Bücher

Bücher – muss man eigentlich nicht erklären. In unserem Fall als Überbegriff für alle Arten phantastischer Literatur – traditionell vor allem Fantasy und Science-Fiction. Kommt einfach nach Würzburg und besucht uns in Hermkes Romanboutique.

Penny Lane über zwei mutige Mädchen und einen großen Geschichtenerzähler

von am 15. Juni 2009 Kommentare deaktiviert für Penny Lane über zwei mutige Mädchen und einen großen Geschichtenerzähler

2 x Neil Gaiman, 2 x ein Kinderbuch, 2 x geht es um Angst und darum sie zu besiegen. Und um 2 moderne Mädchen, die emanzipiert von tradierten Rollenklischees, selbstbewusst ihre Wünsche äußern und gewitzt im Umgang mit Technik und Schwierigkeiten sind. Mit Grips, viel Mut  und Unbestechlichkeit stellen sie sich ihren Gegnern und behalten damit die Kontrolle über die Situation. Sie geben nicht auf und setzen sich für das ein, was ihnen am Herzen liegt. Abspeisen läuft nicht…

„Wenn die Wölfe aus den Wänden kommen, ist alles vorbei!“ sagt ihre Mutter. „Was ist vorbei?“ fragt Lucy. „Es!“, sagt die Mutter. „Jeder weiß das.“ Als die Wölfe dann wirklich aus den Wänden kommen, die Familie vertreiben und das Haus in einen Saustall verwandeln, dreht Lucy den Spieß um und beweist den unerwünschten Gästen, wer hier zuletzt lacht.

Auch Coralines Eltern arbeiten ein bisschen zuviel und sind ein bisschen zu desinteressiert. Allein deshalb öffnet sie die geheimnisvolle Tür in der „guten Stube“, die eigentlich nirgendwo hinführt. Coraline findet sich plötzlich in einer Parallelwelt wieder: die anderen Eltern sind zwar äußerst nett, aber an Stelle ihrer Augen sitzen schwarze Knöpfe und ihre Hände haben scharfe Krallen.

Diese Grundidee der Reise in eine Anderswelt durch geheime Türen im nahen Umfeld, könnte man beinahe als archetypisch bezeichnen: die Angst vorm Unbekannten, das im Vertrauten lauert, ist zeitlos bedrohlich.

Mit P.Craig Russell als Zeichner wurde aus dem Kinderbuch ein Comic, der trotz des offenen, sehr klaren Zeichenstils und der pastellenen, freundlichen Kollorationen, dem unterschwelligen Horror eine verstörende und dämonische Präsenz verleiht.

Ähnlich verhält es sich mit den skurilen Zeichnungen und Collagetechniken, die Dave McKean, den Gestalter der „Wölfe in den Wänden“ auszeichnen. Die Verfremdung erzeugt ein beständiges Gefühl der Beklemmung und Vorahnung, das jedem „Großen“ ein absolutes Seh- und Lesevergnügen bereitet.

Beide Bücher würden zurecht mit Preisen überhäuft, trotzdem würde ich sie den Kindern in meiner Umgebung nicht alleine in die Hand drücken.

Aber was halten die Lehrer von einer Schullektüre???

Der Originaltext von “Coraline” ist dem Alter der Schüler und deren Wortschatz angepasst und scheint Ihnen richtig Spaß zu machen:

I think ” CORALINE” is a fantastic book because it tells a story which combines situations of reality which can be both, funny and a bit crazy or sad and the excitement of fantasy and fiction. Coraline is a very interesting character because she is brave and really intelligent for her age. For some pupils it may be too difficult because it is written for English children and it isn´t simplified. (Daniela, 8. Klasse)

Ebenso gespannt kann man auch den Stop-Motion-Animationsfilm  von Henry Selick (Nightmare before Christmas) erwarten, der eine exzentrische Fantasiewelt erschafft, die an Tim-Burton-Filme erinnert. Allerdings ist Burton diesmal nicht für Selick als Produzent zur Stelle. Dem Schrägheitsfaktor tut dies allerdings keinen Abbruch.

Und was hat der Autor selber zu sagen….

2 x Neil Gaiman, 2 x ein Kinderbuch, 2 x geht es um Angst und darum sie zu besiegen. Und um 2 moderne Mädchen, die emanzipiert von tradierten Rollenklischees, selbstbewusst ihre Wünsche äußern und gewitzt im Umgang mit Technik und Schwierigkeiten sind. Mit Grips, viel Mut  und Unbestechlichkeit stellen sie sich ihren Gegnern und behalten damit die Kontrolle über die Situation. Sie geben nicht auf und setzen sich für das ein, was ihnen am Herzen liegt. Abspeisen läuft nicht…

„Wenn die Wölfe aus den Wänden kommen,

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2 Kurztipps – oder es geht auch ohne Winterfell

von am 9. Juni 2009 1 Kommentar

Acacia

Zwei kurze Lese-Tipps möchte ich an dieser Stelle loswerden. Bei der allgemeinen Frustration, die ein gewisser Herr Martin durch seine anhaltende Schreibmüdigkeit verbreitet, liegt es mir sehr am Herzen aufzuzeigen, dass es andere Autoren gibt, die mit der Qualität seiner Winterfell-Romane zumindest gleichziehen, es jedoch geschafft haben den Leser nicht durch jahrelanges "in der Luft hängen und auf Fortsetzung warten" zu quälen.

David Anthony Durham hat mit seinem "Acacia — Macht und Verrat" einen ersten abgeschlossenen Roman vorgelegt. Seine dichte und bildgewaltige Schilderung der Intrigen und Ränkespiele der Akarans sind den vielschichtigen Verstrickungen aus Martins Werk mehr als ebenbürtig und ziehen den Leser von Anfang an in einen Sog aus Korruption und Verrat. Durhams Roman wirkt dabei dicht und obwohl sich der Vergleich mit Winterfell aufdrängt absolut eigenständig. Obwohl sich der Autor die Möglichkeit offen lässt in dieser Welt weiterzuschreiben, wird der Leser mit einem völlig abgeschlossenen und runden Handlungsbogen belohnt.

Durham, Acacia

Paperback, 800 Seiten

50 s/w Abbildungen

€ 14,00 [D]

Schattenfall

Meine zweite Empfehlung ist für mich persönlich das stärkste, was ich in dieser Strömung der Fantasy gelesen habe. Die gesamte Trilogie ist bereits als Hardcover bei Klett Cotta erschienen und demnächst kommt auch als Taschenbuch der letzte Band beim Heyne Verlag heraus. R. Scott Bakker stellt in seinem "Krieg der Propheten" hohe Ansprüche an den Leser. Sein Werk fordert aufmerksames Lesen und seine philosophischen Hintergründe sind teilweise wirklich anspruchsvoll. Dafür bekommt der Leser eine unglaubliche Vielfalt und Hintergründigkeit geboten. Die Mühe, die es anfänglich macht, Bakkers anspruchsvollen Stil und seine Vielschichtigkeit zu durchschauen wird mit fortschreitendem Lesen absolut belohnt. Wer sich die Mühe Macht, diese drei wunderbaren Bücher zu lesen wird meine Begeisterung verstehen. Viele Aspekte der Trilogie sind Bilder unserer Welt und wer ein wenig nachdenken will wird durch die Lektüre bestimmt viele Anstöße bekommen.

Bakker, Krieg der Propheten 1 – Schattenfall

Taschenbuch, 656 Seiten

€ 9,95 [D]

Tja Herr Martin, bleibt nur zu hoffen, dass ihr ambitioniertes Werk nicht letztendlich versandet. Wie man es besser macht, Tiefe und Dichte erzeugt ohne sich dabei zu verlieren zeigen diese beiden Werke. Also Schluss mit Trübsal-blasen ob der stockenden Schreibkünste eines Autors, der sich in seiner Geschichte verloren hat. Auf zu neuem Lese-Vergnügen. Es geht auch so!

Acacia

Zwei kurze Lese-Tipps möchte ich an dieser Stelle loswerden. Bei der allgemeinen Frustration, die ein gewisser Herr Martin durch seine anhaltende Schreibmüdigkeit verbreitet, liegt es mir sehr am Herzen aufzuzeigen, dass es andere Autoren gibt, die mit der Qualität seiner Winterfell-Romane zumindest gleichziehen, es jedoch geschafft haben den Leser nicht durch jahrelanges "in der Luft hängen und auf Fortsetzung warten" zu quälen.

David Anthony Durham hat mit seinem "Acacia — Macht und Verrat" einen ersten abgeschlossenen Roman vorgelegt.

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Gaiman trifft Kipling

von am 10. Februar 2009 Kommentare deaktiviert für Gaiman trifft Kipling

Nobody Owens ist ein eher unauffälliger Junge. Nobody lebt auf dem Friedhof, liebevoll erzogen und behütet von den Geistern und Untoten, die dort zu Hause sind. Doch der tödliche Feind, vor dem der kleine Bod einst auf den Friedhof floh, ruht nicht. Er wartet auf den Tag, an dem Bod sein Zuhause verlassen wird, um zurückzukehren in die Welt der Lebenden. Wer wird Nobody dann noch beschützen?

Dass es sich um eine Hommage an Kiplings Jungle Book handelt, darauf lässt nicht nur der Titel schliessen. Doch mit dem Gaiman eigenen morbiden Charme versehen, ist es keineswegs ein Abklatsch, sondern ein eigenständiges Werk. Als vielleicht einer der besten „Geschichtenerzähler“ der heutigen Zeit schafft er es schon von der ersten Seite an, uns in seinen Bann zu ziehen und wie schon so oft auch nicht mehr loszulassen.

