Science Fiction

Fortschritt und Fiasko

von am 4. April 2018 Kommentare deaktiviert für Fortschritt und Fiasko

Hans Frey
FORTSCHRITT UND FIASKO.
Die ersten 100 Jahre der deutschen Science Fiction. Vom Vormärz bis zum Ende des Kaiserreichs 1810–1918.
München Berlin, Golkonda/Memoranda, 2018, 316 S.
ISBN 978-3-946503-32-3

Wir hier in Deutschland haben in Punkto Sekundärliteratur zur Science Fiction einen echt großen Nachholbedarf. Nicht nur, dass es hierzulande immer noch keinen vernünftigen Gesamtüberblick über das Genre gibt, auch die immerhin reichlich sprudelnden Einzeldarstellungen leiden meist an einer, den akademischen Gepflogenheiten geschuldeten, Nahezu-Unlesbarkeit.
Aber alle paar Jahre gibt es sie dann doch, die berühmte „Ausnahme von der Regel“. Dann schreibt ein deutscher Autor ein Buch, welches nicht nur von großer Sachkenntnis zeugt, sondern auch noch in einem so flüssigen, leserfreundlichen Stil daherkommt, dass es eine wahre Freude ist.
Im Frühjahr 2018 ist wieder ein solches Prachtstück erschienen. Es handelt sich dabei um FORTSCHRITT UND FIASKO, das neue Buch von Hans Frey, in dem der Germanist, Lehrer und Ex-Politiker die „ersten 100 Jahre der deutschen Science Fiction“ kritisch unter die Lupe nimmt.
Der untersuchte Zeitrahmen reicht „vom Vormärz bis zum Ende des Kaiserreichs“, umfasst also die Jahre zwischen 1810 und 1918. Besonders die erstgenannte Zahl lässt aufhorchen, startet die SF-Historie doch laut Brian W. Aldiss (siehe dessen MILLIARDEN-JAHRE-TRAUM) im Jahr 1818 mit dem Erscheinen von Mary W. Shelleys FRANKENSTEIN.
Frey beginnt sein Buch also gleich mit einer steilen These: Für ihn fängt die Science Fiction mit dem 1810 veröffentlichten Werk INI an, einem „Roman aus dem 21. Jahrhundert“, geschrieben von dem preußischen Landadeligen und Offizier Julius von Voß (1768–1832), der damit der „erste SF-Autor Deutschlands (und damit sogar der Welt)“ (S.21) ist.
In den folgenden Kapiteln stellt Frey anhand zahlreicher Belege dar, dass es in Deutschland auch schon vor Kurd Laßwitz eine breitgefächerte Beschäftigung mit genretypischen Themen wie Zeitreisen, Utopien, Androiden und Weltraumfahrten gab. Natürlich waren es auch bei uns die Verkaufserfolge der Bücher von Jules Verne, die ab etwa 1870 dazu führten, dass Schriftsteller (und nur ganz wenige Schriftstellerinnen) jeder politischen Färbung und literarischen Klasse sich in dem plötzlich boomenden Genre Science Fiction versuchten.
Über dreihundert gut geschriebene, kenntnisreiche Seiten hinweg entführt uns Frey in die Vergangenheit unserer Zukunft, die um so vieles reicher und (vor allen Dingen) politischer war, als wir bisher vermuteten. Literaturverzeichnis und Index erschließen den Band und erleichtern die Suche nach bestimmten Titeln.
Hans Frey hat mit diesem Buch gezeigt, dass es nicht nur möglich, sondern auch mehr als ergiebig ist, sich mit der Geschichte eines von der akademischen Philologie noch viel zu wenig beachteten Bereichs der Unterhaltungsliteratur zu beschäftigen. FORTSCHRITT UND FIASKO ist bereits mit dem Erscheinen zum unverzichtbaren Standardwerk geworden.
Holt es euch!

Horst Illmer

Hans Frey
FORTSCHRITT UND FIASKO.
Die ersten 100 Jahre der deutschen Science Fiction. Vom Vormärz bis zum Ende des Kaiserreichs 1810–1918.
München Berlin, Golkonda/Memoranda, 2018, 316 S.
ISBN 978-3-946503-32-3
Wir hier in Deutschland haben in Punkto Sekundärliteratur zur Science Fiction einen echt großen Nachholbedarf. Nicht nur, dass es hierzulande immer noch keinen vernünftigen Gesamtüberblick über das Genre gibt, auch die immerhin

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PPM Auslieferung KW 13

von am 28. März 2018 Kommentare deaktiviert für PPM Auslieferung KW 13

Cross Cult
VAUGHAN, BRIAN K./STAPLES, FIONA: SAGA #8 € 22,00
VAN DEN BOOM, DIRK: REISE DER SCYTHE #1 ASZENDENZ € 16,00
GEORGE, DAVID R.: STAR TREK DEEP SPACE NINE VORHERRSCHAFT € 15,00

Zack Verlag
ZACK #226 HEFTSERIE € 7,90

Bocola
PRINZ EISENHERZ GIANNI JAHRE BOCOLA #20 2009/20010 € 24,90

Dani Books
BRUBAKER/EPTING/BREITWEISER: VELVET #3 THE MAN WHO STOLE THE WORLD € 18,99

Finix
FROIDEVAL/TACITO: GEHEIMNISSE DES SCHWARZEN MONDES (HC) #4 GRELDINARD € 19,80
FROIDEVAL/TACITO: GEHEIMNISSE DES SCHWARZEN MONDES (SC) #4 GRELDINARD € 14,80
DUVAL/GIOUX/QUET/SAYAGO: HAUTEVILLE HOUSE #15 KAP HOORN € 14,80

Mosaik
GRATON: MICHEL VAILLANT #25 FRAUEN UND MOTOREN € 13,00

Pyramond
RANN: MEMNTO MORI #1 € 9,00

Weissblech
HORROR SCHOCKER #49 € 3,90

Cross Cult
VAUGHAN, BRIAN K./STAPLES, FIONA: SAGA #8 € 22,00
VAN DEN BOOM, DIRK: REISE DER SCYTHE #1 ASZENDENZ € 16,00
GEORGE, DAVID R.: STAR TREK DEEP SPACE NINE VORHERRSCHAFT € 15,00
Zack Verlag
ZACK #226 HEFTSERIE € 7,90
Bocola
PRINZ EISENHERZ GIANNI JAHRE BOCOLA #20 2009/20010 € 24,90
Dani Books
BRUBAKER/EPTING/BREITWEISER: VELVET #3 THE MAN WHO STOLE THE WORLD € 18,99
Finix
FROIDEVAL/TACITO: GEHEIMNISSE DES SCHWARZEN MONDES (HC) #4 GRELDINARD

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Zweimal das Gespenst des Überwachungsstaates

von am 19. März 2018 Kommentare deaktiviert für Zweimal das Gespenst des Überwachungsstaates

Zwei Bücher, zwei Zukunftsvisionen. Beide Dystopien, obwohl ich dieses Wort eigentlich nicht mehr mag. Sagen wir, zwei Anti-Utopien, dann habe ich nicht ständig mittelprächtige Verfilmungen mittelprächtiger Jugendromane im Kopf…

Die Handlungen beider Romane spielen in unserer Welt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Das Schreckgespenst eines Überwachungsstaates. Das Aufbegehren. Die Konsequenzen. Marc-Uwe Klings Roman Qualityland, der ursprünglich Equalityland in Anlehnung an George Orwells "all animals are equal" heißen sollte, ist – wie anders wäre es von Marc-Uwe "Känguru Chroniken" Kling zu erwarten – ein Zerrspiegel unserer heutigen Zeit. Das Buch ist unglaublich realitätsnah und die unnachahmlich humorige Erzählweise des Autors lässt dem Leser immer wieder das Lachen gefrieren. Noch viel besser und vor allem unterhaltsamer als das Buch ist in diesem Fall das Hörbuch. Traditionell von Marc-Uwe Kling selbst gelesen und anscheinend aus Liveauftritten entstanden. Wer in den vollen Genuss dieser Grimmelshausenjade kommen möchte, sollte unbedingt die Audioversion bevorzugen. Das Lachen bleibt einem im Halse stecken – und trotzdem kann man sich seiner nicht erwehren.

