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Sonntag – Zeit nachzudenken

von am 29. März 2020

Christian hat gestern nochmal die Idee gehabt, mit Rezis, die außerhalb unseres Kernsortiments liegen, deutlich darauf hinzuweisen, dass wir eben (fast) alle Bücher über Nacht besorgen können. Ich finde, ein guter Ansatz, zu verbreiten, dass eine spezielle Kernkompetenz nicht das Ende des Sortiments darstellt. Deswegen folgt heute auch die entsprechende Rezi und wir machen erst einmal eine kleine Parallelen-Pause…

Für alle, die das Wochenende etwas Zeit übrig haben und meine ausführlichen Artikel ertragen, habe ich im Folgenden eine kleine Analyse und dringende Bitte angehängt. Es gilt wieder einmal: bitte nicht überfliegen – lesen oder lassen.

29.03.2020 Die Corona Krise hält uns fest im Griff. Uns, unsere Arbeitsplätze, unsere Nachbar- und Freundschaften, unsere Stadt, unser Land und die ganze Welt. Die Pandemie kennt keine Grenzen und ist überall zu spüren. Naturgemäß empfinden wir die subjektiven Belange am stärksten. Die Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit, wirtschaftliche Aspekte, Ängste, vielleicht direkt betroffene Personen im Nahfeld oder sogar wir selbst. Ich habe es bereits oft gesagt und geschrieben, selten kommt ein subjektiver Filter derartig stark zum tragen. Trotz der globalen Auswirkungen.

Wir als Laden haben von Anfang an offensive Wege eingeschlagen, um mit der bedrohlichen Situation fertig zu werden. Wie soll ich sagen, das Ergebnis ist ermutigender, als wir erwartet haben. Aber – und dieses "aber" muss zu diesem sehr frühen Zeitpunkt des Textes erscheinen, sonst geht es bei unseren heutigen Gewohnheiten zu rezipieren unter – warum und wie lange?

Diese Frage müssen wir uns stellen, weil sie für uns und den Laden aktuell überlebensnotwendig und von weitreichenden Konsequenzen für "das Danach" sein könnte. Warum also stehen wir im Moment besser da, als andere kleine Einzelhandelsunternehmen?

Diese Frage ist tatsächlich einfacher zu beantworten, als man auf den ersten Blick denkt. Wir haben fast ausschließlich Stammkundschaft. Außerdem erzeugt unser sehr spezialisiertes Sortiment eine geschlossene, homogene Gruppe. Viele von euch sind regelmäßige Abnehmer als Besucher, Besteller oder Abonnenten.

1. Wir kennen euch und ihr kennt uns. Wir sind Teil und gleichzeitig Anlaufpunkt dieser sehr speziellen Gruppe. Es fällt uns relativ leicht, einen Kern dieser Gruppe zu erreichen und direkt anzusprechen, dem der Erhalt des Ladens wichtig ist. Dadurch ist es zu einer überwältigenden ersten Solidaritäts-Welle gekommen, die uns über die ersten Tage gebracht hat.

2. Durch die vielen Besteller und Abonnenten liegt bei uns im Laden immer sehr viel reservierte Ware. Was im Normalfall eher schwierig und teuer für uns ist. Die Ware ist meistens lange bezahlt, trotzdem nicht im freien Verkauf und bindet damit sehr viel Kapital, da die Refinanzierung deutlich später erfolgt. Jetzt war es ein Segen, denn wir hatten jede Menge Kunden, die wir ansprechen konnten, an die wir jetzt via Belieferung verkaufen konnten.

Diese zwei Hauptfaktoren haben uns bisher sehr geholfen. Die hohe Summe zurückgelegter, vorbestellter Ware und die enorme Hilfsbereitschaft der Community. Jetzt, kurz vor Ende März, was ursprünglich als vorübergehender Zeitraum avisiert war, sieht es schon ein wenig schwieriger aus. Die absolute Summe reservierter und zurückgelegter Ware hat sich deutlich verringert, wir haben also ein Polster aufgezehrt. Gleichzeitig tritt in dieser Extremsituation langsam ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, da bis jetzt kein echtes Ende absehbar ist.

