Thriller

Die drei deutschsprachigen Romane des letzten Jahres

von am 4. Februar 2010 Kommentare deaktiviert für Die drei deutschsprachigen Romane des letzten Jahres

2009 ist passé und kein neuer Roman von Walter Moers dabei. Die Gerüchteküche brodelt, doch noch gibt es keine Fakten zu neuem Material aus Zamonien.

Von Richard Schwartz ging es zwar weiter rund um Askir, was ich aber nicht als neuen eigenständigen Roman werten möchte. Die üblichen Verdächtigen im Bereich Fantasy: Markus Heitz, Bernhard Hennen, Wolfgang Hohlbein und wie sie noch alle heißen mögen, konnten mir in diesem Jahr auch kein Buch vorlegen, das es in meinen Augen auf die ersten drei Plätze geschafft hätte. "Riemenschneider" und "Maske der Verräter" waren als Hardcover bereits erschienen, also auch nichts im Bereich historisierend, das in meinen Fokus gelangt wäre.

Meine persönlichen Kandidaten für das Siegertreppchen sind alle aus dem Bereich Science Fiction.

Über zwei davon habe ich bereits geschrieben. Andreas Eschbach mit seinem "Ein König für Deutschland" hat sich einen der Plätze sehr früh sichern können. Der zweite Kandidat kommt aus unserem Nachbarland Österreich und schreibt normalerweise Kriminalromane. Heinrich Steinfests SF-Debut "Gewitter über Pluto" hat zwar noch den ein oder anderen klassischen Anfängerfehler von Genre-Quereinsteigern, besticht aber durch seinen österreichischen Charme und durch seine erfrischend elegante und abwechslungsreiche Sprache.

Den dritten Platz auf dem Siegertreppchen hat sich erst relativ spät im Jahr ein alter Bekannter erobert. Frank Schätzing hat mit "Limit" den ersten reinrassigen SF Roman hingelegt. Anders als bei "Der Schwarm" lässt er daran von Anfang an keinen Zweifel. Die Geschichte beginnt im Jahr 2025 und der Leser hat das Gefühl, dass das heute und jetzt ist. Das politische und technologische Szenario, das Schätzing entwirft ist an Realismus nicht zu überbieten. Nicht nur, dass nahezu alle technischen Entwicklungen sinnvoll weitergedacht wurden, es drängt sich im Lesen fast auf, dass der Autor nichts mehr herbeisehnt, als die Realitätwerdung seiner eigenen Vorhersage. Wie die Jugendträume des als Randfigur auftauchenden Bowie, der in der "Picard Bar" der Weltraumstation OSS sein "Space Oddity" klampft. Spätestens ab diesem Moment war ich ein Gefangener Schätzings.

Schätzings "Limit" ist definitiv keine Empfehlung für Jedermann, dazu ist auch dieser Roman zu sehr gezeichnet durch die Selbstverliebtheit des Autors, all das angesammelte Wissen und all die Details der Recherche einfließen zu lassen. Fast 1300 Seiten Schätzing waren auch für mich ganz schön viel, und ich liebe seine geschwätzige Art. Dennoch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und auch die quälende, überhöhte Langsamkeit der zweiten Hälfte, der Action-Hälfte, nachdem sich die drei Handlungsstränge getroffen und verwoben haben, hat sich in meinen Augen zu einem fulminanten Höhepunkt entwickelt. Schätzing muss man mögen, um in ganz genießen zu können. Wem "Lautlos" und "Der Schwarm" bereits zu ausufernd war und wer sich in Schätzings endlosen Detailbeschreibungen nicht zu Hause fühlt, der sollte eher die Finger davon lassen.

Für mich persönlich ist er der dritte Kandidat auf dem Treppchen, auch wenn es diesmal damit extrem Science-Fiction lastig wird.

Limit
Frank Schätzing
Kiepenheuer & Witsch € 26,00

2009 ist passé und kein neuer Roman von Walter Moers dabei. Die Gerüchteküche brodelt, doch noch gibt es keine Fakten zu neuem Material aus Zamonien.
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Ein König für Deutschland

von am 7. Oktober 2009 2 Kommentare

könig für dSo, gerade frisch aus dem Urlaub zurück. War aber auch wirklich gut. Neben viel Glück mit dem Wetter war die Buchauswahl durchweg fesselnd und wirklich gut. Überraschende Schmankerln so wie gewohnt spannende Unterhaltung von alten Bekannten. Auf jeden Fall gab es keinen Griff ins Klo, sondern ausschließlich rundum glücklich machende Urlaubslesefreude.

