Tag 36 – Mittwoch in Woche Null
von Gerd am 22. April 2020 Kommentare deaktiviert für Tag 36 – Mittwoch in Woche Null
Woche Null habe ich diese Woche getauft. Die letzte Woche des "Geschlossenen Ladens". Die Woche, nach der wir uns gesehnt haben. Das Ende von… irgendetwas undefiniertem und nicht wirklich greifbarem. Was für uns subjektiv in dieser Woche stattfindet, ist etwas, nach dem sich jeder von uns sehnt. Wir wünschen uns das Ende der Krise und eine Rückkehr zur Normalität. Die Vorstellung, dass wir mit harten Einschnitten und Disziplin binnen eines überschaubaren Zeitrahmens über den Berg sind, war die Triebfeder, die den meisten von uns durch diese Zeit geholfen hat. Jetzt, wo immer deutlicher wird, dass es so nicht funktioniert und offensichtlich auch nie geplant war, zerplatzt diese Blase. Die Ungewissheit macht uns weit mehr zu schaffen und noch leise, aber unüberhörbar wird ein diffuses Murren laut. Unsicherheit, Unzufriedenheit und Verdruss verändern die Grundstimmung fühlbar. Fragen nach dem Sinn und der Richtigkeit werden jetzt auch von braven Befürwortern gestellt. All die – in meinen Augen viel zu früh und von einzelnen Agitatoren angesprochenen – Problematiken stehen jetzt bei einer viel breiteren Gruppe erneut auf dem Prüfstein. Auch wenn es sich keiner der Entscheidungsträger leicht macht, und davon bin ich überzeugt, fehlt doch eine klare und transparente Darstellung. Es müssen unter Berücksichtigung aller Aspekte gangbare Wege gefunden werden. Zeitnah, transparent und eindeutig. Sonst wird, vielleicht schneller als wir denken, aus dieser Krise eine – zumindest gefühlte – Bedrohung unserer gesamten Kultur und Lebensweise.
Warum ich diese ausführliche Einleitung geschrieben habe? Ich will einmal wieder auf verschiedene Aspekte unserer "Parallelen" eingehen. Ein bisschen weniger das Gesamtbild im Auge, eher mit Blick auf Details und Zusammenhänge.
Robert Kirkman: The Walking Dead
Der Punkt Entscheidungen ist im Bereich SF gerade im apokalyptischen Bereich sehr häufig thematisiert. Dabei geht es immer wieder um das Abwägen von unterschiedlichen Auswirkungen auf unterschiedliche Sterberaten, auf das Gesamtwohl einer Gruppe oder gar das Überleben unserer Spezies. Je bedrohlicher das Szenario, desto einfacher wirken in diesen fiktiven Welten harte Entscheidungen. Gemeinwohl geht vor Individualwohl als Beispiel in Gruppen Überlebender einer Zombieapokalypse oder ähnliches. In gedachten Welten finden sich unendlich viele argumentativ vertretbare Lösungen oder Entscheidungen, die mit unseren heutigen kulturellen und ethischen Grundlagen unvereinbar wären. In eben diesen möglichen Welten erscheinen sie stimmig und richtig. Die schwachen zurücklassen, um das Überleben der anderen zu gewährleisten. Standard in Zombiefilmen. Eine Arche mit talentierten und ausgewählten Menschen zu bestücken um den Fortbestand der Menschheit zu sichern wird in dutzenden von Endzeitszenarios verwendet. Zum einen sind es die eindeutigen und im Normalfall drastischen Konsequenzen, die diese Entscheidungen rechtfertigen, zum anderen bleiben all diese Fragen immer nur innerhalb einer Geschichte. Auf Papier, Zelluloid oder in Bits und Bytes gebannt in alternativen Welten aber nicht in der Realität.
Neal Stephenson: Amalthea
Schon die Bedrohung der ersten Stunde ist mit dieser Distanz des Lesers vergleichbar und erklärt sie. Als die Seuche in China war, haben wir es eher als Randnotitz wahrgenommen. Selbst nach den ersten katastrophalen Bildern aus Italien war die Realität noch lange vor unserer Haustüre. Jetzt, da wir selbst in der Krise leben sieht das Ganze anders aus. Jetzt müssen wir damit umgehen und uns damit auseinandersetzen. Es geht nicht mehr um eine theoretische Gesellschaft, sondern um uns selbst. Entscheidungen müssen innerhalb unserer ethischen, moralischen, wirtschaftlichen und medizinischen Möglichkeiten und Prinzipien gefällt werden. Romane, Filme oder Spiele folgen anderen Regeln. Egal ob mit fatalem Ende oder hoffnungsvollem Ausgang, nach der letzten Seite können wir diese Welten wieder verlassen. Und damit bleiben auch die "dort" geltenden Moralvorstellungen hinter uns zurück.