Tolles Buch, tolles Setting, vielleicht ein wenig schwächelnd in der zweiten Hälfte mit einem subtilen Paukenschlag am Ende. Ich habe das Buch gleich bei der Veröffentlichung gelesen (nichts darüber geschrieben, weil mir Horst zuvorgekommen ist) und jetzt noch einmal gehört. Parallel dazu habe ich die Empfehlung eines Kunden gelesen:

2009 (deutsch 2010) erschien der erste Teil der Trilogie Cassia & Ky. Die Serie ist eine Jugendbuchreihe und fügt sich ausgezeichnet in Reihen wie "Tribute von Panem" oder "Die Auslese" ein. Das muss dem erwachsenen Leser von Anfang an klar sein. ES IST EIN JUGENDBUCH. Und es wird auch um Beziehungen gehen, um Liebe auf Ab- und Umwegen und die Protagonisten sind Jugendliche – mit allen Konsequenzen. Trotzdem erschafft Ally Condie in ihrem Werk eine viel subtilere Spiegelung unserer Realität in eine Zukunftswelt, in der alles geplant ist. "Es gibt keine Zufälle mehr." (Qualityland – Marc-Uwe Kling)

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Zwei Bücher, zwei Zukunftsvisionen. Beide Dystopien, obwohl ich dieses Wort eigentlich nicht mehr mag. Sagen wir, zwei Anti-Utopien, dann habe ich nicht ständig mittelprächtige Verfilmungen mittelprächtiger Jugendromane im Kopf…
Die Handlungen beider Romane spielen in unserer Welt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Das Schreckgespenst eines Überwachungsstaates. Das Aufbegehren. Die Konsequenzen. Marc-Uwe Klings Roman Qualityland, der ursprünglich Equalityland in Anlehnung

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Helligkeit fällt vom Himmel

von am 10. März 2018 Kommentare deaktiviert für Helligkeit fällt vom Himmel

James Tiptree Jr.
HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL. Roman.
Ü: Andrea Stumpf
(Brightness Falls from the Air / 1985)
Wien, Septime, 2018, 511 S.
ISBN 978-3-902711-47-2

Eine Gefühlsmischung aus (Vor-)Freude und leiser Melancholie beschlich mich, als ich jetzt HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL von meinem Lieblingsbuchhändler in die Hände gedrückt bekam, handelt es sich dabei doch um den letzten, bisher noch nicht auf Deutsch erschienenen Roman von James Tiptree Jr., der nun endlich (in der Übersetzung von Andrea Stumpf) vorliegt – und damit zugleich die James Tiptree-Werkausgabe bei Septime abschließt.
Sieben Bände mit Kurzgeschichten, zwei Romane, ein Band mit Artikeln und Briefen und eine umfassende Biografie sind es am Ende geworden – ein Meilenstein in der Editionsgeschichte von Genre-Literatur im deutschsprachigen Raum und schon jetzt ein unverzichtbarer Grundbestand jeder ernstzunehmenden Science-Fiction-Sammlung!

Doch zurück zum Thema: HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL, Tiptree/Sheldons zweiter und umfangreichster Roman, ist eine Mischung aus klassischer Space Opera und Kriminalroman, angefüllt mit psychologisch stark akzentuiertem Personal und zusammengehalten von einem großartigen Gespür für das Setting.
Eine bunte Gruppe von Touristen und Naturwissenschaftlern aus allen Teilen des zukünftigen menschlichen Sternenreiches trifft auf dem Planeten Damien ein, der kurz davor ist, zum Schauplatz eines einzigartigen kosmischen Geschehens, einer sogenannten Nova-Front, zu werden. Um den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung zu verhindern, beziehen die Besucher ein von menschlichen Diplomaten bewachtes „Gästehaus“. Sie sollen dort unter sich bleiben und dann möglichst schnell wieder verschwinden. Allerdings beginnen die Dinge schon kurz nach dem Eintreffen der Nova-Front anders zu verlaufen, als geplant …

Horst Illmer

James Tiptree Jr.
HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL. Roman.
Ü: Andrea Stumpf
(Brightness Falls from the Air / 1985)
Wien, Septime, 2018, 511 S.
ISBN 978-3-902711-47-2

Eine Gefühlsmischung aus (Vor-)Freude und leiser Melancholie beschlich mich, als ich jetzt HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL von meinem Lieblingsbuchhändler in die Hände gedrückt bekam, handelt es sich dabei doch um den letzten, bisher noch nicht auf Deutsch erschienenen Roman von James

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Das Science Fiction Jahr 2017

von am 27. Dezember 2017 Kommentare deaktiviert für Das Science Fiction Jahr 2017

Michael Görden (Hrsg.)
DAS SCIENCE FICTION JAHR 2017.
München, Golkonda, 2017, 500 Seiten
Klappenbroschur
ISBN 978-3-946503-10-1

Inzwischen hat man sich schon fast daran gewöhnt, dass DAS SCIENCE FICTION JAHR nicht mehr bei Heyne, sondern im Golkonda Verlag erscheint. Gerade noch rechtzeitig vor dem Verfallsdatum ist jetzt die Ausgabe 2017 in die Buchhandlungen gekommen, herausgegeben vom neuen Verlagsleiter Michael Görden.
Wie man dem Vorwort entnehmen kann, wurde diesmal auf die Bereiche Computerspiel und Hörbuch verzichtet. Ob und in welcher Form diese wieder aufgenommen werden, entscheidet sich noch. Die verbliebenen Sparten mit den Buch-, Film- und Comic-Besprechungen sowie die Bibliografie von Christian Pree und die Listen mit Preisen und Todesfällen erreichen allerdings problemlos das gewohnt hohe Niveau.
Die Spezial-Features in dieser inzwischen schon 32. Ausgabe von DAS SCIENCE FICTION JAHR sind Interviews mit Kai Meyer und Sylvain Neuvel, sowie Artikel von Wolfgang Neuhaus (über die Strugatzki-Brüder), Lars Schmeink (über den Weltuntergang im Film), Fritz Heidorn (über NICK DER WELTRAUMFAHRER), G. M. Knauer (über mystische Ansätze im Werk von H. P. Lovecraft, Hermann Hesse, Stanislaw Lem und Frank Herbert) und Jewgeni Lukin (über die Wahrnehmung der Phantastik in Russland).
Trotz der Konzentration auf das Wesentliche bietet das Jahrbuch auch diesmal wieder 500 Seiten kompakte, komplexe Information für die echten Hardcore-Datensammler.

Horst Illmer

Michael Görden (Hrsg.)
DAS SCIENCE FICTION JAHR 2017.
München, Golkonda, 2017, 500 Seiten
Klappenbroschur
ISBN 978-3-946503-10-1
Inzwischen hat man sich schon fast daran gewöhnt, dass DAS SCIENCE FICTION JAHR nicht mehr bei Heyne, sondern im Golkonda Verlag erscheint. Gerade noch rechtzeitig vor dem Verfallsdatum ist jetzt die Ausgabe 2017 in die Buchhandlungen gekommen, herausgegeben vom neuen Verlagsleiter Michael Görden.
Wie man dem

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Qualityland

von am 9. Dezember 2017 Kommentare deaktiviert für Qualityland

Marc-Uwe Kling
QUALITYLAND, Roman.
Berlin, Ullstein, 2017, 385 S.

und

Marc-Uwe Kling
QUALITYLAND, Roman.
Hörbuch, ungekürzte Lesung des Autors
Hamburg, HörbuchHamburg, 2017, 7 CDs, 500 Minuten

 

Mit dem größten Vergnügen kann vermeldet werden:
Die eigentlich unerreichbaren KÄNGURU-CHRONIKEN von Marc-Uwe Kling haben einen kongenialen Nachfolger bekommen!
Herzlich Willkommen in QUALITYLAND!!
Lesen auch Sie den besten, lustigsten und dystopischsten Near-Future-Roman, der je von einer künstlichen Intelligenz verfasst wurde!!!
In wenigen Jahren wird Deutschland einen Komplett-Re-Launch erleben und danach ist alles besser. Nein, nicht besser, sondern am Besten! In Qualityland, wie sich unser Staat dann bezeichnet, ist nur noch der Superlativ erlaubt. Und auch alles andere bleibt irgendwie anders: Die Kinder z. B. erhalten als Nachnamen die Berufsbezeichnung ihrer Eltern im Moment der Zeugung, was Tony Parteichef und Martyn Vorstandsvorsitzender ja noch ganz okay finden mögen, bei Peter Arbeitsloser oder Jessica Zeitarbeiterin hört der Spaß dann aber oft schon auf. Beziehungsweise fängt er genau hier – am Beginn unserer Romanhandlung – eigentlich an …
Marc-Uwe Kling ist es in seinem ersten Science-Fiction-Roman gelungen, nicht nur den Anforderungen des Genres gerecht zu werden, sondern auch den (überaus hohen) Erwartungen der KÄNGURU-Fans. Das merkt man vor allem bei den Live-Lesungen des Buches, wenn das Publikum begeistert auf die sehr geschickt eingebauten Querverweise zur KÄNGURU-Trilogie eingeht.
QUALITYLAND „funktioniert“ aber auch, wenn man Kling hier zum ersten Mal als Autor entdeckt. Mit diesem Buch hat sich der „Kleinkünstler“ (Kling über Kling) jedenfalls sofort im Olymp deutschsprachiger Dystopien eingenistet. Unterhaltsamer war unsere apokalyptische Zukunft noch nie!
Die vom Autor und seinen Verlagen gewählte, leicht Verwirrung stiftende Darreichungsform von QUALITYLAND in zwei Büchern, bzw. Hörbüchern unterschiedlicher Einbandfarbe (hell/dunkel) sei kurz „entwirrt“: Der 380 Seiten lange Romantext ist in allen Fassungen gleich, lediglich die zwischen die einzelnen Kapitel eingefügten „Nachrichten aus der Zukunft“ (zirka zwanzig, meist zwei bis drei Seiten kurze Einschübe) sind unterschiedlich.
Wer nicht den nötigen Level besitzt, um sich beide Ausgaben zulegen zu können, findet in den Büchern einen Link zum kostenlosen Nachlesen des jeweils Fehlenden im Netz. Dort https://qualityland.de/)/ gibt es auch weitere Informationen zu Lesungen von Marc-Uwe Kling und andere (mehr oder weniger) wichtige Neuigkeiten.

