deutschsprachige Autoren

Freiheitsgeld von Andreas Eschbach

von am 5. September 2022 Kommentare deaktiviert für Freiheitsgeld von Andreas Eschbach

Eschbach, Andreas
Freiheitsgeld
Lübbe Hardcover 26.08.2022
526 Seiten 25,- €
ISBN 9783785728123

Noch ganz frisch, der neue Roman von Andreas Eschbach. Bereits der zweite nach "Eines Menschen Flügel". Ihr wisst, wie ich das Buch gefeiert habe und immer noch fällt es mir schwer, nicht jedes weitere seiner Bücher an diesem Werk zu bemessen. Ist vielleicht ein wenig ungerecht von mir, aber so ist das eben.

Dabei lese ich von Anfang an jedes Buch von Herrn Eschbach und bin selten wirklich enttäuscht gewesen. Man muss sich wohl damit abfinden, dass der explizite Phantastik Leser nicht die direkte Zielgruppe ist. So gut die Ideen eigentlich immer sind, bleibt die letztendliche Auflösung dann doch fast immer harmloser und netter, als die oft explosiven Themen hoffen lassen. Dem Mainstream geschuldet. Kann ich verstehen, schließlich will Herr Eschbach weiterhin auf den Bestsellerlisten ganz oben angesiedelt sein. Verdient ja seine Brötchen damit. Da muss man den ein oder anderen bitteren Drop dann doch vorher rundlutschen. Warum ich doch immer wieder dabei bleibe? Weil die Ideen wirklich gut, die Erzählweise spannend und auch die Sprache "angenehm passend" ist.

Auch "Freiheitsgeld" reißt Themen an, die mir wichtig sind und die in meinen persönlichen utopischen oder dystopischen Tabernakel gehören. Wie gewohnt ist der Aufbau spannend und der Leser erfährt in kurzen schlaglichtartigen (Aktion)Szenen gleich zu Beginn, wann die Geschichte spielt, nämlich in einer nicht allzu fernen Zukunft, basierend auf Entscheidungen, die in einem denkbaren Heute getroffen wurden und was die großen Themen sind. Leider waren mir die Unterschiede zwischen dem Hier und Jetzt und dieser erdachten Zukunftswelt noch ein wenig "harmlos". Und die "angenehm passende" Sprache wirkt diesmal tatsächlich viel zu schwach oder gar unpassend. Begrifflichkeiten und auch Gegenstände des täglichen Bedarfs, die schon heute aus der Mode gekommen sind, werden fleißig weiterbenutzt. Vielleicht sind diesmal die Zugeständnisse an ein Bestsellerlisten Publikum einfach zu deutlich. Trotzdem hat mich Andreas Eschbach sofort gepackt und so konnte ich das Buch nur selten aus der Hand legen.

Die Geschichte mit dem bedingungslosem Grundeinkommen, dem Überwachungsstaat, soziale Apartheid, der opportunistischen Denkweise der Individuen und die letztendlichen Konsequenzen habe ich schon härter und glaubwürdiger gelesen, aber selten so leicht verpackt. Entsprechend lässt sich das Buch fast in einem Rutsch durchlesen, hält den Leser auf Trapp und bei Laune und am Ende verzeit man die der Massenkompatibilität geschuldete Harmlosigkeit. Immerhin lässt Herr Eschbach ausreichend Platz für die eigene Phantasie.

Wie bei (fast) jedem seiner Bücher hätte ich mir am Ende mehr Härte und Konsequenz gewünscht. Andererseits ist vielleicht gerade die in der eigenen Vorstellungskraft ablaufende, innere Diskussion dann doch mehr wert, als man zuerst wahrnimmt. Deswegen von meiner Seite eine Empfehlung für Leser, die dem Genre nicht so treu und mit ihm nicht so vertraut sind, wie ich. Und immer noch ein sehr unterhaltsamer Tipp, für alle, die eben das Mainstream Auge zudrücken können und sich einfach gerne von Herrn Eschbach unterhalten lassen.

Eschbach, Andreas
Freiheitsgeld
Lübbe Hardcover 26.08.2022
526 Seiten 25,- €
ISBN 9783785728123

Noch ganz frisch, der neue Roman von Andreas Eschbach. Bereits der zweite nach "Eines Menschen Flügel". Ihr wisst, wie ich das Buch gefeiert habe und immer noch fällt es mir schwer, nicht jedes weitere seiner Bücher an diesem Werk zu bemessen. Ist vielleicht ein wenig ungerecht von mir, aber so ist das eben.
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GRM oder GRiMe

von am 22. August 2022 Kommentare deaktiviert für GRM oder GRiMe

GRM – Brainfuck
Berg, Sibylle
Kiepenheuer & Witsch 2019
Hardcover 9783462051438 € 25,00
Paperback 9783462000207 € 14

Die ENTSCHULDIGUNG: Ich gestehe es. Ich bin relativ unbedarft an diesen Roman von Sibylle Berg herangegangen. Diese Naivität war bereits nach wenigen Seiten vaporisiert. Irgendwie zwischen Faszination, Fassungslosigkeit und Impertinenz.

Ich bin wegen der Fortsetzung "RCE – #RemoteCodeExecution" zufällig im Kundengespräch über das Buch gestolpert. Wie so oft schamvoll versteckt im Verlagsprogramm ohne Hinweis auf Science Fiction oder Dystopie. Im Nachhinein war das wohl wieder ein peinlicher blinder Fleck in meiner unzureichenden, maskulinen Wahrnehmung. Ich sag nur Spiegel-Bestsellerliste, eigener Wikipedia-Eintrag (für das Buch!), riesige Fangemeinde. Wie gesagt, ich gestehe es.

Und dann habe ich dieses Buch auch noch als geeignetes, unterhaltsames Hörbuch für eine Autofahrt in einen Kurzurlaub mit einem befreundeten Pärchen gewählt. Ich höre da immer gerne um die Fahrtzeit zu verkürzen und eben nebenbei zu lesen, ohne zu lesen. Mir war nicht klar, dass ich Pandoras Büchse in den MP3 Player gepackt habe.

Das ERGEBNIS: Wir sind nicht ganz fertig geworden. Alle wollten unbedingt weiterlesen und ich habe das Buch jeweils bestellt.

Das BUCH: Ganz ehrlich, ich habe noch nie einen so wütenden, bösen und gleichzeitig faszinierend realen Roman über unsere Welt und unsere Zukunft gelesen. "Die Straße" von Cormac McCarthy wirkt dagegen wie eine romantische Erzählung. Dazu tragen die entlarvend direkte Sprache, die plakativen Charaktere und die absolute Nähe zur Realität bei.  Erst spät im Buch wird aus dem hässlichen Zerrbild der Gegenwart eine  noch viel hässlichere Zukunft. Abscheu und eine sieche Akklamation fesseln den Leser oder in unserem Fall den Hörer. Ich habe das Buch am Ende dann noch fertig gehört UND gelesen. Es hält, was es verspricht. Bitter bis zum Ende. Selbst der aufglimmende Funke von Hoffnung erlischt. Als wäre es den Protagonisten nicht mehr möglich, eigene Entscheidungen zu treffen.

"Wenn ein Mensch nicht wählen kann, hört er auf, Mensch zu sein" (Anthony Burgess in Clockwork Orange)

Der TITEL: Der den Titel gebende Musikstil Grime ist tatsächlich im Londoner Eastend entstanden. Kaputte, aggressive No Future Jugendbewegung. Punk von heute.

Die AUTORIN: (oder "an die Autorin") Das Buch hat die Wucht eines Dampfhammers. Dabei wird mit dessen Hilfe ein virtuos gefaltetes Stück Stahl geschmiedet. Glühend die Sprache, hitzig die Sicht der Dinge, scharf die Zunge und tödlich die Sense.

Ich würde dieses Buch gerne vollständig verehren und lieben können. Ich bin seit den ersten paar Minuten des Zuhörens und später des Lesens fasziniert. Ich hätte diesem Buch gerne den (zeitgemäßen) Stellenwert eines "Der Report der Magd" von Margaret Atwood und die treffsichere Kühle eines "Unterleuten" von Juli Zeh attestiert. Immer wieder zwischendrin war ich auch davon überzeugt, dass ich am Ende genau an diesem Punkt stehen würde. So wie ich es sehe gibt es eine gewaltige Gruppe Fans, die das wohl auch so sehen. Nichts für ungut. Ich liebe das Buch (und mittlerweile auch weitere), aber manchmal ist mir die eskalierende Frustration zu Y lastig, der Fokus zu zentriert, die exemplarischen Lebenswege zu plakativ. Für den Olymp reicht es mir nicht ganz. Aber vermutlich soll dieses Buch ja gar nicht meinen persönlichen Gerd Award bekommen, sondern einfach nur Luft machen, aufrütteln und schreien. Und das kann es hervorragend. Ich gebe nur zu bedenken, dass man mit extremer Provokation selten Erkenntnis oder Sympathie für die Sache erzeugt. Und der reale Bezug braucht mehr als nur zustimmendes Nicken aus den eigenen Reihen.

Manchmal muss man sich halt einfach Luft machen. Und bei derart eloquenter Stimme kommt dann ein Buch heraus, dessen Lektüre ich (mit Verspätung) einfach nur empfehlen muss.

RCE – #RemoteCodeExecution
Berg, Sibylle
Kiepenheuer & Witsch 2022
Hardcover 9783462001648 € 26,00

GRM – Brainfuck
Berg, Sibylle
Kiepenheuer & Witsch 2019
Hardcover 9783462051438 € 25,00
Paperback 9783462000207 € 14

Die ENTSCHULDIGUNG: Ich gestehe es. Ich bin relativ unbedarft an diesen Roman von Sibylle Berg herangegangen. Diese Naivität war bereits nach wenigen Seiten vaporisiert. Irgendwie zwischen Faszination, Fassungslosigkeit und Impertinenz.
Ich bin wegen der Fortsetzung "RCE – #RemoteCodeExecution" zufällig im Kundengespräch über das Buch gestolpert. Wie so oft schamvoll

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Unter den Sternen von Tha

von am 17. August 2022 Kommentare deaktiviert für Unter den Sternen von Tha

Heribert Kurth
UNTER DEN STERNEN VON THA.
Die Niederschriften zum Fonpo-Rätsel.
Winnert, p.machinery, 2020, 227 S.
ISBN 978-3-95765-169-3 / 15,90 Euro

Es passiert mir nur noch äußerst selten, dass ich das Buch eines deutschen Autors lese (gar ein Erstlingswerk) und mir schon über dessen „Einsortierung“ (Roman oder Geschichtensammlung) nicht klar werden kann, geschweige denn darüber, was ich davon halten soll. Deshalb ist diese Besprechung unter anderem auch ein Klärungsprozess für das Gemüt des Rezensenten.
Was zuerst (auch optisch) auffällt, ist die extreme „Kleinteiligkeit“ des Textes. Es handelt sich um hunderte von Ideen-Keimen, oftmals nur wenige Sätze lang, manchmal ein paar Seiten, nur selten ganze Kapitel. Aneinandergelegt (wenn auch erst nach einer Sortierung durch das Leserhirn) ergeben diese Puzzleteile ein stimmiges Gesamtbild – aber die einzelnen „Keime“ enthaltenen oftmals ganz eigenständige Bilder, aus denen sich dutzende exzellenter Kurzgeschichten machen ließen.
Den Inhalt dieser (laut Untertitel) „Niederschriften zum Fonpo-Rätsel“ könnte man gleichermaßen als Zukunfts-Historie (unsere nächsten 500.000 Jahre!) wie als originellen Weltschöpfungs-Mythos (wo und wann begann das alles?) beschreiben, allerdings braucht Kurth für seine Ausarbeitung kaum mehr als 200 Seiten.
Und während ich noch über Vorläufer wie Olaf Stapledon oder J. R. R. Tolkien nachsinnen wollte, legte mir der Zufall die kaum vier Seiten umfassende Kurzgeschichte „Und so weiter, und so weiter“ von James Tiptree Jr. in die Hände – es gereicht beiden zur Ehre: Tiptree dafür, Jahrzehnte vorher Kurths Vorstellungen bereits auf ein Atom konzentriert zu haben, und Kurth dafür, bei diesem Vergleich durchaus bestehen zu können.
UNTER DEN STERNEN VON THA versucht sich daran, eine Gesamtschau menschlicher Politik, Kultur und Religion zu entwerfen, ohne dabei allzu sehr ins Metaphysische und Schwammig-Religiöse abzudriften. Einer meiner Lieblings-Ideen-Keime ist Kurths ganz pragmatischer Entwurf für ein „Valutaregister“ – (s)eine Form eines galaxisweiten Grundeinkommens!
Ein befreundeter Buchhändler pflegte, wenn er einem seiner eifrigen Adepten ein Buch mit besonderem Nachdruck ans Herz legen wollte, zu sagen, dass man ebenjenen Titel „nicht Jedem“ empfehlen könne. Das machte aus Buch und Leser ein magisches Amalgam und beförderte gleichermaßen Leselust und Aufmerksamkeit.
In diesem Sinne ist UNTER DEN STERNEN VON THA definitiv ein Buch, das ich „nicht Jedem“ empfehlen kann.

