Oliver L’s Bücherecke

Oliver L ist langjähriger Sammler und profunder Kenner. Vor allem sein Wissen über Lovecraft und andere "Große Alte" ist legendär.

S. T. Joshi: H. P. Lovecraft. Leben und Werk 1

von am 14. November 2017 1 Kommentar

Leben und Werk 1

2017 scheint das Jahr Lovecrafts, oder, wie Gerd es kürzlich ausdrückte, der Lovecraft-Mania zu sein. Mit Leslie S. Klingers Prachtausgabe H. P. LOVECRAFT: DAS WERK, dem fortgesetzten Einsatz des Festa-Verlags, bei dem dieser Zeit eine dreibändige Ausgabe mit Lovecrafts Kollaborationen und Überarbeitungen erscheint und dem kürzlich veröffentlichten ersten Teil von S. T. Joshis großer Biographie H. P. LOVECRAFT. LEBEN UND WERK bei Golkonda ist das ausgehende Jahr mit Lovecraft-relevanten Publikationen geradezu gespickt.

Sunand Tryambak Joshi (* 1958) gilt als der führende Spezialist für Leben und Werk des „Einsiedlers aus Providence“ und ist nicht nur Kenner sondern auch Herausgeber nicht nur der Werke Lovecrafts sondern auch anderer Vertreter der Weird Fiction wie beispielsweise Lord Dunsany, M. R. James und Ambrose Bierce. Neben der Herausgabe kommentierter Ausgaben seiner ausgewählten Autoren hat sich Joshi auch einen Ruf als Kritiker für unheimlich-phantastische Literatur erarbeitet, der keinesfalls unumstritten ist, was nicht zuletzt an seiner harschen Kritik an solchen Größen wie Stephen King und Clive Barker liegt. Viele Bewunderer dieser und anderer betroffener Autoren lehnen Joshis Ansichten aufgrund seiner scharfen Polemik ab, was ein wenig schade ist, da seine Einsichten für großartige Szeneautoren wie Ramsey Campbell, T. E. D. Klein oder Thomas Ligotti nicht nur sehr lesenswert sondern durchaus auch wichtig sind. Seine wichtigsten kritischen Werke dürften wohl THE WEIRD TALE und THE MODERN WEIRD TALE sein.

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Leben und Werk 1
2017 scheint das Jahr Lovecrafts, oder, wie Gerd es kürzlich ausdrückte, der Lovecraft-Mania zu sein. Mit Leslie S. Klingers Prachtausgabe H. P. LOVECRAFT: DAS WERK, dem fortgesetzten Einsatz des Festa-Verlags, bei dem dieser Zeit eine dreibändige Ausgabe mit Lovecrafts Kollaborationen und Überarbeitungen erscheint und dem kürzlich veröffentlichten ersten Teil von S.

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H. P. Lovecraft: Das Werk

von am 23. Oktober 2017 Kommentare deaktiviert für H. P. Lovecraft: Das Werk

H. P. Lovecraft: Das Werk

Was wäre die unheimliche Literatur ohne Howard Phillips Lovecraft? Auf diese Frage lässt sich wohl kaum eine Antwort finden. Der sog. Einsiedler aus Providence gilt nicht umsonst als Vater des Horrors und bietet, trotz vorhandener Schwächen in Werk und Vita, immer wieder ein interessantes Beschäftigungsfeld.

Das Werk mag hier etwas missverständlich sein, und zu dem Gedanken führen, dass in dieser Mammutausgabe sämtliche von Lovecraft verfassten Geschichten enthalten sind. Tatsächlich handelt es sich um eine sorgfältig von Herausgeber Leslie S. Klinger zusammengestellte Auswahl. Wie sie zustande kam, erklärt Klinger am Anfang des Buches. Lovecraft erlebt seit Mitte der 2000er eine kleine Renaissance. Dies dürfte nicht zuletzt den Ausgaben der Edition Phantasia und des Festa Verlags geschuldet sein, die sich jeweils ab 2005 der Veröffentlichung hochwertiger Ausgaben der Werke des „Großen Alten“ annahmen. Inzwischen wurde H. P. Lovecraft auch von diversen Niedrigpreisverlagen entdeckt. Von immer mehr Anspielungen in Film und Fernsehen ganz zu schweigen.

Warum also eine weitere Lovecraft-Ausgabe? H. P. Lovecraft gilt einerseits als Urvater des modernen Horrors. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass es, mit Ausnahme der Pionierarbeit S. T. Joshis, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Leben und Werk dieses Autoren bisher kaum gab. Der vorliegende Band soll dem Abhilfe schaffen, Joshis Arbeit ergänzen und zum Teil auch einen anderen Blickwinkel präsentieren. So wird die vorliegende Ausgabe mit einem ausführlichen Abriss über „Großvater Theobald“ und sein Wirken eröffnet, der auch Kennern Lovecrafts noch neue Einblicke geben wird. In über tausend Anmerkungen werden weitere Aspekte zu den enthaltenen Geschichten, ihrer Entstehung und Hintergründe beleuchtet. Abgerundet wird das ganze mit ca. 300 Abbildungen (die Zahlen entnehme ich der Verlagsseite). In der deutschen Ausgabe findet sich im Anhang ein von den Übersetzern Alexander Pechmann und Andreas Fliedner erarbeitetes Kapitel über „Lovecraft im deutschen Sprachraum“, der die aus der Originalausgabe übernommenen Extras wunderbar abrundet. Allein, das Kapitel über Lovecraft und Musik hätte für meinen Geschmack ausführlicher sein dürfen.

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H. P. Lovecraft: Das Werk
Was wäre die unheimliche Literatur ohne Howard Phillips Lovecraft? Auf diese Frage lässt sich wohl kaum eine Antwort finden. Der sog. Einsiedler aus Providence gilt nicht umsonst als Vater des Horrors und bietet, trotz vorhandener Schwächen in Werk und Vita, immer wieder ein interessantes Beschäftigungsfeld.
Das Werk mag hier etwas missverständlich sein, und zu dem Gedanken führen,

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Zum Tode Malte S. Sembtens

von am 25. April 2016 Kommentare deaktiviert für Zum Tode Malte S. Sembtens

Am Nachmittag des 22. April ist Malte S. Sembten im Alter von 50 Jahren verstorben. Als ich Tags darauf von seinem Ableben erfuhr, hat mich das kalt erwischt. Ich kann nicht behaupten, dass Malte und ich enge Freunde gewesen sind. Wir haben uns nicht einmal persönlich gekannt und waren in vielen Dingen unterschiedlicher Meinung. Unsere Kommunikation erfolgte ausschließlich über soziale Netzwerke. Sembten war mitunter ein streitbarer Gesprächspartner. Aber auch einer, der über ein großes Interesse und Wissen an der unheimlichen Phantastik verfügte. Das führte zu einigen informativen und kurzweiligen Unterhaltungen. Außerdem stand er mir gelegentlich als geduldiger Ansprechpartner zur Verfügung, wenn ich für einen Artikel für comicdealer.de recherchiert habe. Dafür ziehe ich meinen Hut.
In der deutschen Phantastikszene machte sich Sembten seit 1980ern einen Namen als Herausgaber, Illustrator und Verfasser unheimlicher Geschichten. Seine erste Story wurde 1990 in einer Anthologie veröffentlicht. Er war gemeinsam mit Uwe Voehl und Uwe Sommerlad für das Fanzine Necropolitan verantwortlich. Seine erste eigene Kurzgeschichtensammlung Hippokratische Gesichter erschien 1996 in Frank Festas Edition Metzengerstein. Für Festa hat er in den letzten Jahren die Übersetzung der gesammelten Werke Clark Ashton Smiths übernommen. Sembten gehörte neben Michael Siefener und „Eddie“ M. Angerhuber zur Speerspitze anspruchsvoller deutschsprachiger Horrorliteratur. Die hiesige Szene verliert mit ihm eine ihrer interessantesten Stimmen.

Am Nachmittag des 22. April ist Malte S. Sembten im Alter von 50 Jahren verstorben. Als ich Tags darauf von seinem Ableben erfuhr, hat mich das kalt erwischt. Ich kann nicht behaupten, dass Malte und ich enge Freunde gewesen sind. Wir haben uns nicht einmal persönlich gekannt und waren in

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Thomas Ligotti – Grimscribe: Sein Leben und Werk

von am 26. August 2015 Kommentare deaktiviert für Thomas Ligotti – Grimscribe: Sein Leben und Werk

Über Thomas Ligotti zu schreiben, stellt für mich stets eine gewisse Herausforderung dar. Zwar habe ich in einschlägigen Foren oder persönlichen Gesprächen schon das eine oder andere Wort über ihn verloren, aber an ein konzentriertes und ausführliches Statement habe ich mich bisher nicht gewagt. Zum Teil aus dem Gefühl heraus, „dem“ nicht gerecht zu werden. Aber auch aufgrund der Wirkung Ligottis Geschichten auf meine eigene Stimmung. Der 1953 in Detroit geborene Autor befleißigt sich einer fast schon poetischen Sprache, seine Geschichten sind zu einem guten Teil Spiegel seiner eigenen, dunkel gefärbten Weltsicht. Diese wiederum begründet sich in den psychischen Problemen Ligottis, bei dem eine bipolare Störung (manisch-depressive Störung) diagnostiziert wurde und der u. a. mit Agoraphobie („Platzangst“) und Anhedonie (die Unfähigkeit, Freude oder Lust zu empfinden) zu kämpfen hat. Das führt zu einer besonderen Atmosphäre in den Kurzgeschichten des zurückgezogen lebenden Schriftstellers, die im besten Sinne verstörend und dadurch vielfach erschreckender ist, als es die Blut- und Gewaltorgien einiger Kollegen Ligottis jemals sein werden. So ist er der einzige Autor, dessen Erzählungen ich bewusst nur in Maßen goutiere, da zu viel auf einen Schlag bei mir zu nicht zu verachtenden Stimmungseinbrüchen führt.

Ligotti wurde von einigen Lesern vorgeworfen, dass in seinen Stories nichts passiere. Diesen Vorwurf muss er sich zum Teil durchaus gefallen lassen. Im Vordergrund stehen Stimmung und Atmosphäre. Sprache wird bei ihm zu Emotion. Diese Gefühle sind seltsam, negativ, nihilistisch, mitunter kalt. Einen Teil dessen kann man in der ersten Staffel von TRUE DETECTIVE spüren, in der die Figur des Rust Cohle Ligottis quasiphilosophisches Werk THE CONSPIRACY AGAINST THE HUMAN RACE zum Teil wörtlich zitiert. Von Darsteller Matthew McConaughey kongenial umgesetzt, verleiht das der Serie eine herrlich bedrückende Stimmung, die in dieser Form in der zweiten Staffel nicht wieder erschaffen werden konnte. Was nun Ligottis schriftstellerisches Werk angeht, ist es nötig, sich auf ihn einlassen zu können. Diese Geschichten sind weder einfach zu lesen noch einfach zu verarbeiten. Wer sich auf das Wagnis Thomas Ligotti einlässt, wird mit anspruchsvollem und wohl formuliertem Horror konfrontiert, der noch lange nachdem der geneigte Leser das Buch aus der Hand gelegt hat, nachhallen wird.

GRIMSCRIBE: SEIN LEBEN UND WERK ist seit über zehn Jahren die erste Veröffentlichung eines Buchs von Ligotti in unseren Breitengraden, der auch über drei Jahrzehnte nach dem Erscheinen seiner ersten Geschichte noch immer einen Geheimtipp darstellt. Dass der Festa Verlag sich für GRIMSCRIBE und nicht etwa Ligottis erste Sammlung SONGS OF A DEAD DREAMER (ursprünglich 1985 erschienen) entschieden hat, mag sich als weise Entscheidung herausstellen. Nicht nur ist der Begriff Grimscribe untrennbar mit dem Autor verbunden, der hier gewissermaßen seine verschiedenen Stimmen vorstellt. Für viele Anhänger des Amerikaners ist diese Anthologie auch der Favorit unter seinen Büchern.

Über Thomas Ligotti zu schreiben, stellt für mich stets eine gewisse Herausforderung dar. Zwar habe ich in einschlägigen Foren oder persönlichen Gesprächen schon das eine oder andere Wort über ihn verloren, aber an ein konzentriertes und ausführliches Statement habe ich mich bisher nicht gewagt. Zum Teil aus dem Gefühl heraus, „dem“ nicht gerecht zu werden. Aber auch aufgrund der Wirkung

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Conan der Barbar

von am 26. Juni 2015 Kommentare deaktiviert für Conan der Barbar

Vergangenen August haben wir an dieser Stelle einen Blick auf Conans Erben geworfen. Da ist es längst überfällig, dass wir uns auch dem Wegbereiter der Sword-and-Sorcery-Fantasy widmen. Wie auch damals gibt es dafür einen guten Anlass. Letzten Sommer war es die bei Golkonda erscheinende Neuauflage von Karl Edward Wagners KANE. Was böte sich nun besseres an, als die erneute Veröffentlichung von Robert E. Howards originalen Erzählungen über den barbarischen Cimmerier?

Beginnen wir mit einigen wenigen Worten über den Autoren selbst. Robert Ervin Howard wurde am 22. Januar 1906 in Peaster, Texas geboren. Nach einigen Umzügen in Howards ersten Jahren verschlug es die Familie schließlich nach Cross Plains, Texas. Ein besonders inniges Verhältnis hatte Robert zu seiner Mutter, die seine Liebe zu Poesie und Literatur weckte. Gleichzeitig wurde er regelmäßig mit Gewalt oder deren Folgen konfrontiert. Howard wuchs während des Ölbooms in Texas auf, der steigende Kriminalitätsraten nach sich zog. In der Schule hatte er es mit Schlägern zu tun, die es auf schwächere abgesehen hatten. Dadurch erkannte er für sich die Notwendigkeit von Stärke und trieb fortan viel Sport. Besonders für das Boxen entwickelte er eine starke Vorliebe. Diese Erfahrungen prägten auch sein eher raues Weltbild. All das spiegelt sich in seinen Erzählungen wider.

