Gotham City: Year One
von Oliver L. am 29. Oktober 2025 noch kein Kommentar

- Tom King & Phil Hester
Gotham City: Das erste Jahr
Stuttgart, Panini Verlag 2025
ISBN 9783741645808 € 39,00
Das Konzept des ersten Jahres eines Superhelden ist aufs Engste mit der Figur des Dunklen Ritters verbunden, wurde es doch erstmals im Jahr 1987 von Frank Miller und Zeichner David Mazzucchelli als überarbeitete Herkunftsgeschichte des Mitternachtsdetektivs präsentiert. Seitdem wurde es von DC Comics mehr als einmal wieder aufgegriffen. Nicht zuletzt für die indirekten Fortsetzungen Year Two und Year Three. Aber auch der Fledermaus nahestehende Figuren wie Robin und Batgirl haben ihre eigenen Versionen dieser Behandlung erfahren. 1995 war es gar Thema der Jahreshefte wodurch so ziemlich jede wichtige Figur dieser Ära einen Blick auf ihr erstes Jahr bekommen hat. Sogar Superman-Killer Doomsday, der eigentlich gar keine eigene Serie hatte, die ein solches Annual rechtfertigen würde. In den letzten Jahren kamen noch einige mehr hinzu. So jetzt auch Batmans Heimatstadt, Gotham City.
Die Handlung der vorliegenden Ausgabe spielt also in der Vergangenheit. Daher lohnt sich auch ein kurzer Blick auf Batmans Veröffentlichungshistorie. Die Figur war erstmals in der Serie Detective Comics zu sehen. Allerdings erst in der 27. Ausgabe. Davor war die Serie diversen Ermittlern gewidmet, die ihre eigenen Abenteuer in relativ kurzen Segmenten erlebt haben. Neben Adaptionen von Sax Rohmers Fu Manchu gab es auch den Privatermittler Samuel „Slam“ Bradley ab der ersten Ausgabe. Jener „Slam“ Bradley ist nun der Hauptprotagonist in der Geschichte um „Gothams Herkunft“.
Bradleys eigene Herkunft erfährt dabei eine Generalüberholung, die gerade in den USA wohl etwas kontrovers aufgenommen worden sein dürfte. Natürlich ist Gotham City eng mit dem Namen Wayne verbunden. Wir treffen also auch auf Batmans Vorfahren. Hier in Form seiner Großeltern Richard Bruce und Constance Wayne. Außerdem wird dem Leser ein Gotham präsentiert, wie es kaum unterschiedlicher zu der uns vertrauten Version sein könnte. Die Kriminalitätsrate ist gering, es gibt quasi keine Korruption in der Polizei und die Stadt sei sicherer als Metropolis. Ein eigentlich undenkbarer Zustand.
Aber es brodelt unter dieser idyllischen Oberfläche. Denn dieser Zustand der Ordnung basiert auf der zweifelhaften Vorgehensweise des Police Commissioners Huff und seiner Leute. Die Polizei Gothams bedient sich, freundlich gesagt, sehr harter Methoden. Außerdem ist nicht jede Ecke von Gotham Teil dieser Idylle. Die Handlung spielt zur Zeit der Rassentrennung und das wird hier auch sehr deutlich gezeigt, besonders durch Polizeigewalt gegen Farbige.