Horst Illmer

Heribert Kurth
UNTER DEN STERNEN VON THA.
Die Niederschriften zum Fonpo-Rätsel.
Winnert, p.machinery, 2020, 227 S.
ISBN 978-3-95765-169-3 / 15,90 Euro

Es passiert mir nur noch äußerst selten, dass ich das Buch eines deutschen Autors lese (gar ein Erstlingswerk) und mir schon über dessen „Einsortierung“ (Roman oder Geschichtensammlung) nicht klar werden kann, geschweige denn darüber, was ich davon halten soll. Deshalb ist diese Besprechung

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Die Schattensammlerin

von am 27. Juli 2022 Kommentare deaktiviert für Die Schattensammlerin

T. S. Orgel
DIE SCHATTENSAMMLERIN – DICHTER UND DÄMONEN.
München, Heyne, 2022, 480 S.
ISBN 978-3-453-32179-3
Klappenbroschur, 16,00 Euro

Wenn wir uns in einigen Jahren an diese „verrückte“ Zeit zurückerinnern, werden wir auch sehr häufig einen akustischen „Flashback“ haben – denn die Pandemie-Zeit war auch eine Podcast-, Hörbuch- und Hörspiel-Zeit. Wen wundert’s also, dass auch die Orgel-Brüder Tom und Stephan dieses Medium ausprobierten. Wer schon einmal auf einer Lesung von T. S. Orgel war, weiß um deren Vortragskünste – was lag also näher als ein Hörspiel einzusprechen.

Das Ergebnis war 2021 DIE SCHATTENSAMMLERIN, ein historischer Krimi aus dem alten Frankfurt/M. der späten Goethe-Jahre. Auch wenn der Geheimrat damals eigentlich in Weimar zuhause war, seine Geburtsstadt war ihm doch stets wichtig geblieben. Als dort während eines Fastnachts-Festes aus einem Museumskeller ein ganz bestimmter Schädel gestohlen wird, lässt Johann Wolfgang von Goethe alle seine Beziehungen spielen, diesen Kultgegenstand wieder zu erlangen. Unerwartete Hilfe erfährt er dabei (wenngleich eher zufällig) durch die junge Millicent Wohl, eine Museumsangestellte, die Zeugin des Raubüberfalls war …

Die Niederschrift des Hörspiels ist jetzt unter dem Titel DIE SCHATTENSAMMLERIN – DICHTER UND DÄMONEN bei Heyne als Roman erschienen. Klassische Urban Fantasy aus Deutschland – das ist nicht ganz neu, aber herrlich frech erzählt und mit einer ganzen Schar interessanter Charaktere besetzt.

Und da Millicent Wohl am Ende eine ebenso freundliche wie dringliche Einladung nach Weimar überbracht wird, dürfen wir uns vermutlich auf eine Fortsetzung freuen.

Horst Illmer

T. S. Orgel
DIE SCHATTENSAMMLERIN – DICHTER UND DÄMONEN.
München, Heyne, 2022, 480 S.
ISBN 978-3-453-32179-3
Klappenbroschur, 16,00 Euro

Wenn wir uns in einigen Jahren an diese „verrückte“ Zeit zurückerinnern, werden wir auch sehr häufig einen akustischen „Flashback“ haben – denn die Pandemie-Zeit war auch eine Podcast-, Hörbuch- und Hörspiel-Zeit. Wen wundert’s also, dass auch die Orgel-Brüder Tom und Stephan dieses Medium ausprobierten. Wer schon

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Nachruf auf H. W. Franke (1927 – 2022)

von am 20. Juli 2022 Kommentare deaktiviert für Nachruf auf H. W. Franke (1927 – 2022)

Herbert W. Franke ist im Alter von 95 Jahren gestorben!
Wie jetzt? War das nicht erst gestern, dass ich ihm in der EXODUS zu seinem 90. Geburtstag gratuliert habe – und kurz vorher in der phantastisch! die Frage stellte: „Was macht eigentlich … Herbert W. Franke?“ So war es eigentlich immer mit diesem Wiener Tausendsassa – wenn man ihn irgendwo dingfest machen wollte, war er schon wieder weiter. Rastlos verfolgte er mehr als ein halbes Dutzend Karrieren, von denen jede Einzelne für einen „Normalmenschen“ ausgereicht hätte. Egal ob als Schriftsteller, Herausgeber, Dichter, Dramatiker, Höhlenforscher, Computer-Künstler, Philosoph, Philologe, Futurologe, immer gab er sein Bestes und immer stellte er sein Publikum zufrieden. Experimentierfreudig, innovativ, unabhängig – all dies traf auf Herbert W. Franke zu wie auf kaum einen anderen deutschsprachigen Künstler, der sich in die vermeintlichen Niederungen der Genreliteratur begeben hat. Unbedingt hinzufügen muss ich an dieser Stelle noch ein „großzügig“! In den Genuss dieser Großzügigkeit kamen 1980 eine Handvoll junger Science-Fiction-Fans aus Würzburg, die, ohne große Ahnung und eigentlich recht naiv und respektlos, den arrivierten Professor Doktor Franke anschrieben, ob er nicht „irgendwas“ hätte, das sie in ihrem, noch in Planung befindlichen, neuen „Magazin für Science-Fiction“ veröffentlichen könnten? Unfassbar freundlich und eben auch großzügig stellte Herbert W. Franke uns das Drehbuch für sein soeben fertiggestelltes Fernsehspiel „Die Stimmen der Sylphiden“ (Produziert vom ZDF) zur Verfügung, das dann auch das Herzstück des ersten COSMONAUT wurde. (Für meine Illustrationen wage ich mich bis heute nicht zu entschuldigen – ich war jung und wollte den Ruhm.) Als „Bezahlung“ (natürlich hatte Franke von uns keinerlei Entlohnung verlangt) sandten wir ihm damals zwei „Bocksbeutel“ – und unseren tief empfundenen Dank.
Prof. Dr. phil. Herbert W. Franke wurde am 14. Mai 1927 in Wien geboren. An der dortigen Universität studierte er Physik, Mathematik, Chemie, Psychologie und Philosophie. 1950 Dissertation zum Doktor der Philosophie. Von 1973 bis 1997 hatte er einem Lehrauftrag für »Kybernetische Ästhetik und Computerkunst« an der Universität München. Weitere Lehraufträge u. a. für Computergrafik an der Akademie der Bildenden Künste München und für eine »Einführung in die Science-Fiction-Literatur« an der Hochschule für Gestaltung in Bielefeld. 1979 war er Mitbegründer des ARS ELECTRONICA-Festivals in Linz, Österreich. 1980 wurde Herbert W. Franke zum Mitglied des deutschen PEN-Clubs gewählt; im selben Jahr wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen. Seit 1957 veröffentlichte Franke Sachbücher und erzählende Texte, darunter etwa 20 SF-Romane, mehrere Story-Sammlungen und Dutzende Anthologien. Er war jahrelang für die SF-Programme der Verlage Goldmann und Heyne verantwortlich, gab bei Ullstein 1984 die Reihe „Ozeanische Bibliothek“ heraus, und erhielt für sein Schaffen mehrfach den Deutschen Science Fiction Preis und den Kurd Laßwitz Preis. Seit 2015 sind in der von p.machinery veranstalteten Herbert W. Franke-Werkausgabe bereits 18 Bände erschienen.
Am 16. Juli 2022 informierte seine Frau Susanne Päch die Öffentlichkeit über das Ableben ihres „geliebten Dinosauriers“ (Päch).

Horst Illmer

Herbert W. Franke ist im Alter von 95 Jahren gestorben!
Wie jetzt? War das nicht erst gestern, dass ich ihm in der EXODUS zu seinem 90. Geburtstag gratuliert habe – und kurz vorher in der phantastisch! die Frage stellte: „Was macht eigentlich … Herbert W. Franke?“ So war es eigentlich

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Lex Talionis

von am 20. Juni 2022 Kommentare deaktiviert für Lex Talionis

Michael Marrak
LEX TALIONIS. Roman.
Berlin, Memoranda, 2022, 320 S.
ISBN 978-3-948616-64-9 / 19,90 Euro

Es ist alles vorhanden: Ein „beratender“ Fallanalyst mit übernatürlichen Fähigkeiten im Dienst der Ermittlungsbehörden. Eine On-Off-Beziehungskiste zwischen dem „postkognitiven Rekonstruktor“ Alexander Crohn und der Kommissarin Miriam Fechner. Dazu noch die „üblichen Verdächtigen“: Gute Bullen, böse Bullen, treue Freunde, unsichere Kandidaten und ein Serienmörder, der den Helden an die Grenzen seiner Fähigkeiten bringt – und es handelt sich hier nicht um einen schwachen Abklatsch von Jim Butchers „Harry Dresden“-Bücher, sondern um den neuesten Roman von Michael Marrak mit dem Titel LEX TALIONIS, der soeben bei Memoranda erschienen ist.

Die Handlung setzt unmittelbar damit ein, dass Crohn von Fechner zum Tatort eines grausigen Verbrechens gerufen wird. Trotz einer „Pause“ in ihrer persönlichen Beziehung vertraut sie seinen Fähigkeiten uneingeschränkt. Diese allerdings erweisen sich im Verlauf des Geschehens als überaus trügerisch und bringen nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die Beteiligten selbst in größte Gefahr. Wie sich herausstellt, gibt es wohl ein Wesen aus einem Zwischenreich, das unsere Welt dafür nutzt, seinen Hass auf alles Lebendige „auszuleben“. Das titelgebende „Lex Talionis“ (eine uralte Rechtsformel, die auf einen Ausgleich zwischen Täter und Opfer hinwirken soll) wirft in seiner archaischen Bedeutung die Frage danach auf, wer nun „Opfer“ und wer „Täter“ ist …

Nach gut 300 ebenso gruseligen wie kurzweiligen, immer aber spannend erzählten Seiten ist der Boden bereitet, das Personal vorgestellt und nichts wirklich geklärt – gut dass da „Ende des ersten Bandes“ steht!