Seine ersten Geschichten verfasste Howard während seiner Schulzeit. Da nimmt es nicht wunder, dass seine frühesten Veröffentlichungen in der Dezemberausgabe 1922 des Tattler, der Schülerzeitung der Brownwood High School, abgedruckt wurden. Bis zu seiner ersten professionellen Publikation sollten noch rund zweieinhalb Jahre vergehen. Die fand, wie sollte es anders sein, in WEIRD TALES statt. Für 16,00 Dollar konnte er 1924 SPEAR AND FANG an Farnsworth Wright verkaufen, der sie im Juli 1925 in seinem legendären Magazin der Öffentlichkeit zugänglich machte. Ebenda erschien ca. siebeneinhalb Jahre später die erste Geschichte mit Conan dem Barbaren. Bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1936 sollte Howard 21 Geschichten über seinen schwertschwingenden Helden verfassen, von denen drei erstmals nach seinem Dahinscheiden erstmals veröffentlicht werden sollten.

 

CONAN ist wie Stokers Dracula, Doyles Holmes oder auch Superhelden wie Spider-Man und Batman heutzutage eine Ikone der Popkultur. Nicht zuletzt liegt das an dem doch recht beliebten Film mit Arnold Schwarzenegger, der mit Howards Figur jedoch eher wenig gemein hat. Dass Robert Howard nicht in Vergessenheit geraten ist, muss zu großen Teilen dessen Biographen und literarischen Nachlassverwalter Lyon Sprague de Camp gedankt werden. Doch gerade was die Geschichten um den berühmten Barbaren angeht, hat sich Sprague de Camp leider nicht nur mit Ruhm bekleckert. Sein erklärtes Ziel war es, den Cimmerier mit einer lückenlosen Biographie auszustatten. Dafür wurden Howards Erzählungen in eine passend erscheinende Reihenfolge gebracht. Fragmente aus seinem Nachlass wurden beendet, Lücken von anderen Autoren geschlossen (darunter neben de Camp u. a. Lin Carter, Robert Jordan und Steve Perry) und die Originalgeschichten für diesen Zweck angepasst. Dadurch war es lange schwer, den reinen CONAN, wie er von Howard erdacht wurde, kennenzulernen. In Deutschland gab es diese Erzählungen in ihrer ursprünglichen Form und Reihenfolge erstmals 2006 zu lesen, als Heyne drei dicke Taschenbücher mit allen Erzählungen auf den Markt brachte. Diese Ausgabe ist lange vergriffen und wird mitunter zu astronomischen Preisen angeboten. Erfreulicherweise werden diese Geschichten in angemessener Form nun wieder zugänglich gemacht. In insgesamt sechs Bänden, die sowohl im Hard- als auch im Softcover erscheinen, nimmt sich der Festa Verlag der neuerlichen Veröffentlichung von Howards originalen Erzählungen an. Hier erscheinen auch seine gesammelten Horrorgeschichten in fünf Bänden (der letzte ist für Oktober angekündigt) und nach dem Cimmerier sollen Howards andere Helden wie Bran Mak Morn, Solomon Kane und Kull von Atlantis in ähnlicher Aufmachung erscheinen. Festa wird das gesamte in den US-Ausgaben enthaltene Bonusmaterial veröffentlichen. Darunter diverse Illustrationen von Mark Schultz. Die Hardcoverausgabe wird zudem in rotes Leinen mit Goldprägung auf Rücken und Deckel gebunden sein. Alles in allem also eine runde Sache, an der kein Fantasy-Fan vorbeikommt.

Die Stärke dieser Geschichten liegt nun darin, dass Conan nicht weniger war, als ein Idealbild seines Schöpfers. Die oben kurz beschriebene Erkenntnis Howards, dass Stärke und Kraft nötige Eigenschaften im Leben sind, spiegelt sich direkt im Cimmerier wider. Außerdem enthalten sie in ihrer Gegenüberstellung von Zivilisation und Barbarei eine fast schon philosophische Note, die natürlich stark von den Ansichten des Autoren geprägt ist, nach der jede zivilisierte Gesellschaft irgendwann zwangsläufig wieder ins Barbarentum fällt. Seine eigene Position in dieser Frage mag nun jeder für sich finden.

Vergangenen August haben wir an dieser Stelle einen Blick auf Conans Erben geworfen. Da ist es längst überfällig, dass wir uns auch dem Wegbereiter der Sword-and-Sorcery-Fantasy widmen. Wie auch damals gibt es dafür einen guten Anlass. Letzten Sommer war es die bei Golkonda erscheinende Neuauflage von Karl Edward Wagners KANE. Was böte sich nun besseres an,

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Axel Saalbach – Das Haus Komarow

von am 11. April 2015 Kommentare deaktiviert für Axel Saalbach – Das Haus Komarow

Neuer Autor, neuer Verlag. Zumindest mir war der Latos Verlag aus Calbe/Saale bisher kein Begriff. Der Verlag wurde 2010 gegründet und scheint sich auf deutschsprachige Autoren spezialisiert zu haben. Dabei werden von Fantasy über Sciene Fiction bis hin zu Erotik viele Genres abgedeckt. Die meisten Veröffentlichungen werden auf der Verlagsseite unter dem Banner „Romance“ geführt. Nicht ganz so neu ist mir der Autor, mit dem ich seit über fünfzehn Jahren bekannt bin. Bisher hat Axel Saalbach seine Wortgewandtheit in den Dienst verschiedener Internetplattformen gestellt und mit seinen Kolumnen etliche Leser unterhalten, zum Lachen gebracht und mitunter auch verärgert. Sein Stil ist von einem beißenden Humor geprägt, dessen treffsichere Pointen nicht jedermanns Geschmack sind. Mit DAS HAUS KOMAROW liegt seit Ende letzten Jahres nun sein Romandebüt vor. Und was tut man, wenn man jemanden so lange kennt? Richtig. Man liest das Buch. Um festzustellen, dass es in eine gänzlich andere Kerbe schlägt, als die bisherigen Texte des Autoren.

Der Rahmen
DAS HAUS KOMAROW spielt in einer weit entfernten Zukunft. Deutschland ist im Verlauf eines anhaltenden Konflikts, der prägnant als der „Unendliche Krieg“ bezeichnet wird, Teil eines russischen Zarenreiches geworden, welches die Kontrolle über große Teile Europas hält. Über diese verschiedenen Teile von Russisch-Europa gebieten Adelshäuser wie das der Komarows, die untereinander in Konkurrenz stehen, um die jährlich zu vergebende Versorgungshoheit über ihre jeweilige Oblast zu erhalten. Obwohl uns der Roman ins 23. Jahrhundert mitnimmt, ist die Welt der Familie Komarow weitgehend ohne Technologie und zumindest in der deutschen Oblast gibt es so gut wie kein soziales Leben. Anatol, einem Briémek des Hauses Komarow, wird der Mord an seinem Vater zur Last gelegt. Das führt zu seiner Flucht, auf der er sich bei einem Hehlerring verdingt, auf eine Gruppe illegal geborener Kinder trifft und sich mit Organhändlern rumschlagen muss, bevor ihn sein Weg zurück nach Berlin führt. Der Ausgangspunkt der Handlung hat den Verlag dazu veranlasst, den Roman in seine Thriller-Sparte zu packen, ich halte es (dystopische) Science Fiction und der Autor spricht von einer Deutschland-Dystopie.

Der Stil
Saalbach bewegt sich in einem völlig anderen Fahrwasser als bei den eher humorvollen Artikeln, die er in den letzten eineinhalb Jahrzehnten präsentiert hat. Angesichts der Handlung und der vorgestellten Welt ein entschiedenen Vorteil. Sehr schön ist, dass Saalbach vollkommen auf Anglizismen verzichtet. Nicht nur ergibt das aufgrund der russischen Vorherrschaft Sinn, es ist auch eine erfrischende Abwechslung zu Leuten, die sich all zu oft einer unschönen Mischung aus englischer und deutscher Sprache befleißigen. Stattdessen werden dem russischen entstammende Begriffe wie Oblast (область/Verwaltungsbezirk) und Werst (Верста́/Längenmaß) verwendet. Das passt zum Buch, zur Handlung und zur Welt. Etwas seltsam jedoch ist, dass wirklich nur russische Namen auftauchen. Auch nach hundert Jahren unter der Herrschaft des Zarenreiches, sollte es doch noch den einen oder anderen Menschen deutscher Abstammung geben.

Die Figuren
In anderen Besprechungen wurde manchmal bemängelt, dass die Figuren über nicht genügend Tiefe verfügen. So sei es schwer, eine emotionale Bindung zu Anatol oder seinen Verbündeten aufzubauen oder mit ihnen mitzufiebern. Diesem Punkt kann ich nicht widersprechen. Gleichzeitig sehe ich das nicht zwangsläufig als eine Schwäche. Die Figuren erfüllen ihren Zweck – und auf den arbeitet der Autor kontinuierlich und konsequent hin. Der Verzicht auf das Menschliche ist meines Erachtens ein legitimes Stilmittel und Saalbach ist nun wirklich nicht der erste, der so vorgeht. H. P. Lovecraft, Thomas Ligotti, Stanley Kubrick … sind nur drei Beispiele, die es auszeichnet, dass sie in ihren besten Momenten genau das über Bord geworfen haben.

Fazit
Ich weiß nicht, ob es am Wechsel zu ernsthafteren Tönen liegt, aber ich habe das Gefühl, dass er gelegentlich noch mit angezogener Handbremse schreibt. Nichtsdestotrotz, DAS HAUS KOMAROW ist ein beachtlicher Erstling, der über die gesamte Distanz spannend bleibt und den Leser in eine interessante Welt entführt. Weiter so, Axel!

Neuer Autor, neuer Verlag. Zumindest mir war der Latos Verlag aus Calbe/Saale bisher kein Begriff. Der Verlag wurde 2010 gegründet und scheint sich auf deutschsprachige Autoren spezialisiert zu haben. Dabei werden von Fantasy über Sciene Fiction bis hin zu Erotik viele Genres abgedeckt. Die meisten Veröffentlichungen werden auf der Verlagsseite unter dem Banner „Romance“ geführt. Nicht ganz so neu ist

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Ian Tregillis – Die Milkweed-Trilogie

von am 23. März 2015 1 Kommentar

Mit Deltus.de tauchte etwa Mitte letzten Jahres ein neuer Verlag in den Regalen auf, der sich auf Science Fiction und Fantasy (und sog. „Kaijū“-Romane spezialisierte). Genaugenommen war Deltus.de kein eigenständiger Verlag sondern ein Imprint des Festa Verlags, zu dessen Horrorprogramm damit ein interessantes Kontrastprogramm geboten werden sollte. Leider konnte sich Deltus.de nicht etablieren und ist inzwischen schon wieder Geschichte. Die letzte Veröffentlichung wird der Abschluss der MILKWEED-Trilogie sein, der für Ende März angekündigt ist. Schade, es hätte eine Bereicherung für den deutschen Buchmarkt werden können.

Der US-Amerikaner Ian Tregillis begann seine Autorenkarriere 2010 mit SAAT DES UNHEILS, dem ersten Teil einer Alternativwelt-Trilogie in der „englische Warlocks auf Nazi-Superhelden treffen“. Er trägt auch zu George R. R. Martins WILD CARDS-Universum bei. Ein Band mit Geschichten aus dieser Welt ist vor kurzem bei Heyne erschienen. Tregillis wird von Martin als herausragender Autor bezeichnet. Der Schöpfer vom Bestseller A GAME OF THRONES muss es wissen. Immerhin, die Idee eines jungen Neil Gaiman für eine WILD CARDS-Geschichte hat er seinerzeit … abgelehnt. Dass aus dieser Idee letzten Endes Gaimans SANDMAN entstehen sollte, wollen wir an dieser Stelle mal nicht beachten.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die REGP, die Reichsbehörde zur Erweiterung germanischen Potentials und ihre britischen Gegenspieler von der schlicht Milkweed genannten Abteilung des Geheimdiensts ihrer Majestät. Das Reich schickt hierbei seine selbstgeschaffenen Übermenschen in den Kampf. Diese erinnern in der Tat ein wenig an Marvels X-MEN. So verwundert es nicht, dass sie auch in den eigenen Reihen Außenseiter bleiben und zumindest einige von ihnen auch sympathische Züge zeigen. Fast schon zur Abwechslung von oft bedienten Mustern, ist die Entstehung dieser Reichs-Superhelden nicht auf irgendwelchem magischen Klimbim gebaut, der von der Thule-Gesellschaft erdacht wurde. Stattdessen sind sie die Produkte deutschen Erfindungsgeists. Entschieden eine Stärke des Romans wenngleich es natürlich die eher negativen Auswirkungen wissenschaftlichen Strebens zeigt. Tregillis’ Dr. von Westarp erinnert durch seine mitleidlose und das Ergebnis seiner Arbeit über alles stellenden Art nicht zufällig an Dr. Josef Mengele.

Den magischen Klimbim führen indes die Briten ins Feld, die von Westarps Kindern das arkane Wissen einer Gruppe Warlocks entgegensetzen. Diese sind nun keine allmächtigen Zauberer sondern beschwören die Eidolon, geheimnisvolle Wesenheiten aus den Bereichen zwischen Raum und Zeit, die für ihre Hilfe immer höhere Preise einfordern. Diese Handel können nicht ohne Folgen bleiben.

Wer eine Lust auf eine spannende Alternativweltgeschichte hat, ist mit der MILKWEED-Trilogie gut beraten und sollte zuschlagen, solange die Bücher lieferbar sind.

Während ich diese Zeilen schreibe, steht der abschließende Teil der Trilogie (DAS NOTWENDIGE BÖSE) kurz vor der Veröffentlichung. SAAT DES UNHEILS und DER KÄLTESTE KRIEG sind bereits lieferbar.

Mit Deltus.de tauchte etwa Mitte letzten Jahres ein neuer Verlag in den Regalen auf, der sich auf Science Fiction und Fantasy (und sog. „Kaijū“-Romane spezialisierte). Genaugenommen war Deltus.de kein eigenständiger Verlag sondern ein Imprint des Festa Verlags, zu dessen Horrorprogramm damit ein interessantes Kontrastprogramm geboten werden sollte. Leider konnte sich Deltus.de nicht etablieren und ist inzwischen schon wieder Geschichte. Die

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True Detective (Season One)

von am 21. November 2014 Kommentare deaktiviert für True Detective (Season One)

Mal etwas anderes. Neben Büchern und Comics haben Fernsehserien Konjunktur. GAME OF THRONES, SHERLOCK und THE WALKING DEAD erfreuen sich großer Beliebtheit und sind auch für Leseratten und die treue Anhängerschaft der Romanboutique interessant, basieren sie doch alle auf Büchern bzw. Comics. Hermkes Romanboutique wird dadurch zwar nicht zu einem DVD- und BluRay-Laden mutieren, aber ein kleiner Hinweis auf diese und ähnlich interessante Serien ist allemal drinnen.

