hochhalten sollten, die viel zu wenig bekannt sind, oder bei denen wir uns schlichtweg noch gar keine Gedanken darüber gemacht haben, dass sie die regionale Alternative zum großen Konzern sind und damit unsere Treue und unsere Unterstützung verdient haben. Selbstverständlich ist nah nicht immer gut, aber genau deswegen möchte ich an dieser Stelle die Diskussion antreten. Ich selbst kenne viele kleine und große Läden und Unternehmen, die mein persönliches Vertrauen haben und die ich empfehlen und propagieren möchte. Sei es das Cineworld als regionales Familienunternehmen vs Cinemaxx als überregionalen Konzern oder H2O als Alternative zum CD Kauf bei Mediengiganten. Wenn euch zu diesem Thema sinnvolle persönliche Tipps und Empfehlungen einfallen, würde ich mich sehr freuen. Ich kann mir vorstellen, auf diese Art durchaus die Gewohnheiten des einen oder anderen zu beeinflussen und auf diese Weise etwas dafür zu tun, dass unser aller Leben wieder ein wenig gemütlicher, persönlicher und erfüllter wird.
Um einen Anfang zu machen, möchte ich ein paar kleine Läden nennen, die interessante Nischen besetzen und vielleicht nicht bei Allen bekannt sind.
H2O
Wer Lust hat, gemütlich durch tausende von CDs zu blättern, mit netten Leuten zu tratschen, viel Sachverstand und Fachkompetenz zu bekommen, der sollte sich ein wenig Zeit nehmen und in der Karmelitenstraße beim H2O vorbeischauen. Vielleicht gibt es da nicht den neuesten Mainstream, aber bestimmt das ein oder andere Schmankerl für Jedermann. Und sicher auch ein, zwei Schnäppchen 😉
Wein
Wer wird denn in die Ferne schweifen… Im Süden freuen wir uns oft über die unkomplizierte Direktvermarktung regionaler Weine. Ich halte mich da in keinster Weise heraus. Wieder zu Hause wird dann aber doch wieder im Discounterregal zugegriffen. WIR SIND HIER IN FRANKEN! Habt ihr euch schon mal umgesehen, wie viele kleine Winzer oder lokale Zusammenschlüsse günstig hervorragende Qualität direkt vermarkten? Fangt mal in Randersacker mit den "Trockenen Schmitts" an. Da kann man sogar noch mit dem Fahrrad leicht hinkommen, um dem Argument der Erreichbarkeit zuvorzukommen.
Fleisch
Wer nicht gerade Vegetarier ist, wird in Restaurants mit fränkischer Küche im Umfeld von Würzburg mit Sicherheit wirklich gut und günstig fündig. Viele der Wirte beziehen ihre Nahrungsmittel aus der Region und fahren damit sicher nicht schlecht. Ganz anders sind die Gewohnheiten beim Einkauf für den Eigenbedarf. Wenn die Produkte vom Metzger in der Wirtschaft schmecken, warum dann nicht auch zu Hause? Es ist einfach viel zu praktisch, im Supermarkt ins Kühlregal zu greifen. In Wirklichkeit ist es aber noch viel schöner, wenn das Fleisch auch noch nach Fleisch schmeckt und nicht die Hälfte seines Volumens in Form von Wasser in der Pfanne verliert. Probierts mal aus. In Würzburg Lengfeld beim "Goldenen Hirschen" gibt es leckere deftige fränkische Kost und obendrein ist die Wurst und das Fleisch aus der eigenen Metzgerei superlecker und keinen Cent teurer als im Supermarkt.
Ein Anfang ist gemacht. Mehr soll es auch nicht sein. Ich würde mich sehr freuen, wenn zu diesem Thema möglichst viele Antworten eingehen würden. Vielleicht kann man sogar eine dauerhafte Einrichtung daraus machen mit einer Art wachsenden Datenbank persönlicher Tipps für uns alle. Für mehr Gemütlichkeit und mehr südliche Gelassenheit in unserer Nähe.