Horst Illmer

Michael Marrak
LEX TALIONIS. Roman.
Berlin, Memoranda, 2022, 320 S.
ISBN 978-3-948616-64-9 / 19,90 Euro

Es ist alles vorhanden: Ein „beratender“ Fallanalyst mit übernatürlichen Fähigkeiten im Dienst der Ermittlungsbehörden. Eine On-Off-Beziehungskiste zwischen dem „postkognitiven Rekonstruktor“ Alexander Crohn und der Kommissarin Miriam Fechner. Dazu noch die „üblichen Verdächtigen“: Gute Bullen, böse Bullen, treue Freunde, unsichere Kandidaten und ein Serienmörder, der den Helden an die Grenzen

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Pantopia

von am 13. Juni 2022 Kommentare deaktiviert für Pantopia

Theresa Hannig
PANTOPIA. Roman.
Frankfurt, Fischer TOR, 2022, 460 Seiten
ISBN 978-3-596-70640-2 / 16,99 Euro
Klappenbroschur

Die 1984 geborene Theresa Hannig entwickelt sich nach ihrem überraschend erfolgreichen Erstlings-Duo DIE OPTIMIERER / DIE UNVOLLKOMMENEN (Bastei Lübbe) zu einer der interessantesten Autorinnen im Bereich der deutschen Science Fiction.

Wenn PANTOPIA ein Kriminalroman wäre, würde er auf Seite 10 enden. Denn dort „verrät“ die Autorin bereits, wie die Geschichte ausgeht. Glücklicherweise handelt es sich hier jedoch um einen Science-Fiction-Roman und in diesem Fall gilt immer noch: Das Wichtigste ist „die Idee“ und „Der Weg ist das Ziel“.
Wenn ich einen gewöhnlichen Roman besprechen würde, wäre meine Rezension hier zu Ende, denn eigentlich habe ich schon zu viel „verraten“. Glücklicherweise handelt es sich hier jedoch um eine Utopie von Theresa Hannig – und wenn es irgendwo „unzuverlässige“ Erzähler*innen gibt, dann in utopischen Geschichten.
Es könnte also alles auch ganz anders gewesen sein.

Bei Fischer TOR ist soeben Hannigs neuer Roman PANTOPIA erschienen, in dem sie es tatsächlich wagt, eine Utopie nicht nur anzudenken, sondern als erfolgversprechende Möglichkeit durchzudeklinieren. Im Gegensatz zu den meisten mir bekannten Büchern ihrer Kollegen, sieht Hannig in der Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz eine Chance (wenngleich auch nur eine kleine) für das Überleben der menschlichen Zivilisation.
Allein dafür gebührt ihr schon jede Menge Respekt; unabhängig von solchen Vorschusslorbeeren zeigt sich dann zudem noch, dass Hannig eine glänzende Erzählerin ist, sodass schon in diesem Frühjahr einer der wichtigsten Romane des Jahres 2022 vorliegt.
Unbedingt lesenswert.

Horst Illmer

Theresa Hannig
PANTOPIA. Roman.
Frankfurt, Fischer TOR, 2022, 460 Seiten
ISBN 978-3-596-70640-2 / 16,99 Euro
Klappenbroschur

Die 1984 geborene Theresa Hannig entwickelt sich nach ihrem überraschend erfolgreichen Erstlings-Duo DIE OPTIMIERER / DIE UNVOLLKOMMENEN (Bastei Lübbe) zu einer der interessantesten Autorinnen im Bereich der deutschen Science Fiction.
Wenn PANTOPIA ein Kriminalroman wäre, würde er auf Seite 10 enden. Denn dort „verrät“ die Autorin bereits, wie die Geschichte

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Schwarze Spiegel

von am 28. März 2022 Kommentare deaktiviert für Schwarze Spiegel

Arno Schmidt & Nicolas Mahler
SCHWARZE SPIEGEL.
Illustriert von Niclas Mahler
Berlin, Suhrkamp, 2021, 190 Seiten
Bibliothek Suhrkamp, Band 1528
ISBN 978-3-518-22528-8

Und dann gab’s 2021 noch SCHWARZE SPIEGEL, ein ARNO SCHMIDT-Comic, gezeichnet von Nicolas Mahler, dem 1969 in Wien geborenen und vielfach preisgekrönten Karikaturisten und Meister der „Verknappung“.
Seine Nacherzählung einer Science-Fiction-Story von Schmidt (aus dem Jahr 1955) erschien in der klassischen „Hochliteratur“-Reihe „Bibliothek Suhrkamp“, die dafür ihr „heiliges“ Klein-Oktav-Format aufgeben musste, da Mahlers Bilder dann doch etwas mehr Platz brauchten.
Dafür erzählt er mit dem Tuschepinsel in Schwarz und Lila vom Leben eines Misanthropen, nachdem ein Atomkrieg im Jahr 1960 zumindest dessen Lebensraum – also Deutschland – menschenleer hinterlassen hat. Der Ich-Erzähler fährt mit dem Rad übers Land, besorgt sich aus den Ruinen was er braucht, stöbert durch Kaufläden und Museen – und redet sich ein: ALLES IST GUT.
Bis dann – hoppla – eine Frau auftaucht! Und sofort kommen die alten Eitelkeiten wieder zum Vorschein, beginnt der Balz-Tanz aufs Neue, „entdecken“ sich Mann und Frau wie zu allen Zeiten.
Allerdings scheint SIE die Klügere zu sein. Nach einiger Zeit drängt es sie zum Aufbruch: Die Welt will erforscht werden – und Sie ist offensichtlich nicht so selbstgenügsam – auch nicht so mit sich selbst allein zufrieden – wie ER. Mit einem Trick gelingt es IHR, eine peinliche Abschiedsszene zu vermeiden und einfach zu verschwinden. Wieder ist ER allein – aber es steht jetzt die Frage im Raum, ob immer noch ALLES GUT ist?

Horst Illmer

Arno Schmidt & Nicolas Mahler
SCHWARZE SPIEGEL.
Illustriert von Niclas Mahler
Berlin, Suhrkamp, 2021, 190 Seiten
Bibliothek Suhrkamp, Band 1528
ISBN 978-3-518-22528-8

Und dann gab’s 2021 noch SCHWARZE SPIEGEL, ein ARNO SCHMIDT-Comic, gezeichnet von Nicolas Mahler, dem 1969 in Wien geborenen und vielfach preisgekrönten Karikaturisten und Meister der „Verknappung“.
Seine Nacherzählung einer Science-Fiction-Story von Schmidt (aus dem Jahr 1955) erschien in der klassischen „Hochliteratur“-Reihe „Bibliothek Suhrkamp“, die

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Systemfehler

von am 21. März 2022 Kommentare deaktiviert für Systemfehler

Wolf Harlander
Systemfehler
Rowohlt Taschenbuch, 2021, 496 S.
ISBN 9783499006616 / 16,00 Euro

Zwischen all den Rezensionen unserer fleißigen Helferlein ist es ab und an gar nicht so einfach, den rechten Moment abzupassen, auch mal wieder selbst in die Tasten zu greifen.

Dass ich jetzt gerade dieses Buch unter die Lupe nehme liegt daran, dass ich mich einfach gut unterhalten habe und dass MITCH vor gar nicht allzu langer Zeit Blackout besprochen hat. Systemfehler ist ein sauberer Mainstream Thriller aus deutscher Feder in der Tradition eines Marc Elsberg. Nicht wirklich neu, nicht wirklich ernsthaft konsequent am Ende, ein bisschen James Bond, stets zur rechten Zeit am rechten Ort, aber eben wirklich unterhaltsam.

Allein der Titel zeigt ja schon, um welche Art Thriller es sich dreht. Ein überzeugend aufgebauter Angriff über Schadprogramme auf unsere vernetzte Welt. Sympathische und ausreichend glaubhafte Protagonisten. Mehr als eine Prise Klischee. Was Wolf Harlander an Ingredenzien verarbeitet ist nicht außergewöhnlich. Trotzdem schafft er es, den Leser zu fesseln und sogar an der ein oder anderen Stelle ins Grübeln zu bringen. Gerade die Nutzung von Klischees und Stereotypen macht die Situation dann doch wieder erschreckend. In zweiter Instanz, nach der oberflächlichen Schilderung der grundsätzlichen Situation erschafft Harlander Bilder und Situationen, die fast real und wirklich eindringlich erscheinen.

Mich hat er ein paarmal tatsächlich überrascht. Nicht mit den großen bewusst filmischen Szenen, sondern bei kleinen, realistischen Situationen. Und in diesem Fall reicht mir das völlig aus. Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt, habe die fast 500 Seiten im Flug gelesen und war am Ende fast traurig, dass er das Buch wohl doch bewusst als Bestseller geschrieben hat. Mir wäre am Ende ein fataler Rundumschlag lieber gewesen. Das geht aber anscheinend nicht, wenn man sich verkaufen will. Ist ja in dem Genre kein Einzelfall.

Harlander ist dem Genre treu. Auch sein Erstling "42 Grad" bedient die Mainstream Weltuntergangs Schiene und liest sich ebenfalls spannend und bei "Schmelzpunkt", das im Mai erscheint, erwarte ich nicht weniger.

Wolf Harlander
Systemfehler
Rowohlt Taschenbuch, 2021, 496 S.
ISBN 9783499006616 / 16,00 Euro

Zwischen all den Rezensionen unserer fleißigen Helferlein ist es ab und an gar nicht so einfach, den rechten Moment abzupassen, auch mal wieder selbst in die Tasten zu greifen.
Dass ich jetzt gerade dieses Buch unter die Lupe nehme liegt daran, dass ich mich einfach gut unterhalten habe und dass

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BLACKOUT – Morgen ist es zu spät

von am 7. März 2022 Kommentare deaktiviert für BLACKOUT – Morgen ist es zu spät

Marc Elsberg
BLACKOUT – Morgen ist es zu spät
Taschenbuch: 832 Seiten
ISBN-13: 978-3442380299

Elsbergs BLACKOUT steckte vor Kurzem noch wartend in meinem von Gerd empfohlenen Bücherstapel. Soeben habe ich das Buch fertig gelesen und diese Zeilen enstammen meiner Stimmung direkt nach der Lektüre der letzten Seite.

Mein Fazit: BLACKOUT ist schrecklich.

Schrecklich echt. Schrecklich erschütternd. Schrecklich ehrlich.

Zwei Wochen Stromausfall lässt aus Nachbarn Feinde werden. Zwei Wochen Stromausfall führt zu saglosem Leid. Zwei Wochen Stromausfall bedeuten die Zerstörung unserer Welt.

Elsberg hat mit BLACKOUT eine Erzählung geschaffen, die außergewöhnlich gut durchdacht und recherchiert ist, mich packte und in ein brutales Szenario steckte, eine Zukunft, welche schon morgen auch für mich und meine Familie zur Realität werden könnte.

BLACKOUT erzählt fühlbar das Erleben eines Stromausfalls in der westlichen Welt und zwar über das Schicksal darin verwickelter ganz unterschiedlicher Protagonisten. Der Leser taucht ein in die Köpfe und Herzen von Politikern, Energiebetreibern, Computerfachleuten, Reportern, Familien und Tieren, hautnah erlebt der Lesende den erschreckenden, von Tag zu Tag schlimmer werdenden, Zerfall des Miteinander, menschlicher Werte und der Gesellschaft. Gleichzeitig gibt es im Buch nur etwas mehr als eine Handvoll Hauptprotagnosisten, so dass der Erzählstrang übersichtlich und dicht bleibt.

Ich selbst hätte niemals geglaubt, wer und was alles abhängig ist vom "Strom", wie krass wir Menschen unser Dasein mit "Strom" verbunden haben und wie schlimm (wirklich schlimm!) es kommen würde, wenn das Unfassbare passiert: Tagelanger Stromausfall.

Schon Eschbachs AUSGEBRANNT zeigte mir, was Energie in Form von Erdöl für die Menschen bedeutet und was der Untergang der Erdölreserven für böse Folgen zeitigt.

Elsbergs BLACKOUT ist jedoch noch so viel krasser, denn die darin gezeichneten Schicksale und Begebenheiten, die "bloss" durch einen Stromausfall auf den Plan treten würden, gehen nicht nur unter die Haut, sondern in Mark und Bein. Oft musste ich beim Lesen geschockt mit dem Kopf schütteln, nicht selten blieb mir die Luft weg und manchmal musste ich das Buch fast angeekelt weglegen.