Toll aufgemacht, kam es in einer schönen Metall-Box bei uns im Laden an und wir waren sofort alle fasziniert.

Neil Gaiman – Das Graveyard-Buch

312 Seiten

16,95 EUR [D]

ISBN 978-3-401-06356-0

Nobody Owens ist ein eher unauffälliger Junge. Nobody lebt auf dem Friedhof, liebevoll erzogen und behütet von den Geistern und Untoten, die dort zu Hause sind. Doch der tödliche Feind, vor dem der kleine Bod einst auf den Friedhof floh, ruht nicht. Er wartet auf den Tag, an dem Bod sein Zuhause verlassen wird, um zurückzukehren in die Welt der Lebenden. Wer wird Nobody dann noch beschützen?

Dass es sich um eine Hommage an Kiplings Jungle Book handelt,

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  • Kategorie: Bücher , Rezis
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Ein Mann sieht rot…

von am 2. Februar 2009 2 Kommentare

Nein keine Angst, keine Remake des Klassikers mit Charles Bronson. Der Gerd legt nur zur Zeit die Datensätze für die neuen zu erwartenden Taschenbücher in unserer Datenbank an. Und wer glaubt, dass es bis jetzt schon viele Vampirromane gab, dann wartet mal auf das nächste Halbjahr. Und sie haben alle so einfallsreiche Titel, wie Blutspiel, Blutspur, Blutlinien, Blutrache, Blutwurst. Alle Titel kommen übrigens schon mehrfach vor, was beim Inhalt sicherlich auch der Fall ist. Die Spreu vom Weizen zu trennen ist hier echt schwer. Wir geben uns ja Mühe, aber wer will denn überhaupt so viele Vampirschinken lesen, um das zu schaffen.

Also eine unserer Empfehlungen ist die Serie von Kim Harrison, "Rachel Morgan, Vampirjägerin". Knallharrt, gute Action und einfach super geschrieben. Heisst zwar auch "Blutspur, Blutspiel und Blutjagd", macht aber nix.

Ach ja, hier der vierte Band. Titel: Blutpakt

Nein keine Angst, keine Remake des Klassikers mit Charles Bronson. Der Gerd legt nur zur Zeit die Datensätze für die neuen zu erwartenden Taschenbücher in unserer Datenbank an. Und wer glaubt, dass es bis jetzt schon viele Vampirromane gab, dann wartet mal auf das nächste Halbjahr. Und sie haben alle so einfallsreiche Titel, wie Blutspiel, Blutspur, Blutlinien, Blutrache, Blutwurst. Alle Titel kommen übrigens schon mehrfach vor, was beim Inhalt sicherlich auch der Fall ist. Die Spreu vom Weizen zu trennen ist hier echt schwer.

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Rumo

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Rumo

Rumo und die Wunder im Dunkeln
Autor:
Moers, Walter
Verlag, Nummer:
Piper HC 4548
ISBN: 9783492045650

Rumo und die Wunder im Dunkeln ist das dritte Buch der in Zamonien spielenden, phantastischen Romane von Walter Moers.
Nachdem er uns mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ als märchenhaftem Reise und Abenteuerroman mit den erklärungsbedürftigen Wundern, Daseinsformen und Phänomenen Zamoniens und Umgebung bekannt gemacht hat, mit „Ensel und Krete“ die lieb gewonnene Gemeinschaft der Buntbären als Polizeistaat enttarnt und uns in das Schaffen von „Hildegunst von Mythenmetz“, des größten zamonischen Dichters eingeführt hat, legt Walter Moers mit „Rumo und die Wunder im Dunkeln“ die Übersetzung des nächsten epochalen Werks des zamonischen Dichters „Hildegunst von Mythenmetz“ vor.
Inhalt:
Rumo ist ein knuddeliger, süßer, kleiner Wolpertingerwelpe und er ist allein, verängstigt und zum Sterben verurteilt.
Von einer Horde der gefürchteten Teufelszyklopen bei einem unmenschlichen Gemetzel entführt und aus seiner vertrauten Umgebung gerissen, verschleppt auf die berüchtigten Zyklopenfelsen, fristet Rumo jetzt seine Tage in der Speisekammer der Teufelszyklopen – als lebender Lebensmittelvorrat.
In der selben hoffnungslosen Lage befindet sich auch Volzotan Smeik, die Haifischmade. Er weiß um die besonderen Fähigkeiten der Wolpertinger, um ihr angeborenes Geschick im Kampf, um ihre instinktiven Killerfähigkeiten und ihre übermenschliche Schnelligkeit, die sie nahezu allen anderen Lebewesen gegenüber turmhoch überlegen macht. Smeik selbst ist ein Schreibtischtäter. Ein Theoretiker, der jedoch die Gabe hat, Situationen zu analysieren und Funktionalitäten zu erkennen, die anderen verborgen bleiben. Er sieht in Rumo seine Chance, aus der Vorratskammer der Teufelszyklopen auszubrechen. Und so beginnt die ungleiche Freundschaft zwischen Rumo und Smeik. Die Haifischmade füttert den Wolpertinger mit all dem theoretischen Wissen, all den taktischen und strategischen Kenntnissen, die diesen zu einem Meister des Kampfes machen sollen. In der Theorie. Und tatsächlich, all das fällt auf fruchtbaren Boden. Während die Beiden Mechanismen entwickelt haben, in der Vorratskammer der Zyklopen möglichst unauffällig zu wirken und somit all ihre bemitleidenswerten Schicksalsgefährten zu überleben, wird aus dem Welpen ein junger Krieger. In ihm vereint sich das Genom des Killers mit der taktischen Ausbildung eines Heerführers.
Geschmiedet in den Abgründen der Teufelsfelsen, gehärtet vom Meister der Schlachtentheorie und erprobt in blutiger Schlacht, macht Rumo sich auf, sein großes Abenteuer zu erleben, das Abenteuer des Lebens, in einer Welt voller Wunder und Gefahren, voller Hass und Liebe.
Beurteilung:
Wieder einmal ist es Walter Moers gelungen, eine neue und unerwartete Facette seiner Phantasie zu offenbaren. Abenteuer pur – an exotischen Schauplätzen. Alte Bekannte und neue Helden. Allen voran das martialische Volk der Wolpertinger auf ihrem Weg in die Freiheit. Kampfszenen werden in solch unglaublich bildreicher Sprache beschrieben, dass man sie wie in einer Dokumentation analytisch sequenziert miterlebt und unweigerlich das Gefühl hat, man befinde sich in einer „Bullet Time“ Szene aus Matrix. Fremdartige Orte erreichen eine solch plastische Dichte, dass man ihre Gerüche wahrnimmt, ihre Geräusche hört und ihre mannigfaltigen Farben sieht. Neben den mitreißenden Beschreibungen und den exotischen Schauplätzen ist es, wie immer, die liebenswerte Vertrautheit der Protagonisten, ihre großen und kleinen Kämpfe und Probleme, allesamt Parabeln auf unser alltägliches Leben oder personifizierte Aspekte unserer Persönlichkeit, die uns zum träumen bringen.
Fazit:
Nie zuvor habe ich die Abgründe der menschlichen Seele ähnlich greifbar und plastisch beschrieben gesehen. Nie zuvor war Zamonien so böse – und dabei doch so voller Wunder und Schönheit. Walter Moers führt uns mit märchenhafter Leichtigkeit durch dieses Abenteuer zwischen Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, Gottfried August Bürgers „Baron von Münchhausen“ und Joseph von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Wer nicht nur was „zum Naschen“ will, der muss dieses Buch unbedingt lesen. Moersscher Wortwitz, fesselnde Spannung, ferne Länder, Freundschaft und wahre Liebe –
Komm mit ins Abenteuerland!
Nachtrag:
Mitlerweile ist mit „Die Stadt der träumenden Bücher“ der nächste Roman aus Zamonien erschienen, eine Ode an Bücher und ein Prunkstück von spielerischem Umgang mit Literatur. Im Oktober 2007 soll „Der Schrecksenmeister“ veröffentlicht werden.

