Rezis

Rezensionen sind Artikel zu einzelnen Werken oder Produkten. Für kurze Empfehlungen, Topps oder Flops gibt es die Kategorie "Tipps"

Hammaburg

von am 16. Juni 2021 Kommentare deaktiviert für Hammaburg

Jens Natter
Hammaburg
Ellert & Richter Verlag 2020, 96 Seiten

In „Hammaburg“ entführt der Autor und Zeichner Jens Natter in die frühen Tage dessen, was einmal die Hansestadt Hamburg werden sollte. In seinem Album, dessen Geschichte im Jahre 834 einsetzt, ist der Ort noch eine unscheinbare kleine Siedlung an der Küste. Der Geistliche Bruder Ansgar soll Hammaburg für den fränkischen Kaiser Ludwig den Frommen zum Ausgangspunkt einer Missionierung des Nordens machen. Doch Hammaburgs Herrscher, die wechselhafte, von Machtkämpfen geprägte Politik im Kaiserreich und nicht zuletzt die plündernden Wikinger aus Skandinavien machen Ansgars Mission zu einem schwierigen Unterfangen. Comickünstler, Illustrator, Karikaturist und Schnellzeichner Jens Natter, Jahrgang 1975, wirft einen sowohl humorvollen als auch historisch durchaus akkuraten Blick auf Hamburgs Anfänge im Mittelalter. Dass ihm am Ende nicht jede Pose gelingt, nimmt seinen Zeichnungen und Seiten weder den Charme, noch die Effektivität. Eingeleitet wird der Band übrigens durch ein Vorwort von Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg, der für den Comic als Berater fungierte.

Christian Endres

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Jens Natter
Hammaburg
Ellert & Richter Verlag 2020, 96 Seiten

In „Hammaburg“ entführt der Autor und Zeichner Jens Natter in die frühen Tage dessen, was einmal die Hansestadt Hamburg werden sollte. In seinem Album, dessen Geschichte im Jahre 834 einsetzt, ist der Ort noch eine unscheinbare kleine Siedlung an der Küste. Der Geistliche Bruder Ansgar soll Hammaburg für den fränkischen Kaiser Ludwig den

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Ray Bradbury – Poet des Raketenzeitalters

von am 14. Juni 2021 2 Kommentare

Hardy Kettlitz
RAY BRADBURY – POET DES RAKETENZEITALTERS.
Mit Beiträgen von Ekkehard Redlin, Erik Simon, Jewgeni Lukin sowie einer Bibliografie von Joachim Körber
Berlin, Memoranda, 2021, 423 Seiten
ISBN 978-3-948616-54-0 / Klappenbroschur / 22,90 Euro
SF-Personality Band 24

Der Amerikaner Ray Bradbury (1920–2012) gehört zu den wenigen Schriftstellern seiner Generation, die nicht nur bei den Fans der Science Fiction, der Fantasy und des gepflegten Horrors bleibenden Eindruck hinterlassen haben, sondern auch die Krimileser und das Mainstream-Publikum ansprachen. Werke wie DIE MARSCHRONIKEN oder FAHRENHEIT 451 führen längst ein Eigenleben und sind aus der Weltliteratur nicht mehr wegzudenken.

Zu seinen Lebzeiten schrieb Bradbury nicht nur an die fünfhundert Kurzgeschichten und zehn Romane, sondern auch jede Menge Film-Drehbücher, Theaterstücke, Gedichte, Essays, Comics und Hörspiele. Im 24. Band der Reihe „SF Personality“ bringt Hardy Kettlitz diesen Wust nun in (chronologische) Ordnung.

Neben einer ausführlichen biografischen Übersicht gibt es Erläuterungen zu allen Romanen und zu über vierhundertfünfzig Stories, durchgehend mit den Entstehungsdaten und (soweit vorhanden) den Angaben zur deutschen Übersetzung. Vielen Einträgen beigestellt sind Cover-Abbildungen der Magazine und Bücher, in denen die jeweiligen Texte erstmals erschienen, darunter sogar einige ganz frühe Fanzines aus den 1930er Jahren.

Natürlich gibt es eine Bibliografie der in deutscher Sprache erschienenen Bücher Bradburys, dazu noch drei Essays, die sich mit der Bradbury-Rezeption im ehemaligen Ostblock auseinandersetzen sowie ein Register. Auf über 400 Seiten wird so in RAY BRADBURY – POET DES RAKETENZEITALTERS ein langes und produktives Schriftstellerleben konzentriert erschlossen.

Nicht nur für Bradbury-Fans ein echter Gewinn.

Horst Illmer

Hardy Kettlitz
RAY BRADBURY – POET DES RAKETENZEITALTERS.
Mit Beiträgen von Ekkehard Redlin, Erik Simon, Jewgeni Lukin sowie einer Bibliografie von Joachim Körber
Berlin, Memoranda, 2021, 423 Seiten
ISBN 978-3-948616-54-0 / Klappenbroschur / 22,90 Euro
SF-Personality Band 24

Der Amerikaner Ray Bradbury (1920–2012) gehört zu den wenigen Schriftstellern seiner Generation, die nicht nur bei den Fans der Science Fiction, der Fantasy und des gepflegten Horrors

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Bis zum bitteren Ende

von am 9. Juni 2021 Kommentare deaktiviert für Bis zum bitteren Ende

Félix, Gastine
Bis zum bitteren Ende
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Splitter 2021, 80 Seiten

Where have all the Cowboys gone?

In „Bis zum bitteren Ende“, einem neuen Westerncomic von Autor Jérôme Félix und Zeichner Paul Gastine, sind sie noch da. Aber nur gerade so, denn ihre Ära im Wilden Westen neigt sich dem Ende entgegen, weil die Eisenbahn das Grenzland erschließt und die großen Viehtriebe überflüssig macht. Der knurrige alte Haudegen Two-Colts Russell weiß, dass das sein letzter Ritt mit einer großen Herde ist. Er will sich mit dem jungen Burschen Bennett, den er quasi adoptiert hat, und seiner rechten Hand Kirby auf einer Ranch in Montana niederlassen. Unterwegs schlägt allerdings das Schicksal zu, und um in dem kleinen Städtchen Sundance Gerechtigkeit oder zumindest Rache zu bekommen, tut sich Russell mit ein paar Outlaws zusammen …

Der Spätwestern der Franzosen Félix und Gastine, die bereits an der Serie „Das Erbe des Teufels“ zusammen gearbeitet haben, hat einen guten Plot und reichlich genretypisch, aber treffend charakterisierte Figuren. Außerdem gelingt es Félix bei allen bedienten Klischees auf exzellente Weise, in vielen kleinen und großen Dingen das Gefühl des Wandels im Wilden Westen einzufangen. Und Paul Gastines feines Artwork sieht vom Cover bis zum letzten Barthaar, von der Landschaft bis zu den Figuren, atemberaubend gut aus.

Das alles macht dieses atmosphärische, packende Einzelalbum zur Pflichtlektüre für Western-Fans. Kevin Costner („Der mit dem Wolf tanzt“, „Open Range“) ist leider schon ein bisschen zu alt, doch so mit 50 wäre diese Geschichte der perfekte Stoff für einen letzten großen Westernfilm-Ritt des großen Darstellers gewesen.

Christian Endres

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Félix, Gastine
Bis zum bitteren Ende
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Splitter 2021, 80 Seiten

Where have all the Cowboys gone?
In „Bis zum bitteren Ende“, einem neuen Westerncomic von Autor Jérôme Félix und Zeichner Paul Gastine, sind sie noch da. Aber nur gerade so, denn ihre Ära im Wilden Westen neigt sich dem Ende entgegen, weil die Eisenbahn das Grenzland erschließt und die

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Der ferne schöne Klang

von am 7. Juni 2021 Kommentare deaktiviert für Der ferne schöne Klang

Zep
Der ferne schöne Klang
Aus dem Französischen von Claudia Sandberg
Schreiber & Leser 2021, 84 Seiten

Wer den Schweizer Künstler Philippe Chappuis alias Zep primär für dessen versaute Funny-Comics „Titeuf“ und „Happy Sex“ kennt, wird von Zeps anderer künstlerischer Seite überrascht sein. Die zeigt er erst seit Kurzem, etwa als Szenarist des SF-Albums „Paris 2219“, des Fantasy-Pornos „Esmera“ oder als Autor und Zeichner der endzeitlichen Baum-Verschwörung „The End“. Nun liegt Zeps Einzelalbum „Der ferne schöne Klang“ auf Deutsch vor. Darin muss William, der 25 Jahre als Kartäusermönch unter dem Schweigegelübde in einem abgelegenen Kloster gelebt hat, wegen einer Testamentsöffnung nach Paris. Zep nutzt die Konfrontation zwischen Williams gewähltem Lebensweg zu Gott, seiner Vergangenheit und den Verlockungen der Welt für eine leise, gefühlvolle, nachdenkliche und trotzdem sehr leichte Comic-Erzählung. Noch vor ein paar Jahren hätte man Zep solche Werke nicht zugetraut. Sie schlichtweg nicht erwartet, denn wieso hätte sich ein Bestseller-Cartoonist auch derart neu erfinden sollen? Gut, dass er es getan hat. Uns wären sonst ein paar lesenswerte Comics entgangen.

