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Paris Requiem

von am 19. Februar 2024

Chris Lloyd
Paris Requiem
Suhrkamp, Berlin, 446 Seiten
ISBN 978-3-518-473733

Chris Lloyd wurde in Wales geboren, machte seinen Abschluss in Spanisch und Französisch und siedelte anschließend für über zwanzig Jahre nach Katalonien um. Inzwischen lebt er wieder in Südwales. In seinen Krimis um den französischen Polizisten Inspecteur Eddie Giral kanalisiert Mr. Lloyd sein Interesse für den Zweiten Weltkrieg. „Paris Requiem“, der neueste Roman des Walisers, setzt im September 1940 ein. Die Nazis haben Frankreich und Paris seit drei Monaten besetzt, der Eiertanz zwischen unterdrückten Franzosen und tonangebenden deutschen Militärs geht oft blutig aus und hat schwer zu durchschauende Spielregeln, an die sich lediglich eine Seite halten muss. Eddie und seine Kollegen kommen sich wie Marionetten vor, das rationierte Essen reicht hinten und vorne nicht, der deutsche Geheimdienst verfolgt jeden und alles. Und dann wird in einem geschlossenen Jazzclub die Leiche eines kleinen Ganoven gefunden, dem man brutal die Lippen zusammen genäht hat – wobei der Einbrecher eigentlich im Knast sitzen müsste. Eddie ermittelt und bekommt mit der Gegenwart, aber auch der Vergangenheit bald einige neue Probleme …

„Paris Requiem“ ist nach „Die Toten vom Gare D’Austerlitz“ der zweite Band um Lloyds erschütterten Ermittler in einer genauso erschütterten Stadt. „Paris Requem“ war allerdings mein erstes Buch mit Eddie Giral, und ich habe es problemlos wegsuchten können und kein einziges Mal das Gefühl gehabt, dass mir eine Info fehlte – wenn es Bezüge zum Auftaktband gibt, werden die erklärt oder erschließen sich so. Das ist im Übrigen etwas, das gute Krimi-Serien für mich mit auszeichnet: Man kann auch später, mittendrin einstiegen, kreuz und quer lesen, ich denke da an Bosch, Rebus, Hap & Leonard, Reacher, Kinky Friedman. Und im Fall von Chris Lloyd und Eddie Giral lohnt der Einstieg bzw. Quereinstieg definitiv: „Paris Requiem“ ist ein süffiger, mustergültiger Hardboiled-Roman vor einer komplexen historischen Kulisse. Man spürt, dass Lloyd sich mit Materie und Setting auskennt, und obendrein schreibt er einfach einen richtig guten, düsteren Cop-Roman. „Paris Requiem“ hat durch die Besatzung natürlich etwas andere Vorzeichen, doch dieser historische Harboiled-Krimi ist genau das Richtige für alle Fans von Philip Kerr und Robert Harris.

Christian Endres

@MisterEndres auf Twitter folgen

von am 19. Februar 2024

Chris Lloyd
Paris Requiem
Suhrkamp, Berlin, 446 Seiten
ISBN 978-3-518-473733

Chris Lloyd wurde in Wales geboren, machte seinen Abschluss in Spanisch und Französisch und siedelte anschließend für über zwanzig Jahre nach Katalonien um. Inzwischen lebt er wieder in Südwales. In seinen Krimis um den französischen Polizisten Inspecteur Eddie Giral kanalisiert Mr. Lloyd sein Interesse für den Zweiten Weltkrieg. „Paris Requiem“, der neueste Roman des Walisers, setzt im September 1940 ein. Die Nazis haben Frankreich und Paris seit drei Monaten besetzt, der Eiertanz zwischen unterdrückten Franzosen und tonangebenden deutschen Militärs geht oft blutig aus und hat schwer zu durchschauende Spielregeln, an die sich lediglich eine Seite halten muss. Eddie und seine Kollegen kommen sich wie Marionetten vor, das rationierte Essen reicht hinten und vorne nicht, der deutsche Geheimdienst verfolgt jeden und alles. Und dann wird in einem geschlossenen Jazzclub die Leiche eines kleinen Ganoven gefunden, dem man brutal die Lippen zusammen genäht hat – wobei der Einbrecher eigentlich im Knast sitzen müsste. Eddie ermittelt und bekommt mit der Gegenwart, aber auch der Vergangenheit bald einige neue Probleme …

„Paris Requiem“ ist nach „Die Toten vom Gare D’Austerlitz“ der zweite Band um Lloyds erschütterten Ermittler in einer genauso erschütterten Stadt. „Paris Requem“ war allerdings mein erstes Buch mit Eddie Giral, und ich habe es problemlos wegsuchten können und kein einziges Mal das Gefühl gehabt, dass mir eine Info fehlte – wenn es Bezüge zum Auftaktband gibt, werden die erklärt oder erschließen sich so. Das ist im Übrigen etwas, das gute Krimi-Serien für mich mit auszeichnet: Man kann auch später, mittendrin einstiegen, kreuz und quer lesen, ich denke da an Bosch, Rebus, Hap & Leonard, Reacher, Kinky Friedman. Und im Fall von Chris Lloyd und Eddie Giral lohnt der Einstieg bzw. Quereinstieg definitiv: „Paris Requiem“ ist ein süffiger, mustergültiger Hardboiled-Roman vor einer komplexen historischen Kulisse. Man spürt, dass Lloyd sich mit Materie und Setting auskennt, und obendrein schreibt er einfach einen richtig guten, düsteren Cop-Roman. „Paris Requiem“ hat durch die Besatzung natürlich etwas andere Vorzeichen, doch dieser historische Harboiled-Krimi ist genau das Richtige für alle Fans von Philip Kerr und Robert Harris.

Christian Endres

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