Rumo und die Wunder im Dunkeln
Autor:
Moers, Walter
Verlag, Nummer:
Piper HC 4548
ISBN: 9783492045650

Rumo und die Wunder im Dunkeln ist das dritte Buch der in Zamonien spielenden, phantastischen Romane von Walter Moers.
Nachdem er uns mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ als märchenhaftem Reise und Abenteuerroman mit den erklärungsbedürftigen Wundern, Daseinsformen und Phänomenen Zamoniens und Umgebung bekannt gemacht hat, mit „Ensel und Krete“ die lieb gewonnene Gemeinschaft der Buntbären als Polizeistaat enttarnt und uns in das Schaffen von „Hildegunst von Mythenmetz“,

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Gedankenhaie

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Gedankenhaie

Gedankenhaie (The Raw Shark Texts)
Autor:
Hall, Stephen
Verlag, Nummer:
Piper HC 5035
ISBN 9783492050357

Selten habe ich ein Buch so verschlungen, obwohl es derart komplex und fremdartig angelegt ist. Selten hat mir ein Buch größere Rätsel aufgegeben. So konnte ich bis zum Ende keine Zuordnung zu einem Genre finden.
…und dann handelt es sich noch um das Erstlingswerk eines Quer-Einsteigers.
Inhalt:
Der Inhalt ist bis zu einem gewissen Punkt sehr schnell und einfach wiederzugeben. Eric Sanderson erwacht und all seine Erinnerungen sind gelöscht. Vollkommen und absolut. Der persönliche Teil, seine Identität ist einfach verschwunden. In seiner völligen Hilflosigkeit erreicht ihn ein Brief: „Eins nach dem anderen. Bleiben Sie ruhig. Wenn Sie das hier lesen, bin ich nicht mehr da. Nehmen Sie den Hörer und drücken Sie die Eins. Dr. Randle wird sich melden, Sie müssen sofort zu ihr fahren. Sofort. Mit Bedauern und voller Hoffnung, gezeichnet der Erste Eric Sanderson.“
Der erste aus einer langen Reihe von Briefen, die ihn einweihen in die Realität hinter der Realität. Eric Sanderson macht sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit, sich selbst und der Wirklichkeit. Auf diesem Weg erwarten ihn haarsträubende Abenteuer, wilde Verfolgungsjagden, surreale Begegnungen und …die Liebe.
Beurteilung:
Das schon tausendmal da gewesene Thema eines Mannes, der das Gedächtnis verloren hat, wird von Anfang an völlig neu und anders erzählt. Der Autor bedient sich keiner bekannten Klischees, nutzt, im Gegenteil, deren Umschiffung als Stilmittel.
Anfangs unverständlich und fragmentarisch, dem Zustand des Protagonisten angepasst, später ständig wechselnd zwischen ruhigen, nachdenklichen, in wirrer Ziellosigkeit dahin fließenden Episoden und rasanten, actiongeladenen Verfolgungsjagden auf der Suche nach seinem Selbst und der Realität, fesselt der Autor den Leser an die Handlung.
Stephen Hall schickt seinen Helden auf eine Reise, die dem Leser auf wunderbare Weise verschiedenste Welten, Wirklichkeiten und Phantasien eröffnet. Dabei beschreitet er einen schmalen Grat nach dem anderen. Lockt den Leser in schwindelnde Höhen mit Angst einflößenden Abgründen rechts und links des Weges. Selten war für mich die zwingend stringente Logik von emotionalen Zusammenhängen plastischer und nachvollziehbarer beschrieben. Ebenso selten waren Beschreibungen von Zwischenwelten, von Welten hinter unserer Welt auch nur annähernd so heimelig und so selbstverständlich intim. Phantastisch, spielerisch verschlüsselt und wunderbar altmodisch ist die Realität hinter der Realität. Märchenhaft und mirakulös wie die zamonischen Phantasie-Welten eines Walter Moers. In den tiefsten Tiefen des eigenen Ich gefangen, einem kaum greifbaren Gefühl folgend wie Santiago, der andalusische Hirtenjunge aus Coelhos „Der Alchimist“, trifft Eric Sanderson auf viele spirituelle Boten, die ihm bei seiner Selbstfindung helfen und ihn Schritt für Schritt auf seinem Weg begleiten. Die Grenze zwischen Realität, Esoterik und Wahn verschwimmt zunehmend.
Am Ende bieten sich dem Leser viele Wege, das Buch und die Geschichte zu verstehen. Bewusst überlässt es Stephen Hall dem Leser, wie rosarot oder fatalistisch er die Auflösung wahrnehmen möchte.
Fazit:
Trotz der zum Teil klischeehaft filmischen Erzählweise und der bewusst provozierten Assoziation mit Matrix führt der Autor den Leser auf eine esoterische Reise durch das Selbst mit vielen tiefen Wahrheiten, die einen noch lange träumen lässt. Gerne würde ich noch einmal in die wunderbare Realität hinter der Realität zurückkehren.
Ein herausragendes Erstlingswerk, das Hoffnung auf weitere Bücher aus dieser Feder weckt.
Mein besonderer Dank gilt der wundervoll einfühlsamen Übersetzung durch das Dreierteam Marcus Ingendaay, Susanne Hornfleck und Sonja Hauser.

Gedankenhaie (The Raw Shark Texts)
Autor:
Hall, Stephen
Verlag, Nummer:
Piper HC 5035
ISBN 9783492050357

Selten habe ich ein Buch so verschlungen, obwohl es derart komplex und fremdartig angelegt ist. Selten hat mir ein Buch größere Rätsel aufgegeben. So konnte ich bis zum Ende keine Zuordnung zu einem Genre finden.
…und dann handelt es sich noch um das Erstlingswerk eines Quer-Einsteigers.
Inhalt:
Der Inhalt ist bis zu einem gewissen Punkt sehr schnell und einfach wiederzugeben.

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Blumen für Algernon

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Blumen für Algernon

Blumen für Algernon
Autor:
Keyes, Daniel
Verlag, Nummer:
Klett Cotta 978 3 608 93782 4

Blumen für Algernon ist nur rein formal ein SF-Roman. Die im Buch beschriebene Therapie ist fiktiv. Darauf beruht die Genre Zuordnung.
Der Roman ist ein herrausragendes Beispiel dafür, wie innovativ und einzigartig phantastische Literatur Aspekte der menschlichen Psyche, soziale Strukturen und ethische Prinzipien zu analysieren und ohne pädagogischen Zeigefinger zu vermitteln versteht.
Inhalt:
Der Roman besteht aus den Aufzeichnungen des Charlie Gordon. Charlies Tagebuch beginnt ganz am Anfang seiner Therapie zusammenhanglos brabbelnd, fast unverständlich. Charlie ist der erste Mensch und, nach der Maus Algernon, das zweite Lebewesen, das durch ein neu entwickeltes Wundermittel „erweckt“ wird. Vom debilen, kaum des Lesens fähigen Minderbemittelten entwickelt er sich im Laufe des Romans zu einer genialen überragenden Intelligenz. Sein Horizont erweitert sich, sein Schreibstil verändert sich und damit auch sein Umfeld – oder sein Blickwinkel auf sich selbs und sein Umfeld. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung bemerkt er die ersten regressiven Anzeichen an der vor ihm behandelten Maus Algernon…
Beurteilung:
In genialer Weise beschreibt Daniel Keyes den geistigen Aufstieg und Fall des Charlie Gordon. Verpackt in die tagebuchartigen Aufzeichnungen eines erwachenden Geistes philosophiert er dabei über den Sinn des Lebens, über zwischenmenschliche Beziehungen, über Wahrheit und Lüge, Freude und Leid, Glück und Schmerz.
Fazit:
Ein Buch, auf dem eigentlich stehen müsste: UNBEDINGT LESEN!
Ein Buch, das in all seiner Traurigkeit die wirklich wichtigen Dinge im Leben erkennen lässt. Ein Buch, das eine bedeutende, wichtige Botschaft mitzuteilen hat.

Blumen für Algernon
Autor:
Keyes, Daniel
Verlag, Nummer:
Klett Cotta 978 3 608 93782 4

Blumen für Algernon ist nur rein formal ein SF-Roman. Die im Buch beschriebene Therapie ist fiktiv. Darauf beruht die Genre Zuordnung.
Der Roman ist ein herrausragendes Beispiel dafür, wie innovativ und einzigartig phantastische Literatur Aspekte der menschlichen Psyche, soziale Strukturen und ethische Prinzipien zu analysieren und ohne pädagogischen Zeigefinger zu vermitteln versteht.
Inhalt:
Der Roman besteht aus den Aufzeichnungen des Charlie Gordon.

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Die Wand

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Wand

Die Wand
Autor:
Haushofer, Marlen
Verlag, Nummer:
List TB 3 548 60571 0

Nachkatastrophenromane III
Auch die Wand ist gewissermaßen ein Nachkatastrophenroman. Im Stile von Mary Shellys „Verney der letzte Mensch“ oder George R. Stewarts „Leben ohne Ende“ als subjektive Erzählung. Die Beschreibung und Spezifizierung der Katastrophe an sich wird völlig ausgelassen. Nur die Gefühle und Empfindungen der Protagonistin und deren Umgang mit der Einsamkeit sind im Stile einer Robinsonade das zentrale Thema.
Inhalt:
Das Tagebuch beginnt an dem Tag, als die Ich-Erzählerin mit ihrer Kusine und deren Mann in dem kleinen Jagdhaus in den Bergen ankommt. Nach der Ankunft bleibt sie allein im Haus, während das Paar noch den Abend im nahen Dorf verbringen will. Am nächsten Morgen erwacht die Erzählerin allein, umgeben von einer unsichtbaren, unüberwindlichen Barriere, hinter der scheinbar alles in eine Totenstarre gefallen ist.
Nach und nach erkennt sie den Ernst ihrer Lage und beginnt, ihre Umgebung zu erkunden und sich einzurichten. Allein, umgeben von ein paar überlebenden Tieren und der Natur der Berge.
Beurteilung:
„Die Wand“ ist ein erschreckend beeindruckendes Werk über Einsamkeit, erzählt mit der Kraft und Intensität der Einfachheit.
Die namenlose Ich-Erzählerin erlebt ihre Robinson-Rolle als einfache Frau, groß geworden in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts. Lange vor der Frauenbewegung, lange bevor es selbstverständlich war, von Gleichstellung und Emanzipation zu sprechen.
Nicht tatkräftig, neugierig oder mit dem Mut der Verzweiflung stellt sie sich ihrer Situation, sondern ergeben und demütig. Kein Aufbegehren, kein Abenteuer nur Ergebenheit. Die eindrucksvolle Leidensgeschichte einer Frau.
Fazit:
Trotz der manchmal enervierenden Leidensbereitschaft und Schwäche der Protagonistin beeindruckt der Roman durch seine unglaublich einfühlsame und sprachgewandte Erzälweise. Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Buch, dessen Heldin so fremd und unvorstellbar anders ist, als mein eigenes tatkräftiges und unruhiges Ego derart faszinieren könnte.