TRUE DETECTIVE unterscheidet sich von den vorgenannten Serien dadurch, dass die Show keine Adaption eines bestimmten Buches ist. Jedoch werden auch hier literarische Einflüsse verarbeitet. Namentlich sind das Motive aus DER KÖNIG IN GELB, Anspielungen auf eine Geschichte August Derleths und einige mehr oder weniger direkte Zitate von Thomas Ligotti (vornehmlich seinem THE CONSPIRACY AGAINST THE HUMAN RACE: A CONTRIVANCE OF HORROR) entnommen. Letztere schlagen sich vor allem in der Figur des Rust Cohle nieder, der Ligottis zynische Weltsicht vertritt.

So ist TRUE DETECTIVE eine im besten Sinne düstere Serie, die in der Tradition der großen Vorgänger TWIN PEAKS und AKTE X – DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES FBI steht und über Hauptdarsteller Matthew McConaughey und Woody Harrelson bis in die kleinste Nebenrolle exzellent besetzt ist.

Die Serie ist, trotz eines eher geringen Aufkommens extremer Gewaltszenen, nichts für zart besaitete Gemüter. Der zynische Grundtenor kann auf Dauer etwas bedrückend wirken. Daher sollte man sich die überschaubaren acht Folgen auch in Maßen ansehen und ein sog. „Binge-Watching“ vermeiden.

Mal etwas anderes. Neben Büchern und Comics haben Fernsehserien Konjunktur. GAME OF THRONES, SHERLOCK und THE WALKING DEAD erfreuen sich großer Beliebtheit und sind auch für Leseratten und die treue Anhängerschaft der Romanboutique interessant, basieren sie doch alle auf Büchern bzw. Comics. Hermkes Romanboutique wird dadurch zwar nicht zu einem DVD- und BluRay-Laden mutieren, aber ein kleiner Hinweis auf diese

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George R. R. Martin – In der Haut des Wolfes

von am 21. Oktober 2014 Kommentare deaktiviert für George R. R. Martin – In der Haut des Wolfes

George R. R. Martin ist nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Fernsehserie zu seinem Magnum Opus GAME OF THRONES in aller Munde. Die zugrunde liegende Buchreihe stellt für viele Leser das definitive Fantasy-Epos dar. Ein mir bekannter Fan von Mittelerde bezeichnete Martin sogar als den besseren Tolkien. Zweifellos hat kaum ein anderer Genreautor ähnlich für Furore gesorgt, wie es Mr. Martin in den letzten Jahren tat. Da nimmt es nicht Wunder, dass jeder Verleger gerne etwas von George Martin ins Programm aufnimmt, um so einen potentiellen Bestseller am Start zu haben. Unter den Veröffentlichungen befinden sich auch diverse Frühwerke Martins. Vor einigen Jahren schon gab es erst bei FanPro, dann bei Heyne und Blanvalet Neuveröffentlichungen seines Debutromanes DIE FLAMME ERLISCHT (1977), STURM ÜBER WINDHAVEN (1981) und des Vampirromans FIEBERTRAUM (1982). Der Golkonda Verlag kündigt für November den Mystery-Roman ARMAGEDDON ROCK (1983) an. Im FESTA VERLAG ist kürzlich THE SKIN TRADE (1989) erschienen.

Der Titel wurde bereits 1990 in der Anthologie NACHTVISIONEN aufgelegt. Damals noch unter einem anderen Titel. Joachim Körber hat seine Übersetzung für die Neuauflage noch einmal durchgesehen, um eventuell nötige Verbesserungen vorzunehmen. Aufgewertet wird das ganze durch ein Nachwort von „Local HeroChristian Endres.

IN DER HAUT DES WOLFES steht im Ruf, eine der besten Werwolfgeschichten zu sein, die jemals geschrieben wurden. Das möchte ich nicht beurteilen. Ich kenne sonst nur die drei oder vier „De Montour“-Geschichten von Robert E. Howard und mir fehlt hier schlicht und ergreifend der Vergleich. Ich schließe mich jedoch der Meinung an, dass es sich um ein sehr lesenswertes und spannendes Buch handelt. Elemente des Horrors treffen auf „crime noir“. Eine sympathische Hauptdarstellerin sorgt für eine willkommene Abwechslung in einem Genre, das von männlichen Heldengestalten dominiert wird. Mit ein paar einfachen Mitteln erzählt Martin eine kurzweilige Geschichte, die auch die eine oder andere unerwartete Wendung enthält. IN DER HAUT DES WOLFES ist also in jedem Fall ein Buch, das einen unterhaltsamen Lesenachmittag verspricht. Für Fans von GAME OF THRONES ist es zudem das ideale Buch, um die Zeit bis zum nächsten Teil, gedruckt oder verfilmt, zu überbrücken.

Der Band ist im Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen erschienen. Das Titelbild stammt von Timo Wuerz, der auch einige gelungene Illustrationen zum Buch beisteuert.

George R. R. Martin ist nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Fernsehserie zu seinem Magnum Opus GAME OF THRONES in aller Munde. Die zugrunde liegende Buchreihe stellt für viele Leser das definitive Fantasy-Epos dar. Ein mir bekannter Fan von Mittelerde bezeichnete Martin sogar als den besseren Tolkien. Zweifellos hat kaum ein anderer Genreautor ähnlich für Furore gesorgt, wie es Mr. Martin

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Lovecraft ganz ohne Tentakelmonster

von am 19. September 2014 2 Kommentare

Der Vollständigkeit halber und als bekennender Lovecraft-Fan, ist es wohl an der Zeit, eine kurze Vorstellung dieser zwei Sammlungen nachzureichen.

Nach der zweibändigen CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS folgten vergangenen Dezember mit DIE LAUERNDE FURCHT und DER SILBERNE SCHLÜSSEL Lovecrafts restliche fantastische Werke. Im selben Stil wie die Chronik gehalten liegt nun das gesamte unheimlich-fantastische Werk des „Einsiedlers aus Providence“ in einer hochwertigen Ausgabe vor. Eine günstige Alternative zu den edlen Hardcover-Ausgaben aus H. P. LOVECRAFTS BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS. Zudem ergänzt durch den vollständigen Sonnet-Zyklus „Fungi from Yuggoth (nachgedichtet von Michael Siefener) und einer Auswahl von Geschichten, die Lovecraft in seiner Kindheit schrieb (und zwei seiner Parodien).

Über Sinn und Unsinn der „Bonusgeschichten“ kann natürlich gestritten werden. Qualitativ schwankend, sicher. Aber nicht uninteressant, wenn man Lovecrafts Entwicklung als Autor nachvollziehen will.

Anders als in der CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS wird hier auf Dr. Marco Frenschkowskis Einleitungen verzichtet. Bei den Lesern fielen diese wohl größtenteils durch. Sehr bedauerlich. Dr. Frenschkowskis Worte zu den verschiedenen Geschichten sind fundiert und erhellend. Nichtsdestotrotz stellen diese beiden Bücher zusammen mit der Chronik eine lohnende Anschaffung für alle Lovecraft-Fans und solche, die es werden wollen dar!

Im November folgt dann wieder das Sternengezücht um den Großen Cthulhu. Passend zum Design der vier Lovecraft-Sammelbände erscheint beim Festa Verlag Steven Jones’ Anthologie „Shadows over Innsmouth“. Hier werden Mythos-Geschichten präsentiert, die sich insbesondere mit Lovecrafts heruntergekommener Stadt an der Küste Neu Englands befassen. Der Band ist vor einigen Jahren schon in einer sehr stark limitierten Auflage beim Basilisk Verlag unter dem Titel INNSMOUTH – EIN REISEFÜHRER erschienen. Der Band präsentiert 17 Geschichten die fast alle erstklassig sind. Eröffnet wird das ganze natürlich von Lovecrafts „Der Schatten über Innsmouth“. Zu den versammelten Autoren gehören u. a. Kim Newman, Ramsey Campbell und Neil Gaiman.

Der Vollständigkeit halber und als bekennender Lovecraft-Fan, ist es wohl an der Zeit, eine kurze Vorstellung dieser zwei Sammlungen nachzureichen.
Nach der zweibändigen CHRONIK DES CTHULHU-MYTHOS folgten vergangenen Dezember mit DIE LAUERNDE FURCHT und DER SILBERNE SCHLÜSSEL Lovecrafts restliche fantastische Werke. Im selben Stil wie die Chronik gehalten liegt nun das gesamte unheimlich-fantastische Werk

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Mit Schwert und Magie – Conans Erben

von am 18. August 2014 1 Kommentar

Der Blutstein

Mit seinem cimmerischen Barbaren hat Robert E. Howard eine der archetypischen Heldenfiguren der Fantasy-Literatur vorgelegt und quasi im Alleingang das Genre der „Sword & Sorcery“ begründet. Der Begriff wurde von Fritz Leiber erdacht, der damit auf einen 1961 veröffentlichten Brief von Michael Moorcock reagierte, der für Howards Art der Fantasy einen Namen forderte. Moorcocks Vorschlag blieb letztlich nicht ungenutzt, aber unter „Epic Fantasy“ ist heutzutage etwas anderes zu verstehen.

Sowohl Leiber als auch Moorcock haben sich selbst ausgiebig mit „Sword & Sorcery“ beschäftigt und ihre Helden Elric respektive Fafhrd und den grauen Mausling in den Kampf schickten. Wichtige Einflüsse auf das Genre stellen u. a. Alexandre Dumas’ (der ältere) „Die drei Musketiere“ und speziell in Robert Howards Fall auch die Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“ dar. Auch Howards Zeitgenosse Clark Ashton Smith zeigt in seinen Zothique- und Hyperborea-Geschichten (nicht zu verwechseln mit Howards eigenem Hypberborea) deutliche „Sword & Sorcery“-Anleihen. Zu Howards unmittelbarsten Erben muss Catherine Lucille Moore gezählt werden, die mit „Jirel of Joiry“ ab 1934 quasi eine weibliche Entsprechung des Barbaren in verschiedene Abenteuern antreten ließ. Die „Jirel“-Stories wurden von Conan-Übersetzerin Lore Straßl ins deutsche übertragen und sind sowohl in der legendären „Terra Fantasy“-Reihe des Pabel Verlags und zuletzt Anfang der 2000er in der kurzlebigen „Dark Fantasy“-Reihe des Festa Verlags erschienen.

Ganz aktuell sorgt George R. R. Martins „Games of Thrones“-Reihe für Furore, die besonders in den ersten Bänden ganz eindeutig die eher bodenständigen „Sword & Sorcery“-Fantasy bedient. In späteren Teilen wird der fantastische Aspekt wohl verstärkt was scheinbar diverse Diskussionen unter den Lesern ob der korrekten Einordnung geführt hat. Aber hier soll es vornehmlich auch um eine andere Reihe gehen …

Als Robert E. Howards legitimer Nachfolger wird weithin Karl Edward Wagner (1945 – 1994) gehandelt. Zu verdanken ist dies Wagners eigener Heldengestalt, dem unsterblichen Schwertkämpfer Kane. Recht interessant, sind doch von Kane nur drei Romane und eine eher überschaubare Anzahl Kurzgeschichten veröffentlicht worden.

Im März 2014 ist im Golkonda Verlag mit DER BLUTSTEIN der erste Roman um Kane erschienen. In überarbeiteten und wohl erstmals kompletten Fassung in deutscher Sprache (die drei Kane-Romane sind Ende der 70er bereits bei Bastei Lübbe erschienen). Die beiden folgenden Bände sollen bis Frühjahr 2015 auf den Markt gebracht werden. Über die Kurzgeschichten gibt es bisher keine Ankündigung. Bei entsprechendem Erfolg mag sich der Verlag um eine Veröffentlichung bemühen.

Bleibt zu prüfen, ob Kane seinem Ruf gerecht wird.

Gerade bei den Fans des cimmerischen Barbaren könnte Kane, im Übrigen Wagners Version des biblischen Kain, meines Erachtens auf wenig Gegenliebe stoßen. Conan war vieles. Ein Dieb und Pirat. Ohne Zweifel ein Schurke. Aber er hatte immer ein Wertesystem, einen Ehrenkodex, an den er sich immer gehalten hat. Kane hingegen ist vollkommen amoralisch. Dadurch wird er sowohl zum Titelhelden als auch zum Antagonisten seiner eigenen Reihe. Sicherlich, und das ist Wagners große Stärke, sind auch seine Gegenspieler nie ganz eindeutig die Guten. Aber sie sind doch die Sympathieträger der Geschichte. Kanes Motive sind selbstsüchtig. Er will der Langeweile entfliehen, sucht Rache an einem Gott, der ihn mit einem ewigen Leben gestraft hat, welches nur durch die Gewalt beendet werden kann, die Kane selbst entfesselt. Das Kainsmal, bei Wagner durch Kanes durchdringenden Blick dargestellt, verhindert zudem, dass der „Titelheld“ jemals Glück unter den Menschen finden wird.

Einen Schurken zur Hauptfigur zu machen, der zudem in jedem Roman gegen neue Figuren antritt, ist wohl immer eine Gratwanderung. Allein die Notwendigkeit, für jede Geschichte neue Figuren zu entwerfen, denen sich die Leser verbunden fühlen, dürfte keine leichte Aufgabe sein. Nichtsdestotrotz Ist zumindest DER BLUTSTEIN ein packend geschriebenes Fantasy-Garn. Gefüllt mit interessanten Figuren, einem erstklassigen Schurken und einer ganzen Menge Spannung ist Kanes Debüt ein gelungener Roman, der in jede gut sortierte Fantasy-Sammlung gehört.

Der Blutstein
Mit seinem cimmerischen Barbaren hat Robert E. Howard eine der archetypischen Heldenfiguren der Fantasy-Literatur vorgelegt und quasi im Alleingang das Genre der „Sword & Sorcery“ begründet. Der Begriff wurde von Fritz Leiber erdacht, der damit auf einen 1961 veröffentlichten Brief von Michael Moorcock reagierte, der für Howards Art der Fantasy einen Namen forderte. Moorcocks Vorschlag blieb letztlich nicht ungenutzt,

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Lovecraft & Joshi – Das übernatürliche Grauen in der Literatur

von am 13. August 2014 1 Kommentar

GrauenSekundärliteratur, insbesondere zum Genre Phantastik, erscheint im ersten Moment uninteressant, es sei denn zu Recherchezwecken. Dennoch gibt es in diesem Bereich der Literatur immer wieder interessante Werke*. Einen dominanten Platz in diesem Feld nimmt hier einmal mehr J.R.R. Tolkien ein, der mit seinem „Der Herr der Ringe“ ein Werk vorgelegt hat, das seit nunmehr fast genau sechs Jahrzehnten die Fantasie von Millionen Lesern beflügelt und hat damit ein Werk von bleibender Kraft hinterlassen. Das hat nicht nur zu unzähligen Biographien über den Autor geführt. Auch seine Bücher selbst wurden auf die verschiedenste Weise bearbeitet, analysiert und besprochen.