Horst Illmer

Marc-Uwe Kling
QUALITYLAND, Roman.
Berlin, Ullstein, 2017, 385 S.
und
Marc-Uwe Kling
QUALITYLAND, Roman.
Hörbuch, ungekürzte Lesung des Autors
Hamburg, HörbuchHamburg, 2017, 7 CDs, 500 Minuten
 
Mit dem größten Vergnügen kann vermeldet werden:
Die eigentlich unerreichbaren KÄNGURU-CHRONIKEN von Marc-Uwe Kling haben einen kongenialen Nachfolger bekommen!
Herzlich Willkommen in QUALITYLAND!!
Lesen auch Sie den besten, lustigsten und dystopischsten Near-Future-Roman, der je von einer künstlichen Intelligenz verfasst wurde!!!
In wenigen Jahren wird Deutschland einen

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VVA Auslieferung KW 49

von am 6. Dezember 2017 Kommentare deaktiviert für VVA Auslieferung KW 49

Klett Cotta
ZELAZNY, ROGER: DIE CHRONIKEN VON AMBER #3 IM ZEICHEN DES EINHORNS € 12,00

Piper
PRATCHETT, TERRY: SCHEIBENWELT ZITATE ERNSTAFT LUSTIG – DIE BESTEN TERRY PRATCHETT-ZITATE € 8,00
BRANDHORST, ANDREAS: KANTAKI ZYKLUS #5 FEUERSTÜRME € 11,00
WELLS, DAN: MIRADOR TRILOGIE #2 OVERWORLD € 13,00

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PPM Auslieferung KW 49

von am 6. Dezember 2017 Kommentare deaktiviert für PPM Auslieferung KW 49

schreiber&leser
TANIGUCHI, JIRO: TOKIO KILLERS € 16,95
WILSON, COLIN: WONDERBALL #4 FOTOGRAF € 14,95
FRANCK, STEPHAN: SILVER #3 DAS LIED VOM BLUT € 16,95

Cross Cult
MIGNOLA: BALTIMORE € 50,00
WARD, DAYTON/DILMORE, KEVIN: STAR TREK – SEEKERS #2 DIVERGENZPUNKT € 14,00

Salleck
CHARLIER/BERGESE: BUCK DANNY, DIE NEUERN ABENTEUER – BLACKBIRDS #1 € 15,00
ARROYO/ZUMBIEHL: BUCK DANNY, DIE NEUERN ABENTEUER #4 TEUFELSINSEL € 12,90

schreiber&leser
TANIGUCHI, JIRO: TOKIO KILLERS € 16,95
WILSON, COLIN: WONDERBALL #4 FOTOGRAF € 14,95
FRANCK, STEPHAN: SILVER #3 DAS LIED VOM BLUT € 16,95
Cross Cult
MIGNOLA: BALTIMORE € 50,00
WARD, DAYTON/DILMORE, KEVIN: STAR TREK – SEEKERS #2 DIVERGENZPUNKT € 14,00
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Panini Auslieferung KW 43

von am 26. Oktober 2017 Kommentare deaktiviert für Panini Auslieferung KW 43

Lucasversum
GOLDEN, CHRISTIE: STAR WARS BATTLEFRONT II INFERNO-KOMMANDO – ROMAN ZUM SPIEL € 14,99
STRADLEY, RANDY/JACKSON, JOHN/MILLER, CHRISTIAN: STAR WARS COMIC-KOLLEKTION (COLLECTION) HC #31 JABBA € 13,99

Marvel Universum
MARVEL UNIVERSUM FIGUREN KOLLEKTION #4 THOR € 14,99

Panini Manga
MAOYUU MAOU YUUSHA: ARCHENEMY AND HERO #15 € 7,99

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Alles, was wir geben mussten

von am 10. Oktober 2017 Kommentare deaktiviert für Alles, was wir geben mussten

Kazuo Ishiguro
ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN. Roman.
Aus dem Englischen von Barbara Schaden
(Never Let Me Go / 2005)
München, Heyne, 2016, 352 S.
ISBN 978-3-453-42154-7

 

Bei ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN handelt sich auf den ersten Blick um eine Dreiecksgeschichte. An den Spitzen finden sich Kathy und Tommy und Ruth. Die drei wachsen zusammen auf und sie lieben sich wirklich. Deshalb erleben sie wunderschöne Zeiten zusammen und schlimme Zeiten, sie erfahren Glück und Geborgenheit und, was Menschen, die sich lieben, offenbar immer tun, sie tun sich weh. Sie leben sich auseinander und sie finden wieder zusammen, schließlich können sie einander sogar vergeben. Kathy, Tommy, Ruth – drei menschliche Wesen, drei Schicksale, drei Seelen – wissen jedoch, dass sie anders sind als andere Menschen, dass sie eben das nicht sind: Menschen!
Von Beginn an ist ihnen klar, dass sie „Spender“ sind, und sie akzeptieren das Wissen darum ohne jedes Murren oder Aufbegehren. Was sich allerdings hinter dem Begriff „Spender“ wirklich verbirgt, wie wenig sie (und wir) trotz aller Aufklärung durch die „Aufseher“ von diesem Wissen tatsächlich verstanden haben, zeigt sich erst ganz allmählich im Verlauf der Geschichte, die aus der Sicht Kathys erzählt wird. Die volle Tragik dieser Lebensgeschichten wird der Leserin, wird dem Leser jedoch tatsächlich erst auf der letzten Seite bewusst, auch wenn sie (oder er) schon lange vorher ein mulmiges Gefühl, manchmal sogar eine Gänsehaut, hat.
Kazuo Ishiguros Roman wird vielleicht eines Tages einen ähnlichen Stellenwert in der Geschichte einnehmen wie George Orwells Jahrhundertbuch 1984. Wenn es in Zukunft darum geht, welche sittlichen und moralischen Werte unsere Spezies unbedingt einzuhalten hat, um nicht selbst ihre Menschlichkeit zu verlieren, wird ein Blick in ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN als notwendig und hilfreich erscheinen.

Ein gutes Jahrzehnt ist vergangen, seit ich ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN für mich entdeckt habe. Damals war es ein Buch, das „man“ (oder „frau“) einfach gelesen haben musste, erstreckte sich die begeisterte Berichterstattung doch über alle Medien hinweg. Nach den üblichen Bestsellerehren kam dann noch eine Verfilmung – und irgendwie verschwand der Roman dann leider „in der Versenkung“.
Umso schöner, dass Kazuo Ishiguro in diesem Jahr nun (verdientermaßen) den Literaturnobelpreis erhalten hat und damit seinen erstaunlichen, großartigen, immer sehr speziellen Werken neue Leser zugeführt werden. Und da es so schön passt (auch damals war es Herbst), wünsche ich allen diesen neuen Leserinnen und Lesern, dass es ihnen so ergehen mag, wie ich es damals in einer anderen Buchbesprechung formulierte:
„Nachdem ich ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN nun in einem Zug durchgelesen habe, an einem wunderbar-nebligen Sonntag, nicht ansprechbar für die Außenwelt, aufgewühlt und gefangen von Kathys unaufgeregter Erzählung, kann ich nur einstimmen in den Chor: Ishiguro ist ohne Frage der bedeutendste Roman (nicht nur) diesen Bücherherbstes gelungen.“

Horst Illmer

Kazuo Ishiguro
ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN. Roman.
Aus dem Englischen von Barbara Schaden
(Never Let Me Go / 2005)
München, Heyne, 2016, 352 S.
ISBN 978-3-453-42154-7
 
Bei ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN handelt sich auf den ersten Blick um eine Dreiecksgeschichte. An den Spitzen finden sich Kathy und Tommy und Ruth. Die drei wachsen zusammen auf und sie lieben sich wirklich. Deshalb erleben sie wunderschöne

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PPM Auslieferung KW 40

von am 5. Oktober 2017 Kommentare deaktiviert für PPM Auslieferung KW 40

Splitter
LEO: ÜBERLEBENDE – QUANTENANOMALIEN HC #3 EPISODE 3 € 14,80
JARRY/BORDIER: MEISTER DER INQUISITION #6 IM ANGESICHT DES CHAOS € 16,80

Cross Cult
NEWMAN, PETER: VAGANT TRILOGIE #1 VAGANT € 16,00

Dantes Verlag
BELLARDINELLI/MCMAHON/KINCAID/MILLS: SLAINE #2 DRACHENBEUTE € 18,00

schreiber&leser
BOUCQ/SENTE: JANITOR #5 HÖLLENBRUT € 19,95
MOORE, TERRY: ECHO #2 DESERT RUN € 18,95

Splitter
LEO: ÜBERLEBENDE – QUANTENANOMALIEN HC #3 EPISODE 3 € 14,80
JARRY/BORDIER: MEISTER DER INQUISITION #6 IM ANGESICHT DES CHAOS € 16,80
Cross Cult
NEWMAN, PETER: VAGANT TRILOGIE #1 VAGANT € 16,00
Dantes Verlag
BELLARDINELLI/MCMAHON/KINCAID/MILLS: SLAINE #2 DRACHENBEUTE € 18,00
schreiber&leser
BOUCQ/SENTE: JANITOR #5 HÖLLENBRUT € 19,95
MOORE, TERRY: ECHO #2 DESERT RUN € 18,95

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Perdido Street Station

von am 4. Oktober 2017 Kommentare deaktiviert für Perdido Street Station

China Miéville
PERDIDO STREET STATION.
Ü: Eva Bauche-Eppers
(PERDIDO STREET STATION / 2000)
München, Heyne, 2014, 850 S.
ISBN 978-3-453-31539-6

 

Mit diesem Roman wurde der englische Autor China Miéville im Jahr 2002 erstmals dem deutschen Publikum vorgestellt. Das Buch war damals in zwei Bände aufgeteilt und dann lange nicht mehr lieferbar, inzwischen kann man jedoch auf die einbändige Neuauflage bei Heyne zugreifen.