BLACKOUT ist harte Kost, nicht nur für zarte Gemüter.

Elsberg hat Eines begriffen und dies dann extrem gut umgesetzt: Das echte Leben schreibt die härtesten Geschichten und BLACKOUT ist definitiv eine davon.

MITCH

PS: Das Werk wurde in 15 Sprachen übersetzt. Die englische Ausgabe wurde völlig zu recht von der Times im Februar 2017 zum "Crime Book of the month" gewählt. BLACKOUT hat (mit Stand 15.11.2021) stolze 6.666 Sternebewertungen auf der Plattform eines recht bekannten Onlinehandels und zwar mit fast durchgängig 5 Sternen. Das muss zwar nichts heißen, heißt es im Falle Elsbergs BLACKOUT aber doch!

PPS: Nachtrag 26.02.2022: Mit Blick auf die aktuelle Kriegskrise zu Russland ist das Thema "Katastrophe durch Kappung der Energieversorgung" nun wahrlich kein fiktives Thema mehr. Daher nochmal: BLACKOUT bitte nur lesen, wenn man entsprechend "dicke Haut" hat, denn theoretisch kann all Jenes hier und heute wirklich passieren.

Marc Elsberg
BLACKOUT – Morgen ist es zu spät
Taschenbuch: 832 Seiten
ISBN-13: 978-3442380299
Elsbergs BLACKOUT steckte vor Kurzem noch wartend in meinem von Gerd empfohlenen Bücherstapel. Soeben habe ich das Buch fertig gelesen und diese Zeilen enstammen meiner Stimmung direkt nach der Lektüre der letzten Seite.
Mein Fazit: BLACKOUT ist schrecklich.
Schrecklich echt. Schrecklich erschütternd. Schrecklich ehrlich.
Zwei Wochen Stromausfall lässt aus Nachbarn Feinde werden. Zwei

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Sherlock Holmes

von am 2. Februar 2022 1 Kommentar

Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes – Sämtliche Werke in 3 Bänden (Die Erzählungen I, Die Erzählungen II, Die Romane) 
Marion Herbert (Übersetzer), Heike Holtsch (Übersetzer), Christel Kröning (Übersetzer)
Anaconda Verlag (25. Oktober 2021)
ISBN: 978-3730610275

ARTHUR CONAN DOYLE: SHERLOCK HOLMES

Ende Oktober 2021 erschien im Anaconda Verlag eine neue und hübsche Gesamtausgabe von Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes".

Keine Romanfiguren haben mir über die Jahre soviel Freude und Vergnügen bereitet, wie Sherlock Holmes und sein Freund Dr. Watson. Zuzugeben ist, dass ich – obwohl ich noch nie in Großbritannien gewesen bin – eine recht starke Faszination für das England "von damals" hege, denn nicht umsonst habe ich sämtliche Detektivgeschichten von Arthur Conan Doyle mehrmals und nicht wenige Romane von Agatha Christie (obwohl hier ja oft ein Belgier in England unterwegs ist) verschlungen.

Jedenfalls sind mir Sherlock Holmes und Dr. Watson einfach die Liebsten, ja, die beiden sind für mich "die Besten". Doyle erschuf im Jahre 1886 dieses außergewöhnliche Duo, welches mir über die Jahre sehr an mein Leserherz gewachsen ist. Hinzu kommt, dass ich (wie schon öfter erwähnt) richtig gute Ich-Erzähler liebe, und in Doyles "Sherlock Holmes" ist Erzähler der meisten Geschichten eben der praktisch veranlagte, bodenständige und sehr liebenswerte Dr. Watson, dem dabei die Rolle des Chronisten zufällt.

Es ist die Freundschaft dieser beiden ungleichen Protagonisten, es sind die so guten Geschichten mit so genialen Auflösungen, es ist der Charme von Dr. Watson, es ist der so facettenreiche und eiserne (und dabei licht- und schattenhafte) Charakter von Holmes und es ist zu guter Letzt diese einmalige "London-Atmosphäre", die Doyle in seinen Kurzgeschichten und Romanen zaubert. Wenn man mich fragt, so ist Sherlock Holmes (ein Stück weit) sogar ein Protagonist der Gattung "Phantastik", denn gleich einem "Superhelden" löst Holmes sogar die unmöglichen Fälle, seine "Superkraft" ist die der Deduktion, die Kraft der ungewöhnlichen Schlussfolgerungen.

Fazit: Die Gesamtausgabe vom Anaconda Verlag bestellen und lesen, lesen, lesen … Nicht umsonst basieren hunderte von späteren Ablegern in Belletristik, Comic, Hörspiel und Film auf den Romanfiguren von Holmes und Dr. Watson, beide dürften also (völlig zu Recht) das bekannteste Ermittlerduo auf diesem Planeten sein.

MITCH

Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes – Sämtliche Werke in 3 Bänden (Die Erzählungen I, Die Erzählungen II, Die Romane) 
Marion Herbert (Übersetzer), Heike Holtsch (Übersetzer), Christel Kröning (Übersetzer)
Anaconda Verlag (25. Oktober 2021)
ISBN: 978-3730610275
ARTHUR CONAN DOYLE: SHERLOCK HOLMES
Ende Oktober 2021 erschien im Anaconda Verlag eine neue und hübsche Gesamtausgabe von Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes".
Keine Romanfiguren haben mir über die Jahre soviel Freude

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Der Nullpunkt und Die Goldenen 150

von am 25. Dezember 2021 3 Kommentare

Vorwort von Gerd
In der Weihnachtszeit schreibe ich oft laaaange Beiträge. Manchmal ist es Gejammer, manchmal Dankbarkeit und ab und an auch irgendetwas völlig anderes. Diesmal ist es noch anders. Ich überlasse das Wort nämlich MITCH, der seit in etwa diesem Jahr unsere Seite mit seinen Rezis bereichert. Dieser Elan und seine authentische Herangehensweise sind eine große Bereicherung. Sein teils nicht ganz unstrittiger, sehr persönlicher Blickwinkel weist immer wieder neue Wege und Richtungen. Jetzt hat sich MITCH an etwas sehr umfassendes gewagt, das den "normalen" Rahmen unserer Beiträge bei weitem sprengt. Genau wie meine gewohnten Worte zur Weihnachtszeit. Deswegen könnt ihr in diesem Jahr seine Gedanken zur Phantastik lesen. Nehmt euch auch diesmal Zeit. Der Artikel und die dazugehörige Liste sind zwar wiederum sehr subjektiv, aber genau das hat auch mir so viel Spaß bereitet. Titel zu finden, an die ich niemals gedacht hätte, andere zu vermissen. Ich selbst würde es nie wagen, eine solche Liste zu erstellen, genau wegen möglicher Lücken oder Geschmäcker. MITCH hat es gewagt und ich mag das Ergebnis und bewundere sein Selbstvertrauen. Lasst euch inspirieren…

Kurd Laßwitz
Bis zum absoluten Nullpunkt des Seins
Paperback. Mai 2017 – 156 Seiten; ebooknews press-Verlag
ISBN: 978-3944953533

EINLEITUNG: "150" JAHRE NACH DEM NULLPUNKT

Heute habe ich die Zahl 150 im Blick:

Denn vor 150 Jahren, im Jahr 1871, startete mit Kurd Laßwitz geschriebener Zukunftserzählung BIS ZUM NULLPUNKT DES SEINS, dem Gründungsdokument der deutschen Science Fiction, die moderne deutsche Science-Fiction. Die "150" hat also keine geringe Bedeutung.

Man möge sich vor Augen führen, dass Laßwitz‘ BIS ZUM NULLPUNKT DES SEINS aus einer Zeit stammt, in welcher Sherlock Holmes gerade einmal Teenager gewesen ist. Gleichwohl finden wir darin Internet, Schnellrestaurants, Überbevölkerung, Agrarsteppen, Psychopharmaka, Individualflugverkehr, Zukunftsluftkrieg, Energieversorgung, Bitcoin, Klimabeeinflussung, Frauenemanzipation, Raumfahrt u.v.m.. Folglich beinhaltet Laßwitz‘ Kurzgeschichte mehr an Science Fiction, als das gesamte Werk eines Jules Verne.

Auch so manch weise Worte sind in BIS ZUM NULLPUNKT DES SEINS verborgen:

"Die Nüchternen sind die allerschlimmsten Fanatiker; wenn sie sich auf die `nüchterne Überlegung´ berufen, so lügen sie. Ihre innerste Gemütslage ist eben fremd und abgeneigt den warmen Empfindungen einer ideal fühlenden Seele, die das Leben erfaßt, wie es sein soll, und nicht zergliedert, wie es ist.", vgl. Laßwitz, Traumkristalle, Moewig Verlag 1981, Bis zum Nullpunkt des Seins, S. 209.

Selbst wenn solche Gedanken schon 150 Jahre "alt" sind, können wir uns jetzt durchaus fragen, inwieweit und zu welchem Preis wir in unserer "neuen" Zeit einst uns wichtige (innen) empfundene Ideale heute einer (äußeren) nüchternen Notwendigkeit opfern?!

Und wer nach der Lektüre von BIS ZUM NULLPUNKT DES SEINS noch tiefer in den Ursprung deutscher SF gehen will, der mag sich – wie einst Jules Vernes Professor Lidenbrock – in den Mittelpunkt dessen vorwagen mit dem Titel …

Detlef Münch
150 Jahre Kurd Laßwitz´ Nullpunkt der deutschen Science Fiction am 21. Juni 1871
Taschenbuch: ‎ 224 Seiten
synergenVerlag (23. April 2021)
ISBN: ‎ 978-3946366508

An dieser Stelle ist es obligatorisch, Herrn Laßwitz ein paar gewichtige Worte nachzurufen, und zwar durch Herrn Dath:

"Laßwitz gehört zu den hellsichtigsten Wegbereitern der SF, zu den Menschen, die vor rund zweihundert Jahren eine neue Kunstform, eine neue Denkmaschine bauten, mehr: ein Kulturprinzip, das imstande war, iterativ weitere derartige Maschinen hervorzubringen oder sie in seine Dienste zu nehmen"vgl. Dietmar Dath, Niegeschichte, 2. Aufl., S. 175.

Und last but not least sage ich:

"Jedenfalls können wir heute, Ende des Jahres 2021, mit einer (doch recht tiefen) Verbeugung Richtung Herrn Laßwitz deutsche Science-Fiction feiern, heute, 150 Jahre nach dem Nullpunkt."

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Vorwort von Gerd
In der Weihnachtszeit schreibe ich oft laaaange Beiträge. Manchmal ist es Gejammer, manchmal Dankbarkeit und ab und an auch irgendetwas völlig anderes. Diesmal ist es noch anders. Ich überlasse das Wort nämlich MITCH, der seit in etwa diesem Jahr unsere Seite mit seinen Rezis bereichert. Dieser Elan und seine authentische Herangehensweise sind eine große Bereicherung. Sein teils nicht

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Adventskalender 2021 T-03 "Eines Menschen Flügel"

von am 21. Dezember 2021 Kommentare deaktiviert für Adventskalender 2021 T-03 "Eines Menschen Flügel"

Jetzt gibt es keine Ausrede mehr! Gerade frisch erschienen, die Softcover-Ausgabe des Meisterwerkes zum erschwinglichen Preis. Deswegen hat diese wunderbar persönliche und ausführliche Rezi ihren Platz im Adventskalender mehr als verdient.
Andreas Eschbach
EINES MENSCHEN FLÜGEL
Köln, Lübbe, 2020, 1257 Seiten
Hardcover ISBN 978-3-7857-2702-7
Paperback ISBN 978-3-4042-0976-7

EINES MENSCHEN FLÜGEL ist einer jener Romane, die nicht nur eine, nicht nur zwei, sondern weit mehr Rezensionen verdient haben; einer jener Romane, der so viele Aspekte menschlichen Daseins beinhaltet, dass selbst ein Dutzend Rezensionen das gewaltige Buch in seiner Gänze vermutlich nicht durchdringen und aufbereiten vermögen.