Christian Endres

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Zep
Der ferne schöne Klang
Aus dem Französischen von Claudia Sandberg
Schreiber & Leser 2021, 84 Seiten

Wer den Schweizer Künstler Philippe Chappuis alias Zep primär für dessen versaute Funny-Comics „Titeuf“ und „Happy Sex“ kennt, wird von Zeps anderer künstlerischer Seite überrascht sein. Die zeigt er erst seit Kurzem, etwa als Szenarist des SF-Albums „Paris 2219“, des Fantasy-Pornos „Esmera“ oder als Autor und Zeichner

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Weiter Himmel

von am 2. Juni 2021 Kommentare deaktiviert für Weiter Himmel

Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.

Kate Atkinson
Weiter Himmel
DuMont, Kölnt 2021, 476 Seiten
ISBN 978-3-8321-8001-0

„Weiter Himmel“ ist Kate Atkinsons fünfter Roman-Krimi über ihren Ermittler Jackson Brodie, der unter dem Titel „Case Histories“ eine BBC-Fernsehserie erhalten hat. Der Vorgängerband wurde 2012 zudem mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Im neuesten Buch, das man problemlos ohne die Vorgänger lesen könnte, stolpert der in die Jahre kommende Privatdetektiv in einen hässlichen Fall von modernem Mädchenhandel hinter schöner Fassade – eine Verschwörung zwischen alten Schandtaten, anhaltender Korruption und neuem Horror.

Das könnte man als grundsoliden britischen Krimi betrachten, der viele Ecken und Aspekte des gegenwärtigen Brexit-Großbritanniens aufgreift, und das wäre schon gut genug. Doch Kate Atkinson zu lesen bedeutet, einer Meisterin bei der Arbeit zusehen zu dürfen. Die Konstruktion, der Stil, die Charaktere, der Humor – das alles ist überdurchschnittlich, wenn man genau hinsieht. Da geht es dann auch klar, dass die 1951 geborene Engländerin den Zufall hinter den verknüpften Schicksalen ihrer Protagonisten so am Limit ausfährt wie einen perfekt eingestellten Boliden in der Kurve.

Christian Endres

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Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.
Kate Atkinson
Weiter Himmel
DuMont, Kölnt 2021, 476

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Nachrichten aus Mittelerde

von am 31. Mai 2021 Kommentare deaktiviert für Nachrichten aus Mittelerde

J. R. R. Tolkien
NACHRICHTEN AUS MITTELERDE.
Mit Einleitung, Kommentar, Register und Karten
herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü: Hans J. Schütz
Illustrationen von John Howe, Alan Lee und Ted Nasmith,
(Unfinished Tales of Númenor and Middle-Earth, 2020)
Stuttgart, Klett-Cotta, 2021, 720 Seiten + 18 Farbtafeln
Hobbit Presse
ISBN: 978-3-608-98458-3 / 35,00 Euro

Um es gleich vorweg zu sagen: meiner Meinung nach eignet sich NACHRICHTEN AUS MITTELERDE nicht als Einstieg in die Werke J. R. R. Tolkiens, es ist eher etwas für Menschen, die durch die Lektüre des SILMARILLIONS nicht verschreckt worden sind. Es ist ein wunderbares Buch für jene Begeisterten, die mit den Brüchen und Widersprüchen und den Entwicklungen eines erzählerischen Lebenswerkes, das über viele Jahrzehnte gewachsen ist, leben können und wollen. Sammler*innen schöner Bücher werden auf jeden Fall ihre Freude mit diesem Buch haben.
Die darin enthaltenen Geschichten erstrecken sich zeitlich über alle Zeitalter und geographisch von Beleriand und den Ländern im Norden, über die Insel Nùmenor, bis in den Westen von Mittelerde. Hier werden eine Menge Lücken, die sich für eifrige und aufmerksame Leser*innen im HOBBIT, im HERRN DER RINGE und im SILMARILLION ergeben haben, geschlossen, allerdings sind einige Erzählungen auch in ihrer Fragment-Form abgedruckt. Eine gewisse Vertrautheit mit den „drei großen Werken“ ist von Christopher Tolkien, dessen Kommentare und Zwischenbemerkungen sehr hilfreich und angenehm zu lesen sind und die durch kleinere Schriftgröße gut von den Texten J. R. R. Tolkiens abgesetzt sind, vorausgesetzt worden.

Mit dieser illustrierten Neuausgabe von NACHRICHTEN AUS MITTELERDE ist das letzte, noch von Christopher Tolkien betreute und herausgegebene, Werk auch in einer deutschen Ausgabe erhältlich. Ich beschränke mich hier auf einen Vergleich zwischen dieser illustrierten Ausgabe und der deutschen Erstausgabe aus dem Jahr 1983.
Der Textteil enthält, bis auf die angepasste Rechtschreibung und einige wenige korrigierte Fehler, die bisher verwendete und von Hans J. Schütz verfasste Übersetzung. Neu sind der großzügige Neusatz mit größerem Schriftbild, der die Lesbarkeit deutlich erhöht, der Buchschmuck, vier schwarz-weiß Zeichnungen, die an den Anfang jeden Teils gesetzt sind, und vor allem 18 Farbillustrationen von Alan Lee, John Howe und Ted Nasmith, die auf hochwertigem Kunstdruckpapier ohne eigene Seitenzahlen eingebunden sind.
Diese drei Künstler sind seit vielen Jahren mit dem Werk J. R. R. Tolkiens verflochten, haben die visuellen Vorstellungen seiner Welt für Millionen Menschen stark beeinflusst und bilden somit die Creme de là Creme der Tolkien-Illustratoren. Jeder hat zahlreiche Tolkien-Kalender mit Motiven bestückt und je sechs Bilder zu diesem Projekt beigesteuert. In Absprache mit Christopher Tolkien nutzen Ted Nasmith, der die Idee aufbrachte, und John Howe die Gelegenheit auch querformatige Illustrationen einzubinden, da dadurch die Bandbreite vor allem für Landschaftsdarstellungen im Wortsinne erweitert wurde.
Wie schon in der Erstausgabe wurden vier Karten von Christopher Tolkien verwendet, von denen zwei koloriert und als Vorsätze verwendet wurden.

NACHRICHTEN AUS MITTELERDE ist eine historische Studie im doppelten und dreifachen Sinn. Der Literaturwissenschaftler Christopher Tolkien arbeitete sich durch das Material, das sein Vater hinterlassen hatte, der sich aber auch als ein Chronist einer Welt sah, in der seine Sprachen leben konnten. Was sich auf den ersten Blick als sehr trockenes Konzept-Buch anhört, steckt aber voller farbiger, anrührender und heroischer Geschichten und Momente. Es lässt einen erheblich weiter gefassten Blick auf eine ganze Anzahl von Themen zu als es die drei Hauptwerke bieten. So wurde beispielsweise kritisch angemerkt, dass es im HOBBIT und im HERRN DER RINGE sehr wenige Frauenfiguren gibt, die auch nur am Rande in die Handlung eingreifen. Hier liefern die NACHRICHTEN AUS MITTELERDE einige schöne Gegenbeispiele.
Dieses wunderschöne Buch ist also eine willkommene Gelegenheit, sich mal wieder mit der vielschichtigen Welt, die J. R. R. Tolkien geschaffen hat, zu beschäftigen.