Hier muss ich ganz kurz die Parallele zum letzten Jahr einbringen. Auch während unserer internen Krise zum Jahreswechsel 2018/2019 war die Hilfsbereitschaft und Reaktion der Gemeinde gewaltig und überwältigend. Naturgemäß ist diese Welle aber irgendwann erschöpft gewesen und bereits das Weihnachtsgeschäft 2019 sowohl der Anfang des Jahres 2020 waren lausig. Jetzt kam von dieser Seite wieder und massiv Support. Das hilft uns im Moment sehr und wir sind dafür auch unendlich dankbar. Aber – und hier kommt das eigentliche "aber" – es reicht nicht aus, um die Rentabilität des Ladens dauerhaft zu verbessern. Jetzt gerade geht es allen irgendwie schlechter als sonst. Deswegen wird auch die Welle schneller abebben.

Ich hatte in meinem WOB Beitrag einen Wunsch geäußert. Der war natürlich eigennützig. Aber bei weitem nicht nur. Ich glaube wirklich fest daran, dass eine Veränderung und Rückbesinnung zu analogen Wegen, zu echten sozialen Kontakten und zu einer seit den Siebzigern des letzten Jahrhunderts ständig schrumpfenden Struktur kleiner regionaler Läden wichtig und gut für uns alle wäre. So lange dieser Wunsch aber nicht in Erfüllung geht, müssen wir mit der Welt leben, wie sie ist.

Wir müssen also dafür sorgen, dass sich, trotz aller Widrigkeiten, unser Umsatz und vor allem unser Gewinn dauerhaft verbessern. Das erreichen wir nicht durch die kurzfristige Reaktionen auf Katastrophenmeldungen. Das erreichen wir nur, indem wir unsere Reichweite deutlich erhöhen, weit über den harten Kern hinaus, der jetzt zuhört oder mit liest, der immer hilft, wenn es darauf ankommt. Und auch dafür brauchen wir euch. Unsere eigene Reichweite ist jetzt und hiermit erschöpft. Wir brauchen euch als Multiplikatoren und Botschafter. Erzählt Gleichgesinnten, was wir alles haben und was wir alles leisten können. Verbreitet, dass wir (fast) jedes beliebige Buch über Nacht besorgen. Weist darauf hin, dass unser Webshop von Zuhause aus für die Abholung am nächsten Tag bei uns funktioniert. Werdet euch selbst klar darüber, wie Preisunterschiede im Netz entstehen und dass nicht jedes Schnäppchen auch eines ist. Verbreitet diese Gedanken. Helft uns, indem ihr erzählt, wie einfach und schön es ist, seine Comics, Bücher oder Spiele in der Nachbarschaft abzuholen (oder im Moment aus der Nachbarschaft geliefert zu bekommen). Sich vor Ort auszutauschen und real zu kommunizieren ist individueller, anders und besser, als im Webshop Vergleichsprodukte angeboten zu bekommen.

Auch im Hier und Jetzt – in der überschaubaren Zeitspanne der Corona Krise brauchen wir euch. Um die zu erreichen, die wir allein nicht erreichen können. Teilen unserer Beiträge ist schon mal ein Anfang. Ich denke aber, dass es für uns alle wichtiger ist, Zusammenhänge zu verstehen und auch entsprechend weiterzugeben. Ich höre mich manchmal an, als würde ich für das Wohl des Ladens einen Kreuzzug anzetteln wollen. Vielleicht ist da ein wahrer Kern drin. Subjektive Perspektive bildet subjektive Wahrnehmung und damit auch die eigene Meinung. Insofern hängt diese, meine Meinung automatisch mit einer Portion Eigeninteresse zusammen. Wer sich daran stört, bei dem entschuldige ich mich hiermit. "Umso erstaunlicher, dass du bis hierher am Ball geblieben bist"… wer meine Meinung akzeptieren kann und uns helfen möchte, den kann ich nur bitten, das auch auf diese Weise zu tun… Wir brauchen euch als Verstärker und Multiplikatoren unserer eigenen Stimme und unserer Aussagen, um auf diesem Weg zu simulieren, was in den Webshops und Plattformen großer Firmen automatisiert impliziert ist. Eine ehrlich und aus Überzeugung geteilte Aussage ist echter und authentischer als ein One-Click Automatismus. Das und die Erhöhung unserer eigenen Reichweite könnten uns auf Dauer vielleicht wirklich helfen.

von am 29. März 2020

Christian hat gestern nochmal die Idee gehabt, mit Rezis, die außerhalb unseres Kernsortiments liegen, deutlich darauf hinzuweisen, dass wir eben (fast) alle Bücher über Nacht besorgen können. Ich finde, ein guter Ansatz, zu verbreiten, dass eine spezielle Kernkompetenz nicht das Ende des Sortiments darstellt. Deswegen folgt heute auch die entsprechende Rezi und wir machen erst einmal eine kleine Parallelen-Pause…

Für alle, die das Wochenende etwas Zeit übrig haben und meine ausführlichen Artikel ertragen, habe ich im Folgenden eine kleine Analyse und dringende Bitte angehängt. Es gilt wieder einmal: bitte nicht überfliegen – lesen oder lassen.

