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Wandernde Himmel

von am 16. April 2020

Hao Jingfang
Wandernde Himmel
Aus dem amerikanischen Englisch von Marc Hermann
(Stray Skies, 2016)
Hamburg, Rowohlt Taschenbuch, 2018, 752 Seiten
ISBN 978-3-499-27418-3

Es ist schon etwas her, dass ich den Roman „Wandernde Himmel“ gelesen habe. Doch noch immer geht mir die Geschichte nicht aus dem Kopf. Nicht, weil es actiongeladen zugeht, revolutionäre Ideen ausgerollt werden oder eine kurzweilige Geschichte präsentiert wird. Nein. Es ist etwas ganz anderes und wird erst nach und nach deutlich.

Luoying, die Protagonisten, auf dem Mars in eine egalitäre Gesellschaft hineingeboren, nimmt mehr oder minder freiwillig an einem Schüleraustauschprogramm mit der Erde teil. Hintergrund sind dabei politische Verhandlungen um die Unabhängigkeit der Marskolonie von der Erde, die vor mehreren Jahrzehnten Siedler auf den Mars entsendet hat. Dabei haben sich die politischen Systeme der Erde und der Marskolonie in unterschiedliche Richtungen entwickelt.

Die Euphorie Luoyings bei Reiseantritt ist am Ende ihres Aufenthalts auf der Erde Ernüchterung gewichen. Die Vorfreude auf die alte Heimat hält indessen auch nicht lange an. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem alten und neuen Leben, zumal sie bei Reiseantritt noch ein Schulmädchen war und auf der Erde erwachsen werden musste, ohne dass ihre Familie ihr zur Seite stand.

Durch Luoyings Augen erleben wir beide Welten, in denen sie immer die Außenseiterin bleibt. Auf der Erde ist sie das Mädchen vom Mars, auf dem Mars ist sie „Besucherin“ von der Erde. Zudem muss sie entdecken, dass sie Teil einer politischen Intrige wurde, da ihr Großvater, einer der politische Führer des Mars, sie als Faustpfand benutzt hat und der Tod Ihrer Eltern kurz vor Ihrer Abreise, der für sie ein Grund war am Austauschprogramm teilzunehmen, ebenfalls einem politischen Komplott entsprungen ist.

Der Autorin gelingt es gut, die Fremdheit Luoyings plastisch zu schildern, ohne ins Pathetische zu verfallen. Die von Luoying empfundene Leere und ihre Suche nach sich selbst und der Gesellschaft, in der sie leben möchten bilden den Kern dieses faszinierenden Romans.

Daher passt dieser Roman aktuell in die Diskussion, die wir zwar nicht führen, aber sicherlich führen müssen, wie wir in Zukunft leben möchten. Dieser Roman liefert Anschauungsmaterial, welche grundlegenden politischen Parameter wie Einfluss auf das Zusammenleben nehmen.

Die Widerspenstigkeit Luoyings transportiert die Autorin gelungen und schafft eine ganz eigene Atmosphähre. Für mich einer der besten Romane, den ich im Jahr 2019 gelesen habe.

von am 16. April 2020

Hao Jingfang
Wandernde Himmel
Aus dem amerikanischen Englisch von Marc Hermann
(Stray Skies, 2016)
Hamburg, Rowohlt Taschenbuch, 2018, 752 Seiten
ISBN 978-3-499-27418-3

Es ist schon etwas her, dass ich den Roman „Wandernde Himmel“ gelesen habe. Doch noch immer geht mir die Geschichte nicht aus dem Kopf. Nicht, weil es actiongeladen zugeht, revolutionäre Ideen ausgerollt werden oder eine kurzweilige Geschichte präsentiert wird. Nein. Es ist etwas ganz anderes und wird erst nach und nach deutlich.

Luoying, die Protagonisten, auf dem Mars in eine egalitäre Gesellschaft hineingeboren, nimmt mehr oder minder freiwillig an einem Schüleraustauschprogramm mit der Erde teil. Hintergrund sind dabei politische Verhandlungen um die Unabhängigkeit der Marskolonie von der Erde, die vor mehreren Jahrzehnten Siedler auf den Mars entsendet hat. Dabei haben sich die politischen Systeme der Erde und der Marskolonie in unterschiedliche Richtungen entwickelt.

Die Euphorie Luoyings bei Reiseantritt ist am Ende ihres Aufenthalts auf der Erde Ernüchterung gewichen. Die Vorfreude auf die alte Heimat hält indessen auch nicht lange an. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem alten und neuen Leben, zumal sie bei Reiseantritt noch ein Schulmädchen war und auf der Erde erwachsen werden musste, ohne dass ihre Familie ihr zur Seite stand.

Durch Luoyings Augen erleben wir beide Welten, in denen sie immer die Außenseiterin bleibt. Auf der Erde ist sie das Mädchen vom Mars, auf dem Mars ist sie „Besucherin“ von der Erde. Zudem muss sie entdecken, dass sie Teil einer politischen Intrige wurde, da ihr Großvater, einer der politische Führer des Mars, sie als Faustpfand benutzt hat und der Tod Ihrer Eltern kurz vor Ihrer Abreise, der für sie ein Grund war am Austauschprogramm teilzunehmen, ebenfalls einem politischen Komplott entsprungen ist.

Der Autorin gelingt es gut, die Fremdheit Luoyings plastisch zu schildern, ohne ins Pathetische zu verfallen. Die von Luoying empfundene Leere und ihre Suche nach sich selbst und der Gesellschaft, in der sie leben möchten bilden den Kern dieses faszinierenden Romans.

Daher passt dieser Roman aktuell in die Diskussion, die wir zwar nicht führen, aber sicherlich führen müssen, wie wir in Zukunft leben möchten. Dieser Roman liefert Anschauungsmaterial, welche grundlegenden politischen Parameter wie Einfluss auf das Zusammenleben nehmen.

Die Widerspenstigkeit Luoyings transportiert die Autorin gelungen und schafft eine ganz eigene Atmosphähre. Für mich einer der besten Romane, den ich im Jahr 2019 gelesen habe.

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