Die Geschichte beginnt damit, dass Bradley einen Brief an Richard Wayne überbringen soll. Damit wird er in ein Komplott verwickelt, welches die Zukunft der Stadt für immer verändern wird. Woran „Slam“ selbst nicht ganz unschuldig sein wird. Eine seiner Taten führt z. B. dazu, dass eine gewisse Straße den Namen Crime Alley erhält. Das führt auch zum Ende von Commissioner Huffs Karriere wonach es mit der Polizei bergab geht, und der Zustand eingeläutet wird, den James Gordon am Anfang von Millers Batman: Year One vorgefunden hat. Am Ende bittet Constance "Slam" darum, sich um ihren Sohn Thomas Wayne zu kümmern, der etwas verweichlicht sei und so womöglich irgendwann gedankenlos in eine dunkle Gasse treten wird …
Autor Tom King, der früher mal bei der CIA war, und Zeichner Phil Hester präsentieren einen Noir-angehauchten Blick auf die Vergangenheit Gotham Citys, der packend, kurzweilig, sogar geschichtsbewusst (bezogen auf die Bat-Historie) und doch ziemlich aktuell ist. Dafür schließt er einen Kreis, der aber vielleicht nicht hätte geschlossen werden müssen. King bedient sich einer dekonstruktivistischen Herangehensweise, die sowohl Stärke als auch Schwäche der Geschichte ist. Der Name der Waynes, der immer mit Wohltätigkeit, besonders für das marode Gotham City, in Verbindung stand, erhält einen Makel. Aber ohne diese Dekonstruktion wäre die Geschichte wohl nicht möglich gewesen. Gotham City wird niedergerissen, der Wiederaufbau dem noch nicht mal in der Familienplanung auftauchendem Enkel überlassen. Gothams Absturz, die Benennung von Crime Alley, Bradleys Weigerung, den jungen Thomas Wayne unter seine Fittiche zu nehmen, machen Batmans Entstehung zu einem Zirkelschluss, sie ist unausweichlich. Das verleiht ihr etwas Mystisches. Es wirft aber auch die Frage auf, ob wirklich immer alles einer Dekonstruktion bedarf. Was derzeit ja ziemlich in Mode ist. Tom King dürfte indes in Donald Trumps Amerika einige negative Reaktionen auf diese Geschichte erhalten haben. Und wir als Leser dürfen außerdem der Frage nachgehen, wer denn nun Bruce Waynes Großvater ist. Neugierig geworden? Burn freut sich über eure Bestellungen …
- Tom King & Phil Hester
Gotham City: Das erste Jahr
Stuttgart, Panini Verlag 2025
ISBN 9783741645808 € 39,00
Das Konzept des ersten Jahres eines Superhelden ist aufs Engste mit der Figur des Dunklen Ritters verbunden, wurde es doch erstmals im Jahr 1987 von Frank Miller und Zeichner David Mazzucchelli als überarbeitete Herkunftsgeschichte des Mitternachtsdetektivs präsentiert. Seitdem wurde es von DC Comics mehr als einmal wieder aufgegriffen. Nicht zuletzt für die indirekten Fortsetzungen Year Two und Year Three.
- Kategorie: Comics , DC Universum , dt. Comics , Oliver L's Comic Guide , Superhelden , US Comics
- Keine Kommentare

Was ist es, das Rockstars an Comics anzieht? Und warum gibt es nicht sehr viel mehr Beispiele dafür? Diese beiden Fragen werden wir hier nicht beantworten können, aber es ist ein nettes Gedankenspiel.
Wenn man mich nach meiner Lieblingsgeschichte mit dem Mitternachtsdetektiv fragt, läuft es im Grunde auf zwei Titel hinaus: Frank Millers und David Mazzucchellis BATMAN: YEAR ONE und "Der Kult" von Jim Starlin und Bernie Wrightson. Bei letzterer darf man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass es sie ohne Millers Einfluss nicht gegeben hätte. Die eine oder andere Anleihe an dessen "Batman: The Dark Knight" kann und soll nicht verleugnet werden. Der deutlichste Hinweis sind die "Talking Heads" in Form von Nachrichtensprechern. Dass sich vorliegendes Werk in recht düstere Gefilde begibt, ist u. a. auch Frank Miller zu verdanken. Für Starlin typische Themen sind Kritik an organisierter Religion, die hier sicherlich extremer ausfällt als an anderen Stellen (z. B. die Church of the Instrumentality in DREADSTAR) und speziell auf Kulte und Sekten abzielt. Außerdem nimmt er den damaligen Präsidenten der USA, Ronald Reagan, aufs Korn. Das ist hier weniger deutlich als er es z. B. in GILGAMESH II getan hat, und spricht speziell die Staatsverschuldung und den damit einhergehenden Anstieg an Obdachlosen an, welche von der scheidenden Reagan-Administration hinterlassen wurden.