Matita Leng

J. R. R. Tolkien
NACHRICHTEN AUS MITTELERDE.
Mit Einleitung, Kommentar, Register und Karten
herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü: Hans J. Schütz
Illustrationen von John Howe, Alan Lee und Ted Nasmith,
(Unfinished Tales of Númenor and Middle-Earth, 2020)
Stuttgart, Klett-Cotta, 2021, 720 Seiten + 18 Farbtafeln
Hobbit Presse
ISBN: 978-3-608-98458-3 / 35,00 Euro

Um es gleich vorweg zu sagen: meiner Meinung nach eignet sich NACHRICHTEN AUS MITTELERDE nicht als Einstieg in

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Anima Ex Machina

von am 26. Mai 2021 4 Kommentare

Michael Marrak
Anima Ex Machina
Ein Kanon-Roman
edition mono/monochrom November 2020
ISBN 9783902796738

In einem meiner letzten Artikel habe ich über drei deutsche Autoren geschrieben, die in meinem ganz persönlichen Olymp leben. Prompt hat mich einer davon kontaktiert und darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Fortsetzung zu eben diesem von mir so hoch gelobten Werk "Der Kanon mechanischer Seelen" gibt. Ich zitiere: "Der Roman ist Ende Oktober 2020 in der Wiener Edition Mono erschienen, in einer limitierten Auflage von 333 Exemplaren – als mein Artist-in-Residence-Projekt meines über zweimonatigen Wien-Aufenthalts letztes Jahr."

Hab ich "natürlich" nicht. Es ist einfach zu schwierig, den kompletten Ausstoß aller Verlage ständig auf dem Schirm zu haben. Und da fallen auch ambitionierte oder sogar herausragende Werke bei Kleinverlagen eben manchmal durchs Raster. Ich bin nicht mal sicher, ob Horst das Buch schon auf dem Schim hatte ;-). In jedem Fall liegt das Werk jetzt in signierter Version im Laden vor. Ich hab mir gleich eines geschnappt und bin gespannt wie ein Flitzebogen…

Danke Michael. Für den Tipp und für den Kontakt zum Verlag. Du wirst hier beizeiten eine Rezi vorfinden…

Michael Marrak
Anima Ex Machina
Ein Kanon-Roman
edition mono/monochrom November 2020
ISBN 9783902796738

In einem meiner letzten Artikel habe ich über drei deutsche Autoren geschrieben, die in meinem ganz persönlichen Olymp leben. Prompt hat mich einer davon kontaktiert und darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Fortsetzung zu eben diesem von mir so hoch gelobten Werk "Der Kanon mechanischer Seelen" gibt. Ich zitiere: "Der Roman ist

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Ein Baby auf Abwegen

von am 26. Mai 2021 Kommentare deaktiviert für Ein Baby auf Abwegen

Benjamin Renner
Ein Baby auf Abwegen
Aus dem Französischen von Lilian Pithan
Avant 2021, 296 Seiten

Vor einigen Jahren veröffentlichte der französische Cartoonist, Animationskünstler und Filmemacher Benjamin Renner seine Comic-Komödie „Der große böse Fuchs“, die auf Deutsch ebenfalls bei Avant herausgekommen ist. Während der 1983 geborene Renner für den Zeichentrickfilm „Ernest & Célestine“ sogar schon eine Oscar-Nominierung erhielt, wurde auch sein ausgefuchster Comic-Spaß als „Der kleine Fuchs und seine Freunde – Das große Kinoabenteuer“ filmisch adaptiert.

In Renners neuem, querformatigen Comic „Ein Baby auf Abwegen“ erhalten und erleben nun Ente, Schwein und Hase, das naive Trio aus dem Vorgänger-Band mit dem Fuchs, ein eigenes Abenteuer; Füchse spielen diesmal indes nur eine Nebenrolle. Darum geht’s: Für einen verletzten Storch sollen die drei schusseligen Antihelden aus dem Wald ein Menschenbaby in die Stadt bringen und an die designierten Eltern ausliefern. Eine Aufgabe, die in den „Händen“ der tierisch trotteligen Chaoten zu einer wahren, wilden Odyssee wird …

Minimalistische Zeichnungen, maximaler Klamauk und Spaß: Renners Bilder haben erneut den skizzenhaften, illustrativen Charme eines Kinderbuchs, obwohl die Zielgruppe doch etwas erwachsener sein sollte. Die Story bietet nämlich recht zotigen zeichentrickartigen Slapstick, der zwischendurch ein wenig härter ausfällt. Insgesamt bewegt sich „Ein Baby auf Abwegen“ wieder irgendwo zwischen A. A. Milnes Hundert-Morgen-Wald von Pu und der Gang, Lewis Trondheims Comic-Schaffen, den Looney Tunes und den Pinguinen aus Madagascar.

Christian Endres

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Benjamin Renner
Ein Baby auf Abwegen
Aus dem Französischen von Lilian Pithan
Avant 2021, 296 Seiten

Vor einigen Jahren veröffentlichte der französische Cartoonist, Animationskünstler und Filmemacher Benjamin Renner seine Comic-Komödie „Der große böse Fuchs“, die auf Deutsch ebenfalls bei Avant herausgekommen ist. Während der 1983 geborene Renner für den Zeichentrickfilm „Ernest & Célestine“ sogar schon eine Oscar-Nominierung erhielt, wurde auch sein ausgefuchster Comic-Spaß als

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Ein Modernes Utopia

von am 24. Mai 2021 Kommentare deaktiviert für Ein Modernes Utopia

H. G. Wells
EIN MODERNES UTOPIA.
Ü: Joachim Körber, Illustrationen: E. J. Sullivan
(A Modern Utopia / 1905)
Kehrig, Joachim Körber Verlag (Edition Phantasia), 2021, 294 S.
ISBN 978-3-937897-59-2 / 18,90 Euro
Phantasia Paperback Science Fiction 1015

Kennen Sie die UTOPIA von Thomas Morus? Oder Platons STAAT? Den RÜCKBLICK von Edward Bellamy? Die SONNENSTADT von Tommaso Campanella?
Macht nichts. Brauchen Sie auch nicht mehr nachzuholen, denn nachdem Sie EIN MODERNES UTOPIA von H. G. Wells gelesen haben, sind Ihnen die Unzulänglichkeiten seiner Vorläufer bekannt – und vor allem: Sie wissen dann, dass und wie es besser geht!

Angeregt von der Lektüre einer Vielzahl älterer Staatsromane, aufgebracht durch die Fehler zeitgenössischer Politik und im festen Glauben, eine in sich stimmige und überzeugende utopische Alternative generieren zu können, setzte sich Wells zu Beginn des 20. Jahrhunderts hin und schrieb eine „moderne“ Utopie.
Erstmals kritisiert hier ein Autor nicht nur die „Fehler“, die nach seiner Meinung den Vorläufern zu Eigen sind, sondern setzt seine Erkenntnisse auch um und schreibt tatsächlich etwas ganz Neues. Dem Statischen, das den „alten“ Utopien anhaftet, setzt Wells die Dynamik und Veränderlichkeit entgegen, welche ein funktionierendes reales Staatswesen ausmachen.
Betrachtet man z. B. das platonische Ideal oder die originale INSEL UTOPIA, so wollte dort wohl niemand wirklich leben. Das MODERNE UTOPIA der Wells’schen Vorstellung dagegen wirkt auch über einhundert Jahre nach seiner Erfindung noch einladend: Hier herrschen echte Gleichberechtigung der Geschlechter wie der Völker und Religionen. Es gibt praktisch nur noch „grüne“ Energie, ökologische Umweltgestaltung und ein bedingungsloses Grundeinkommen. Niemand isst mehr Fleisch und jeder arbeitet nur so viel wie es seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht. Angeführt wird dieser Staat von einem „Orden“ von idealistischen, „Samurai“ genannten, Staatsbeamten.
Einige „utopische“ Konventionen hat Wells beibehalten: Es gibt den Besucher (bzw. hier zwei Besucher) von außerhalb, die neue Gesellschaft wird Schritt für Schritt entdeckt, ein oder mehrere „Führer“ begleiten diese Entdeckungen mit hilfreichen Erklärungen – und die Rahmenhandlung bleibt eine solche: ein Rahmen für die Vorstellungen des Autors.

Bei der Leserin, beim Leser sollte also eine gesunde Neugier vorhanden sein auf den Weltentwurf eines der klügsten und wichtigsten Autoren des letzten Jahrhunderts, der mit seinen Werken nicht nur der Science Fiction aus der Wiege half, sondern auch die Sozialwissenschaften und die Futurologie mitbegründet hat.

Horst Illmer

H. G. Wells
EIN MODERNES UTOPIA.
Ü: Joachim Körber, Illustrationen: E. J. Sullivan
(A Modern Utopia / 1905)
Kehrig, Joachim Körber Verlag (Edition Phantasia), 2021, 294 S.
ISBN 978-3-937897-59-2 / 18,90 Euro
Phantasia Paperback Science Fiction 1015

Kennen Sie die UTOPIA von Thomas Morus? Oder Platons STAAT? Den RÜCKBLICK von Edward Bellamy? Die SONNENSTADT von Tommaso Campanella?
Macht nichts. Brauchen Sie auch nicht mehr nachzuholen, denn nachdem

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Die weite Leere

von am 19. Mai 2021 Kommentare deaktiviert für Die weite Leere

Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.