Verglichen damit führt die Weird Fiction, trotz vermeintlicher Titanen wie Stephen King, Clive Barker oder Peter Straub ein Schattendasein. Da nimmt es nicht Wunder, dass talentierte Autoren wie T. E. D. Klein, Robert Aickman (R.I.P.), Ramsey Campbell oder Thomas Ligotti, besonders im deutschen Sprachraum, eher einer kleinen Gemeinde von Fans bekannt sind. Damit ist wiederum auch das Interesse an entsprechenden Sekundärwerken eher gering. Trotzdem möchte ich euch eines dieser Werke ans Herz legen:

Das wohl erste ernsthafte Werk, das sich mit der Geschichte und den Vertretern der Horrorliteratur auseinandersetzte stammt von Howard Phillips Lovecraft, für viele der anerkannte Vater der modernen Horrorgeschichte. Wie sein Autor ist auch „Supernatural Horror in Literature“ nicht unumstritten. Hinzu kommt Sunand Tryambak Joshi, der wohl führende Spezialist auf dem Gebiet der Weird Fiction, der nicht nur die vorliegende Ausgabe von Lovecrafts Essay kommentierte, sondern auch dessen Gesamtwerk veröffentlichte, selbst eine Biographie verfasste und sich einen Namen als Kritiker machte, selbst auch alles andere als unumstritten.

Lovecrafts Essay wird vorgeworfen, dass es zu sehr seinen persönlichen Geschmack bedient. Nicht ganz unrichtig. Der große Montague Rhodes James, einer von Lovecrafts Favoriten und zweifelsfrei der König der englischen Geistergeschichte, attestierte Lovecraft in einem Brief an Nicholas Llewelyn Davies einen Schreibstil, der höchst ungehörig sei („[his] style is of the most offensive“). Er beklagte vor allem, dass Lovecraft das Wort „cosmic“ zu oft benutzt habe. Wer Lovecrafts Werke kennt, mehr als den Essay hat James wohl nie gelesen, ist auch mit dessen Kosmizismus vertraut.

Die Kriterien, mit denen Lovecraft die besprochenen Werke untersuchte sind subjektiv. Dass er damit nicht jedermanns Geschmack trifft, heute wie damals, ist selbstredend. Bei Büchern, die er selbst nur auszugsweise gelesen hat, verlässt sich Lovecraft bei seiner Untersuchung der Schauerliteratur sehr stark auf Edith BirkheadsThe Tale of Terror“ (1921), ein weiterer Kritikpunkt.

Neben der Gothic Novel widmete sich der Autor u. a. dem europäischen Kontinent, den Größen Amerikas,  gestand Edgar Allan Poe gar ein ganzes Kapitel zu und benannte schließlich und endlich die (damals) modernen Meister der Horrorgeschichte.

Die vorliegende, von S. T. Joshi kommentierte Ausgabe, erschien erstmals im Jahr 2000. Der deutschen Übersetzung liegt die nochmals durchgesehene Ausgabe von 2012 zugrunde. Joshi ist seit vielen Jahren als Verleger und Kritiker tätig. Aufgrund seines harten und offenen Urteils über Stephen King ist er bei den Fans nicht unbedingt beliebt. Für diese Ausgabe verzichtete Joshi auf seine übliche Polemik und beschränkte sich auf die Aufzählung von Fakten und Quellangaben. So wird z. B. klar, dass Lovecraft sein Necronomicon erschuf, bevor er ChambersThe King in Yellow“ erstmals las. Die Behauptung, dass es umgekehrt sei, mag werbewirksam sein, entspricht aber nicht der Wahrheit. Das wusste ich vorher auch nicht.

Neben den verschiedenen Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln steuerte Joshi ein Vorwort und eine ausführliche Bibliographie der besprochenen Werke bei. Diese wurde von Robert N. Bloch durch die Angabe deutscher Veröffentlichungen ergänzt.

Die von Joshi kommentierte Ausgabe von „Supernatural Horror in Literature“ liegt hiermit erstmals in deutscher Sprache vor. Der Golkonda Verlag legt damit die definitive Ausgabe von Lovecrafts Essay vor, an der kein Fan der Weird Fiction vorbeikommt!

*vor ein paar Wochen erst hat Horst Illmer sich mit einem solchen Werk befasst. Jo Waltons "What makes this Book so great", das er in den höchsten Tönen lobt gehört genau in diese Sparte…

Sekundärliteratur, insbesondere zum Genre Phantastik, erscheint im ersten Moment uninteressant, es sei denn zu Recherchezwecken. Dennoch gibt es in diesem Bereich der Literatur immer wieder interessante Werke*. Einen dominanten Platz in diesem Feld nimmt hier einmal mehr J.R.R. Tolkien ein, der mit seinem „Der Herr der Ringe“ ein Werk vorgelegt hat, das seit nunmehr fast genau sechs Jahrzehnten die Fantasie

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Robert W. Chambers – Der König in Gelb

von am 29. Mai 2014 1 Kommentar

Der König in Gelb

Zur Abwechslung mal keine Besprechung im traditionellen Sinn, also keine „Review“ wie man heutzutage so schön sagt. Vielmehr gibt es an dieser Stelle und zu dieser Gelegenheit eine Vorschau. Das wäre natürlich nicht möglich, wenn das besprochene Buch nicht in der Vergangenheit schon in der einen oder anderen Form erschienen wäre.

Chambers (1865 – 1933) war zu seiner Zeit ein überaus erfolgreicher und anpassungsfähiger Autor, der die verschiedensten Genres bedienen konnte. Michael Nagula hat all dies sehr ausführlich in seinem Essay ROBERT W. CHAMBERS – FANTAST ZWISCHEN POESIE UND DEKADENZ geschildert. Ein sehr lesenswerter Beitrag, der in der bevorstehenden Ausgabe vom FESTA VERLAG enthalten sein wird (nebst einer Auflistung von Chambers’ Büchern). Aus diesem Grund verzichte ich an dieser Stelle auf einen tieferen Blick auf Chambers’ Schaffen.

Trotz seines großen Erfolges zu Lebzeiten, geriet Chambers’ Werk in späteren Jahren in Vergessenheit. Es wäre müßig, über die Gründe zu spekulieren. H. P. Lovecraft erwähnte Chambers in seinem zwischen 1926 und 27 entstandenem „Die Literatur des Grauens“ (eine vom amerikanischen Horrorspezialisten S. T. Joshi kommentierte Ausgabe ist kürzlich beim GOLKONDA VERLAG erschienen). Besonderen Gefallen fand Lovecraft an „The King in Yellow“. Einige der enthaltenen Geschichten werden lose durch das namensgebende Theaterstück zusammengehalten. Dies ominöse Buch im Buch war Lovecrafts Inspiration für sein eigenes unheimliches Werk, das berühmte Necronomicon. Lovecraft war gar so frech in einer seiner Geschichten zu behaupten, dass Chambers durch das wirklich existierende Necronomicon zu „The King in Yellow“ inspiriert wurde. Freilich existiert Abdul Alhazreds Werk keineswegs in der Wirklichkeit. Doch gibt es bis heute Fans und Hobby-Okkultisten, die tatsächlich an die Existenz des Buchs der Toten glauben. Sehen wir davon ab, dieses Verhalten genauer analysieren zu wollen.

Trotz seiner offenkundigen Faszination von „The King in Yellow“ bleibt Lovecraft nicht unkritisch. So attestiert er dem Werk eine „schwankende Anziehungskraft“ und einen Hang zur „affektierten Kultivierung der französischen Studioatmosphäre“. Die größte Faszination bewirkte hierbei die Geschichte „Das Gelbe Zeichen“, die HPLs eigener Vorstellung vom kosmischen Schrecken am nächsten kommt.

Lovecrafts Einschätzungen muss ich größtenteils zustimmen. Neben „Das Gelbe Zeichen“ möchte ich noch „Der Wiederhersteller des guten Rufes“ herausheben. Eine sehr eindringliche und verstörende Geschichte mit leichten Steampunk-Aspekten. Die größte Schwäche des Bandes ist die zum Teil in der Tat affektierte Sprache. Ich mag nun nicht beurteilen, inwieweit es da einen Zusammenhang zur „französischen Studioatmosphäre“ gibt. Chambers ist der französischen Literatur offenkundig sehr zugetan. Mir persönlich fehlen die Vergleiche. Lovecraft zieht George du Mauriers „Trilby“ heran, um seinen Standpunkt zu untermauern.

Trotz relativer Unbekanntheit hat Chambers mit „Der König in Gelb“ deutliche Spuren in der Landschaft der phantastischen Literatur hinterlassen. Lovecraft griff ihn auf, wofür er auch für dessen Epigonen interessant wurde. Aber auch Marion Zimmer Bradley hat sich für ihre „Darkover“-Reihe bei „Der König in Gelb“ bedient und mehrere Namen und Motive von Chambers aufgegriffen. Und Alan Moore hat nicht darauf verzichtet, in NEONOMICON auf dieses Werk anzuspielen.

Interessant ist „Der König in Gelb“ vor allem aufgrund seines historischen Kontexts und des dadurch entstanden Einfluss auf die Werke späterer Autoren. Und wer sich auf die zum Teil etwas mühsame Sprache (die von Andreas Diesel übrigens ziemlich gut ins Deutsche übertragen wurde) einlässt, wird mit einem interessanten Werk belohnt. Aber eben auch mit einem Werk, dass dem Leser durchaus abverlangt, sich darauf einzulassen und sich die nötige Zeit zu nehmen.

Zur bisherigen Veröffentlichungsgeschichte: Meines Wissens wurde „The King in Yellow“ bisher zweimal in Deutschland veröffentlicht. Einmal 1984 unter dem Titel „Der Gelbe Tod“ (Luebbe) und vor rund zehn Jahren als achter Band von H. P. LOVECRAFTS BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS. Damals waren noch einige Geschichte aus „The Mystery of Choice“ beigefügt, die in der Neuauflage nicht enthalten sein werden. Ein richtige Entscheidung des Herausgebers, die im Vergleich zur damaligen Ausgabe eine nötige Entschlackung darstellt.

Warum nun diese neue Ausgabe? Das lässt sich recht schnell beantworten und zeigt zum Ende ein weiteres mal, dass Chambers einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hat. Die Fernsehserie TRUE DETECTIVE (u. a. mit Woody Harrelson) enthält viele Anspielungen auf unheimliche Literatur. Neben Lovecraft und Thomas Ligotti auch auf Chambers' DER KÖNIG IN GELB …

Der Band erscheint voraussichtlich am 18.08.2014 im Paperback und wird 12,80 Euro kosten.

Zitate aus „Die Literatur des Grauens“ entstammen der Ausgabe der EDITION PHANTASIA und wurden von Joachim Körber übersetzt.

Der König in Gelb
Zur Abwechslung mal keine Besprechung im traditionellen Sinn, also keine „Review“ wie man heutzutage so schön sagt. Vielmehr gibt es an dieser Stelle und zu dieser Gelegenheit eine Vorschau. Das wäre natürlich nicht möglich, wenn das besprochene Buch nicht in der Vergangenheit schon in der einen oder anderen Form erschienen wäre.
Chambers (1865 – 1933) war zu seiner

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Vielleser und Brettspielfans

von am 15. November 2013 Kommentare deaktiviert für Vielleser und Brettspielfans

AntiMitteDas Antiquariat als Bücherei

Wir haben eine ganze Reihe von "Heavy Usern" im Bereich Taschenbuch und Comic. Kunden, die wirklich viel lesen – wirklich viel – mehr als wir und oft auch schneller… Dabei gibt es mindestens zwei verschiedene Arten im Umgang mit dieser Leselust. Klar der Sammler. Der macht sich eigentlich auch keine Gedanken über das Volumen der von ihm erworbenen Ware. Der Besitz steht hier eigentlich immer im Vordergrund und der Lesestapel auf dem Bettkästchen wird in Sinuskurven um einen Wert herumschwingen, der bestenfalls als einsturzgefährdet oder monumental bezeichnet werden kann. Auf der anderen Seite stehen die Leser, denen das Lesen im Vordergrund steht. Der anschließende Besitz ist nicht unbedingt verpflichtend, wenn auch in besonderen Fällen durchaus erwünscht. Lesefutter dieser Art kann man sich heute natürlich auch in Form von ebooks zu Gemüte führen oder klassischer in der Bücherei oder eben – wie bei uns – via Kauf und Verkauf in unserem Antiquariat. Auf den ersten Blick wirkt der Verlusst zwischen Neukauf und Verkauf deutlich höher, als eine Leihgebühr, muss es aber nicht sein und darf es manchmal auch… Der Unterschied liegt hier wieder im Detail. Wenn ein Kunde brandheiße, aktuelle Titel sehr schnell und vor allem in wirklich gutem Zustand verkauft, bekommt er für diesen Einsatz auch wieder einen ganzen Batzen seiner nächsten Charge. Eine gute Behandlung der gelesenen Bücher machen in diesem Fall eigentlich alles aus und wir haben mittlerweile etliche Schnellleser, die vor allem gerne viele neue Titel kaufen und diese Möglichkeit nutzen. Für Kunden, denen der Zustand der Bücher egal ist und die nicht unbedingt das Neueste vom Neuen haben müssen gibt es eine Riesenauswahl ab 50 Cent. Dass wir für solche Artikel natürlich auch wenig zahlen, sollte jedem klar sein. Aber mal im Ernst. Bei Büchern aus der 50 Cent Kiste, lohnt sich das Zurückbringen fast nicht und für euch ist die Kiste eine wirklich sinnvolle Alternative zu 1 Cent Büchern im Netz – mit drei Euro Versandkosten – pro Buch…

SpieleDer Laden und die Spiele

Platz und Raum ist für uns leider in ähnlichem Maße Mangelware, wie teilweise bei euch zu Hause. Obwohl wir seit Jahren planen (Bernie hat mit gerade mal wieder versprochen, dass es nächsten Frühjahr definitiv soweit ist 🙂 ) den hinteren Lagerraum umzubauen um ihn teilweise auch als Spielfläche nutzen zu können, krankt der ganze Plan bisher an der unendlichen Flut von Ware in unserem Laden. Für Veranstaltungen haben wir unsere Plätzchen (siehe auch den letzten Artikel) und immer mal wieder hatten wir auch schon Demorunden und kleine Turnierchen im Laden. Viele Spiele kann ich euch schnell mal erklären, wenn Zeit dazu da ist und für "schwierigere Fälle" könnt ihr eigentlich immer einen Termin mit mir machen oder zu einem unserer Spieletreffen kommen. Jetzt möchten wir euch aber noch etwas anderes anbieten. Ab sofort werden wir wieder ein System reaktivieren, von dem wir uns Ende der Neunziger verabschiedet haben, nämlich dem…

Spieleverleih ausgewählter Spiele!