29.03.2020 Die Corona Krise hält uns fest im Griff. Uns, unsere Arbeitsplätze, unsere Nachbar- und Freundschaften, unsere Stadt, unser Land und die ganze Welt. Die Pandemie kennt keine Grenzen und ist überall zu spüren. Naturgemäß empfinden wir die subjektiven Belange am stärksten. Die Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit, wirtschaftliche Aspekte, Ängste, vielleicht direkt betroffene Personen im Nahfeld oder sogar wir selbst. Ich habe es bereits oft gesagt und geschrieben, selten kommt ein subjektiver Filter derartig stark zum tragen. Trotz der globalen Auswirkungen.

Wir als Laden haben von Anfang an offensive Wege eingeschlagen, um mit der bedrohlichen Situation fertig zu werden. Wie soll ich sagen, das Ergebnis ist ermutigender, als wir erwartet haben. Aber – und dieses "aber" muss zu diesem sehr frühen Zeitpunkt des Textes erscheinen, sonst geht es bei unseren heutigen Gewohnheiten zu rezipieren unter – warum und wie lange?

Diese Frage müssen wir uns stellen, weil sie für uns und den Laden aktuell überlebensnotwendig und von weitreichenden Konsequenzen für "das Danach" sein könnte. Warum also stehen wir im Moment besser da, als andere kleine Einzelhandelsunternehmen?

Diese Frage ist tatsächlich einfacher zu beantworten, als man auf den ersten Blick denkt. Wir haben fast ausschließlich Stammkundschaft. Außerdem erzeugt unser sehr spezialisiertes Sortiment eine geschlossene, homogene Gruppe. Viele von euch sind regelmäßige Abnehmer als Besucher, Besteller oder Abonnenten.

1. Wir kennen euch und ihr kennt uns. Wir sind Teil und gleichzeitig Anlaufpunkt dieser sehr speziellen Gruppe. Es fällt uns relativ leicht, einen Kern dieser Gruppe zu erreichen und direkt anzusprechen, dem der Erhalt des Ladens wichtig ist. Dadurch ist es zu einer überwältigenden ersten Solidaritäts-Welle gekommen, die uns über die ersten Tage gebracht hat.

2. Durch die vielen Besteller und Abonnenten liegt bei uns im Laden immer sehr viel reservierte Ware. Was im Normalfall eher schwierig und teuer für uns ist. Die Ware ist meistens lange bezahlt, trotzdem nicht im freien Verkauf und bindet damit sehr viel Kapital, da die Refinanzierung deutlich später erfolgt. Jetzt war es ein Segen, denn wir hatten jede Menge Kunden, die wir ansprechen konnten, an die wir jetzt via Belieferung verkaufen konnten.

Diese zwei Hauptfaktoren haben uns bisher sehr geholfen. Die hohe Summe zurückgelegter, vorbestellter Ware und die enorme Hilfsbereitschaft der Community. Jetzt, kurz vor Ende März, was ursprünglich als vorübergehender Zeitraum avisiert war, sieht es schon ein wenig schwieriger aus. Die absolute Summe reservierter und zurückgelegter Ware hat sich deutlich verringert, wir haben also ein Polster aufgezehrt. Gleichzeitig tritt in dieser Extremsituation langsam ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, da bis jetzt kein echtes Ende absehbar ist.

Hier muss ich ganz kurz die Parallele zum letzten Jahr einbringen. Auch während unserer internen Krise zum Jahreswechsel 2018/2019 war die Hilfsbereitschaft und Reaktion der Gemeinde gewaltig und überwältigend. Naturgemäß ist diese Welle aber irgendwann erschöpft gewesen und bereits das Weihnachtsgeschäft 2019 sowohl der Anfang des Jahres 2020 waren lausig. Jetzt kam von dieser Seite wieder und massiv Support. Das hilft uns im Moment sehr und wir sind dafür auch unendlich dankbar. Aber – und hier kommt das eigentliche "aber" – es reicht nicht aus, um die Rentabilität des Ladens dauerhaft zu verbessern. Jetzt gerade geht es allen irgendwie schlechter als sonst. Deswegen wird auch die Welle schneller abebben.

