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Wenn das der Führer wüsste

von am 8. Mai 2024

Otto Basil
WENN DAS DER FÜHRER WÜSSTE. Roman.
Wien, Milena, 2024, 400 S.
ISBN 978-3-9034-6028-7 / 26,00 Euro
Hardcover

Noch ein Buch über Hitler, zudem ein Science-Fiction-Roman, und eine Satire soll es auch noch sein. Das Thema „Nazi-Zeit“ hat ja eigentlich immer Hochkonjunktur. Gibt es da überhaupt noch etwas Neues (oder wenigstens Originelles) nach Science-Fiction-Romanen von Philip K. Dick, Norman Spinrad, Len Deighton u. v. a.?
Dazu solle man wissen, dass das Buch von Otto Basil schon 1966 geschrieben wurde, also eher als Vorläufer zu betrachten ist, keinesfalls als epigonal.

Basil beschreibt aus der Sicht des kleinen Parteigenossen Albin Totila Höllrigel eine Welt, wie sie nach dem Sieg Hitler-Deutschlands im 2. Weltkrieg aussehen könnte.

Der Krieg wurde gewonnen, weil Deutschland die „Bombe“ rechtzeitig entwickelte und sie gegen England einsetzte. In den USA und anderen amerikanischen Staaten haben sich faschistische Diktaturen etabliert, die mit dem Reich kooperieren. Japan, ebenfalls Gewinner des Krieges, hält Asien, Australien und den Ostteil der ehemaligen Sowjetunion besetzt. Dieser Status Quo besteht solange Hitler lebt. Doch mit seinem Tod beginnt das Reich zu zerfallen, die Bündnispartner wenden sich vom Reich ab. Und Japan sieht seine Chance, auch den Rest der Welt zu unterwerfen.

Die Welt treibt also auf einen 3. Weltkrieg zu, als Höllrigels Odyssee beginnt, während der er in die Kreise von Widerstandsgruppen im Harz gerät, durch den Abwurf einer japanischen Atombombe strahlenverseucht wird, den Bürgerkrieg bei der Beisetzung des Führers miterlebt und sich auf einmal auf dem Weg nach Alaska befindet. Dort haben Parteibonzen ein Lager errichtet, von dem aus die „Elite des Volkes“ in ein arktisches „Paradies“ weiterreist, in dem ein Überleben des Krieges möglich sein soll …

Otto Basil (1901–1983) war ein österreichischer Literat und Journalist. Sein bissig-ironischer Stil ist nicht unbedingt flüssig zu lesen, zwingt aber gerade dadurch zu erhöhter Konzentration und zur Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Begeistert ist man von diesem Roman nicht, kann man nicht sein, zu oft bleibt das Lachen im Halse stecken. Zu entsetzlich ist das Bild, das Basil zeichnet. Der Inhalt jedoch ist zeitlos, heute so gültig wie 1966. Der Autor zeigt sich als weitsichtiger Warner vor den Gefahren jeder politisch extremen Richtung.

Horst Illmer

von am 8. Mai 2024

Otto Basil
WENN DAS DER FÜHRER WÜSSTE. Roman.
Wien, Milena, 2024, 400 S.
ISBN 978-3-9034-6028-7 / 26,00 Euro
Hardcover

Noch ein Buch über Hitler, zudem ein Science-Fiction-Roman, und eine Satire soll es auch noch sein. Das Thema „Nazi-Zeit“ hat ja eigentlich immer Hochkonjunktur. Gibt es da überhaupt noch etwas Neues (oder wenigstens Originelles) nach Science-Fiction-Romanen von Philip K. Dick, Norman Spinrad, Len Deighton u. v. a.?
Dazu solle man wissen, dass das Buch von Otto Basil schon 1966 geschrieben wurde, also eher als Vorläufer zu betrachten ist, keinesfalls als epigonal.

Basil beschreibt aus der Sicht des kleinen Parteigenossen Albin Totila Höllrigel eine Welt, wie sie nach dem Sieg Hitler-Deutschlands im 2. Weltkrieg aussehen könnte.

Der Krieg wurde gewonnen, weil Deutschland die „Bombe“ rechtzeitig entwickelte und sie gegen England einsetzte. In den USA und anderen amerikanischen Staaten haben sich faschistische Diktaturen etabliert, die mit dem Reich kooperieren. Japan, ebenfalls Gewinner des Krieges, hält Asien, Australien und den Ostteil der ehemaligen Sowjetunion besetzt. Dieser Status Quo besteht solange Hitler lebt. Doch mit seinem Tod beginnt das Reich zu zerfallen, die Bündnispartner wenden sich vom Reich ab. Und Japan sieht seine Chance, auch den Rest der Welt zu unterwerfen.

Die Welt treibt also auf einen 3. Weltkrieg zu, als Höllrigels Odyssee beginnt, während der er in die Kreise von Widerstandsgruppen im Harz gerät, durch den Abwurf einer japanischen Atombombe strahlenverseucht wird, den Bürgerkrieg bei der Beisetzung des Führers miterlebt und sich auf einmal auf dem Weg nach Alaska befindet. Dort haben Parteibonzen ein Lager errichtet, von dem aus die „Elite des Volkes“ in ein arktisches „Paradies“ weiterreist, in dem ein Überleben des Krieges möglich sein soll …

Otto Basil (1901–1983) war ein österreichischer Literat und Journalist. Sein bissig-ironischer Stil ist nicht unbedingt flüssig zu lesen, zwingt aber gerade dadurch zu erhöhter Konzentration und zur Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Begeistert ist man von diesem Roman nicht, kann man nicht sein, zu oft bleibt das Lachen im Halse stecken. Zu entsetzlich ist das Bild, das Basil zeichnet. Der Inhalt jedoch ist zeitlos, heute so gültig wie 1966. Der Autor zeigt sich als weitsichtiger Warner vor den Gefahren jeder politisch extremen Richtung.

Horst Illmer

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