Heyne Novis mit einer unerwarteten Geschichte
von Gerd am 6. September 2011 2 Kommentare

Ich liebe Geschichten. Ich liebe es, sie zu lesen, aber ich liebe es nicht minder, sie zu erzählen. Deswegen gibt es jetzt für euch eine Geschichte zu lesen, weil ich vor laaaaaanger Zeit eine gelesen habe und deshalb jetzt, bei In-Augenschein-Nahme der Heyne-Novis für Oktober, über diese alte Geschichte gestolpert bin.
PROLOG
Am Anfang der Geschichte stehen drei Dinge. Zum ersten John Scalzi, bekannt für seinen "Krieg der Klone" und diverse Fortsetzungen. Zum zweiten, der Heyne Verlag, der mit seinen Cover-Verschleierungs-Strategien suggerieren will, dass alle Werke von eben jenem Autor eine Art Reihe bilden. Das ist zwar völliger Blödsinn, aber vielleicht darauf begründet, dass besagter "Krieg der Klone" ein relativ gut verkaufter SF-Titel war und ist. Und, eben deswegen, drittens, ein völlig verzweifelter Buchhändler, der zu ergründen versucht, ob der neue Roman von Scalzi zu irgendeinem der früher erschienenen einen Bezug hat. Ist ja den Kunden gegenüber recht sinnvoll, wenn man, auch ohne das Buch bereits gelesen zu haben, dem Kunden erzählen kann, ob er Vorwissen braucht, oder nicht…
DIE GESCHICHTE
Also als erstes mal den Klappentext gelesen. ist zwar meistens eher dröge, phantasielos und oft sogar sinnlos, aber egal.
"Die Menschen haben die Galaxis besiedelt und der interplanetare Handel mit Rohstoffen boomt. Marktführer auf diesem Gebiet ist die Firma Zarathustra Corporation, kurz ZaraCorp genannt, die fremde Planeten erforscht und die dort vorkommenden Rohstoffe gewinnbringend abbaut – vorausgesetzt, die Planeten sind unbewohnt. Für den Prospektor Jack Holloway, Angestellter bei ZaraCorp, ist dies ein lukratives Geschäft. Als er eines Tages auf dem paradiesischen Planeten Zara XXXIII landet, der unvorstellbare Reichtümer birgt, winkt Jack der Gewinn seines Lebens. Doch Zara XXXIII ist die Heimat geheimnisvoller, hochintelligenter Wesen und somit eigentlich tabu. Als Jack bewusst wird, dass ZaraCorp bereit ist, über Leichen zu gehen, um ihren Profit zu sichern, ist es fast schon zu spät…"
Liest sich wie ein Teaser zu Avatar. Meine Nemesis. Der Film, auf den ich immer gewartet hatte, weil ich all die Bilder, die ich beim lesen von SF-Romanen seit meiner Kindheit hatte, einmal in einem Film sehen wollte. Fosters "Die denkenden Wälder", Aldiss' "Am Vorabend der Ewigkeit" und viele andere Abenteuer, die ich mit jungen Jahren gelesen habe, wollte ich immer im Kino sehen. Cameron hat es möglich gemacht. Okay, abgeschweift. Hoppla, alte SF… aus meinen jungen Jahren… Jugend… Kindheit… Jack Holloway… Zarathustra Corporation… hmmmm
Ah, der Originaltitel ist "Fuzzy Nation". Klingeling. Piper, H. Beam: "Der kleine Fuzzy" und "Fuzzy Sapiens". Da war doch was… Ab ins Antiquariat und die zwei Bücher rausgekramt. Und tatsächlich, ich hatte die Namen richtig in Erinnerung. Pabel Verlag Rastatt, Terra Science Fiction Roman # 319 und 321 Oktober 1979. Schon der Klappentext bringt die Auflösung.
"Die Macht der Zarathustra-Gesellschaft ist unumstritten, solange der Planet nach interstellarem gesetz den Status einer terranischen Kolonie besitzt. Doch eines Tages begegnet Jack Holloway, ein Sonnensteininspektor, in der Wildnis von Zarathustra einem kleinen Pelzwesen, das er wegen seines Aussehens "Fuzzy" nennt. Jack hält Fuzzy für intelligent, und auch andere Menschen tun das, sobald sie mit Angehörigen der neuen Spezies in Berührung kommen. Die Verantwortlichen der zarathustra-Gesellschaft wissen, dass sie automatisch ihres Monopols verlustig gehen, sobald die Intelligenz der Fuzzys offiziell anerkannt wird. Deshalb scheuen sie vor nichts zurück, um diese Anerkennung zu verhindern."
Ja, die guten alten SF-Romane aus meiner Jugend. Und ich fand die Fuzzys immer toll. Scalzi anscheinend auch.