Einleitend möchte ich gestehen, dass ich schon seit meiner Kindheit des Nachts vom Fliegen träume. Denn zu meinen ganz großen Helden gehörte (damals wie heute) KAL-EL alias SUPERMAN. Meine Kindheit in den achtziger Jahren war durchdrungen von den vier SUPERMAN-Filmen mit Christopher Reeve, der integer und unverwundbar – mächtig wie ein Halbgott – durch die Wolken, den Himmel und das All flog. Jene Flüge KAL-ELs beeindruckten und prägten mich damals sehr.

Als Kind oft (und heute als Mann bisweilen) träumte ich des Nachts davon, wie ich fliege, nur kraft meines Willens der Schwerkraft trotze und abhebe. Mein Körper erhebt sich in den Himmel und – wie SUPERMAN – durchbreche ich die Wolken und den mitternachtsblauen Himmel, ich blicke – ohne zu frieren – mutig hinab und sehe mit Kraft in den Augen die Welt von oben, frei und allmächtig.

Diese (ach zu raren) Träume liebe ich am meisten und immer wenn ich bei mir Zuhause die Raubvögel ins Tal fliegen sehe, dann denke ich an diese Traumbilder, und ich wünsche mir, wie schön wäre es doch …

… und es geschah, als Gerd mir eines Tages EINES MENSCHEN FLÜGEL schickte und mir damit fürwahr ein großes Geschenk machte:

Ich öffnete das Buch und – ja wirklich – ich konnte fliegen. Unglaublich. Es war kein Heldenflug wie bei KAL-EL, eher wie der Flug eines Falken. Kräftige Schwingen waren mir gewachsen und ich lernte schnell das Abheben, das Aufsteigen und das Gleiten, auch das Schwirren und der Sturzflug waren mir bald nicht mehr fremd.

Uns so kam es, dass ich kraft EINES MENSCHEN FLÜGEL für einige Wochen fliegen durfte, mit den Menschen der Nester "Ris", "Heit", "Mur" und "Leik", auch mit den sogenannten Nestlosen, sowie mit vielen anderen Bewohnern aus Eschbachs namenloser Welt: Denn die Menschen auf Eschbachs Planeten werden mit Flügeln geboren, mit denen eines Pfeilfalken, und wirklich, sie können fliegen, anmutig und kraftvoll.

Als Leser fühlte ich mich dabei wie John Dunbar (alias Kevin Costner), der im sehenswerten Film "Der mit dem Wolf tanzt" tiefe Freundschaft mit Sioux-Indianern knüpft, deren Leben und Kultur kennenlernt und sogar in ihr Volk aufgenommen wird. Auch Eschbachs Menschen leben in EINES MENSCHEN FLÜGEL auf ihrem Planeten ähnlich ursprünglich und unberührt, vergleichbar wie unsere damaligen Indianer auf der Erde noch vor dem 16. Jahrhundert, d.h. bevor die barbarische Invasion der Zivilisation ihr Volk penetrierte. Gleichzeitig steckt in Eschbachs fliegenden Menschen so viel Zukunft verborgen, eine Zukunft die ich hier nicht verraten darf, denn eben jene muss der Leser selbst erfahren, mit jedem Flug ihr ein Stück näher kommen.

Eschbach nahm mich – wie ein Ent einen Hobbit – in seine Hand und steckte mich von Kapitel zu Kapitel in den Blickwinkel eines neuen Mitglieds der Nester: Ich sah, spürte und erlebte in zahlreichen Körpern über viele hundert Buchseiten das Jagen, Kochen, Fliegen, Jungsein, Verlieben, Altwerden, Streiten, Kämpfen, Gebären, Meditieren, Beten, Fürchten, Trauern, Beerdigen, Feiern, Lieben, Lachen, Erkranken, Heilen, Schlafen, Essen, Heiraten, Streben, Hoffen, Sich-Erheben, … eben das ganze Leben der Menschen mit den Flügeln. Aber auch das Sterben lernte ich kennen, den Flug an diesen mystischen Ort, wohin eines Menschen Flügel mich nicht zu tragen vermögen.

Die Handlung in EINES MENSCHEN FLÜGEL erstreckt sich dabei in etwa über drei menschliche Generationen, und die Geschichte entfaltet sich chronologisch und – wie gesagt – abwechselnd immer aus der Sicht eines anderen Protagonisten. So durfte ich mehr als ein Dutzend Charaktere so herrlich nah erleben und mit ihnen in ihrem Lebensflug vorangleiten.

Und analog solcher Filme wie "Der mit dem Wolf tanzt" oder "Avatar" nimmt es Eschbach hier ganz genau, er will Authentizität transportieren, er will damit berühren. Bei einem solchen Plot bedeutet dies: Schönheit vor Spannung, Bilder vor Aktion, und Tiefe vor Bewegung.

Will sagen: Wer sich auf EINES MENSCHEN FLÜGEL einlässt, der fliegt lange Strecken sanft im Gleitflug, und betrachtet dabei die Schönheit und Besonderheiten der darin verborgenen Welt. Geduld, Genuss und Neugier sind hier des Lesers Tugenden.

Aber ab und zu, vor allem am Anfang, dann erst wieder ab Mitte und freilich am Ende des Buches geschieht es: Eschbach lässt mich rasant fliegen, in einem heftigen Spannungsbogen, der mein Herz rasen lässt und mich schreien lässt, ein Schrei, wie wenn die Achterbahn in ihre erste gefürchtete Talfahrt kippt. Dann will ich mehr, noch ein Looping! Bitte! … doch Eschbach nimmt gnadenlos immer wieder die Geschwindigkeit raus, und statt aufregender Höhe, lässt er mich wieder tiefer schweben, ruhig Richtung Welterleben und erneut nach unten Richtung Herz der Handlung. Im ersten Moment kleine Enttäuschung, im nächsten Moment die grosse Gewissheit, dass jener tiefe Flug den nächsten Hochflug umso gewaltiger werden lässt.

Das letzte Viertel des Buches erhöht dann in der Tat nochmal merklich die Geschwindigkeit und Höhe des Lesers Flug und mit grossen Augen und offenen Mund erlebe ich ein phänomenales Ende, ein zweigeteiltes Ende, welches nicht nur eine salzige Träne auf meiner linken, sondern auch eine süsse Träne auf meiner rechten Wange herabrinnen lässt. Eine dieser Tränen trägt Hoffnung in sich.

Eschbach beschenkt mit EINES MENSCHEN FLÜGEL wahrlich unsere Erdenwelt und zeigt dabei auf bittere und zugleich schöne Weise, dass der Mensch wohl immer von seiner "dunklen Seite der Macht" durchdrungen oder bedroht sein wird, egal wie sehr er nach der hellen Seite strebt und in ihr lebt. Egal zu welcher Zeit, egal auf welchem Planeten.

MITCH

Jetzt gibt es keine Ausrede mehr! Gerade frisch erschienen, die Softcover-Ausgabe des Meisterwerkes zum erschwinglichen Preis. Deswegen hat diese wunderbar persönliche und ausführliche Rezi ihren Platz im Adventskalender mehr als verdient.
Andreas Eschbach
EINES MENSCHEN FLÜGEL
Köln, Lübbe, 2020, 1257 Seiten
Hardcover ISBN 978-3-7857-2702-7
Paperback ISBN 978-3-4042-0976-7
EINES MENSCHEN FLÜGEL ist einer jener Romane, die nicht nur eine, nicht nur zwei, sondern weit mehr Rezensionen verdient

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Adventskalender 2021 T-13 "Der Kanon mechanischer Seelen"

von am 11. Dezember 2021 7 Kommentare

Michael Marrak
DER KANON MECHANISCHER SEELEN PAPERBACK
Illustriert vom Autor
Traunstein, Amrun, 2021, 750 Seiten
ISBN 9783958694644

Horst hat schon darüber geschrieben. Meine Wenigkeit hat das Buch als besonders wertvoll deklariert. Jetzt gibt es keine Ausrede mehr. Seit Herbst ist der "Kanon mechanischer Seelen" als Paperback zum erschwinglichen Preis erhältlich.

Ein wahrhaft wundervolles Buch für alle, die sich gerne von Sprachakrobatik, fantasievollen Welten, witzigen Charakteren und traumhafter Atmosphäre einfangen lassen. Wenn ihr es satt habt, auf den nächsten Zamonien Roman zu warten oder euch die Robotermärchen von Stanislaw Lem in farbenfroher Erinnerung sind, wenn ihr einfach Science Fiction einmal in bunt und abgedreht lesen möchtet, dann führt an diesem Buch kein Weg vorbei. Und wenn ihr ganz schnell seid, das Buch genauso gefressen habt, wie ich, dann sind vielleicht noch ein paar signierte Restexemplare der Fortsetzung im Laden…

Mehr sage ich nicht. Es gibt ja schon eine Rezi dazu. Ich wollte lediglich ein weiteres Mal meine überschwängliche Begeiterung kundtun. 

Michael Marrak
DER KANON MECHANISCHER SEELEN PAPERBACK
Illustriert vom Autor
Traunstein, Amrun, 2021, 750 Seiten
ISBN 9783958694644

Horst hat schon darüber geschrieben. Meine Wenigkeit hat das Buch als besonders wertvoll deklariert. Jetzt gibt es keine Ausrede mehr. Seit Herbst ist der "Kanon mechanischer Seelen" als Paperback zum erschwinglichen Preis erhältlich.
Ein wahrhaft wundervolles Buch für alle, die sich gerne von Sprachakrobatik, fantasievollen Welten, witzigen

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Ausgebrannt

von am 24. November 2021 Kommentare deaktiviert für Ausgebrannt

Andreas Eschbach
AUSGEBRANNT
Taschenbuch: ‎ 752 Seiten
ISBN: ‎ 978-3404159239

Eschbachs AUSGEBRANNT ist ein Roman, den ich mir, als ich ihn erstmals in Händen hielt, ganz anders vorstellte, als er sich dann später beim Lesen offenbarte.

Auf Gerds Erstrezension hin entfachte sich meine Neugier auf dieses Buch samt Thema und ich malte mir zunächst einen rasanten Endzeitthriller (bereits das Cover verspricht: "Thriller") aus, in welchem die Menschheit mit der üblen Katastrophe, dem "ausgebrannten Erdöl" leben muss. Diesen Plot preist ja bereits der Klappentext an …

Doch es kam ganz anders:

Das Buch beginnt nämlich "brav", ganz ohne Katastrophe. Will sagen, der weit größere Teil des Buches handelt von dem Weg der Helden und der gesamten Menschheit hin zum Unheil, zur "Endzeit", die dann zwar später zwischen Mitte und Ende des Buches auch eintritt, aber irgendwie gleichwohl mit leisen Sohlen und dennoch beklemmend spürbar.

Für mich persönlich ist das Thema "überraschender Untergang unserer bekannten Strukturen", sei es beispielsweise durch das Versiegen von Erdöl oder andere Verderben, gegenwärtig so aktuell und wichtig, dass aus meiner Sicht eine weitere (zweite) Rezension des Buches auf comicealer.de erlaubt und angezeigt sein dürfte … wir alle wissen ja, wie sich seit Anfang 2020 unsere Welt "von heute auf morgen" verändert (hat).

