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Der Werwolf von Tarker Mills

von am 11. Oktober 2023 Kommentare deaktiviert für Der Werwolf von Tarker Mills

Stephen King
DER WERWOLF VON TARKER MILLS.
Illustriert von Bernie Wrightson
Ü: Helmut W. Pesch
(CYCLE OF THE WEREWOLF / 1983)
Bielefeld, Splitter, 2023, 136 S.
ISBN 978-3-98721-184-3 / Hardcover / 25,00 Euro

Wenn im Splitter Verlag eine Zusammenarbeit von Stephen King und Bernie Wrightson erscheint, muss das nicht unbedingt ein Comic sein. DER WERWOLF VON TARKER MILLS ist ein Kurzroman von King in 12 Kapiteln, der ursprünglich 1983 erschien, mit über 30 einfarbigen und bunten Bildern von Wrightson.

Die Idee zu diesen „Kalendergeschichten“, so erzählt King in seinem Vorwort, stammt von einem amerikanischen Fan und Kleinverleger, der unbedingt ein Buch herausbringen wollte, das seine Lieblingskünstler Wrightson und King gemeinsam schufen. Daraus wurde dann nicht nur der vorliegende Kurzroman, sondern sogar noch ein Drehbuch und ein Realfilm. Während Film und Drehbuch längst vergessen sind, bilden der ursprüngliche Text und die dazugehörigen Illustrationen nach wie vor eine überzeugende, lesens- und ansehenswerte Einheit.

Die Geschichte eines Werwolfs, der jeden Monat einmal sein Unwesen treibt, und eines behinderten Jungen, der sich dem Monster in seinem Rollstuhl in den Weg stellt, besitzt eine fesselnde Kraft – und die abwechselnd doppelseitigen Schwarzweißzeichnungen, teils ganzseitigen Farbseiten von Wrightson, zeigen den erfahrenen Comic-Künstler auf der Höhe seiner Schaffenskraft.

Bisherige deutsche Ausgaben dieses Buches erschienen als Taschenbuch oder im Paperbackformat; dankenswerterweise bringt Splitter den WERWOLF VON TARKER MILLS jetzt im Comicalbum-Format heraus, wodurch sich die Qualität der Illustrationen in voller Pracht entfalten kann.

Horst Illmer

Stephen King
DER WERWOLF VON TARKER MILLS.
Illustriert von Bernie Wrightson
Ü: Helmut W. Pesch
(CYCLE OF THE WEREWOLF / 1983)
Bielefeld, Splitter, 2023, 136 S.
ISBN 978-3-98721-184-3 / Hardcover / 25,00 Euro

Wenn im Splitter Verlag eine Zusammenarbeit von Stephen King und Bernie Wrightson erscheint, muss das nicht unbedingt ein Comic sein. DER WERWOLF VON TARKER MILLS ist ein Kurzroman von King in 12 Kapiteln, der

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Adam und Ada

von am 2. Oktober 2023 Kommentare deaktiviert für Adam und Ada

Christian Kellermann
ADAM UND ADA.
Berlin, Hirnkost, 2023, 405 S.
ISBN 978-3-98857-005-5 / 24,00 Euro
Hardcover

Als 1913 Bernhard Kellermanns Zukunftsroman DER TUNNEL veröffentlicht wurde, erreichte die Geschichte um den visionären Unternehmer MacAllan, der einen Eisenbahntunnel unter dem Atlantik bauen wollte, um Amerika und Europa zu verbinden, augenblicklich die Herzen der Leser*innen, was sich in Millionenauflage und stetigen Neuausgaben manifestierte. Aktuell schaffte es DER TUNNEL sogar als Auftaktband die Reihe der „wiederentdeckten Schätze der deutschsprachigen Science Fiction“ im Hirnkost Verlag zu starten.

Was uns ganz zwanglos zu ADAM UND ADA führt, dem ebenfalls bei Hirnkost veröffentlichten Debütroman von Christian Kellermann, seines Zeichens Erforscher der Künstlichen Intelligenz und Hochschullehrer in Berlin. Dessen Buch beginnt mit einem in blauen Lettern gesetzten Abschnitt über den MacAllanschen Tunnelbau, der vor mehr als einhundert Jahren in einer kritischen Phase steckte. Erst danach werden wir (jetzt in gewohntem Schwarz) mit Ada MacAllan bekannt gemacht, allein erziehende Mutter, geniale Programmiererin und Weltklasse-Biologin, die im Stockholm der Gegenwart kurz davor steht, mittels Künstlicher Intelligenz die letzten Rätsel der Mikrobiologie zu lösen. Wie sich im weiteren Verlauf zeigt, muss auch sie sich, wie bereits ihr Urgroßvater, auf Hilfe und Unterstützung von kapitalstarken Partnern einlassen – und wer zahlt, bestimmt, was mit den Ergebnissen passiert …

Während wir Ada in der Welt des frühen 21. Jahrhunderts bei ihren privaten und geschäftlichen Problemen folgen, führt uns der Autor Christian Kellermann in (farblich) geschickt gesetzten Zwischenkapiteln immer wieder zurück in die 1920er Jahre, in denen Bernhard Kellermanns MacAllan seinen Tunnel, allen Widrigkeiten zu Trotz, fertigstellt. Und genau diesen Tunnel nutzt Ada hundert Jahre später für ihre Forschungsarbeit!

»ADAM UND ADA« wird so nicht nur zu einem spannenden Wissenschafts-Thriller, sondern erzählt auch eine sich über mehrere Ebenen erstreckende faszinierende Familiengeschichte.

Horst Illmer

Christian Kellermann
ADAM UND ADA.
Berlin, Hirnkost, 2023, 405 S.
ISBN 978-3-98857-005-5 / 24,00 Euro
Hardcover

Als 1913 Bernhard Kellermanns Zukunftsroman DER TUNNEL veröffentlicht wurde, erreichte die Geschichte um den visionären Unternehmer MacAllan, der einen Eisenbahntunnel unter dem Atlantik bauen wollte, um Amerika und Europa zu verbinden, augenblicklich die Herzen der Leser*innen, was sich in Millionenauflage und stetigen Neuausgaben manifestierte. Aktuell schaffte es DER TUNNEL

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Batman: One Bad Day: Riddler

von am 13. September 2023 1 Kommentar

Tom King (Text) & Mitch Gerads (Bilder)
BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER
Übersetzung: Ralph Kruhm
(Batman – One Bad Day: The Riddler / 2022)
Stuttgart, Panini Comics, 2023, o. S. (76 Seiten)
ISBN 978-3-7416-3283-9 / 18 Euro
Großformatiges Hardcover

Im Laufe meines Lebens habe ich schon sehr viele BATMAN-Geschichten gelesen, gute und schlechte, herausragende und ganz nette, ein paar wenige erreichten sogar Weltklasse-Niveau.

Im Laufe meines Lebens habe ich auch schon eine ganze Reihe von Comiczeichnern und Comictextern kommen und gehen sehen, manche in Personalunion, manche im Team – und die meisten vergesse ich schnell wieder.

Dann gibt es alle paar Jahre diesen Moment – ein Comic brennt sich gnadenlos ins Hirn, verlangt nach der vollen Aufmerksamkeit, bringt Saiten zum Schwingen, die lange nicht mehr geklungen haben und ich weiß genau: das ist wieder so ein Autor, so ein Zeichner, den oder die muss ich im Auge behalten.

Mit dem 1978 geborenen US-Amerikaner Tom King ist erneut ein solcher Künstler in mein Leser-Leben getreten. Zuerst habe ich, auf eine Empfehlung hin, die 2020 entstandene Geschichte STRANGE ADVENTURES gelesen; dann folgte Ende 2021 die WATCHMEN-Erweiterung um den einzigartigen RORSCHACH; und jetzt, nachdem ich erfuhr, dass King dafür schon wieder einen Eisner Award gewonnen hat, nahm ich mir BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER vor.

Das Konzept der ganzen „One Bad Day“-Reihe stammt eigentlich von Alan Moore und seinem Ausflug ins Batman-Universum mit THE KILLING JOKE (1988), in dem er postulierte, dass „ein furchtbarer Tag“ ausreiche, um alles zu ändern. DC hat das nun aufgegriffen und lässt seine besten Autoren und Zeichner jeweils einen der bekanntesten Batman-Gegner in einem Solo-Abenteuer-Album mit dem Dunklen Ritter in den Ring steigen.

Die Idee, für den Einstieg in diese Serie Tom King und Mitch Gerads auf den Riddler anzusetzen erweist sich als Glücksgriff. Was King zu Mr. E. Nigma einfällt, stellt alles auf den Kopf, was Batman-Leser bisher über den Liebhaber mehr oder weniger gelungener oder witziger Fragespiele wussten.

BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER ist ein sehr brutaler, sehr erwachsener Comic, der zwar im Superhelden-Milieu angesiedelt ist, jedoch viel mehr Wert auf eine stimmige Charakterisierung der Handelnden legt, als auf Gimmicks und Gadgets.

Alle paar Jahre lese ich einen Comic, von dem ich weiß, dass er mir auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird und den ich guten Gewissens weiterempfehlen kann: BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER ist solch ein Comic.

Horst Illmer

Tom King (Text) & Mitch Gerads (Bilder)
BATMAN – ONE BAD DAY: RIDDLER
Übersetzung: Ralph Kruhm
(Batman – One Bad Day: The Riddler / 2022)
Stuttgart, Panini Comics, 2023, o. S. (76 Seiten)
ISBN 978-3-7416-3283-9 / 18 Euro
Großformatiges Hardcover

Im Laufe meines Lebens habe ich schon sehr viele BATMAN-Geschichten gelesen, gute und schlechte, herausragende und ganz nette, ein paar wenige erreichten sogar Weltklasse-Niveau.
Im Laufe meines Lebens

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Tausend Arten von Blau

von am 30. August 2023 Kommentare deaktiviert für Tausend Arten von Blau

Cheon Seon-Ran
TAUSEND ARTEN VON BLAU.
Ü: Jan Henrik Dirks
(A Thousand Blue / 2020)
München, Golkonda, 2023, 366 Seiten
ISBN 978-3-96509-051-4 / 22,00 Euro
Klappenbroschur

Echt jetzt? Ein Pferdebuch? Das ist das Ende!

Na, ganz so schlimm werden die Reaktionen der Leser*innen wohl hoffentlich nicht sein. Also: Vertrauen Sie mir, es hat schon seine Gründe, dass TAUSEND ARTEN VON BLAU hier gewürdigt wird.

Im Korea der 2050er Jahre hat die Entwicklung von neuen, menschenähnlichen Robotern, den sogenannten Humanoiden, zu den erwartbaren Problemen geführt: Reihenweise fallen Jobs im Niedriglohnsektor weg, die durch die angeblich billigeren Maschinen übernommen werden. Dies trifft auch die Schülerin Woo Yeonjae, die sich in einem Schnellimbiss etwas Taschengeld dazuverdient. Nachdem ihr gekündigt wird, erhält sie eine recht großzügige Abfindung, da ihr Chef ein ziemlich schlechtes Gewissen hat. Als sie kurz darauf zur Rennbahn geht, um ihre behinderte Schwester Eunhye zu besuchen, die dort viel Zeit in den Stallungen verbringt, da ihr die Pferde meist lieber sind als Menschen, stolpert Yeonjae im Wortsinn über einen (nach einem Sturz) schrottreifen Roboter-Jockey.