Es ist nicht unbedingt nachvollziehbar, warum dieser Band mein Interesse geweckt hat. Zumindest auf den ersten Blick. Ich bin alles andere als ein Fan von Alex Ross. Seine Gemälde wirken auf mich immer statisch und leblos. Nicht wie lebende Wesen sondern wie Statuen, die entweder irgendwo rumstehen oder aus irgendeinem Grund in der Luft hängen. Vielleicht hat sie jemand vom Dach geworfen. Verstärkt wird der Eindruck dann noch durch die Augen, die eher durch einen durch starren als einen anzusehen, wodurch denen dann auch noch jeder Ausdruck abgeht.
Älteres Material hat hierzulande seit vielen Jahren einen eher schweren Stand. Älteres Material aus den Superhelden-Universen von DC und MARVEL, um genau zu sein. Umso erfreulicher ist es, dass Panini sich in den letzten Jahren an einige Projekte gewagt hat, die eigentlich alle eine ausführliche Besprechung verdient hätten. An dieser Stelle wollen wir uns einmal mehr mit einem Vertreter der „British Invasion“ bei DC Comics aus den 1980ern beschäftigen. Eine Werke Alan Moores wurden hier über die Jahre schon ausführlich vorgestellt. Das bekannteste Werk des streitbaren Northhamptoners dürfte freilich WATCHMEN sein. SWAMP THING nimmt dabei einen besonderen Platz in Moores Œuvre ein. Moore blieb der Serie ca. dreieinhalb Jahre (Anfang 1984 – Mitte 1987) treu. Damit handelt es sich nicht nur um eine der längsten Strecken im Schaffen des Briten. Sie stellt auch eine Art Bindeglied zwischen den frühen Werken wie z. B. CAPTAIN BRITAIN (1982/83) und reiferen Geschichten wie eben WATCHMEN dar.
Vor ungefähr einem Jahrzehnt sorge Marvel Comics mit CIVIL WAR für Furore. Nicht überraschend also, dass diese Geschichte ins umfangreiche Filmuniversum übertragen wird, welches 2008 mit Iron Man, einem der Hauptakteure des Bürgerkriegs der kostümierten Helden, fulminant eingeläutet wurde. Pünktlich zum Filmstart von CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR haben wir uns daher zunächst mit dem Standpunkt des goldenen Rächers beschäftigt, der zweifellos gute Gründe für sein Vorgehen hat. Sein Gegenüber nimmt hier freilich die populärere Position ein. Natürlich soll auch dieser Standpunkt hier diskutiert werden, denn wie bei Tony Stark liegen auch für Steve Rogers Blickpunkt wichtige Gründe vor. Beschäftigen wir uns also ein wenig mit der Motivation des Hauptdarstellers von Marvels neuestem Blockbuster.
CIVIL WAR war vor gut zehn Jahren eines der besseren Crossover, das Marvel veröffentlicht hat. Da nimmt es nicht Wunder, dass die Prämisse für dieses Großereignis mit CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR nun auch ins Filmuniversum Einzug hält. Im Zentrum stehen Captain America und Iron Man, zwei wichtige Mitglieder der Rächer, die unterschiedliche Positionen einnehmen, und ihre jeweiligen Anhänger in einen Bürgerkrieg der Superhelden führen. Die große Stärke dieses Crossovers ist, dass sowohl Tony Stark als auch Steve Rogers gültige Argumente für ihren Standpunkt vorzuweisen haben. Nimmt man hinzu, dass diese beiden Figuren im Laufe der Jahre immer wieder größere und kleinere Konflikte ausgetragen haben, werden sie zu den idealen Galionsfiguren ihrer Seiten.



Das Antiquariat als Bücherei
Der Laden und die Spiele






Marvels RÄCHER kann man als Antwort auf DC COMICS JUSTICE LEAGUE OF AMERICA betrachten. Man kennt das. Die namhaftesten (und mitunter auch mal die mächtigsten) Helden des jeweiligen Verlags stellen sich gemeinsam einer Gefahr, die ein Einzelner nicht hätte überwinden können. So rächen sich die Helden um Captain America, Iron Man und dem nordischen Donnergott Thor seit September 1963 durch allerlei Abenteuer, die u. a. von Größen des US-Comics wie Stan Lee, Walter Simonson oder Kurt Busiek verfasst wurden. Auch die Riege der Zeichner in der fast fünzigjährigen Historie der Avengers liest sich wie ein Who-is-who: Jack Kirby, die Buscema-Brüder, Mike Deodato jr., George Pérez und viele andere waren für die Gestaltung der Rächer verantwortlich.