Der Hauptheld von Eschbachs AUSGEBRANNT ist Markus Westermann, ein deutscher Vertriebler, der seit seiner Kindheit von den USA träumt und dort Big Business machen will. Er kommt von Deutschland in die USA und beginnt als Freelancer in einem amerikanischen Großunternehmen, um dort eine Software für den deutschen Markt zu optimieren. Markus nennt sich fortan "Marc Westman", sein deutscher Name ist ihm zu profan und er wähnt sich schon auf der Erfolgsleiter nach oben, als die Firmenführung entschließt, auch seiner Karriere ein jähes Ende zu bereiten. Frustriert verlässt er die Firma und lernt Karl Block kennen, einen Erfinder und Ölsucher aus Österreich, der mit der geheimen "Block-Methode" die Macht über das Erdöl verspricht. Und so beginnt für Markus sein neues Leben rund um das Thema Erdöl, welches sich als Pfeiler unserer Gesellschaft entpuppt, und welches das Wohl und Wehe unserer Welt bestimmen kann.

AUSGEBRANNT landet zwar nicht deshalb auf meiner Lieblingsbücherliste, weil es als packender Thriller daher kommt (in Wirklichkeit hat es stellenweise durchaus seine Längen und so manch den Erzählstrang "bremsende" Verästelung; echte Hochspannung kommt doch eher selten auf, das Buch ist aus meiner Sicht nämlich gar kein Thriller, eher ein Roadmovie). Der Roman ist jedoch deshalb auf meiner Empfehlungsliste und recht bemerkenswert, weil er das Thema Erdöl so genial und tief aus verschiedenen Perspektiven ausbreitet, da finden sich gut erzählte Zeitsprünge in die Geschichte, gut recherchierte Ortswechsel (auch nach Saudi Arabien) und damit verbundene Schilderungen der dortigen Gepflogenheiten und politischen Hintergründe, schön erzählte Handlungsstränge scheinbar fremder Protagonisten, die sich am Ende klasse zusammenfügen; all dies macht das Buch zu einem echten Schmankerl.

Hinzu kommt natürlich das "brennende" Thema an sich: Ich war (und bin) stellenweise wirklich schockiert, wie sehr sich die Geschichte unserer Welt in Wirklichkeit um das Thema Erdöl dreht (was ich vorher nicht wusste) und was für Verstrickungen (meist von den USA aus) von den Machthabern "ölbasiert" geflochten wurden und werden.

Freilich kommt für den Leser später im Buch auch "die Tragödie" zum Vorschein, das Erdöl wird knapp! Welche Folgen hat dies für uns Menschen? Und wie gehen Markus und die übrigen Protagonisten damit um?

Alles in allem ist AUSGEBRANNT ein wirklich solider und guter Roman, der (erst) dann so richtig glänzt, wenn der Leser sich für das Thema an sich interessiert. Ich bin sehr froh darüber, Dank Gerds Rezension, über das Werk gestolpert zu sein und es mir gegönnt zu haben.

Auch das Ende der Geschichte fand ich – auch wenn es hierüber durchaus kritische Stimmen gibt – sehr gelungen. Denn ich konnte trotz des schweren Themas mit einem Schmunzeln und einem guten Gefühl das Buch nach der letzten Seite schliessen. Eschbach hat durch sein Buch Eines erreicht: Seither sehe ich unsere Welt ein wenig anders.

Was will man mehr?

MITCH

Andreas Eschbach
AUSGEBRANNT
Taschenbuch: ‎ 752 Seiten
ISBN: ‎ 978-3404159239
Eschbachs AUSGEBRANNT ist ein Roman, den ich mir, als ich ihn erstmals in Händen hielt, ganz anders vorstellte, als er sich dann später beim Lesen offenbarte.
Auf Gerds Erstrezension hin entfachte sich meine Neugier auf dieses Buch samt Thema und ich malte mir zunächst einen rasanten Endzeitthriller (bereits das Cover verspricht: "Thriller") aus, in

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Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur

von am 20. September 2021 2 Kommentare

Christian Endres
SHERLOCK HOLMES UND DIE TIGERIN VON ESCHNAPUR.
Illustrationen: Timo Kümmel
Stolberg, Atlantis, 2021, 240 S.
ISBN 978-3-86402-777-2 / 17,90 Euro
Hardcover

Nachdem Christian Endres in bisher zwei Büchern, die den Doyle-Helden Sherlock Holmes zum Protagonisten erkoren hatten, ausgiebig gezeigt hat, dass er dieser Figur sowohl in der kurzen Prosaform (2009 in der Story-Sammlung SHERLOCK HOLMES UND DAS UHRWERK DES TODES) als auch auf Romanlänge (SHERLOCK HOLMES UND DIE TANZENDEN DRACHEN, 2015) gerecht werden kann, darf die geneigte Leserschaft sich weitere sechs Jahre später erneut unter die Fittiche dieses äußerst talentierten Geschichtenerzählers begeben.

Seit der einzigartige Edgar Allan Poe vor fast zweihundert Jahren erstmals seinen C. Auguste Dupin als Ermittler auftreten ließ, wissen wir, dass es gerade die Kurzgeschichte ist, die sich für die Darstellung spannender Kriminalfälle und deren Lösung hervorragend eignet. Diese etwas in Vergessenheit geratene Tatsache wieder ins Bewusstsein der Leserinnen und Leser gerufen zu haben, ist nicht das kleinste Verdienst von Endres.

In seiner soeben erschienenen Kurzgeschichtensammlung SHERLOCK HOLMES UND DIE TIGERIN VON ESCHNAPUR zieht er erneut alle Register und bittet den englischen Meisterdetektiv Holmes und seinen treuen Freund und Chronisten Dr. Watson zum Tanz.

Die Herausforderungen, denen sich das dynamische Duo stellen muss, reichen von weltbewegenden (da das Empire für die Briten ja „die Welt“ darstellt) Bedrohungen durch uraltes Geheimwissen hin zu Problemen mit exotischen Tieren, geheimnisvollen Todesfällen ohne erkennbare Ursachen und den Schwierigkeiten, die durch Langeweile oder Überarbeitung entstehen. Außerdem darf Holmes hin und wieder über seinen eigenen Schatten springen und sich mit „Klienten“ abgeben, denen er normalerweise die Tür gewiesen hätte, bzw. die ihn gar nicht zur Hilfe gerufen haben. Und dann muss er in „Unten am Fluss“, der anrührendsten Geschichte des Bandes, auch noch schweren Herzens Abschied nehmen von einem alten Weggefährten.

Das Buch enthält 15 Erzählungen, 24 Short-Short-Stories, ein Vorwort sowie einen Anhang mit kurzen Notizen des Autors zur Entstehungsgeschichte (plus einen „Hidden Track“). Für die sehr stimmige Umschlaggestaltung, die Innenausstattung und die diversen Illustrationen zeichnet Timo Kümmel verantwortlich.

Wer Holmes und Watson und Endres (oder auch nur einen davon) mag, sollte sich getrost über SHERLOCK HOLMES UND DIE TIGERIN VON ESCHNAPUR hermachen – es bietet nicht nur Reisen in exotische Länder, fantastische Unterhaltung und schwarzhumorige Kabinettstückchen, sondern auch genügend Düsternis und Nebel um selbst Holmes-Puristen zufrieden zu stellen.

Horst Illmer

Christian Endres
SHERLOCK HOLMES UND DIE TIGERIN VON ESCHNAPUR.
Illustrationen: Timo Kümmel
Stolberg, Atlantis, 2021, 240 S.
ISBN 978-3-86402-777-2 / 17,90 Euro
Hardcover

Nachdem Christian Endres in bisher zwei Büchern, die den Doyle-Helden Sherlock Holmes zum Protagonisten erkoren hatten, ausgiebig gezeigt hat, dass er dieser Figur sowohl in der kurzen Prosaform (2009 in der Story-Sammlung SHERLOCK HOLMES UND DAS UHRWERK DES TODES) als auch auf

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Science-Fiction 100 Seiten

von am 13. September 2021 2 Kommentare

Sascha Mamczak
SCIENCE-FICTION. 100 SEITEN.
Illustriert.
Ditzingen, Reclam, 2021, 102 S.
ISBN 978-3-15-020574-7 / 10,00 Euro
Kartoniert

Vor diesem Buch hatte ich ein wenig Bammel.
Einerseits schätze ich den Autor Sascha Mamczak als Verfasser einiger wohldurchdachter und philosophisch gut begründeter Essays, die er in regelmäßigen Abständen auf »diezukunft.de« veröffentlicht. Andererseits schrieb er 2014 mit dem Heyne-Jubiläumsband DIE ZUKUNFT. EINE EINFÜHRUNG ein Sachbuch, das mich, ob seines Pessimismus, zutiefst verstörte. Dann wiederum ist Mamczak als Nachfolger des legendären Wolfgang Jeschke seit vielen Jahren für das SF-Programm des Heyne Verlags zuständig (und das ist, trotz einiger Schwächen, immer noch das in seiner Breite und Vielfalt beste hierzulande). Zuletzt hat er sogar mit EINE NEUE WELT ein lesenswertes Jugendsachbuch geschrieben. Und jetzt also erklärt uns Sascha Mamczak „die“ Science Fiction auf den einhundert kleinformatigen Seiten eines Reclam-Bändchens?!
Etwas wofür der Kenner und Könner Dietmar Dath in seiner NIEGESCHICHTE weit mehr als den zehnfachen Platz benötigte. (Andererseits hat Dath die SUPERHELDEN in die „100 Seiten“-Reihe von Reclam gepackt – auch ’ne Überlegung wert.)
Einhundertundzwei Seiten später (die zwei Seiten mit „Lese- und Filmtipps“ wurden aus der Zählung rausgenommen) weiß ich gar nicht mehr, wovor ich eigentlich „Bammel“ hatte. Mamczaks Text ist außergewöhnlich gut durchkonzipiert. Er enthält alles, was ein Kenner der Materie als unverzichtbar ansehen würde. Er ist sehr gut lesbar und anschaulich geschrieben (inklusiver einiger weniger Abbildungen und Schautafeln, die zur Auflockerung eingestreut sind). Er betrachtet die Science-Fiction als Medienverbund und legt das Hauptaugenmerk auf die enge Verbindung von Text und Film, die beide Kunstformen seit ihren Anfängen prägt.
In vier Schritten (Grundlagen, Entwicklung, Etablierung, Ausblick) zeigt Mamczak seinen Lesern, was es braucht, um die Science-Fiction als genuin künstlerische Darstellung unserer Gegenwart (und Zukunft) zu erkennen. Und er zeigt auch, dass für „die“ Science Fiction weder 100 noch 1000 Seiten, noch ein ganzes Leben ausreichen.
So macht Zukunft wieder Spaß!

Horst Illmer

Sascha Mamczak
SCIENCE-FICTION. 100 SEITEN.
Illustriert.
Ditzingen, Reclam, 2021, 102 S.
ISBN 978-3-15-020574-7 / 10,00 Euro
Kartoniert

Vor diesem Buch hatte ich ein wenig Bammel.
Einerseits schätze ich den Autor Sascha Mamczak als Verfasser einiger wohldurchdachter und philosophisch gut begründeter Essays, die er in regelmäßigen Abständen auf »diezukunft.de« veröffentlicht. Andererseits schrieb er 2014 mit dem Heyne-Jubiläumsband DIE ZUKUNFT. EINE EINFÜHRUNG ein Sachbuch, das mich, ob seines

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Bookboy

von am 8. September 2021 Kommentare deaktiviert für Bookboy

Ann-Kathrin Karschnick & Stefanie Mühlsteph (Hrsg.)
BOOKBOY.
24 Stunden im Leben eines Buchauslieferers.
Illustrationen von Angelika Barth
Meitingen, Verlag Torsten Low, 2021, 360 Seiten
ISBN 978-3-96629-013-5 14,90 Euro
Kartoniert

Völlig anders als gewohnt (und ohne die Pandemie, bzw. den Lockdown kaum vorstellbar) präsentiert sich die von Ann-Kathrin Karschnick und Stefanie Mühlsteph zusammengestellte Themenanthologie BOOKBOY – 24 STUNDEN IM LEBEN EINES BUCHAUSLIEFERERS.
Die in den letzten zwei Jahren für viele kleine Buchhandlungen überlebensnotwendig gewordene Serviceleistung der taggleichen „Direktbelieferung“ führte wohl vielerorts dazu, dass sich alltäglich unzählige Fahrradkuriere (je nach Fitnessgrad sogar die Buchhändler selbst) aufmachten und die begehrte Ware direkt zum Kunden brachten. (Und wer sein Leben nicht als Postbote fristet, weiß gar nicht, wie glücklich die Menschen dreinschauen, wenn’s „zweimal klingelt“.)
Der „Held“ dieser ungewöhnlichen Story-Sammlung jedenfalls trägt den Namen Fabius, ist „Bookboy“ der Buchhandlung Leseratte, und erlebt in den 25 Geschichten, in denen wir ihn während eines beispielhaften Tags begleiten, genauso viele Abenteuer wie er Bücher an die Frau bzw. den Mann (und was ihm sonst noch die Tür öffnet) bringt.
Neben einem Vorwort der Herausgeberinnen setzt der Verleger selbst mit gleich drei Texten den Rahmen, während die anderen Autorinnen und Autoren (mit dabei u. a. T. S. Orgel, Torsten Scheib und Katja Richter) im Stundentakt einzelne Episoden präsentieren, sodass BOOKBOY fast zu einem Episodenroman wird. Hübsches Detail am Rande: Der Umschlag und die aufwändige Buchgestaltung, inklusive zweier Porträts des Buchhändlers und von Fabius, stammen von Angelika Barth.
Ein rundum gelungenes Experiment.

