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Phantastik in der Krise?

von am 31. Mai 2013

Spiel der GötterIn den letzten Jahren hat sich der Fokus der Verlage massiv verändert, vor allem der Großen. Ich habe schon öfter darüber geklagt, dass die "Belegplätze" in den Verlagsprogrammen für klassische Fantasy immer spärlicher werden. Natürlich, zählt man all die modernen Vampir-Lovestories, Engelsromane, Gestaltwandlerserien und was weiß ich alles dazu, ist der Ausstoß eher gewachsen. Ohne jetzt werten zu wollen, das ist es aber nicht, was ich unter Fantasy verstehe.  Dass sich dieses Symptom mittlerweile auch in der SF breitmacht, ist für mich fast schon ein wenig satirisch. Sei es die knallharte Endzeitheldin, die plötzlich ihre Gefühle entdeckt oder die tuffe Frachterpilotin, die ohne die Liebe des attraktiven Freibeuters nicht mehr leben will. Bitte wer soll das lesen? Ich nicht.

Dabei zeigen Bücher, wie "Der Komet" , "Corpus Delicti" oder "Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte", dass es nach wie vor herausragend gute Science Fiction Romane gibt. Leider sind diese Bücher nicht unter dem SF Label erschienen und zumindest zum Teil völlig außerhalb der Verlage, die für gute SF bekannt sind. Auch im Jugendbuch tut sich wirklich was. Durch Verfilmungen wie "Hunger Games" oder in diesem Jahr "Ender" sind Themen im Jugendbuch angekommen, die einen wesentlich gehaltvolleren Inhalt vermitteln und sogar klassische Themen der Erwachsenen-Phantastik attraktiv für eine breite Rezeption machen. Im Jugendbuch scheint das mit SF und Fantasy noch zu funktionieren. "Starters" von Lissa Price, "Little Brother" von Cory Doctorow oder sogar die Neuveröffentlichung der "Ender-Reihe" von Orson Scott Card unter einem Jugendbuchlabel sprechen eine deutliche Sprache.

Warum bitte trauen sich die großen Verlage allesamt nicht mehr, ein solides Phantastik Programm aufzubauen oder in manchen Fällen einfach nur zu erhalten? Traut man den Lesern nur noch weichgespülte Unterhaltung zu oder sind die Absatzzahlen tatsächlich so unterirdisch? Da kann man natürlich auch die Frage stellen, ist das lieblose Verlagsgebaren schuld am sinkenden Absatz oder umgekehrt? Ich kann nicht oft genug auf ambitionierte kleine Verlage hinweisen, die eben genau diese Lücke füllen.

Manchmal können aber auch die Verlage nichts dafür. Manchmal steckt der Teufel im Detail und manchmal ist der Einzelne die Schwachstelle. Erkrankungen, die Autoren aus der Bahn werfen haben zum Beispiel in der letzten Zeit für die anhaltende Verzögerung des nächsten Bandes von Locke Lamora gesorgt und jetzt hat es leider auch einen der herausragenden Übersetzer für Phantastik getroffen. "Acacia" Band drei verschiebt sich deutlich nach hinten, ebenso der nächste Band von "Spiel der Götter" und "Dolch und Münze". Schade, aber so ist das manchmal. In diesem Fall hängt eben die deutsche Version mehrerer guter Zyklen an einem hervorragendem Übersetzer, Tim Straetmann. Wünschen wir ihm alles Gute und gute Besserung, auf dass er sich bald mit neuer Energie wieder ans Werk machen kann. Gute Übersetzer wachsen nicht an den Bäumen und es wäre ein großer Verlust für die ganze Szene. (Wer genaueres wissen möchte:

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von am 31. Mai 2013

Spiel der GötterIn den letzten Jahren hat sich der Fokus der Verlage massiv verändert, vor allem der Großen. Ich habe schon öfter darüber geklagt, dass die "Belegplätze" in den Verlagsprogrammen für klassische Fantasy immer spärlicher werden. Natürlich, zählt man all die modernen Vampir-Lovestories, Engelsromane, Gestaltwandlerserien und was weiß ich alles dazu, ist der Ausstoß eher gewachsen. Ohne jetzt werten zu wollen, das ist es aber nicht, was ich unter Fantasy verstehe.  Dass sich dieses Symptom mittlerweile auch in der SF breitmacht, ist für mich fast schon ein wenig satirisch. Sei es die knallharte Endzeitheldin, die plötzlich ihre Gefühle entdeckt oder die tuffe Frachterpilotin, die ohne die Liebe des attraktiven Freibeuters nicht mehr leben will. Bitte wer soll das lesen? Ich nicht.