J. Todd Scott
Die weite Leere
Polar, Stuttgart 2021, 442 Seiten
ISBN 978-3-948392-16-1

Craig Johnson, Autor der kongenial fürs Fernsehen adaptierten „Longmire“-Romanserie, kennt sich aus mit der Weite, die man im modernen Amerika noch immer findet. Man sollte also besser aufhorchen, wenn Mr. Johnson einen schreibenden Kollegen empfiehlt, den ebenfalls die Weite irgendwo im amerikanischen Westen beschäftigt. Die Rede ist von J. Todd Scott, der seit 20 Jahren als Bundesagent für die DEA (Drug Enforcement Administration) arbeitet, die nicht zuletzt wachsam auf die Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten schaut. Hier, am Rio Grande, verortet Scott in seinem Romandebüt „Die weite Leere“ die fiktive texanische Kleinstadt Murfee mitten im großen Nirgendwo.

Beherrscht wird der Ort von einem überlebensgroßen, gierigen Sheriff, den alle nur den Judge nennen – Sheriff, Ankläger, Richter, Henker und Gangster in einem. Aber auch sein wütender Sohn, ein drogenabhängiger Deputy, ein junger Gesetzhüter mit einer gescheiterten Football-Karriere, dessen Freundin und eine Lehrerin mit aufgewühlter Vergangenheit lassen die Dunkelheit aus der Weite und der Leere bereitwillig nach Murfee sowie in ihre Leben. Das nutzt J. Todd Scott für spannenden, guten texanischen Noir, der hin und wieder spürbar Western-Gepflogenheiten folgt, aber lediglich am Etikett des Neo-Westerns kratzt. Im Original sind bereits zwei Fortsetzungen erschienen. Hoffentlich kriegen wir sie bald zu lesen.

Christian Endres

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J. Todd Scott
Die weite Leere
Polar, Stuttgart

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Auf der Suche nach Moby Dick

von am 12. Mai 2021 Kommentare deaktiviert für Auf der Suche nach Moby Dick

Venayre, Wens
Auf der Suche nach Moby Dick
Aus dem Französischen von Anja Koontz
Knesebech 2020, 224 Seiten

Anno 1851 veröffentlichte Herman Melville seinen berühmten Roman „Moby Dick“, der seitdem unzählige Male adaptiert und interpretiert wurde – etwa von Ray Bradbury und John Huston in einer der denkwürdigsten Verfilmungen. Auch Comic-Fassungen gab es so einige, zum Beispiel von Bill Sienkiewicz oder dem großen Will Eisner. Vor Kurzem machten sich der Historiker und Autor Sylvain Venayre sowie der Zeichner Isaac Wens in „Auf der Suche nach Moby Dick“ an eine weitere Comic-Verquickung, die jedoch weit mehr wurde als eine reduzierte Adaption des 170 Jahre alten literarischen Leviathans.

Venayre und Wens nutzen über 200 Seiten im Albumformat, um die ikonischsten Szenen des sperrigen, ausschweifenden und facettenreichen Originals einzufangen, wobei Venayre den Versuch der totalen Glättung und Vereinfachung unterlässt, während Wens’ Zeichnungen sogar ein wenig an Eddie Campbell („From Hell“) erinnern. Darüber hinaus streuen sie in ihren Comic mehrere Passagen ein, in denen ein junger Radiojournalist mit diversen Spezialisten über die Interpretation, die Besonderheiten und z. B. den biblischen Symbolismus von „Moby Dick“ spricht.

Dieser hochinteressante Kommentar tritt gegen Ende des Bandes in der Hintergrund, irgendwann wird das dramatische Geschehen um den obsessiven Ahab und den weißen Wal dann doch wichtiger – man hätte gern noch ein paar Einschübe mitgenommen. Trotzdem, der Meta-Ansatz weiß zu gefallen und stellt eine echte Bereicherung dar, da man wesentlich tiefer in Melvilles Werk, Zeit, Gedanken und Welt eintaucht. Und wenn am Ende nur etwas Partywissen hängenbleiben sollte. Auf der Suche nach einer besonders guten Comic-Adaption von „Moby Dick“? Das ist sie.

Christian Endres

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Venayre, Wens
Auf der Suche nach Moby Dick
Aus dem Französischen von Anja Koontz
Knesebech 2020, 224 Seiten

Anno 1851 veröffentlichte Herman Melville seinen berühmten Roman „Moby Dick“, der seitdem unzählige Male adaptiert und interpretiert wurde – etwa von Ray Bradbury und John Huston in einer der denkwürdigsten Verfilmungen. Auch Comic-Fassungen gab es so einige, zum Beispiel von Bill Sienkiewicz oder dem großen Will

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Die schwarze Grippe

von am 10. Mai 2021 4 Kommentare

Joachim Körber (Hrsg.)
DIE SCHWARZE GRIPPE.
Das kleine Corona-Weltuntergangs-Lesebuch.
Übersetzt von Joachim Körber
Kehrig, Joachim Körber Verlag, 2021, 224 S.
ISBN 978-3-937897-62-2 / 15,90 Euro
Phantasia Paperback Science Fiction 1016 / Klappenbroschur

Schwarzer Humor ist ja grundsätzlich ein Pluspunkt, den ich einem Autor oder Herausgeber gutschreibe, umso mehr als es in unserer gramgetrübten Gegenwart eines nicht unerheblichen Mutes bedarf, damit öffentlich zu werden. Dank also an Joachim Körber, der gleichermaßen als Verleger, Herausgeber und Übersetzer verantwortlich ist für das „kleine Corona-Weltuntergangs-Lesebuch“, das im Mai 2021 unter dem Titel DIE SCHWARZE GRIPPE als Phantasia Paperback erschienen ist.
Enthalten sind in dieser „Reiseapotheke des Grauens“ elf sowohl klassische als auch moderne Antidots gegen Weltschmerz und Langeweile. Das beginnt mit einer Pest-Phantasie von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1782 (ja, auch unsere deutschen Klassiker konnten „schaurig“ sein, wenn sie wollten), danach folgen der wie immer unverzichtbare Edgar A. Poe, der große Jack London und der hier nicht erwartete Edgar Wallace, bevor Körber phantastische Geschichten von aktuellen, aber bei uns leider noch viel zu wenig bekannten Autoren wie Richard Kadrey, Greg Egan und Tananarive Due präsentiert.
Zweihundert Seiten auf denen sich Tod, Verzweiflung, Seuchen und Apokalypsen darum balgen, wer der Menschheit auf möglichst grausige Weise den Garaus machen darf – und wir sind immer noch da, diesen Streit genüsslich zu verfolgen.
Wie gesagt: Schwarzer Humor ist ein Pluspunkt!

Horst Illmer

Joachim Körber (Hrsg.)
DIE SCHWARZE GRIPPE.
Das kleine Corona-Weltuntergangs-Lesebuch.
Übersetzt von Joachim Körber
Kehrig, Joachim Körber Verlag, 2021, 224 S.
ISBN 978-3-937897-62-2 / 15,90 Euro
Phantasia Paperback Science Fiction 1016 / Klappenbroschur

Schwarzer Humor ist ja grundsätzlich ein Pluspunkt, den ich einem Autor oder Herausgeber gutschreibe, umso mehr als es in unserer gramgetrübten Gegenwart eines nicht unerheblichen Mutes bedarf, damit öffentlich zu werden. Dank also an

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Lucky Luke: Wanted

von am 5. Mai 2021 Kommentare deaktiviert für Lucky Luke: Wanted

Matthieu Bonhomme
Lucky Luke: Wanted
Aus dem Französischen von Klaus Jöken
Egmont Comic Collection 2021, 68 Seiten

Zum zweiten Mal spielt der französische Künstler Matthieu Bonhomme (»Texas Cowboys«, »Esteban«), der Lucky Luke zu seinen Kindheitsfreunden zählt, mit dem Mythos des Revolverhelden, der schneller zieht und schießt als sein Schatten. Nach seinem grandiosen ersten Hommage-Album »Der Mann, der Lucky Luke erschoss« legt der 1973 geborene Bonhomme mit »Lucky Luke: Wanted« eine weitere eigenständige, individuelle Interpretation der Comic-Ikone vor, die im Dezember ihren 75-jährigen Geburtstag feiert.