C-27 (oder Koli, wie er dann von Yeonjae genannt wird) gehört zu den speziell für Pferderennen gebauten, ultraleichten Humanoiden, die lediglich dazu da sind, die Rennpferde zu Höchstleistungen zu peitschen. Allerdings wurde Koli durch einen (glücklichen?) Zufall einen Emotions-Chip installiert, was letztlich auch zu seinem Sturz von Today, dem schnellsten Pferd Koreas, führte, da er, statt sich auf das Rennen zu konzentrieren, lieber den Himmel betrachtete und Überlegungen zu dessen Bläue anstellte. Yeonjae überrascht sich selbst und den Stallmeister Minju damit, dass sie ihre gesamte Abfindung in den Kauf des Roboters investiert, um ihn zuhause bei sich wieder instand zu setzen.

Doch Koli ist nicht das einzige »Geschöpf«, das Hilfe braucht: auch Today soll, nachdem sie inzwischen Verschleißerscheinungen zeigt und kaum mehr laufen kann, eingeschläfert werden. Trotz einiger Differenzen zwischen den Schwestern schmieden die beiden gemeinsam mit Koli und ein paar Freundinnen und Verwandten einen Plan zur Rettung von Today. Und der aus Ersatzteilen neu zusammengesetzte Koli entwickelt sich zum planerischen »Mastermind« im Hintergrund.

Einmal abgesehen von der spannend geschriebenen Rettungsgeschichte war es ein ganz spezieller Aspekt von »Tausend Arten von Blau«, der mich fasziniert hat und dazu führte, dass ich das Buch nach dem ersten Kapitel nicht mehr weglegen konnte: die Art und Weise wie Cheon Seon-Ran ihre Protagonistinnen miteinander interagieren lässt. Mit großer Zärtlichkeit und Rücksichtnahme schildert sie, selbst bei Nebenfiguren, deren Motivationen für ihre teilweise sehr ungewöhnlichen und verblüffenden Handlungen.

Ja, TAUSEND ARTEN VON BLAU ist tatsächlich ein Pferdebuch, in dem zwei Mädchen versuchen, das Schicksal eines von Menschen missbrauchten Vierbeiners zu ändern – aber es ist eben auch ein auf hohem literarischen Niveau erzählter Roman darüber, wie schwierig es manchmal ist, selbst mit seinen liebsten Mitmenschen klar zu kommen, sich ihnen zu öffnen und ihre Absichten zu erkennen. Letztlich geht es auch darum herauszufinden, was wir meinen, wenn wir von „Mitleid“ und „Menschlichkeit“ sprechen. Und das allein ist Grund genug, dieses Buch allen empfindsamen Leser*innen ans Herz zu legen.

Horst Illmer

Cheon Seon-Ran
TAUSEND ARTEN VON BLAU.
Ü: Jan Henrik Dirks
(A Thousand Blue / 2020)
München, Golkonda, 2023, 366 Seiten
ISBN 978-3-96509-051-4 / 22,00 Euro
Klappenbroschur

Echt jetzt? Ein Pferdebuch? Das ist das Ende!
Na, ganz so schlimm werden die Reaktionen der Leser*innen wohl hoffentlich nicht sein. Also: Vertrauen Sie mir, es hat schon seine Gründe, dass TAUSEND ARTEN VON BLAU hier gewürdigt wird.
Im Korea der 2050er Jahre

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Ferne Horizonte – Entfernte Verwandte

von am 23. August 2023 Kommentare deaktiviert für Ferne Horizonte – Entfernte Verwandte

Hans Jürgen Kugler & René Moreau (Hrsg.)
FERNE HORIZONTE – ENTFERNTE VERWANDTE.
Die Welt in Jahrmillionen.
Illustriert von Gerd Frey, Detlef Klewer, Jan Hoffmann, Uli Bendick, Mario Franke, Michael Böhme, Oliver Engelhard, David Staege und Thomas Thiemeyer
Berlin, Hirnkost, 2023, 370 S.
ISBN 978-3-98857-012-3 / 32,00 Euro
Hardcover

Dieser Science-Fiction-Anthologie, die den Titel FERNE HORIZONTE – ENTFERNTE VERWANDTE trägt und im Hirnkost Verlag erschienen ist, kann man auf ein paar wenigen Zeilen eigentlich gar nicht gerecht werden. Andererseits sollte allein die Aufzählung der beteiligten Künstler ausreichen, um zu zeigen, dass hier die wohl hochkarätigste Text- und Bild-Sammlung der letzten Jahre vorliegt.

Herausgegeben wurde das massive Hardcover von den EXODUS-Machern Hans Jürgen Kugler & René Moreau, weshalb es kaum überrascht, dass unter den 26 Autor*innen und neun Illustratoren der 27 Kurzgeschichten viele alte Bekannte auftauchen: Die Geschichtenerzähler Christian Endres, Aiki Mira, Nicole Rensmann, Angela und Karlheinz Steinmüller, Yvonne Tunnat, Monika Niehaus, Peter Schattschneider und Uwe Hermann (um nur die wichtigsten zu nennen) sind ebenso mit dabei wie die großartigen und höchst unterschiedlichen Bildkünstler Gerd Frey, Detlef Klewer, Jan Hoffmann, Uli Bendick, Mario Franke und Thomas Thiemeyer, von dem auch das Coverbild stammt.

Auf mehr als 370 Seiten zeigen uns viele der derzeit besten deutschsprachige Künstler*innen wie sie sich, laut Untertitel, „Die Welt in Jahrmillionen“ vorstellen. FERNE HORIZONTE – ENTFERNTE VERWANDTE ist eine Originalanthologie deren Texte zum Staunen und (Weiter-)Träumen anregen – und ein ganz heißer Anwärter auf den Titel „Die beste Anthologie des Jahres 2023“.

Horst Illmer

Hans Jürgen Kugler & René Moreau (Hrsg.)
FERNE HORIZONTE – ENTFERNTE VERWANDTE.
Die Welt in Jahrmillionen.
Illustriert von Gerd Frey, Detlef Klewer, Jan Hoffmann, Uli Bendick, Mario Franke, Michael Böhme, Oliver Engelhard, David Staege und Thomas Thiemeyer
Berlin, Hirnkost, 2023, 370 S.
ISBN 978-3-98857-012-3 / 32,00 Euro
Hardcover

Dieser Science-Fiction-Anthologie, die den Titel FERNE HORIZONTE – ENTFERNTE VERWANDTE trägt und im Hirnkost Verlag erschienen ist, kann man

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Vision und Verfall

von am 16. August 2023 Kommentare deaktiviert für Vision und Verfall

Hans Frey
VISION UND VERFALL.
Deutsche Science Fiction in der DDR. Von der sowjetischen Besatzungszone bis zum Ende der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1990.
Berlin, Memoranda, 2023, 380 Seiten
ISBN 978-3-948616-82-3 / 26,90 Euro
Klappenbroschur

Wer glaubt, die Themen „DDR“ und „Science Fiction“ seien entweder nicht kompatibel oder bereits über Gebühr abgehandelt, befindet sich in beiden Fällen im Irrtum.

Beglaubigt wird dieser Satz durch das Erscheinen von Hans Freys viertem Band seiner fortlaufenden „Geschichte der deutschen Science Fiction“ im Frühsommer 2023, der den Titel VISION UND VERFALL – DEUTSCHE SCIENCE FICTION IN DER DDR trägt und den Zeitraum „Von der sowjetischen Besatzungszone bis zum Ende der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1990“ umfasst.

Damit zeigt schon das Titelblatt einen ersten Unterschied im Herangehen: während in der bisherigen Literatur überwiegend von einem vierzig Jahre währenden Zeitraum für das Thema ausgegangen wird, nimmt Frey die Jahre vor der Staatsgründung der DDR sowie die Wende- und Beitrittszeit hinzu, was, mit einigen Unschärfen, dann doch fast fünfzig Jahre sind.

Außerdem verzichtet der Homo politicus Frey nicht darauf, neben den literarischen auch die gesellschaftlichen Aspekte in seine Betrachtungen einer vom Staat wenig geachteten und misstrauisch beäugten, von den Leser*innen aber heiß geliebten Genreliteratur aufzunehmen.

So finden sich auf den gut 400 Seiten von VISION UND VERFALL nicht nur kurze Beschreibungen der wichtigsten Werke der DDR-SF, sondern auch Biografien der (überwiegend männlichen) Autoren und Herausgeber, Zahlen und Daten zu den Verlagen, Blicke über den (ost-)deutschen Tellerrand hinaus, Hinweise auf die dortige Fan-Szene und ihre Publikationen, die Inaugenscheinnahme der nichtliterarischen Medien (Film, Fernsehen, Radio, Comic usw.) und am Ende die Aufzählung einer erstaunlichen Zahl an Ähnlichkeiten mit dem konkurrierenden Bruderstaat – ohne dabei jedoch die tatsächlich vorhandene Eigenständigkeit dieses utopisch-phantastischen „Laborversuchs“ zu übergehen.

Die „DDR“ und ihre „Science Fiction“ waren und sind ein spannendes Thema – und Hans Freys Buch ist ein überaus lesens- und empfehlenswerter Führer hin zu einem besseren Verständnis dieser Literatur.

Horst Illmer

Hans Frey
VISION UND VERFALL.
Deutsche Science Fiction in der DDR. Von der sowjetischen Besatzungszone bis zum Ende der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1990.
Berlin, Memoranda, 2023, 380 Seiten
ISBN 978-3-948616-82-3 / 26,90 Euro
Klappenbroschur

Wer glaubt, die Themen „DDR“ und „Science Fiction“ seien entweder nicht kompatibel oder bereits über Gebühr abgehandelt, befindet sich in beiden Fällen im Irrtum.
Beglaubigt wird dieser Satz durch das Erscheinen von Hans

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Der Skandal

von am 9. August 2023 Kommentare deaktiviert für Der Skandal

T. S. Orgel
DER SKANDAL. Ökothriller.
München, Heyne, 2023, 444 Seiten
ISBN 978-3-453-32210-3 / 16,00 Euro
Klappenbroschur

Die Zahl der Menschen auf diesem Planeten steigt immer noch um mehr als 180.000 – täglich! Alle diese Menschen benötigen Nahrung, und mit herkömmlichen Mitteln ist es überaus schwierig, diese Mengen zu erzeugen. Als es der Firma Light Foods gelingt, auf umweltschonende und preiswerte Weise Nahrung im Labor zu erzeugen, scheint das nicht nur ein Lichtstreif am Hunger-Horizont zu sein, sondern auch eine fast unerschöpfliche Möglichkeit zum Geldverdienen. Doch bereits kurz nach der Markteinführung des In-vitro-Fleisches tauchen erste Gerüchte über gefährliche Nebenwirkungen auf. Als es einer Gruppe von Umweltaktivisten gelingt, an geheime Daten von Light Foods zu gelangen, geraten die Dinge außer Kontrolle: Peter, ein Mitglied der Aktivistengruppe wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, der Konzern gerät wegen diverser Internet-Attacken ins Schlingern, der Erfinder des Kunst-Fleisches und Chef von Light Food, Daniel Lichter (aka Dan Light), gerät ins Visier der Polizei – und als er sich mit Anna, Peters Schwester trifft, wird auf die beiden ein Mordanschlag verübt …

Dieses Szenario stammt nicht aus dem (geheimen) Drehbuch des nächsten James Bond- oder Mission Impossible-Blockbusters, sondern bildet das Rückgrat des neuesten Romans von T. S. Orgel, einem Biothriller mit dem knackigen Titel DER SKANDAL.

In ihrem bisher wohl ambitioniertesten Werk zeigen sich die Brüder Tom und Stephan Orgel als engagierte und überaus informierte Kritiker des nahrungsmitteltechnischen Raubtierkapitalismus. Zugleich packen sie ihre Rechercheergebnisse in eine überaus spannende und packende Handlung, geben ihren Protagonist*innen biografische Tiefe und psychologische Glaubwürdigkeit und vermeiden es dabei gekonnt, in die Falle des „wir-wissen-wie-alles-sofort-besser-wird“ zu tappen.

