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Der Club für bizarre Berufe

von am 25. Dezember 2014

Club der BerufeG. K. Chesterton
DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE. Londoner Erzählungen.
Ins Deutsche übertragen von Jakob Vandenberg
Originaltitel: The Club of Queer Trades (1904)
Coesfeld, Elsinor Verlag, 2011, 160 S.
ISBN 978-3-939483-19-9 / 14,80 Euro

Der Engländer als solcher ist ja gerne Mitglied in einem Club – und je exklusiver, desto besser. Da nimmt es kaum Wunder, dass Mr. Swinburne, ein typischer Londoner wie nur je einer vor unser Angesicht trat, stets nach Mitgliedschaften in solch vornehmen Zirkeln strebt. Bis er jedoch Eintritt in den „Club für bizarre Berufe“ erlangt, muss er sich durch eine Reihe herrlich-schräger Großstadtabenteuer schlagen, die seiner Naivität und Gutgläubigkeit wirklich alles abverlangen.
Von der Existenz dieser Vereinigung erfährt er, als er sich mit den „bemerkenswerten Abenteuern des Major Brown“ beschäftigen muss, die von einer Firma in die Wege geleitet werden, die man heutzutage wohl unter „Abenteuer GmbH“ im Branchenverzeichnis finden würde. Deren Inhaber erklärt auch kurz und bündig, unter welchen Voraussetzungen man in besagten Club Mitglied werden kann: Man muss einen völlig neuen Beruf erfinden oder entdecken – und damit dann auch seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Wie sich in den insgesamt sechs Erzählungen des Buches zeigt, lassen sich Londons Geschäftsleute einige sehr „bizarre“ Berufe einfallen, allesamt wohl nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen – wobei: hin und wieder beschleicht einen, nach besonders herzhaftem Gelächter, dann doch der Verdacht, dass sich einige dieser „Queer Trades“ bis heute gehalten oder sogar weiterentwickelt haben.

Über einhundert Jahre her ist die Erstveröffentlichung der Geschichten, die sich Gilbert Keith Chesterton ausdachte, um seinem staunenden Publikum den CLUB OF QUEER TRADES vorzustellen. Erstmals 1904 in England als Buch erschienen, konnten sich seit 1928 auch deutsche Leser erheitert und kopfschüttelnd freuen über die bemerkenswerten Abenteuer der ungleichen Brüder Basil und Rupert Grant, erzählt von ihrem Freund Swinburne, dem ganz und gar nicht objektiven Begleiter der beiden.
Allerdings hatte sich auf der bis in die 1980er Jahre verwendeten Übersetzung ein wenig der Staub der Jahrzehnte angesammelt. Unter dem Titel DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE sind die vergnüglichen „Londoner Erzählungen“ in der Neuübersetzung von Jakob Vandenberg im Coesfelder Elsinor Verlag neu aufgelegt worden.
Chesterton hat seine Protagonisten vermutlich nicht zufällig als liebevolle Parodie von Conan Doyles Ermittler-Duo Holmes & Watson angelegt (an einigen Stellen wird aus dem Augenzwinkern ein freundschaftlicher Rippenstoß). Und so stolpert der selbsternannte Privatermittler Rupert Grant nur allzu gerne über vermeintliche „Fälle“, bei deren Lösung ihm Swinburne immer wieder voller Enthusiasmus beisteht, die jedoch letztlich vom gutmütigen Ex-Richter Basil Grant (einem der eindrucksvollsten Charaktere, die Chesterton je aufs Papier warf, vermutlich wegen gewisser biographischer Ähnlichkeiten) vermittelst Intuition und unter Ablehnung aller offensichtlichen Fakten („Wie Fakten doch die Wahrheit verschleiern“) entwirrt werden müssen.
Wer bereit ist, sich auf den etwas speziellen englischen Humor der damals gerade erst vergangenen viktorianischen Ära einzulassen und sich an klug konzipierten und (trotz fehlender Bluttaten oder sonstiger Grausamkeiten) nicht unspannenden Geschichten zu erfreuen vermag, wird hier vollkommen zufrieden gestellt.
DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE ermöglicht eine herrlich entspannende Wiederentdeckung eines Autors, der leider viel zu oft auf seine FATHER BROWN-Geschichten reduziert wird!