Die state Zeit ist gekommen und ich habe ein wenig Muße. Zeit um nachzudenken und die Gedanken zu sortieren.
Dabei ist so etwas wie ein Jahresrückblick und ein Vorsatz herausgekommen. Das Jahr 2009 war für uns als kleinen Laden nicht unbedingt einfach. Auch wenn wir uns nach bestem Wissen und Gewissen bemüht haben, den Wünschen unserer Kunden gerecht zu werden und unserem gemeinsamen Lieblingsgenre, der Phantastik, ein würdiges zu Hause zu bieten, sind wir mit unseren Anstrengungen nicht immer erfolgreich gewesen.
- Kategorie: Diskussionen , in eigener Sache
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Krieg zwischen den Weltmächten: eine kleine, reiche Nation schottet sich ab, bleibt verschont von der Zerstörung und den Folgen des Krieges. Baut einen „Zaun“ um ein eigenes totalitäres, aber funktionierendes System. Lässt niemanden rein und niemanden raus, existiert autark, aber scheinbar perfekt funktionierend. Allen Menschen geht es gut? Ihr Dasein ist von Geburt an komplett vom System bestimmt, was man wird, macht oder ob man überhaupt „lebenswert“ ist.
Lange Zeit habe Daredevil sehr geliebt. Schon als Back-Up Story im Spinne Heft in den späten 70ern und dann natürlich, auch als alter Miller Fan, kann ich nur der Tatsache festhalten, dass die Hefte #DD 158-181 nach wie vor einen der beeindruckensten Runs beinhalteten, die ich im Superhelden Bereich je gelesen habe. Kaum etwas ist so hängen geblieben wie Elektras Tod und die Story drumherum. Dann bin ich noch lange dabei geblieben und habe der Serie die Treue gehalten, bis dieses ewige Dämonengeschwartelgeschreibsel von Ann Nocenti mir so auf den S***, entschuldigung, Senkel gegangen ist, daß ich es aufgegeben habe. Dann kam Kevin Smith zu Beginn der Marvel Knights Ära, das war echt ganz gut, hat mich aber nicht dazu gebracht wieder dabei zu bleiben. Daraufhin sagten mir alle, der Bendis Run sei noch besser. Das hab ich aber auch noch an mir vorüber ziehen lassen. Und dann sagten alle, die Story vom Brubaker sei jetzt noch besser. Na gut, das hat als Anreiz endlich gereicht, denn Brubakers "Point Blank" und "Sleeper" waren grandios.
1982 im Heyne Verlag erschienen, ist dieser Roman von Michael Coney bis heute eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Leider ist die Ausgabe lange vergriffen. In solchen Fällen freue ich mich über jedes einzelne Exemplar, das bei uns im Antiquariat auftaucht und in gute Hände weitergegeben wird. Der Wiedereintritt eines Buches in den Lesekreislauf, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist etwas kostbares und je seltener dieses Ereignis, desto wertvoller ist es.
Hideshi Hino schafft es wie kein Zweiter einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen und einen gewissen Würgereflex hervorzurufen. Die vierbändige Reihe Hino Horror ist nichts für zarte Gemüter die sich ihren Nervenkitzel normalerweise aus Rosamunde-Pilcher-Romanen holen. Mit seinem kindlich anmutenden Zeichenstil nimmt der Meister einem die Realität und sorgt gleichzeitig dafür, dass einem die eigene Fantasie zum Verhängnis wird. Trotz einfachster grafischer Methoden muss man wie bei einem klassischen Horrorfilm manchmal wegsehen, nur um danach das ganze Szenario nochmal genauer zu betrachten. Hino Horror ist eine Anthologie die gleichermaßen abstößt, wie anzieht. Nichts anderes geschieht mit uns wenn wir bei einem schweren Autounfall einfach nicht wegsehen können.