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Ausbeute Manga Day 2022 Teil 3: Die Gefühlvollen

von am 19. Oktober 2022

Die Fortsetzung (hier geht es zu Teil 1  und Teil 2) der Review zum Manga Day:

Die Gefühlvollen

Die folgenden Manga fallen in eine Kategorie, die vielleicht nicht unbedingt jedem liegt. Da doch der Löwenanteil an Veröffentlichungen repetetive Liebesschmonzetten sind. Aber es gibt durchaus Geschichten, die gerade durch ihre Einfachheit die Leser so richtig ins Herz treffen oder zum Nachsinnen bringen.

1. Ein Fremder am Strand/Kanna Kii (Tokyopop, bisher 1 Einzelband)

Ich bin wirklich keine klassische Boys Love Leserin. Aber in dieser Geschichte geht es ausnahmsweise mal nicht um Verführung und Erotik. Wie auf einer sanften Meeresbrise wird der Leser sachte durch die Leben von Shun und Mio getragen. Die beiden begegnen sich (natürlich) am Strand. Vor Shuns Bleibe, wo er bei seinen Verwandten aushilft und seine Romane schreibt. Da Mio jeden Tag bis spät in den Abend alleine dort auf einer Bank sitzt und nur in die Ferne blickt, möchte Shun ihn nicht nur zuletzt wegen seinem schönen Profil endlich kennen lernen. Okay, klingt geschrieben doch ein wenig abgedroschen, aber tatsächlich fühlt es sich beim Lesen ganz anders an. Je näher man die beiden Protagonisten kennen lernt, desto mehr eröffnen sich die Hindernisse/Schwierigkeiten in ihren Leben und die Komplexität ihrer Beziehung zueinander. Ein wirklich schönes Kammerspiel, das durch seine ruhige Erzählweise und dem leichten Pinselstrich einen direkt ans Meer von Okinawa versetzt.

2. My Roommate is a cat/Minatsuki x As Futatsuya (Carlsen, bisher 8 Bände)

Exzentrischer misanthropischer Mystery Schriftsteller trifft auf misstrauischen verwahrlosten Straßenstreuner. Sehr nette Mischung. Subaru Mikazuki lebt für seine Bücher und seine Fantasie. Öffentliche Orte, Menschen oder gar Kontakt zu solchen sind im ein Graus. Was er auch seinem neuen aufdringlichen Verlagsbetreuer direkt klar macht. Material liefern, keine Kommentare, nicht stören. Als Subaru Opfergaben am Grab seiner Eltern ablegt springt ein schwarzer Schatten aus dem Grabstein. Waah! Nachdem der erste Schreck überwunden ist bemerkt Subaru, dass der Schatten offensichtlich Thunfisch mag und eine Katze ist. Der tödliche Blick, den er von dem kleinen Opferdieb zugeworfen bekommt, beflügelt seine Fantasie zu einem neuen Roman. Katze plant Mord an Mensch. Vor lauter Überraschung, dass etwas anderes als seine Bücher ihn inspiriert hat packt er kurzerhand den Streuner ein. Und so entsteht eine Geschichte von zwei Zurückgezogenen die sich gegenseitig aus ihrem Schneckenhaus locken.
Besonderer Reiz an diesem Manga ist die Perspektive, die immer wieder zwischen Subaru und seinem neuen Mitbewohner wechselt und so hinter manches Missverständnis blicken lässt.

3. Mixed-Up first Love/Aruko x Wataru Hinekure (Egmont, bisher 1 Band)

Dies ist die etwas abgedrehte Geschichte einer Gruppe fleißiger und aufrichtiger Oberschüler – Zitat Seite 1. Und so beginnt die Achterbahnfahrt mit den Oberschülern Aoki (m), Hashimoto (f) und Ida (m). Aoki (m) braucht dringend einen Radiergummi und bekommt prompt einen von seinem Schwarm Hashimoto (f) geliehen. Auf Wolke sieben schwebend entdeckt er auf dem Radiergummi den Schriftzug Ida mit einem Herzchen versehen. Und schon bricht für Aoki (m) eine Welt zusammen. Sein Schwarm schwärmt für Ida (m). Den stillen gut aussehenden Großen. Und wenn das nicht schon schlimm genug wäre fällt ihm der Radiergummi auch noch runter und direkt vor Idas (m) Füße. Der entdeckt den Schriftzug mit seinem Namen als er den Radiergummi Aoki (m) zurück gibt. Und schon ist das Chaos perfekt. Ida (m) geht natürlich davon aus, dass Aoki (m) in ihn verliebt ist. Und schon entsteht ein wildes Durcheinander von Missverständnissen, das die drei ineinander verstrickt und miteinander verbindet. Wie ein kleiner Radiergummi doch so eine große Rolle spielen kann.
Diese First-Love-Story mit großen Gefühlen und ausreichend Klamauk hinterlässt in jedem Fall ein Kribbeln im Bauch. Vom Lachen oder vom Schwärmen.