Dabei zeigen Bücher, wie "Der Komet" , "Corpus Delicti" oder "Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte", dass es nach wie vor herausragend gute Science Fiction Romane gibt. Leider sind diese Bücher nicht unter dem SF Label erschienen und zumindest zum Teil völlig außerhalb der Verlage, die für gute SF bekannt sind. Auch im Jugendbuch tut sich wirklich was. Durch Verfilmungen wie "Hunger Games" oder in diesem Jahr "Ender" sind Themen im Jugendbuch angekommen, die einen wesentlich gehaltvolleren Inhalt vermitteln und sogar klassische Themen der Erwachsenen-Phantastik attraktiv für eine breite Rezeption machen. Im Jugendbuch scheint das mit SF und Fantasy noch zu funktionieren. "Starters" von Lissa Price, "Little Brother" von Cory Doctorow oder sogar die Neuveröffentlichung der "Ender-Reihe" von Orson Scott Card unter einem Jugendbuchlabel sprechen eine deutliche Sprache.

Warum bitte trauen sich die großen Verlage allesamt nicht mehr, ein solides Phantastik Programm aufzubauen oder in manchen Fällen einfach nur zu erhalten? Traut man den Lesern nur noch weichgespülte Unterhaltung zu oder sind die Absatzzahlen tatsächlich so unterirdisch? Da kann man natürlich auch die Frage stellen, ist das lieblose Verlagsgebaren schuld am sinkenden Absatz oder umgekehrt? Ich kann nicht oft genug auf ambitionierte kleine Verlage hinweisen, die eben genau diese Lücke füllen.

Manchmal können aber auch die Verlage nichts dafür. Manchmal steckt der Teufel im Detail und manchmal ist der Einzelne die Schwachstelle. Erkrankungen, die Autoren aus der Bahn werfen haben zum Beispiel in der letzten Zeit für die anhaltende Verzögerung des nächsten Bandes von Locke Lamora gesorgt und jetzt hat es leider auch einen der herausragenden Übersetzer für Phantastik getroffen. "Acacia" Band drei verschiebt sich deutlich nach hinten, ebenso der nächste Band von "Spiel der Götter" und "Dolch und Münze". Schade, aber so ist das manchmal. In diesem Fall hängt eben die deutsche Version mehrerer guter Zyklen an einem hervorragendem Übersetzer, Tim Straetmann. Wünschen wir ihm alles Gute und gute Besserung, auf dass er sich bald mit neuer Energie wieder ans Werk machen kann. Gute Übersetzer wachsen nicht an den Bäumen und es wäre ein großer Verlust für die ganze Szene. (Wer genaueres wissen möchte:

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4 Kommentare zu “Phantastik in der Krise?”

  1. Holger sagt:

    Vielen dank für die Infos und den Link Gerd.
    Verhindert, dass ich mich fälschlicherweise über Blanvalet echauffiere.

    Ein bisschen Google Suche hat dann auch geklärt, dass Tim S. und Gerd R. die selbe Person ist (Gerd R. hatte mich hier beim meinem letzten Blanvalet Abledern wegen Hanover/Abraham aufgeklärt und ich hatte mich seitdem gewundert, warum mal der eine mal der andere als Übersetzer auftaucht)

    Gute Besserung Gero/Gerd/Tim und vielen Dank für deine Hingabe in Sachen gute Fantasy auf Deutsch.