In PERDIDO STREET STATION entwirft Miéville das Bild einer Großstadt auf einer fremden Welt, bewohnt von einer Mixtur außergewöhnlicher Lebensformen, die wesentlich vielgestaltiger ist, als auf der Erde. Die Mehrheit der Bevölkerung ist menschlich, jedoch sind Mischformen, Mutationen, gentechnisch oder operativ veränderte „Remade“-Wesen und Xenoformen in reicher Anzahl vorhanden. Sie alle leben in der uralten Megalopolis New Crobuzon einigermaßen friedlich nebeneinander, verwaltet von einem korrupten Bürgermeister und „bewacht“ von einer allgegenwärtigen Miliz. Die Kultur und Technik ist vielgestaltig und enthält auch magische Elemente, die jedoch stimmig in die Geschichte eingebaut sind.
Die Klammer der Geschichte und der Auslöser der Fastkatastrophe, welche die Stadt heimsucht, ist das Streben eines seiner Schwingen beraubten Vogelmenschen, wieder fliegen zu können. Dafür sucht er einen zu allem bereiten Wissenschaftler und findet ihn in Isaac Dan dar Grimnebulin. Dessen Suche nach Lösungen des Flug-Problems setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die zu verfolgen uns Miéville einlädt.
Wir lernen Grimnebulins Freunde und Feinde kennen, werden in die Geheimnisse der einzelnen Spezies eingeweiht und erleben mit, wie sich die Regierung angesichts großer Probleme blamiert und völlig überzogene Gewaltorgien startet um vom eigenen Versagen abzulenken. Der Autor ist überreich mit Phantasie begabt und versprüht seine Einfälle nur so. Dabei schafft er es immer wieder Haken zu schlagen, die man selbst als erfahrener Leser nicht voraussehen kann und gestaltet so das Buch zu einer erstaunlich kurzweiligen Lektüre. Ob und wie es Isaac gelingt, das fragile Gleichgewicht vom Beginn des Romans wieder herzustellen, wird nicht verraten – für unterhaltsame Spannung ist jedenfalls reichlich gesorgt!

Natürlich fasziniert die Ideenfülle dieses Weltentwurfs. Aber wie das an den (deutschen) Leser herangetragen wird, ist das eigentlich Sensationelle!
Die Übersetzerin Eva Bauche-Eppers schafft es spielend, dass man sich ständig fragt, ob dieser Reichtum an Ausdrücken und Metaphern schon im Original stand, oder ob wir hier den Glücksfall haben, den „besseren“ Text auf Deutsch zu lesen.
Da ist zuerst einmal die Verwendung heute ungebräuchlicher Begriffe, die aber wundervoll ins Bild der Stadt passen, wie sie Miéville zeichnet: Wellenbewegungen sind „Undulationen“, Lebensmittel werden in „Viktualienständen“ verkauft und das Schmutzwasser im Hafen „suppt“ ans Kai.
Dann werden alltägliche Begebenheiten zum sprachästhetischen Genuss: „Über der Kontemplation des lunaren Uhrwerks schlummerte Isaac ein“, heißt es, wenn der Held den Mond betrachtet, oder als im Frühling der Außenbereich einer Kneipe eröffnet: „Das Glock’ und Gockel hatte sein Inneres nach außen gekehrt.“
Und bei Beschreibungen der Stadtlandschaft kommt es zu solchen Höhepunkten der Metaphernkunst: New Crobuzon, „diese aus Gebein und Stein geträumte Stadt, eine Verschwörung von Industrie und Grausamkeit, getränkt mit Vergangenheit und isolierter Macht, diese Wüste, jenseits meiner Vorstellungskraft“. Oder: Im „Luftraum kriechen Aerostats von Wolke zu Wolke wie Schnecken auf Kohlköpfen.“
Selbst Wortneuschöpfungen gelingen so, dass man auf Anhieb weiß, was gemeint ist: „Wyrmen … die fassleibig auf ledrigen Schwingen am Himmel über New Crobuzon lumpazivagabundierten.“
So geht es weiter, die ganzen 850 Seiten lang, und je näher das Ende kommt, desto unwilliger wird man, diese Welt wieder zu verlassen. Schon bei der Übertragung von Robin Hobbs ersten Romanen war Eva Bauche-Eppers für den Erfolg mitverantwortlich, hier jedoch hat sie es geschafft, von mir zur Schutzheiligen aller Übersetzer erklärt zu werden.

Horst Illmer

China Miéville
PERDIDO STREET STATION.
Ü: Eva Bauche-Eppers
(PERDIDO STREET STATION / 2000)
München, Heyne, 2014, 850 S.
ISBN 978-3-453-31539-6
 
Mit diesem Roman wurde der englische Autor China Miéville im Jahr 2002 erstmals dem deutschen Publikum vorgestellt. Das Buch war damals in zwei Bände aufgeteilt und dann lange nicht mehr lieferbar, inzwischen kann man jedoch auf die einbändige Neuauflage bei Heyne

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Green and Clean?

von am 18. September 2017 Kommentare deaktiviert für Green and Clean?

Marco Behringer
GREEN AND CLEAN?
Alternative Energiequellen in Science Fiction und Utopie.
Baden-Baden, Tectum, 2017, 279 S.
ISBN 978-3-8228-3929-8

 

Soeben erschienen ist GREEN AND CLEAN?, Marco Behringers Doktorarbeit zum Thema „Alternative Energiequellen in Science Fiction und Utopie“. Auf diese sehr vielversprechende literaturwissenschaftlich-ethnologische Untersuchung habe ich gewartet, seit ich wusste, dass sie im Entstehen ist.
Der Ansatz, sich gezielt mit dem Thema der utopischen Energiegewinnung und -verarbeitung in Zukunftsromanen zu beschäftigen ist topaktuell und berührt ein bisher von der Forschung vernachlässigtes Feld. Behringer geht dabei multiperspektivisch vor und untersucht Quellenmaterial aus den letzten zwei Jahrhunderten, wobei er nicht nur auf Prosatexte eingeht, sondern auch Comics und Filme hinzu zieht. Die Bandbreite reicht von Jules Verne und H. G. Wells über Buck Rogers- und Mosaik-Comics bis hin zu Andreas Eschbach und den Iron Man-Verfilmungen. Neben zu erwartenden Autoren wie Hans Dominik finden sich Überraschungen wie Alfred Döblin und Paul Gurk und erfreulich viele Quellen aus der DDR. Hier wurde nicht das Altbekannte wiedergekäut, sondern intensiv und kenntnisreich geforscht.
Bereits die ausführliche Beschäftigung mit dem ungeliebten Definitionsproblem im ersten Teil zeigt, dass ein Blick aus der kulturwissenschaftlichen und ethnologischen Perspektive die seit Jahren lahmende Germanistik mit neuen Ideen ein gutes Stück weiterbringen kann. Die Folgerungen die Behringer im Folgenden aus seinen Detailbetrachtungen gewinnt, scheinen schlüssig und bieten vielfache Anregungen für eine weitere Beschäftigung mit einem Thema, das trotz der vielen hier angeführten Beispiele noch jede Menge potenzielles Material bereithält.
Wie „grün“ und „sauber“ die Phantastische Literatur wirklich ist, steht auch nach der Lektüre dieser Arbeit noch nicht endgültig fest – aber das Thema mit GREEN AND CLEAN? in den Fokus gerückt zu haben, ist das unbestreitbare Verdienst von Marco Behringer.

Horst Illmer

Marco Behringer
GREEN AND CLEAN?
Alternative Energiequellen in Science Fiction und Utopie.
Baden-Baden, Tectum, 2017, 279 S.
ISBN 978-3-8228-3929-8
 
Soeben erschienen ist GREEN AND CLEAN?, Marco Behringers Doktorarbeit zum Thema „Alternative Energiequellen in Science Fiction und Utopie“. Auf diese sehr vielversprechende literaturwissenschaftlich-ethnologische Untersuchung habe ich gewartet, seit ich wusste, dass sie im Entstehen ist.
Der Ansatz, sich gezielt mit dem Thema der

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Herr aller Dinge

von am 31. August 2017 Kommentare deaktiviert für Herr aller Dinge

Andreas Eschbach
HERR ALLER DINGE. Roman.
Köln, Bastei Lübbe, 2011, 688 S.
Gelesen von Matthias Koeberlin

ISBN 978-3-7857-2429-3 (Hardcover)
ISBN 978-3-404-16833-0 (Taschenbuch) 2013, 700 S.
ISBN 978-3-7857-4515-1 (Hörbuch)

 

Irgendwo in Tokio. Ein Garten mit einer Schaukel. Zwei Kinder, die trotz aller Unterschiede Freunde geworden sind. Der Junge, Hiroshi, ist der Sohn einer japanischen Putzfrau, das Mädchen, Charlotte, ist die Tochter des französischen Botschafters in Japan. Während sie gemeinsam schaukeln, träumen sie von der Zukunft – und während Charlotte, unsicher und zögernd, diese auf sich zukommen lassen will, hat Hiroshi ein Ziel: Er möchte alle Menschen reich machen.
Dreißig Jahre später. Charlotte sitzt in Buenos Aires in ihrem Garten und bekommt unerwarteten Besuch. Ein Beamter der US-Regierung bringt ihr einen Abschiedsbrief von Hiroshi und einen Dolch, wie ihn Japaner für ihren rituellen Selbstmord benutzen.