4. Love and Fortune/Akira Nitta (Hayabusa, bisher 6 Bände)

Als ich diesen Manga mitgenommen habe, dachte ich auf den ersten Blick es sei eine zarte Liebesgeschichte. Aber weit gefehlt. Meiner Meinung nach eindeutige Empfehlung Ü16. Ein Schauspiel an Selbstfindung, Gefühlschaos und die Frage nach dem Tabu. Wako ist 31 und nach japanischen Verhältnissen schon eine alte Jungfer. Ihr Zweckfreund liegt ihr auf der Tasche und ist ständig am Nörgeln. Aber sie hat einen Freund und er wird sie heiraten, hat er gesagt. Also Lebensplanung läuft. Aber so richtig angekommen fühlt Wako sich nicht. Ihren Traum beim Film zu arbeiten hat sich in einen Abreißjob an einem kleinen in den letzten Atemzügen liegenden Kino verwandelt. Und der Traumprinz, der sie auf Händen tragen sollte ist ein unambitionierter, egozentrischer Langweiler. Aber Lebensplanung läuft. Bis sie eines Tages im Kino einen Jungen mit Gipsarm bemerkt, weil er die gleichen Sneaker trägt wie sie. Ihre Lieblingsschuhe. Und er sieht sich den Film an, den sie unbedingt noch sehen wollte. Und er riecht so schön warm.
Klingt etwas veraltet, aber das wirkt ganz anders, wenn man es erstmal liest. Diese Geschichte zeigt bei allen Beteiligten ihre tiefere Psyche. Keine Romanze mit Tauziehen, um die Hauptdarstellerin, sondern hervorragend dargestellte Zerrissenheit zwischen einfach dem Gefühl folgen und dem „Richtigen“ tun. Warum das Ganze jetzt so interessant ist? Weil der Junge ein 15jähriger Schüler ist in den sie sich verliebt und für den sie ihren Verlobten verlässt…
Eindeutige Lesempfehlung für Ü30 🙂

Fortsetzung folgt…

von am 19. Oktober 2022

Die Fortsetzung (hier geht es zu Teil 1  und Teil 2) der Review zum Manga Day:

Die Gefühlvollen

Die folgenden Manga fallen in eine Kategorie, die vielleicht nicht unbedingt jedem liegt. Da doch der Löwenanteil an Veröffentlichungen repetetive Liebesschmonzetten sind. Aber es gibt durchaus Geschichten, die gerade durch ihre Einfachheit die Leser so richtig ins Herz treffen oder zum Nachsinnen bringen.

1. Ein Fremder am Strand/Kanna Kii (Tokyopop, bisher 1 Einzelband)

Ich bin wirklich keine klassische Boys Love Leserin. Aber in dieser Geschichte geht es ausnahmsweise mal nicht um Verführung und Erotik. Wie auf einer sanften Meeresbrise wird der Leser sachte durch die Leben von Shun und Mio getragen. Die beiden begegnen sich (natürlich) am Strand. Vor Shuns Bleibe, wo er bei seinen Verwandten aushilft und seine Romane schreibt. Da Mio jeden Tag bis spät in den Abend alleine dort auf einer Bank sitzt und nur in die Ferne blickt, möchte Shun ihn nicht nur zuletzt wegen seinem schönen Profil endlich kennen lernen. Okay, klingt geschrieben doch ein wenig abgedroschen, aber tatsächlich fühlt es sich beim Lesen ganz anders an. Je näher man die beiden Protagonisten kennen lernt, desto mehr eröffnen sich die Hindernisse/Schwierigkeiten in ihren Leben und die Komplexität ihrer Beziehung zueinander. Ein wirklich schönes Kammerspiel, das durch seine ruhige Erzählweise und dem leichten Pinselstrich einen direkt ans Meer von Okinawa versetzt.