Spannende Lektüre auf internationalem Niveau.

Horst Illmer

T. S. Orgel
DER SKANDAL. Ökothriller.
München, Heyne, 2023, 444 Seiten
ISBN 978-3-453-32210-3 / 16,00 Euro
Klappenbroschur

Die Zahl der Menschen auf diesem Planeten steigt immer noch um mehr als 180.000 – täglich! Alle diese Menschen benötigen Nahrung, und mit herkömmlichen Mitteln ist es überaus schwierig, diese Mengen zu erzeugen. Als es der Firma Light Foods gelingt, auf umweltschonende und preiswerte Weise Nahrung im Labor

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De Profundis

von am 31. Juli 2023 Kommentare deaktiviert für De Profundis

Michael Marrak
DE PROFUNDIS. Roman. Band 2.
Berlin, Memoranda, 2023, 376 S.
ISBN 978-3-948616-84-7 / 26,90 Euro

Erst mit dem Erscheinen des zweiten Teils, DE PROFUNDIS, zeigt sich, welch großer und umfangreicher Entwurf der neueste Marrak-Roman tatsächlich ist. Siebenhundert Seiten absolut konzentrierter Schrecken!

Was in LEX TALIONIS noch anfing wie ein Serienmörder-Thriller mit Spuk-Effekten wird mit jeder weiteren Seite ein immer mehr ins Übernatürliche gehender, immer schrecklichere Szenarien hervorbringender Horror-Roman. Allerdings geht es hier natürlich nicht mehr um klassische Gespenster, auch nicht um Zombies oder irgendwelche Ausgeburten der (christlichen) Hölle.

Michael Marrak zeigte ja bereits in einigen seiner frühen Werken eine große Affinität zum lovecraftschen Mythenentwurf eines dem Menschen feindlich gesinnten Universums. Und ohne das an dieser Stelle näher auszuführen (jedes Nacherzählen würde den Sog des Buches empfindlich stören) kann man sagen, dass er in DE PROFUNDIS aus diesen (und einer Reihe weiterer, persönlich erforschter und erlebter) Quellen einen Webrahmen gebastelt hat, auf dem er dann einen Erzählteppich webt, der eine ganz eigene, eben marraksche, Bildkraft und Sprachmacht vereinende, Geschichte hervorbringt.

Was er in LEX TALIONIS begonnen hat, führt Marrak in DE PROFUNDIS zu einem wirklich großen Finale. Und diesmal steht auf der letzten Seite dann auch „Ende“.

Horst Illmer

Michael Marrak
DE PROFUNDIS. Roman. Band 2.
Berlin, Memoranda, 2023, 376 S.
ISBN 978-3-948616-84-7 / 26,90 Euro

Erst mit dem Erscheinen des zweiten Teils, DE PROFUNDIS, zeigt sich, welch großer und umfangreicher Entwurf der neueste Marrak-Roman tatsächlich ist. Siebenhundert Seiten absolut konzentrierter Schrecken!
Was in LEX TALIONIS noch anfing wie ein Serienmörder-Thriller mit Spuk-Effekten wird mit jeder weiteren Seite ein immer mehr ins Übernatürliche gehender,

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Die Känguru Comics

von am 17. Juli 2023 Kommentare deaktiviert für Die Känguru Comics

Marc-Uwe Kling (Text) & Bernd Kissel (Bilder)
DIE KÄNGURU-COMICS.
Band 1: ALSO ICH KÖNNTE DAS BESSER
Hamburg, Carlsen, 2022, 224 S.
ISBN 978-3-551-72828-9 / Hardcover 22,00 Euro

&
Band 2: DU WÜRDEST ES EH NICHT GLAUBEN
Hamburg, Carlsen, 2023, 224 S.
ISBN 978-3-551-73009-1 / Hardcover / 22,00 Euro

Betrachtungen über den Zustand der Zeit anzustellen, führt manchmal zu logischen Brüchen und verwirrenden Ergebnissen. Anders als Mister Spock (zuletzt in STAR TREK: DISCOVERY) gehe ich jedoch davon aus, dass sich am Ende einfach alles in der richtigen Reihenfolge befindet.

Deshalb gibt es hier jetzt zum Erscheinen des zweiten Bandes den Hinweis auf den ersten Band von DIE KÄNGURU-COMICS – ALSO ICH KÖNNTE DAS BESSER, einen von Marc-Uwe Kling geschriebenen und von Bernd Kissel gezeichneten Tages-Strip, der seit Dezember 2020 auf ZEIT-online erscheint und hier bis Dezember 2021 gesammelt als Buch vorliegt. Ähnlich wie damals bei den berühmten PEANUTS-Comicstrips gibt es unter der Woche einfarbige 4-Bilder-Streifen und am Sonntag dann eine Farbseite. Neben dem Känguru und unserem beliebten Kleinkünstler („Ich bin kein Kleinkünstler!“) Marc-Uwe haben sich sehr schnell eine multikulturelle Nachbarsfamilie und, etwas überraschend, die auf unseren Nachbar­planeten ausgewanderten Visionäre „Elon & Jeff on Mars“ etabliert.

Obwohl ich zu Beginn etwas Zweifel hegte, inwieweit sich die Geschichten um das tierisch-menschliche Dream-Team von Buch und Hörbuch ins Comic übertragen lassen, wusste ich bereits nach wenigen Seiten, dass es weit besser klappt, als daraus einen Realfilm zu machen.

Und so habe ich, aufs Höchste amüsiert, diesen ersten Band genossen, der in seiner haptischen Form weit mehr enthält als einfach nur „gedruckte Internetseiten“. Die Entwicklung im Storytelling und in der bildhaften Gestaltung sind viel besser/einfacher nachzuvollziehen, die zeitliche Zuordnung nach über zwei Jahren fällt erheblich leichter und übers Inhaltsverzeichnis Themenschwerpunkte raussuchen ist jetzt auch möglich.

Das gilt natürlich ebenso für Band 2: DIE KÄNGURU-COMICS – DU WÜRDEST ES EH NICHT GLAUBEN, der die Strips von Januar 2022 bis Februar 2023 enthält (inklusive exklusivem Bonusmaterial) und sehr schön zeigt, dass Autor und Zeichner inzwischen ein eingespieltes Team sind, dass die Grenzen dieses Formats spielerisch ausweitet.

Gefahrenhinweis: Diese Comics können süchtig machen.

Horst Illmer

Marc-Uwe Kling (Text) & Bernd Kissel (Bilder)
DIE KÄNGURU-COMICS.
Band 1: ALSO ICH KÖNNTE DAS BESSER
Hamburg, Carlsen, 2022, 224 S.
ISBN 978-3-551-72828-9 / Hardcover 22,00 Euro

&
Band 2: DU WÜRDEST ES EH NICHT GLAUBEN
Hamburg, Carlsen, 2023, 224 S.
ISBN 978-3-551-73009-1 / Hardcover / 22,00 Euro
Betrachtungen über den Zustand der Zeit anzustellen, führt manchmal zu logischen Brüchen und verwirrenden Ergebnissen. Anders als Mister Spock (zuletzt in

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Die Gelehrtenrepublik

von am 10. Juli 2023 Kommentare deaktiviert für Die Gelehrtenrepublik

Arno Schmidt
DIE GELEHRTENREPUBLIK. Kurzroman aus den Roßbreiten.
Berlin & Bargfeld, Suhrkamp, 2023, 176 S.
Suhrkamp Taschenbuch st5333
ISBN 978-3-518-47333-7 / 16,- Euro

Nachdem ich zu Weihnachten 2022 die „Luxus“-Version dieses Buches als Geschenk für „Leute, die schon alles haben“ empfohlen habe, hat sich jetzt Suhrkamp erbarmt und den Text in einer sehr gut lesbaren (und viel preiswerteren) Ausgabe zugänglich gemacht. Deshalb soll das lustigste und wohl am einfachsten zugängliche Science-Fiction-Buch Schmidts hier ausdrücklich nochmals vorgestellt und angepriesen werden.

Arno Schmidts bereits 1957 geschriebener Kurzroman DIE GELEHRTENREPUBLIK spielt in einer glücklicherweise fiktiv gebliebenen Zukunft, nach einem Atomkrieg, der weite Teile der Welt unbewohnbar gemacht hat, und erzählt aus der Sicht des Journalisten Charles Henry Winer von dessen Weg zur und seinen Erfahrungen auf der IRAS – der „International Republic for Artists and Scientists“ –, einem riesigen, inselförmigen Kreuzfahrt-Schiff, dass die von Schmidt weitergesponnene politische Weltlage des Jahres 2008 im Kleinen spiegelt.

Nach dem verheerenden Krieg hat sich die überlebende Menschheit, unter der Führung der USA und Russlands, darauf geeinigt, ein „neutrales“ Refugium für Kunst und Wissenschaften zu errichten, um weitere kriegsbedingte Verluste von Kunstwerken und Wissen zu vermeiden. Diese „Gelehrtenrepublik“, ein gigantisches Schiff von mehr als fünf Kilometern Länge (eine „Risszeichnung“ des Autors ist im Buch enthalten), kreuzt in den windstillen Bereichen der Weltmeere und dient einer (von ihren jeweiligen Regierungen) ausgewählten internationalen Schar von Künstlern und Wissenschaftlern als Heimat. Winer wurde aus Gründen der Propaganda ausgewählt, die sonst für die Öffentlichkeit unzugängliche IRAS zu besuchen und quasi eine „Homestory“ darüber zu schreiben.

Winers Abenteuer beginnen schon während der Anreise, die offensichtlich sabotiert werden soll. Nur durch Zufall und die tätige Mithilfe von zu Zentauren mutierten Mischwesen überlebt er den Marsch durch eine von gefährlichen Mutanten bewohnten Landschaft inmitten der zweigeteilten USA. Glücklich auf dem Schiff angelangt, gerät Winer erneut zwischen die Fronten der Machtblöcke, die sich dort auf der Steuerbord- und Backbordseite gebildet haben. Er soll als Vermittler fungieren, erhält dadurch Zugang zu geheimen Bereichen der jeweiligen Schiffs-Hälften und erkennt schnell, dass hier nicht Kunst und Wissenschaft, sondern die Politiker und Geheimdienste das Sagen haben. Trotz seines aufopferungsvollen Einsatzes (auch in diversen Betten auf beiden Seiten) scheitert seine Mission.

Schmidts Schlussbild einer immer schneller um die eigene Achse kreiselnden Insel ist sowohl eine Reminiszenz an Jules Verne (dessen Roman DIE PROPELLERINSEL von 1895 für viele Details Pate stand) als auch ein resigniertes Eingeständnis seines Unglaubens an die „Erkenntnisfähigkeit“ oder den Willen zur Veränderung beim „Homo Politicus“.

DIE GELEHRTENREPUBLIK gehört auch 65 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung immer noch zu den kompaktesten, originellsten und humorvollsten Science-Fiction-Texten der deutschsprachigen Literatur. Ein Buch, dessen Lektüre die Augen öffnet, den Geist bereichert und das Zwerchfell vibrieren lässt.