Ausgerechnet der lässige, stets dem Guten verpflichtete Lucky Luke wird per Steckbrief gesucht. Trotzdem helfen er und sein getreues Pferd Jolly Jumper drei hübschen Schwestern dabei, ihre Rinderherde durch die Wüste zu bringen, wo es schon ohne Kopfgeld genügend Gefahren zu bestehen gilt. Das hat humoristischen Seiten, wann immer Bonhomme augenzwinkernd mit der von ihm so geliebten Comic-Legende spielt, zielt jedoch nie darauf ab, ein klassischer, allzu vorwitziger und pfiffiger Funny zu sein. Dafür handelt es sich bei »Lucky Luke: Wanted« um einen überragend inszenierten Panel-Western und eine wunderbarere Hommage an den Poor Lonesome Cowboy.

Bonhommes unabhängig zu lesende Werke »Der Mann, der Lucky Luke erschoss« und »Wanted« sind das Beste, was Lucky Luke seit Langem passiert ist – es lohnt sich, sie auch dann zu lesen, wenn man sonst lieber um den Cowboy herum reitet, den die Altmeister Morris und Goscinny geprägt haben. Beide Bände gibt es als Hard- und Softcover bei Egmont.

Christian Endres

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Matthieu Bonhomme
Lucky Luke: Wanted
Aus dem Französischen von Klaus Jöken
Egmont Comic Collection 2021, 68 Seiten

Zum zweiten Mal spielt der französische Künstler Matthieu Bonhomme (»Texas Cowboys«, »Esteban«), der Lucky Luke zu seinen Kindheitsfreunden zählt, mit dem Mythos des Revolverhelden, der schneller zieht und schießt als sein Schatten. Nach seinem grandiosen ersten Hommage-Album »Der Mann, der Lucky Luke erschoss« legt der 1973 geborene

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Factory Town

von am 3. Mai 2021 Kommentare deaktiviert für Factory Town

Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.

Jon Bassoff
Factory Town
Polar, Stuttgart 2021, 256 Seiten
ISBN 978-3-948392-22-2

Jon Bassoffs Roman „Zerrüttung“, 2016 auf Deutsch erschienen, war ein Musterbeispiel modernen Noirs in der Tradition von James M. Cain. Mit „Factory Town“ liegt nun ein neues Werk des 1974 geborenen Mr. Bassoff bei Polar vor und beschert der aktuelle Taschenbuch-Reihe des Stuttgarter Verlags einen weiteren schmalen, jedoch umso ungewöhnlicheren Titel. Einen kurzen, befremdenden und hammerharten Roman in literarischer Trickbetrüger-Tradition, der wie ein surrealer Fiebertraum die Grenze zwischen Krimi und Horror durchbricht – und von dem es einen als deutschsprachigen Fan extremer Genre-Lektüre dieser Art auch nicht gewundert hätte, wenn er im Festa Verlag herausgekommen wäre.

Russell Carvers verzweifelte Suche nach einem seit Jahren verschwundenen Mädchen wird zu einer unwirklichen, unberechenbaren Odyssee durch die verkommene, verzerrte Sündenstadt Factory Town – zu dem, was man so gerne als Tour de force bezeichnet. „Zerrüttung“ ist sicher Jon Bassoffs gefälligeres Buch, doch wer seine genreübergreifende Lektüre finster, verstörend bösartig, heftig und anders mag, kann sich ruhig mal nach Factory Town wagen. Es kann allerdings sein, dass man sich verirrt. Krimi-Kenner Marcus Müntefering liefert Touristen dieser Hölle des Bizarren und Perversen im Nachwort die passende Analyse und Einordnung.

Christian Endres

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Jon Bassoff
Factory Town
Polar, Stuttgart 2021, 256

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Bouncer

von am 28. April 2021 Kommentare deaktiviert für Bouncer

Alejandro Jodorowsky & François Boucq
Bouncer – Gesamtausgabe Bd. 4
Aus dem Französischen von Resel Rebiersch
Schreiber & Leser 2021, 128 Seiten

Zwanzig Jahre ist es nun her, dass der chilenische Autor Alejandro Jodorowsky („Der Incal“, „El Topo“) und der französische Künstler François Boucq („Mondgesicht“, „Little Tulip“) ihre Westernserie „Bouncer“ starteten. Pünktlich zum Jubiläum liegen beim Verlag Schreiber & Leser erstmals alle Alben der Serie auf Deutsch vor: Die ersten Geschichten in dicken Sammelbänden einer Gesamtausgabe, die neuen Abenteuer als dünnere Einzelalben in deutscher Erstveröffentlichung.

„Bouncer“ ist einer der besten, aber auch brutalsten und heftigsten neuzeitlichen Comic-Western, so ein bisschen der fiese Cousin von „Blueberry“. Jodorowsky nutzt Gewalt, Obszönitäten, Freaks und das Bizarre, shakespearhafte Motive und sogar einen schamanischen Trip für die Bildergeschichten über den einarmigen Rausschmeißer und Titelhelden aus Barro City. Der frisch erschienene vierte Band der Gesamtausgabe, der mit einem Zweiteiler die Lücke zwischen altem und neuen Material schließt, ist wieder eine starke, harte und rohe Rachegeschichte. Sie führt Bouncer in ein abgelegenes Gefängnis in der Wüste, bei dem es sich jedoch um ein verkommenes Paradies für die übelsten Verbrecher handelt. Jodorowsky schlägt einmal mehr schön über die Stränge, und Boucq, der die Serie nach dieser Story alleine fortgesetzt hat, illustriert das alles gewohnt souverän und üppig. Der Wilde Westen lebt bei Boucq, und dank Jodorowsky ist er wirklich wild und hemmungslos.

Wer auf Westerncomics steht und sie auch mal etwas deftiger und fieser mag, muss „Bouncer“ lesen, und da sind die schicken Sammelbände eine super Gelegenheit.

Christian Endres

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Alejandro Jodorowsky & François Boucq
Bouncer – Gesamtausgabe Bd. 4
Aus dem Französischen von Resel Rebiersch
Schreiber & Leser 2021, 128 Seiten

Zwanzig Jahre ist es nun her, dass der chilenische Autor Alejandro Jodorowsky („Der Incal“, „El Topo“) und der französische Künstler François Boucq („Mondgesicht“, „Little Tulip“) ihre Westernserie „Bouncer“ starteten. Pünktlich zum Jubiläum liegen beim Verlag Schreiber & Leser erstmals alle Alben der

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Zum Fluss

von am 26. April 2021 Kommentare deaktiviert für Zum Fluss

Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.

Olivia Laing
Zum Fluss. Eine Reise unter die Oberfläche
btb, München 2021, 384 Seiten
ISBN 978-3-442-75865-4

Die Kunst der Naturschriftstellerei besteht nicht nur darin, Tiere, Pflanzen, Landschaften, Wetterlagen und Jahreszeiten möglichst präzise und poetisch einzufangen. Die besten Bücher aus dem Bereich des Nature Writing geben uns weit mehr als sinnliche Beschreibungen und aufmerksame Beobachtungen in Sachen Heimatkunde: Persönliches und Autobiografisches, vielfältiges Wissen und spannenden Kontext – literarische, historische, philosophische, etymologische und andere Abschweifungen, verbunden mit kuriosen Zitaten und Einsprengseln. So ist es auch mit Olivia Laings Buch „Zum Fluss. Eine Reise unter die Oberfläche“. Laing zählt zu den angesehensten Kulturjournalistinnen Großbritanniens, hat allerdings auch eine Vergangenheit als Umweltaktivistin und Pflanzenheilkundlerin. „Zum Fluss“ zu lesen ist, als würde man neben einer Universalgelehrten durch die einander überlagernden Epochen Englands wandern und staunend lauschen.

Im Buch folgt die 1977 geborene Laing nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten dem Lauf der Ouse, die sich durch den hübschen, jedoch wandelbaren Süden Englands windet und z. B. gern mit der Schriftstellerin Virginia Woolf in Verbindung gebracht wird, die sich 1941 in diesem Fluss ertränkte. Laing schildert die Beschaffenheit der Ouse und des Landes ringsum sowie ihre Pilgerfahrt durch Sussex von Ort zu Ort, Pub zu Pub, Gasthaus zu Gasthaus, Cottage zu Cottage. Sie erzählt von – of course – Virginia Woolf, Kenneth Grahame („Der Wind in den Weiden“), dem ersten gefundenen Dinosaurierfossilien Englands und vielem mehr. Man weiß nie, wohin der Fluss, Olivia Laings Streifzug und ihre Gedankenreise einen als nächstes führen. Doch jede Biegung, jede Betrachtung und jedes Thema sind es wert, bewusst aufgenommen zu werden.

