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Wertachtung – offener Brief an den Carlsen Verlag

von am 16. November 2020

Bücher einschließlich Comics genießen in Deutschland (und in anderen europäischen Staaten) einen gesetzlichen Sonderstatus. Bücher gelten als Kulturgut und sind aus diesem Grund unter anderem mehrwertsteuerreduziert. Diese Sonderstellung hat eine lange Tradition und erhebt die Handelsware Buch aus dem reinen Konsumbrei, was bei Veranstaltungen wie der Frankfurter Buchmesse auch gern zelebriert wird. Wenn man das aktuelle Gebaren der Verlagskonsortien, Buchkaufhäuser und Onlineschacherer betrachtet, muss man unweigerlich diese Sonderstellung hinterfragen. Denn das Prädikat Kulturgut geht automatisch auch mit einer gewissen Sorgfaltspflicht und Wertschätzung einher. Wenn Literatur und Neunte Kunst zur ixbeliebigen Ware verkommt, verwirkt man das Recht einer bevorzugten Stellung. Dazu gehört nicht nur verlegerische Sorgfalt und Qualität, die weitgehend rotstiftschwingenden Controllern und kurzfristiger Gewinnoptimierung gewichen ist. Solcherlei Sparmaßnahmen haben vornehmlich bei großen Verlagen bereits weite Teile einst kenntnisreich gepflegter Sortimente hinweggefegt. Der entstandene Schaden solch kurzfristigen Denkens ist bei einem als Kulturgut gehandelten Marktbereich weitreichender als auf den ersten Blick erahnbar.

Wie weit diese Mißachtung und mangelne Wertschätzung der Ware Buch geht, sieht man drastisch und besonders deutlich, wenn man ein Paket des altehrwürdigen Carlsen Verlages öffnet. Das vom Verlag beauftragte Logistikunternehmen DistriBook ist für die Verteilung der Produktion aller Verlage der Bonnier Media Deutschland GmbH zuständig und schreibt sich selbst "wir liefern lesen" auf die Fahne, womit vermutlich auf die Kompetenz bei der logistischen Verteilung des Handelsgutes Buch Bezug genommen werden soll. Wenn man also einen solchen Karton vom gestressten und selten literarisch feinsinnigen Paketboten hochkant auf den Ladenboden geknallt bekommt, dann auf die flache Seite stellt und öffnet, bietet sich einem ein Bild des Grauens. In den einlagigen und überdimensionierten Karton sind wahllos, lieblos, fast schon vorsätzlich chaotisch Comics und Bücher jedweden Formates hineingeworfen worden. Beim Tranport nochmal ordentlich durcheinandergewirbelt liegen sie jetzt als wilder Haufen vor dem fassungslosen Buchhändler. Wenn ich Bücher auf den Müll werfen würde, hätte ich mehr Achtung vor ihnen. Wertige und gewichtige gebundene Bücher kreuz und quer zwischen, über und unter Manga Taschenbüchern, völlig zerfledderte Seiten, angestoßene Ecken, schwere Hardcover haben sich in die zarten Flanken verknickter Comicalben gebohrt und sie für den Verkauf völlig unbrauchbar gemacht.

Mag sein, dass derlei geschundene und mißhandelte Exemplare widerspruchslos in die Regale von Buchkaufhäusern wandern. Wir können das nicht. Ganz davon abgesehen, dass wir selbst angesichts solcher Grausamkeiten seelischen Schaden davontragen, möchten wir es keinem unserer Kunden zumuten, ein derart behandeltes Buch oder Comic in unseren Regalen vorzufinden. Wir wertschätzen Bücher nämlich und wenn sie von Verlagsseite ihre Bücher guten Gewissens einem Haufen von zwielichtigen Halunken zu Verpackung und Transport überlassen, kann ich nur kontern: wir werden in Zukunft jeden einzelnen auch noch so kleinen Schaden reklamieren. Wir werden auf unserem Recht beharren, einwandfreie Kulturgüter für unsere Kunden, die Qualität schätzen zur Verfügung zu stellen. Wer Bücher trotz wiederholter Reklamation permanent wie Abfall behandelt zeigt offen und ohne Scham, dass er deren Wert nicht begreift.