Die Wand
Autor:
Haushofer, Marlen
Verlag, Nummer:
List TB 3 548 60571 0

Nachkatastrophenromane III
Auch die Wand ist gewissermaßen ein Nachkatastrophenroman. Im Stile von Mary Shellys „Verney der letzte Mensch“ oder George R. Stewarts „Leben ohne Ende“ als subjektive Erzählung. Die Beschreibung und Spezifizierung der Katastrophe an sich wird völlig ausgelassen. Nur die Gefühle und Empfindungen der Protagonistin und deren Umgang mit der Einsamkeit sind im Stile einer Robinsonade das zentrale Thema.

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Die Triffids

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Triffids

Die Triffids
Autor:
Wyndham, John
Verlag, Nummer:
Heinrich & Hahn
3-86597-036-2

Nachkatastrophenromane II
Der Klassiker aus diesem Besprechungstrio.
Inhalt:
In jener denkwürdigen Nacht liegt William Masen nach einem Autounfall mit verbundenen Augen im Krankenhaus. Nahezu alle anderen Bewohner unseres Planeten beobachten die unglaublichen Lichtspiele, die sich durch kosmische Ereignisse am Nachthimmel zeigen…
…und erblinden innerhalb weniger Stunden. Das daraus folgende Chaos einer Apokalypse biblischen Ausmaßes trifft jeden Teil der Erde. Überall bricht die Zivilisation zusammen. Überall tasten verzweifelte Menschen durch geisterhafte Straßen. Hilflos sterben sie in einer plötzlich feindlichen Umwelt. William Masen und einige wenige andere, die durch Zufall unversehrt geblieben sind, finden sich in einer Welt des Grauens wieder. Hungernde, verzweifelte Menschen und außerdem …Triffids.
Genetisch manipulierte Pflanzen zur Lösung der Treibstoff- und Nahrungsmittelknappheit unserer übervölkerten Welt. Triffids sind Lieferanten eines hochwertigen Öls und werden in gigantischen Hochsicherheits-Farmen gehalten. Denn Triffids sind nicht verwurzelt, also orts-treu wie gewöhnliche Nutzpflanzen. Sie können sich fortbewegen und sie verfügen über einen Giftstachel.
Vom Menschen geschaffen, werden sie dessen größter Albtraum.
Beurteilung:
Die Triffids von John Wyndham ist gleichzeitig eines der ältesten und eines der herausragendsten Werke dieses Genres. Die actionlastige, rasante Story bringt die Schrecken einer Welt nach dem Zusammenbruch unserer Zivilisation auf den Punkt. Der betont sachliche Erzählstil erhöht die Wirkung dieser Bilder noch, indem er den Eindruck eines Tatsachenberichtes erweckt. Der zunächst völlig unkoordinierte Kampf ums Überleben, das Grauen der Überlebenden in einer Welt, in der wieder das Recht des Stärkeren regiert, Hoffnungen, Träume und Pläne für eine Zukunft. All das beschreibt Wyndham auf knapp 260 Seiten in derart eindringlicher Manier, dass man kaum zum Atem holen kommt.
Fazit:
„Die Triffids“ hat mit seiner harten unmissverständlichen Art ein ganzes Genre geprägt und sicherlich nicht zuletzt auch über Charlton Heston alias „Der Omega Mann“ und Romeros Zombie-Filme zur Style-Bildung einer ganzen Subkultur aus Filmen, Comics und Romanen beigetragen.
Schön, dass der Klassiker jetzt in einer soliden Ausgabe in gebundener Form endlich wieder erhältlich ist.

Die Triffids
Autor:
Wyndham, John
Verlag, Nummer:
Heinrich & Hahn
3-86597-036-2

Nachkatastrophenromane II
Der Klassiker aus diesem Besprechungstrio.
Inhalt:
In jener denkwürdigen Nacht liegt William Masen nach einem Autounfall mit verbundenen Augen im Krankenhaus. Nahezu alle anderen Bewohner unseres Planeten beobachten die unglaublichen Lichtspiele, die sich durch kosmische Ereignisse am Nachthimmel zeigen…
…und erblinden innerhalb weniger Stunden. Das daraus folgende Chaos einer Apokalypse biblischen Ausmaßes trifft jeden Teil der Erde.

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Ausgebrannt

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Ausgebrannt

Ausgebrannt
Autor:
Eschbach, Andreas
Verlag, Nummer:
Lübbe
978-3-785-72274-9

Warnung!
Die Besprechung von „Ausgebrannt“ ist für mich eine höchst zwiespältige Angelegenheit: der Autor hat die Handlung des Buches so aufgebaut, dass der Leser lange Zeit nicht ahnt, was ihn erwartet. Die Aufmachung und der Klappentext des Buches verraten aber in jedem Fall bereits so viel, dass ein unbedarftes Lesen fast unmöglich ist.
Obwohl ich mich bemüht habe, keine wichtigen Aspekte zu verraten und mich auf keinen Fall weiter als der Klappentext gewagt habe, sei dennoch gesagt, dass es sicher interessant ist, das Buch ohne jegliches Vorwissen zu lesen. Das bedeutet: Hier aufhören!
Nachkatastrophenromane I
Ausgebrannt ist die erste von drei Buchbesprechungen, die sich mit dem Genre Nachkatastrophenroman befassen.
Ausgebrannt ist zugleich das aktuellste Werk eines bereits einschlägig bekannten, deutschen Science-Fiction Autors und auch das einzige der drei besprochenen, das wirklich ganz direkten Bezug auf aktuelle Entwicklungen nimmt und das Ende der bestehenden Gesellschaft aus diesen ableitet.
Inhalt:
Der Deutsche Markus Westermann will den amerikanischen Traum leben. Vom Tellerwäscher zum Millionär und möglichst ohne Anstrengung. Aus diesem Grund hat er sich intern bei seiner Firma für ein Projekt nach Amerika beworben. Seine Vision ist es mit OPM (other peoples money) OPI (other peoples ideas) zu realisieren und so mit einer eigenen Firma ganz nach oben zu kommen. Markus kämpft auf diesem Weg mit allen Mitteln. Sein großes Ziel rückt immer näher, auch wenn es manchmal eng wird. Als er auf seiner Achterbahnfahrt durch die Finanzwelt auf den österreichischen Ölbohrtechniker Karl Walter Block trifft, scheint alles steil nach oben zu gehen. Öl in Hülle und Fülle. Durch Blocks revolutionäre Theorien scheinen alle bisherigen Prognosen Schall und Rauch. Der Traum vom schnellen Geld wird greifbar.
Doch dann bricht alles zusammen…
Beurteilung:
Wäre nicht der Titel und der leider sehr viel verratende Klappentext, wäre der Leser durch die Wendung zur Katastrophe wirklich überrascht. Andreas Eschbach schafft es, in der ersten Hälfte seines Buches eine rasante, kaleidoskopische Verkettung verschiedener Handlungsstränge anzulegen. Durch das Netz der ständig wechselnden Personen, Orte und Zeitebenen formt sich nach und nach ein immer klareres Bild der Geschehnisse. Eines nach dem anderen passen die Teile des Puzzles zueinander. Bis zur Mitte des Buches sind fast alle losen Enden der verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Mit der Zusammenführung der verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen wird die Geschichte linear, und der Leser folgt Markus Westermann durch die Kulisse unserer zerfallenden Zivilisation. Der bei nahezu allen anderen Nachkatastrophenromanen stattfindende große Knall fehlt. Vielleicht ist es jedoch gerade dieser schleichende Untergang, resultierend auf bekannten Tatsachen, recherchierten Fakten und unser aller Angst vor dem Ende des Öls, der die Geschichte so beängstigend und glaubwürdig macht.
Fazit:
Spannend und mitreißend geschrieben. Das ist der Stoff für einen echten Bestseller. Gut recherchierte Unterhaltung. Ein Endzeitszenario ohne den ganz großen Schrecken. Leicht verdaulich aber dennoch hervorragend beobachtet und gekonnt gesponnen.
Dieser Eschbach kann es locker mit einem Dan Brown aufnehmen.
Und für eine Verfilmung würde sich das Buch allemal eignen.

