Auch an Ostern gibt es ein paar Gedanken aus dem "Geschlossenen Laden". Als Aufhänger nehme ich den Artikel von MarkusT zu "Die Mauer" der auch in die Kategorie "Parallelen" gehört. Der Aspekt der Parallele zur aktuellen Situation passt wie bereits in einigen vorangegangenen Artikeln in Punkt III Soziale und politische Science Fiction. Dabei sind wieder einmal fließende Grenzen zwischen verschiedenen Unterpunkten offensichtlich. Das Schreckgespenst des Totalitarismus verbindet sich mit der Abgrenzung oder Eingrenzung einer Gesellschaft und damit einhergehenden Entwicklungen. Im Grunde geht es in jedem Fall um das Gegenteil von Freiheit.
Keine Angst, ich will nicht predigen. Aber der Kampf um Freiheit oder Befreiung aus Knechtschaft ist die ursprüngliche Grundlage des Osterfestes. Zum Beispiel im italienischen Wort Pasqua steckt die Wurzel Pascha, des ursprünglich jüdischen Festes der Befreiung aus der Unterjochung Ägyptens noch sichtbar und eindeutig.
Freiheitskampf und Befreiung sind ein guter Punkt um Freiheit zu definieren. Im Normalfall geht es bei dieser Bedeutung von Freiheit immer um die Freiheit einer Gesellschaft, eines Volkes oder eines Landes. William Wallace stirbt im Film mit den Worten "Freiheit!" auf den Lippen. Dramatisch dargestellt von Mel Gibson. Gänsehaut, Pathos und der Mythos von Freiheit und Befreiung. Immer wenn Freiheit erkämpft werden muss, ist es eine hehre Sache. Jeder kann verstehen, was mit Freiheit gemeint ist, denn es gibt die Gegenseite. Unterdrückung, Versklavung, Ausbeutung und Tyrannei.
Was aber, wenn wir in Freiheit leben? Wenn es keine definierte Gegenseite gibt, was bedeutet Freiheit an sich? Durch unsere freiheitlich demokratischen Grundordnung ist unser aller Freiheit definiert und garantiert. Wir leben also in Freiheit, zumindest der freisten Form einer Gesellschaft in unserer modernen Welt. Wenn also kein gemeinsamer Feind, keine manifestierte Bedrohung der Freiheit unserer Gesellschaft existiert, was wird dann aus dieser Freiheit, die sich im Grunde aus ihrer eigenen Abwesenheit definiert?
Wenn reelle Feinde fehlen ist die Gefahr stets vorhanden, sich künstliche Bedrohungen zu konstruieren und Feindbilder aufzubauen. Ich möchte darauf jetzt nicht allzu weit eingehen (da ich sonst ausfällig werden muss), nur ein Satz sei gestattet. Es ist wichtig, die Augen offen zu halten. Probleme und Bedrohungen der Freiheit existieren und sind nicht immer offensichtlich. Instrumentalisierte und konstruierte Bedrohungen sind jedoch selbst Bedrohung der Freiheit, sind sie doch stets manipulative und machtpolitische Mittel zum Vorteil Einzelner.
Zum anderen findet unweigerlich ein Bedeutungswandel statt, von Freiheit der Gesellschaft zur Freiheit des Individuums. Hört sich wie ein Paradoxon an, ist aber relativ leicht über ein mit Freiheit einhergehendes Gut erklärbar, nämlich gesellschaftliche Verantwortung. Wir vergessen heute gerne, dass Freiheit des Individuums ohne den Aspekt der Verantwortung gerne zu Lasten der Freiheit der Anderen geht. Ohne auch hier zu tief zu gehen, will ich eine kleine Geschichte erzählen.
Wir waren früher oft an einem kleinen Baggersee in der Nähe von Volkach. Sauber, ruhig, abgelegen – ein kleines Paradies. Wie es so ist, kamen nach und nach immer mehr Leute auf den Geschmack. Das Ufer des Sees ist auch wirklich groß genug. Irgendwann war dann die Wiese vor dem See plattgefahren, das Ufer vermüllt und das Paradies gar keines mehr. Jetzt ist der See gesperrt und die Zufahrt wird polizeilich kontrolliert. Schon klar, dass Viele immer mehr Schaden anrichten als Einzelne. Schon klar, dass du es nicht einem verbieten und dem anderen erlauben kannst. Wenn sich all die Leute aber von Anfang an verantwortungsbewusst verhalten hätten, wäre es nie zu dieser Situation gekommen.
Freiheit bedeutet unbedingt auch Verantwortung für das eigene Handeln und Rücksichtnahme auf andere. Um Freiheit wirklich begreifen und erleben zu können, müssen wir uns ihrer erst bewusst sein.