Den Abschluss, auf der Heimreise machte am Wahlwochenende der neue Roman des deutschen SF Autors Andreas Eschbach. Manchmal passt so ein Timing einfach perfekt, war doch Wahlsonntag.

Wie meist bei diesem Autor handelt es sich um eine gelungene Mischung aus Realität, Thriller und eben mehr oder weniger Fiktion. Aus geschickt in Wahlereignisse der letzten Jahre konstruierte Intrigen und Verstrickungen entwirft er das Szenario einer manipulierten Bundestagswahl. Und deren Folgen.

Das Umfeld der Handlung ist eine witzige bunte Mischung aus Computernerds, Rollenspielfanatikern, Cosplaygirlies und sonstigen allzu bekannten Archetypen, wenn man in Hermkes Romanboutique ein und aus geht. Nur ein wenig gesellschaftsfähig heruntergebrochen sind die Charaktere allesamt aus dem richtigen Leben gegriffen und von Anfang an vertraute Freunde.

Eschbachs Verschwörungen sind wieder einmal in sich wunderbar stimmig, die Charaktere plakativ aber glaubwürdig und selbst die einfache Polemik politischer Aussagen trifft die aktuelle Situation.

Schade, dass so etwas nur im Märchen für Erwachsene passiert. Ich glaube, trotz seiner Reduzierung auf relativ einfache, klar nachvollziehbare Zusammenhänge, hat Andreas Eschbach bewusst provokante politische Slogans gewählt, die zwar, wie auch seine Hauptfigur Simon König auf Boulevard-Niveau bleiben, aber dennoch ein bisschen zum Nachdenken anregen. Simon König als kabarettistischer Politiker in der fiktiven Welt des Romans hat denke ich ein paar reale Anleihen an den Piraten genommen.

Monarch oder Pirat ist in jedem Fall satirisch anachronistisch und in beiden Fällen etwas zu Themen-reduziert.

Ich würde den Piraten ein kleines bisschen von der Eloquenz des Simon König alias König Simon wünschen, der so wundervoll einfach und polemisch aber dennoch mit der Freiheit des politischen Narren sein Spektrum erweitert und in die unterschiedlichen Themenbereiche der Politik hineinpoltert und sich das Recht herausnimmt wirklich andere Denkansätze vorzubringen.

Ich glaube, dass es das ist, was wirklich nötig wäre. Den alten Filz zerreißen und frisch und neu über vieles nachzudenken. Egal von welcher Warte aus. Die Strukturen unserer Politik und des Parteienapparates sind derart eingefahren, dass selbst Idealisten glatt geschliffen sind, bis sie an irgendeiner Position angekommen sind, an der sie etwas ausrichten können.

Eschbach setzt kein Fanal und ruft nicht zur Revolution auf aber er hat ein modernes Märchen geschrieben und vielleicht damit einen Keim politischen Denkens in manche Menschen gepflanzt.

Schöne Unterhaltung in einem subjektiv sehr nett beschriebenem, vertrauten Umfeld. Und nicht nur, weil es einen König gibt, war das ganze eine tolle Märchenstunde. Gelesen am Tag der Wahl auf jeden Fall das einzige Highlight dieses Tages

Eschbach, Andreas

"Ein König für Deutschland"

Hardcover Lübbe Verlag

€ 19,99

So, gerade frisch aus dem Urlaub zurück. War aber auch wirklich gut. Neben viel Glück mit dem Wetter war die Buchauswahl durchweg fesselnd und wirklich gut. Überraschende Schmankerln so wie gewohnt spannende Unterhaltung von alten Bekannten. Auf jeden Fall gab es keinen Griff ins Klo, sondern ausschließlich rundum glücklich machende Urlaubslesefreude.
Den Abschluss, auf der Heimreise machte am Wahlwochenende der neue

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