Zwischen diesen beiden Eckpunkten des Romans erzählt Andreas Eschbach eine ausgefallene, ausgefeilte und außergewöhnliche Geschichte über die (Un-)Möglichkeit eine Vision zu verwirklichen: die Vision einer utopischen Welt, in der alle Menschen gleich sind.
Hiroshi ist ein Genie und was er sich in den Kopf gesetzt hat, erreicht er auch. Als er allerdings sein letztes – oder besser, sein erstes – Ziel in Reichweite sieht, muss auch er sich fragen (so wie alle Utopien frag-würdig sind), ob er der Menschheit seine Sicht der „Dinge“ – über die er inzwischen der „Herr“ ist – aufzwängen darf.
Seine Entscheidung wird nicht zuletzt durch die komplexe und komplizierte Beziehung zu Charlotte bestimmt, die als Zeugin seiner ersten Eingebung dabei war und als, nicht ganz so geheimes, Objekt seiner Begierde immer wieder Einfluss auf seine Arbeit hat. Am Ende bleibt ihm nur noch die Wahl, ob er ein Monster wird oder ob er der Hiroshi bleibt, den Charlotte einst liebte?

Wenn wir Charlotte am Ende des Buches verlassen, überlegt sie, mit einem traurigen Lächeln, ob sie diese unglaubliche Geschichte nicht vielleicht aufschreiben sollte …

Ich habe diesen Roman einige Jahre liegen gelassen – ohne dafür einen wirklichen Grund zu haben – und bin erst jetzt, durch einen glücklichen Zufall, dazu gekommen, das Hörbuch zu genießen. Und nicht nur, dass es ein echter Genuss war, nein, ich habe mich auch ein wenig geärgert, dass mir ausgerechnet dieser tolle Science-Fiction-Titel solange entgangen ist. Andreas Eschbach hat mich noch nie enttäuscht, aber einige seiner Bücher haben mich echt begeistert – und andere fand ich „nur“ gut. HERR ALLER DINGE gehört in die erste Kategorie.

Horst Illmer

Andreas Eschbach
HERR ALLER DINGE. Roman.
Köln, Bastei Lübbe, 2011, 688 S.
Gelesen von Matthias Koeberlin
ISBN 978-3-7857-2429-3 (Hardcover)
ISBN 978-3-404-16833-0 (Taschenbuch) 2013, 700 S.
ISBN 978-3-7857-4515-1 (Hörbuch)
 
Irgendwo in Tokio. Ein Garten mit einer Schaukel. Zwei Kinder, die trotz aller Unterschiede Freunde geworden sind. Der Junge, Hiroshi, ist der Sohn einer japanischen Putzfrau, das Mädchen, Charlotte, ist die Tochter des französischen

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Am Ende aller Zeiten

von am 10. August 2017 Kommentare deaktiviert für Am Ende aller Zeiten

Am Ende aller Zeiten
(The End of the World Running Club)
Walker, Adrian J.
Fischer TOR PB August 2016 / Fischer TOR TB 21.09.2017

Ich liebe Endzeitszenarien und Werke wie "Leben ohne Ende" und "Die Triffids" zählen – auf sehr unterschiedliche Weise – für mich zu den besten Werken der SF … aller Zeiten.

Es ist also nicht ganz einfach, mich zu überraschen oder mich wirklich zu begeistern. Zu viele gute Ideen – die wirklich den Rahmen einer Rezi sprengen würden – habe ich bereits gelesen. Der letzte Autor, der mich wirklich überrascht und gepackt hat, war Dmitry Glukhovsky mit seinem Metro 2033. Nicht, weil er das Rad neu erfunden hat, sondern weil er einfach spannend erzählt hat. Der Aspekt einer extrem begrenzten Welt ist brilliant umgesetzt unterstützt von einem Protagonisten, der die große weite Welt – unsere Welt – nicht mehr erlebt hat und die Tunnel der Metro von Moskau als Welt betrachtet.

Der Brite Adrian J. Walker hat es jetzt wieder geschafft mich zu überraschen und … zu begeistern. "Am Ende aller Zeiten" ist eine skurrile Mischung. Viele Ideen und Aspekte sind nicht wirklich neu und der Autor bedient sich auch bewusst aus einem Pool bekannter Szenarien. Der versierte Leser bewegt sich also in bekanntem Territorium, was auschweifende Erklärungen und Beschreibungen unnötig macht. Die vordergründige Handlung ist deshalb auch schnell umrissen. Die beschwerliche Reise durch ein postapokalyptisches England – mit Begegnungen und Szenarien aus dem kleinen Leitfaden für den postapokalyptischen Autor.

Ihr merkt schon, da muss noch was kommen. Was das Buch in Wirklichkeit ausmacht ist nicht die äußere Handlung, sondern die ganz persönliche Sicht des Edgar Hill. Sein Weg zu sich selbst. Sein Pilgerweg – 550 Meilen quer durch England. Auf der Suche nach sich selbst und seiner Familie.

Adrian J. Walker hat sich mit diesem Roman in Gefielde begeben, die von Vorlagen, Klassikern und massenweise bekannten Bildern und Szenarien nur so strotzen. Das geniale daran ist, dass er es auf so unbedarfte und selbstsichere Art und Weise tut. Als gäbe es diesen Ballast überhaupt nicht. Walker schreibt in seiner ganz eigenen Art, die jeden Vergleich mit vergangenen Werken unnötig macht. Deswegen ist "Am Ende aller Zeiten" vielleicht nicht das beste Buch … aller Zeiten, aber eine sensationell aktuelle und zeitgemäße Umsetzung eines der klassischen Themen der phantastischen Literatur.

Am Ende aller Zeiten
(The End of the World Running Club)
Walker, Adrian J.
Fischer TOR PB August 2016 / Fischer TOR TB 21.09.2017
Ich liebe Endzeitszenarien und Werke wie "Leben ohne Ende" und "Die Triffids" zählen – auf sehr unterschiedliche Weise – für mich zu den besten Werken der SF … aller Zeiten.
Es ist also nicht ganz einfach, mich zu

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Koryphäen

von am 7. Juli 2017 Kommentare deaktiviert für Koryphäen

Gudrun Büchler
KORYPHÄEN. Roman.
Wien, Septime, 2017, 185 S.
ISBN 978-3-902711-60-1

Dass der magische Realismus nicht nur in den tropischen Breiten Südamerikas zuhause ist, sondern auch in der eher kühlen und von der Eiszeit geformten Bergwelt Österreichs, mag überraschen, macht das von Gudrun Büchler entworfene Near-Future-Szenario in ihrem Anfang des Jahres erschienen Roman KORYPHÄEN (Septime, ISBN 978-3-902711-60-1, Hardcover) aber umso interessanter. Vor allem, weil man fast die gesamten 180 Seiten der Geschichte hindurch auf der Suche ist, nach den festen Bezugspunkten und den klaren Fakten, die man von einem deutschsprachigen Roman erst einmal erwartet. Diese Lesererwartungen gerade nicht zu bedienen, dafür durch a-synchrones Erzählen und stimmungsvolles Setting die Spannung gleichzeitig hoch zu halten und dabei auch noch, so ganz still und heimlich, eine bedenkenswerte Science-Fiction-Idee unters Volk zu bringen, gehört zu den großen Leistungen der 1967 in Mödling bei Wien geborenen Autorin.
Es wäre unfair, diese gelungene Stil-Komposition durch schlichtes Nacherzählen des Plots zu unterlaufen, deshalb an dieser Stelle nur so viel wie man dem Klappentext sowieso entnehmen kann: Zwei Männer, Hausman und Curt, bilden die zwei Pole in einem globalen Wettlauf um die IT- und DNA-Profile der ganzen Menschheit – und obwohl Großkonzerne und Geheimdienste auf der einen Seite weder Kosten noch Mühen scheuen, damit Curt für sie die „Schäfchen ins Trockene bringt“, hat die andere Seite in Hausman und seinen körperlosen Verbündeten eine sehr entschlossene Truppe, die den Widerstand noch lange nicht aufgibt.
Büchlers Roman fordert von seinen Lesern einen langen Atem und einen großen Vertrauensvorschuss, wer sich jedoch darauf einlässt, wird mit einer der außergewöhnlichsten phantastischen Erzählungen der letzten Jahre belohnt.

Horst Illmer

Gudrun Büchler
KORYPHÄEN. Roman.
Wien, Septime, 2017, 185 S.
ISBN 978-3-902711-60-1
Dass der magische Realismus nicht nur in den tropischen Breiten Südamerikas zuhause ist, sondern auch in der eher kühlen und von der Eiszeit geformten Bergwelt Österreichs, mag überraschen, macht das von Gudrun Büchler entworfene Near-Future-Szenario in ihrem Anfang des Jahres erschienen Roman KORYPHÄEN (Septime, ISBN 978-3-902711-60-1, Hardcover) aber umso interessanter. Vor allem, weil

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PPM Auslieferung KW 27

von am 5. Juli 2017 Kommentare deaktiviert für PPM Auslieferung KW 27

Salleck
CAUVIN/LAMBIL: DIE BLAUEN BOYS #43 FREIE HAND € 11,00
VANDERSTEEN: SUSKE & WISKE #14 DER ZIRKUSBARON € 11,00

Bocola
CASEY RUGGLES #2 GEFÄHRLICHE ABENTEUER IN KALIFORNIEN € 19,90

Cross Cult
NAGATA, LINDA: THE RED #3 FUNKSTILLE € 16,00
BENNET, CHRISTOPHER, L.: STAR TREK RISE OF THE FEDERATION #2 TURM ZU BABEL € 15,00

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Die Republik der Frauen

von am 30. Mai 2017 Kommentare deaktiviert für Die Republik der Frauen

Gioconda Belli
DIE REPUBLIK DER FRAUEN. Roman.
Aus dem nicaraguanischen Spanisch von Lutz Kliche
(El pais de las mujeres / 2010)
München, Droemer, 2015, 304 S.
ISBN 978-3-426-30411-2