EPILOG
Schade, dass der Heyne Verlag das Geheimnis um dieses Buch verschleiert hat, anstatt darauf zu verweisen. Ich, als Verleger hätte mich bemüht, eine adäquate Ausgabe der ersten beiden Bände, zum Beispiel in der Reihe "Meisterwerke der SF" zu veröffentlichen. So, wie es jetzt gelaufen ist, werden die meisten Leser ohne Kenntnis der Anspielungen und der damit verbundenen, spielerischen zweite Ebene, dieses Romans auskommen müssen. All zu viele Exemplare der ursprünglichen zwei Bände dürften nicht mehr im Umlauf sein. Also werden entweder die Preise im Netz mal wieder explodieren, oder es wird eh kaum einer darüber stolpern, auch wenn sich Scalzi in der Danksagung natürlich bei Piper und dessen Erben bedankt.
Unsere beiden Exemplare hab ich erst mal in Sicherheit gebracht. Ihr könnt sie bei Interesse bei mir anschauen und unter Umständen ausleihen. Verkaufen werde ich sie erstmal nicht, da mir die Verbreitung dieses Gags wichtiger ist, als ein paar Euronen.

SF
DER WILDE PLANET € 8,99
JUSTIFIERS #4 ZERO GRAVITY € 9,99
SIGNUM (DIE FORTSETZUNG VON SIGNUM) € 9,99
DAS SCIENCE FICTION JAHR 2011 #26 € 29,99
ÄON € 9,99
WARHAMMER 40.000 – SAMMELBAND PB #6 SCHLACHT UM HELLSREACH € 14,00
HISTORISIEREND
CENTURIO #2 GLADIATOR € 9,99
BLUTIG
JOE PITT #5 AUSGESAUGT € 8,99
WAHNWITZIG
HAROLD € 8,99
KUSCHELIG
JANE, DIE MEERJUNGFRAU #2 MEERESBLITZEN € 8,99
MERCY THOMPSON #6 SIEGEL DER NACHT € 8,99
SEA HAVEN #1 GEBIETERIN DES WASSERS € 8,99
ALICA € 7,99
Ich liebe Geschichten. Ich liebe es, sie zu lesen, aber ich liebe es nicht minder, sie zu erzählen. Deswegen gibt es jetzt für euch eine Geschichte zu lesen, weil ich vor laaaaaanger Zeit eine gelesen habe und deshalb jetzt, bei In-Augenschein-Nahme der Heyne-Novis für Oktober, über diese alte Geschichte gestolpert bin.
PROLOG
Am Anfang der Geschichte stehen drei Dinge. Zum ersten John Scalzi, bekannt für seinen "Krieg der Klone" und diverse Fortsetzungen. Zum zweiten, der Heyne Verlag,
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Manchmal ist es schon unglaublich. Da meint man jahrelang, in Würzburg würde sich nichts tun, und dann, auf einen Schlag, zwei wunderbare Veranstaltungen, die das Herz der Comic-Fans höher schlagen lässt. Neben den Vorbereitungen für die Ausstellung in der Orangerie und unserer diesbezüglichen Beteiligung, hatte ich bis zum Samstag einige andere Dinge völlig ausgeblendet. Als dann am Samstag Abend die
Manga-Ausstellung…
Die Ausstellung "manga-do, der Weg des manga" ist wirklich sehr gelungen. Viele interessante Exponate, sehr informative Zusammenstellungen und Vergleiche, und ein unglaublich netter und informativer Günter Beck, aus dessen Sammlung die Exponate stammen. Die Liebe zum Manga und zur japanischen Kunst sprudeln geradezu aus seinem Mund. Der Fotograf aus Pforzheim ist Sammler aus Leidenschaft. Seine Ausstellung zeigt die traditionelle Nähe der japanischen Kunst und Kultur zum modernen Comic. Die in Kaligraphie und Zeichnung gleichermaßen eindrucksvolle Pinselführung alter Meister, sowie etliche moderne Seiten und Cels aus Mangas und Animes. Trotz vieler Unkenrufe seitens kulturell und intellektuell gewichtiger Kunstverständiger und Journalisten räumt die Ausstellung gründlich alle gegenteiligen Argumente aus dem Weg.
Ob das moderne Manga aus der Tradition japanischer Künstler des frühen 19. Jahrhunderts entstanden ist, oder nicht, ist egal. Die Wurzel liegen offen vor Jedermanns Auge. Es gibt einfach diese verkopfte Trennlinie nicht, zumindest im kulturellen Japan, zwischen Kunst und Comic. Natürlich gibt es wertvollere und weniger wertvolle Mangas, Anspruch und Trash, aber das ist die Bandbreite einer jeden Kunstform.
Die Ausstellung ist für mich ein wunderbarer Beitrag, das Samenkorn des Verständnis für die "Neunte Kunst", in die Herzen, auch bei uns, zu pflanzen. Damit ist sie, neben der momentanen Konzeptausstellung "Kunst Film Comic" in der Orangerie, und speziell mit der Veranstaltung am Donnerstag, 08.09. "Die Neunte Kunst" ein Meilenstein, den sich das provinzielle Würzburg getrost an die breite Brust heften kann. Bleibt nur zu hoffen, dass die verschlafene Würzburger Regionalpresse die Tragweite ähnlich bewertet. Der 