Thomas Morus: Utopia
Gerade die Möglichkeit in gedachten Welten verschiedene Denkansätze und Philosophien "zu erproben" hatte schon immer einen großen Anreiz auf Philosophen und Denker. Aus diesen Ideen sind literarische Werke entstanden, die teilweise zu den Wurzeln und Vorbildern der phantastischen Literatur zählen. Umgekehrt können wir uns jetzt aus diesem Fundus bedienen. In vielen Fällen geht es um erstrebenswerte Zustände im Sinne einer Utopie – deren Erlangung und Erhalt. Auch dieser Aspekt des Erhaltes einer Gesellschaft und zu welchen Kosten, ist ein auf der Hand liegender Vergleich. Wer trifft Entscheidungen? Wer ist Richter über falsch und richtig
Wir dürfen nur nie vergessen, dass es um unsere reale Welt geht. Auch wenn es brisant und eilig erscheint, müssen Entscheidungsträger die Ängste und Nöte derer, für die sie diese Entscheidungen fällen, ernst nehmen und berücksichtigen. Den Vorteil eines Autors – und damit Gott seines Universums – gibt es im Jetzt und Hier eben nicht. Wir können uns nicht nur auf erwünschte Aspekte fokussieren und die selbst konstruierte Lösung isolieren.
Woche Null habe ich diese Woche getauft. Die letzte Woche des "Geschlossenen Ladens". Die Woche, nach der wir uns gesehnt haben. Das Ende von… irgendetwas undefiniertem und nicht wirklich greifbarem. Was für uns subjektiv in dieser Woche stattfindet, ist etwas, nach dem sich jeder von uns sehnt. Wir wünschen uns das Ende der Krise und eine Rückkehr zur Normalität. Die Vorstellung, dass wir mit harten Einschnitten und Disziplin binnen eines überschaubaren Zeitrahmens über den Berg sind, war die Triebfeder, die den meisten von uns durch diese Zeit geholfen hat.
- Kategorie: der geschlossene Laden , in eigener Sache , Parallelen , Tagebuch der Viruskrise
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Don Winslow

An Neuheiten habe ich heute mit dem für mich wichtigsten Artikel auch keinen echten Aufhänger. Hätte ich gehabt, wenn mit nicht schon vor über einem Jahr Horst zuvor gekommen wäre. Es gibt da nämlich eine
Random House Auslieferung KW 17
Als Buch und als Hörbuch gibt es Apokalypse mit Hund vom Drehbuchautor Charlie Fletcher alias C.A. Fletcher:
Philip K. Dick


Kollektionen
Im Sandman Universum
Star Wars Universum
Trade Paperbacks
anet Manga
Stanislaw Lem
Der
Laura Steven
Den 
Stanislaw Lem
Ihr habt es vermutlich gehört. In Bayern gilt NICHT, dass wir ab Montag öffnen dürfen.
Um im Sinne der aktuellen Situation und der heutigen Pressekonferenz aus der bayerischen Staatskanzlei reagieren wir mehrteilig. Jetzt und hier gibt es erst einmal die Neuzugänge im Laden und es folgt das tägliche Geblubber von Gerd. Zum Abschluss kommt aber noch ein Ausblick auf unseren Umgang mit der Zukunft… Der Artikel ist wichtig und ihr solltet ihn ganz lesen. Es ist zwar nur unsere jetzige Fassung, sozusagen der Beta Fahrplan, aber wir haben uns schon ziemlich klare Gedanken gemacht. Also LESEN!
Bunte Dimensionen (ist übrigens ein Wortspiel. Die Abkürzüng BD steht für "Bandes Dessinées". Das französische Wort für Comics 😉 )
Cross Cult
Danke übrigens nochmal für den "kontaktlos" vorbeigebrachten Kuchen fürs Durchhalten. Hat geholfen und war lecker. Ist schon weg…
Hao Jingfang

Kollektionen
Einer der bereits mehrfach erwähnten Fehler, die einfach passieren. Ist uns durchgerutscht, jetzt aber da… ein Splitter Nachzügler aus der letzten Lieferung
Und hier noch unsere Auslieferung von Transgalaxis. Heftserien im Monatstakt. Im Laden seht ihr die gar nicht liegen, da sie komplett in Abofächern landen. So, jetzt wisst ihr das auch.