Horst Illmer

Arno Schmidt
DIE GELEHRTENREPUBLIK. Kurzroman aus den Roßbreiten.
Berlin & Bargfeld, Suhrkamp, 2023, 176 S.
Suhrkamp Taschenbuch st5333
ISBN 978-3-518-47333-7 / 16,- Euro

Nachdem ich zu Weihnachten 2022 die „Luxus“-Version dieses Buches als Geschenk für „Leute, die schon alles haben“ empfohlen habe, hat sich jetzt Suhrkamp erbarmt und den Text in einer sehr gut lesbaren (und viel preiswerteren) Ausgabe zugänglich gemacht. Deshalb soll das lustigste

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Die letzte Erzählerin

von am 5. Juli 2023 Kommentare deaktiviert für Die letzte Erzählerin

Donna Barba Higuera
DIE LETZTE ERZÄHLERIN.
Ü: Jennifer Michalski
(THE LAST CUENTISTA / 2021)
Hamburg, Dragonfly, 2023, 320 S.
ISBN 978-3-7488-0239-6 / 16,00 Euro
Hardcover

Immer wieder passiert es mir, dass ich ein Buch kaufe, dessen äußeres Erscheinungsbild für mich einfach unwiderstehlich ist – und sehr häufig steckt dann auch ein überaus lesenswerter Text in der schönen „Schale“. Gerade wieder geschehen bei: DIE LETZTE ERZÄHLERIN von Donna Barba Higuera.

Auf den ersten Blick wirkt es eher wie ein Märchenbuch oder ein All-Age-Fantasy-Titel; der Einband liebevoll illustriert in blau und orange, dreiseitiger Farbschnitt und Lesebändchen in passendem Orangeton, ein Vorsatzpapier zum Dahinschmelzen und, alles in allem, ein haptisches Meisterwerk. Und dann steckt da eine knallharte Science-Fiction-Story drin, ein geradezu klassischer Generationen-Raumschiff-Roman (und wie sollte gerade ich da nicht begeistert sein!).

Ein Komet rast auf die Erde zu, da trifft es sich prima, dass ein privater Konzern gerade drei interstellare Luxus-Raumschiffe in Betrieb stellen will. Die Regierung übernimmt, wählt aus, wer auf die Reise gehen soll, und schickt eine buntgemischte Gesellschaft los, die nach 380 Jahren Flug die menschliche Zivilisation auf einem fernen Planeten erneuern soll. Doch schon beim Start explodiert eines der Schiffe – alles ändert sich, alle Pläne sind hinfällig. Die Reisenden (unter ihnen die Ich-Erzählerin Petra, deren besondere Begabung dereinst noch eine letzte Chance eröffnen wird) müssen sich neu orientieren…

Higuera wuchs in der zentralkalifornischen Wüste auf, las viel und spitzte die Ohren, wann immer irgendwo Geschichten erzählt wurden. Sie ist verheiratet, hat Kinder und lebt mit ihrer Familie inzwischen im Nordwesten der USA. Sie schreibt Kinder- und Jugendbücher und erhielt 2022 für THE LAST CUENTISTA die prestigeträchtige Newbery Medal sowie Lobpreisungen aus allen Richtungen. Die deutsche Ausgabe DIE LETZTE ERZÄHLERIN erschien in der Übersetzung von Jennifer Michalski bei Dragonfly – und es steckt tatsächlich ein märchenhafter All-Age-Science-Fiction-Roman in diesem wunderschönen Buch.

Horst Illmer

Donna Barba Higuera
DIE LETZTE ERZÄHLERIN.
Ü: Jennifer Michalski
(THE LAST CUENTISTA / 2021)
Hamburg, Dragonfly, 2023, 320 S.
ISBN 978-3-7488-0239-6 / 16,00 Euro
Hardcover

Immer wieder passiert es mir, dass ich ein Buch kaufe, dessen äußeres Erscheinungsbild für mich einfach unwiderstehlich ist – und sehr häufig steckt dann auch ein überaus lesenswerter Text in der schönen „Schale“. Gerade wieder geschehen bei: DIE LETZTE ERZÄHLERIN von Donna

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Straße nach überallhin

von am 12. Juni 2023 2 Kommentare

Roger Zelazny
STRASSE NACH ÜBERALLHIN. Roman.
Ü: Jakob Schmidt, Nachwort: Uwe Anton
(ROADMARKS / 1979)
München, Piper, 2023, 252 S.
ISBN 978-3-492-70636-0 / 22,00 Euro
Hardcover

Der Ausstoß an Science Fiction bei Piper ist, verglichen mit dem weit umfangreicheren Fantasy-Programm, sehr überschaubar. Allerdings: wenn dann mal ein Titel erscheint, ist es zumeist ein echter Klassiker oder auch ein richtiger Kracher (manchmal auch beides zugleich) wie im Fall von Roger Zelaznys Roman STRASSE NACH ÜBERALLHIN. Der US-Amerikaner Roger Zelazny (1937–1995) gehörte eine Zeitlang zu den profiliertesten und experimentierfreudigsten Autoren der New Wave, gleichermaßen versiert in Fantasy und Science Fiction, in Stories, Novellen und Romanen, und oftmals auch sehr am jeweiligen Zeitgeist orientiert. Erst langsam kristallisieren sich seine Hauptwerke heraus, Texte, die auch heute noch hervorragend zu lesen sind, interessante Ideen präsentieren und stilistisch immer weit über dem Genre-Durchschnitt liegen. Neben den AMBER-Romanen (die kürzlich bei Klett Cotta neu aufgelegt wurden) gehört eindeutig auch ROADMARKS (so der Originaltitel der 1979 erstmals erschienenen STRASSE NACH ÜBERALLHIN) in die Gattung „zeitloser Klassiker“.

Der Protagonist Red Dorakeen gehört zu den besonders begabten Menschen, die in der Lage sind, die „Straße“ zu benutzen. Dabei handelt es sich um einen Weg durch alle Zeiten und in Alternativwelten, die über die „Ausfahrten“ erreichbar sind (das amerikanische Highway-System ist eindeutig das Vorbild dieses Plots) und der sich – aufgrund von Veränderungen historischer Ereignisse durch die Besucher – in stetiger Veränderung befindet. Dorakeen ist zwar ein erfahrener Benutzer der Straße, hat sich aber auch Feinde gemacht und ist deshalb auf der Flucht vor einer ganzen Schar Auftragsmörder. Neben seiner eigenen Gewitztheit stehen ihm im Verlauf der Handlung (die aus einem linearen und einem „zusammengewürfelten“ Strang zusammengesetzt ist) allerdings auch einige Gefährten zur Seite – darunter einer der bemerkenswertesten Sidekicks der Literatur: eine mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Buchausgabe von LES FLEURS DU MAL (Charles Baudelaires skandalträchtiger Gedichtband DIE BLUMEN DES BÖSEN)!

Die von Jakob Schmidt neu aus dem amerikanischen Englisch übersetzte und von Uwe Anton mit einem informativen Nachwort versehene Neuausgabe der STRASSE NACH ÜBERALLHIN erweist sich als unbedingt lesenswerte Zeitreise-Science-Fiction – und niemand sollte sich wundern, wenn daraus in absehbarer Zeit eine echt geile TV-Serie wird.

Horst Illmer

Roger Zelazny
STRASSE NACH ÜBERALLHIN. Roman.
Ü: Jakob Schmidt, Nachwort: Uwe Anton
(ROADMARKS / 1979)
München, Piper, 2023, 252 S.
ISBN 978-3-492-70636-0 / 22,00 Euro
Hardcover

Der Ausstoß an Science Fiction bei Piper ist, verglichen mit dem weit umfangreicheren Fantasy-Programm, sehr überschaubar. Allerdings: wenn dann mal ein Titel erscheint, ist es zumeist ein echter Klassiker oder auch ein richtiger Kracher (manchmal auch beides zugleich) wie im Fall

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Meist beginnt es mit Ayn Rand

von am 5. Juni 2023 Kommentare deaktiviert für Meist beginnt es mit Ayn Rand

Jerome Tuccille
MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND. Libertäre Geschichte(n).
Überarbeitete und aktualisierte Ausgabe.
Ü: Cornelia Kähler
(It Usually Begins With Ayn Rand / 1971 & 2012)
Grevenbroich, Lichtschlag, 2016, 308 S.
ISBN 978-3-939562-53-5 / 18.90 Euro

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Titel dieses Buches ist ebenso falsch wie genial. Er dient offensichtlich einzig dem Zweck, Bücherwürmer wie mich anzulocken und auf den Haken zu spießen, von dem wir dann nicht mehr loskommen.

Es handelt sich bei MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND um ein Sachbuch, in dem der US-amerikanische Autor und libertäre Politiker Jerome Tuccille von seinem Leben als Zoon politikon berichtet – und der Anteil, den Ayn Rand daran hat, ist vergleichsweise bescheiden und überschaubar, obwohl sie (wie ein Stehaufteufelchen) an den unmöglichsten Stellen immer wieder kurz auftaucht.

Wer also nur etwas über die Erfinderin des Objektivismus und Autorin höchst einflussreicher Bücher erfahren will, kann an dieser Stelle aussteigen.

Für alle anderen lohnt es sich vielleicht, noch ein paar Zeilen weiterzulesen, denn Jerome Tuccille gehört zu einer sehr seltenen Spezies – er ist ein hochintelligent und unterhaltsam schreibender Mensch, der seinen Lebensweg mit viel Selbstironie betrachtet und dabei nicht nur Einblicke in das Innere der amerikanischen Politik gibt, sondern meinungsstarke Urteile über eine ganze Reihe von (linken wie rechten) Anhängern und Vertretern dieses Systems vertritt, in dem er über viele Jahrzehnte selbst mitgemischt hat.

Der 1937 geborene Tuccille kam als Student über Romane wie ATLAS SHRUGGED und THE FOUNTAINHEAD in Ayn Rands Bannkreis, lernte die Philosophin selbst kennen, gehörte kurz zu ihrem inneren Zirkel und verließ diesen dann wieder, abgestoßen von Rands absolutistischen Ansprüchen und ihrer Humorlosigkeit. Obwohl zeitlebens ein Libertärer, versuchte Tuccille immer wieder, die extremen Ränder der amerikanischen Rechten und Linken miteinander ins Gespräch zu bringen und über alles Trennende hinweg Gemeinsamkeiten zu finden. Dieses Ausgleichende, Vermittelnde, und dabei immer neugierig Suchende, brachte ihn dazu, sich 1974 als libertärer Kandidat für den New Yorker Gouverneursposten aufstellen zu lassen, was gründlich schief ging. Danach verdiente er sein Geld als Autor von Ratgebern, Sachbüchern und Romanen.

Neben dem hier vorliegenden autofiktionalen Bestseller MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND schrieb Tuccille eine Reihe von sehr erfolgreichen Biografien, unter anderem über die Texanische Hunt-Dynastie, den Notenbank-Chef Alan Greenspan (dessen Anhänglichkeit an Ayn Rands Ideale bereits im großartigen Titel ALAN SHRUGGED offenbart werden), den Zeitungsmogul Rupert Murdoch, über Ernest Hemingway und Martha Gelhorn, sowie, bereits 1985, über Donald Trump. Bis zu seinem Tod 2017 veröffentlichte Tuccille mehr als dreißig Titel, größtenteils Bestseller in den Vereinigten Staaten, von denen es jedoch nur die Biografien von Trump, Hunt und Murdoch schafften, ins Deutsche übersetzt zu werden.

Und nun also endlich MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND, dessen Lektüre mir, neben einigen erschütternden Einblicken in die Psyche US-amerikanischer Präsidenten, vor allem eine durchgehend vergnügliche Zeit mit einem wunderbaren Plauderer bescherte.
Ein Sachbuch mit sehr hohem Unterhaltungswert – ein „guter Fang“ für einen Bücherwurm.