Ich hatte in meinem WOB Beitrag einen Wunsch geäußert. Der war natürlich eigennützig. Aber bei weitem nicht nur. Ich glaube wirklich fest daran, dass eine Veränderung und Rückbesinnung zu analogen Wegen, zu echten sozialen Kontakten und zu einer seit den Siebzigern des letzten Jahrhunderts ständig schrumpfenden Struktur kleiner regionaler Läden wichtig und gut für uns alle wäre. So lange dieser Wunsch aber nicht in Erfüllung geht, müssen wir mit der Welt leben, wie sie ist.

Wir müssen also dafür sorgen, dass sich, trotz aller Widrigkeiten, unser Umsatz und vor allem unser Gewinn dauerhaft verbessern. Das erreichen wir nicht durch die kurzfristige Reaktionen auf Katastrophenmeldungen. Das erreichen wir nur, indem wir unsere Reichweite deutlich erhöhen, weit über den harten Kern hinaus, der jetzt zuhört oder mit liest, der immer hilft, wenn es darauf ankommt. Und auch dafür brauchen wir euch. Unsere eigene Reichweite ist jetzt und hiermit erschöpft. Wir brauchen euch als Multiplikatoren und Botschafter. Erzählt Gleichgesinnten, was wir alles haben und was wir alles leisten können. Verbreitet, dass wir (fast) jedes beliebige Buch über Nacht besorgen. Weist darauf hin, dass unser Webshop von Zuhause aus für die Abholung am nächsten Tag bei uns funktioniert. Werdet euch selbst klar darüber, wie Preisunterschiede im Netz entstehen und dass nicht jedes Schnäppchen auch eines ist. Verbreitet diese Gedanken. Helft uns, indem ihr erzählt, wie einfach und schön es ist, seine Comics, Bücher oder Spiele in der Nachbarschaft abzuholen (oder im Moment aus der Nachbarschaft geliefert zu bekommen). Sich vor Ort auszutauschen und real zu kommunizieren ist individueller, anders und besser, als im Webshop Vergleichsprodukte angeboten zu bekommen.

Auch im Hier und Jetzt – in der überschaubaren Zeitspanne der Corona Krise brauchen wir euch. Um die zu erreichen, die wir allein nicht erreichen können. Teilen unserer Beiträge ist schon mal ein Anfang. Ich denke aber, dass es für uns alle wichtiger ist, Zusammenhänge zu verstehen und auch entsprechend weiterzugeben. Ich höre mich manchmal an, als würde ich für das Wohl des Ladens einen Kreuzzug anzetteln wollen. Vielleicht ist da ein wahrer Kern drin. Subjektive Perspektive bildet subjektive Wahrnehmung und damit auch die eigene Meinung. Insofern hängt diese, meine Meinung automatisch mit einer Portion Eigeninteresse zusammen. Wer sich daran stört, bei dem entschuldige ich mich hiermit. "Umso erstaunlicher, dass du bis hierher am Ball geblieben bist"… wer meine Meinung akzeptieren kann und uns helfen möchte, den kann ich nur bitten, das auch auf diese Weise zu tun… Wir brauchen euch als Verstärker und Multiplikatoren unserer eigenen Stimme und unserer Aussagen, um auf diesem Weg zu simulieren, was in den Webshops und Plattformen großer Firmen automatisiert impliziert ist. Eine ehrlich und aus Überzeugung geteilte Aussage ist echter und authentischer als ein One-Click Automatismus. Das und die Erhöhung unserer eigenen Reichweite könnten uns auf Dauer vielleicht wirklich helfen.

3 Kommentare zu “Sonntag – Zeit nachzudenken”

  1. Sven sagt:

    Wenn ich das jetzt so lese, klingt mein Kommentar sehr negativ. Diese Stimmung wollte ich gar nicht vermitteln.
    Klar werden die Mega-Handelskonzerne nicht aufzuhalten sein. Aber daneben sehe ich eine Chance für Händler, die durch gute Beratung überzeugen können. So wie bei Hermkes halt. 🙂
    Ich denke, für alles dazwischen wird es schwierig.