Ausgebrannt
Autor:
Eschbach, Andreas
Verlag, Nummer:
Lübbe
978-3-785-72274-9

Warnung!
Die Besprechung von „Ausgebrannt“ ist für mich eine höchst zwiespältige Angelegenheit: der Autor hat die Handlung des Buches so aufgebaut, dass der Leser lange Zeit nicht ahnt, was ihn erwartet. Die Aufmachung und der Klappentext des Buches verraten aber in jedem Fall bereits so viel, dass ein unbedarftes Lesen fast unmöglich ist.
Obwohl ich mich bemüht habe, keine wichtigen Aspekte zu verraten und mich auf keinen Fall weiter als der Klappentext gewagt habe,

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Das gestohlene Kind

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Das gestohlene Kind

Das gestohlene Kind
Autor:
Donohue, Keith
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

„Das gestohlene Kind“ ist das Erstlingswerk eines irisch stämmigen Nordamerikaners. Keith Donohue legt mit seinem Roman Debut ein bezauberndes Märchen für Erwachsene vor. Von der ersten Seite an nimmt er den Leser gefangen in dieser wundervoll schwermütigen Stimmung von den zum greifen nah wirkenden Gestalten aus der Welt der irischen Mythen.
Inhalt:
Der kleine Henry wird mit sieben Jahren von Kobolden ausgetauscht und ein Wechselbalg an seiner statt in die Obhut der Eltern gegeben.
Henry durchläuft die Metamorphose eines Wechselbalgs und wird selbst zu einem Wesen des Waldes. Als Aniday lebt er unter den Kobolden und wird Teil ihrer archaischen Gesellschaft. Seine ursprüngliche Identität verliert sich bald in den Nebeln seiner Erinnerung und die neue Realität verändert sein Wesen fast vollständig. Einzig der ungestümer Wunsch eines Kontakts mit seinem alter Ego bildet eine Brücke zu seiner Vergangenheit. Doch auch der „neue Henry“ ist erfüllt von einem kaum greifbaren Verlangen nach seiner vor langer Zeit verlorenen Identität. Denn jeder Wechselbalg war einst ein Mensch und erst wenn es an der Zeit ist schließt sich der Kreis.
Beurteilung:
Wenig romantisch und fast schon brutal ist das Leben innerhalb des Kobold-Clans. Trotzdem erfüllt es den Leser mit Wehmut, wenn Aniday durch die Wälder streift. Sein persönliches Leid, seine privaten Wünsche und seine Beweggründe sind unglaublich plastisch und einfühlsam beschrieben. Sein Weg unter den Wesen des Waldes rührt den Leser zu Tränen. Die aus beiden Sichten, dem neuen Henry und Aniday, alternierende, tagebuchartige Erzählung zeigt in oft drastischer Härte die Mechanismen der Wechselbälge. Dennoch verspürt der Leser eigentlich immer die Wärme einer feenhaften Traumwelt, die einst Bestand hatte aber in unserer Welt zu einem anachronistischen Relikt geworden ist, zu einem Fossil, das längst ausgestorben ist.
Fazit:
Spannend und zu jeder Zeit fesselnd ist dieser Roman ein wunderschönes trauriges Märchen und zugleich eine erschreckend reale Anklage unserer Zerstörung der Welt. An manchen Stellen an den Abgründen des Seins und dennoch voller hoffnungsvoller Träume. Die bewegende Schilderung des Weges eines menschlichen Wesens durch eine feindliche Welt. Trotz aller Fatalität versöhnlich und träumerisch

Das gestohlene Kind
Autor:
Donohue, Keith
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

„Das gestohlene Kind“ ist das Erstlingswerk eines irisch stämmigen Nordamerikaners. Keith Donohue legt mit seinem Roman Debut ein bezauberndes Märchen für Erwachsene vor. Von der ersten Seite an nimmt er den Leser gefangen in dieser wundervoll schwermütigen Stimmung von den zum greifen nah wirkenden Gestalten aus der Welt der irischen Mythen.
Inhalt:
Der kleine Henry wird mit sieben Jahren von Kobolden ausgetauscht und ein Wechselbalg an seiner statt in die Obhut der Eltern gegeben.

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Die Maske der Verräter

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Die Maske der Verräter

Die Maske der Verräter
Autor:
Schweikert, Ulrike
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

Der eigentlich als Jugendbuch konzipiert historische Krimi spielt in Würzburg. Ich habe das Buch mit viel Freude gelesen und möchte behaupten, dass es ein spannender historischer Krimi ist, der genauso Erwachsene in seinen Bann zieht.
Inhalt:
Würzburg im Jahr 1453: Der Schmiede-Lehrling Jos beobachtet durch Zufall wie drei maskierte Fremde des nächtens in die Schmiede seines Meisters eindringen um eines ihrer Pferde beschlagen zu lassen. Heimlich belauscht er deren Gespräch und erfährt bruchstückhaft von einem geplanten Mordanschlag. Von diesem Tag an ist Jos mitten im großen Abenteuer seines Lebens. Mit jugendlichem Eifer versuchen er und seine Freundin Sara hinter die Geheimnisse und Verschwörungen der Maskierten zu kommen. Ein kriminalistisches Jugendabenteuer in einer Zeit politischer Umstürze und Wirren beginnt.
Beurteilung:
Gut recherchiert und mit vielen Details aus dem Historischen Würzburg angereichert ist dieser Roman von Ulrike Schweikert ein echtes Muss für Würzburger. Die ausführliche Vorarbeit und nicht zuletzt die „Schnupperlehre“ bei einem guten Bekannten von mir dem Wikinger-Schmied Keitel kleiden die spannende Handlung in ein schlüssiges authentisches Gewand. Während des Lesens streift man durch ein Würzburg des ausgehenden Mittelalters. Viel Lokalkolorit und wunderbare Details machen diesen Weg zu einem sehr reellen Erlebnis. Als Abrundung ist am Anfang des Buches die historische Karte der Stadt abgebildet. Vor diesem Hintergrund spinnt Ulrike Schweikert das spannende Garn eines politischen Krimis, das den Leser bis zum Ende mit zittern lässt.
Fazit:
Ausnahmsweise mal zwei Anglizismen als Fazit, weil sie gar so gut passen und diesem Buch viel gerechter werden, als den bekannteren Vertretern, für deren Vermarktung sie geschaffen wurden.
Ein echter All-Ager voller Spannung.
Ein Page-Turner der die Nacht zum Tage macht.

Die Maske der Verräter
Autor:
Schweikert, Ulrike
Verlag, Nummer:
C. Bertelsmann
978-3570-00936-9

Der eigentlich als Jugendbuch konzipiert historische Krimi spielt in Würzburg. Ich habe das Buch mit viel Freude gelesen und möchte behaupten, dass es ein spannender historischer Krimi ist, der genauso Erwachsene in seinen Bann zieht.
Inhalt:
Würzburg im Jahr 1453: Der Schmiede-Lehrling Jos beobachtet durch Zufall wie drei maskierte Fremde des nächtens in die Schmiede seines Meisters eindringen um eines ihrer Pferde beschlagen zu lassen.

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Nocturna

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Nocturna

Nocturna
Autor:
Nuyen, Jenny-Mai
Verlag, Nummer:
CBJ
978-3570-13337-8

Mit Nocturna hat Jenny-May Nuyen mit ihren gerade einmal neunzehn Jahren ihren dritten Fantasy Roman verfaßt. Damit ist sie wie Christopher Paolini, dem Autor von Eragon ein „Wunderkind“. Nur finde ich, sind ihre Bücher wesentlich authentischer und innovativer. Wunderbar flüssig und spannend zu lesen, mit auch für Erwachsene überraschenden tiefgründigen Helden.
Inhalt:
Nocturna, Eine Stadt der Diebe und Mörder, der Geheimgesellschaften und Spitzel. Eine Fantasystadt wie eine viktorianische Metropole.
Apolonia, das verzogene Gör aus der Upper-Class, Vampa der Junge ohne Vergangenheit, der in der Gosse lebt und Tigwid der kleine „Gangster“ aus der Unterwelt der Diebe werden vom Schicksal zusammengewürfelt. Drei Kinder aus unterschiedlichsten sozialen Schichten und mit ganz unterschiedlichen Träumen und Beweggründen müssen sich der größten Bedrohung stellen, der Nocturna je gegenübergestanden war. Einer Bedrohung von innen durch mächtige Geheimbünde und verfilzte Seilschaften, die bereits seit Jahren stetig wächst. Apolonia, deren Mutter durch die Machenschaften „der Dichter“ getötet wurde, die nur auf Rache sinnt, Vampa, dessen Erinnerungen von „den Dichtern“ gestohlen wurden und Tigwid, der wie ein Einfaltspinsel auf die Menagerie stolpert, bald in diese bald in jene Richtung getrieben, müssen ihren gemeinsamen Nenner erkennen, denn nur gemeinsam können sie das teuflische Blendwerk der mächtigen Gegner durchschauen und deren Finstere Pläne vereiteln.
Beurteilung:
Noch dichter, noch überraschender und facettenreicher sind die Charaktere in Jenny-Mays neuestem Roman. Die Tiefgründigkeit ist für mich an manchen Stellen beängstigend, vor allem wenn man sich das zarte Alter der Autorin vor Augen hält. Jenny May entlarvt die Relativität subjektiver Wahrnehmung als Grundproblem sozialer Strukturen. Die Protagonisten ihres Romans könnten, wenn sie über genügend Objektivität verfügen würden, ihre Aufgabe viel einfacher und effektiver lösen und zu einem gemeinsamen Glück finden.
Tiefe Einblicke in die Macht von Manipulation und Desinformation und unsere Bereitschaft einer Verführung zu erliegen und dem Verführer zu folgen, sind in diesen Roman auf ganz und gar unaufdringliche Art und Weise eingeflossen. Jenny May behandelt das gewichtiges Thema ohne jeden pädagogischen Zeigefinger. Ihre unschuldige Art mit der Thematik umzugehen macht zugleich die Stärke des Buches aus. Die Protagonisten sind bis ins letzte glaubwürdig und trotz aller Fehler fast schon gute Freunde, denen man über ihre Fehler hinweghelfen und ihre Scheuklappen herunterreißen möchte.
Fazit:
Nocturna ist sicherlich kein ganz großes Buch. In jedem Fall aber ein ein wirklich unterhaltsamer Jugendroman, den ich allen Freunden phantastischer Abenteuer nahelegen möchte. Ohne sich in epischer Breite zu verlieren hält die Autorin den Spannungsbogen und erzählt eine facettenreiche und schlüssige Geschichte.