Na endlich! Nach all den griesgrämigen, typisch männlich-klagend vorgetragenen Weltuntergangsprophezeiungen, den trauerklößigen Beschreibungen einer zukünftigen Gesellschaft, in der wir alle nur noch Zahlen, Nummern und virtuelle Idiotinnen wären, gibt es zu guter Letzt wieder Hoffnung!
Gioconda Belli, nicaraguanische Sandinista und feministische Schriftstellerin der Extraklasse, hat eine Utopie vorgelegt, die allen Ansprüchen genügt, die man an ein solches Unterfangen stellen kann: Es gibt einen isolierten Lebensraum, eine politische Elite, ein Programm, dessen Umsetzung einen neuen Menschen und eine neue Gesellschaftsform hervorgebracht hat – und eine Erzählung, die uns dies alles mit atemloser Spannung nachzuvollziehen hilft.
Die Handlung spielt in dem – mehr oder weniger – fiktiven lateinamerikanischen Land Faguas, in dem seit kurzem die nur aus Frauen bestehende »Partei der Erotischen Linken« regiert, deren »demokratische Erneuerung« zuallererst ausschließlich Frauen in alle wichtigen Positionen befördert hat. Nachdem ein Attentäter die Präsidentin Viviana Sansón niedergeschossen hat, erlebt Faguas eine kurze, chaotische Zeit der Ungewissheit – eine Zeit, in der die Umstände rekapituliert werden können, die zum lange fälligen »Sieg« der Frauen führten.
Belli zeigt die Entwicklung und Ausführung ihres utopischen Gesellschaftsentwurfs in geschickt aufgeteilten Rückblenden und Erinnerungen sowohl der komatösen Präsidentin wie ihrer Weggefährtinnen, während gleichzeitig die Fahndung nach dem Attentäter und seinen Hintermännern und die Klärung der politischen Fragen, die dieses Attentat aufwirft, die Handlung vorantreiben. Dabei zeichnet die Autorin aus »Historischen Dokumenten«, E-Mails, Blog-Einträgen, Leitartikeln und Interviews mit dem »einfachen Mann aus dem Volke« einen buntgefärbten Hintergrund auf, der die Aktionen und Reaktionen ihrer Heldinnen logisch und glaubwürdig wirken lässt.
Dass die Frauen in Bellis »Die Republik der Frauen« nicht alleine stehen mit ihrer Begeisterung für diese »neue« Gesellschaftsform, sondern dass auch einige (und gar nicht so wenige) Männer Gefallen an dieser so völlig anderen Art von Politik finden – das macht den besonderen Reiz dieser außerordentlichen Utopie aus.

Horst Illmer

Gioconda Belli
DIE REPUBLIK DER FRAUEN. Roman.
Aus dem nicaraguanischen Spanisch von Lutz Kliche
(El pais de las mujeres / 2010)
München, Droemer, 2015, 304 S.
ISBN 978-3-426-30411-2
Na endlich! Nach all den griesgrämigen, typisch männlich-klagend vorgetragenen Weltuntergangsprophezeiungen, den trauerklößigen Beschreibungen einer zukünftigen Gesellschaft, in der wir alle nur noch Zahlen, Nummern und virtuelle Idiotinnen wären, gibt es zu guter Letzt

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Replay

von am 25. Mai 2017 Kommentare deaktiviert für Replay

Benjamin Stein
REPLAY. Roman.
München, DTV, 2015, 176 S.
ISBN 978-3-423-14396-7

Ein Mann erwacht nach einer unruhigen Nacht allein in seinem Bett und denkt zurück – nicht nur an die vergangenen Stunden, sondern auch an seine Kindheit und Jugend, seine Studienjahre und die ersten Erfahrungen im Berufsleben. Das ist zuerst einmal nichts Ungewöhnliches, bis zu dem Moment, an dem Pan ins Spiel kommt, und das Silicon Valley, und die Entwicklung von bio-elektrischen Implantaten, die ein Gehirn mit einem Computer vernetzen.
Und schon steckt man mittendrinn in Benjamin Steins Roman REPLAY und in Ed Rosens Gedankenwelt und in einem zukünftigen Amerika, in dem sich viele unserer heutigen Wünsche und Vorstellungen erfüllt haben. Aber zu welchem Preis?
Ed Rosen wird nach seinem Biologie-Studium Leiter einer Forschungsabteilung in Matanas Firma. Gemeinsam entwickeln sie einen funktionsfähigen Biochip, ein Implantat, das Daten aus dem Gehirn nach außen transferiert, wo man sie ansehen und abspeichern kann – und bei Bedarf wieder einzuspeisen vermag.
Rosen stellt sich als erstes Versuchsobjekt zur Verfügung und die Ergebnisse übertreffen alle Erwartungen. Innerhalb kürzester Zeit wird das »UniCom« für die meisten US-Bürger zu einem ebenso unverzichtbaren Teil ihres Lebens wie es heute das Mobiltelefon bzw. das Internet schon sind. Da das an den Schläfen eingepflanzte Gerät gleichzeitig Telefon, Fernseher, Cloud-Computer, Netzkomponente und persönlicher Assistent ist, können dessen Träger auf die Dienste herkömmlicher Anbieter verzichten und sich kostenlos der weltweiten Gemeinschaft der »Neubürger« anschließen.
Allerdings ist es das eigentliche »Alleinstellungsmerkmal« des UniCom – seine Fähigkeit, Erinnerungen an die schönsten, glücklichsten, geilsten Momente im Leben seines Nutzers zu speichern und auf Wunsch erneut (und immer wieder) lebensecht abzuspielen und die dabei empfundenen Glücksgefühle zu reproduzieren –, das aus der United Communications Corporation(UCC) in nur fünfzehn Jahren den größten Konzern der Welt macht. Denn das »driften« genannte Eintauchen in die Welt der eigenen Sexualität hat ein so großes und unmittelbares Suchtpotenzial, dass sich ihm nur sehr Wenige entziehen können.
Einer von ihnen ist der gereifte und »bekehrte« Julian Assange, dessen Forderungen nach mehr Kontrollmöglichkeiten und Mitspracherechten für die Verbraucher sowie seine Warnungen vor den Gefahren eines totalitären Überwachungsstaates zwar noch über die Nachrichtennetzwerke verbreitet werden – allerdings bei den Angesprochenen auf die sprichwörtlich »tauben Ohren« stoßen. Selbst Ed Rosen, der es als Mitinhaber der UCC eigentlich besser wissen müsste, findet keinen Gefallen mehr daran, mittels seiner »Switchbox« das UniCom auszuschalten – oder ist auch dieser »Aus«-Schalter nur eine Illusion?
Benjamin Stein ist mit REPLAY ein glänzend geschriebenes Buch gelungen, das unaufgeregt und kenntnisreich die Möglichkeiten und Gefahren unserer digitalen Zukunft beschreibt und dabei den anti-utopischen Geist George Orwells und die psychologischen Schreckensvorstellungen Guillermo del Torros mit den erotischen Versprechen Anaïs Nins und den exakten Cyberweltentwürfen William Gibsons zusammenführt. Ein Buch zum Genießen – und zur Warnung!

Horst Illmer

Benjamin Stein
REPLAY. Roman.
München, DTV, 2015, 176 S.
ISBN 978-3-423-14396-7
Ein Mann erwacht nach einer unruhigen Nacht allein in seinem Bett und denkt zurück – nicht nur an die vergangenen Stunden, sondern auch an seine Kindheit und Jugend, seine Studienjahre und die ersten Erfahrungen im Berufsleben. Das ist zuerst einmal nichts Ungewöhnliches, bis zu dem Moment, an dem Pan ins

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NEXT – Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns

von am 2. Mai 2017 Kommentare deaktiviert für NEXT – Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns

Miriam Meckel
NEXT – Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns.
Reinbek, Rowohlt, 2013, 316 S.
ISBN 978-3-499-62836-8

Nachdem Kopernikus uns aus dem Zentrum des Universums gekegelt, Darwin uns zu Affenkindern gemacht und Freud uns zu Gästen im eigenen Kopf erklärt hat, »erinnert« Miriam Meckel uns (d. h. in diesem Fall die Menschen der Gegenwart, die noch in ihren Körpern feststecken) in NEXT daran, dass wir kurz davor sind, gerade diese, unsere Körperlichkeit, aufzugeben – zugunsten einer immateriell-digitalen Netz-Existenz.
Und im Gegensatz zu den erstgenannten narzisstischen Kränkungen, streben wir diesen Übergang in körperlose Software freiwillig und ohne Zwang an.
Meckels Buch, eine Mischung aus Science-Fiction-Story und Sachtext, erzählt in zwei Abschnitten die Geschichte dieses Übergangs – einmal als »Erinnerung eines ersten humanoiden Algorithmus« und danach als »Erinnerungen eines letzten Menschen«.
Miriam Meckel hat intensiv recherchiert, bevor sie ihre düstere Version der »schönen, neuen Welt« aufgeschrieben hat. Alle in die Zukunft weitergedachten Entwicklungen sind heute bereits möglich oder zumindest in der Vorbereitung: neben dem immer unverzichtbarer werdenden Internet und den immer größere Massen anziehenden »Social Networks« gehören auch die in den Körper implantierten Chips bei Behinderten und die Verlagerung aller Daten in eine anonyme »Cloud« hierher.
Der nächste Schritt, die allgemeine Überwachung aller Datenströme und die damit einhergehende Unmöglichkeit irgendwelche Daten zu löschen, steht dicht bevor, dann der übernächste – und dann, upps, schon passiert!
Meckels NEXT ist eine klassische Warn-Utopie, die jedoch nur wenig Hoffnung lässt, dass wir das Rad nochmal herumreißen könnten. Zu gerne hat der Mensch sein »Spielzeug«, zu sehr ist er abhängig vom derzeit bereits Erreichten – und, auch das macht Miriam Meckel in ihrem Text unzweifelhaft klar, zu groß ist seine Fähigkeit zum Selbstbetrug.
Es scheint also tatsächlich nur eine Frage der Zeit, bis sich erste Künstliche Intelligenzen entwickeln, bis die ersten Menschen anfangen ihre »Körperzeit« in »Systemzeit« umrechnen zu lassen – bis wir in der »besten aller Netzwelten« (S. 261) angekommen sind.
Sind wir wirklich bereits auf dem besten Weg »die Dinosaurier des analogen Zeitalters« (S. 95) zu werden? So, what’s NEXT?