Ich kann mich noch an meine Zeit in der Star Trek-Fanszene vor über zehn Jahren erinnern. Zu dieser Zeit besuchte ich regelmäßig mit Freunden und unserem Fanclub (The Final Frontier) diverse Conventions. Schon damals ärgerten wir uns über die oberflächliche und schlichtweg falsche Berichterstattung in den Medien, die uns Trekkies oder Trekker nur allzu gerne als realitätsfremde Freaks hinstellte und die darin gipfelte, dass Captain Kirk und Commander Spock gar einmal für den Selbstmord von zwei Jugendlichen verantwortlich gemacht wurden. Auf Conventions stürzten sich Kammerateams vorzugsweise auf die paar wenigen kostümierten Fans und in der TV-Reportage wurde von alledem, was man im Interview gesagt und erzählt hatte, am liebsten nur eine einzige Frage herausgeschnitten, nämlich die, welchen Charakter man denn darstelle, obschon wir damals mitnichten Live-Rollenspiele betrieben (heute gibt es sogar ein paar Star Trek LARPs) und uns mitunter einfach nur so kleideten, wie beispielsweise auch ein Fußballfan das Trikot eines Spielers seiner favorisierten Mannschaft anzieht. Übrigens, ich habe noch nie gesehen, dass in Reportagen Fußballfans gefragt werden, welchen Spieler sie darstellen…
Verbrechen zahlt sich nicht aus!
Heute ist unsere Monatslieferung eingetroffen. Damit sind wir wieder up-to-date.












Im Laufe der Jahrzehnte sind in den USA unzählige Comics erschienen. Ein großer Teil davon ist den Superhelden gewidmet. Unter diesen gibt es einige wenige wirkliche Klassiker. So beispielsweise „Watchmen“ der beiden Briten Alan Moore und Dave Gibbons. Das in der Überschrift verwendete Zitat spiegelt Wirkung und Bedeutung der Wächter sehr gut wider. Es stammt von einer jungen Dame die erst kürzlich in die Welt von Nite-Owl, Rorschach und Co. abgetaucht ist. „Watchmen“ entstand zwischen 1986 und 1987 und ist in mancher Hinsicht ein Spiegel seiner Zeit. Der Kalte Krieg zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion war noch nicht vorbei. Die Katastrophe von Tschernobyl ereignete sich nur wenige Monate vor der Veröffentlichung der ersten Ausgabe von „Watchmen“. Die Angst vor einer Eskalation des Kalten Krieges, die Angst vor einem Atomkrieg, gehören zu den vorherrschenden Themen dieses Klassikers. Angesprochene junge Dame ist gerade 20 Jahre alt. Einen Tag nach ihrer Geburt wurde der Kalte Krieg formell beigelegt. Der Ostblock befand sich in der Auflösung und die unterschwellige Furcht vor einem atomaren Konflikt der beiden Supermächte war vom Tisch. Obwohl sie diese Zeit nur aus dem Geschichtsunterricht kennt und ihr die Stimmung in den 80ern, die selbst junge Kinder wie der Verfasser dieses Artikels zumindest ansatzweise mitbekommen haben, vollkommen unbekannt ist, hat „Watchmen“ diese Wirkung auf sie gehabt. Sicher, auch heute gibt es in unserer Welt zuhauf schwelende Konflikte. Aber dennoch ist es anders. Nicht zuletzt durch das Internet. Unsere Möglichkeiten sich umfassend zu informieren sind sehr viel größer als Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. So können wir viel mehr Neuigkeiten erhalten, diese miteinander vergleichen und zu ganz anderen Schlüssen kommen. Dennoch hatte „Watchmen“ diese Wirkung auf eine nicht nur sehr junge Frau sondern auch eine, die erst seit wenigen Jahren Comics liest.