Hiltija hat damit angefangen, regelmäßige Tipps abzugeben und von meiner Wenigkeit wird auch ab und zu das ein oder andere Spiel angeprießen. Ab sofort verleihen wir euch diese Spiele, sofern sie lieferbar sind und ein Exemplar davon als Vorführ und Verleih-Spiel zur Verfügung steht. Die Spiele können gegen ein Pfand und eine kleine Gebühr mit nach Hause genommen und in aller Ruhe im Freundeskreis getestet werden. Die Auswahl wird natürlich im Laufe der Zeit wachsen und wenn Nachfrage besteht, werden wir auch gezielt Spiele für Euch besorgen. Fragt uns einfach, ob euer Wunsch-Spiel dabei ist.

Das Antiquariat als Bücherei
Wir haben eine ganze Reihe von "Heavy Usern" im Bereich Taschenbuch und Comic. Kunden, die wirklich viel lesen – wirklich viel – mehr als wir und oft auch schneller… Dabei gibt es mindestens zwei verschiedene Arten im Umgang mit dieser Leselust. Klar der Sammler. Der macht sich eigentlich auch keine Gedanken über das Volumen der von ihm

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Derf Backderf – Mein Freund Dahmer

von am 15. Oktober 2013 2 Kommentare

Mein Freund Dahmer

John „Derf“ Backderf der für seine Cartoons mit dem ROBERT F. KENNEDY JOURNALISM AWARD ausgezeichnet wurde, ist in Deutschland nur einem eher überschaubaren Publikum bekannt. In der Tat handelt es sich bei MEIN FREUND DAHMER um Backderfs erste Veröffentlichung in deutscher Sprache. Während das TIME MAGAZINE von einem der fünf wichtigsten Sachbüchern des Jahres 2012 spricht, sorgte die Veröffentlichung in Deutschland für hitzige Diskussionen in einschlägigen Foren an denen sich auch etablierte Autoren beteiligten. Beim angesprochenen Dahmer handelt es sich nämlich um niemand geringeren als Jeffrey Dahmer, einem der bekanntesten Serienmörder unserer Zeit. So wurde angezweifelt, ob sich das Medium Comic für diese Geschichte eignet oder ob diese ernste Thematik dadurch nicht eher trivialisiert wird. Auch gab es die Befürchtung, dass Jeffrey Dahmer und seine Taten (durch das gewählte Medium) glorifiziert werden. Eine nicht ganz unberechtigte Befürchtung gibt es doch Menschen, die Dahmer zu einem Vorbild für Außenseiter stilisieren. Dies alles ist MEIN FREUND DAHMER entschieden nicht.

Viel mehr beschreibt Autor und Zeichner Backderf wie es war, mit einem Jungen zur Schule zu gehen, mit ihm befreundet zu sein, der eine solchen Weg einschlug. Er beschreibt, wie Dahmer auf der High School war, wie er auf seine Mitschüler gewirkt hat, wie er sich unbemerkt von allen immer weiter in ein Monster verwandelt hat. Backderf beschreibt eindringlich wie Dahmer sich immer weiter in seine Außenseiterrolle zurückgezogen hat, wie seine wenigen Freunde sich immer weiter von ihm entfernten, da er auch ihnen wie ein Sonderling vorkam und niemand eine wirklich enge Bindung zu ihm aufbauen konnte.

Backderf beschreibt auch Dahmers ungewöhnliche Verhaltensweisen und Hobbys, seinen Abstieg in den Alkoholismus und geht auf die Probleme im Elternhaus ein. Er stellt sich die Frage, was hätte anders laufen können muss aber eingestehen, dass er (und seine Freunde) nur dumme Teenager waren, die nichts hätten ändern können. Viel interessanter ist die Frage, wo denn die Erwachsenen waren. Von denen merkte niemand etwas. Die Eltern waren zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Den Lehrern fiel nichts auf. So war es damals wohl. Ein krasser Gegensatz zur Gegenwart, in denen bei Kindern oft allzu schnell eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung diagnostiziert wird. Keines dieser Extreme sollte die Lösung sein. Doch für eine vorsichtige Beurteilung scheint oft einfach die Zeit zu fehlen …

Jeffrey Dahmer tötete zwischen 1978 und 1991 siebzehn Menschen. Diese Taten sind nicht zu entschuldigen. Daran ist Backderf auch nicht gelegen. MEIN FREUND DAHMER ist autobiographisch, es ist nachdenklich, beklemmend, gut recherchiert und exzellent erzählt. Ob nun Comic oder Sachbuch, mit dem vorliegenden Buch ist Walde + Graf/Metrolit gelungen, ein großartiges Stück Literatur nach Deutschland zu holen. Ein hoffentlich auch zum Nachdenken anregendes Werk. Denn vielleicht sind die Jeffrey Dahmers dieser Welt wirklich vermeidbar, wenn wir alle nur ein wenig mehr auf unsere Mitmenschen achten …

Mein Freund Dahmer
John „Derf“ Backderf der für seine Cartoons mit dem ROBERT F. KENNEDY JOURNALISM AWARD ausgezeichnet wurde, ist in Deutschland nur einem eher überschaubaren Publikum bekannt. In der Tat handelt es sich bei MEIN FREUND DAHMER um Backderfs erste Veröffentlichung in deutscher Sprache. Während das TIME MAGAZINE von einem der fünf wichtigsten Sachbüchern des Jahres 2012 spricht, sorgte die

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J. R. R. Tolkien – Die Legende von Sigurd und Gudrún

von am 26. September 2013 Kommentare deaktiviert für J. R. R. Tolkien – Die Legende von Sigurd und Gudrún

Wer zu den Stammkunden von Hermkes Romanboutique gehört, wird die Wirkung dieses kleinen Buchladens jederzeit gerne bestätigen. Diese Wirkung beginnt bei den Räumlichkeiten, die ihren ganz eigenen Charme haben, und wird über die fleißigen Mitarbeiter (sic!) bis zu den regelmäßigen Besuchern des kleinen Ladens und den daraus entstehenden Grüppchen weitergegeben. Der Verfasser des folgenden Artikels heißt Dirk. Er lebt in Berlin und ist leider eher selten im Laden anzutreffen. Jedoch gehört er zu einem der oben angesprochenen Grüppchen und ist im Forum regelmäßig unter dem Namen Night Crawler aktiv. Ein passender Beitrag für einen Laden, der sich der phantastischen Literatur in all ihren Ausführungen verschrieben hat. Widmet er sich doch J. R. R. Tolkien, der in vielerlei Hinsicht als Vater der Fantasy zu sehen ist. Ein mehr als passender Beitrag also. Und ein schönes Beispiel für die Wirkung unserer kleinen Romanboutique. Vielen Dank an Dirk und alle Lesern viel Spaß bei der Lektüre des Artikels!

Oliver L.

Die Legende von Sigurd und Gudrún“ ist Tolkiens liebevolle Neudichtung der Sigurd-Lieder, die er mit viel Hingebung und seiner charmanten tolkien’schen Unverfrorenheit, zu einer vollständigen Saga zusammengestellt hat und die tief in das Herz und die Seele des Vaters von Mittelerde blicken lassen.

Hintergrund: Bei den Sigurd-Liedern handelt es sich um eine nordische Liedersammlung, die den Nibelungen- und den Siegfried-Komplex miteinander verbindet und dabei stellenweise recht deutlich von dem abweicht, was man hierzulande in der Schule über die Siegfried-Saga oder das Nibelungenlied gelernt hat. Zudem wurden die einzelnen Lieder bei der Niederschrift aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und können daher nicht widerspruchsfrei zusammengefügt werden. Und das obgleich sie ganz eindeutig verschiedene Akte ein und derselben Geschichte darstellen. Aber das kennt man ja als Tolkienfan. Die Sigurd-Lieder wurden in Island als Teil der Edda-Lieder erst im Mittelalter niedergeschrieben – zu einem Zeitpunkt also, als sie bereits in Vergessenheit zu geraten drohten. Das Besondere an den Sigurd-Liedern ist nun, dass heute ein ganz entscheidender Handlungsstrang fehlt, der sich über mehrere Lieder erstreckt. Deshalb geht man allgemein davon aus, dass hier Teile der (einzigen) Niederschrift verloren gegangen sind, diese ursprünglich also vollständig vorgelegen haben muss.

Der Autor: Tolkien hat sich nun der Sigurd-Lieder angenommen, sie zu einer stringenten, in sich schlüssigen Saga zusammengesetzt und diese mit seiner eigenen Neudichtung bruchfrei durcherzählt. Beim Lesen von Tolkiens Version wird sofort klar, dass es ihm wohl kaum darum ging, die Lieder einfach nachzuerzählen, sondern dass "Die Legende von Sigurd und Gudrún“ vielmehr die Äußerung seiner konkreten Vermutung über den verloren gegangenen Teil ist: Tolkien rekonstruiert die Lücke basierend auf seiner eigenen These mit der gleichen Methodik, mit der er auch seine Mittelerde-Texte zu einem Epos zusammenzusetzen versucht hat. Er schreckt dabei auch nicht davor zurück, vorangehende Handlungen der ursprünglichen Niederschrift so abzuwandeln, dass seine Rekonstruktion im Handlungsverlauf möglichst unbemerkt bleibt. Tolkien geht dabei jedoch so behutsam vor, dass seine Neudichtung nicht zu einer Tolkien-Geschichte wird, sondern stets die Sigurd-Legende bleibt, die lediglich durch ihn erzählt wird.
Ganz generell spürt man jeder einzelnen Zeile die Hingebung und die Liebe an, die Tolkien diesem Sagenstoff entgegen gebracht hat und so erscheinen seine Editierungen denn auch nicht als „Reparaturen“, sondern als der respektvolle Versuch, die Saga so wiederherzustellen, als stamme sie direkt aus der Feder des nordischen Dichters. Jede einzelne Zeile entflammt im Leser oder der Leserin das gleiche Fernweh wie „Der kleine Hobbit“, den gleichen Kummer wie „Der Herr der Ringe“ und die gleiche Melancholie, Tragik und Schönheit wie die Texte und Geschichten über die vorangegangenen Zeitalter von Mittelerde. Überhaupt lässt Tolkien mit diesem Werk tief blicken und offenbart dem Leser den hochtragischen Sagenstoff der Edda-Lieder offenherzig als die dramaturgische Vorlage für all seine eigenen Texte, Geschichten, Lieder und Gedichte. So wird allen Kennern der Sage von Túrin Turambar gleich am Anfang des Buches klar, dass die nordische Version der Tötung des Drachen Fafnir durch Sigurd die direkte Vorlage für den Tod Glaurungs durch Túrin südlich der Teiglin-Stege war. Auch die Folgen dieser Tat sind in der Túrin-Sage die gleichen, wie in den Sigurd-Liedern: Die Bosheit des Drachen führt dazu, dass der jeweilige Held verflucht wird, indem er ein Kind mit seiner eigenen Schwester zeugt, welches ebenfalls verflucht ist. Überhaupt zeigen der übergroße Schicksalsbegriff und die starke, fast unerträgliche Tragik der Sigurd-Lieder eine Nähe zu Tolkiens eigenen Werken, die das Lesen gerade für Fans des Meisters zu einem Erlebnis machen.

Der Übersetzer: Ein besonderes Erlebnis, in dessen Genuss jedoch nur wir deutschen Leser kommen dürfen, ist die Übersetzung des Buches. Oder besser: Seine Nichtübersetzung. Denn Tolkien hat die Sigurd-Saga nicht einfach nur nacherzählt, sondern er hat seine Version in altenglischer Sprache neu gedichtet und zwar in nordischer Stabreimform. Auch Hans Möhring hat unglaubliches geleistet, in dem er seine Übersetzung ebenfalls in die nordische Stabreimform gebracht hat! Wer so etwas tut, muss allerdings bis an die Grenzen der Sprache gehen, und so nimmt es nicht Wunder, dass der Leser notgedrungen hier und da mit Kompromissen leben muss, was die deutsche Version angeht. Doch auch hierfür hat Möhring zwei brillante Lösungen gefunden: Überall dort, wo er sich aus metrischen oder sprachlichen Gründen von Tolkiens Vorlage entfernen muss, richtet er sich stattdessen nach dem Wortlaut der nordischen Originale. Doch da ihn auch das nicht befriedigen konnte, hat er sich dafür entschieden, Tolkiens Verse im altenglischen Original zu erhalten. So kommt es also, dass man auf den jeweils ungeraden (linken) Seiten des Buches den Originaltext lesen kann, dem auf den jeweils geraden (rechten) Seiten seine Übersetzung gegenüber gestellt ist.

Der Sohn: Wie alle posthumen Veröffentlichungen Tolkiens enthält auch „Die Legende von Sigurd und Gudrún“ umfangreiche und sehr aufschlussreiche Anmerkungen von Christopher Tolkien, der den Leser oder die Leserin zudem sehr kenntnisreich in den literarisch-historischen Hintergrund des Sigurd-Komplexes einführt und auch die Ansichten seines Vaters dazu darstellt. Wichtig sind Christophers Anmerkungen natürlich vor allem dort, wo sein Vater Vervollständigungen, Editierungen, und Anpassungen an der Überlieferung vorgenommen hat. Er stellt dort auch die Beweggründe dar, die seinen Vater zu diesen Eingriffen veranlasst haben – auch eine sehr spannende Bereicherung für alle Tolkien-Fans.

Fazit: „Die Legende von Sigurd und Gudrún“ dürfte jedoch nicht nur Tolkien-Fans bereichern, sondern auch all diejenigen, die sich für germanische oder nordische Mythen und Sagen interessieren.