Horst Illmer

Jerome Tuccille
MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND. Libertäre Geschichte(n).
Überarbeitete und aktualisierte Ausgabe.
Ü: Cornelia Kähler
(It Usually Begins With Ayn Rand / 1971 & 2012)
Grevenbroich, Lichtschlag, 2016, 308 S.
ISBN 978-3-939562-53-5 / 18.90 Euro

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Titel dieses Buches ist ebenso falsch wie genial. Er dient offensichtlich einzig dem Zweck, Bücherwürmer wie mich anzulocken und auf den Haken zu

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Der schlauste Mann der Welt

von am 29. Mai 2023 1 Kommentar

Andreas Eschbach
DER SCHLAUSTE MANN DER WELT. Roman
Köln, Lübbe, 2023, 222 S.
ISBN 978-3-7857-2849-9
Hardcover / 22,00 Euro

Jens Leunich, der „Held“ im neuen Buch von Andreas Eschbach, ist mit Sicherheit nicht „der Schlauste Mann der Welt“, aber in der Kategorie „Größtmöglicher Glückspilz“ gebührt ihm schon einer der Spitzenplätze. Am Ende allerdings …

Doch wir wollen ja nicht vorgreifen, gerade die Romane Eschbachs vertragen es oftmals gar nicht, wenn zu viel vom Inhalt bekannt ist. Darum hier nur eine oberflächliche Inhaltsangabe: Einem jungen Mann widerfahren in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts einige bemerkenswerte Dinge, die ihn letztlich in die Lage versetzen, sein weiteres Leben ohne „Arbeit“ oder ähnliche Tätigkeiten zu verbringen, was er ausführlich und eloquent zu begründen weiß. Dabei keimt im Hintergrund allerdings immer mehr der Verdacht, dass es sich um einen sehr „unzuverlässigen Erzähler“ handelt, der in DER SCHLAUSTE MANN DER WELT das Sagen hat …

Für mich kam Eschbachs Roman zufällig genau in eine Phase, in der ich mich gerade wieder einmal mit Ayn Rand und ihrer Vision eines „egoistischen Kapitalismus“ (literarisch geformt in ihrem Opus Magnum ATLAS SHRUGGED) beschäftigt hatte. Kurz vor Eschbach hatte ich die Lektüre von Jerome Tuccilles Erinnerungsbuch MEIST BEGINNT ES MIT AYN RAND beendet – und da passte DER SCHLAUSTE MANN DER WELT wie die Faust aufs berühmte Auge.

(Erlaubt sei mir hier eine kleine Abschweifung – Harry Rowohlt möge es mir verzeihen – zu einigen anderen Büchern Eschbachs: Geld und der Umgang damit gehören zu den wiederkehrenden Themen des Autors, zuletzt in FREIHEITSGELD, wo das „bedingungslose Grundeinkommen“ unter die Lupe genommen wird, zuvor, 2004, in der Anthologie EINE TRILLION EURO und – natürlich – in EINE BILLION DOLLAR aus dem Jahr 2001. Und ich scheue mich nicht, dieses Werk als meine „Nemesis“ im Eschbach-Kanon zu bezeichnen, hat mir der gute Andreas doch durch ein unfassbar schlechtes Ende den Genuss der vorherigen 900 Seiten ordentlich verdorben. Was uns zurückbringt zum vorliegenden Buch.)

DER SCHLAUSTE MANN DER WELT entwickelte sich vor diesem Hintergrund für mich zum philosophischen Bindeglied zwischen Ayn Rands Ideen und den, wie immer bei Eschbach, herausragend recherchierten Ausführungen über den weltweiten Finanzkapitalismus und seine Schwachpunkte. Ich habe keine Ahnung, ob Eschbach Ayn Rand überhaupt kennt, bzw. ihre Bücher gelesen hat, aber Jens Leunich agiert durchgängig wie ein bewusst angelegter Gegenpart zu Rands sprichwörtlich gewordenem John Galt.
(Mehr dazu würde viele Seiten füllen, deshalb breche ich hier ab. Lest doch einfach selbst.)
Und das Ende hat Andreas Eschbach diesmal auch so hinbekommen, dass ich nix dran auszusetzen habe.

Horst Illmer

Andreas Eschbach
DER SCHLAUSTE MANN DER WELT. Roman
Köln, Lübbe, 2023, 222 S.
ISBN 978-3-7857-2849-9
Hardcover / 22,00 Euro

Jens Leunich, der „Held“ im neuen Buch von Andreas Eschbach, ist mit Sicherheit nicht „der Schlauste Mann der Welt“, aber in der Kategorie „Größtmöglicher Glückspilz“ gebührt ihm schon einer der Spitzenplätze. Am Ende allerdings …
Doch wir wollen ja nicht vorgreifen, gerade die Romane Eschbachs vertragen es

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Babel

von am 22. Mai 2023 Kommentare deaktiviert für Babel

R. F. Kuang
BABEL. Roman.
Ü: Heide Franck und Alexandra Jordan
(BABEL: OR THE NECESSITY OF VIOLENCE. AN ARCANE HISTORY OF THE OXFORD TRANSLATORS' REVOLUTION / 2022)
Köln, Eichborn, 2023, 733 S. / 26,00 Euro
ISBN 978-3-8479-0143-3
Hardcover mit Lesebändchen

Wenn sich englische, amerikanische und deutsche Literaturkritiker*innen durchgängig einig sind und den Urban-Fantasy-Roman einer noch vergleichsweise neuen Autorin über den grünen Klee loben, dann schaue ich gerne einmal genauer hin, denn solche Urteilsüberschneidungen sind tatsächlich viel seltener als man denkt.

Geschehen ist dies jetzt wieder bei BABEL von Rebecca F. Kuang, einer chinesisch-amerikanischen Geisteswissenschaftlerin, die seit 2018 schreibt und inzwischen fünf Romane veröffentlicht hat. Bereits für ihre THE POPPY WAR-Trilogie (auf Deutsch bei Blanvalet unter dem Serientitel IM ZEICHEN DER MOHNBLUME erschienen) erhielt sie viel Lob und war für fast alle Fantastik-Preise nominiert. Während Kuang dort aber über ein fiktives China mit Fantasy-Einschlag schreibt, steht in BABEL das englische Städtchen Oxford um 1830 im Mittelpunkt des 730-Seiten-Schmökers. Allerdings gibt es einige Unterschiede zwischen dem uns bekannten Geschichtsverlauf und der Alternativfassung bei Kuang. So beherrscht das Britische Empire die Welt nicht nur mit überlegener Strategie und besseren Waffen, sondern auch, weil in Oxford das „Königliche Institut für Übersetzungen“ existiert. Es hat seinen Sitz in einem turmartigen Gebäude, das allgemein als „Babel“ bekannt ist – und man lehrt dort nicht nur Sprachen, sondern auch Silbermagie!

In diesem Setting sollen nun vier neue Schüler*innen in die Geheimnisse von Babel eingeweiht werden, dort das Übersetzen und Zaubern lernen und mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen die Macht des Empire vergrößern und seinen Reichtum mehren – allerdings sind Robin, Ramy, Letty und Victoire außergewöhnlich begabte junge Menschen und ihre Vorstellungen von Recht und Ordnung andere als die ihrer Lehrer und Förderer. Das führt zu Konflikten, deren Tragweite das ganze Weltreich erschüttern …

Das monumentale Werk von Kuang war sicherlich (auch wegen der vielen darin verwendeten Sprachen und der zitierten Originalwerke) eine Herausforderung für die Übersetzerinnen Heide Franck und Alexandra Jordan. Zudem hat Kuang nicht nur in den USA und China gelebt, sondern auch einige Zeit in Oxford studiert, was die Anforderungen nochmals erhöht haben dürfte. Trotzdem ist BABEL wunderbar flüssig zu lesen. Als kleiner Wermutstropfen bleibt einzig, dass der Originaltitel des Buches auf ein einziges Wort verkürzt wurde, lautete er doch in aller epischen Anschaulichkeit BABEL: OR THE NECESSITY OF VIOLENCE. AN ARCANE HISTORY OF THE OXFORD TRANSLATORS' REVOLUTION.

Horst Illmer

R. F. Kuang
BABEL. Roman.
Ü: Heide Franck und Alexandra Jordan
(BABEL: OR THE NECESSITY OF VIOLENCE. AN ARCANE HISTORY OF THE OXFORD TRANSLATORS' REVOLUTION / 2022)
Köln, Eichborn, 2023, 733 S. / 26,00 Euro
ISBN 978-3-8479-0143-3
Hardcover mit Lesebändchen

Wenn sich englische, amerikanische und deutsche Literaturkritiker*innen durchgängig einig sind und den Urban-Fantasy-Roman einer noch vergleichsweise neuen Autorin über den grünen Klee loben, dann schaue ich gerne

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Gameshow – Der Preis der Gier

von am 15. Mai 2023 Kommentare deaktiviert für Gameshow – Der Preis der Gier

Franzi Kopka
GAMESHOW – DER PREIS DER GIER. Roman.
Frankfurt, Sauerländer, 2023, 440 S.
ISBN 978-3-7373-5947-4 / 18,00 Euro
Hardcover

Romane, in denen die Mitspieler einer weltweit ausgestrahlten TV-Show um ihr Leben kämpfen müssen, sind inzwischen ja schon fast ein eigenes Genre im Bereich der Science Fiction. Angefangen beim legendären MILLIONENSPIEL aus dem Jahr 1970 über den RUNNING MAN-Blockbuster bis hin zu den TRIBUTEN VON PANEM (2012–2015).

Und wie es bei solchen Dingen halt so ist: das Publikum will immer mehr. Am Leid der Anderen sieht sich einfach niemand satt.

Nach dem mit dem Kurd Laßwitz Preis prämierten Roman NEONGRAU von Aiki Mira aus dem letzten Jahr ist zum Jahresbeginn 2023 bei Sauerländer nun der Debütroman GAMESHOW – DER PREIS DER GIER der 1990 geborenen Rheinländerin Franzi Kopka erschienen. Einhundert Jahre in der Zukunft scheint sich das Leben der meisten Bewohner von New London nur noch um die „Gameshow“ zu drehen: entweder schaut man zu und fiebert mit (allerdings mehr um die eigenen Wetteinsätze als um das Überleben der Teilnehmer) – oder man versucht, es selbst in die Show zu schaffen. Denn ein Sieg dort gilt gleichzeitig als Ticket zum Aufstieg in die Welt der Reichen und Mächtigen. Auf über 400 Seiten zieht Kopka ihre Leser*innen immer tiefer in die Welt von Cass und Jax, die einen Pakt geschlossen haben, um die nächste „Gameshow“ als Siegerpärchen zu gewinnen. Allerdings: die Regeln werden von anderen gemacht – und für die Veranstalter zählt allein die Quote …

Da der Roman mit einem brutalen cliffhanger endet, erfreut es uns, dass die Fortsetzung GAMESHOW – DAS VERSPRECHEN VON GLÜCK bereits für den Herbst 2023 angekündigt ist.