  2. Sven sagt:

    Servus Gerd, ich weiß von einem anderen Buchladen, der momentan sehr gute Umsätze macht und viele Neukunden hat. Gleichzeitig sind ist der Aufwand für den Versand und das persönliche Zustellen der Ware enorm.
    Alle Händler fragen sich vermutlich, ob das vorgezogene Bestellungen sind oder Umsatz den die Kunden von Amazon zum lokalen Handel umgeschichtet werden. Die große Frage ist, wie es nach diesem Ausnahmezustand weitergeht. Aus meiner Sicht erleben wir gerade einen riesigen Schub der Digitalisierung (Sorry, Buzzword). Die Wirtschaftstätigkeit wird durch Emails und Videokonferenzen aufrechterhalten. Und vieles davon wird bleiben!
    Die von dir angesprochene Mundpropaganda ist sicherlich hilfreich. Aber ob euer Laden damit wirklich neue Kundengruppen erschließen kann? Ich denke am Online-Vertrieb führt kein Weg mehr vorbei. Einzelhändler müssen Wege finden, wie sie ihre Kundenberatung im Netz anbieten können.
    Dazu muss der Händler natürlich online auffindbar sein. Bei entsprechender Google-Suche müsst ihr mindestens auf Seite 1 auftauchen.
    Ich denke, viele Menschen sind bereit abseits von Amazon einzukaufen. Das muss vielleicht nicht unbedingt lokal sein (Spezialisierte Läden gibt es lokal eh kaum). Der virtuelle Weg zum Onlineshop muss für den Kunden so einfach wie möglich sein.
    Ich hoffe, dass sich gute Beratung und guter Service durchsetzen werden! "Andere Kunden kauften auch…" oder "Andere Nutzer schauen auch…" hat mir noch nie (!) einen nützlichen Tipp eingebracht.

    1. Gerd sagt:

      Hallo Sven,
      erstmal danke für diesen fundierten und klugen Kommentar. Und ja, du hast exakt den Punkt getroffen, um den es mir geht. Dieser "Schub" ist genau der mögliche und leider sehr wahrscheinliche Weg, in die es nach der Krise gehen wird. Die andere Richtung, einer Rückbesinnung halte ich für sehr unwahrscheinlich, obwohl auch diese Konsequenz in den Bereich des Möglichen gerückt ist.
      Solltest du Recht behalten, wovon auszugehen ist, werden trotz der kurzfristigen Erfolge Einzelner, auf mittlere und lange Sicht die absoluten Gewinner die großen Konzerne sein. Das für die Entwicklung entsprechender Algorithmen zur Verfügung stehende Budget ist konkurrenzlos. Gleichzeitig bewegen wir uns jetzt schon auf einem Niveau, das für User, Konsumenten, Legislative, Politiker… nicht mehr zu steuern geschweige denn zu steuern ist. Durch die Geschwindigkeit dieses Wandels können nur noch Spezialisten einzelne Bereiche halbwegs überschauen. Die Politik kann eigentlich gar nicht mehr reagieren und es gibt jetzt schon gewaltige Lücken zum Beispiel im Datenschutz und in der Fiskalpolitik. Das Netz ist längst keine "nette" Parallelwelt mit neuen, unbegrenzten Möglichkeiten mehr. Ich sehe da eher die Ohnmacht von Goethes Zauberlehring, der die Kontrolle über die Geister, die er rief verloren hat.
      Auf der ersten Seite zu erscheinen, ist keine allzu große Hexerei für den Einzelnen engagierten Laden unter regionalen Gesichtspunkten. Es können halt nicht alle auf der ersten Seite auftauchen. Auch da liegt der Vorteil von Amazon und Co. Omnipräsenz, überall auf der Welt, bei nahezu jedem Produkt. In der Werbebranche das bestmögliche Ergebnis.
      Übrigens sind auch Beratung und guter Service relativ. Da alle Informationen (und noch viel mehr!) ständig verfügbar sind, ist es gar nicht so einfach, Fachkompetenz zu zeigen. Und deinen wohlformulierten Text und deine Kenntnis betrachtet, ist es nicht verwunderlich, dass dir diese automatisierten Angebote noch nie(!) geholfen haben. Ich denke aber, dass all diese nach Algorithmen zugeschnittenen Werbeeinspielungen insgesamt doch ziemlich gut funktionieren. Nicht nur bei einer EntscheidungsFINDUNG, sondern auch bei Wünschen, die der Konsument noch gar nicht kannte, geschweige denn hatte.
      Auch hier wieder kein Gejammer, aber ich sehe die "neuen" Möglichkeiten mit großer Skepsis. Persönlich und global. Wir versuchen mit unseren Mitteln mitzuhalten, dazu muss ich ja kein Fan sein…

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