Die Legende von Sigurd und Gudrún (Klett-Cotta Verlag, 24,95 Euro) bei Comicdealer bestellen

Wer zu den Stammkunden von Hermkes Romanboutique gehört, wird die Wirkung dieses kleinen Buchladens jederzeit gerne bestätigen. Diese Wirkung beginnt bei den Räumlichkeiten, die ihren ganz eigenen Charme haben, und wird über die fleißigen Mitarbeiter (sic!) bis zu den regelmäßigen Besuchern des kleinen Ladens und den daraus entstehenden Grüppchen weitergegeben. Der Verfasser des folgenden Artikels heißt Dirk. Er lebt in

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Jeffrey Thomas – Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos

von am 22. Oktober 2012 Kommentare deaktiviert für Jeffrey Thomas – Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos

Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos

Jeffrey Thomas (03.10.1957) veröffentlicht seit den 90er Jahren Horror- und Science-Fiction-Geschichten. Für seine Arbeiten wurde er sowohl für den Bram Stoker Award als auch für den John W. Campbell Award nominiert. Seine bekannteste Schöpfung dürfte PUNKTOWN sein. Eine Megapolis auf einer von Menschen kolonisierten Welt in einer fernen Zukunft. Setting und Stimmung der Geschichten dieser Stadt wurden des Öfteren mit dem Film BLADE RUNNER verglichen. PUNKTOWN wurden bis heute mehrere Romane und eine Vielzahl Kurzgeschichten gewidmet. Getreu dem Open-Source-Gedanken durften sich auch schon andere Autoren in diesen mitunter sehr verstörenden Gefilden austoben. Hierzulande sind bisher eine Kurzgeschichtensammlung und der Roman MONSTROCITY erschienen. Beide Bücher sind seit einiger Zeit leider verlagsvergriffen.

Wie so viele andere moderne Horrorautoren wurde auch Jeffrey Thomas von H. P. Lovecraft inspiriert. Da bleibt es nicht aus, dass auch von ihm Beiträge zum Cthulhu-Mythos vorliegen. Eine Sammlung solcher Geschichten ist nun beim Festa Verlag erschienen. Als 28. Band der BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS werden dreizehn ausgesuchte Erzählungen über den Großen Cthulhu und sein Gezücht präsentiert.

Nicht verwunderlich ist, dass die Schreckensgestalt aus R’lyeh hierbei ihre Tentakel auch nach Paxton, so der eigentliche Name von Punktown, austreckt. Insgesamt vier der enthaltenen Kurzgeschichten sind auf Thomas’ eigener Spielwiese angesiedelt. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Trilogie um den Polizisten John Bell.

Aber nicht nur die Vermischung der zwei Welten ist erwähnenswert. Anders als viele seiner Kollegen kopiert Thomas sein literarisches Vorbild nicht einfach. Er geht eigenen Ideen nach, die Lovecraft so sicher nicht geschrieben hätte. So erfährt der geneigte Leser beispielsweise, was man mit einem Shoggothen alles anstellen kann. R’lyeh wird kurzerhand zu einer anderen Dimension (was natürlich nicht gänzlich im Widerspruch zu Lovecrafts Version steht), die Tempelritter und Saddam Hussein haben plötzlich eine Verbindung zu den Großen Alten und die Wahrheit über Jonas Reise im Bauch eines Wals wird enthüllt.

Trotz aller eigenen Ideen lassen sich verschiedene Einflüsse erkennen. Neben Lovecraft ist das vorallem August Derleth, dessen Mythos-Beiträge umstritten sind, und das durchaus zu Recht. Aber nicht abschrecken lassen, es zählt, was man daraus macht – und Jeffrey Thomas' „Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos“ sind ein absoluter Gewinner.

Abgerundet wird der vorliegende Band durch ein Interview mit Jeffrey Thomas, welches Local Hero Christian Endres führen durfte. Die Fragen sind treffend gewählt. So hat das kurze Gespräch nicht nur einen Bezug zum Buch. Man erfährt auch ein paar Kleinigkeiten über den in Massachussetts lebenden Schriftsteller, beispielsweise, wie Thomas auf einen weitreichenden Stromausfall reagiert. Auch über August Derleth wird ein Wort verloren …

Jeffrey Thomas darf man auf dem deutschen Markt wohl unzweifelhaft als eine Festa-Entdeckung bezeichnen. Neben den oben erwähnten, bereits vergriffenen Titeln, hat der Verlag letztes Jahr den ebenfalls empfehlenswerten Horrorroman TAGEBUCH AUS DER HÖLLE veröffentlicht. Dies Buch ist weiterhin lieferbar und kann natürlich bei Hermkes Romanboutique bestellt werden. Wie (fast) jedes lieferbare Buch.

Jeffrey Thomas: Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos (Festa Verlag, 28,00 Euro)

Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos
Jeffrey Thomas (03.10.1957) veröffentlicht seit den 90er Jahren Horror- und Science-Fiction-Geschichten. Für seine Arbeiten wurde er sowohl für den Bram Stoker Award als auch für den John W. Campbell Award nominiert. Seine bekannteste Schöpfung dürfte PUNKTOWN sein. Eine Megapolis auf einer von Menschen kolonisierten Welt in einer fernen Zukunft. Setting und Stimmung der Geschichten dieser Stadt wurden

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H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens

von am 29. September 2012 3 Kommentare

„Howard Phillips Lovecraft zählt neben Edgar Allan Poe und Ambrose Bierce zu den drei Eckpfeilern der amerikanischen Horrorliteratur.“

Über H. P. Lovecrafts Werk ging es an dieser Stelle zuletzt öfter. In den letzten Wochen hat Gerd – vereinfacht ausgedrückt – über die Situation im Buchhandel gesprochen. Dabei ging es unter anderem auch um Kleinverlage, deren Möglichkeiten im Vergleich zum Branchenriesen Random House und was sie u. U. besser machen könnten. Alles Themen, über die man an entsprechender Stelle angeregt und hitzig diskutieren kann. Hier und heute soll es um ein Projekt eines solchen Kleinverlags gehen. Namentlich um „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ von Herausgeber Frank Festa. In den inzwischen fast fünfzehn Jahren seit Erscheinen der ersten Ausgabe wurde in der einen oder anderen Form schon ausgiebig über diese Serie gesprochen. Hier war sie zuletzt im März 2010 Thema, als das Team von comicdealer.de Robert E. Howards Volk der Finsternis vorstellte.

In nahezu eineinhalb Jahrzehnten fließt viel Wasser den Miskatonic hinab. Zeit also, einen Blick auf die Historie dieser ambitionierten Serie zu werfen, die seit der ersten Ausgabe im Jahr 1999 ein fester und erfolgreicher Bestandteil von Hermkes Romanboutique ist.

In diesem Fall bedeutet das auch, ein paar Worte über Herausgeber Frank Festa (geb. 1966) zu werfen. Festa, der von Fans gerne der „Horrorpapst“ genannt wird, ist ein Kenner der unheimlichen Literatur und gründete bereits 1996 den auf Weird Fiction spezialisierten Verlag EDITION METZENGERSTEIN, benannt nach Edgar Allan Poes erster veröffentlichter Kurzgeschichte. Neben der gleichnamigen Reihe, in der neben älteren und neueren Klassikern von u. a. Henry S. Whitehead und Ramsey Campbell auch kontemporäre deutschsprachige Autoren wie Malte S. Sembten, Eddie M. Angerhuber und Michael Siefener zu Wort kamen, erschienen hier zwei Ausgaben von Dr. Marco Frenschkowskis Genremagazin „Das schwarze Geheimnis“ und die ersten Ausgaben von Brian Lumleys „Necroscope“-Serie.. Ab 1999 erschien die „Edition Metzengerstein“ beim BLITZ VERLAG. Hier wurden auch die ersten vier Bände von „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ veröffentlicht. Damals noch im Paperback und teilweise mit anderen Titelbildern (alle vier Bände wurden später als Hardcover beim FESTA VERLAG nachgedruckt).

Der FESTA VERLAG ging im April 2001 an den Start. Die von ihm ins Leben gerufenen und auch bei BLITZ betreuten Reihen „Edition Metzengerstein“ und eben „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“. Erstere wurde nach vier weiteren Titeln im eigenen Verlag eingestellt. Insgesamt erschienen zwanzig Bücher in der „Edition Metzengerstein“, darunter ein von Frank Festa höchstselbst verfasstes Buch mit dem Titel „Wucherungen“. Einige dieser Titel erzielen mitunter horrende Sammlerpreise.

Bis heute erfreuen sich die Leser des Verlags an „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“. Wie der Name schon sagt, ist diese Reihe dem Leben und Wirken des „Einsiedlers aus Providence“ gewidmet. Im Laufe der Jahre sind neben diversen Anthologien Bücher von so illustren Autoren wie Robert Bloch, Graham Masterton, August Derleth und Andreas Gruber („Der Judas-Schrein“, Paperbackversion ist lieferbar) erschienen, die sich hier alle am bekannten Cthulhu-Mythos versucht haben. Die Serie umfasst inzwischen über zwanzig Titel (die Vorankündigung reicht momentan bis zum 31. Band) und zwei limitierte Sonderbände denen im Dezember ein dritter Folgen wird.

Es wäre müßig, alle vergriffenen Titel anzusprechen. Daher konzentriere ich mich an dieser Stelle auf die lieferbaren Titel.

Lovecrafts dunkle Idole

Diese inzwischen zwei Bände umfassende Reihe ist nicht nur Lovecrafts Vorgängern gewidmet. Auch von ihm gerne gelesene Zeitgenossen werden hier vorgestellt. Neben Geschichten von Größen wie Edgar Allan Poe und Ambrose Bierce aber auch H. G. Wells begegnet der Leser Autoren wie dem stark von japanischer Kultur inspirierten Lafcadio Hearn, eine Geschichte des sträflich vernachlässigten Ralph Adams Cram (dessen fantastisches Werk sich auf insgesamt sechs Kurzgeschichten beschränkt), C. L. Moore, Robert Louis Stevenson und Lord Dunsany sowie Maurice Level, einem der Begründer des Théâtre du Grand-Guignol. In beiden Bänden werden den Geschichten kurze Autorenportraits vorangestellt, in denen auch Lovecrafts Meinung zu den Erzählungen bzw. den Autoren genannt wird. Herausgeber Frank Festa hat stets unter Beweis gestellt, dass er ein Händchen für die Zusammenstellung von Anthologien hat. Diese beiden Bände stellen keine Ausnahmen dar und besonders der erste Teil ist ein echtes Kleinod!

Lovecrafts dunkle Idole (Festa Verlag, 26,00 Euro)
Lovecrafts dunkle Idole II – Das rote Zimmer (Festa Verlag, 28,00 Euro)

Der Cthulhu-Mythos: 1917 – 2002

Ein zweibändige Reihe die Mythos-Geschichten zwischen 1917 und 2002 sammelt. Neben Lovecraft selbst werden hier u. a. Erzählungen von Robert E. Howard, Clark Ashton Smith, August Derleth, Brian Lumley und Robert M. Price gesammelt. Diese beiden Ausgaben wurden bereits in unserem Artikel über Lovecrafts Chronik des Cthulhu-Mythos angesprochen. Sie sind seit einiger Zeit wieder lieferbar.

Der Cthulhu-Mythos: 1917 – 1975 (Festa Verlag, 26,00 Euro)
Der Cthulhu-Mythos: 1976 – 2002 (Festa Verlag, 26,00 Euro)

Robert E. Howard – Werkausgabe

Noch nicht abgeschlossen ist diese Reihe, die sich den Horrorgeschichten von Conan-Schöpfer Howard widmet. Auch in seinen unheimlichen Stories spielt der Träumer aus Texas seine Stärken voll aus. Hierbei unterscheiden sich seine Protagonisten erfrischend von den typsichen „Helden“ einer Lovecraft-Geschichte. Howards Geschichten sind lebendig und voller Kraft. Der zweite Band, der neben allen Geschichten um Soloman Kane ein Nachwort von REH-Fan und Local Hero Christian Endres enthält, wird am 24.09. dieses Jahres erscheinen. Naturgemäß kann sich eine Werkausgabe von Howards Horrorgeschichten nicht auf Cthulhu und Co. beschränken. Aber auch Lovecrafts Werk besteht nicht nur aus Tentakelmonstern. Auch seine Freunde und Kollegen, zu denen Robert Howard gehörte, sind ein wichtiger Teil seines Schaffens (man denke an die rege Korrespondenz die Lovecraft betrieb).

Volk der Finsternis (Festa Verlag, 28,00 Euro)
Tote erinnern sich (Festa Verlag, 28,00 Euro)

Clark Ashton Smith – Werkausgabe

Smith, Howard und Lovecraft werden liebevoll „die drei Musketiere der Weird Tales“ genannt. Da ist es nur passend, dass allen dreien eine umfangreiche Edition gewidmet wird. In insgesamt sechs Bänden sollen sämtliche zu Smiths Lebzeiten veröffentliche Stories gesammelt werden. Im ersten Band ist der komplette Hyperborea-Zyklus enthalten. Jene Geschichten also, die dem Cthulhu-Mythos am nähsten stehen. Der zweite für Oktober angekündigte Band enthält u. a. Smiths Marsgeschichten. Der kürzlich leider verstorbene Ray Bradbury gibt Smith als einen seiner Einflüsse an, allen voran wegen den Geschichten "Die Stadt der Singenden Flamme" und "Die Saat aus dem Grabe". Zu jedem Zyklus gibt es informative Vorworte des Fantastikexperten Will Murray.

Smith ist völlig zu unrecht neben Lovecraft und Howard etwas untergegangen. In den Augen vieler Fans ist er der bessere Lovecraft und man muss es dem FESTA VERLAG hoch anrechnen, diesen besonderen Autoren aus der Versenkung zu holen und ihm so dem deutschen Publikum wieder zugänglich zu machen. Smith ist einer jener Autoren, auf die man sich einlassen muss. Seine Werke sind nicht immer einfach zu lesen. Der Experte Rein A. Zondergeld rechnet in seinem "Lexikon der phantastischen Literatur" viele von Smiths Erzählungen gar der Dekadenzdichtung zu. Demnach schlägt sich die Dekadenz sowohl in Thematik als auch Sprache dieser Geschichten nieder. Wer sich die Zeit nimmt, sich auf Clark Ashton Smith einzulassen, wird nicht enttäuscht werden!