    Holger

  2. Matthias sagt:

    Dem Artikel kann ich nur zustimmen. Das was in den Winter-Vorschauen der großen Verlage angekündigt wird, macht es noch "richtiger". Heyne pflegt immerhin noch den einen oder anderen alten SF-Titel durch eine Neuauflage (immerhin kommt dort Mievilles "Perdido Street Station als ungesplittete Neuauflage – früher Bastei Lübbe und noch ein paar klassische SF-Titel z.B. von David Brin), aber in Sachen Fantasy ist das ganz dünn.
    Was dann Blanvalet, Bastei Lübbe, Piper & Co. so alles ankündigen und im Programm haben sind Schmachtfetzen, Völkerromane (Zwerg-Elfen-Orks…) oder Gauner/Diebe/Assassinen-Irgendwas. Innovatives sucht man beinahe vergebens. Die Frage ist warum? Warum gibt es z.B. im Fantasybereich immer mehr deutsche Autoren (z.B. Rehfeld, Peinkofer, Alfred Bekker usw.), die von den Verlagen anscheinend gesucht werden? Vermutlich weil sie erfahrene Autoren sind, die schnell und günstig etwas abliefern. Auftragsarbeiten, bei denen es egal ist, ob sie gut oder/und innovativ sind, hauptsache billig und irgendwas mit Elfen und Zwergen.

    Es gibt zwar ein paar sehr ambitionierte Kleinverlage (Feder&Schwert, Golkonda, Shayol, Wurdack und wie sie alle heißen), aber die Lücke füllen können sie für mich noch nicht. Gerade im Bereich klassischer Fantasy bzw. High Fantasy ist da nicht viel dabei – leider. Ich weiß auch nicht, was es im fremdsprachigen Raum noch so alles zu übersetzen gäbe und was deutsche Autoren an Ideen hätten, aber viele werden davon nicht zwischen Buchdeckel gepreßt (von dem Wust an online-Publkationen will ich mich gar nicht rantrauen).

    Naja, der Golkonda-Verlag hat mit Jo Waltons "In einer anderen Welt" einen tollen Romanveröffentlicht und hebt sich mit seinem Programm wohltuend von der Masse ab. Feder&Schwert mit Jim Butcher und Simon R. Green zwei Autoren, die gute und unterhaltsame urbane Fantasy schreiben (von Green wird demnächst "Das Regenbogenschwert" als Neuauflage erscheinen und hoffentlich mit den weiteren Bänden fortgesetzt, die bisher noch nicht übersetzt wurden).
    Die Edition Phantasia hat auch ein paar Perlen im Programm, aber in den letzten Jahren ist für mich nicht viel Interessantes mehr gekommen.
    Was gibt es noch für Kleinverlage, auf die man ein Auge werfen könnte? Für Tipps bin ich immer dankbar.

  3. Matthias sagt:

    Ganz kurz: der zweite Band von Hanovers "Dolch und Münze" müßte eigentlich, wie geplant, im November erscheinen. Ist ja auch ein anderer Übersetzer bzw. eine Übersetzerin.

  4. lain sagt:

    Hast Du mal in "Jar Jar Binks must die" reingeschaut? Da schreibt ein Kritiker über das Problem im filmischen Bereich, dass Sci-Fi (und Fantasy) nicht ernst genommen wurden (und teils noch werden)
    Ähnlich isses glaub ich grade bei den Büchern, gerade weil die Verfilmungen stark auf jüngeres Publikum ausgelegt werden, trauen sich manche vllt einfach nicht mehr ran weil "ach das ist doch eh so Kinderkram". Ich bin derzeit geneigt Enders Game gerne zu lesen, hab aber wenig Bock auf Film mit Gören äh, Kindern.
    Dieser Markt an romantischen Getue ist hoffentlich bald ausgeschöpft und vllt sorgen die Verfilmungen dann auch wieder für mehr Bücher wenn die Verleger "altes" Zeug aus der Schublade kramen.
    Und leider gibt es wirklich noch einige Leute, die dieses Genre als Eskapismus betrachten (im Gegensatz zu was frag ich mich) und lieber Spiegel Bestsellerlisten, Autobiographien von 25jährigen und Vampirmädchen lesen.

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