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Das lange Morgen

von am 29. November 2023

Leigh Brackett
DAS LANGE MORGEN. Roman.
Aus dem amerikanischen Englisch neu übersetzt von Hannes Riffel
(THE LONG TOMORROW / 1955)
Wittenberge, Carcosa Verlag, 2023, 284 S.
ISBN 978-3-910914-04-9
Klappenbroschur / 22,00 Euro

Die 1915 geborene Leigh Brackett war eine der ersten Frauen, die erfolgreich Science-Fiction-Geschichten schrieben, und sie blieb dem Genre ein Leben lang treu. Allerdings verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt zusätzlich in Hollywood mit dem Schreiben von Drehbüchern, darunter solche Klassiker wie RIO BRAVO und THE EMPIRE STRIKES BACK.

Wie damals üblich begann sie Anfang der 1940er Jahre mit Kurzgeschichten die später zu Romanen zusammengefasst und als Taschenbücher veröffentlicht wurden. 1955 allerdings gelang ihr mit THE LONG TOMORROW ein Meisterwerk, das bei Doubleday sofort als Hardcover veröffentlicht wurde.

Der Roman spielt in einer postapokalyptischen Zukunft, in denen die USA sich nach einem Atomkrieg in einer Phase des Neubeginns befinden, die vor allem von Landwirtschaft und Religion geprägt wird. Großstädte, Technik und Erfindungsgeist sind verpönt und werden unterdrückt. In dieser restriktiven Gesellschaft regen sich bei dem jungen Len Colter, angestachelt von seinem Vetter Esau, Widerspruchsgeist und Abenteuerlust. Gemeinsam verlassen sie ihr Heimatdorf und ziehen los, um die sagenumwobene Technikmetropole Bartorstown zu suchen …

Brackett gelingt es in ihrem Entwicklungsroman die Balance zu halten zwischen spannendem Abenteuer, psychologisch fundierten Einblicken in die Vorstellungswelten ihrer Protagonisten und den Argumenten für und gegen einen neuen technischen Fortschritt. Als Anregung für ihre ländliche Agrargesellschaft dienten ihr eine Gemeinde der Amish, die sie kennen lernte als sie mit ihrem Mann Edmond Hamilton nach Ohio gezogen war.

Auf Deutsch erschien das Werk erstmals 1959 unter dem Titel AM MORGEN EINER ANDEREN ZEIT in der Heftromanreihe UTOPIA-Großband. Sowohl diese Ausgabe als auch die 1983 erschienene Neuausgabe als UTOPIA-Taschenbuch sind stark gekürzt und fürchterlich bearbeitet.

Umso verdienstvoller ist deshalb die Veröffentlichung bei Carcosa, die von Hannes Riffel neu übersetzt wurde und den Titel DAS LANGE MORGEN trägt. Erstmals ungekürzt und mit dem nötigen Respekt übertragen, kann sich hier Bracketts Erzählkunst voll entfalten. Wenn Len am Ende des Buches gemeinsam mit seiner Frau um die Erkenntnis ringt, welchen Weg sie gemeinsam gehen sollen, wo die Zukunft ihrer Kinder liegen soll, dann ist diese Szene so intensiv nachfühlbar wie dies nur bei wirklich guter Literatur möglich ist. Mit DAS LANGE MORGEN findet ein großes Werk der US-amerikanischen Science Fiction endlich seinen Weg zu uns.

Horst Illmer

von am 29. November 2023

Leigh Brackett
DAS LANGE MORGEN. Roman.
Aus dem amerikanischen Englisch neu übersetzt von Hannes Riffel
(THE LONG TOMORROW / 1955)
Wittenberge, Carcosa Verlag, 2023, 284 S.
ISBN 978-3-910914-04-9
Klappenbroschur / 22,00 Euro

Die 1915 geborene Leigh Brackett war eine der ersten Frauen, die erfolgreich Science-Fiction-Geschichten schrieben, und sie blieb dem Genre ein Leben lang treu. Allerdings verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt zusätzlich in Hollywood mit dem Schreiben von Drehbüchern, darunter solche Klassiker wie RIO BRAVO und THE EMPIRE STRIKES BACK.

Wie damals üblich begann sie Anfang der 1940er Jahre mit Kurzgeschichten die später zu Romanen zusammengefasst und als Taschenbücher veröffentlicht wurden. 1955 allerdings gelang ihr mit THE LONG TOMORROW ein Meisterwerk, das bei Doubleday sofort als Hardcover veröffentlicht wurde.

Der Roman spielt in einer postapokalyptischen Zukunft, in denen die USA sich nach einem Atomkrieg in einer Phase des Neubeginns befinden, die vor allem von Landwirtschaft und Religion geprägt wird. Großstädte, Technik und Erfindungsgeist sind verpönt und werden unterdrückt. In dieser restriktiven Gesellschaft regen sich bei dem jungen Len Colter, angestachelt von seinem Vetter Esau, Widerspruchsgeist und Abenteuerlust. Gemeinsam verlassen sie ihr Heimatdorf und ziehen los, um die sagenumwobene Technikmetropole Bartorstown zu suchen …

Brackett gelingt es in ihrem Entwicklungsroman die Balance zu halten zwischen spannendem Abenteuer, psychologisch fundierten Einblicken in die Vorstellungswelten ihrer Protagonisten und den Argumenten für und gegen einen neuen technischen Fortschritt. Als Anregung für ihre ländliche Agrargesellschaft dienten ihr eine Gemeinde der Amish, die sie kennen lernte als sie mit ihrem Mann Edmond Hamilton nach Ohio gezogen war.

Auf Deutsch erschien das Werk erstmals 1959 unter dem Titel AM MORGEN EINER ANDEREN ZEIT in der Heftromanreihe UTOPIA-Großband. Sowohl diese Ausgabe als auch die 1983 erschienene Neuausgabe als UTOPIA-Taschenbuch sind stark gekürzt und fürchterlich bearbeitet.

Umso verdienstvoller ist deshalb die Veröffentlichung bei Carcosa, die von Hannes Riffel neu übersetzt wurde und den Titel DAS LANGE MORGEN trägt. Erstmals ungekürzt und mit dem nötigen Respekt übertragen, kann sich hier Bracketts Erzählkunst voll entfalten. Wenn Len am Ende des Buches gemeinsam mit seiner Frau um die Erkenntnis ringt, welchen Weg sie gemeinsam gehen sollen, wo die Zukunft ihrer Kinder liegen soll, dann ist diese Szene so intensiv nachfühlbar wie dies nur bei wirklich guter Literatur möglich ist. Mit DAS LANGE MORGEN findet ein großes Werk der US-amerikanischen Science Fiction endlich seinen Weg zu uns.

Horst Illmer

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