Horst Illmer

Franzi Kopka
GAMESHOW – DER PREIS DER GIER. Roman.
Frankfurt, Sauerländer, 2023, 440 S.
ISBN 978-3-7373-5947-4 / 18,00 Euro
Hardcover

Romane, in denen die Mitspieler einer weltweit ausgestrahlten TV-Show um ihr Leben kämpfen müssen, sind inzwischen ja schon fast ein eigenes Genre im Bereich der Science Fiction. Angefangen beim legendären MILLIONENSPIEL aus dem Jahr 1970 über den RUNNING MAN-Blockbuster bis hin zu den TRIBUTEN VON

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Der Vagabund der Unendlichkeit

von am 10. Mai 2023 Kommentare deaktiviert für Der Vagabund der Unendlichkeit

Julio Ribera (Bilder) & Christian Godard (Text)
DER VAGABUND DER UNENDLICHKEIT. Integral-Ausgabe.
Band 1 – ZUM UNMÖGLICHEN STERN.
Übersetzung: Klaus Jöken; Kommentar: Peter Nover
(Le Vagabond des Limbes, Band 1 bis 4, 1975–1979)
Leipzig, Kult Comics, 2023, 232 S.
ISBN 978-3-96430-270-0 / 39,00 Euro
Hardcover

Gut zwanzig Jahre nach dem Ende der Comic-Reihe LE VAGABOND DES LIMBES (und nur zwei Jahre nach meinem in der phantastisch! 81 im Januar 2021 formulierten Wunsch nach einer deutschen Komplett-Ausgabe) gibt es für die Anhänger dieser in Deutschland bisher unter dem Serientitel DIE VAGABUNDEN DER UNENDLICHKEIT schändlich misshandelten Geschichte ein Happy End! Der Leipziger Verlag Kult Comics bringt ab sofort eine „Integral“-Ausgabe von DER VAGABUND DER UNENDLICHKEIT in acht großformatigen Hardcoverbänden heraus.

Band 1 ZUM UNMÖGLICHEN STERN ist bereits erschienen und beinhaltet die Alben 1 bis 4 der Originalserie die zwischen 1975 und 1979 erschienen sind. Dazu gibt es ein Vorwort von Reihenredakteur Peter Nover und zu jedem Abenteuer umfangreiche Anmerkungen mit jeder Menge exklusivem Bildmaterial. Die beiden Schöpfer der Kult-Serie waren der spanische Zeichner Julio Ribera (1927–2018), der 1954 nach Frankreich ging und dort 1975 gemeinsam mit dem 1932 geborenen französischen Texter Christian Godard das Science-Fiction-Abenteuer LE VAGABOND DES LIMBES aus der Taufe hob. Nach mehr als fünfundzwanzig Jahren und dreißig Bänden, in denen Axle Munshine seiner Traum-Liebe Shimere quer durch die Galaxis und alle vorstellbaren Dimensionen nachgejagt war, fand seine Suche 2003 in Band 31 einen zufriedenstellenden und doch überraschenden Abschluss.

Neben der normalen gibt es bei Kult Comics auch eine Vorzugs-Ausgabe (99 Exemplare) mit einem von Godard signierten Ex Libris und einem Variant-Cover.

Unverzichtbar!

Horst Illmer

Julio Ribera (Bilder) & Christian Godard (Text)
DER VAGABUND DER UNENDLICHKEIT. Integral-Ausgabe.
Band 1 – ZUM UNMÖGLICHEN STERN.
Übersetzung: Klaus Jöken; Kommentar: Peter Nover
(Le Vagabond des Limbes, Band 1 bis 4, 1975–1979)
Leipzig, Kult Comics, 2023, 232 S.
ISBN 978-3-96430-270-0 / 39,00 Euro
Hardcover

Gut zwanzig Jahre nach dem Ende der Comic-Reihe LE VAGABOND DES LIMBES (und nur zwei Jahre nach meinem in der phantastisch! 81 im

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Der freie Mensch

von am 8. Mai 2023 Kommentare deaktiviert für Der freie Mensch

GerdHorst schreibt viele Rezis für unsere Seite und trägt damit zur Vielfalt und Diversität bei. Wie jeder unserer Autoren hat er einen ganz eigenen und subjektiven Blick auf die Szene. Dieser einzigartige Blickwinkel steht ab und an ein wenig außerhalb meines eigenen Horizontes. Ich selbst bin natürlich außer Fanboy auch noch Verkäufer und Ladeninhaber. Deswegen gibt es ab und an auch Bücher, die mir weniger munden, weil Beispielsweise die Konditionen sehr schlecht sind, das Werk nicht mehr lieferbar oder im niedergelassenen Buchhandel nicht zu bestellen ist. Ich habe "Atlas Shrugged" in der letzten lieferbaren Version gelesen und erkenne den Stellenwert dieses Werkes an, auch wenn ich selbst eine komplett andere Perspektive habe. Man muss das Werk sicherlich im Kontext des Zeitgeschehens betrachten und die Vorgeschichte der Autorin in die Rezeption einbeziehen. Dass es bis heute vor allem in den Staaten zu den Standartwerken gezählt wird ist mir völlig unverständlich.

Bei der aktuellen, von Horst rezensierten Ausgabe muss ich unbedingt darauf hinweisen, dass die Beschaffung auf regulären Buchhandelswegen nicht möglich ist. Wenn ihr diese Version also käuflich erwerben wollt und das bei uns im Laden tun wollt, dann müsst ihr sehr lange Lieferfristen einplanen. Sorry, aber das ist leider so.

Ayn Rand
DER FREIE MENSCH.
(Atlas Shrugged / 1957)
Ü: Michael & Thomas Görden
Müncheberg, thinkum Verlag, 2021, 1487 S.
ISBN 978-3-949522-00-0 / 59,99 EURO

Frühere deutsche Titel:
ATLAS WIRFT DIE WELT AB / WER IST JOHN GALT? / DER STREIK

Die amerikanische Philosophin und Autorin Ayn Rand (1905–1982) gehört in den USA zu den einflussreichsten Gestalten im Geistesleben des 20. und 21. Jahrhunderts. Die meisten ihrer Werke erschienen auch in Deutschland, fanden hier jedoch nur wenig Zuspruch. Leider war auch ihr Hauptwerk, der utopische Roman ATLAS SHRUGGED, trotz mehrerer Auflagen und unterschiedlicher Ausgaben immer nur für kurze Zeit lieferbar. Zehn Jahre nachdem sich zuletzt ein norddeutscher Ayn Rand-Fan von seinen Ersparnissen getrennt und einen Verlag für die auch von ihm bezahlte Übersetzung gegründet hat, liegt jetzt seit August 2021 mit DER FREIE MENSCH eine weitere Neuübersetzung in dem ebenfalls neuen – und vermutlich auch extra für diese Veröffentlichung gegründeten – thinkum Verlag vor.

Eine Inhaltsangabe, die auch nur annähernd alles im Buch Vorkommende ansprechen würde, müsste den Rahmen dieser Besprechung bei weitem sprengen und könnte trotzdem das daran Faszinierende nicht wirklich erklären. Trotzdem ein ganz kurzer Überblick:

In einer Zeit, in der die sozialen und politisch-kulturellen Probleme in den USA groteske Ausmaße annehmen, versucht eine Koalition aus „Gleichmachern“ und „Volksfreunden“ mit immer größer werdender Unverschämtheit, die Macht an sich zu reißen und den freien Handel zu beschneiden.
Als Gegenreaktion verlassen viele angesehene Männer und Frauen ihre Posten, ihre Firmen, ja sogar ihre Familien und verschwinden einfach. Niemand kann sagen wohin und weshalb.
Mittels Notstandsgesetzgebung und Erpressung regiert von Washington aus eine Männerriege, die ihre Politik bei alkoholgeschwängerten Treffen in Clubs abspricht und alle Hemmungen fallen lässt, je mehr sich Intellektuelle, Wissenschaftler und habgierige Industrielle mit ihren Methoden abfinden bzw. sie sogar begrüßen und rechtfertigen.
Anhand zweier Einzelschicksale erzählt die Autorin vom letztlich vergeblichen Widerstand einer ebenso intelligenten wie kapitalstarken Elite, die der großen Masse der „Schmarotzer“ unterlegen ist. Diese ziehen sich in ein abgelegenes Tal in den Rocky Mountains zurück und brechen alle Brücken nach draußen ab. Es muss erst alles zusammenbrechen, bevor die dazu „Fähigen“ den Laden übernehmen und wieder aufbauen können – natürlich unter dem Zeichen des Dollars.

Stilistisch ist das Buch eine Mischung von Liebes-, Abenteuer- und Zukunftsroman, vermengt mit Theorie und Philosophie. Ayn Rand ist eine ausgezeichnete Erzählerin, die weiß, wann sie das Tempo anziehen muss, wann sie dem Leser Verschnaufpausen gönnen kann und wie viel theoretische Abhandlung ein Gespräch verträgt, bevor es langweilig wird. An einigen Stellen allerdings geht die Leidenschaft für ihre Idee mit ihr durch, und sie versprüht diese Begeisterung in einem die Leser erschöpfenden Ausmaß.
Diese Idee geht von einem elitären Standpunkt aus, der nur die persönliche Leistung anerkennt. Der Mensch muss zu seinen Taten und Gedanken stehen, keine Religion, keine Philosophie ist gestattet, welche Schwäche entschuldigt oder Verantwortung auf andere Schultern lädt. Es ist eine Idee, in der der Wohlfahrtsstaat nicht möglich ist und keine soziale Marktwirtschaft vorkommt. Kapitalismus und Egoismus pur – wobei Ayn Rand davon ausgeht, dass es positive Ergebnisse nach sich zieht, wenn jeder Mensch nach seinem „Wert“ behandelt wird.

Mit DER FREIE MENSCH liegt eine kapitalistische Utopie vor. Damit gehört das Buch zu einer äußerst seltenen literarischen Spezies, da solche Gedankengebäude zumeist „links“ stehen. In den Zeiten der täglichen Nachrichten über nicht mehr zu finanzierende Staatsleistungen und der politischen Verwerfungen in den USA, erscheint es dringend nötig, sich Gedanken über die Hintergründe dieser Entwicklungen zu machen.
Das Buch von Ayn Rand bietet zum Mindesten jede Menge Stoff für rege Diskussionen – und einen Einblick in das Innerste der amerikanischen Wirtschafts-Seele.

Horst Illmer

Horst schreibt viele Rezis für unsere Seite und trägt damit zur Vielfalt und Diversität bei. Wie jeder unserer Autoren hat er einen ganz eigenen und subjektiven Blick auf die Szene. Dieser einzigartige Blickwinkel steht ab und an ein wenig außerhalb meines eigenen Horizontes. Ich selbst bin natürlich außer Fanboy auch noch Verkäufer und Ladeninhaber. Deswegen gibt es ab und an

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Drei Phasen der Entwurzelung – Oder Die Liebe der Schildkröten

von am 5. April 2023 Kommentare deaktiviert für Drei Phasen der Entwurzelung – Oder Die Liebe der Schildkröten

Lisa Jenny Krieg
DREI PHASEN DER ENTWURZELUNG ODER DIE LIEBE DER SCHILDKRÖTEN.
Aachen, Wortschatten Verlag, 2022, 464 S.
ISBN 978-3 96964-028-9 / Kartoniert / 17,00 Euro

Manchen Büchern merkt man schon an ihren Titeln an, dass sie für ihre Autor*innen eine schwere Geburt waren. So lautet der etwa bei Lisa Jenny Kriegs Erstling DREI PHASEN DER ENTWURZELUNG ODER DIE LIEBE DER SCHILDKRÖTEN. Aufgeteilt in drei Großkapitel erzählt Krieg vom Leben dreier Frauen, die nicht nur, aber vor allem durch familiäre Bande zusammengehören, und die doch jede für sich gezwungen wird, ihr Schicksal ohne die jeweils anderen anzunehmen und neue, eigene Wege zu finden.

Mehr als 150 Jahre in der Zukunft versucht die Menschheit verzweifelt ihr Überleben in einer immer feindseligeren Umwelt zu sichern, indem sie auch die letzten Hemmungen fallen lässt und mittels der fortschrittlichsten Biotechnik Hybridwesen erschafft, deren genetischer Quellcode teilweise von Meerestieren stammt. Obwohl es erste Erfolge gibt, sind die gesellschaftlichen Widerstände zu groß und die Ergebnisse nicht wie gewünscht. Dass das Leben „immer einen Weg findet“, wissen wir ja nicht erst seit JURASSIC PARK – und was alles dabei schief geht, erzählen uns die Geschichten um Pandora und den Zauberlehrling.