Christian Endres

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Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.
Olivia Laing
Zum Fluss. Eine Reise unter

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Castle Freeman

von am 21. April 2021 1 Kommentar

Castle Freeman
Männer mit Erfahrung
Aus dem amerikanischen Englischen von Dirk van Gunsteren
(New York 2140, 2017)
München, dtv, 2018, 170 Seiten
ISBN 978-3-423-14622-7

Auf die sanfte Tour
Aus dem amerikanischen Englischen von Dirk van Gunsteren
(New York 2140, 2017)
München, dtv, 2018, 185 Seiten
ISBN 978-3-423-14678-4

Der Klügere lädt nach
Aus dem amerikanischen Englischen von Dirk van Gunsteren
(New York 2140, 2020)
München, dtv, 2020, 201 Seiten
ISBN 978-3-423-14755-2

Hinterwäldler in Vermont

Die drei unterhaltsamen Romane von Castle Freeman spielen im mehr als ländlichen Vermont, wo man erst ab der dritten Generation zu den Einheimischen zählt und alle, die aufgrund familiärer Band erst wenige Jahrzehnte dort leben, nicht verstehen, worüber sich die Einheimischen unterhalten.

Kern der Romane sind Sheriff Wing im ersten Roman und dessen Nachfolger Sheriff Wingate in den beiden anderen. Mit dem Wechsel des Sheriffs wechselt auch die Erzählperspektive. Castle Freeman erzählt die letzten beiden Romane aus der Ich-Perspektive.

Das Motto des Sheriffs Wing, in seinem Amt als Vollstrecker von Recht und Ordnung, ist es, die Dinge auf sich zukommen zu lassen.

Wingate, der im Roman „Auf die sanfte Tour“, seinen ersten großen Fall bearbeitet, findet sich, obwohl er vorher als Deputy gearbeitet hat, erst nach und nach in diese Methode ein. Da er ein großer Bewunderer seines Vorgängers ist, versucht er dessen Arbeitsweise zu übernehmen, weil das einerseits seinen eigenen Arbeitsaufwand reduziert und andererseits der Philosophie folgt, dass die Lösung eines jeden Falls in diesem bereits angelegt ist und nur zu Tage treten möchte.

Diese stoische Art Fälle zu lösen oder bei deren Lösung zu beobachten, wie sich diese lösen, sind eines der Highlights dieser kurzweiligen Geschichten.

Was mich aber zwischendurch immer wieder hat innehalten lassen, waren die pointierten Dialoge, die so knochentrocken sind, dass ich nur empfehlen kann, diese konzentriert zu lesen, denn diese sind die Essenz aller drei Romans. Daneben weisen diese Dialoge so viel Situationskomik auf, dass ich zwischendurch laut lachen musste.

Drei äußerst kurzweilige Romane, die vielleicht nur einer Einschränkung bedürfen. Möglicherweise sind die Ansichten und der Humor eher der Geschmack von Männern ab 40.

Castle Freeman
Männer mit Erfahrung
Aus dem amerikanischen Englischen von Dirk van Gunsteren
(New York 2140, 2017)
München, dtv, 2018, 170 Seiten
ISBN 978-3-423-14622-7

Auf die sanfte Tour
Aus dem amerikanischen Englischen von Dirk van Gunsteren
(New York 2140, 2017)
München, dtv, 2018, 185 Seiten
ISBN 978-3-423-14678-4
Der Klügere lädt nach
Aus dem amerikanischen Englischen von Dirk van Gunsteren
(New York 2140, 2020)
München, dtv, 2020, 201 Seiten
ISBN 978-3-423-14755-2
Hinterwäldler in Vermont
Die drei unterhaltsamen Romane

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Love & Bullets

von am 19. April 2021 Kommentare deaktiviert für Love & Bullets

Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.

Nick Kolakowski
Love & Bullets
Suhrkamp, Berlin 2020, 423 Seiten
ISBN 978-3-518-47056-5

Seit einigen Jahren gibt Thomas Wörtche im Suhrkamp Verlag eine sensationell treffsichere und frische Krimi-Reihe heraus. Eines der jüngeren Highlights? Der Roman „Love & Bullets“ des Amerikaners Nick Kolakowski.

Das Cover macht trotz Elvis-Anhänger nicht mal im Ansatz deutlich, wie cool dieses Buch ist. Obwohl, vielleicht ja doch. Im Original erschienen die drei Kurzromane mit den prächtigen Titeln „A Brutal Bunch of Heartbroken Saps“, „Slaughterhouse Blues“ und „Main Bad Guy“ (übersetzt: Brutale Trottel mit gebrochenen Herzen, Schlachthaus-Blues und Der Härteste von allen) bei einem Verlag mit dem nicht minder prächtigen Namen Shotgun Honey. Das deutsche Taschenbuch versammelt alle drei Teile, die zusammen eine Geschichte ergeben: Die des Abzockers Bill und der Killerin Fiona, die als Paar vor der rachsüchtigen New Yorker Mafia fliehen, die sie hintergangen haben. Aber das sind nicht die Einzigen mörderischen Verrückten, die ihnen zwischen Texas und Kuba das Leben schwer machen …

Einmal aufs Gaspedal gestiegen, wird Nick Kolakowskis brutale, blutige Gangster-Komödie nicht mehr langsamer. Atemloser Crime-Pulp, der nie mehr sein will, als er ist, und das ist genug für Fans von Winslow, dem frühen Tarantino, Westlake, Lansdale. „Love & Bullets“ bietet massig Liebe, Hiebe und Kugeln, jede Menge Action sowie rasanten Lesespaß.

Christian Endres

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Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.
Nick Kolakowski
Love & Bullets
Suhrkamp, Berlin 2020,

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Will Eisner – Graphic Novel Godfather

von am 14. April 2021 Kommentare deaktiviert für Will Eisner – Graphic Novel Godfather

Alexander Braun
WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER.
Berlin, Avant Verlag, 2021, 384 Seiten
ISBN 978-3-96445-050-0 / 39,00 Euro
Großformatiges Hardcover

Die Kunstform des sequenziellen Erzählens – allgemein als „Comic“ bekannt – entwickelte ihre Massenwirksamkeit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts parallel zum Siegeszug der Zeitungen und Zeitschriften, in denen sie von Beginn an Teil der Erfolgsgeschichte waren. Als in den 1930er Jahren daraus die eigenständige Form der Comic-Hefte entstand, gehörte Will Eisner (1917–2005) zu den „Paten“ (engl. „Godfather“) dieser zuerst ungeliebten Ableger der später so genannten „neunten Kunst“. Und als 1978 mit A CONTRACT WITH GOD (dt. als EIN VERTRAG MIT GOTT) die erste „Graphic Novel“ als Buch in einem Literaturverlag den Anspruch erhob, ernstzunehmende Literatur darzustellen, hob derselbe Will Eisner damit ein seither immer wirkmächtigeres und beliebteres Genre aus der Taufe.

Deshalb ist der Titel von Alexander Brauns Biografie WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER gut gewählt. In diesem durchgängig bebilderten, riesenformatigen, kiloschweren Prachtband wird Eisner anhand seiner Werke porträtiert. Braun beschreibt Eisners außergewöhnlichen Lebensweg in zwölf Kapiteln, die von seinen frühesten Versuchen als Comiczeichner über die ersten Erfolge, die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die anschließende Arbeit für die US-Army, bis hin zum gefeierten Comeback und der späten Beschäftigung mit den jüdischen Wurzeln reichen.

Dazu gibt es ein ausführliches Interview mit Eisners Freund und Verleger Denis Kitchen sowie ein Kurzporträt von Eisner Gattin Ann, ein Werkverzeichnis und eine Auswahlbibliografie.

Das fast 400 Seiten umfassende Kompendium dient gleichzeitig als Katalog zu einer derzeit in Dortmund stattfindenden Ausstellung, die dann (hoffentlich) im nächsten Jahr zum Internationalen Comic Salon nach Erlangen wandert. Sicherlich gehört ein Besuch dort zu den Pflichtveranstaltungen für Alle, die sich für Comics interessieren – die Zeit bis dahin aber kann man sich nicht schöner vertreiben als mit dem Blättern, Stöbern und Schmökern in WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER!