Horst Illmer

Ann-Kathrin Karschnick & Stefanie Mühlsteph (Hrsg.)
BOOKBOY.
24 Stunden im Leben eines Buchauslieferers.
Illustrationen von Angelika Barth
Meitingen, Verlag Torsten Low, 2021, 360 Seiten
ISBN 978-3-96629-013-5 14,90 Euro
Kartoniert

Völlig anders als gewohnt (und ohne die Pandemie, bzw. den Lockdown kaum vorstellbar) präsentiert sich die von Ann-Kathrin Karschnick und Stefanie Mühlsteph zusammengestellte Themenanthologie BOOKBOY – 24 STUNDEN IM LEBEN EINES BUCHAUSLIEFERERS.
Die in den letzten zwei Jahren

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Optimismus und Overkill

von am 30. August 2021 Kommentare deaktiviert für Optimismus und Overkill

Hans Frey
OPTIMISMUS UND OVERKILL – DEUTSCHE SCIENCE FICTION IN DER JUNGEN BUNDESREPUBLIK.
Von den Anfängen der BRD bis zu den Studentenprotesten 1945–1968.
Berlin, Memoranda, 2021, 542 S.
ISBN 978-3-948616-56-4 / 26,90 Euro
Klappenbroschur

Mit OPTIMISMUS UND OVERKILL liegt nun bereits der dritte Teil von Hans Freys „Literaturgeschichte der deutschen Science Fiction“ (S. 12) vor. Wie erwartet, setzt sich der Trend zu immer kürzeren Zeiträumen und zu mehr Umfang fort. Nach FORTSCHRITT UND FIASKO (das auf 300 Seiten die Jahre 1810 bis 1918 beleuchtet) und AUFBRUCH IN DEN ABGRUND (gute 500 Seiten für die Zeit von 1918 bis 1945) untersucht Frey in OPTIMISMUS UND OVERKILL die Nachkriegszeit in der BRD von 1945 bis 1968 und braucht dafür deutlich über 500 Seiten Platz.

Dass das Ende des Zweiten Weltkriegs eine epochale Zäsur für Deutschland und seine Literatur darstellt, ist eine Binsenweisheit. Frey legt überzeugend dar, weshalb für ihn das Jahr 1968 eine ebensolche (wenngleich naturgemäß weniger desaströse) Bruchlinie ist. Nach Wiederaufbau und Wirtschaftwunder wird die neugeschaffene Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Verlauf der Studentenunruhen und Jugendproteste der Sechzigerjahre endlich „erwachsen“.

Parallel dazu führt Frey aus, dass dies für die in der BRD erschienene Science-Fiction-Literatur gleichermaßen gilt. Maßgeblich unterstützt von den drei Westmächten entsteht ein neuer, freier Literaturbetrieb – in dem allerdings immer wieder auch noch die „alten“ Protagonisten (Autoren, Verleger, Lektoren, Kritiker und Literaturwissenschaftler) auftauchen und, manchmal nur leicht in der Wolle gefärbt, erneut mitspielen wollen.
Trotzdem weht ein frischer Wind in der phantastischen Literaturszene – und er weht vor allem aus Westen: die amerikanische Science Fiction hatte zwanzig Jahre Zeit (ihr „goldenes Zeitalter“) und drängt mit aller Macht in diesen neuen Markt. Und hierzulande wird das schmerzlich Vermisste, aus anderen Sprachen Übersetzte, wie von einem trockenen Schwamm aufgesogen. Viele Traditionslinien werden jetzt erst einmal gekappt, einige davon später wieder aufgenommen, manche sind bis heute nur noch antiquarisch erforschbar.
Aber es gibt auch viele Versuche, Eigenständiges zu produzieren.

OPTIMISMUS UND OVERKILL erzählt all dies spannend, kenntnisreich und stilsicher – ein Sachbuch wie es eigentlich nur englischsprachige Autoren schreiben können. Aber auch hier haben wir in Deutschland inzwischen dazugelernt!

Horst Illmer

Hans Frey
OPTIMISMUS UND OVERKILL – DEUTSCHE SCIENCE FICTION IN DER JUNGEN BUNDESREPUBLIK.
Von den Anfängen der BRD bis zu den Studentenprotesten 1945–1968.
Berlin, Memoranda, 2021, 542 S.
ISBN 978-3-948616-56-4 / 26,90 Euro
Klappenbroschur

Mit OPTIMISMUS UND OVERKILL liegt nun bereits der dritte Teil von Hans Freys „Literaturgeschichte der deutschen Science Fiction“ (S. 12) vor. Wie erwartet, setzt sich der Trend zu immer kürzeren Zeiträumen

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DAVE

von am 25. August 2021 1 Kommentar

Raphaela Edelbauer
DAVE. Roman.
Stuttgart, Klett-Cotta, 2021, 431 Seiten
ISBN 978-3-608-96473-8 / 25,00 Euro

Eine Künstliche Intelligenz programmieren.
Genesis! Schöpfung!
Wer ist/sind der/die Schöpfer und wie funktioniert das mit dem Erschaffen?
Was wird das für ein Geschöpf sein?

Wer solche grundstürzenden Fragen stellt, muss sich seine Antworten womöglich selbst irgendwo im Universum zusammensuchen. Die 1990 in Wien geborene Schriftstellerin Raphaela Edelbauer zeigt in ihrem neuen Roman, dass sie sich das zutraut. Ihrer KI hat sie den Namen DAVE verliehen (auch wenn sie nach drei Komplettüberarbeitungen nicht mehr weiß, wofür die Abkürzung steht) und ihr Roman beginnt mit dem Urknall, dem Entstehen von Sonnen, Planeten, Molekülen, Bakterien – und der ersten erkenntnisfähigen Lebensform Archea Methanopyri, von der aus es nur noch »ein Wimpernschlag« war, so »eine, zwei Milliarden Jahre« bis zur finalen Apotheose: DAVE.

Der Ort an dem »DAVE« spielt bleibt im Unbestimmten, ist aber ein eigener Arbeitsplatz-Lebenserhaltungs-Versorgungs-Kosmos. Die MitarbeiterInnen (Programmierer, Servicekräfte, Sicherheitsdienst, Techniker) und Vorgesetzten haben zwar Namen, ihr Erscheinungsbild bleibt aber seltsam fluide. Die Welt in der sich Syz, der »Held der Geschichte«, in die Ärztin Khatun verliebt ist zuallererst eine Serverfarm. Das Geschehen nimmt einen schicksalhaften, unaufhaltsamen Verlauf, dessen Abfolge sich liest wie eine postmodern-kafkaeske Um- und Neuschreibung des »Frankenstein«-Mythos.

Edelbauer, die zwar schon seit zehn Jahren schriftstellerisch tätig ist, jedoch erst seit ihrer 2017 veröffentlichten Poetik ENTDECKER und dem 2019 folgenden Debüt-Roman DAS FLÜSSIGE LAND so richtig ins Rampenlicht getreten ist, wurde in den letzten drei Jahren mit Preisen geradezu überhäuft. Ihr Stil ist bildgewaltig und Reich an Metaphern, ist unterlegt mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors, eignet sich hervorragend zum Vorlesen und besitzt eine erfrischend eigene Klangfarbe.

Man spürt auf jeder Seite, in jedem Satz, die brennende Intelligenz dieser Autorin, die nicht nur Angewandte Kunst und Philosophie studiert hat, die nicht nur innerhalb kürzester Zeit jede Menge Preise abgeräumt hat und in Interviews immer auf das Primat der Naturwissenschaften hinweist. »DAVE« ist so viel mehr als nur ein spannender Wissenschafts-Thriller, auch mehr als ein Diskussionsbeitrag zu einem der spannendsten Zukunftsprojekte – wer sich mit »DAVE« ernsthaft auseinandersetzt, kommt nicht darum herum, sich selbst zu befragen: Wie hältst Du es denn, mit Dem/Deinem Schöpfer?

Horst Illmer

Raphaela Edelbauer
DAVE. Roman.
Stuttgart, Klett-Cotta, 2021, 431 Seiten
ISBN 978-3-608-96473-8 / 25,00 Euro

Eine Künstliche Intelligenz programmieren.
Genesis! Schöpfung!
Wer ist/sind der/die Schöpfer und wie funktioniert das mit dem Erschaffen?
Was wird das für ein Geschöpf sein?
Wer solche grundstürzenden Fragen stellt, muss sich seine Antworten womöglich selbst irgendwo im Universum zusammensuchen. Die 1990 in Wien geborene Schriftstellerin Raphaela Edelbauer zeigt in ihrem neuen Roman, dass

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Feuerseelen

von am 4. August 2021 Kommentare deaktiviert für Feuerseelen

Annie Francé-Harrar
FEUERSEELEN.
Herausgegeben von Sandra Thoms
Hamburg, Plan 9, 2021, 180 Seiten,
ISBN 978-3-948700-29-4, 20 Euro
Hardcover

Ökologie als Thema in der Science Fiction? Zeitgeistgemäß in den 1980er erstmals aufgetaucht und derzeit groß in Mode – Falsch!
Bereits 1920 erschien der phantastische Roman FEUERSEELEN erstmals, in dem die 1886 geborene Münchenerin Annie Harrar (nach ihrer Heirat Annie Francé-Harrar) nicht nur eine technisch hochentwickelte Zivilisation der Zukunft beschreibt, sondern auch deren Untergang, hervorgerufen durch die ungezügelte Verschwendung von Ressourcen und die Zerstörung von Natur und Umwelt. Während bedeutend Einzelne dieses Problem erkennen und versuchen, ihre Zeitgenossen zu warnen, wollen die meisten von ihnen jedoch nicht von Luxus und Laster lassen. Sehenden Auges laufen sie in ihr Verderben …
Herausgegeben und überarbeitet von Sandra Thoms liegt FEUERSEELEN jetzt in der Reihe „Vergessene Sterne“ im Verlag Plan 9 in einer vorbildlich aufgemachten Ausgabe vor. Wie Thoms in ihrem Nachwort erläutert, wurde das Buch für heutige Leser sprachlich etwas modernisiert und dadurch seine Bedeutung und Originalität besser erkennbar.
Francé-Harrar war als Biologin ihrer Zeit weit voraus und entwickelte gemeinsam mit ihrem Ehemann Raoul Francé wegweisende Konzepte zur Kompostierung von Großstadtmüll. Als sie 1971 starb, hatte sie zudem fast fünfzig Bücher geschrieben, hunderte von Vorträgen gehalten und tausende von Artikeln veröffentlicht.
Und die deutsche Science Fiction um einen einzigartig visionären Roman bereichert.