Kriegs Neufassung dieser Schöpfungsmythen besticht durch gleich mehrere ungewöhnliche Ansätze. Da ist zum einen eine radikal-weibliche Sichtweise der Protagonistinnen, deren Handlungen und Überlegungen oftmals in einem sehr intimen Einblick in ihren Bewusstseinsstrom mitgeteilt werden. Die Handlungsorte sind in Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel sowie den sie umgebenden Gewässern angesiedelt und spiegeln, ähnlich wie die Tätigkeiten und Interessen ihrer Figuren das Lebensumfeld der Autorin.

Und dann (als Wichtigstes) ist da noch die Tatsache, dass Lisa Jenny Krieg einfach eine herausragende Erzählerin ist. Ihre Geschichte entwickelt von Beginn an einen unwiderstehlichen Sog, ihre Sprache ist vollmundig, weltzugewandt und trotz aller technischen Präzession märchenhaft heimelig.

Als Beispiel möge die folgende Szene am Lagerfeuer zweier Forscherinnen dienen, die den sie umgebenden Wald kartieren: „Lokapi faltet Savannas Karte zusammen und steckt sie in die Tasche ihres Gewands, aber nicht, bevor sie nicht ein paar orangene Webervögel herausholt, die gerade dabei waren, ein Nest zu bauen. Entrüstet fliegen sie weg.“ (S. 417).

Horst Illmer

Lisa Jenny Krieg
DREI PHASEN DER ENTWURZELUNG ODER DIE LIEBE DER SCHILDKRÖTEN.
Aachen, Wortschatten Verlag, 2022, 464 S.
ISBN 978-3 96964-028-9 / Kartoniert / 17,00 Euro

Manchen Büchern merkt man schon an ihren Titeln an, dass sie für ihre Autor*innen eine schwere Geburt waren. So lautet der etwa bei Lisa Jenny Kriegs Erstling DREI PHASEN DER ENTWURZELUNG ODER DIE LIEBE DER SCHILDKRÖTEN. Aufgeteilt in

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Welch eine Ehre – Nominierung für den Kurd Laßwitz Preis

von am 15. März 2023 6 Kommentare

Vor ein paar Wochen haben wir die E-Mail mit der Ankündigung bekommen, seit heute ist es offiziell. Wir wurden für den Kurd Laßwitz Preis in der Kategorie langjährige Verdienste nominiert. In der Mail wurden wir ganz höflich gefragt, ob wir ein Veto einlegen wollen. Natürlich nicht. Auf keinen Fall. Auch wenn wir diese Ankündigung erstmal verdauen mussten. Für mich war der Kurd Laßwitz Preis immer die größte Ehre, die einem aktiven Mitwirkenden der Phantastik Szene im deutschsprachigen Raum widerfahren kann. All die Preisträgerinnen und Preisträger die ich kennenlernen durfte oder sogar gut kenne, sind brillante Köpfe, die wirklich viel für die Szene oder herausragende Arbeit innerhalb der Phantastik geleistet haben. Auch aus den Reihen unserer "Lokal Heros" gibt es eine ganze Reihe Preisträger. Horst Illmer (auch aktuell wieder nominiert), Christian Endres und Klaus Bollhöfener, die diesen Preis in jeweils unterschiedlichen Kategorien für sich gewinnen konnten. Natürlich kenne oder kannte ich auch ein paar andere Preisträger seit langen Jahren. Teilweise sind oder waren sie schon langjährige Begleiter meines Vaters. Selbst von den internationalen Preisträgern durfte ich einige kennenlernen. Teilweise als Kind im Anhang von Hermke, teilweise im Verlauf meiner eigenen aktiven Zeit. Mit etwas Glück kommt in diesem Jahr die erste "Local Heroine" dazu, denn konkurrierend mit Horst Illmer ist ebenfalls in der Kategorie beste Übersetzung auch Matita Leng als weitere Würzburgerin nominiert!

Ganz aktuell war es mir eine Ehre zwei weitere Preisträger für unsere Jubiläumsfeier gewinnen zu können und somit auch kennenzulernen.

Zum einen Aiki Mira, die 2022 mit der Erzählung Utopie 27 gewonnen hat. In der aktuellen Auswahl ist Aiki sogar zweimal in der Kategorie bester Roman, dreimal in der Kategorie beste Erzählung und in der Kategorie bester Sachtext vertreten. Gratulation dazu!

Zum zweiten Michael Marrak, der bereits drei mal den besten Roman, einmal die beste Erzählung und ebenfalls drei mal das beste Titelbild gewinnen konnte.

Absoluter Wahnsinn! Und wir sollen da jetzt als Laden auch irgendwie nominiert sein… Das muss man erstmal verdauen. Da muss man erstmal drüber nachdenken. Haben wir das verdient? Sind wir wirklich so wichtig? Ich bin eigentlich recht froh, dass ich mit der letztendlichen Entscheidung nichts zu tun habe. Trotzdem habe ich mir natürlich auch meine Gedanken dazu gemacht und ganz ehrlich? Es ist schon eine ganze Stange, die wir, also mein Vater Hermke, Bernie und ich über die letzten vier Jahrzehnte mit dem Laden gerissen haben. Gerade die Podcast Reihe: Hermkes Historie hat ja schon vieles davon gezeigt. Wenn ich unsere Veranstaltungen der letzten Jahrzehnte addiere, kommt ein ganz schönes Who is Who der Szene zusammen. Wir haben die Phantastik immer hoch gehalten, die frohe Botschaft verbreitet und waren über all die Jahre ein Dreh- und Angelpunkt und eine Anlaufstelle für die ganze Szene. Vielleicht kommt es nicht von ungefähr, dass sich unter unseren "Local Heroes" eine ganze Menge Preisträger befinden.

Nicht, dass wir allein die Urheber oder die Helden wären. Irgendwie ist das, was Hermke damals begonnen hat eben zu einem Kern geworden. Zu einem Zuhause für Fans und Aktive. Und genau das macht den Laden aus. Sollten wir diesen Preis gewinnen und überhaupt schon, dass wir nominiert sind, kommt nicht von uns dreien. Hermke, Bernie und Gerd, sondern von uns allen. Von euch, die ihr genauso zum Laden gehört, wie unsere Bücher. Die ihr aktiv dazu beitragt, dass wir in Würzburg eine tolle und lebendige Szene haben. Dass es Spaß macht, mit euch zusammen zu feiern, mit euch zusammen Events zu erleben. Vom Kunden bis hin zum aktiven Unterstützer. Wenn, dann geht dieser Preis an die Szene in Würzburg. Und dann ist die Nominierung auch verständlich und gerechtfertigt.

Ja, wir haben eine lange Zeit in der Szene für die Szene gewirkt. Wir versuchen täglich unser Bestes zu geben. Wir bloggen, wir podcasten, wir organisieren Lesungen und Signierstunden… Ich habe jetzt lange genug darüber nachgedacht und freu mich wie ein kleines Kind. Wir alle. Mein Vater, Bernie und ich. Welch eine Ehre.

Vor ein paar Wochen haben wir die E-Mail mit der Ankündigung bekommen, seit heute ist es offiziell. Wir wurden für den Kurd Laßwitz Preis in der Kategorie langjährige Verdienste nominiert. In der Mail wurden wir ganz höflich gefragt, ob wir ein Veto einlegen wollen. Natürlich nicht. Auf keinen Fall. Auch wenn wir diese Ankündigung erstmal verdauen mussten. Für

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Street Cop

von am 15. März 2023 Kommentare deaktiviert für Street Cop

Robert Coover
STREET COP.
Übersetzt von Clemens Meyer
Illustrationen von Art Spiegelman
(STREET COP / 2020)
Frankfurt/M., Berlin, S.Fischer, 2023, 132 S.
ISBN 978-3-10-397529-1 / 22,00 Euro

Der S.Fischer Verlag hat seinen Lesern zum 75. Geburtstag des Comic-Bestseller-Autors & -Zeichners Art Spiegelman (am 15. Februar 2023) ganz überraschend ein neues Buch geschenkt. Das kleinformatige und kaum 130 Seiten umfassende Werk enthält eine Science-Fiction-Geschichte von Robert Coover und trägt den Titel STREET COP. Spiegelman tritt hier als Illustrator an Coovers Seite. Er fertigte den Umschlag sowie zwanzig farbige Bilder an, die Spiegelman dabei zeigen, wie er, in absoluter Höchstform, einen Spaziergang durch die Comic-Historie hinlegt. Von Winsor McCay über EC-Grusel-Comics bis hin zu Robert Crumbs U-Comix und seinen eigenen MAUS-Geschichten reichen die Zitatsplitter, wobei jederzeit das Spiegelman-Original erkennbar bleibt.
Worum geht es in STREET COP? Coover wollte vor allem an Stelle eines Privatdetektivs oder eines Kriminalbeamten einmal einen ganz gewöhnlichen Straßen-Polizisten zur zentralen Figur einer Geschichte machen. Sein Ich-Erzähler ist ein leicht trotteliger Verlierertyp, der mit der neuen Technik in einem zukünftigen New York nicht so richtig zurechtkommt. Das beginnt mit der sexy KI-Assistentin auf seinem Diensthandy und hört mit den sich unablässig verschiebenden Straßenzügen aus dem 3D-Drucker, die ständig irgendwo in der Stadt auftauchen, noch lange nicht auf. Trotzdem versucht er, seinen Job zu erledigen, so gut es eben möglich ist in dieser surreal anmutenden neuen Welt. Selbst wenn es dabei um mysteriöse Todesfälle oder illegale Geschäfte mit echten Zombies geht. Als ihm im Laufe eines sehr langen Arbeitstages langsam klar wird, dass ihn seine Vorgesetzten und die Nachrichtenmedien zum Abschuss freigegeben haben, kommen ihm seine Erfahrungen als ehemaliger Drogendealer zugute. Es entwickelt sich eine atemberaubende Hetzjagd durch den Big Apple, die schon fast filmreif genannt werden kann. Auf der einen Seite verfolgt ihn eine unsichtbare, anonyme und unpersönliche Bürokratie, auf der anderen Seite verhelfen ihm fliegende Oldtimerautos, die Gäste einer Nudisten-Bar und eine ebenso verliebte wie untote Mutantin immer wieder zur Flucht.
Robert Coovers kurze Erzählung ist stilistisch so dicht gepackt, dass daraus auch ein weit umfangreicherer Science-Fiction-Roman in der Nachfolge des frühen Philip K. Dick hätte werden können. Hier wirken dann auch Spiegelmans Illustrationen imaginationsfördernd: die Doppelseite, die den Besuch des Street Cops in der „Zoohandlung Living Dead“ zeigt, spart dem Autor locker zwanzig Seiten ausführlicher Beschreibung – und bringt in Kleindetails auch noch den hintergründigen Humor des Ganzen zum Vorschein.
Jedenfalls steckt in dem relativ kleinen Büchlein weit mehr, als ihm auf den ersten Blick anzusehen ist. Ich empfehle, einfach mal rein zu schnuppern – da zeigen zwei Altmeister, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören!