Es gibt wieder ein paar neue Graphic Novels, die empfehlenswert sind. Da ist zum Beispiel die neue Arbeit des Italieners Manuele Fior: "Fünftausend Kilometer in der Sekunde". Es ist einfach erstaunlich, wie sich Fior mit jedem Titel weiterentwickelt.
Streng genommen vielleicht keine Graphic Novel, aber kunstvolle Zeichungen und eine grandios erzählte Geschichte enthält "Mattéo" von Jean-Pierre Gibrat allemal. Nun ist der zweite und abschließende Band "Zweiter Teil 1917-1918" erschienen.
"Kein Blick zurück" stammt von dem spanischen Newcomer Dani Montero. Für sein Debüt wurde gleich ausgezeichnet (der Jury war Miguelanxo Prado beigesessen). Der Animationskünstler und Illustrator hat sich nun auch in die Comicwelt gewagt – mit Erfolg!
Baru ist zurück! In "Hau die Bässe rein, Bruno" schöpft der Franzose wieder aus den Vollen. Ein junges afrikanisches Fußballtalent fliegt illegal nach Frankreich, um dort seinen Traum vom Profisport zu verwirklichen endet aber als Hilfsarbeiter.
Jeff Lemires "Essex County"-Trilogie geht in die zweite Runde. Mit "Geister Geschichten" ist nun die melancholisch-schöne Erinnerungsgeschichte um einen gealterten Hokey-Spieler auch auf Deutsch erschienen.
Das Problem am Schreiben, für Blog oder Rezensionen im Newsletter ist, dass man, je länger man nichts geschrieben hat, der Einstieg immer schwerer wird. Heißt, man schiebt es raus, weil man sich schwer tut, den Einstieg wieder zu finden, Teufelskreis.









Es gibt aktuell zwei wirklich "harte" Fantasy Titel, die wirklich lesenswert, aber nichts für schwache Nerven sind. Spätestens seit Joe Abercrombies Helden "Logen" und "Glokta", sind wirklich böse Protagonisten salonfähig geworden. Kriegsklingen ist in unserem kleinen Laden fast vierhundert mal über die Theke gegangen und es gab fast keinen Leser, der die Trilogie nicht herausragend fand. Vielleicht war es der Bonus des Vorreiters, vielleicht die absolute Konsequenz, mit der Abercrombie seine Antihelden "dreckig" behandelt hat. Übrigens kommt da auch was Neues 😉
Jetzt präsentiert uns Mark Lawrence mit seinem Helden "Jorg" ein mindestens ebenso erlesenes Früchtchen. Schwere Kindheit, übles Schicksal und jetzt , als Jugendlicher, Anführer einer Horde wirklich übler Plünderer. Der "Prinz" ist ein berechnender, intriganter Widerling, der mir trotzdem eine unglaublich kurzweilige Lektüre geboten hat. Obwohl der Plot auf den ersten Blick nicht wirklich innovativ wirkt, schafft es Lawrence in seinem Erstlingswerk überraschende Twists und verworrene Fäden zu weben. "Jorg" ist, wie er ist. Er braucht keine Entschuldigungen oder Erklärungen. Er hat eindeutige Ziele und das Zeug, diese zu erreichen. So hart und brutal das Buch auch sein mag, es hat mich nicht nur unterhalten. Der intelligente Plot hat mich fasziniert und irgendwie habe ich den kleinen Bastard auch ins Herz geschlossen. Ein kindlicher Held, der wirklich nichts für Kinder ist. Hoffentlich kriegen wir bald mehr von diesem bösartigen britischen Newcomer am Fantasy Himmel zu lesen!
Der zweite Roman, den ich in diesem Zusammenhang noch einmal empfehlen möchte, ist wirklich nichts für zarte Gemüter. "Die traurige Geschichte der Brüder Grossbart" ist böse, düster, erschreckend und manchmal sogar abstoßend. Jesse Bullington bedient sich dabei einer drastischen Härte, die man eigentlich auch aus alten Märchen kennt. Man denke nur an das Märchen der Gebrüder Grimm "Die Gänsemagd", in dem die falsche Braut in einem Fass, in das Nägel getrieben wurden, durch das Dorf zu Tode gerollt wird. Die Zwillinge Hegel und Manfried Grossbart sind die Essenz von Boshaftigkeit, Brutalität und Gewalttätigkeit. Dabei von einer tumben Gottesfürchtigkeit. Wenn die beiden ihre blutige Spur durch den Roman ziehen, wird wirklich nichts ausgelassen. Dabei sind die Charaktere derart genial in Szene gesetzt und unfassbar böse von Eva Bauche-Eppers ins Deutsche übertragen, dass man das Buch einfach nicht aus der Hand legen kann. Okay, ich gebe zu, man muss es mögen und vielleicht auch selbst eine dunkle Seite haben, aber wer auf Härte mit dem nötigen Schuss bitterschwarzen Humors steht, sei dringend aufgefordert, dieses Meisterwerk zu konsumieren ;-). Auch bei diesem Erstling bleibt der Wunsch nach mehr.