Horst Illmer

Annie Francé-Harrar
FEUERSEELEN.
Herausgegeben von Sandra Thoms
Hamburg, Plan 9, 2021, 180 Seiten,
ISBN 978-3-948700-29-4, 20 Euro
Hardcover

Ökologie als Thema in der Science Fiction? Zeitgeistgemäß in den 1980er erstmals aufgetaucht und derzeit groß in Mode – Falsch!
Bereits 1920 erschien der phantastische Roman FEUERSEELEN erstmals, in dem die 1886 geborene Münchenerin Annie Harrar (nach ihrer Heirat Annie Francé-Harrar) nicht nur eine technisch hochentwickelte Zivilisation der

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Eines Menschen Flügel

von am 28. Juli 2021 Kommentare deaktiviert für Eines Menschen Flügel

Andreas Eschbach
Eines Menschen Flügel
Köln, Lübbe, 2020, 1257 Seiten
ISBN 978-3-7857-2702-7

Ein Epos

Der Aufforderung von Gerd, doch noch eine Rezension zu schreiben, komme ich gerne nach. Doch ganz so einfach wird man dem Text nicht gerecht. Denn in diesem Roman sind so viele verschiedene Aspekte, Ideen und Themen miteinander verwoben, dass es nahezu unmöglich ist, allen Teilen gerecht zu werden, ohne den Roman nochmal nachzuerzählen.

Ich beschreibe einfach die Aspekte, die bei mir den nachdrücklichsten Eindruck hinterlassen haben.

Eschbach unterteilt den Roman in drei Abschnitte.

Im ersten dieser drei Abschnitte wird die Welt beschrieben, in der die geflügelten Menschen ihre Heimat gefunden haben. Das Stammeswesen, das friedliche Miteinander der unterschiedlichen Clans, die strikten Regeln, die von den Urahnen stammen. Wieso die Menschen ihre Flügel haben und was es bedeutet, vom Clanleben ausgeschlossen zu sein.
Aus einem dieser Clans sticht Owen, die Hauptfigur des ersten Teils des Romans, heraus.
Er stellt durch seine Flugkünste die bestehende Ordnung auf die Probe, wonach ein gutes Leben nur dann gut ist, wenn man den Ahnen entsprechend lebt. Letztlich scheitert er aber an den Umständen und an seinem überkommenen Rollenverständnis.

Sein Sohn Oris, eine der Hauptfiguren des zweiten Teils, versucht zu ergründen, wieso sein Vater gescheitert ist, und möchte das Ansehen seines Vaters wiederherstellen. Aus diesem individuellen Wunsch heraus setzt er einen Prozess in Gang, aus dem sich eine massive gesellschaftliche Umwälzung entwickelt, die aufzeigt, wie fragil gesellschaftliche Ordnungen sind, aber wie schwer es ist, eine neue Ordnung zu schaffen.

Im dritten Teil entwickelt sich ganz langsam ein neues Verständnis der Welt, wobei das für das Individuum bedeutet, Schicksalsschläge auszuhalten, Freundschaften zerbrechen zu sehen und generell, das man die „alte“ Welt nicht mit der „neuen“ vergleichen sollte.

Dieser Roman hat mich gerade deswegen so begeistert, weil es Eschbach gelingt, den Plot so auszuarbeiten, dass ich immer dachte, ich wüsste, wie die Geschichte weiter geht, um dann ein paar Seiten weiter, durch einen immer logisch nachvollziehbaren Twist, erkennen zu müssen wie falsch ich mit meiner Vermutung lag.

Zu dem habe ich selten so viele unterschiedliche erzählerische Facetten zwischen zwei Buchdeckeln gefunden, wie in diesem Epos. Man kann den Roman als Technikkritik verstehen, oder als das genaue Gegenteil. Er enthält Coming-of-Age-Motive, hat Aspekte eines Roadmovies, ist Thriller und sozio-politische Studie. Und das ist längst noch nicht alles.

Was allerdings haften bleibt, sind die Charaktere, die Tiefe der Geschichten und die Erkenntnis, dass man mehr als 1200 Seiten Roman produzieren kann, ohne jemals langweilig oder langatmig erzählt zu haben und einem logischen Ende, das weit von kitschig entfernt ist.

Für mich einer der besten Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Danke Gerd, dass du mich aufgefordert hast, mir explizit Gedanken zu machen. Ich könnte den Roman geradewegs ein zweites Mal lesen.

Andreas Eschbach
Eines Menschen Flügel
Köln, Lübbe, 2020, 1257 Seiten
ISBN 978-3-7857-2702-7

Ein Epos
Der Aufforderung von Gerd, doch noch eine Rezension zu schreiben, komme ich gerne nach. Doch ganz so einfach wird man dem Text nicht gerecht. Denn in diesem Roman sind so viele verschiedene Aspekte, Ideen und Themen miteinander verwoben, dass es nahezu unmöglich ist, allen Teilen gerecht zu werden, ohne den

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Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur

von am 27. Juli 2021 1 Kommentar

Christian Endres
Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur
Stolberg, Atlantis, 2021, 241 Seiten / 17,90 €

…ist der Titel des brandneuen Buches von Kurd-Laßwitz-Preisträger und Local Hero Christian Endres, mit dem er seine Tradition der phantastischen Abenteuer von Arthur Conan Doyles Detektiv fortsetzt.

Der neue Band ist wieder toll aufgemacht. Hardcover mit Lesebändchen. Das gelungene Titelbild, der vierfarbige Vorsatz und die Innenillustrationen stammen von Timo Kümmel. Neben Vorwort, Kurzbiographie des Autors und Anhang befinden sich zwischen den Buchdeckeln 15 "normale" Stories plus einige seiner Twitterstories im Ultrakurzformat. Als Ergänzung zur letzten Geschichte, die "eine Meta-Einstimmung auf den Fantasy-Roman "Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen"" bietet, gibt es am Ende des Buches auch noch eine passende Leseprobe.

Natürlich haben wir sowohl den Roman "Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen" als auch den ersten Holmes Storyband "Sherlock Holmes und das Uhrwerk des Todes" vorrätig.

Die "Tigerin von Eschnapur" liegt seit heute 20 mal in signierter Version vor. Ihr solltet euch also sputen…

Christian Endres
Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur
Stolberg, Atlantis, 2021, 241 Seiten / 17,90 €

…ist der Titel des brandneuen Buches von Kurd-Laßwitz-Preisträger und Local Hero Christian Endres, mit dem er seine Tradition der phantastischen Abenteuer von Arthur Conan Doyles Detektiv fortsetzt.
Der neue Band ist wieder toll aufgemacht. Hardcover mit Lesebändchen. Das gelungene Titelbild, der vierfarbige Vorsatz und

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Der Hochsitz

von am 21. Juli 2021 Kommentare deaktiviert für Der Hochsitz

Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.

Max Annas
Der Hochsitz
Rowohlt Hundert Augen, Hamburg 2021, 271 Seiten
ISBN 978-3-498-00208-4

Seit 2014 wurde Max Annas bereits fünf Mal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. 1963 in Köln geboren, lebte er lange in Südafrika, ehe er sich in Berlin niederließ. Das alles hatte Einfluss auf die Settings seiner bisherigen Bücher über die Fremde und später die Hauptstadt – „Finsterwalde“ war 2018 dann sogar eine Near-Future-Dystopie über Flüchtlingslager in Deutschland. In seinem neuen Einzelroman „Der Hochsitz“ reist der Wahlberliner nun in die Eifel des Jahres 1978, genauer gesagt ein winziges Dorf an der deutsch-luxemburgischen Grenze.

Hier ist die 11-jährige Sanne in den Osterferien ständig mit ihrer besten Freundin Ulrike und ihrem Bonanza-Rad unterwegs, zu ihrem Hochsitz-Versteck im Wald, zum Hanuta-Fußballbilder-Mopsen, wohin auch immer. Um sie herum heißt es unterdessen: Leben, Sterben und Wahnsinn in der Provinz! Denn in Sannes und Ulrikes beschaulicher Heimat tummeln sich auf einmal Bankräuber, Mörder, RAF-Terroristinnen, Schmuggler, Grenzer, Polizisten und andere, die Geheimnisse haben oder sonst wie für Aufregung und Unfrieden sorgen. Und natürlich ermitteln Sanne und Ulrike ebenfalls und begeben sich in Gefahr …

Die Eifel ist ein ganz anderes Milieu als Südafrika, Berlin oder die nahe Zukunft. Doch auch auf dem Land wendet Annas sein gutes Gespür für Figuren, Stimmen, Atmosphäre und Sound an, erweckt er die Menschen sowie deren Nöte und Schicksale zum Leben. Wer Max Annas in den letzten Jahren überallhin folgte, wird „Der Hochsitz“ lieben, und wer noch nie etwas von ihm gelesen hat, kann von hier aus einen guten ersten Blick in das Schaffen des Krimi-Könners werfen.

Christian Endres

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Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.
Max Annas
Der Hochsitz
Rowohlt Hundert Augen, Hamburg

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Sträters Gutenachtgeschichten

von am 14. Juli 2021 1 Kommentar

Torsten Sträter
STRÄTERS GUTENACHTGESCHICHTEN – DIE GESAMMELTEN HORROR-STORYS.
Berlin, Ullstein, 2021, 505 Seiten
ISBN 978-3-548-06454-3, Paperback, 14,00 Euro

Bei manchen Bestsellern weiß man ja später dann nicht mehr, ob sie nur den Zeitumständen oder tatsächlich der Qualität des Geschriebenen zu verdanken sind.
Jedenfalls schaffte es der im April 2021 bei Ullstein erschienene Band STRÄTERS GUTENACHTGESCHICHTEN – DIE GESAMMELTEN HORROR-STORYS des vor allem als Comedian bekannt gewordenen Torsten Sträter kurzfristig auf die vorderen Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Insgesamt 27 mal nimmt uns Sträter mit in die dunklen Ecken des Ruhrgebiets, in eine Zeit als es noch Telefonzellen und Kaugummiautomaten gab, als Nokia noch den Mobilfunkmarkt beherrschte und Vampire, Werwölfe und Gespenster bei weitem nicht so gruselig waren wie die Kinder der alleinerziehenden Nachbarin oder Dortmunder Kripobeamte, die sich für FBI-Agenten hielten …
Wie Sträter selbst in seinem Vorwort schreibt, entstanden die Geschichten Anfang des Jahrtausends mehr aus Langeweile als aus „Berufung“, waren seiner Vorliebe für Stephen King geschuldet und wurden in einem Kleinverlag als Taschenbücher verlegt. In leicht überarbeiteter Form liegen die Stories nun wieder vor – und tatsächlich merkt man ihnen ihr Alter kaum an. Ob das nun an den Zeitumständen, der Qualität des Geschriebenen, oder aber, wie ebenfalls von Sträter kolportiert, der konsequenten Befolgung der Empfehlungen die Mr. King in seinem Schreibratgeber DAS LEBEN UND DAS SCHREIBEN gibt liegt, sei dahingestellt. Jedenfalls kann Torsten Sträter nicht nur „lustig“, sondern auch „schaurig“!

Horst Illmer

Torsten Sträter
STRÄTERS GUTENACHTGESCHICHTEN – DIE GESAMMELTEN HORROR-STORYS.
Berlin, Ullstein, 2021, 505 Seiten
ISBN 978-3-548-06454-3, Paperback, 14,00 Euro

Bei manchen Bestsellern weiß man ja später dann nicht mehr, ob sie nur den Zeitumständen oder tatsächlich der Qualität des Geschriebenen zu verdanken sind.
Jedenfalls schaffte es der im April 2021 bei Ullstein erschienene Band STRÄTERS GUTENACHTGESCHICHTEN – DIE GESAMMELTEN HORROR-STORYS des vor allem als Comedian

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