Horst Illmer

Robert Coover
STREET COP.
Übersetzt von Clemens Meyer
Illustrationen von Art Spiegelman
(STREET COP / 2020)
Frankfurt/M., Berlin, S.Fischer, 2023, 132 S.
ISBN 978-3-10-397529-1 / 22,00 Euro

Der S.Fischer Verlag hat seinen Lesern zum 75. Geburtstag des Comic-Bestseller-Autors & -Zeichners Art Spiegelman (am 15. Februar 2023) ganz überraschend ein neues Buch geschenkt. Das kleinformatige und kaum 130 Seiten umfassende Werk enthält eine Science-Fiction-Geschichte von Robert Coover und

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CAMP 4

von am 13. März 2023 Kommentare deaktiviert für CAMP 4

Volker Hamann & Matthias Hoffmann (Hrsg.)
CAMP 4
Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur
Barmstedt, Edition Alfons, 2022, 140 S.
Großformat / 19,00 Euro

Ende des Jahres 2022 erschien die langerwartete, heißersehnte Ausgabe Nummer 4 von CAMP, dem weltbesten Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur. Nach dreijähriger Pause hatten die Herausgeber Volker Hamann und Matthias Hofmann endlich genug Material zusammen (und die nötige Zeit für ihr Lieblingsprojekt auf der Zeitsparkasse angehäuft) und was soll man sagen: das Warten hat sich gelohnt.

Bereits das Titelbild (von Beeple, dem auch die erste große Bilderstrecke gewidmet ist) ist spektakulär – und die Texte und Bilder im Inneren halten dieses Niveau. Es gibt reichbebilderte Artikel u. a. von Hartmut Becker über die Kinderbuchillustratorin Ditz von Schneidewind; Paolo Caneppele und Günter Krenn schreiben über das seit einhundert Jahren andauernde Fortleben Nosferatus in der Neunten Kunst, Heinz J. Galle über Spielzeug-Roboter aus Blech, Christian A. Bachmann über quadratische Pulp-Bücher in den USA, Alex Nevala-Lee über die unschönen Seiten von Isaac Asimov, Horst Illmer über unbrennbare Bücher und Christian Blees stellt die vielfältigen Arbeiten des britischen Bildkünstlers Richard Clifton-Dey vor.

Das alles (und der ganze Rest) ist in einem wunderschönen, großzügigen und übersichtlichen Design gestaltet, das ständig zum Zurückblättern, intensiven Noch-mal-Betrachten, durch die Finger laufen lassen, an anderer Stelle festlesen und stetigem Erstaunen einlädt. An dieser Heftgestaltung können sich praktisch alle anderen (und nicht nur Genre-)Magazine ein Beispiel nehmen!

Wenn dabei jedes Mal so eine tolle CAMP-Ausgabe herauskommt, dann lohnt es sich auch nochmals drei Jahre auf die nächste Nummer zu warten – und dabei immer mal wieder die alten Ausgaben durchzusehen.

Horst Illmer

Volker Hamann & Matthias Hoffmann (Hrsg.)
CAMP 4
Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur
Barmstedt, Edition Alfons, 2022, 140 S.
Großformat / 19,00 Euro

Ende des Jahres 2022 erschien die langerwartete, heißersehnte Ausgabe Nummer 4 von CAMP, dem weltbesten Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur. Nach dreijähriger Pause hatten die Herausgeber Volker Hamann und Matthias Hofmann endlich genug Material zusammen (und die nötige Zeit für

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Comicverführer

von am 6. März 2023 Kommentare deaktiviert für Comicverführer

Timur Vermes
COMICVERFÜHRER.
Hamburg, HarperCollins, 2022, 319 S.
ISBN 978-3-365-00058-8 / 25,00 Euro
Kartoniert

Etwas überraschend tauchte das Sachbuch COMICVERFÜHRER (HarperCollins, 319 S.) von Timur Vermes vor Kurzem auf meinem „Radarschirm“ auf. Vermes hatte ich bisher nur als Autor von ER IST WIEDER DA (2012) gekannt, dass er nicht nur Club-Fan, sondern auch ein Comic-Kenner allerersten Ranges ist, war mir neu.

Angelehnt an Rolf Vollmanns unerreichten „Roman-Verführer“ DIE WUNDERBAREN FALSCHMÜNZER erzählt Vermes von den Bildergeschichten seiner Jugend und den „Wiedereinstiegsdrogen“, die ihn als erwachsenen Comic-Leser erneut in ihren Bann schlugen. Da ist naturgemäß vieles dabei, das man kennt (WATCHMEN, MAUS und Will Eisner), aber in 36 Kapiteln (die Titel tragen wie „Draufgänger, Dummköpfe, Drecksäcke“, Rückenschwimmen für romantiker“ oder „Die Sache mit den Mangas“) stellt Vermes auch viele Alternativen zum altbekannten Mainstream vor, gibt Anregungen und fügt auch, durchaus kritisch, jeweils eine Reihe von „Outtakes“ hinzu, die er für erwähnenswert aber nicht essenziell hält.

Und ein Buch, das mit den Worten „Frank Miller ist schuld“ beginnt, muss einfach jeden echten Comic-Fan zum Weiterlesen reizen!

Horst Illmer

Timur Vermes
COMICVERFÜHRER.
Hamburg, HarperCollins, 2022, 319 S.
ISBN 978-3-365-00058-8 / 25,00 Euro
Kartoniert

Etwas überraschend tauchte das Sachbuch COMICVERFÜHRER (HarperCollins, 319 S.) von Timur Vermes vor Kurzem auf meinem „Radarschirm“ auf. Vermes hatte ich bisher nur als Autor von ER IST WIEDER DA (2012) gekannt, dass er nicht nur Club-Fan, sondern auch ein Comic-Kenner allerersten Ranges ist, war mir neu.
Angelehnt an Rolf Vollmanns unerreichten

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TRISOLARIS – Die Trilogie

von am 22. Februar 2023 Kommentare deaktiviert für TRISOLARIS – Die Trilogie

Cixin Liu
TRISOLARIS – Die Trilogie
Ü: Karin Betz und Martina Hasse
München, Heyne, 2022, 1740 S.
ISBN 978-3-453-32245-5 / 40,00 Euro
Hardcover

Es ist ja eher selten, dass ein einzelnes Buch (oder in unserem Fall eine Trilogie) dafür verantwortlich gemacht werden kann, dass gleichsam ein neuer Kontinent auf der literarischen Landkarte auftaucht, aber Cixin Liu ist dies mit DIE DREI SONNEN für die chinesische Science Fiction gelungen. Nachdem der Roman erfolgreich die USA erobert hatte, gelang ihm dieses Kunststück auch in Deutschland. Der Heyne Verlag krönt diesen Triumphzug nun mit einer wirklichen Monumental-Ausgabe, die unter dem Titel TRISOLARIS – Die Trilogie alle drei Bücher (also auch DER DUNKLE WALD und JENSEITS DER ZEIT) vereint und zugleich editorische und herstellungstechnische Maßstäbe setzt.

Neben den Romanen gibt es im Buch je ein Vor- und ein Nachwort des Autors, sowie Anmerkungen und Erläuterungen zu Schreibweise und Aussprache von den Übersetzerinnen Karin Betz und Martina Hasse. Der Weltbestseller aus China (Werbetext) steckt in einem kräftigen Pappband im Format 25 x 18 Zentimeter, ist fadengeheftet, hat ein Lesebändchen – und einen Umfang von 1740 Seiten! Und man mag es glauben oder nicht: sogar die Ökobilanz ist so positiv wie möglich, wurde das Werk doch komplett in Deutschland gedruckt und gebunden. Wenn man dann noch den Preis von vierzig Euro mit den Einzelpreisen der Taschenbücher vergleicht, kann man ob der Ersparnis nur staunen.

Mit TRISOLARIS – Die Trilogie liegt die »Bibel« der chinesischen Science Fiction jetzt in einer absolut empfehlenswerten Ausgabe vor.

Horst Illmer

PS
Wer mehr über die Inhalte der einzelnen Bände erfahren möchte, kann hier
Die drei Sonnen
Der dunkle Wald
Jenseits der Zeit
weiterlesen.

Cixin Liu
TRISOLARIS – Die Trilogie
Ü: Karin Betz und Martina Hasse
München, Heyne, 2022, 1740 S.
ISBN 978-3-453-32245-5 / 40,00 Euro
Hardcover

Es ist ja eher selten, dass ein einzelnes Buch (oder in unserem Fall eine Trilogie) dafür verantwortlich gemacht werden kann, dass gleichsam ein neuer Kontinent auf der literarischen Landkarte auftaucht, aber Cixin Liu ist dies mit DIE DREI SONNEN für die chinesische Science

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Die linke Hand der Dunkelheit

von am 20. Februar 2023 Kommentare deaktiviert für Die linke Hand der Dunkelheit

Ursula K. Le Guin
DIE LINKE HAND DER DUNKELHEIT. Roman.
Aus dem amerikanischen Englisch neu übersetzt von Karin Nölle
(The Left Hand of Darkness / 1969)
Frankfurt/M., Fischer/TOR, 2023, 350 S.
ISBN 978-3-596-70712-6 / 18,00 Euro
Klappenbroschur

„Ich werde meinen Bericht so abfassen, als erzählte ich eine Geschichte, denn man hat mich als Kind auf meiner Heimatwelt gelehrt, dass die Wahrheit eine Frage der Phantasie ist.“

Es gibt umfangreiche Sammlungen mit den „famous last words“ – den „berühmten letzten Worten“ – bekannter Persönlichkeiten aus Geschichte und öffentlichem Leben, desgleichen Anthologien mit Roman-Anfängen und -Enden, gezogen aus den Werken der Weltliteratur, aber in den wenigsten davon wird man einen Satz finden, der eine tiefere Weisheit und ein größeres Verständnis der Weltzusammenhänge ausdrückt, als der Anfang von Ursula K. Le Guins Roman DIE LINKE HAND DER DUNKELHEIT.

Die Handlung spielt auf einer fremden Welt und erzählt aus der Sicht eines Botschafters (oder Beobachters) von dessen Erlebnissen während der ersten Phase des Kennenlernens nach dem Erstkontakt. Dass ein solcher Prozess nicht ohne Komplikationen verläuft, ist normal, dennoch reichen die Schwierigkeiten in diesem Fall weit über das Erwartbare hinaus – ebenso wie die Lösungen, die sich im Verlauf der Geschichte ergeben …

Während der Lektüre steigert sich die Empfindung, hier weit mehr als nur eine spannende Abenteuerstory vorgesetzt zu bekommen, und führt am Ende zur Erkenntnis, dass wir einer außergewöhnlichen Erzählerin dabei lauschen durften, wie sie nicht nur eine ganze neue Welt aufgebaut, sondern dabei viele unserer Vorurteile zerschmettert und zugleich unsere Seele gestreichelt hat.
Le Guin ist die große Philosophin unter den Science-Fiction-Autorinnen, eine liebevoll und leichthändig Lehrende, und DIE LINKE HAND DER DUNKELHEIT ist unter ihren vielgestaltigen Meisterwerken eines der besten und wichtigsten. Umso schöner ist es da, dass dieser Klassiker jetzt in einer sehr gelungenen Neuübersetzung von Karen Nölle wieder vorliegt.

So findet auch der letzte Satz des Buches unsere wohlwollende Zustimmung und wir betteln gemeinsam mit den einheimischen Zuhörern am Herdfeuer: „Erzählst du uns von den anderen Welten in den Sternen – den anderen Menschen, den anderen Leben?“

Horst Illmer

Ursula K. Le Guin
DIE LINKE HAND DER DUNKELHEIT. Roman.
Aus dem amerikanischen Englisch neu übersetzt von Karin Nölle
(The Left Hand of Darkness / 1969)
Frankfurt/M., Fischer/TOR, 2023, 350 S.
ISBN 978-3-596-70712-6 / 18,00 Euro
Klappenbroschur

„Ich werde meinen Bericht so abfassen, als erzählte ich eine Geschichte, denn man hat mich als Kind auf meiner Heimatwelt gelehrt, dass die Wahrheit eine Frage der Phantasie ist.“
Es gibt

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