2. My Roommate is a cat/Minatsuki x As Futatsuya (Carlsen, bisher 8 Bände)

Exzentrischer misanthropischer Mystery Schriftsteller trifft auf misstrauischen verwahrlosten Straßenstreuner. Sehr nette Mischung. Subaru Mikazuki lebt für seine Bücher und seine Fantasie. Öffentliche Orte, Menschen oder gar Kontakt zu solchen sind im ein Graus. Was er auch seinem neuen aufdringlichen Verlagsbetreuer direkt klar macht. Material liefern, keine Kommentare, nicht stören. Als Subaru Opfergaben am Grab seiner Eltern ablegt springt ein schwarzer Schatten aus dem Grabstein. Waah! Nachdem der erste Schreck überwunden ist bemerkt Subaru, dass der Schatten offensichtlich Thunfisch mag und eine Katze ist. Der tödliche Blick, den er von dem kleinen Opferdieb zugeworfen bekommt, beflügelt seine Fantasie zu einem neuen Roman. Katze plant Mord an Mensch. Vor lauter Überraschung, dass etwas anderes als seine Bücher ihn inspiriert hat packt er kurzerhand den Streuner ein. Und so entsteht eine Geschichte von zwei Zurückgezogenen die sich gegenseitig aus ihrem Schneckenhaus locken.
Besonderer Reiz an diesem Manga ist die Perspektive, die immer wieder zwischen Subaru und seinem neuen Mitbewohner wechselt und so hinter manches Missverständnis blicken lässt.

3. Mixed-Up first Love/Aruko x Wataru Hinekure (Egmont, bisher 1 Band)

Dies ist die etwas abgedrehte Geschichte einer Gruppe fleißiger und aufrichtiger Oberschüler – Zitat Seite 1. Und so beginnt die Achterbahnfahrt mit den Oberschülern Aoki (m), Hashimoto (f) und Ida (m). Aoki (m) braucht dringend einen Radiergummi und bekommt prompt einen von seinem Schwarm Hashimoto (f) geliehen. Auf Wolke sieben schwebend entdeckt er auf dem Radiergummi den Schriftzug Ida mit einem Herzchen versehen. Und schon bricht für Aoki (m) eine Welt zusammen. Sein Schwarm schwärmt für Ida (m). Den stillen gut aussehenden Großen. Und wenn das nicht schon schlimm genug wäre fällt ihm der Radiergummi auch noch runter und direkt vor Idas (m) Füße. Der entdeckt den Schriftzug mit seinem Namen als er den Radiergummi Aoki (m) zurück gibt. Und schon ist das Chaos perfekt. Ida (m) geht natürlich davon aus, dass Aoki (m) in ihn verliebt ist. Und schon entsteht ein wildes Durcheinander von Missverständnissen, das die drei ineinander verstrickt und miteinander verbindet. Wie ein kleiner Radiergummi doch so eine große Rolle spielen kann.
Diese First-Love-Story mit großen Gefühlen und ausreichend Klamauk hinterlässt in jedem Fall ein Kribbeln im Bauch. Vom Lachen oder vom Schwärmen.

4. Love and Fortune/Akira Nitta (Hayabusa, bisher 6 Bände)

Als ich diesen Manga mitgenommen habe, dachte ich auf den ersten Blick es sei eine zarte Liebesgeschichte. Aber weit gefehlt. Meiner Meinung nach eindeutige Empfehlung Ü16. Ein Schauspiel an Selbstfindung, Gefühlschaos und die Frage nach dem Tabu. Wako ist 31 und nach japanischen Verhältnissen schon eine alte Jungfer. Ihr Zweckfreund liegt ihr auf der Tasche und ist ständig am Nörgeln. Aber sie hat einen Freund und er wird sie heiraten, hat er gesagt. Also Lebensplanung läuft. Aber so richtig angekommen fühlt Wako sich nicht. Ihren Traum beim Film zu arbeiten hat sich in einen Abreißjob an einem kleinen in den letzten Atemzügen liegenden Kino verwandelt. Und der Traumprinz, der sie auf Händen tragen sollte ist ein unambitionierter, egozentrischer Langweiler. Aber Lebensplanung läuft. Bis sie eines Tages im Kino einen Jungen mit Gipsarm bemerkt, weil er die gleichen Sneaker trägt wie sie. Ihre Lieblingsschuhe. Und er sieht sich den Film an, den sie unbedingt noch sehen wollte. Und er riecht so schön warm.
Klingt etwas veraltet, aber das wirkt ganz anders, wenn man es erstmal liest. Diese Geschichte zeigt bei allen Beteiligten ihre tiefere Psyche. Keine Romanze mit Tauziehen, um die Hauptdarstellerin, sondern hervorragend dargestellte Zerrissenheit zwischen einfach dem Gefühl folgen und dem „Richtigen“ tun. Warum das Ganze jetzt so interessant ist? Weil der Junge ein 15jähriger Schüler ist in den sie sich verliebt und für den sie ihren Verlobten verlässt…
Eindeutige Lesempfehlung für Ü30 🙂

Fortsetzung folgt…

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