Alex Wheatle
Tagebuch 14.April.2020: Tag achtundzwanzig – Gerd regt sich auf – oder ein seltsamer Vogel
STAR WARS LEGION GRUNDSPIEL CLONE WARS € 95,00
„Ein bösartiges Virus, das im Fernen Osten sein Zerstörungswerk beginnt, dann aber auch auf Indien, die Sowjetunion und Westeuropa übergreift, vernichtet sämtliche Gras- und Getreidesaaten, so daß der Hunger sich zum Herrn erhebt und alle moralischen Schranken niederreißt.“
Wie ein echter Schelmenroman wirkt dagegen auf den ersten Blick Arno Schmidts fast zeitgleich entstandener „Kurzroman aus den Roßbreiten“, der 1957 unter dem Titel DIE GELEHRTENREPUBLIK veröffentlicht wurde. In der mehr als fünfzig Jahre in die Zukunft versetzten Erzählung erhält der amerikanischer Journalist Charles H. Winer die (selten erteilte) Erlaubnis zur „International Republic of Artists and Scientists“ (IRAS, oder eben: „Gelehrtenrepublik“) zu reisen und eine „Homestory“ über deren von der Weltgemeinschaft alimentierte „Besatzung“ aus internationalen Künstlern und Forschern zu machen.
Ein Virus, das eine weltweite Pandemie auslöst, ein Atomkrieg, der den „Nuklearen Winter“ nach sich zieht, ein Kometeneinschlag, der Klimawandel – lauter Großereignisse, die sich zu spannenden Geschichten machen lassen.
Die kürzeste Rezi, die
Bemmann, Hans
Auch an Ostern gibt es ein paar Gedanken aus dem "Geschlossenen Laden". Als Aufhänger nehme ich den Artikel von
John Lanchester
Andreas Eschbach
Karsamstag im Laden und die wirklich allerletzten Osterlieferungen noch fertig gemacht. Diesmal leider ganz blöd ist, dass Panini nicht einmal das Samstags-Fenster erwischt hat. Ist zwar auch diese Woche nur eine relativ kleine Lieferung, trotzdem warten natürlich etliche regelmäßige Abnehmer auf ihre Ware. An was es letztendlich liegt, sei dahingestellt… Auch wir können nicht alles perfekt machen und die Umstände sind eben besondere. Bernie hat sich zwischendrin auch noch schnell an meinen Ratschlag gehalten und ein paar Sonnenstrahlen eingefangen. Marcus hat heute einen Großteil seiner Lieferroute mit dem Rad gemacht, fährt jetzt noch die letzte Tour in die Peripherie mit dem Motorrad. Meine Wenigkeit hat eben noch das Audiofile fertiggestellt und begibt sich anschließend ins Osterwochenende. Was jetzt (14:00 Uhr) noch nicht raus ist, muss und kann bis Dienstag warten. Zum Abschluss gibt es noch ein paar Nachzügler und Sortimentserweiterungen:
Edition Moderne jetzt mit der deutschen Version:
Nicht im eigentlichen Sinne Neuheiten, aber neu bei uns im Programm. System Matters Verlag. Zunächst mal mit folgenden Titeln:
Der Rhythmus bleibt gleich: auspacken, einpacken, liefern. Dazwischen Telefon, Messenger, emails usw. In dem ganzen Gewusel können wir nicht nur NICHTS anderes erledigen, außer Nachbestellungen und akute Arbeiten. An manchen Stellen verlieren wir echt ein bisschen den Überblick. Könnte durchaus auch passieren, dass wir mal den ein oder anderen Fehler machen. Sorry dafür. Was uns auf jeden Fall ein bisschen ins Schleudern gebracht hat, ist der unterschiedliche Umgang der Verlage mit der Situation. Die einen liefern ganz normal aus und du musst dich melden, wenn du es anders regeln möchtest, die anderen machen es genau umgekehrt – oder noch anders. Im Großen und Ganzen klappt das ganz gut, aber die ein oder andere Neuheit ist denke ich doch auf der Strecke geblieben. Da ist vielleicht irgendeine mail untergegangen oder sonst etwas. Wenn ihr auf irgendwelche Titel sehnlichst wartet, die bei den Neuerscheinungen nicht auftauchen, könnt ihr gerne nachfragen. Es ist alles ein wenig chaotisch und ein paar Fehlerteufel habe ich hier schon durchhuschen sehen…
Frisch eingetroffen sind heute:
Fischer Taschenbuch (mit Verspätung)
Joshi, S. T.
Sauwitzig und völlig anarchistisch/wahnsinnig, hatte ich als Buch bereits gelesen. Jetzt im Taschenbuch…
Verena Güntner
agebuch 08.April.2020: Tag zweiundzwanzig – am Morgen
Walter Moers
The Dandy is Dead
Zwei neue Spiele sind auch dabei…
Plaid Hat Games
Wir haben ja schon einmal "Tagebuch" geführt. Das war damals das
Schreiber & Leser
Michael Connelly




Annalee Newitz
Juli Zeh