Die Stadt der Singenden Flamme (Festa Verlag, 28,00 Euro)
Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis (Festa Verlag, 28,00 Euro)

Howard Phillips Lovecraft – Werkausgabe

In insgesamt sechs Bänden wird Lovecrafts Werk präsentiert. Die Bücher werden durch viel Bonusmaterial abgerundet. Darunter einige Essays von und über Lovecraft (z. B. über Poe oder dem Unterschied zwischen Hunden und Katzen) aber auch Nachrufe seiner Freunde, die nach seinem frühen Tod 1937 entstanden. Vom Cthulhu-Mythos bis zu den von Dunsany beeinflussten Traumländern wird HPLs gesamtes Schaffen abgedeckt. Ein weiterer Band mit Lovecrafts Kollaborationen ist angedacht.

Der kosmische Schrecken (Festa Verlag, 24,00 Euro)
Namenlose Kulte (Festa Verlag, 24,00 Euro)
Das schleichende Chaos (Festa Verlag, 24,00 Euro)
Necronomicon (Festa Verlag, 24,00 Euro)
Cthulhu (Festa Verlag, 24,00 Euro)
Die Großen Alten (Festa Verlag, 24,00 Euro)

Neben diesen drei Werkausgaben, die wohl mit Fug und Recht als das Herzstück der Reihe betrachtet werden können, erscheinen auch immer wieder aktuellere Autoren in „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“. So zuletzt eine Sammlung mit Mythos-Geschichten von Jeffrey Thomas über die ich zu gegebener Zeit berichten werden. Schon vor einigen Monaten wurde Whitley Striebers „Die Heimsuchung“ auf den Markt gebracht. Strieber ist besonders durch die Verfilmung seines Buchs „The Wolfen“ bekannt geworden. In „The Forbidden Zone“, so der Originaltitel, verwendet der Autor lovecraftsche Motive ohne das Werk seines Vorgängers sklavisch zu kopieren.

Jeffrey Thomas: Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos (Festa Verlag, 28,00 Euro)
Whitley Strieber: Die Heimsuchung (Festa Verlag, 26,80 Euro)

Sämtliche Ausgaben von "H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" erscheinen im Hardcover mit Schutzumschlag!

Das Team von comicdealer.de bedankt sich herzlich bei Frank Festa für die geduldige Beantwortung unserer Fragen!

UPDATE: "Der Cthulhu-Mythos: 1917 – 1975" wurde inzwischen aus dem lieferbaren Programm entfernt, ist verlagsseitig also vergriffen!

„Howard Phillips Lovecraft zählt neben Edgar Allan Poe und Ambrose Bierce zu den drei Eckpfeilern der amerikanischen Horrorliteratur.“
Über H. P. Lovecrafts Werk ging es an dieser Stelle zuletzt öfter. In den letzten Wochen hat Gerd – vereinfacht ausgedrückt – über die Situation im Buchhandel gesprochen. Dabei ging es unter anderem auch um Kleinverlage,

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H. P. Lovecraft – Chronik des Cthulhu-Mythos

von am 11. Januar 2012 5 Kommentare

Howard Phillips Lovecraft (1890 – 1937) ist der Vater der modernen Horrorliteratur. Zu einem nicht unbeträchtlichen Teil liegt das am Cthulhu-Mythos. Auf diesen Mythos wollen wir an dieser Stelle einen oberflächlichen Blick werfen. Anlass hierfür ist die kürzlich beim Festa Verlag erschienene erste Ausgabe der zweibändigen Reihe „Chronik des Cthulhu-Mythos“ die erstmals alle Geschichten Lovecrafts zu diesem Erzählkosmos in einer Edition vereint (ein zweiter Anlass ist die Aufforderung des geschätzten Herrn Pohl, ein wenig über Lovecrafts Epigonen zu erzählen). Ergänzt wird das ganze durch ein Vorwort und Einleitungen zu jeder Geschichte von Dr. Marco Frenschkowski (1960). Frenschkowski ist evangelischer Theologe und Religionswissenschaflter. Er gilt als der führende Experte für H. P. Lovecraft in Deutschland und ist in der Phantastikszene kein Unbekannter. Erzählungen und Gedichte Frenschkowskis wurden z. B. unter dem Pseudonym Alexander Sethonius veröffentlicht. Zudem war er gemeinsam mit seiner Frau Helena der Herausgeber des Magazins „Das schwarze Geheimnis“ deren letzten beiden Bände seinerzeit in Frank Festas „Edition Metzengerstein“ erschienen sind. Gewissermaßen ein Vorgänger von Festas eigener „Omen“-Reihe deren dritter Band vor ein paar Wochen veröffentlicht wurde (mit einem Beitrag unseres Local Heroes Christian Endres). Die in „Chronik des Cthulhu-Mythos“ verwendeten Texte sind ursprünglich für die Werkausgabe der Edition Phantasia verfasst worden. Für die vorliegende Edition wurden sie überarbeitet und „zum Teil erheblich verbessert“ (sic!).

 Lovecrafts Einfluss ist bis heute zu spüren. Größen der Horrorliteratur wie Stephen King, Ramsey Campbell, Thomas Ligotti oder der deutsche „König der Fantasy“ Wolfgang Hohlbein geben den „Einsiedler aus Providence“ als ein Vorbild an. Bands wie Metallica („The Thing that should not be“) oder Black Sabbath („Behind the Wall of Sleep“) haben Lovecrafts Geschichten für Songideen aufgegriffen. Tentakelmonster sind wohl jedem schon begegnet (z. B. in „Futurama“). Biografien wurden u. a. von Lyon Sprague de Camp (1907 – 2000), dem literarischen Nachlassverwalter von Robert E. Howard (1906 – 1930; „Conan“), dem amerikanischen Phantastikexperten S. T. Joshi und dem umstrittenen französischen Autoren Michel Houellebecq veröffentlicht. Houellebecq deutet sogar an, dass Lovecrafts Werk noch über dem von Edgar Allen Poe angesiedelt werden kann. Wenn man sich Lovecrafts Einfluss auf die nachfolgende Generation an Horrorautoren, unzählige Bands und die Popkultur im allgemeinen vor Augen hält, muss dieser Sichtweise womöglich recht gegeben werden. Aber das mag jeder für sich selber entscheiden.

Warum ausgerechnet Lovecrafts Pantheon außerirdischer Kreaturen diese nachhaltige Wirkung hatte kann hier nicht Thema sein. Das ließe sich nicht bewerkstelligen, ohne jeden Rahmen zu sprengen. Der vorliegende Band gibt jedoch einen guten Überblick über die Faszination an Cthulhu, Azathoth und Yog-Sothoth. Nicht zuletzt natürlich durch Frenschkowskis Beiträge, die auf viele Einzelheiten aufmerksam machen. So wird z. B. immer wieder Lovecrafts Liebe zu seiner Heimat in Neu-England hervorgehoben, die sein Werk wie ein roter Faden durchzieht. Ganz besonders merkt man das in „Der Fall Charles Dexter Ward“ in der Lovecraft nicht nur die (seine) Gegenwart von Providence in die Erzählung einfließen lässt, sondern auch die Historie der Stadt im US-Bundesstaat Rhode Island. So tauchen hier auch tatsächliche Personen aus der Geschichte von Providence auf. Frenschkowski geht hierauf ausührlich in seinem Kommentar zur Geschichte ein. Als Randbemerkung: Lovecraft lebte ab 1924 einige Jahre in New York (Stadtteil Brooklyn). Seine anfängliche Faszination für diese Metropole verwandelte sich schnell in Abscheu. Das lässt sich deutlich in der Geschichte „The Horror at Red Hook“ (Red Hook ist ein Teil von Brooklyn) erkennen. Diese Geschichte gehört nicht zum Mythos und ist hier entsprechend nicht enthalten. Seine Umgebung war für H. P. Lovecraft also immer ein wichtiger Einfluss. Die Liebe zum Detail in dieser Hinsicht macht die Faszination Lovecraft wohl zum Teil aus.

Ein anderer Teil ist wohl die Vernetzung mit den Werken anderer Autoren. Und ohne die würde heute wohl niemand wissen wer Howard Phillips Lovecraft eigentlich war. Lovecraft war ein reger Briefeschreiber und hielt so Kontakt zu vielen seiner „Mitstreiter“ wie den schon angesprochenen Robert Howard, Clark Asthon Smith (1893 – 1961) oder Fritz Leiber (1910 – 1992). Er liebte es, die Ideen dieser Autoren für seine eigenen Geschichten zu verwenden. Smiths Tsathoggua wurde sogar vor dessen eigentlichem Debüt in „Die Geschichte des Satampra Zeiros“ in Lovecrafts „Der Flüsterer im Dunkeln“ erwähnt (Smiths Geschichte wurde etwas später von „Weird Tales“ veröffentlicht). Auch auf Smiths „Buch des Eibon“ oder Howards „Die unaussprechlichen Kulte des von Junzt“ wurden von Lovecraft immer wieder erwähnt. Seinen (Brief-)Freund und Schriftstellerkollegen Robert Bloch (1917 – 1994; „Psycho“) ließ er in „The Haunter of the Dark“ sogar sterben. Eine Antwort auf Lovecrafts eigenen Tod in Blochs Geschichte „The Shambler of the Stars“.

Ein weiteres Mitglied des sog. „Lovecraft-Zirkels“ war August William Derleth (1909 – 1971). Lovecraft hat nie die Veröffentlichung seiner Geschichten in Buchform erlebt. Wenn wir mal von einer Minimalauflage von "The Shadow over Innsmouth" (400 und gedruckte und 200 tatsächlich gebundene Exemplare) bei Visionary Publishing Co. im April 1936 absehen. Lovecraft erhielt sein Belegexemplar im November, weniger als ein halbes Jahr vor seinem Tod. Jenem August Derleth ist es zu verdanken, dass HPL heute nicht vergessen ist. Dieser gründete 1939, gemeinsam mit Donald Wandrei, den Verlag Arkham House. Eigens um die Erzählungen seines Freundes (und seiner Weggefährten) endlich in gebundener Form zu erleben. Arkham House veröffentlichte Bücher mit den Geschichten von Lovecraft, Clark Ashton Smith, Henry S. Whitehead, Matthew Phipps Shiel, Robert Bloch und vielen anderen. Derleth ist es übrigens auch, dem die Erfindung des Cthulhu-Mythos zugeschrieben werden muss. So hat sich Derleth auch jene vage Bezeichnung (siehe hierzu die Ausführungen Frenschkowskis in „Chronik des Cthulhu-Mythos“) ausgedacht (Lovecraft selber sprach von "Yog-Sothery"). Nun ist Derleth, zumindest was seine phantastischen Geschichten angeht, kein sonderlich herausragender Autor (ich kenne seine Regionalgeschichten wie „The Sac Pairie Saga“ nicht, aber diese Geschichten erfreuen sich wohl einer gewissen Popularität). Seine Mythos-Geschichten sind oft zu erklärend wo Lovecraft vage geblieben wäre. Von seiner unsäglichen Angewohnheit mal abgesehen, die Geschichten um Cthulhu und Co. mit Aspekten des christlichen Glaubens zu unterlegen (worauf ich an dieser Stelle nicht näher einzugehen gedenke).

Lovecrafts Entitäten sind fremdartiges Chaos. Blinde Idiotengötter, die sich dem menschlichen Verständnis widersetzen. Derleth hat versucht dem ganzen eine gewisse Ordnung zu verleihen. So wurde Hastur zum Bruder des Großen Cthulhu mit dem dieser sich im Zwist befindet. Hier wird es etwas kompliziert. Hastur trat erstmals bei Ambrose Bierce auf und war ein wohlmeinender Hirtengott. Robert W. Chambers hat den Namen (und einige andere Begriffe von Bierce) für „The King in Yellow“ verwendet. Lovecraft wiederum hat dieses Werk beiläufig in seinen Geschichten erwähnt. Ohne jedoch Hastur zu einem der Großen Alten zu machen (den Einfluss von „The King in Yellow“ auf Marion Zimmer Bradleys „Darkover“-Zyklus lassen wir mal komplett außen vor). Bei Derleth wiederum war Hastur einer der Alten. Zudem ein möglicher Verbündeter im Kampf gegen Cthulhu und sein Gezücht. So erwähnt Professor Laban Shrewsbury im Episodenroman „Auf Cthulhus Spur“ (Suhrkamp, Phantastische Bibliothek, 211), dass kein Fall bekannt wäre, bei dem sich Hastur offen gegen die Menschheit gestellt hätte (womöglich eine Reverenz an Bierces Hirtengott?). Hier kommt auch Derleths Hang zur "Christianisierung" der Großen Alten zum Tragen. Lovecraft hat seine Protagonisten mit Alptraumgestalten konfrontiert, denen sie nichts entgegensetzen, die sie nicht besiegen konnten. Der Teufel jedoch kann bekämpft werden. Lovecrafts Vorstellung absoluter Fremdartigkeit läuft diese Herangehensweise zuwider. Eine weitere Schwäche von Derleths Geschichten ist eine fast schon übermäßige Redundanz. In „Die Masken des Cthulhu“ (Festa, Bibliothek des Schreckens, 2607, verlagsvergriffen) ist mit „Die Ziegenmelker in den Bergen“ und „Das Haus im Tal“ im Grunde dieselbe Geschichte zweimal enthalten. Trotz aller Kritikpunkte bleibt Derleth in seinen besten Momenten ein guter Handwerker, der die Versatzstücke des Mythos durchaus geschickt einzusetzen vermag.

Ähnlich ist es mit Lin Carter (1930 – 1988). In seinem „Die Xothic Legenden“ (Festa, Bibliothek des Schreckens, 2613, verlagsvergriffen) geht er sogar so weit, eine Genealogie für die Großen Alten zu schaffen. Ein durchaus interessantes Experiment und der „Xothic Legend Cycle“ ist fast durchgehend sehr spannend, aber der von Lovecraft bevorzugte Einfall des Unbekannten in unsere Welt wird dadurch ein wenig unterminiert. Durch seine drei Söhne (Zoth-Ommog ist hierbei der wichtigste im „Xothic Legend Cycle“), seine „Frau“, seine Brüder und Cousins wird diese eigentlich komplett fremdartige Wesenheit fast schon ein Stück vermenschlicht. Und das war wohl nicht im Sinne des Erfinders. Dennoch blieb auch Carters Werk nicht ohne Einfluss. In seiner Erzählung „Herr des Windes“ (Festa, Der Cthulhu-Mythos: 1917 – 1975; Bibliothek des Schreckens, 2611) spielt Brian Lumley u. a. auf diese Geschichten an. Zudem ist sie eine indirekte Fortsetzung zu Derleths „Der Windläufer“ (ebenda).