Die Invisibles, die Unsichtbaren also, sind eine Organisation, die sich gegen Unterdrückung in jeglicher Form einsetzt. Dabei sind sie in ihren Mitteln ebenso vielseitig und, wo es nötig ist, kompromisslos. Ihre Gegner sind hierbei einfach umschrieben „die Reichen und Mächtigen“ (zzgl. einer Kleinigkeit im Hintergrund). Das ganze atmet natürlich den Geist seiner Zeit. Etwa ein Jahr zuvor begab sich Fox Mulder erstmals in den Kampf gegen geheimnisvolle Strippenzieher im Hintergrund. Verschwörungstheorien hatten Konjunktur und „The Invisibles“ steht im Zeichen dieser Tradition.
Heute gibt es an dieser Stelle wieder mal ein paar Empfehlungen für etwas ältere Titel. Dass solche bisher nicht besprochen wurden liegt nicht etwa daran, dass sie schlecht sind. Die Fülle der Neuerscheinungen macht es einfach unmöglich auf jeden Titel einzugehen. Von der zur Verfügung stehenden Zeit mal ganz abgesehen. Die Verlage halten jedoch genug Material länger lieferbar. So ist auch ein verspäteter Blick auf manche Ausgaben nicht zu spät.
Jiro Taniguchi anhand von „Träume von Glück“
„Götterdämmerung“ von Nicolas Jarry und Djief
DER ANFANG
Mal was anderes als Superhelden gefällig? …
Im Laufe der Jahrzehnte sind in den USA unzählige Comics erschienen. Ein großer Teil davon ist den Superhelden gewidmet. Unter diesen gibt es einige wenige wirkliche Klassiker. So beispielsweise „Watchmen“ der beiden Briten Alan Moore und Dave Gibbons. Das in der Überschrift verwendete Zitat spiegelt Wirkung und Bedeutung der Wächter sehr gut wider. Es stammt von einer jungen Dame die erst kürzlich in die Welt von Nite-Owl, Rorschach und Co. abgetaucht ist. „Watchmen“ entstand zwischen 1986 und 1987 und ist in mancher Hinsicht ein Spiegel seiner Zeit. Der Kalte Krieg zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion war noch nicht vorbei. Die Katastrophe von Tschernobyl ereignete sich nur wenige Monate vor der Veröffentlichung der ersten Ausgabe von „Watchmen“. Die Angst vor einer Eskalation des Kalten Krieges, die Angst vor einem Atomkrieg, gehören zu den vorherrschenden Themen dieses Klassikers. Angesprochene junge Dame ist gerade 20 Jahre alt. Einen Tag nach ihrer Geburt wurde der Kalte Krieg formell beigelegt. Der Ostblock befand sich in der Auflösung und die unterschwellige Furcht vor einem atomaren Konflikt der beiden Supermächte war vom Tisch. Obwohl sie diese Zeit nur aus dem Geschichtsunterricht kennt und ihr die Stimmung in den 80ern, die selbst junge Kinder wie der Verfasser dieses Artikels zumindest ansatzweise mitbekommen haben, vollkommen unbekannt ist, hat „Watchmen“ diese Wirkung auf sie gehabt. Sicher, auch heute gibt es in unserer Welt zuhauf schwelende Konflikte. Aber dennoch ist es anders. Nicht zuletzt durch das Internet. Unsere Möglichkeiten sich umfassend zu informieren sind sehr viel größer als Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. So können wir viel mehr Neuigkeiten erhalten, diese miteinander vergleichen und zu ganz anderen Schlüssen kommen. Dennoch hatte „Watchmen“ diese Wirkung auf eine nicht nur sehr junge Frau sondern auch eine, die erst seit wenigen Jahren Comics liest.