Horst Illmer

Miriam Meckel
NEXT – Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns.
Reinbek, Rowohlt, 2013, 316 S.
ISBN 978-3-499-62836-8
Nachdem Kopernikus uns aus dem Zentrum des Universums gekegelt, Darwin uns zu Affenkindern gemacht und Freud uns zu Gästen im eigenen Kopf erklärt hat, »erinnert« Miriam Meckel uns (d. h. in diesem Fall die Menschen der Gegenwart, die noch in ihren Körpern feststecken) in

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Starters / Enders

von am 25. April 2017 Kommentare deaktiviert für Starters / Enders

Lissa Price
STARTERS / ENDERS. 2 Romane in einem Band.
Aus dem Amerikanischen von Birgit Ress-Bohusch
(Starters / 2012 & Enders / 2014)
München, Piper, 2015, 752 S.
ISBN 978-3-492-28008-2

Die 16-jährige Callie ist eigentlich das typische »All-American-Girl«, das nette Mädchen von Nebenan, und sie sollte eigentlich auch keine anderen Probleme haben als mit ihren Freundinnen auf Partys oder zum Shoppen zu gehen und sich mit ihrem kleinen Bruder darum zu streiten, wer den Müll rausträgt. Aber leider ist für Callie alles ganz anders …
In einer nicht allzu fernen Zukunft werden die Vereinigten Staaten das Opfer eines kriegerischen Erstschlages, der mittels biologischer Waffen geführt wird. Ein tödlicher Virus breitet sich unaufhaltsam aus. Gerade noch rechtzeitig wird ein Gegenmittel entdeckt, doch der Impfstoff reicht nicht für alle. Deshalb werden Kinder und Alte zuerst versorgt. Tja, und dann ist es auch schon vorbei – die mittleren Generationen sind ausgestorben.
Callie und Tyler leben in einer Nachkatastrophenwelt, die in »Starters« und »Enders« unterteilt ist. Da es aufgrund der Alterspyramide weit mehr alte als junge Menschen gibt, die zudem über weit mehr Lebenserfahrung verfügen, ist es kein Wunder, dass die Enders sehr schnell dafür gesorgt haben, dass alle Macht in ihren Händen liegt. Per Gesetz sind Starters praktisch rechtlos und auf die Vormundschaft eines Enders angewiesen. Sonst kommen sie in ein Heim und werden zu Zwangsarbeiten herangezogen.
Um diesem Schicksal zu entgehen, fliehen viele Kinder und Jugendliche in den Untergrund. Auch Callie ist mit ihrem Bruder auf der Flucht. Da Tyler jedoch dringend ärztliche Hilfe bräuchte, überwindet Callie ihre Angst und ihren Widerwillen und schließt mit einer Body Bank einen »Leih-Vertrag«.
Sie bekommt eine sehr große Summe Geld dafür, dass sie ihren Körper an eine oder mehrere Enders »verleiht«. Dies geschieht mittels eines implantierten Neuro-Chips, der dafür sorgt, dass Callies Bewusstsein während der geistigen Übernahme durch eine andere Person »schläft«. Nach der vereinbarten Zeit, in der die (natürlich ältere) Mieterin mit dem jugendlichen Körper ein wenig Spaß hatte, erwacht das Originalbewusstsein wieder – allerdings ohne jede Erinnerung an die verstrichene Zeit.
Zu ihrem Leidwesen muss Callie schmerzhaft erfahren, dass bei einer solchen Übernahme einiges furchtbar schief gehen kann …
STARTERS / ENDERS ist das Debüt der amerikanischen Drehbuchautorin Lissa Price und enthält alles, was das Herz einer jungen Leserin höher schlagen lässt: Liebe, Drama, Familie, Freundschaft, sogar Pferde tauchen einmal kurz auf. Doch durch das Versetzen ihrer Heldin in eine post-katastrophale Welt und das geschickte Vermitteln der damit einhergehenden traumatischen Veränderungen gelingt es Price, aus Callies Geschichte weit mehr zu machen als nur noch einen weiteren »All-Age«-Schmöker.
Die Story ist fesselnd und abwechslungsreich geschrieben und die verwirrenden Eindrücke, die sich für die Protagonistin in vielen Situationen ergeben, werden glaubwürdig durchgehalten. Callie ist eine wunderbare Identifikationsfigur (vor allem) für jugendliche LeserInnen – und das Buch ist ein bereits heute funktionierendes »Vehikel«, auch ohne Neuro-Chip an Callies Abenteuern teilhaben zu können.

Horst Illmer

Lissa Price
STARTERS / ENDERS. 2 Romane in einem Band.
Aus dem Amerikanischen von Birgit Ress-Bohusch
(Starters / 2012 & Enders / 2014)
München, Piper, 2015, 752 S.
ISBN 978-3-492-28008-2
Die 16-jährige Callie ist eigentlich das typische »All-American-Girl«, das nette Mädchen von Nebenan, und sie sollte eigentlich auch keine anderen Probleme haben als mit ihren Freundinnen auf Partys oder zum Shoppen

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Verlorene Paradise

von am 18. April 2017 Kommentare deaktiviert für Verlorene Paradise

Hörbücher sind auf dem Vormarsch – und das schon seit Jahren. Trotzdem gibt es von einigen der besten SF-SchriftstellerInnen überhaupt keine deutschsprachigen Hörbücher. Zumindest bei Ursula K. Le Guin ist dies jetzt anders: Ab sofort gibt es eine vollständige Lesung ihres 2014 bei Atlantis erschienen Romans VERLORENE PARADIESE (ISBN 978-3-936438-83-3, 1 mp3-CD, 286 Minuten), vorgelesen von Lisa Koenen und veröffentlicht im Mannheimer MetaGIS Hörbuchverlag. Gestaltet wurde die Edition von Maran Alsdorf unter Verwendung ihres Buchumschlags, die Übersetzung stammt von Horst Illmer, Regie führte Matthias Werner. Der angehenden Schauspielerin Lisa Koenen gelingt das Kunststück, ihre helle, begeisterungsfähige Stimme im Verlauf der Erzählung dem jeweiligen Alter der Protagonisten anzupassen, sodass aus der kindlich-naiven Hsing, die neugierig alles und jeden hinterfragt, am Ende eine reife, sich um ihre Familie sorgende Frau spricht. Und es ist keine Kleinigkeit, dass es ihr zudem gelingt, die Stimmen der anderen Haupt- und Nebenpersonen in VERLORENE PARADIESE ebenfalls wiedererkennbar zu sprechen. Als Zugabe zum Romantext wurde auch das Nachwort von Horst Illmer vertont, in dem dieser den utopischen Ansatz dieser meisterhaften Science-Fiction-Geschichte um die Bewohner/Besatzung des Generationen-Raumschiffs Discovery nachverfolgt. Wer es also immer noch nicht geschafft hat, das Buch (ein zweites Mal) zu lesen, kann es sich jetzt genussvoll akustisch „reinziehen“.

Horst Illmer

Hörbücher sind auf dem Vormarsch – und das schon seit Jahren. Trotzdem gibt es von einigen der besten SF-SchriftstellerInnen überhaupt keine deutschsprachigen Hörbücher. Zumindest bei Ursula K. Le Guin ist dies jetzt anders: Ab sofort gibt es eine vollständige Lesung ihres 2014 bei Atlantis erschienen Romans VERLORENE PARADIESE (ISBN 978-3-936438-83-3, 1 mp3-CD, 286 Minuten), vorgelesen von Lisa Koenen und veröffentlicht

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Das Imperium

von am 25. März 2017 Kommentare deaktiviert für Das Imperium

Ann Leckie
DAS IMPERIUM. Ein Roman aus der fernen Zukunft.
Ü: Bernhard Kempen
(Ancillery Mercy /2015)
München, Heyne, 2017, 448 S.
ISBN 978-3-453-31726-0

„Verstehen Sie wirklich nicht, was Sie getan haben?“
Diese fassungslos gestellte Frage der Imperatorin der Radchaai an die Flottenkapitänin/Hilfseinheit Breq bildet den Höhepunkt und Abschluss der „Ancillery“-Trilogie von Ann Leckie. Wobei sich alle anderen bei dieser Unterredung Anwesenden vermutlich die gleiche Frage stellen – und auch Breq selbst wohl eher ihrem Improvisationstalent vertraut, als eine klare Vorstellung davon zu haben, was passiert, wenn Künstliche Intelligenzen (KIs), wie von ihr gefordert, als „signifikante Lebewesen“ anerkannt werden. Denn darauf läuft es letztlich hinaus, als sie der Botschafterin der den Menschen weit überlegenen Alienrasse der Presger mitteilt, dass die Menschen eben nicht die einzige intelligente Lebensform sind, die das Reich der Radchaai bewohnen.
Schuld an diesem „interessanten“ Konflikt (so die Presger-Übersetzerin Zeiat) ist die Imperatorin Anaander jedoch selbst. Immerhin bekämpft sie nicht nur sich selbst (in ihren vielen hundert Klon-Varianten), sondern lässt auch zu, dass ihr Hass auf Breq so übermächtig wird, dass sie dem letzten Überbleibsel ihres ehemaligen Raumschiffs ins Athoek-System folgt und dort wütend und wahllos Schaden anrichtet.
Als es schließlich zum finalen Treffen zwischen Anaander und Breq auf der Athoek-Station kommt, entwickelt sich das Geschehen jedoch ganz anders, als von beiden vorhergeplant …

