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Der schlauste Mann der Welt

von am 29. Mai 2023

Andreas Eschbach
DER SCHLAUSTE MANN DER WELT. Roman
Köln, Lübbe, 2023, 222 S.
ISBN 978-3-7857-2849-9
Hardcover / 22,00 Euro

Jens Leunich, der „Held“ im neuen Buch von Andreas Eschbach, ist mit Sicherheit nicht „der Schlauste Mann der Welt“, aber in der Kategorie „Größtmöglicher Glückspilz“ gebührt ihm schon einer der Spitzenplätze. Am Ende allerdings …

Doch wir wollen ja nicht vorgreifen, gerade die Romane Eschbachs vertragen es oftmals gar nicht, wenn zu viel vom Inhalt bekannt ist. Darum hier nur eine oberflächliche Inhaltsangabe: Einem jungen Mann widerfahren in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts einige bemerkenswerte Dinge, die ihn letztlich in die Lage versetzen, sein weiteres Leben ohne „Arbeit“ oder ähnliche Tätigkeiten zu verbringen, was er ausführlich und eloquent zu begründen weiß. Dabei keimt im Hintergrund allerdings immer mehr der Verdacht, dass es sich um einen sehr „unzuverlässigen Erzähler“ handelt, der in DER SCHLAUSTE MANN DER WELT das Sagen hat …

Für mich kam Eschbachs Roman zufällig genau in eine Phase, in der ich mich gerade wieder einmal mit Ayn Rand und ihrer Vision eines „egoistischen Kapitalismus“ (literarisch geformt in ihrem Opus Magnum ATLAS SHRUGGED) beschäftigt hatte. Kurz vor Eschbach hatte ich die Lektüre von Jerome Tuccilles Erinnerungsbuch MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND beendet – und da passte DER SCHLAUSTE MANN DER WELT wie die Faust aufs berühmte Auge.

(Erlaubt sei mir hier eine kleine Abschweifung – Harry Rowohlt möge es mir verzeihen – zu einigen anderen Büchern Eschbachs: Geld und der Umgang damit gehören zu den wiederkehrenden Themen des Autors, zuletzt in FREIHEITSGELD, wo das „bedingungslose Grundeinkommen“ unter die Lupe genommen wird, zuvor, 2004, in der Anthologie EINE TRILLION EURO und – natürlich – in EINE BILLION DOLLAR aus dem Jahr 2001. Und ich scheue mich nicht, dieses Werk als meine „Nemesis“ im Eschbach-Kanon zu bezeichnen, hat mir der gute Andreas doch durch ein unfassbar schlechtes Ende den Genuss der vorherigen 900 Seiten ordentlich verdorben. Was uns zurückbringt zum vorliegenden Buch.)

DER SCHLAUSTE MANN DER WELT entwickelte sich vor diesem Hintergrund für mich zum philosophischen Bindeglied zwischen Ayn Rands Ideen und den, wie immer bei Eschbach, herausragend recherchierten Ausführungen über den weltweiten Finanzkapitalismus und seine Schwachpunkte. Ich habe keine Ahnung, ob Eschbach Ayn Rand überhaupt kennt, bzw. ihre Bücher gelesen hat, aber Jens Leunich agiert durchgängig wie ein bewusst angelegter Gegenpart zu Rands sprichwörtlich gewordenem John Galt.
(Mehr dazu würde viele Seiten füllen, deshalb breche ich hier ab. Lest doch einfach selbst.)
Und das Ende hat Andreas Eschbach diesmal auch so hinbekommen, dass ich nix dran auszusetzen habe.

Horst Illmer

von am 29. Mai 2023

Andreas Eschbach
DER SCHLAUSTE MANN DER WELT. Roman
Köln, Lübbe, 2023, 222 S.
ISBN 978-3-7857-2849-9
Hardcover / 22,00 Euro

Jens Leunich, der „Held“ im neuen Buch von Andreas Eschbach, ist mit Sicherheit nicht „der Schlauste Mann der Welt“, aber in der Kategorie „Größtmöglicher Glückspilz“ gebührt ihm schon einer der Spitzenplätze. Am Ende allerdings …

Doch wir wollen ja nicht vorgreifen, gerade die Romane Eschbachs vertragen es oftmals gar nicht, wenn zu viel vom Inhalt bekannt ist. Darum hier nur eine oberflächliche Inhaltsangabe: Einem jungen Mann widerfahren in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts einige bemerkenswerte Dinge, die ihn letztlich in die Lage versetzen, sein weiteres Leben ohne „Arbeit“ oder ähnliche Tätigkeiten zu verbringen, was er ausführlich und eloquent zu begründen weiß. Dabei keimt im Hintergrund allerdings immer mehr der Verdacht, dass es sich um einen sehr „unzuverlässigen Erzähler“ handelt, der in DER SCHLAUSTE MANN DER WELT das Sagen hat …

Für mich kam Eschbachs Roman zufällig genau in eine Phase, in der ich mich gerade wieder einmal mit Ayn Rand und ihrer Vision eines „egoistischen Kapitalismus“ (literarisch geformt in ihrem Opus Magnum ATLAS SHRUGGED) beschäftigt hatte. Kurz vor Eschbach hatte ich die Lektüre von Jerome Tuccilles Erinnerungsbuch MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND beendet – und da passte DER SCHLAUSTE MANN DER WELT wie die Faust aufs berühmte Auge.

(Erlaubt sei mir hier eine kleine Abschweifung – Harry Rowohlt möge es mir verzeihen – zu einigen anderen Büchern Eschbachs: Geld und der Umgang damit gehören zu den wiederkehrenden Themen des Autors, zuletzt in FREIHEITSGELD, wo das „bedingungslose Grundeinkommen“ unter die Lupe genommen wird, zuvor, 2004, in der Anthologie EINE TRILLION EURO und – natürlich – in EINE BILLION DOLLAR aus dem Jahr 2001. Und ich scheue mich nicht, dieses Werk als meine „Nemesis“ im Eschbach-Kanon zu bezeichnen, hat mir der gute Andreas doch durch ein unfassbar schlechtes Ende den Genuss der vorherigen 900 Seiten ordentlich verdorben. Was uns zurückbringt zum vorliegenden Buch.)

DER SCHLAUSTE MANN DER WELT entwickelte sich vor diesem Hintergrund für mich zum philosophischen Bindeglied zwischen Ayn Rands Ideen und den, wie immer bei Eschbach, herausragend recherchierten Ausführungen über den weltweiten Finanzkapitalismus und seine Schwachpunkte. Ich habe keine Ahnung, ob Eschbach Ayn Rand überhaupt kennt, bzw. ihre Bücher gelesen hat, aber Jens Leunich agiert durchgängig wie ein bewusst angelegter Gegenpart zu Rands sprichwörtlich gewordenem John Galt.
(Mehr dazu würde viele Seiten füllen, deshalb breche ich hier ab. Lest doch einfach selbst.)
Und das Ende hat Andreas Eschbach diesmal auch so hinbekommen, dass ich nix dran auszusetzen habe.

Horst Illmer

1 Kommentar zu “Der schlauste Mann der Welt”

  1. Markus sagt:

    Guter Lesestoff für zwischendurch. Einfach gute Unterhaltung mit einem kleinen Einblick in die Welt des Finanzkapitalismus.

comicdealer.de