Nocturna
Autor:
Nuyen, Jenny-Mai
Verlag, Nummer:
CBJ
978-3570-13337-8

Mit Nocturna hat Jenny-May Nuyen mit ihren gerade einmal neunzehn Jahren ihren dritten Fantasy Roman verfaßt. Damit ist sie wie Christopher Paolini, dem Autor von Eragon ein „Wunderkind“. Nur finde ich, sind ihre Bücher wesentlich authentischer und innovativer. Wunderbar flüssig und spannend zu lesen, mit auch für Erwachsene überraschenden tiefgründigen Helden.
Inhalt:
Nocturna, Eine Stadt der Diebe und Mörder, der Geheimgesellschaften und Spitzel.

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Seide und Schwert

von am 12. Oktober 2008 Kommentare deaktiviert für Seide und Schwert

Seide und Schwert
Das Wolkenvolk 1
Autor:
Meyer, Kai
Verlag, Nummer:
Loewe Verlag
9783785557419

„Seide und Schwert“ bildet den Auftakt zu Kai Meyers Wolkenvolk-Trilogie. Hier beginnt Niccolos wunderbare Reise durch das mythologische China von 1760.
Inhalt:
Vor Jahrhunderten hat der „Große Leonardo“ die Wolkeninsel konstruiert. Durch gewaltige Aetherpumpen wird eine Wolke stabilisiert und befindet sich als fliegende Insel seit zweihundertfünfzig Jahren in der Luft. Fast ohne Kontakt zur Außenwelt. Die gesellschaftlichen Strukturen der Insel sind starr und streng hierarchisch. Unsinnige Verbote und dogmatische Gesetze regeln das Leben der Bewohner in ihrem selbstgewählten Exil. So träumt der junge Niccolo, als Außenseiter am Rande der Gesellschaft lebend, davon, eines Tages die Insel zu verlassen und wirklichen Boden unter den Füßen zu verspüren.
Als eines Tages durch eine Fehlfunktion der Aetherpumpen die Insel abzustürzen droht und das Ende unausweichlich scheint, wird dieser Traum zur Realität. Doch anstatt, wie erträumt, alles hinter sich lassen zu können wird Niccolo zum Hoffnungsträger für sein ganzes Volk. Er macht sich am Erdboden auf die Suche nach den legendären Drachen, denn aus dem Atem dieser Geschöpfe entsteht der Aether. Zum Zeitpunkt des Beihnahe-Absturzes hat sich die Insel zwischen drei mächtigen Bergen im Reich der Mitte verkeilt. Niccolos langer Weg durch ein China zwischen Geschichte und Mythologie beginnt.
Beurteilung:
Kai Meyer erschafft mit seiner Trilogie vom Wolkenvolk eine märchenhaft phantastische Welt. Inspiriert durch die unterschiedliche Kulturen Italiens und Chinas, deren Helden und Sagen, mischt der Autor farbenfroh und die ganze Palette nutzend, eine wunderbar bunte Welt zusammen. Obwohl er sich mit seinen Beschreibungen bewusst an Filme wie „Hero“, „Tiger and Dragon“ oder „House of Flying Daggers“ anlehnt und vor allem in den Kampfsequenzen klassische Elemente der Peking Oper wie den „Federflug“ nutzt wendet er sich mit dieser Trilogie eindeutig an ein relativ junges Publikum. Trotz seiner weitschweifenden Beschreibungen und seinen wundervoll ausgearbeiteten Charakteren vergisst er dabei leider den Aspekt der Fremdheit vollkommen und streift interkulturelle Probleme nur ganz am Rande. Niccolos Reise und seine Suche nach Rettung für sein Volk wird dabei zu einer wilden Reise durch die jugendliche Gefühlswelt. Der unglaublich einfallsreiche Plot, die mannigfaltigen Ideen und die, wenn auch manchmal zu ausführlichen, Verstrickungen der Protagonisten stehen leider oft langweiligen Wiederholungen und allzu epischen Beschreibungen gegenüber.
Fazit:
Wer schnell liest und sich nicht zu sehr daran stört, dass manches doch sehr jugendlich gehalten ist, kann sich mit Niccolos Abenteuern in eine wunderbar farbenprächtige Fantasy-Welt versetzen lassen. Ich habe die Trilogie trotz meiner Kritik wirklich genossen und am Ende überragen die vielen schönen Bilder doch die manchmal etwas zähe Handlung.

Seide und Schwert
Das Wolkenvolk 1
Autor:
Meyer, Kai
Verlag, Nummer:
Loewe Verlag
9783785557419

„Seide und Schwert“ bildet den Auftakt zu Kai Meyers Wolkenvolk-Trilogie. Hier beginnt Niccolos wunderbare Reise durch das mythologische China von 1760.
Inhalt:
Vor Jahrhunderten hat der „Große Leonardo“ die Wolkeninsel konstruiert. Durch gewaltige Aetherpumpen wird eine Wolke stabilisiert und befindet sich als fliegende Insel seit zweihundertfünfzig Jahren in der Luft. Fast ohne Kontakt zur Außenwelt. Die gesellschaftlichen Strukturen der Insel sind starr und streng hierarchisch.

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Am Vorabend der Ewigkeit

von am 11. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: Am Vorabend der Ewigkeit (Hothouse bzw. The Long Afternoon of Earth)
Autor: Brian W. Aldiss
Verlag, Nummer: Goldmann 25046

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Vor mehr als 36 Jahren las ich diesen Roman erstmals (gleicher Titel, Heyne 3030) in der damaligen deutschen Erstausgabe, die um zwei unbedeutende Episoden gekürzt war. Mehr als 20 Jahre später wurde er mit neuem Titel (Der lange Nachmittag der Erde, Heyne Bibliothek der SF-Literatur 61) wiederum aufgelegt. Diese ungekürzte und vortrefflich neu übersetzte Version verführte mich zur nochmaligen Lektüre. Dabei genoss ich den leicht aufblitzenden Wortwitz der neuen Fassung, ergänzt durch zwei zusätzliche Abhandlungen über Aldiss´ Schaffen im allgemeinen und zum vorliegenden Werk im besonderen. Nun, beide Taschenbücher sind leider längst vergriffen, und die Bibliotheks-Ausgabe ist kaum noch aufzutreiben. 1998 wurde der Roman von Goldmann zum Glück neu herausgebracht und ist immer noch zu erhalten. Leider hat man hierfür die alte Version gewählt, aber der Spatz in der Hand… Vor kurzem fiel mir dieses schmale Bändchen von ca. 190 Seiten Umfang wieder in die Hände, und ich konnte nicht widerstehen, es zum dritten Mal zu lesen. Meine freudige Erwartung wurde auch diesmal nicht enttäuscht und ich konnte erneut feststellen, daß der Roman ein wichtiges und immer noch sehr lesenswertes Werk ist.

Inhalt:
„Am Vorabend der Ewigkeit“ beschreibt unsere Welt in einer weit in der Zukunft liegenden Zeit, in der die Sonne allmählich zur Nova wird. Die Rotation der Erde hat sich so stark verlangsamt, daß sie der Sonne immer dieselbe Seite zuwendet und der Mond immer an der gleichen Stelle steht. Das daraus resultierende Treibhausklima hat die Pflanzen zu gigantischer Größe mutieren lassen. Das Aussterben der meisten Tierarten, durch die starke Sonnenstrahlung verursacht, gab den Pflanzen die Möglichkeit, die Rolle der verschwundenen Fauna zu übernehmen, bis hin zu extrem gefährlichen Raubpflanzen. Kleine, isolierte Stammesgruppen von Menschen, immer von einer älteren Frau angeführt, leben in den ganze Kontinente überspannenden Wäldern. Sie bewegen sich in unglaublicher Höhe auf riesigen Ästen wie auf Überlandstraßen, beständig auf der Hut vor versteckten und übermächtigen Gefahren. Gren, ein halbwüchsiger Junge, der gegen seine Rolle als behüteter zukünftiger „Zeuger“ rebelliert, wird vom Stamm ausgestoßen und beginnt, nur von dem Mädchen Poyly begleitet, eine phantastische Odyssee durch eine fremdartige und erschreckende Welt.