Auch der Abschlussband dieser Trilogie liest sich wieder auf wunderbare Weise gleichzeitig spannend und total entspannend. Selten (oder vielleicht bisher gar nicht) wurden weltbewegende und imperiumsstürzende Raumschlachten, politische Attentate, geheime Intrigen und ethische Fragen darüber, was es bedeutet „menschlich“ zu sein, mit einer solchen unaufgeregten Brillanz erzählt. Sicherlich ist einer der Hauptgründe dafür die durchgängig weibliche Sichtweise auf das Geschehen und die dadurch erfolgte „Verschiebung“ der Perspektiven.
Wo es in herkömmlichen Romanen bisher vor allem auf die Größe der Raumschiffe und Waffen, auf die technischen und wissenschaftlichen Hintergründe und auf die Quantität der Bedrohung ankam, da stellt Leckie die Frage, ob man das passende Teegeschirr eingepackt hat, ob die Schmucknadel an der Uniform richtig platziert ist und ob man nicht erst einmal den Verwundeten hilft, bevor man sinnlose Kämpfe weiterführt – und trotzdem kommt keine Sekunde Langeweile auf, wirkt nichts Erzähltes überflüssig oder konstruiert.
Zukünftige Science-Fiction-Romane werden sich an diesem außergewöhnlich hohen Standard messen lassen müssen. Zurück bleibt ein Gefühl wehmütiger Zufriedenheit.

Horst Illmer

Ann Leckie
DAS IMPERIUM. Ein Roman aus der fernen Zukunft.
Ü: Bernhard Kempen
(Ancillery Mercy /2015)
München, Heyne, 2017, 448 S.
ISBN 978-3-453-31726-0
„Verstehen Sie wirklich nicht, was Sie getan haben?“
Diese fassungslos gestellte Frage der Imperatorin der Radchaai an die Flottenkapitänin/Hilfseinheit Breq bildet den Höhepunkt und Abschluss der „Ancillery“-Trilogie von Ann Leckie. Wobei sich alle anderen bei dieser Unterredung Anwesenden vermutlich die gleiche Frage stellen –

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Die Zeitmaschine

von am 10. März 2017 1 Kommentar

H. G. Wells
DIE ZEITMASCHINE. Eine Erfindung. Roman.
Neu übersetzt und mit einem Nachwort und Anmerkungen versehen von Lutz-W. Wolff
München, Deutscher Taschenbuchverlag, 2017, 191 S.
ISBN 978-3-423-14546-6

H. G. Wells
DIE ZEITMASCHINE. Eine Erfindung. Roman.

Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring; Nachwort: Elmar Schenkel
Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, 2017, 237 S.
Fischer Klassik 95030 / ISBN 978-3-596-95030-0

 

An dieser Stelle etwas über den Inhalt von DIE ZEITMASCHINE (THE TIME MACHINE / 1895) zu schreiben, wäre eine Beleidigung des Lesers. Es gibt vermutlich nicht viele Bücher auf dieser Welt, deren Bekanntheitsgrad noch höher liegt. Warum also noch eine Rezension – und warum gerade jetzt?

Die Antwort ist recht trivial: Herbert George Wells ist inzwischen siebzig Jahre tot und seit 2017 ist der Text gemeinfrei, d. h. dass Verlage keine Lizenzgebühren mehr dafür bezahlen müssen. (Augenzwinkernde Anmerkung: Bleibt also mehr Geld für einen guten Übersetzer, wenn man dann eine Neuausgabe herausbringen möchte.)
Ebenso erstaunlicher wie erfreulicher Weise haben sich mit dtv und S.Fischer gleich zwei verlegerische Schwergewichte dazu berufen gefühlt, den berühmtesten Science-Fiction-Roman der Welt in einer aktuellen Neuübersetzung dem deutschsprachigen Publikum anzubieten. Und da DIE ZEITMASCHINE, trotz ihrer Ideenfülle und Komplexität, eigentlich ein recht kurzer Roman ist, blieb in beiden Ausgaben reichlich Platz für „Zusatzmaterial“, was bei einem inzwischen weit über einhundert Jahre alten Text ja durchaus hilfreich sein kann.

Schauen wir uns also zuerst einmal die beiden Übersetzungen selbst an.
Ohne ins Detail gehen zu wollen, scheint mir die Übersetzung von Lutz-W. Wolff die etwas „freiere“ zu sein, die etwas weniger am Original „angelehnte“, während Hans-Ulrich Möhring sehr intensiv die „zeittypische“ Stimmung der vorletzten Jahrhundertwende heraufzurufen versteht. Beide sind jedenfalls sehr flüssig und unproblematisch zu lesen – das bleibt also eher eine Geschmacksfrage, wie „modern“ man einen Romantext von 1895 haben möchte.

Und dann, die „Bonus-Tracks“.
Da die Hardcoverausgabe von S.Fischer das doppelte der dtv-Taschenbuchausgabe kostet, darf man hier wohl die größten Unterschiede erwarten – und wird nicht enttäuscht!
Bei dtv hat der Übersetzer Wolff ein kurzes Nachwort, fünfzehn Seiten mit Anmerkungen und eine ausführliche „Zeittafel“ geschrieben, dazu findet sich noch ein Vorwort von H. G. Wells selbst, das dieser für eine Neuausgabe im Jahre 1931 geschrieben hat. Insgesamt ausreichend.
Bei Fischer fährt man dafür „schweres Geschütz“ auf: Da darf der deutsche Wells-Fachmann und Biograf Elmar Schenkel seine Kenntnisse umfassend darlegen, alle drei bekannten Vorworte des Autors zu seinem Roman werden abgedruckt, dazu noch drei Vorstudien, in denen Wells die Zeitreise-Idee ausprobiert hat – und man findet eine acht Seiten lange „gestrichene“ Episode, die bisher noch in keiner deutschen DIE ZEITMASCHINE-Ausgabe enthalten war.
Auch hier muss der Leser (und sein Geldbeutel) selbst entscheiden, wie viel „mehr“ er zum Romantext braucht. Wer allerdings selbst noch keine Ausgabe von DIE ZEITMASCHINE besitzt, sollte daran denken, dass ohne dieses Buch der wichtigste „Grundstein“ zu jeder guten Science-Fiction-Sammlung fehlt.

Horst Illmer

H. G. Wells
DIE ZEITMASCHINE. Eine Erfindung. Roman.
Neu übersetzt und mit einem Nachwort und Anmerkungen versehen von Lutz-W. Wolff
München, Deutscher Taschenbuchverlag, 2017, 191 S.
ISBN 978-3-423-14546-6
H. G. Wells
DIE ZEITMASCHINE. Eine Erfindung. Roman.

Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring; Nachwort: Elmar Schenkel
Frankfurt/M., Fischer Taschenbuch, 2017, 237 S.
Fischer Klassik 95030 / ISBN 978-3-596-95030-0
 
An dieser Stelle etwas über den Inhalt von DIE

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Der Prospektmarathon 2017 – Diagnose: letal

von am 3. März 2017 1 Kommentar

Nach diesem überaus positiven Einstieg in den ersten Prospektmarathon folgt die Ernüchteung auf dem Fuß. Was Heyne, Piper, Blanvalet, Goldmann, Bastei Lübbe und wie sie sonst noch alle heißen, da so auffährt treibt einem die Tränen in die Augen. Um nicht völlig der Verzweiflung anheim zu fallen, bleibt mir nichts anderes übrig, als die wenigen verbliebenen Highlights aus den Programmen der Großen Alten hervorzuheben. Über den kläglichen Rest breiten wir den barmherzigen Mantel der Verschwiegenheit. Zumindest im Detail und soweit ich mich beherrschen kann.

Peter V. Brett

Heyne ruht sich auf Lorbeeren aus, die schon seit Jahren völlig verdorrt sind…
Das Science Fiction Programm ist noch lächerlicher, peinlicher und minimalistischer als im letzten Jahr. Von "die Zukunft" will ich gar nichts mehr wissen. Einziges Highlight im Sektor Phantastik stellt ein Fantasy Titel dar, auf den ich mich nicht nur persönlich freue, sondern auch aus kaufmännischer Sicht…
Immerhin warten eine ganze Menge von Lesern darauf, wie Peter V. Brett seinen epischen Krieg gegen die dämonischen Mächte zu Ende bringt. Der Abschlussband des DämonenkriegQuintetts erscheint im September unter dem Titel "Das Leuchten der Magie". Bei 950 Seiten muss man auch nicht die Befürchtung hegen, es fällt den Herren wieder ein, das letzte Buch gewinnoptimiert zu teilen…

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Nach diesem überaus positiven Einstieg in den ersten Prospektmarathon folgt die Ernüchteung auf dem Fuß. Was Heyne, Piper, Blanvalet, Goldmann, Bastei Lübbe und wie sie sonst noch alle heißen, da so auffährt treibt einem die Tränen in die Augen. Um nicht völlig der Verzweiflung anheim zu fallen, bleibt mir nichts anderes übrig, als die wenigen verbliebenen Highlights aus den Programmen

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