Horst Illmer

Alexander Braun
WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER.
Berlin, Avant Verlag, 2021, 384 Seiten
ISBN 978-3-96445-050-0 / 39,00 Euro
Großformatiges Hardcover

Die Kunstform des sequenziellen Erzählens – allgemein als „Comic“ bekannt – entwickelte ihre Massenwirksamkeit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts parallel zum Siegeszug der Zeitungen und Zeitschriften, in denen sie von Beginn an Teil der Erfolgsgeschichte waren. Als in den 1930er Jahren daraus

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Ryuko

von am 12. April 2021 Kommentare deaktiviert für Ryuko

Eldo Yoshimizu
Ryuko 01
Carlsen Verlag GmbH Mai 2018 – 256 Seiten
ISBN 9783551726650 / 14,99 Euro

Meiko Kaji, „Sasori“ und „Wandering Ginza Butterfly“…wenn euch auch nur einer dieser Begriffe etwas sagt, dann solltet ihr unbedingt mal in die zweibändige Manga-Reihe „Ryuko“ reinschauen. Denn was Zeichner und Autor Eldo Yoshimizu hier abliefert, ist astreine Pulp-Unterhaltung ganz im Stil und der Tradition des japanischen Kinos der 70er Jahre.

Hier gibt es leichtbekleidete, dafür schwer tätowierte Damen, halsbrecherische Shootouts, Verfolgungsjagden mit Autos und Motorrädern und letztlich auch noch ein mitreißendes Artwork, das den Retro-Charme des Manga noch mal ganz deutlich unterstreicht. Denn Yoshimizus Stil orientiert sich in Sachen Charakter-Design ganz klar an Größen wie Kazuo Kamimura, der unter anderem an „Lady Snowblood“ beteiligt war. Vielen Bildern merkt man aber auch Yoshimizus andere künstlerische Tätigkeiten an, schließlich ist der Mann ein wahres Multitalent und beschäftigt sich unter anderem mit Bildhauerei oder Fotografie und war mit seinen Ausstellungen schon weltweit unterwegs.

Doch um was geht es in „Ryuko“ eigentlich? Nun…wir folgen der gleichnamigen Heldin, die als Yakuza-Chefin im Mittleren Osten nicht gerade gern gesehen ist und somit immer wieder Probleme mit der örtlichen Regierung hat. Als die Situation zu unerträglich wird, kehrt sie in ihrer Heimat Yokohama zurück, nur um dort erneut in eine Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Mafia-Clans zu geraten. Und dann wäre da ja noch die unklare Situation rund um ihre totgeglaubte Mutter…

„Ryuko“ ist beim Carlsen Verlag in zwei Bänden erhältlich. Die beiden Ausgaben sind dank Prägedruck und einem schönen Klappenartwork ein echter Hingucker für die Comic-Sammlung und wie gesagt ein Fest für Freunde des Pulp-Kinos und japanischer Filmklassiker..

Christian Süßmeier

Eldo Yoshimizu
Ryuko 01
Carlsen Verlag GmbH Mai 2018 – 256 Seiten
ISBN 9783551726650 / 14,99 Euro

Meiko Kaji, „Sasori“ und „Wandering Ginza Butterfly“…wenn euch auch nur einer dieser Begriffe etwas sagt, dann solltet ihr unbedingt mal in die zweibändige Manga-Reihe „Ryuko“ reinschauen. Denn was Zeichner und Autor Eldo Yoshimizu hier abliefert, ist astreine Pulp-Unterhaltung ganz im Stil und der Tradition des japanischen Kinos

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Der große Sommer

von am 7. April 2021 Kommentare deaktiviert für Der große Sommer

Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.

Ewald Arenz
Der große Sommer
DuMont, Köln 2021, 318 Seiten
ISBN 978-3-8321-8153-6

Ewald Arenz wurde 1965 in Nürnberg geboren, lebt heute in Fürth und unterrichtet als Lehrer an einem Gymnasium in seiner Geburtsstadt – und er ist aktuell einer der großen fränkischen Erzähler, wenn mich jemand fragt. Nicht, dass seine Werke allzu sehr auf Dialekt oder Lokalkolorit setzen würden, da sind sie sogar relativ universell und neutral. Arenz, der mit „Herr Müller, die verrückte Katze und Gott“ auch schon einen Ausflug in die Funny Fantasy unternommen hat, ist einfach ein großartiger Erzähler. Nach dem feinfühligen Roman und Bestseller „Alte Sorten“, der sich dem Generationenkonflikt auf überraschende Weise näherte und ein Buch der besten Sorte war, liegt mit „Der große Sommer“ jetzt ein mustergültiger, magisch-melancholischer Coming-of-Age-Roman von Arenz vor. Der junge Frieder berichtet darin von einem turbulenten Sommer in seiner Heimatstadt, in dem sich vieles ändert, er sich erstmals so richtig verliebt, er einiges über seine Familie herausfindet und die Dinge schließlich gehörig eskalieren. Ein gelungener, packender Roman um den aufregendsten und letzten Sommer einer Jugend und das Erwachsenwerden in einer Zeit, als es noch keine Handys und kein Internet und dafür Telefonzellen und Telefonbücher gab.

Christian Endres

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Jede Bestellung zählt in diesen Zeiten, und deshalb kann man es gar nicht oft genug sagen: Ihr könnt in Hermkes Romanboutique nicht nur Comics oder Bücher aus den Genres Science-Fiction, Fantasy und Horror bestellen, sondern auch alle anderen Arten von Literatur. Daher gibt es nun immer mal einen Buchtipp von außerhalb des Genres zur Inspiration.
Ewald Arenz
Der große Sommer
DuMont, Köln 2021,

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Berge des Wahnsinns

von am 31. März 2021 Kommentare deaktiviert für Berge des Wahnsinns

Gou Tanabe
Berge des Wahnsinns 01
Übersetzung: Jens, Ossa
Carlsen Verlag GmbH Juli 2020 – 290 Seiten
ISBN 9783551724564 / 18,00 Euro

Bilder und Motive aus der Lovecraft’schen Welt des Wahnsinns sind heute kaum mehr aus der modernen Popkultur wegzudenken. Aber auch die Adaptionen von Werken des Horror-Meisters sind in den letzten Jahren mehr und mehr geworden, sei es in Videospiel-Form wie „Call of Cthulhu“ oder Richard Stanleys Verfilmung „Die Farbe aus dem All“.

Im Sommer 2019 startete Carlsen Manga in Deutschland eine einzigartige Reihe des Zeichners Gou Tanabe, der in den vergangenen Jahren viele Werke Lovecrafts in Comicform adaptiert hat. Nach Umsetzungen von „Der Hund und andere Geschichten“ und „Die Farbe aus dem All“ war auch „Berge des Wahnsinns“ an der Reihe, das hierzulande in zwei Bänden erschienen ist. Hier folgen wir der Polar-Expedition rund um den Geologen William Dyer und seiner Crew, die im Eis einige erschreckende Entdeckungen machen.

Auf den insgesamt knapp 600 Seiten kann Tanabe eine unglaublich dichte Atmosphäre aufbauen und reißt den Leser richtig mit. Natürlich trägt hier auch das Artwork extrem stark dazu bei, der Detailgrad und die extrem gelungenen Designs von Monstern und Umgebung sind nahezu perfekt auf die Welt von Lovecraft abgestimmt. Eine kleine Kritik muss man aber an so manch doppelseitigen Bildern üben, hier gehen viele Details häufig schon fast verloren, so kleinteilig sind manche Artworks.

Wie schon erwähnt ist „Berge des Wahnsinns“ nur eine von vielen Lovecraft-Reihen, die Gou Tanabe umgesetzt und Carlsen Manga veröffentlicht hat. Neben den bereits erschienenen Manga hat der Verlag auch schon weitere Bände wie zum Beispiel „Der Schatten aus der Zeit“ oder „Cthulhus Ruf“ angekündigt.

Christian Süßmeier

Gou Tanabe
Berge des Wahnsinns 01
Übersetzung: Jens, Ossa
Carlsen Verlag GmbH Juli 2020 – 290 Seiten
ISBN 9783551724564 / 18,00 Euro

Bilder und Motive aus der Lovecraft’schen Welt des Wahnsinns sind heute kaum mehr aus der modernen Popkultur wegzudenken. Aber auch die Adaptionen von Werken des Horror-Meisters sind in den letzten Jahren mehr und mehr geworden, sei es in Videospiel-Form wie „Call of Cthulhu“

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Der letzte Mensch

von am 29. März 2021 Kommentare deaktiviert für Der letzte Mensch

Mary Shelley
DER LETZTE MENSCH. Roman.
Übersetzt von Irina Philippi
Nachworte von Rebekka Rohleder & Dietmar Dath
(THE LAST MAN / 1826)
Ditzingen, Reclam, 2021, 585 S.
ISBN 978-3-15-011328-8 / 26,00 Euro

Brauchen wir jetzt wirklich noch eine apokalyptische Geschichte, in der es darum geht, dass die Menschheit von einer Seuche dahingerafft wird? Bevor wir darauf antworten, sollten wir doch erst einmal klären, wovon tatsächlich die Rede ist.