Beurteilung:
Das Buch, für das Aldiss 1962 mit dem Hugo-Award ausgezeichnet wurde, entstand durch Zusammenfassung mehrerer Kurzgeschichten zu einem Episodenroman. Der Autor schildert eine Welt voller Wunder und Gefahren, bevölkert von unglaublichen Wesen, wobei der Held immer wieder bizarren Situationen ausgesetzt wird. Die stark fantasyhaft geprägte Reise durch eine letztlich zum Untergang verurteilte Welt erinnert unwillkürlich an die Odyssee, an Gullivers Reisen oder an Sindbad, den Seefahrer. Viele Ereignisse, Lebewesen und Tragödien werden nur bruchstückhaft dargestellt, nicht erklärt. Aber das liegt offensichtlich auch nicht in der Absicht des Schriftstellers, der keine naturwissenschaftlich fundierte Analyse anstrebt. Er läßt vielmehr eine Fülle von eindringlichen und phantastischen Bildern und Situationen aufblitzen, die dennoch eine dramatische Gesamtschau unserer Erde in fernster Zukunft heraufbeschwört, wie sie suggestiver und einprägsamer kaum vorstellbar ist, voll überbordender Einfälle und von überwältigender Eindringlichkeit.
Allerdings ist der Roman für Leser, die eine „sympathische“ Bezugsperson suchen, weniger zu empfehlen, denn Gren ist ganz schön egoistisch und in manchen Situationen ziemlich rücksichtslos. Von Selbstzweifeln ganz und gar nicht geplagt, trifft er keineswegs immer die „richtigen“ Entscheidungen und opfert auch in einigen Situationen bedenkenlos Mitglieder seiner während der Irrfahrt angewachsenen Schar. Eine auf den ersten Blick halbwegs selbstlose Handlung, die Befreiung der „Dickbäuche“, erweist sich schon bald als Fehlschlag für Grens Gruppe und die unglücklichen „Befreiten“. Zudem ist er auch ganz und gar nicht der Typus des vorausplanenden Helden, wird in den meisten Situationen zum Spielball der Ereignisse und verfällt immer mehr dem Einfluß eines intelligenten Parasiten, der ihn für seine Ziele ausnützt, ihn aber gleichzeitig auch klüger und reifer macht. Daß er sich zum Schluß von diesem bösen Einfluß befreien kann, gelingt nur mit Hilfe einer anderen Intelligenz.

Fazit:
„Am Vorabend der Ewigkeit“ besticht durch außergewöhnliche Eindringlichkeit, ist an keiner Stelle langatmig, stilistisch hervorragend ausgeführt, in eigentlich jeder Hinsicht ein Meisterwerk, nach dessen Lektüre man glaubt, einen dickleibigen Wälzer gelesen zu haben, so viele atemberaubende Ideen sind darin enthalten. Faszinierende Protagonisten bereichern Aldiss´ Welt. Exotik, Abenteuer, Ideen, die die Grenze zur Fantasy überschreiten, eine eigentümliche Mischung aus Faszination und atemberaubendem Miterleben, aber auch immer bewusste Distanz zum herumgestoßenen Helden kennzeichnen dieses Werk. Dabei stehen die zahlreichen gefährlichen und aufregenden Ereignisse sowie die Dynamik des Geschehens in einem auffallenden Gegensatz zur erstarrten Welt. Detailfreude und knappe, aber trotz ihrer Ausschnitthaftigkeit genaue Beobachtungen lassen ein unglaublich dichtes Panorama entstehen, sodaß der Roman auch beim wiederholten Lesen nichts an Wirkung verliert.

Titel: Am Vorabend der Ewigkeit (Hothouse bzw. The Long Afternoon of Earth)
Autor: Brian W. Aldiss
Verlag, Nummer: Goldmann 25046

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Vor mehr als 36 Jahren las ich diesen Roman erstmals (gleicher Titel, Heyne 3030) in der damaligen deutschen Erstausgabe, die um zwei unbedeutende Episoden gekürzt war. Mehr als 20 Jahre später wurde er mit neuem Titel (Der lange Nachmittag der Erde, Heyne Bibliothek der SF-Literatur 61) wiederum aufgelegt.

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Die Kerker von Goa

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Die Kerker von Goa

Kerker von Goa

Titel: Die Kerker von Goa (Goa)
Serien-/Zyklentitel: Das Elixier der Nacht (Blood of the Goddess)
Autor: Kara Dalkey
Verlag, Nummer: Knaur 70102 (Folgebände: 70103, 70104)

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien bei Knaur unter der Reihenbandnummer 62273. Titel: "Die Geheimnisse von Goa". Band zwei und drei sind nicht neu aufgelegt worden.

Der Roman, eines der beeindruckendsten Werke, die ich in letzter Zeit gelesen habe, spielt am Ende des 16. Jahrhunderts in Goa, der kleinen portugiesischen Kolonie an der Westküste Indiens mit dem brodelnden Völkergemisch. Dort ist auch der Sitz der Santa Casa, der Inquisition. Deren mächtige Herren, die Dominikaner, verfolgen mit gnadenloser Härte und spitzfindiger theologischer Finesse Ketzer und eigene Ziele. In die Hände dieser skrupellosen Männer der Kirche gerät, eher versehentlich, ein englischer Apothekergehilfe, der durch Zufall in den Besitz eines geheimnisvollen Pulvers gekommen ist, das Tote zum Leben erwecken kann.
Dieses pulvis mirabile ist übrigens das einzige phantastische Element des eigentlich historisierenden Romans, dessen bunte Fülle von Drogen, Gerüchen, Kräutern, Kleidung, Schiffstypen, Mentalitäten, Rassen und Religionen den fiebrigen Pulsschlag eines außergewöhnlichen Fleckens Erde und einer faszinierenden Epoche heraufbeschwört. Die Menschen mit ihren Loyalitäten, aber auch Söldnermentalität und rücksichtslosem Durchsetzungswillen eigennütziger Ziele, zeigen intensives Interesse an neuen Entdeckungen jeder Art, gepaart mit unkritischer Hinnahme überkommenen Wissens und Denkens. Nach der Lektüre des zweiten (von drei) Bänden, ebenso schillernd und fesselnd geschrieben, fürchte ich leider, daß diese Trilogie den normalen Fantasy-Leser nicht so stark ansprechen dürfte, wohl aber die an Geschichte Interessierten.

Titel: Die Kerker von Goa (Goa)
Serien-/Zyklentitel: Das Elixier der Nacht (Blood of the Goddess)
Autor: Kara Dalkey
Verlag, Nummer: Knaur 70102 (Folgebände: 70103, 70104)

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien bei Knaur unter der Reihenbandnummer 62273. Titel: "Die Geheimnisse von Goa". Band zwei und drei sind nicht neu aufgelegt worden.

Der Roman, eines der beeindruckendsten Werke, die ich in letzter Zeit gelesen habe, spielt am Ende des 16.

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Beowulfs Kinder

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Beowulfs Kinder

Titel: Beowulfs Kinder (Beowulf’s Children)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Bastei 24223

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Der Folgeband zu dem vor vielen Jahren erschienenen "Der Held von Avalon" (Bastei 23089) kann notfalls auch als eigenständiger Roman gelesen werden. Immer wieder rollen Rückblenden zumindest umrißhaft das Geschehen des früheren Werkes auf. Dies geschieht jedoch in Form von allgemein verbindlichen Verhaltensregeln und persönlichen Erinnerungsbildern so gekonnt, daß es nie belehrend oder gar langweilig wirkt.
Inhalt:
Die Vorsichtsmaßnahmen und Tabus, die aus der fast vollständigen Zerstörung der ersten Kolonistensiedlungen auf Avalon, einem Planeten der 4. Sonne von Tau Ceti, resultieren, will die nächste Generation nicht mehr akzeptieren. Dies ist wohl auch dadurch erklärbar, daß die Insel Camelot, das bisherige Siedlungsgebiet, nach einem Vernichtungsfeldzug völlig frei ist von den Grendels, einer äußerst aggressiven und unglaublich überlebensfähigen Lebensform. Zwar verfolgt die Nachfolgegeneration, die frei ist von den Folgeschäden des "Eises" (des Tiefkühlschlafs während des Weltraumflugs), keine einheitliche Politik. Aber die charismatische Ausstrahlung ihres jungen Führers, der ein sehr starkes Durchsetzungsvermögen besitzt, bringt eine Gruppe von ihnen dazu, eine Station auf dem unerforschten Festland zu errichten. Das ist die Ausgangssituation für das weitere Geschehen.
Beurteilung:
"Der Held von Avalon" bietet fast nur äußere Spannung, weist keine psychologische Glaubwürdigkeit auf, zeigt einen einsamen Helden und letztlich Retter der Kolonie. Allerdings muß zugestanden werden, daß der erste Roman als reine Action-Lektüre sehr wohl Wirkung erzielt. Um so erfreulicher ist der nicht nur relative Tiefgang des Folgebandes. Neben der reichlich vorhandenen Spannung und den gelungenen Überraschungsmomenten kommen auch die psychologischen Aspekte im konfliktreichen Zusammenleben nicht zu kurz. Die Autoren überzeugen durch abwechslungsreiche Handlungsstränge und schaffen durch das Überblenden in die Perspektive der einzelnen Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Zielen und Charakteren ein breit gefächertes und zum Nachdenken anregendes Erzählspektrum. Sie benötigen keinen Überhelden im Besitz der alleinigen Wahrheit. Zwar steht die Erforschung der komplexen Fauna und Flora mit ihren Chancen und Risiken im Vordergrund, aber die eigentliche innere Dynamik und die unerwarteten Wendungen erwachsen aus den zwischenmenschlichen Konflikten der Kolonisten.
Fazit:
Diese vielschichtige Mischung aus sozialen und biologischen Komponenten, das Fehlen von Führern mit übermenschlichen Fähigkeiten und die Faszination eines fremden Planeten, dessen Rätsel und Gefahren sehr geschickt Stück für Stück erklärbar werden, machen "Beowulfs Kinder" zu einem Spitzenroman. Angenehm überrascht auch, daß den mörderischen Grendels, im ersten Roman nur biologische Vernichtungsmaschinen, eine gewisse Intelligenz und soziales Anpassungsvermögen zugestanden wird. Vielleicht entspricht das Werk nicht der Erwartungshaltung einer vorrangig an technischen Aspekten orientierten Leserschaft, da keine Weiterentwicklung der vorhandenen Technologie stattfindet. Obwohl Gefühle und Beziehungsprobleme nicht ausgespart, ja sogar Erziehungstheorien hinterfragt werden, bleibt der Roman spannend und abwechslungsreich bis zur letzten Seite.