Horst Illmer

von am 25. Dezember 2014

Club der BerufeG. K. Chesterton
DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE. Londoner Erzählungen.
Ins Deutsche übertragen von Jakob Vandenberg
Originaltitel: The Club of Queer Trades (1904)
Coesfeld, Elsinor Verlag, 2011, 160 S.
ISBN 978-3-939483-19-9 / 14,80 Euro

Der Engländer als solcher ist ja gerne Mitglied in einem Club – und je exklusiver, desto besser. Da nimmt es kaum Wunder, dass Mr. Swinburne, ein typischer Londoner wie nur je einer vor unser Angesicht trat, stets nach Mitgliedschaften in solch vornehmen Zirkeln strebt. Bis er jedoch Eintritt in den „Club für bizarre Berufe“ erlangt, muss er sich durch eine Reihe herrlich-schräger Großstadtabenteuer schlagen, die seiner Naivität und Gutgläubigkeit wirklich alles abverlangen.
Von der Existenz dieser Vereinigung erfährt er, als er sich mit den „bemerkenswerten Abenteuern des Major Brown“ beschäftigen muss, die von einer Firma in die Wege geleitet werden, die man heutzutage wohl unter „Abenteuer GmbH“ im Branchenverzeichnis finden würde. Deren Inhaber erklärt auch kurz und bündig, unter welchen Voraussetzungen man in besagten Club Mitglied werden kann: Man muss einen völlig neuen Beruf erfinden oder entdecken – und damit dann auch seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Wie sich in den insgesamt sechs Erzählungen des Buches zeigt, lassen sich Londons Geschäftsleute einige sehr „bizarre“ Berufe einfallen, allesamt wohl nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen – wobei: hin und wieder beschleicht einen, nach besonders herzhaftem Gelächter, dann doch der Verdacht, dass sich einige dieser „Queer Trades“ bis heute gehalten oder sogar weiterentwickelt haben.

Über einhundert Jahre her ist die Erstveröffentlichung der Geschichten, die sich Gilbert Keith Chesterton ausdachte, um seinem staunenden Publikum den CLUB OF QUEER TRADES vorzustellen. Erstmals 1904 in England als Buch erschienen, konnten sich seit 1928 auch deutsche Leser erheitert und kopfschüttelnd freuen über die bemerkenswerten Abenteuer der ungleichen Brüder Basil und Rupert Grant, erzählt von ihrem Freund Swinburne, dem ganz und gar nicht objektiven Begleiter der beiden.
Allerdings hatte sich auf der bis in die 1980er Jahre verwendeten Übersetzung ein wenig der Staub der Jahrzehnte angesammelt. Unter dem Titel DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE sind die vergnüglichen „Londoner Erzählungen“ in der Neuübersetzung von Jakob Vandenberg im Coesfelder Elsinor Verlag neu aufgelegt worden.
Chesterton hat seine Protagonisten vermutlich nicht zufällig als liebevolle Parodie von Conan Doyles Ermittler-Duo Holmes & Watson angelegt (an einigen Stellen wird aus dem Augenzwinkern ein freundschaftlicher Rippenstoß). Und so stolpert der selbsternannte Privatermittler Rupert Grant nur allzu gerne über vermeintliche „Fälle“, bei deren Lösung ihm Swinburne immer wieder voller Enthusiasmus beisteht, die jedoch letztlich vom gutmütigen Ex-Richter Basil Grant (einem der eindrucksvollsten Charaktere, die Chesterton je aufs Papier warf, vermutlich wegen gewisser biographischer Ähnlichkeiten) vermittelst Intuition und unter Ablehnung aller offensichtlichen Fakten („Wie Fakten doch die Wahrheit verschleiern“) entwirrt werden müssen.
Wer bereit ist, sich auf den etwas speziellen englischen Humor der damals gerade erst vergangenen viktorianischen Ära einzulassen und sich an klug konzipierten und (trotz fehlender Bluttaten oder sonstiger Grausamkeiten) nicht unspannenden Geschichten zu erfreuen vermag, wird hier vollkommen zufrieden gestellt.
DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE ermöglicht eine herrlich entspannende Wiederentdeckung eines Autors, der leider viel zu oft auf seine FATHER BROWN-Geschichten reduziert wird!

Horst Illmer

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