Und damit meine ich nicht die Rechnungssumme.

von am 16. November 2020

Bücher einschließlich Comics genießen in Deutschland (und in anderen europäischen Staaten) einen gesetzlichen Sonderstatus. Bücher gelten als Kulturgut und sind aus diesem Grund unter anderem mehrwertsteuerreduziert. Diese Sonderstellung hat eine lange Tradition und erhebt die Handelsware Buch aus dem reinen Konsumbrei, was bei Veranstaltungen wie der Frankfurter Buchmesse auch gern zelebriert wird. Wenn man das aktuelle Gebaren der Verlagskonsortien, Buchkaufhäuser und Onlineschacherer betrachtet, muss man unweigerlich diese Sonderstellung hinterfragen. Denn das Prädikat Kulturgut geht automatisch auch mit einer gewissen Sorgfaltspflicht und Wertschätzung einher. Wenn Literatur und Neunte Kunst zur ixbeliebigen Ware verkommt, verwirkt man das Recht einer bevorzugten Stellung. Dazu gehört nicht nur verlegerische Sorgfalt und Qualität, die weitgehend rotstiftschwingenden Controllern und kurzfristiger Gewinnoptimierung gewichen ist. Solcherlei Sparmaßnahmen haben vornehmlich bei großen Verlagen bereits weite Teile einst kenntnisreich gepflegter Sortimente hinweggefegt. Der entstandene Schaden solch kurzfristigen Denkens ist bei einem als Kulturgut gehandelten Marktbereich weitreichender als auf den ersten Blick erahnbar.

Wie weit diese Mißachtung und mangelne Wertschätzung der Ware Buch geht, sieht man drastisch und besonders deutlich, wenn man ein Paket des altehrwürdigen Carlsen Verlages öffnet. Das vom Verlag beauftragte Logistikunternehmen DistriBook ist für die Verteilung der Produktion aller Verlage der Bonnier Media Deutschland GmbH zuständig und schreibt sich selbst "wir liefern lesen" auf die Fahne, womit vermutlich auf die Kompetenz bei der logistischen Verteilung des Handelsgutes Buch Bezug genommen werden soll. Wenn man also einen solchen Karton vom gestressten und selten literarisch feinsinnigen Paketboten hochkant auf den Ladenboden geknallt bekommt, dann auf die flache Seite stellt und öffnet, bietet sich einem ein Bild des Grauens. In den einlagigen und überdimensionierten Karton sind wahllos, lieblos, fast schon vorsätzlich chaotisch Comics und Bücher jedweden Formates hineingeworfen worden. Beim Tranport nochmal ordentlich durcheinandergewirbelt liegen sie jetzt als wilder Haufen vor dem fassungslosen Buchhändler. Wenn ich Bücher auf den Müll werfen würde, hätte ich mehr Achtung vor ihnen. Wertige und gewichtige gebundene Bücher kreuz und quer zwischen, über und unter Manga Taschenbüchern, völlig zerfledderte Seiten, angestoßene Ecken, schwere Hardcover haben sich in die zarten Flanken verknickter Comicalben gebohrt und sie für den Verkauf völlig unbrauchbar gemacht.

Mag sein, dass derlei geschundene und mißhandelte Exemplare widerspruchslos in die Regale von Buchkaufhäusern wandern. Wir können das nicht. Ganz davon abgesehen, dass wir selbst angesichts solcher Grausamkeiten seelischen Schaden davontragen, möchten wir es keinem unserer Kunden zumuten, ein derart behandeltes Buch oder Comic in unseren Regalen vorzufinden. Wir wertschätzen Bücher nämlich und wenn sie von Verlagsseite ihre Bücher guten Gewissens einem Haufen von zwielichtigen Halunken zu Verpackung und Transport überlassen, kann ich nur kontern: wir werden in Zukunft jeden einzelnen auch noch so kleinen Schaden reklamieren. Wir werden auf unserem Recht beharren, einwandfreie Kulturgüter für unsere Kunden, die Qualität schätzen zur Verfügung zu stellen. Wer Bücher trotz wiederholter Reklamation permanent wie Abfall behandelt zeigt offen und ohne Scham, dass er deren Wert nicht begreift.

Und damit meine ich nicht die Rechnungssumme.

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