Im Reclam Verlag ist zum Jahresbeginn die Übersetzung von Mary Shelleys (1797–1850) Roman »Der letzte Mensch« erschienen. Ein Buch, das erstmals 1826, also vor fast zweihundert Jahren, das Licht der Welt erblickte. Ein Buch, das (immer noch) in einer Zukunft gegen Ende des 21. Jahrhunderts spielt. Ein Buch, das so verstörend auf seine Zeitgenossen wirkte, dass es jahrzehntelang keine Nachauflagen gab. Ein Science-Fiction-Roman, der auch in Deutschland erst Anfang der 1980er Jahre erstmals (und dann nur stark gekürzt) veröffentlicht wurde.

Shelley erzählt hier die Lebensgeschichte von Lionel Verney, der in einer weit entfernten Zukunft aus einfachsten Verhältnissen aufsteigt und als Gefährte zweier bedeutender Männer die Welt kennen lernt. Und gerade als er glaubt, alles erreicht zu haben (Familienglück und Wohlstand), bricht eine tödliche Seuche aus und löscht nach und nach nicht nur die Zivilisation, sondern auch jedes menschliche Leben aus.

Dieser grobe Rahmen umfasst jedoch ein bis in kleinste Details aufs genaueste beobachtetes und beschriebenes Zeitbild, ein „Sittengemälde“, für dessen Betrachtung man sich etwas Zeit nehmen sollte – der Erkenntnisgewinn wiegt weit mehr.

Dieses gut geschriebene, engagierte und auf mehreren Ebenen interpretierbare Buch liegt jetzt erstmals in der ihm gemäßen Form vor: von Irina Philippi gut und komplett übersetzt und ausführlich kommentiert, von Rebekka Rohleder mit einem engagierten Nachwort versehen und abschließend von Dietmar Dath in einem brillanten Essay historisch-kritisch mit unserer Gegenwart verknüpft: „Mary Shelleys großes Buch […] gehört in die Schule, zu der die Moderne das ganze menschliche Leben gemacht hat“ (S. 585).

Somit kann die Eingangsfrage also beantwortet werden. Es braucht sicherlich keine weiteren x-beliebigen Katastrophenromane – aber dieses literarische Meisterwerk in einer exquisiten Ausgabe in die Hand nehmen zu können: das brauchte es schon.

Horst Illmer

Mary Shelley
DER LETZTE MENSCH. Roman.
Übersetzt von Irina Philippi
Nachworte von Rebekka Rohleder & Dietmar Dath
(THE LAST MAN / 1826)
Ditzingen, Reclam, 2021, 585 S.
ISBN 978-3-15-011328-8 / 26,00 Euro

Brauchen wir jetzt wirklich noch eine apokalyptische Geschichte, in der es darum geht, dass die Menschheit von einer Seuche dahingerafft wird? Bevor wir darauf antworten, sollten wir doch erst einmal klären, wovon tatsächlich die

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Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt

von am 24. März 2021 Kommentare deaktiviert für Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt

Erika Swyler
DER TAG, AN DEM MEIN VATER DIE ZEIT ANHIELT. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
(LIGHT FROM OTHER STARS / 2019)
München, Limes, 2020, 446 S.
ISBN 978-3-8090-2708-9 / 20,00 Euro

Alle paar Jahre schafft es ein spektakuläres Ereignis aus dem Bereich der Weltraumforschung in die Abendnachrichten und – für ein paar Wochen – ins öffentliche Bewusstsein. Derzeit ist es eine Häufung von Marsmissionen, inklusive der ausgiebig gefeierten Landung einer Sonde, sowie deren vom Mars übermittelten Bilder und Töne (!), die es den nationalen Regierungen und Raumfahrtagenturen gestattet, die riesigen Summen zu rechtfertigen, die in solche Missionen gesteckt werden.

Ein weiterer Effekt solcher Ereignisse ist, dass dadurch immer wieder junge Menschen für den Weltraum und den Flug zu den Sternen begeistert werden. Und hin und wieder schreiben diese Menschen dann Romane wie DER TAG, AN DEM MEIN VATER DIE ZEIT ANHIELT, mit dem die New Yorker Autorin Erika Swyler in diesem Winter für Furore bei den deutschen Science-Fiction-Fans sorgt.

Eine vierköpfige Besatzung fliegt mit der »Chawla« zu einem terraformten Planeten, um dort einen ersten Brückenkopf für eine eventuell später erfolgende Besiedlung zu errichten. Nun beschreibt Swyler aber nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, das abenteuerliche Leben auf diesem Außenposten der Menschheit, sondern bleibt ganz nahe bei ihren Protagonisten (zwei Frauen und zwei Männer) und ihren Erfahrungen und Erinnerungen während des jahrelangen Fluges. Zugleich schiebt sich – aus guten Gründen, wie sich herausstellt – ein schicksalhaftes Geschehen aus der Jugend eines Besatzungsmitglieds in die in naher Zukunft angesiedelte Haupthandlung.

Swyler greift geschickt in die große Kiste mit Science-Fiction-Plots und verwendet diese, um ihren Figuren Tiefe und Konturen zu verleihen. Wichtig sind für sie mehr die Verhaltensweisen der Menschen als die Beschreibung zukünftiger Technik oder actionreicher Geschehnisse. Die (SF-)Literatur des 21. Jahrhunderts hat die Beschränkungen des Genres hinter sich gelassen und versucht, alle Leserschichten anzusprechen und zu begeistern.
Und in ihren besten Momenten gelingt ihr das schon sehr gut.

Horst Illmer

Erika Swyler
DER TAG, AN DEM MEIN VATER DIE ZEIT ANHIELT. Roman.
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
(LIGHT FROM OTHER STARS / 2019)
München, Limes, 2020, 446 S.
ISBN 978-3-8090-2708-9 / 20,00 Euro

Alle paar Jahre schafft es ein spektakuläres Ereignis aus dem Bereich der Weltraumforschung in die Abendnachrichten und – für ein paar Wochen – ins öffentliche Bewusstsein. Derzeit ist es eine Häufung

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Gegen mein Gewissen

von am 22. März 2021 Kommentare deaktiviert für Gegen mein Gewissen

Hannah Brinkmann
Gegen mein Gewissen
Avant Verlag, 2020, 232 Seiten
ISBN: 978-3-96445-040-1

Wehrpflicht ist heute in Deutschland kein Thema mehr, doch lange Zeit war sie das. Besonders in den Jahren und Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte sie für Proteste und für einen verhärteten ideologischen Konflikt zwischen Alt und Jung. Die 1990 geborene Künstlerin Hannah Brinkmann erzählt in ihrem Comic-Album „Gegen mein Gewissen“ die Geschichte ihrer eigenen Familie und ihres Onkels Hermann Brinkmann, die in den 1970ern bundesweit für Schlagzeilen sorgte – die tragische Geschichte eines jungen Mannes, der auf keinen Fall zum Dienst an der Waffe gezwungen werden wollte.

Weil seine Nichte Jahrzehnte später in ihrem Comic über die Vergangenheit auf 230 Seiten Persönliches, Gesellschaftliches und Historisches sehr gut aufbereitet und verknüpft, entsteht ein starkes Zeitgemälde. Außerdem beeindrucken Hannah Brinkmanns Inszenierung und Zeichenstil: Der durchaus eigensinnige Strich, die gedämpften und doch klaren Farben, die sichere Panel-Auswahl und die Layouts lassen einen an große nordamerikanische Comic-Romanciers denken. „Gegen mein Gewissen“ ist ein überzeugendes Werk über Pazifismus, Kriegsdienstverweigerung, Familienschicksal und die Vergangenheit Deutschlands sowie der Bundeswehr, und nicht zuletzt ein handwerklich exzellent gemachter Comic.

Christian Endres

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Hannah Brinkmann
Gegen mein Gewissen
Avant Verlag, 2020, 232 Seiten
ISBN: 978-3-96445-040-1

Wehrpflicht ist heute in Deutschland kein Thema mehr, doch lange Zeit war sie das. Besonders in den Jahren und Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte sie für Proteste und für einen verhärteten ideologischen Konflikt zwischen Alt und Jung. Die 1990 geborene Künstlerin Hannah Brinkmann erzählt in ihrem Comic-Album „Gegen mein Gewissen“ die

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