Dieses Spiel mit den Querverweisen durchzieht den Cthulhu-Mythos bis heute. Ein gutes Beispiel wäre die oben angesprochene Sammlung „Der Cthulhu-Mythos: 1917 – 1975“ und deren Fortsetzung „Der Cthulhu-Mythos: 1976 – 2002“ die beide seit einiger Zeit wieder lieferbar sind. Besonders die Beiträge der deutschsprachigen Autoren aus dem zweiten Band (Malte S. Sembten, Michael Siefener und Christian von Aster) müssen hier hervorgehoben werden, da sie sich von ihren britischen und amerikanischen Kollegen oft erfrischend unterscheiden. Da wir ohnehin bei deutschsprachigen Autoren sind, sei auch ein Hinweis auf die äußerst lesenswerte Sammlung „Sherlock Holmes und das Uhrwerk des Todes“ erlaubt. Nicht nur findet hier der Titel einer Lovecraft-Erzählung eine Zweitverwertung. Der berühmte Detektiv aus Baker Street 221 B darf sich auch mit Erich Zanns Geige beschäftigen. Zudem muss auch Andreas Grubers „Der Judas-Schrein“ erwähnt werden. Erstmals im Rahmen von „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ erschienen erhielt der Roman 2006 den Deutschen Phantastik Preis für das beste Debüt. Zunächst wurde der Band als Paperback nachgedruckt und bis vor kurzem war er in einer neuen Auflage innerhalb der „Bibliothek des Schreckens“ wieder als Hardcoverausgabe verfügbar. Diese ist seit kurzem vergriffen, aber das Paperback ist seit Ende November wieder lieferbar. Wer schnell ist, kann sich in der Romanboutique jedoch noch die HC-Variante sichern, die zuletzt noch im Regal stand. Gruber verbindet den Mythos mit einer dicht erzählten Kriminalgeschichte (die gelegentlich kritisierte Sache mit den Ladegeräten für die Handys ignorieren wir mal). Es ist genug wenn ich sage, dass das Ende ganz im Sinne Lovecrafts ist. Auch wenn sich der Weg dorthin vom „typischen“ Mythos-Garn erfrischend abhebt. Armer Körner, ihm hat es nichts gebracht …

Den Grundstein hierfür indes legte Howard Phillips Lovecraft selbst. Zum einen ist er natürlich der Schöpfer von Cthulhu und den Großen Alten. Zum anderen hat er seine Schrifstellerkollegen immer dazu aufgefordert, sich in seinem Fahrwasser auszutoben. In „Chronik des Cthulhu-Mythos“ bekommt man das in geballter Form zu spüren. Für Fans HPLs ist diese zweibändige Reihe (Band II ist seit dem 12. Dezember lieferbar) fast schon ein Muss. Selbst wenn sie die Geschichten alle schon in anderen Sammlungen im Regal stehen haben. Was nun Dr. Frenschkowskis Einleitungen angeht, möchte ich ganz besonders auf die zu "Der Fall Charles Dexter Ward" (Lovecrafts Heimatverbundenheit) und "Der Flüsterer im Dunkeln" (Querverweise auf andere Autoren) hinweisen. Und auch in den anderen Beiträgen gibt es genug zu entdecken. Abschließend bleibt mir nur, allen viel Vergnügen in den Fängen des Großen Cthulhu zu wünschen …

Chronik des Cthulhu-Mythos

Festa Verlag, 13,95 Euro

Der Cthulhu-Mythos: 1917 – 1975

Festa Verlag, 26,00 Euro

Der Cthulhu-Mythos: 1976 – 2002

Festa Verlag, 26,00 Euro

Howard Phillips Lovecraft (1890 – 1937) ist der Vater der modernen Horrorliteratur. Zu einem nicht unbeträchtlichen Teil liegt das am Cthulhu-Mythos. Auf diesen Mythos wollen wir an dieser Stelle einen oberflächlichen Blick werfen. Anlass hierfür ist die kürzlich beim Festa Verlag erschienene erste Ausgabe der zweibändigen Reihe „Chronik des Cthulhu-Mythos“ die erstmals alle Geschichten Lovecrafts zu diesem Erzählkosmos in

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Eddie M. Angerhuber – Die darbenden Schatten

von am 17. September 2011 2 Kommentare

Eddie M. Angerhuber ist kein Mann. Ich erwähne das nur, weil viele unter Euch vermutlich noch nicht von ihr gehört haben. Die 1965 in München geborene Monika Angerhuber nennt sich dem Vernehmen nach „Eddie“, weil sie ein großer Fan von Edgar Allan Poe ist. Sie gibt nur wenig von sich Preis. Nicht mal bei Wikipedia gibt es einen Eintrag über sie. Und auch auf ihrer Website geht es eher still zu. Ähnlich verhalten sieht es mit neuen Veröffentlichungen aus. Wie Thomas Ligotti, den sie auch ins Deutsche übertragen hat, ist sie keine Massenschreiberin. Dennoch, vielleicht gerade deswegen, ist sie eine der interessantesten Autorinnen der deutschen Phantastik.

Im Juli erschien im Atlantis Verlag die Sammlung „Die darbenden Schatten“. Neben der Titelgeschichte, die hier zum ersten mal veröffentlicht wird, werden neunzehn Erzählungen präsentiert, die schon länger nicht mehr verfügbar sind. Darunter sechs Geschichten aus der Anthologie „Die verborgene Kammer“, die 1998 in der unter Horror- und Phantastikfans legendären „Edition Metzengerstein“ erschienen ist. Wobei nur drei hiervon ihre Erstveröffentlichung in der EdMetz erlebten. Die genauen Daten der ursprünglichen Veröffentlichungen sind für alle Stastikfreunde im Inhaltsverzeichnis angegeben.

Ich wurde vor etwa einem Jahr auf Angerhuber aufmerksam. Verantwortlich hierfür ist ein Zitat Uwe Voehls in dem er Eddie mit Thomas Ligotti vergleicht. Den Amerikaner wiederum zähle ich zu meinen erklärten Lieblingsautoren. Mit Edgar Poe begann im zarten Alter von 14 Jahren meine Reise in die Welt der unheimlichen Literatur (mit einer Sammlung, die ich in unser aller Lieblings-Romanboutique erworben habe). Eddie M. Angerhuber war also Pflichtlektüre und die Messlatte lag entsprechend hoch. Mit angesprochener Sammlung aus der „Edition Metzengerstein“, die ein gesuchtes Sammlerobjekt ist, habe ich mich erstmals in die literarische Welt der Monika Angerhuber begeben.

Rückblickend ist festzustellen, dass „Die verborgene Kammer“ nicht vollumfänglich zu überzeugen wusste. Nun ist diese Sammlung keinesfalls schlecht und ich bin weit davon entfernt, diese doch recht teure Anschaffung zu bereuen. Keine der dort enthaltenen Stories war abgrundtief miserabel. Dennoch hat einigen die besondere Note, die nötige Überzeugungskraft gefehlt. Jedoch enthält „Die verborgene Kammer“ auch solche Geschichten, die nicht nur über diese besondere Note verfügen sondern auch so überzeugend waren, dass die vorliegende Sammlung zu den Büchern gehört, denen ich 2011 seit der ersten Ankündigung am meisten entgegenfieberte. Ob "Die darbenden Schatten" diese Erwartungen erfüllen konnte?

"Masken sind wir alle. Und manchmal, wenn die Maske abgenommen wird, befindet sich nichts dahinter.“

Dies Zitat, der Titelstory des Bandes entnommen, gibt einen ersten Einblick in die Welt der Monika Angerhuber. Eines der vorherrschenden Themen in Eddies Schaffen ist die Furcht vor zunehmender Entmenschlichung. Einer Entmenschlichung durch die Masken die wir alle mehr oder weniger oft tragen. Sei es durch zunehmende Industriealisierung, durch unpersönliche Verhältnisse zueinander, durch mangelndes Interesse an unseren Mitmenschen… Doch ist es nicht ausschließlich Furcht die aus Angerhuber spricht. Sie verweigert sich diesem Weg. Fast sogar warnt sie davor. Wie Boris Koch in seinem Nachwort treffend feststellt: „Sie ist diejenige, die auf die Maschine deutet und sagt: >Das ist falsch!<“

Ohne zu predigen, ohne den Zeigefinger zu erheben, weist die Wahl-Berlinerin uns auf diese Missstände hin. Doch sie lügt uns nicht an. Die Sonderlinge und Außenseiter in ihren Geschichten erleben kein Happy End. Doch gerade das macht den großen Reiz der Eddie M. Angerhuber aus. Ihre Geschichten sind düster, trist, melancholisch und grau. Dennoch befleißigt sich die Autorin eines verträumten, fast schon romantischen Schreibstils. Jedoch handelt es sich hierbei um einen Alptraum! Ein Alptraum aus Einsamkeit, Verfall, Tod und Krabbeltieren, der immer wieder in einem urbanen Umfeld auf die Protagonisten in Angerhubers Geschichten hereinbricht. Dieses Setting, die graue, unfreundliche, fast schon feindliche Stadt, macht einen Teil der Faszination von „Die darbenden Schatten“ aus. In einer ländlichen Idylle würden viele von Angerhubers Szenarien wohl nicht funktionieren.

Die Lektüre dieser Geschichtensammlung ist nicht immer einfach. Oft sind die Geschichten nur schwer verdaulich. Emotional zarter besaitete Naturen sollten die Geschichten Angerhubers maßvoll genießen. In ihren kraftvollsten Momenten sind diese Erzählungen so verstörend, dass sie Angerhuber nicht hinter Thomas Ligotti verstecken muss. Dennoch muss gesagt sein, dass dieser Vergleich nicht hundertprozentig angebracht ist. Ja, es gibt Gemeinsamkeiten. Es gibt sogar regelrechte Ligotti-Pastiches. Dennoch hat Angerhuber eine eigene und äußerst interessante Stimme. Freunde des Düsteren, des Morbiden, des Verstörenden werden an dieser Sammlung ihr schauriges Vergnügen haben. Ebenso Fans von Thomas Ligotti, keine Frage.

In der bekannten Qualität präsentiert Herausgeber Guido Latz diesen Leckerbissen der unheimlichen Phantastik, der Neben dem bereits erwähnten Nachwort von Boris Koch durch zwei Vorworte abgerundet wird. Eines von Uwe Voehl, ein zweites von Eddie M. Angerhuber höchstselbst.

Die darbenden Schatten (Atlantis Verlag, 15,90 Euro) bei Comicdealer bestellen

Eddie M. Angerhuber ist kein Mann. Ich erwähne das nur, weil viele unter Euch vermutlich noch nicht von ihr gehört haben. Die 1965 in München geborene Monika Angerhuber nennt sich dem Vernehmen nach „Eddie“, weil sie ein großer Fan von Edgar Allan Poe ist. Sie gibt nur wenig von sich Preis. Nicht mal bei Wikipedia gibt es einen Eintrag über

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Gastbeitrag von Oliver L. – Volk der Finsternis

von am 30. März 2010 2 Kommentare

Volk der Finsternis

Nach langen Jahren des Wartens ist dieser Band, der 23. von Festas „Bibliothek des Schreckens“, Ende Oktober endlich erschienen… Daher, sozusagen als Ausgleich für die lange Wartezeit, verzichte ich auf die ganz lange Vorrede… zu Gunsten der langen Vorrede. Pech gehabt!

Robert E. Howard (1906 – 1936) gilt neben H. P. Lovecraft und Clark Ashton Smith als einer der drei Musketiere der „Weird Tales“. „Weird Tales“ war zum einen der Name jenes Pulpmagazins in dem viele der Geschichten dieser drei Männer veröffentlicht wurden, kann aber auch als Genrebezeichnung für die unheimlichen Geschichten dieser Herrschaften herangezogen werden. Immerhin, was S. T. Joshi recht ist, kann uns nur billig sein.

Howard dürfte den meisten Lesern am ehesten durch seine Heldenfiguren wie Solomon Kane, Kull den Eroberer und allen voran natürlich Conan, dem Barbaren aus Cimmerien ein Begriff sein. Seine unheimlichen Geschichten sind im direkten Vergleich unbekannt und dürften eher Genrefans ein Begriff sein. Festa hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, diese Geschichten in gesammelter Form in schönen Hardcoverausgaben zu präsentierten. Mit „Volk der Finsternis“ liegt der erste Teil vor. Insgesamt sollen es am Ende fünf oder sechs Bände sein (der Verlag spricht von ca. sechs Bänden, was immer das bedeuten soll, vielleicht fünfeinhalb).

„Volk der Finsternis“ hält sechszehn Erzählungen des Texaners bereit, von denen einige dem „Cthulhu-Mythos“ seines Freundes Lovecraft zugerechnet werden können. Im Gegensatz zu Lovecraft hält sich Howard nicht sklavisch an Poes Schule des „Unity of Effect“. Seine Stärken liegen in der Abenteuergeschichte und dieser Mix aus Abenteuer und Unheimlichem macht den Reiz dieser Geschichten aus (wobei z. B. „Speer und Reißzähne“ vollkommen auf ein unheimliches Element verzichtet). Im Gegensatz zu Lovecrafts Figuren, die stets in gnädige Bewusstlosigkeit fallen wenn es haarig wird, sind Howards Protagonisten gestandene Draufgänger die keine Konfrontation scheuen. Zudem verzichtet Howard auf den Wortschwall seiner Kollegen Smith und Lovecraft (den ich durchaus zu schätzen weiß) wodurch seine Geschichten zugänglicher sind als die von Smith und Lovecraft.

Weiterhin sind Howards Geschichten so lebendig, dass sich der Leser ins Geschehen hinein versetzt fühlt und das Buch so schnell nicht wieder aus der Hand legen wird. Zwar gibt es ein- oder zweimal ein paar Startschwierigkeiten aber einen Totalausfall gibt es unter den sechszehn Stories nicht zu beklagen. Howard entführt uns mehrfach nach Afrika, wir treffen auf Schlangen und Hyänen, dringen in prähistorische Zeiten vor und treffen sogar auf einen Mann namens Conan…

„Volk der Finsternis“ v. Robert E. Howard

Festa Verlag, 2009

Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband

€ 28,00

Volk der Finsternis
Nach langen Jahren des Wartens ist dieser Band, der 23. von Festas „Bibliothek des Schreckens“, Ende Oktober endlich erschienen… Daher, sozusagen als Ausgleich für die lange Wartezeit, verzichte ich auf die ganz lange Vorrede… zu Gunsten der langen Vorrede. Pech gehabt!
Robert E. Howard (1906 – 1936) gilt neben H. P. Lovecraft und Clark Ashton Smith als einer der

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