Titel: Beowulfs Kinder (Beowulf’s Children)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Bastei 24223

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe.

Der Folgeband zu dem vor vielen Jahren erschienenen "Der Held von Avalon" (Bastei 23089) kann notfalls auch als eigenständiger Roman gelesen werden. Immer wieder rollen Rückblenden zumindest umrißhaft das Geschehen des früheren Werkes auf. Dies geschieht jedoch in Form von allgemein verbindlichen Verhaltensregeln und persönlichen Erinnerungsbildern so gekonnt, daß es nie belehrend oder gar langweilig wirkt.

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Der Splitter im Auge Gottes

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Der Splitter im Auge Gottes

Titel: Der Splitter im Auge Gottes (The Mote in God’s Eye)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Heyne 06/3531, 06/8220

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien unter der Heyne Reihenbandnummer 21532

Dieser schon vor fast zwanzig Jahren in Deutschland erstmals aufgelegte Roman zählt zu den wenigen Werken, die seitdem ununterbrochen verfügbar sind. Erneute Aktualität erlangte er durch die vor kurzem erschienene Fortsetzung „Der Ring um das Auge Gottes“ (Heyne 5180), die m.E. allerdings weit weniger interessant ist als sein Vorgänger.
Inhalt:
Im vierten Jahrtausend sendet das zweite Sternenimperium der Menschheit eine Expedition von zwei Schiffen aus, die Kontakt mit einer Fremdrasse, den „Splits“, aufnehmen soll. Diese, die im Gegensatz zum Imperium keinen überlichtschnellen Raumschiffantrieb besitzen, aber technologisch dennoch weit fortgeschritten sind, bewohnen das Sonnensystem „Splitter im Auge Gottes“. Stück für Stück wird das gefährliche Geheimnis dieser fremden Lebensform enträtselt, die von Geburt an spezialisiert, d.h. biologisch auf bestimmte Funktionen programmiert sind.
Beurteilung:
Dies ist die Ausgangsposition des sehr spannenden Romans, dessen Hauptreiz das Detektivspiel bildet, wie die Delegation der Menschen die biologische Zwangslage der „Splits“ nach und nach erkennt und einordnet. Diese faszinierende Puzzle wird unterstrichen durch die gelungene Schilderung der facettenreichen fremden Kultur. Die Aliens sind in Klassen eingeteilt: Herrschende, Vermittler (eine Art Dolmetscher-Diplomaten) und eine zahlreiche dumpfe Subspezies ohne eigentliche Intelligenz, die aber instinktgeleitet Maschinen konstruieren und erhalten kann. Leider sind die menschlichen Charaktere meist sehr schablonenhaft dargestellt, wirken stereotyp und umrißhaft. Nicht vieles wird hinterfragt, der gedankliche Hintergrund ist wenig glaubhaft – vielleicht am fragwürdigsten in der Tatsache, daß die Menschheit im Kosmos feudalistisch organisiert ist, na ja …
Fazit:
Trotz dieser Schwächen und gelegentlicher Längen besticht dieser umfangreiche Roman durch starke Spannung. Sicherlich werden die Leser, die sich an gelegentlichen Kritikpunkten nicht übermäßig stören, fasziniert sein von der absolut fremdartigen und doch letztlich in sich logischen Darstellung dieser fremden Kultur, ihrer Zwänge und Ziele. Wer sich in die pralle und erregende Welt dieser Space Opera hineinziehen läßt, wird sicherlich auf seine Kosten kommen und verstehen, warum dieses Werk bei den Lesern so großen Erfolg hatte und noch immer hat.

Titel: Der Splitter im Auge Gottes (The Mote in God’s Eye)
Autor: Larry Niven & Jerry Pournelle
Verlag, Nummer: Heyne 06/3531, 06/8220

update: Es gibt leider keine aktuelle Ausgabe. Die letzte Version erschien unter der Heyne Reihenbandnummer 21532

Dieser schon vor fast zwanzig Jahren in Deutschland erstmals aufgelegte Roman zählt zu den wenigen Werken, die seitdem ununterbrochen verfügbar sind. Erneute Aktualität erlangte er durch die vor kurzem erschienene Fortsetzung „Der Ring um das Auge Gottes“ (Heyne 5180),

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Der Adept des Assassinen

von am 4. Dezember 2007 Kommentare deaktiviert für Der Adept des Assassinen

Titel: Der Adept des Assassinen (Assassin’s Apprentice)
Serien-/Zyklentitel: Die Legende vom Weitseher (Farseer)
Autor: Robin Hobb
Verlag, NummeR: Bastei 28231, 20350 (Folgebände: 20360, 20375)

update: Die Originalausgabe bei Bastei ist lange vergriffen. Die aktuelle Ausgabe bei Heyne heist "Der Weitseher", "Der Schattenbote" und "Der Nachtmagier" unter de, Bandnummern 52481, 52520 und 52521

Wohl kaum jemand mit normalem Lesetempo kann die Flut der monatlichen Neuerscheinungen im utopisch-phantastischen Bereich lesend erfassen, um die wirklichen Highlights heraus zu filtern. Manchmal hilft also bei einem neuen Autor der Zufall oder „die Nase“ oder eine Empfehlung. Diesmal hatte ein Mitarbeiter der Romanboutique den betreffenden Band in Englisch gelesen  und mir sehr ans Herz gelegt. Ich war also wirklich gespannt auf diesen Roman und kann voller Freude bestätigen, daß er zu den beeindruckendsten und emotional bewegendsten zählt, die ich im Fantasy-Genre je gelesen habe. Aber genug des Vorablobes.
Inhalt:
Der sechsjährige Bastardabkömmling eines Prinzen wird von seinem Großvater zur königlichen Burg gebracht und dort vom Stallmeister Burrich, einem ehrenwerten aber harten Mann, erzogen. Fitz genannt, d.h. unehelicher Sohn, erhält er dort eine strenge und mühevolle Ausbildung. Er zieht die Aufmerksamkeit des Königs auf sich, der ihn zum Assassinen, d.h. politischen Attentäter ausbilden läßt, da er erkennt, daß der Junge seltene magische Talente besitzt. Aber vom Talent zum Können ist halt ein weiter und steiniger Weg, wie wohl jeder am eigenen Leib schon erfahren hat. Als seefahrende Barbarenhorden das Land verwüsten, wird Fitz auf seine erste Mission geschickt. Mehr soll hier nicht gesagt werden, es wäre zu schade.
Beurteilung:
Also, bitte nicht den Klappentext lesen – er verrät schon ein wenig zu viel und ist außerdem, wie so oft, auch sachlich unrichtig. Der Roman ist in der IchForm geschrieben, was für mein Empfinden oft zu Abstrichen führt. Diese leichte Abneigung war aber sehr schnell überwunden. Die dichte Atmosphäre, die Stimmung von Resignation, Vereinsamung und Traurigkeit verfehlt nicht ihre Wirkung. Selbst einige heitere Passagen, welche die uns heute fremde harte Erziehung ein wenig aufhellen, gefährliche Intrigen, die Darstellung der politischen Ränke und Eifersüchteleien, die soziale und emotionale Distanz, gedankenlose oder absichtliche Rücksichtslosigkeit der Herrschenden, alles das wird so glaubhaft und aufwühlend dargestellt, daß der Leser vergißt, daß er sich in den Seiten eines Buches befindet. Er glaubt, am Leben des jungen Fitz teilzunehmen. Die handelnden Personen geraten niemals zum Klischee, gleiten nie ab ins Triviale und selbst völlig unvorhergesehene Wendungen in der Handlung sind aus den Zielen und den Prägungen der handelnden Charaktere ableitbar, wenn auch glücklicherweise erst im Nachhinein. Dazu 0kommt noch als großer Pluspunkt, daß die Übersetzung ungewöhnlich gut ist; heute leider nur noch selten anzutreffen.
Fazit:
Die Autorin hat es überzeugend verstanden, eine komplexe Gesellschaft, eine fremdartige und doch vertraute Welt, das Heranreifen eines jungen Menschen mit seinen Nöten, Niederlagen und der letztlichen Selbstbehauptung vor uns entstehen zu lassen. Die Welt des jungen Fitz wird nie in grellen Tönen gemalt, ist ganz sicher kein Fantasy-Epos mit übermenschlichen Recken, aber „dieses Buch hat alles, um zu einem der beliebtesten Fantasy-Romane der nächsten Jahre zu werden“.

Titel: Der Adept des Assassinen (Assassin’s Apprentice)
Serien-/Zyklentitel: Die Legende vom Weitseher (Farseer)
Autor: Robin Hobb
Verlag, NummeR: Bastei 28231, 20350 (Folgebände: 20360, 20375)

update: Die Originalausgabe bei Bastei ist lange vergriffen. Die aktuelle Ausgabe bei Heyne heist "Der Weitseher", "Der Schattenbote" und "Der Nachtmagier" unter de, Bandnummern 52481, 52520 und 52521

Wohl kaum jemand mit normalem Lesetempo kann die Flut der monatlichen Neuerscheinungen im utopisch-phantastischen Bereich lesend erfassen, um die wirklichen Highlights heraus zu filtern.

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